iMedikament.de

alt informationen

Ilaris

alt informationen

o

EUROPEAN MEDICINES AGENCY

SCIENCE MEDICINES HEALTH

EMA/467814/2016

EMEA/H/C/001109

Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit

Ilaris

Canakinumab

Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Ilaris. Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Ilaris zu gelangen.

Was ist Ilaris?

Ilaris ist ein Arzneimittel, das den Wirkstoff Canakinumab enthält. Es ist als Pulver (150 mg) zur

Herstellung einer Injektionslösung erhältlich.

Wofür wird Ilaris angewendet?

Ilaris wird zur Behandlung der folgenden Erkrankungen angewendet:

•    Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) bei Erwachsenen und Kindern ab einem Alter von zwei Jahren mit einem Körpergewicht ab 7,5 kg. CAPS bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen die Patienten einen Defekt in dem Gen aufweisen, das das Protein Cryopyrin bildet. Dies führt zu Entzündungen in zahlreichen Körperteilen und Symptomen wie Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und Müdigkeit. Darüber hinaus kann es zu schweren Behinderungen wie Taubheit und Verlust des Sehvermögens kommen;

•    Morbus Still, einschließlich adulter Morbus Still (Adult-onset Still's Disease, AOSD) und systemische juvenile idiopathische Arthritis (SJIA), seltene Erkrankungen, die Gelenkentzündungen sowie Ausschlag und Fieber hervorrufen. Ilaris kann bei Patienten ab zwei Jahren angewendet werden, deren Erkrankung aktiv ist und die ungenügend auf so genannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAID) und systemische Kortikosteroide angesprochen haben. Ilaris wird allein oder in Kombination mit Methotrexat (ein auf das Immunsystem wirkendes Arzneimittel) angewendet;

•    Gichtarthritis (eine schmerzhafte Entzündung der Gelenke, die durch Ablagerungen von Uratkristallen verursacht wird). Ilaris wird zur Behandlung der Symptome bei Erwachsenen mit

An agency of the European Union


30 Churchill Place Canary Wharf London E14 5EU United Kingdom Telephone +44 (0)20 3660 6000 Facsimile +44 (0)20 3660 5555 Send a question via our website www.ema.europa.eu/contact

© European Medicines Agency, 2016. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged.

häufigen Gichtarthritisschüben (mindestens drei Schübe in den vorausgehenden zwölf Monaten) angewendet. Es wird angewendet, wenn NSAID und ein weiteres Arzneimittel, Colchicin, nicht angewendet werden können oder nicht ausreichend wirken und wenn eine wiederholte Behandlung mit Kortikosteroiden nicht geeignet ist.

Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Wie wird Ilaris angewendet?

Bei CAPS und Morbus Still sollte die Behandlung mit Ilaris von einem Facharzt eingeleitet und überwacht werden, der Erfahrung mit der Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen besitzt. Die empfohlene Dosis bei CAPS hängt von Körpergewicht und Alter des Patienten ab und wird alle acht Wochen als Injektion unter die Haut verabreicht. Der Arzt kann die Dosis je nach Ansprechen des Patienten auf die Behandlung anpassen. Patienten mit Morbus Still und einem Körpergewicht ab 7,5 kg erhalten alle vier Wochen 4 mg pro Kilogramm Körpergewicht (bis zu einer Höchstdosis von 300 mg) als Injektion unter die Haut. Patienten mit CAPS und Morbus Still (oder ihre Betreuer) können sich das Arzneimittel selbst injizieren, nachdem sie entsprechend unterwiesen wurden und sofern der Arzt dies für angebracht hält.

Bei Gichtarthritis sollte die Behandlung mit Ilaris von einem Facharzt eingeleitet und überwacht werden, der Erfahrung mit der Diagnose und Behandlung von Gichtarthritis sowie mit der Anwendung biologischer Arzneimittel besitzt. Ilaris sollte von Angehörigen der Heilberufe bei Bedarf zur Behandlung von Gichtarthritisschüben verabreicht werden. Die Patienten sollten auch eine geeignete Behandlung zur Kontrolle der Harnsäurespiegel im Blut erhalten. Die empfohlene Dosis beträgt 150 mg als Einzelinjektion unter die Haut so bald wie möglich nach Beginn eines Schubs. Bei Patienten, die weitere Dosen benötigen, sollte zwischen zwei Dosen Ilaris ein Intervall von mindestens zwölf Wochen eingehalten werden.

