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Privigen

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EUROPEAN MEDICINES AGENCY

SCIENCE MEDICINES HEALTH

EMA/353957/2016

EMEA/H/C/000831

Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit

Privigen

Normales Immunglobulin vom Menschen

Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Privigen. Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Privigen zu gelangen.

Was ist Privigen?

Privigen ist ein Arzneimittel, das den Wirkstoff normales Immunglobulin vom Menschen enthält. Es ist als intravenöse Infusionslösung (Tropfinfusion 100 mg/ml) erhältlich.

Wofür wird Privigen verwendet?

Privigen wird hauptsächlich bei drei Patientengruppen angewendet:

•    Patienten, bei denen die Gefahr einer Infektion besteht, weil sie nicht genügend Antikörper (Proteine, die natürlich im Blut vorkommen und dem Körper helfen, Infektionen und andere Erkrankungen zu bekämpfen) haben. Dies können Menschen mit angeborenem Mangel an Antikörpern (primärem Immunmangelsyndrom, PID) sein. Außerdem zählen hierzu Patienten mit einem Antikörpermangel infolge einer Blutkrebserkrankung (Myelom oder chronische lymphatische Leukämie) oder Kinder, die mit dem erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS) geboren wurden und an häufigen Infektionen leiden. Diese Krankheiten werden als „Immunmangelsyndrome" bezeichnet und mithilfe einer sogenannten „Substitutionstherapie" (Ersatztherapie) behandelt.

•    Patienten mit bestimmten Immunstörungen. Diese Patienten haben ein gestörtes Immunsystem (körpereigenes Abwehrsystem), das angepasst werden muss. Hierbei kann es sich um Patienten mit idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP) handeln, die nicht genügend Blutplättchen (Bestandteile des Blutes, die an der Blutgerinnung beteiligt sind) und deshalb ein hohes Blutungsrisiko haben, Patienten mit Guillain-Barre-Syndrom oder chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP), entzündlichen Erkrankungen der Nerven, die zu Schwäche und Taubheitsgefühl in den Muskeln führen, sowie Patienten mit Kawasaki-Syndrom, einer Erkrankung, die hauptsächlich bei Kindern auftritt und die Entzündung der Blutgefäße

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verursacht. Diese Form der Behandlung wird als „Immunmodulation" (Immunanpassung) bezeichnet.

• Patienten, bei denen eine allogene Knochenmarktransplantation durchgeführt wurde (ein

kompliziertes Verfahren, bei dem der Patient von einem passenden Spender Stammzellen erhält, die zur Wiederherstellung des Knochenmarks beitragen).

Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Wie wird Privigen angewendet?

Die Behandlung mit Privigen als Substitutionstherapie sollte von einem Arzt eingeleitet und überwacht werden, der über Erfahrung in der Behandlung von Immunschwäche-Syndromen verfügt.

Privigen wird als Infusion intravenös von einem Arzt oder einer Krankenpflegekraft verabreicht. Die Dosis und die Häufigkeit der Infusion richten sich nach der zu behandelnden Krankheit. Die Dosierung muss je nach Ansprechverhalten der Patienten angepasst werden. Nähere Einzelheiten sind der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels zu entnehmen (ebenfalls Bestandteil des EPAR).

Wie wirkt Privigen?

Der Wirkstoff in Privigen, normales Immunglobulin vom Menschen, ist ein hochgereinigtes Protein, das aus menschlichem Plasma (einem Blutbestandteil) gewonnen wird. Es enthält Immunglobulin G (IgG), eine bestimmte Art von Antikörper. IgG wird seit den 1980er-Jahren als Arzneimittel eingesetzt und besitzt vielfältige Wirkungen gegen Infektionserreger. Privigen bewirkt eine Normalisierung krankheitsbedingt erniedrigter IgG-Spiegel im Blut. In höheren Dosen kann es dazu beitragen, Störungen des Immunsystems zu regulieren und die Immunantwort zu modulieren.

Wie wurde Privigen untersucht?

Da normales Immunglobulin vom Menschen bereits seit einiger Zeit zur Behandlung dieser Krankheiten angewendet wird, waren gemäß den derzeit geltenden Richtlinien nur drei kleine Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Privigen bei Patienten nachzuweisen.

In der ersten Studie wurde Privigen als Substitutionstherapie bei 80 Patienten mit PID angewendet, eine Infusion des Arzneimittels erfolgte alle drei oder vier Wochen. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Anzahl der schweren bakteriellen Infektionen im Verlauf einer einjährigen Behandlung.

