Orencia
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EUROPEAN MEDICINES AGENCY
SCIENCE MEDICINES HEALTH
EMA/561451/2016
EMEA/H/C/000701
Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit
Orencia
Abatacept
Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Orencia. Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Orencia zu gelangen.
Was ist Orencia?
Orencia ist ein Arzneimittel, das den Wirkstoff Abatacept enthält. Orencia ist als Pulver zur Herstellung
einer Infusionslösung (Tropfinfusion in eine Vene) und als Injektionslösung in vorgefüllten Spritzen und
Fertigpens zum Injizieren unter die Haut erhältlich.
Wofür wird Orencia angewendet?
Orencia wird zusammen mit Methotrexat (ein Arzneimittel, das auf das Immunsystem wirkt) zur
Behandlung der folgenden Krankheiten angewendet:
• mittelschwere bis schwere aktive rheumatoide Arthritis (eine Erkrankung des Immunsystems, die Schädigungen und Entzündungen der Gelenke hervorruft) bei Erwachsenen, die nicht ausreichend auf andere Arzneimittel, einschließlich Methotrexat bzw. eines sogenannten Tumornekrosefaktor(TNF)-Blockers, angesprochen haben;
• hochaktive und progressive rheumatoide Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt wurden;
• mittelschwere bis schwere aktive polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis (eine seltene Erkrankung im Kindesalter, die eine Entzündung zahlreicher Gelenke hervorruft) bei Jugendlichen und Kindern im Alter ab sechs Jahren, die auf andere Arzneimittel, einschließlich eines TNF-Blockers, nur unzureichend angesprochen haben
Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
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Wie wird Orencia angewendet?
Die Behandlung mit Orencia sollte von einem Facharzt eingeleitet und überwacht werden, der Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von rheumatoider Arthritis oder juveniler idiopathischer Arthritis hat.
Als Infusion kann Orencia zur Behandlung sowohl von rheumatoider Arthritis als auch von juveniler idiopathischer Arthritis angewendet werden. Die Infusion sollte 30 Minuten dauern. Die anzuwendende Dosis hängt vom Körpergewicht des Patienten ab. Die ersten drei Dosen werden alle zwei Wochen, die weiteren Dosen alle vier Wochen verabreicht. Spricht der Patient innerhalb von sechs Monaten nicht auf die Behandlung an, sollte der Arzt abwägen, ob die Behandlung fortzusetzen ist oder nicht.
Die Injektionslösung wird nur zur Behandlung von rheumatoider Arthritis angewendet und einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Wird dem Patienten Orencia zum ersten Mal verabreicht, kann die erste Dosis als Infusion angewendet werden. In diesem Fall sollte am nächsten Tag das Arzneimittel unter die Haut gespritzt werden. Anschließend erhält der Patient einmal wöchentlich eine Injektion unter die Haut. Nach entsprechender Anleitung und mit Einverständnis des Arztes kann sich der Patient die Spritze selbst setzen.
Wie wirkt Orencia?
Der Wirkstoff in Orencia, Abatacept, ist ein Protein, das entwickelt wurde, um die Aktivität der sogenannten T-Zellen zu unterdrücken. T-Zellen sind Zellen des Immunsystems, die an der Entstehung der Entzündungen bei rheumatoider und polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis beteiligt sind. T-Zellen müssen „aktiviert" werden, damit sie wirksam sein können. Dies geschieht durch bestimmte Signalmoleküle, die an Rezeptoren auf der Oberfläche der T-Zellen binden. Abatacept wurde so entwickelt, dass es an zwei dieser Signalmoleküle, CD80 und CD86, anbindet. Dies hindert sie an der Aktivierung der T-Zellen und trägt so dazu bei, die Entzündung und andere Symptome der Krankheiten zu verringern.
Wie wurde Orencia untersucht?
Bei rheumatoider Arthritis wurde Orencia in vier Hauptstudien unter Einbeziehung von insgesamt 1 733 Erwachsenen untersucht. An den ersten beiden Studien nahmen insgesamt 991 Patienten teil, die zuvor nicht ausreichend auf Methotrexat angesprochen hatten; an der dritten Studie nahmen 391 Patienten teil, die in der Vergangenheit nicht ausreichend auf TNF-Blocker angesprochen hatten.
In diesen drei Studien wurden die Wirkungen von Orencia oder eines Placebos (einer Scheinbehandlung) als zusätzliche Gabe mit den anderen Arzneimitteln verglichen, die Patienten bereits gegen ihre rheumatoide Arthritis einnahmen. Ein TNF-Blocker zählte nicht dazu. In der vierten Studie wurde Orencia in Kombination mit Methotrexat mit Orencia allein und mit Methotrexat allein bei 351 Erwachsenen verglichen, die in der Vergangenheit nicht mit Methotrexat (oder mit einem anderen sogenannten biologischen Wirkstoff, wie TNF-Alpha-Blocker) behandelt worden waren, jedoch möglicherweise andere Arzneimittel zur Behandlung rheumatoider Arthritis angewendet haben. Die Hauptindikatoren für die Wirksamkeit waren die Verringerung der Arthritis-Symptome nach der Behandlung sowie die körperliche Funktionsfähigkeit (die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu verrichten) und die Schwere der Gelenkschäden (beurteilt mithilfe von Röntgenaufnahmen). Darüber hinaus wurde Orencia als Injektion unter die Haut in einer Studie mit rund 1 371 Patienten, die an rheumatoider Arthritis litten, mit Orencia als Infusion verglichen.
