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Cystadane

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European Medicines Agency


EMEA/H/C/678

EUROPÄISCHER ÖFFENTLICHER BEURTEILUNGSBERICHT (EPAR)

CYSTADANE

Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit

Das vorliegende Dokument ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR), in dem erläutert wird, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die durchgeführten Studien beurteilt hat, um zu Empfehlungen bezüglich der Anwendung des Arzneimittels zu gelangen.

Wenn Sie weitere Informationen über Ihre Krankheit oder deren Behandlung benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Bestandteil des EPAR), oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Wenn Sie weitere Informationen bezüglich der Grundlage der Empfehlungen des CHMP wünschen, lesen Sie bitte die wissenschaftliche Diskussion (ebenfalls Teil des EPAR)._


Was ist Cystadane?

Cystadane ist ein Pulver zum Einnehmen, das den arzneilich wirksamen Bestandteil wasserfreies Betain enthält.

Wofür wird Cystadane angewendet?

Cystadane wird zur Behandlung von Homocystinurie eingesetzt. Es wird als Zusatz zu anderen Therapien wie Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B12 (Cobalamin), Folsäure und spezieller Diät verwendet.

Homocystinurie ist eine vererbte (genetisch bedingte) Krankheit, bei der die Aminosäure Methionin im Körper nicht vollständig abgebaut werden kann. Methionin ist natürlich im Eiweiß von Lebensmitteln vorhanden und wird im Körper normalerweise zu Homocystein und dann zu Cystein abgebaut. Patienten mit Homocystinurie können Homocystein nicht in Cystein umwandeln, so dass sich Homocystein im Blut und Urin anreichert. Zu den Symptomen der Homocystinurie zählen Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen), Knochenschwäche und Skelettabnormitäten, Ektopia lentis (Verlagerung der Augenlinse) und eine verzögerte geistige Entwicklung. Es handelt sich um eine ernste Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Cystadane wird bei Patienten mit allen drei bekannten Arten der Homocystinurie angewendet, die durch einen Mangel an denjenigen Stoffen hervorgerufen wird, die für den Abbau von Methionin benötigt werden (Cystathionin-Beta-Synthase [CBS] oder 5,10-Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase [MTHFR]), oder durch Defekte im Cobalamin-Cofaktor-Stoffwechsel (cbl).

Da es nur wenige Patienten mit Homocystinurie gibt und die Krankheit als „selten“ gilt, wurde Cystadane am 9. Juli 2001 als Arzneimittel für seltene Leiden („Orphan-Arzneimittel“) ausgewiesen. Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Wie wird Cystadane angewendet?

Die Behandlung mit Cystadane sollte von einem Arzt überwacht werden, der Erfahrung in der Therapie von Patienten mit Homocystinurie hat.

Die Standarddosis von Cystadane für Patienten im Alter von über 10 Jahren liegt bei 6 g täglich, aufgeteilt in zwei Dosen zu je 3 g. Kinder unter 10 Jahren sollten täglich 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht einnehmen, aufgeteilt auf zwei gleiche Dosen. Die Dosis für Kinder kann je nach deren Ansprechen auf die Therapie angepasst werden (überwacht durch Messung der Homocysteinkonzentration im Blut), jedoch steigert die Einnahme von Cystadane mehr als zweimal

7 Westferry Circus, Canary Wharf, London E14 4HB, UK Tel. (44-20) 74 18 84 00 Fax (44-20) 74 18 84 16 E-mail: mail@emea.europa.eu http://www.emea.europa.eu

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täglich oder in Dosen von über 150 mg pro Kilogramm Körpergewicht den Nutzen der Behandlung nicht. Ziel der Behandlung ist es, die Konzentrationen von Homocystein im Blut unter 15 Mikromol oder so niedrig wie möglich zu halten. Dies wird üblicherweise innerhalb eines Monats erreicht. Cystadane wird mit drei Messlöffeln ausgeliefert, mit denen 100 mg, 150 mg bzw. 1 g des Pulvers abgemessen werden können. Es muss vor der Einnahme vollständig in Wasser, Saft, Milch, künstlicher Säuglingsnahrung oder anderer Nahrung aufgelöst werden.

Wie wirkt Cystadane?