In der zweiten Studie wurde die Anwendung von Privigen zur Immunmodulation bei 57 Patienten mit ITP untersucht. Privigen wurde an zwei aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht. Hauptindikator für die Wirksamkeit war der höchste Blutplättchenwert, der in der Woche nach der Verabreichung von Privigen erreicht wurde.

In einer dritten Studie wurde die Anwendung von Privigen zur Immunomodulation bei 28 Patienten mit CIDP untersucht, denen Privigen alle drei Wochen über einen Zeitraum von 24 Wochen verabreicht wurde. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Zahl der Patienten, bei denen sich die Behinderung in den Armen und Beinen um mindestens 1 Punkt, gemessen an einer 10-stufigen Skala, verbessert hat.

In keiner der Studien wurde Privigen mit anderen Arzneimitteln verglichen.

Welchen Nutzen hat Privigen in diesen Studien gezeigt?

In der ersten Studie hatten die Patienten durchschnittlich 0,08 schwere Infektionen pro Jahr. Da dieser Wert unter dem vorgegebenen Schwellenwert von einer Infektion pro Jahr liegt, zeigt dies, dass das Arzneimittel als Substitutionstherapie wirksam ist.

In der zweiten Studie erreichten 46 (81 %) der 57 Patienten mindestens einmal während der Studie eine Blutplättchenzahl von über 50 Millionen Plättchen pro Milliliter. Dies bestätigt, dass Privigen als Behandlung zur Immunmodulation wirksam ist.

In einer dritten Studie reagierten 17 (61 %) der 28 Patienten mit einer Verbesserung von mindestens 1 Punkt auf der Skala für den Behinderungsgrad. Die durchschnittliche Verbesserung lag bei 1,4 Punkten.

Welches Risiko ist mit Privigen verbunden?

Sehr häufige Nebenwirkungen von Privigen (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Kopfschmerzen, Nausea (Übelkeit), Erbrechen, Diarrhö (Durchfall), Hauterkrankungen (einschließlich Hautausschlag), Schmerzen (einschließlich Rücken-, Hals-, Glieder-, Gelenk- und Gesichtsschmerzen), Fieber, eine grippeähnliche Erkrankung, Müdigkeit, Schwäche und Schmerzen an der Injektionsstelle.

Einige Nebenwirkungen treten bei Verabreichung mit einer hohen Infusionsgeschwindigkeit bei Patienten mit niedrigen Immunglobulinspiegeln oder bei Patienten, die Privigen noch nie oder seit längerer Zeit nicht mehr erhalten haben, häufiger auf. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Privigen berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Privigen darf nicht bei Patienten angewendet werden, die allergisch (überempfindlich) gegen normales Immunglobulin des Menschen oder einen der sonstigen Bestandteile sind, oder bei Patienten, die allergisch gegen andere Arten von Immunglobulin sind, vor allem wenn sie an einem Mangel (sehr niedrigen Spiegeln) an Immunglobulin A (IgA) leiden und Antikörper gegen IgA aufweisen. Privigen darf nicht bei Patienten mit Hyperprolinämie (einer genetischen Störung, die hohe Konzentrationen der Aminosäure Prolin im Blut verursacht) angewendet werden.

Warum wurde Privigen zugelassen?

Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass die Nutzen von Privigen gegenüber den Risiken überwiegten, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.

Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren Anwendung von Privigen ergriffen?

Es wurde ein Risikomanagementplan entwickelt, um sicherzustellen, dass Privigen so sicher wie möglich angewendet wird. Auf der Grundlage dieses Plans wurden Sicherheitsinformationen in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für Privigen aufgenommen, einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten.

Bei Patienten, denen normales menschliches Immunglobulin verabreicht wird (bei weniger als 1 Dosis von 100), tritt gelegentlich Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen) als Nebenwirkung auf. Schwere Hämolyse scheint bei Privigen etwas häufiger aufzutreten als bei einigen anderen Produkten, die denselben Wirkstoff enthalten. Das Unternehmen, das Privigen vertreibt, wird einige Änderungen bei der Herstellung vornehmen und deren Wirkungen in einer Studie untersuchen.

Weitere Informationen über Privigen

Am 25. April 2008 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Privigen in der gesamten Europäischen Union.

Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Privigen finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European public assessment reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Privigen benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 05-2016 aktualisiert.

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EMA/353957/2016

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