Aivlosin
alt informationeno
EUROPEAN MEDICINES AGENCY
SCIENCE MEDICINES HEALTH
EMA/63817/2006 E M EA/V/C/000083
Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit
Aivlosin
Tylvalosin
Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Aivlosin. Hierin wird erläutert, wie die Agentur dieses Tierarzneimittel beurteilt hat, um zu ihren Empfehlungen für die Zulassung des Arzneimittels in der Europäischen Union (EU) und die Anwendungsbedingungen zu gelangen.
Wenn Sie als Tierbesitzer oder -halter praktische Informationen über Aivlosin benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage oder wenden Sie sich an Ihren Tierarzt oder Apotheker.
Was ist Aivlosin und wofür wird es angewendet?
Aivlosin ist ein Antibiotikum.
Bei Schweinen wird es zur Behandlung oder zur Metaphylaxe einer Reihe von Infektionskrankheiten angewendet, die durch Bakterien verursacht werden und die Lungen (enzootische Pneumonie des Schweins) oder den Darmtrakt (Schweinedysenterie oder Porcine Proliferative Enteropathie) betreffen. Metaphylaxe bezeichnet die gleichzeitige Behandlung sowohl von erkrankten Tieren als auch von klinisch gesunden Tieren mit engem Kontakt zu den erkrankten Tieren. Aivlosin verbessert die Gesundheit und das Gewicht der Tiere, kann jedoch unter Umständen die Bakterien, die die Lungeninfektion ausgelöst haben, nicht vollständig entfernen.
Bei Hühnern und Fasanen wird es zur Behandlung oder Metaphylaxe von Lungeninfektionen angewendet, die durch das Bakterium Mycoplasma gallisepticum verursacht werden. Bei Truthühnern wird es zur Behandlung von Lungeninfektionen durch das Bakterium Ornithobacterium rhinotracheale angewendet, das bei Komplikationen durch andere virale und bakterielle Infektionen Erkrankungen hervorrufen kann.
Wie wird Aivlosin angewendet?
Aivlosin ist als Arzneimittel-Vormischung zur Herstellung von Futtermitteln und als Pulver zur oralen Verabreichung für Schweine erhältlich sowie als Granulat zur Verwendung im Trinkwasser für Schweine, Hühner, Truthühner und Fasane. Es ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
An agency of the European Union
30 Churchill Place • Canary Wharf • London E14 5EU • United Kingdom Telephone +44 (0)20 3660 6000 Facsimile +44 (0)20 3660 5555 Send a question via our website www.ema.europa.eu/contact
© European Medicines Agency, 2016. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged.
Die Vormischung wird dem Schweinefutter in einem autorisierten Futtermittelbetrieb beigemischt, und das erzeugte „Fütterungsarzneimittel" wird an den Landwirt zur Behandlung einer großen Anzahl von Schweinen ausgeliefert. Das Pulver zur oralen Verabreichung wird vom Schweinehalter selbst ins Schweinefutter gemischt und zur Behandlung einzelner Schweine verwendet. Das Granulat wird dem Trinkwassersystem zugesetzt, entweder direkt oder nach Auflösung in einer Vorratslösung.
Da die Zusammensetzung des Schweinefuttermittels die Wirksamkeit von Aivlosin beeinflussen könnte, sollte es nur in Trockenfuttermittel verwendet werden. Das Pulver zur oralen Verabreichung lässt sich nicht gut Pellets beimischen und sollte deshalb nicht in pelletiertem Schweinefutter verwendet werden.
Wie wirkt Aivlosin?
Der Wirkstoff von Aivlosin ist Tylvalosin (früherer Name: Acetylisovaleryltylosin), ein Antibiotikum aus der Gruppe der Makrolide. Es wirkt durch Blockieren der bakteriellen Ribosomen, d. h. der Teile der Zelle, in denen Proteine produziert werden, und hemmt dadurch das Wachstum der Bakterien.
Welchen Nutzen hat Aivlosin in den Studien gezeigt?
Die antimikrobielle Wirksamkeit von Tylvalosin gegen krankheitserregende Bakterien wurde im Labor untersucht. Die wichtigsten klinischen Untersuchungen zur Wirksamkeit von Aivlosin wurden auf Bauernhöfen in einer Reihe von Ländern in Europa sowie außerhalb der EU durchgeführt.
Die Studien an Schweinen wurden entweder an Schweinen durchgeführt, die bereits erkrankt waren, oder an Schweinen, die Kontakt mit erkrankten Tieren auf demselben Hof hatten, sodass sie die Krankheit mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls entwickeln würden. Die Studien ergaben, dass mit Aivlosin behandelte Schweine weniger schwere Anzeichen der Krankheit als die unbehandelten Tiere aufwiesen. Der Behandlungserfolg mit Aivlosin war mit der Wirksamkeit anderer Arzneimittel derselben Klasse vergleichbar, die für solche Krankheiten bei Schweinen zugelassen sind.