Wie wirkt Ilaris?

Der Wirkstoff in Ilaris, Canakinumab, ist ein monoklonaler Antikörper, eine Art Protein, der konzipiert wurde, um eine bestimmte Struktur (ein sogenanntes Antigen) auf bestimmten Zellen im Körper zu erkennen und daran zu binden. Canakinumab wurde so konzipiert, dass es im Körper an einen Botenstoff bzw. Zytokin mit der Bezeichnung Interleukin-1 beta bindet. Dieser Botenstoff ist an der Entstehung von Entzündungen beteiligt und findet sich in großen Mengen bei Patienten mit CAPS, Morbus Still und Gichtarthritis. Durch die Bindung an Interleukin-1 beta blockiert Canakinumab dessen Aktivität und trägt so dazu bei, die Entzündung zu verringern und die Symptome der Erkrankungen zu lindern.

Wie wurde Ilaris untersucht?

Bei CAPS wurde Ilaris in drei Hauptstudien bei 220 Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren untersucht. An der ersten Studie nahmen 35 Patienten teil, denen eine Ilaris-Injektion verabreicht wurde, die nach acht Wochen wiederholt wurde. Bei den Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, wurde während der nächsten 24 Wochen alle acht Wochen entweder Ilaris oder Placebo (eine Scheinbehandlung) angewendet. In den folgenden 16 Wochen erhielten alle Patienten Ilaris alle acht Wochen. Bei den anderen beiden Studien wurde Ilaris 185 Patienten mit CAPS (darunter sieben Kindern zwischen zwei und vier Jahren) mindestens 24 Wochen lang alle acht Wochen verabreicht. Bei allen drei Studien war der Hauptindikator für die Wirksamkeit die Anzahl der Patienten, die nach dem 24-wöchigen Behandlungszeitraum keinen „Krankheitsschub" (Wiederauftreten von Symptomen) hatten.

Bei SJIA wurde Ilaris in zwei Hauptstudien untersucht. In der ersten Studie wurde Ilaris bei 84 Patienten im Alter zwischen zwei und 20 Jahren mit Placebo verglichen. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war die nach Standardkriterien beurteilte Milderung der Arthritissymptome 15 Tage nach Beginn der Behandlung. An der zweiten Studie, die zwei Teile umfasste, nahmen 177 Patienten im Alter zwischen zwei und 20 Jahren teil: Während des ersten Teils der Studie erhielten alle Patienten für insgesamt höchstens 32 Wochen eine Ilaris-Injektion alle vier Wochen. Ziel dieses Teils der Studie war, zu beurteilen, ob die Behandlung mit Ilaris es bei mindestens einem Viertel der Patienten ermöglichen würde, weniger Steroide zu verabreichen. Am zweiten Teil der Studie, in dem Ilaris mit Placebo verglichen wurde, nahmen noch 100 Patienten teil. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Zeit bis zum nächsten Krankheitsschub. Zur Unterstützung der Anwendung von Ilaris bei AOSD legte das Unternehmen weitere Analysen der Daten aus den SIJA-Studien sowie Daten aus der veröffentlichten Literatur vor, bei denen die Krankheitsverläufe von AOSD und SIJA verglichen wurden.

Bei Gichtarthritis wurde Ilaris in zwei Hauptstudien bei 454 Patienten untersucht, denen entweder Ilaris oder ein anderes entzündungshemmendes Arzneimittel (Triamcinolonacetonid) zwölf Wochen lang verabreicht wurde. Hauptindikatoren für die Wirksamkeit waren die Schmerzintensität (gemessen auf einer Skala zwischen 0 und 100) drei Tage nach Anwendung des Arzneimittels und der Zeitraum bis zum ersten erneuten Gichtarthritisschub.

Welchen Nutzen hat Ilaris in diesen Studien gezeigt?