Bei polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis wurde Orencia als Infusion in einer Hauptstudie mit Patienten im Alter zwischen sechs und 17 Jahren untersucht, deren frühere Behandlung fehlgeschlagen war. Alle Patienten erhielten vier Monate lang Orencia. Danach wurden die 122 Patienten, die auf die
Behandlung angesprochen hatten, entweder auf Placebo umgestellt oder erhielten weiter Orencia. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Zeitdauer, bis die Krankheit des Patienten wiederaufflammte. Etwa drei Viertel der Patienten nahmen auch Methotrexat ein.
Welchen Nutzen hat Orencia in diesen Studien gezeigt?
Bei rheumatoider Arthritis besserte Orencia in allen Studien die Symptome wirksamer als das Placebo. In der ersten Studie wiesen 61 % der Patienten, die Methotrexat mit der zugelassenen Dosis Orencia ergänzten, eine Verringerung der Symptome auf (70 von 115), im Vergleich zu 35 % der Patienten, die zusätzlich Placebo einnahmen (42 von 119). In der zweiten Studie zeigte Orencia nach einjähriger Behandlungsdauer eine ähnliche Wirkung auf die Symptome der rheumatoiden Arthritis sowie eine verbesserte körperliche Funktionsfähigkeit und eine niedrigere Rate an Gelenkschäden.
In der Studie mit Patienten, die an rheumatoider Arthritis litten und in der Vergangenheit nur unzureichend auf TNF-Blocker angesprochen hatten, führte die zusätzliche Verabreichung von Orencia zur bestehenden Behandlung bei 50 % der Patienten nach sechs Monaten zu einer Verringerung der Symptome (129 von 256), verglichen mit 20 % der Patienten, die zusätzlich Placebo einnahmen (26 von 133). Patienten unter Orencia wiesen außerdem nach sechsmonatiger Behandlung eine deutlichere Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit auf.
In der Studie mit Patienten, die zuvor kein Methotrexat erhalten hatten, führte die zusätzliche Anwendung von Orencia und Methotrexat zur bestehenden Behandlung über einen Zeitraum von 12 Monaten bei 61 % der Patienten (48 von 115) zu einer Verringerung der Symptome, im Vergleich zu 42 % der Patienten (48 von 113) unter Orencia allein und 45 % der Patienten (52 von 115) unter Methotrexat allein.
Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis hatte Orencia als Injektion unter die Haut einen ähnlichen Nutzen wie Orencia als Infusion.
Bei polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis dauerte es bei Patienten, die weiter Orencia erhielten, länger, bis die Krankheit wiederaufflammte, als bei Patienten, die auf Placebo umgestellt wurden. Über einen Zeitraum von sechs Monaten kam es bei 20 % der Patienten, die Orencia erhielten, zu einem Wiederaufflammen (12 von 60) im Vergleich zu 53 % der Patienten, die Placebo erhielten (33 von 62).
Welches Risiko ist mit Orencia verbunden?
Sehr häufige Nebenwirkungen von Orencia bei Erwachsenen (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Infektionen der oberen Atemwege (Infektionen der Nase und des Rachens). Bei jüngeren Patienten sind sehr häufige Nebenwirkungen (beobachtet bei zwischen 1 und 10 von 100 Patienten) Infektionen der oberen Atemwege, Ohrentzündungen, Blut im Urin und Fieber. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Orencia berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Orencia darf nicht angewendet werden bei Patienten mit schweren und unkontrollierten Infektionen wie Sepsis (wenn Bakterien und ihre Toxine im Blut zirkulieren und beginnen, die Organe zu schädigen) oder „opportunistischen" Infektionen (Infektionen, die bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem auftreten). Die vollständige Auflistung der Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Warum wurde Orencia zugelassen?
Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass Orencia bei rheumatoider Arthritis eine mäßige entzündungshemmende Wirkung aufwies und in Kombination mit Methotrexat zu einer Verringerung der Verschlimmerung von Gelenkschäden und einer Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit führte. Er gelangte ferner zu dem Schluss, dass Orencia eine wertvolle Option bei der Behandlung polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis sein könnte. Der Ausschuss gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Orencia gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Orencia zu erteilen.
Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von Orencia ergriffen?
Patienten, die Orencia erhalten, wird ein spezieller Patientenpass ausgehändigt, in dem darauf hingewiesen wird, dass Orencia bei Patienten mit bestimmten Infektionen nicht angewendet werden darf und dass sich die Patienten unverzüglich an einen Arzt wenden sollten, wenn während der Behandlung eine Infektion bei ihnen auftritt.
Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren und wirksamen Anwendung von Orencia, die von Angehörigen der Heilberufe und Patienten befolgt werden müssen, wurden auch in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage aufgenommen.
Weitere Informationen über Orencia:
Am 21. Mai 2007 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Orencia in der gesamten Europäischen Union.
Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Orencia finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European Public Assessment Reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Orencia benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 08-2016 aktualisiert.