In einer weiteren Reihe von Studien wurde Aivlosin bei erkrankten Hühnern und Fasanen sowie bei sehr jungen Küken, die in Eiern aus infizierten Beständen ausgebrütet wurden, untersucht. Bei mit Aivlosin behandelten Hühnern und Fasanen traten weniger schwere Anzeichen der Krankheit auf als bei unbehandelten Tieren. Die Wirksamkeit von Aivlosin war mit der anderer Arzneimittel derselben Klasse vergleichbar, die bereits für diese Krankheit bei Hühnern zugelassen sind. Durch die Behandlung konnten nicht alle in den Atemwegen vorhandenen Bakterien vollständig eliminiert werden, sodass einige Tiere weiterhin Krankheitssymptome aufwiesen. Die Zahl der betroffenen Tiere war jedoch erheblich geringer als in einer Gruppe unbehandelter Tiere.
Bei Truthühnern wurden lediglich Laborstudien durchgeführt. Dabei handelte es sich um eine Dosisbestätigungsstudie bei jungen Truthühnern, die künstlich mit einem Lungenvirus (aviäres Pneumovirus) und Ornithobacterium rhinotracheale infiziert wurden, um eine komplexe Infektion zu simulieren. Nach drei Tagen wurden die Tiere entweder mit Aivlosin behandelt oder erhielten keine Behandlung. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Schädigung der Lungen und Lungenbläschen, die bei den mit Aivlosin behandelten Truthühnern geringer ausfiel als bei der nicht behandelten Gruppe von Tieren.
Welche Risiken sind mit Aivlosin verbunden?
Die vollständige Auflistung der Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen von Personen, die das Tierarzneimittel verabreichen oder mit dem Tier in Kontakt kommen, getroffen werden?
Personen, bei denen schon einmal Reaktionen beim Umgang mit Aivlosin oder ähnlichen Produkten aufgetreten sind, sollten jeden Kontakt mit Aivlosin vermeiden.
Beim Mischen von Aivlosin in Futtermittel bzw. Trinkwasser oder beim Umgang mit dem Medizinalfutter bzw. dem mit dem Arzneimittel versetzten Wasser sollte direkter Kontakt mit Augen, Haut und Mund vermieden und Schutzausrüstung wie z. B. Overall, Handschuhe und Gesichtsmaske (Atemschutzmaske oder -gerät) getragen werden. Haut, die mit Aivlosin oder Medizinalfutter bzw. Trinkwasser, das mit dem Arzneimittel versetzt wurde, in Kontakt kam, sollte gewaschen werden.
Aivlosin darf nicht bei Menschen angewendet werden. Falls Aivlosin jedoch versehentlich eingenommen wird, sollte unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt und die Packungsbeilage oder das Etikett dem Arzt vorgezeigt werden.
Wie lange beträgt die Wartezeit für Tiere, die der Lebensmittelerzeugung dienen?
Die Wartezeit ist die Zeitdauer, die nach Verabreichung des Arzneimittels abgewartet werden muss, bevor das Tier geschlachtet und das Fleisch für den menschlichen Verzehr verwendet werden kann. Sie ist ebenfalls nach Verabreichung eines Arzneimittels zu beachten, bevor Eier für den menschlichen Verzehr verwendet werden können.
Die Wartezeit für Fleisch von Schweinen, die mit Aivlosin über das Futter behandelt wurden, beträgt zwei Tage und von Schweinen, die mit Aivlosin über das Trinkwasser behandelt wurden, einen Tag. Die Wartezeit für Fleisch von Hühnern, Truthühnern und Fasanen, die mit Aivlosin über das Trinkwasser behandelt wurden, beträgt zwei Tage.
Die Wartezeit für Eier von Hühnern, die mit Aivlosin behandelt wurden, beträgt null Tage. Das Arzneimittel darf nicht bei Truthühnern angewendet werden, deren Eier für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Deshalb darf es nicht bei Eier legenden Truthühnern bzw. in den drei Wochen angewendet werden, bevor die Truthühner wahrscheinlich beginnen, Eier für den menschlichen Verzehr zu legen.
Warum wurde Aivlosin zugelassen?
Der Ausschuss für Tierarzneimittel (CVMP) der Agentur gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Aivlosin gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, es zur Anwendung in der EU zuzulassen.
Weitere Informationen über Aivlosin
Am 9. September 2004 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Aivlosin in der gesamten EU.
Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Aivlosin finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Veterinary medicines/European public assessment reports. Wenn Sie als Tierbesitzer oder -halter weitere Informationen über die Behandlung mit Aivlosin benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage oder wenden Sie sich an Ihren Tierarzt oder Apotheker.
Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im April 2016 aktualisiert.
Seite 3/3
Aivlosin
EMA/63817/2006