Bei CAPS war Ilaris wirksamer als Placebo. In der ersten Studie hatte keiner der 15 Patienten mit CAPS, die während des 24-wöchigen Behandlungszeitraums mit Ilaris behandelt wurden, einen „Krankheitsschub", verglichen mit 81 % der Patienten, die Placebo erhielten (13 von 16). In den anderen beiden Studien hatten 85 % der Patienten keine erneuten Schübe. Dieser Prozentsatz war bei Kindern zwischen zwei und vier Jahren niedriger: Bei ihnen waren rund 57 % nach 24 Wochen schubfrei.

Bei SJIA ergab die erste Studie, dass Ilaris bei der Milderung der Arthritissymptome wirksamer war als Placebo: Rund 84 % der Patienten unter Ilaris (36 von 43) erreichten die geforderte Milderung der Symptome, verglichen mit etwa 10 % der Patienten unter Placebo (4 von 41). Im ersten Teil der zweiten Studie konnte bei rund 45 % der Patienten (57 von 128), die zu Beginn der Studie Steroide einnahmen, die Steroiddosis gesenkt werden. Im zweiten Teil der Studie konnte das Risiko eines Krankheitsschubs gegenüber Placebo bei den Patienten unter Ilaris um 64 % gesenkt werden. Weitere Analysen dieser Daten zusammen mit Daten aus der veröffentlichten Literatur zeigten, dass SIJA und AOSD gemeinsame Merkmale aufweisen und dass davon ausgegangen werden kann, dass die Wirkungen von Ilaris bei AOSD-Patienten den Wirkungen ähnlich sind, die bei SIJA-Patienten beobachtet wurden.

Bei Gichtarthritis zeigten beide Studien, dass Ilaris die Schmerzintensität wirksamer senkte als Triamcinolonacetonid. Bei Patienten, die Ilaris erhielten, verringerten sich die Schmerzen von 74 auf 25 Einheiten auf der Skala, bei Patienten, die das Vergleichsarzneimittel erhielten, dagegen von 74 auf 35 Einheiten. Auch das Risiko eines erneuten Gichtarthritisschubs wurde mit Ilaris gesenkt (17 % mit Ilaris gegenüber 37 % mit Triamcinolonacetonid).

Welches Risiko ist mit Ilaris verbunden?

Bei Patienten, die Ilaris einnehmen, wurden schwerwiegende Infektionen beobachtet. Sehr häufige Nebenwirkungen von Ilaris sind im Allgemeinen milde bis mäßige Infektionen der oberen Atemwege (Erkältungen). Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Ilaris berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Ilaris darf nicht bei Patienten mit aktiver oder schwerer Infektion angewendet werden. Die vollständige Auflistung der Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Warum wurde Ilaris zugelassen?

Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Ilaris gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.

Ilaris wurde unter „außergewöhnlichen Umständen" zugelassen. Dies bedeutet, dass es aufgrund der Seltenheit von CAPS nicht möglich war, vollständige Informationen zu Ilaris zu erlangen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) wird jedes Jahr sämtliche neuen Informationen prüfen, die verfügbar werden, und die vorliegende Zusammenfassung wird gegebenenfalls aktualisiert.

Welche Informationen werden für Ilaris noch erwartet?

Das Unternehmen, das Ilaris in Verkehr bringt, wird regelmäßig Informationen über die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von Ilaris bei Erwachsenen und Kindern mit CAPS vorlegen. Diese Informationen stammen aus einem Register, und es wird weiter untersucht, wie sich das Arzneimittel im Körper, insbesondere bei Kindern, verhält.

Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren Anwendung von Ilaris ergriffen?

Das Unternehmen, das Ilaris in Verkehr bringt, wird den Ärzten, die Ilaris anwenden, ein Informationsmaterial zur Verfügung stellen, das die Verschreibungshinweise, den Patientenpass und Informationen für Ärzte enthält, einschließlich wichtiger Sicherheitsinformationen über Ilaris und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung des Arzneimittels.

Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren und wirksamen Anwendung von Ilaris, die von Angehörigen der Heilberufe und Patienten befolgt werden müssen, wurden auch in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage aufgenommen.

Weitere Informationen über Ilaris

Am 23. Oktober 2009 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Ilaris in der gesamten Europäischen Union.

Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Ilaris finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European Public Assessment Reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Ilaris benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 07-2016 aktualisiert.

Ilaris

EMA/467814/2016

Seite 4/4