Betain ist eine natürlich vorkommende Substanz, die aus Zuckerrüben gewonnen wird. Bei Homocystinurie bewirkt Betain eine Senkung der Homocysteinkonzentrationen im Blut, indem es eine Reaktion im Körper unterstützt, die „Methylierung“ genannt wird, bei der Homocystein zurück in Methionin umgewandelt wird. Dadurch werden die Krankheitssymptome gemildert.

Wie wurde Cystadane untersucht?

Das Unternehmen hat Informationen über Cystadane aus der wissenschaftlichen Literatur vorgelegt. Dazu gehörten 202 Berichte, in den die Wirkungen von Cystadane in verschiedenen Dosen auf die Homocysteinkonzentrationen bei Homocystinurie-Patienten verschiedenen Alters beschrieben wurden. Für 140 Patienten wurden auch Informationen zu ihren Symptomen, der Dosis und Dauer der Behandlung und anderen, gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln vorgelegt. Die meisten Patienten nahmen gleichzeitig Vitamin B6 oder B12 oder Folsäure ein. Die Informationen aus diesen Studien wurden mit veröffentlichten Berichten über die Entwicklung unbehandelter Patienten mit derselben Krankheit verglichen.

Welchen Nutzen hat Cystadane in diesen Studien gezeigt?

Bei Patienten, die Cystadane einnahmen, wurden die Homocysteinkonzentrationen anscheinend stärker gesenkt als bei unbehandelten Patienten. Bei ungefähr drei Vierteln der Patienten, die Cystadane einnahmen, ging dies einher mit einer nachweislichen Verbesserung der Symptome, die sich auf das Herz-Kreislauf-System und die Entwicklung des Nervensystems auswirken. Das Arzneimittel war bei Patienten mit allen drei Arten von Homocystinurie wirksam.

Welches Risiko ist mit Cystadane verbunden?

Die häufigste Nebenwirkung bei der Einnahme von Cystadane (beobachtet bei mehr als einem von 10 Patienten) sind erhöhte Methioninkonzentrationen im Blut. Die Methioninkonzentrationen sollten bei Patienten, die Cystadane einnehmen, überwacht werden, da sie mit einem Hirnödem (Schwellung im Gehirn) in Zusammenhang stehen könnten. Patienten mit Symptomen eines Hirnödems wie morgendlichen Kopfschmerzen mit Erbrechen und/oder Sehstörungen sollten ihren Arzt aufsuchen, da möglicherweise die Behandlung mit Cystadane unterbrochen werden muss. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Cystadane berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Cystadane darf nicht bei Patienten angewendet werden, die überempfindlich (allergisch) gegen Betain sind.

Warum wurde Cystadane zugelassen?

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) kam zu dem Schluss, dass, obwohl wenige systematische Studien mit Cystadane vorlagen, das Arzneimittel als Zusatzbehandlung zu vorhandenen Behandlungen gegen Homocystinurie, beispielsweise Vitamingabe und eine besondere Diät, nützlich ist. Der Ausschuss stellte fest, dass Cystadane kein Ersatz für andere Behandlungen ist. Der Ausschuss entschied, dass die Vorteile von Cystadane in der Zusatzbehandlung gegen Homocystinurie bei indikationsgerechter Anwendung die Risiken überwiegen und empfahl, Cystadane die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Cystadane zu erteilen.

Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren Anwendung von Cystadane ergriffen?

Das Unternehmen, das Cystadane herstellt, wird ein Register der Patienten, die das Arzneimittel einnehmen, erstellen, um die Sicherheit des Arzneimittels zu überwachen. Das Unternehmen überwacht insbesondere alle Fälle von Hirnödem, welches bei einem geringen Anteil der Patienten in der Testphase des Arzneimittels auftrat.

Weitere Informationen über Cystadane:

Am 15. Februar 2007 erteilte die Europäische Kommission dem Unternehmen Orphan Europe SARL eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Cystadane in der gesamten Europäischen Union.

Den Registereintrag über die Ausweisung von Cystadane als Arzneimittel für seltene Leiden finden Sie hier.

Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Cystadane finden Sie hier.

Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 01-2007 aktualisiert.

©EMEA 2007 3/3