Iclusig
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EUROPEAN MEDICINES AGENCY
SCIENCE MEDICINES HEALTH
EMA/682179/2015
EMEA/H/C/002695
Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit
Iclusig
Ponatinib
Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Iclusig. Hierin wird erläutert, wie die Agentur das Arzneimittel beurteilt hat, um zu ihren Empfehlungen für die Zulassung des Arzneimittels in der EU und die Anwendungsbedingungen zu gelangen. Diese Zusammenfassung ist nicht als praktischer Rat zur Anwendung von Iclusig zu verstehen.
Wenn Sie als Patient praktische Informationen über Iclusig benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Was ist Iclusig und wofür wird es angewendet?
Iclusig ist ein Krebsarzneimittel, das den Wirkstoff Ponatinib enthält. Es wird zur Behandlung von Erwachsenen mit folgenden Erkrankungsformen einer Leukämie (Krebs der weißen Blutzellen) angewendet:
• chronische myeloische Leukämie (CML) in den verschiedenen Stadien, die als chronische Phase, akzelerierte Phase und Blastenkrise bezeichnet werden;
• akute Lymphoblastenleukämie (ALL) bei Philadelphia-Chromosom-positiven (Ph+) Patienten. Ph+ bedeutet, dass sich einige Gene des Patienten umgruppiert haben, wodurch ein spezielles Chromosom entstanden ist, das sogenannte Philadelphia-Chromosom, das zur Entwicklung von Leukämie führt. Das Philadelphia-Chromosom wird nur bei einigen ALL-Patienten festgestellt und liegt bei den meisten Patienten mit CML vor.
Iclusig wird bei Patienten angewendet, die Dasatinib oder (bei Patienten mit CML) Nilotinib (andere Krebsarzneimittel derselben Klasse) nicht vertragen oder nicht darauf ansprechen und bei denen eine anschließende Behandlung mit Imatinib (ein drittes Arzneimittel dieser Art) nicht geeignet ist. Es wird außerdem bei Patienten angewendet, bei denen eine genetische Mutation, eine sogenannte „T315I-Mutation", vorliegt, die sie behandlungsresistent gegenüber Imatinib, Dasatinib oder Nilotinib macht.
Da es nur wenige Patienten mit CML und ALL gibt, gelten die Krankheiten als selten, und Iclusig wurde am 2. Februar 2010 als Arzneimittel für seltene Leiden („Orphan-Arzneimittel") ausgewiesen.
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Wie wird Iclusig angewendet?
Iclusig ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich und die Therapie sollte nur von einem in der Diagnose und Behandlung von Leukämie erfahrenen Arzt eingeleitet werden. Iclusig ist als Tabletten (15 mg, 30 mg und 45 mg) erhältlich. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 45 mg einmal täglich. Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, bis sich entweder die Erkrankung verschlimmert oder der Patient das Arzneimittel nicht mehr verträgt. Der Arzt sollte den Abbruch der Behandlung erwägen, wenn innerhalb von drei Monaten kein vollständiges hämatologisches Ansprechen (Rückkehr zur normalen Anzahl weißer Blutzellen) erfolgt.
Iclusig kann zu Gerinnseln und Verschlüssen der Arterien und Venen führen, daher sollten vor und während der Behandlung bei den Patienten Herz und Kreislauf untersucht und bei Problemen entsprechend behandelt werden. Die Dosis muss ggf. reduziert oder unterbrochen werden, wenn bei Patienten bestimmte Nebenwirkungen beobachtet werden; bei Arterien- oder Venenverschluss sollte die Behandlung sofort unterbrochen werden. Nähere Informationen sind der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels zu entnehmen (ebenfalls Teil des EPAR).
Wie wirkt Iclusig?
Der Wirkstoff in Iclusig, Ponatinib, gehört zu einer Gruppe von Arzneimitteln, die als „Tyrosinkinasehemmer" bezeichnet werden. Diese Präparate wirken, indem sie bestimmte Enzyme, sogenannte Tyrosinkinasen, hemmen. Ponatinib wirkt, indem es die als Bcr-Abl bezeichnete Tyrosinkinase hemmt. Dieses Enzym befindet sich in einigen Rezeptoren auf der Oberfläche der Leukämiezellen, wo es an der Stimulierung der Zellen zur unkontrollierten Teilung beteiligt ist. Durch die Hemmung von Bcr-Abl hilft Iclusig, das Wachstum und die Ausbreitung der Leukämiezellen zu kontrollieren.
Welchen Nutzen hat Iclusig in den Studien gezeigt?
Iclusig wurde in einer Hauptstudie bei 449 Patienten mit CML oder Ph+ ALL untersucht, die die Behandlung mit Dasatinib oder Nilotinib nicht vertrugen oder gegenüber Dasatinib oder Nilotinib behandlungsresistent waren oder eine T315I-Mutation aufwiesen. In der Studie wurde Iclusig nicht mit einer anderen Behandlung verglichen. Das Ansprechen auf die Behandlung wurde anhand der Bestimmung des Anteils an Patienten beurteilt, die ein „gutes hämatologisches Ansprechen" (wenn die Anzahl der weißen Blutzellen zu normalen Werten zurückkehrt oder keine Nachweise einer Leukämie bestehen) oder ein „gutes zytogenetisches Ansprechen" (wenn die Anzahl der weißen Blutzellen, die das Philadelphia-Chromosom enthalten, auf unter 35 % sinkt) zeigten.
Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass die Behandlung mit Iclusig in allen Patientengruppen zu klinisch relevanten Ansprechraten führte:
• Bei den Patienten mit CML in der chronischen Phase zeigten etwa 54 % (144 von 267) ein gutes zytogenetisches Ansprechen;
• bei den Patienten mit CML in der akzelerierten Phase zeigten etwa 58 % (48 von 83) ein gutes hämatologisches Ansprechen;
• bei den Patienten mit CML in der Blastenkrise zeigten etwa 31 % (19 von 62) ein gutes hämatologisches Ansprechen;
• bei den Patienten mit Ph+ ALL zeigten etwa 41 % (13 von 32) ein gutes hämatologisches Ansprechen.
Iclusig
Welche Risiken sind mit Iclusig verbunden?
Sehr häufige Nebenwirkungen von Iclusig (die mehr als 1 von 100 Personen betreffen können) sind Pneumonie (Lungenentzündung), Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse), Pyrexie (Fieber), Bauchschmerzen, Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Vorhofflimmern (schnelle, unregelmäßige Kontraktionen der oberen Herzkammern), Anämie (verminderte Zahl roter Blutzellen), verminderte Zahl der Blutplättchen (Bestandteile des Bluts, die bei der Blutgerinnung helfen), febrile Neutropenie (verminderte Zahl weißer Blutzellen mit Fieber), Herzinsuffizienz (wenn das Herz nicht so gut arbeitet, wie es sollte), erhöhte Spiegel des Enzyms Lipase (ein Enzym), Dyspnoe (Atembeschwerden), Diarrhö (Durchfall), verminderte Zahl der Neutrophilen (eine Art weißer Blutzellen), Panzytopenie (verminderte Zahl der Blutzellen insgesamt) und perikardialer Erguss (Flüssigkeit in der Umgebung des Herzens).
Bei den klinischen Studien kam es nach mehr als dreijähriger Behandlung (40 Monate) bei 23 % der Patienten zu unerwünschten Ereignissen durch arterielle oder venöse Verschlüsse (Gerinnsel bzw. Verschlüsse in den Arterien oder Venen), bei 18 % zu ernsthaften unerwünschten Ereignissen.
Sehr häufige Nebenwirkungen jeglicher Art (die mehr als 2 von 10 Personen betreffen können) sind eine verminderte Zahl der Blutplättchen, Hautausschlag, Trockenheit der Haut und Bauchschmerzen. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Iclusig berichteten Nebenwirkungen und Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Warum wurde Iclusig zugelassen?
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Agentur gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Iclusig gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, es für die Anwendung in der EU zuzulassen. Der CHMP stellte fest, dass sich Iclusig bei Patienten mit CML oder Ph+ ALL, bei denen begrenzte Behandlungsoptionen bestehen, als wirksame Behandlung erwiesen hat. In Bezug auf die Sicherheit ist festzustellen, dass die Nebenwirkungen von Iclusig weitgehend den Nebenwirkungen anderer Tyrosinkinasehemmer ähnelten und in den meisten Fällen mit einer Dosisverringerung oder einer Dosisverzögerung behandelt werden konnten. Das Risiko von Problemen (einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall) durch Gerinnsel bzw. Verschlüsse in Arterien und Venen könnte verringert werden, indem dazu beitragende Faktoren, wie hoher Blutdruck und Cholesterinspiegel, vor und während der Behandlung überprüft und behandelt werden.
Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von Iclusig ergriffen?
Es wurde ein Risikomanagementplan entwickelt, um sicherzustellen, dass Iclusig so sicher wie möglich angewendet wird. Auf der Grundlage dieses Plans wurden Sicherheitsinformationen in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für Iclusig aufgenommen, einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten.
Darüber hinaus wird das Unternehmen, das Iclusig in Verkehr bringt, Informationsmaterial für alle Ärzte, die das Arzneimittel voraussichtlich verschreiben, bereitstellen und besondere Risiken herausstellen, bei denen eine Überwachung und Dosisanpassung empfohlen werden. Das Unternehmen wird zudem eine Studie durchführen, um die beste Anfangsdosis von Iclusig festzulegen und die Sicherheit und Wirksamkeit von Iclusig nach einer Verringerung der Dosis bei Patienten mit CML in der chronischen Phase zu beurteilen, die ein gutes zytogenetisches Ansprechen zeigen.
Weitere Informationen über Iclusig
Am 1. Juli 2013 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Iclusig in der gesamten Europäischen Union.
Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Iclusig finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European public assessment reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Iclusig benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Die Zusammenfassung des Gutachtens des Ausschusses für Arzneimittel für seltene Leiden zu Iclusig finden Sie auf der Website der Agentur:
• CML;
• ALL.
Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 11-2015 aktualisiert.
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