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Revlimid

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EUROPEAN MEDICINES AGENCY

SCIENCE MEDICINES HEALTH

EMA/112959/2016

EMEA/H/C/000717

Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit

Revlimid

Lenalidomid

Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Revlimid. Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Revlimid zu gelangen.

Was ist Revlimid?

Revlimid ist ein Krebsarzneimittel, das den Wirkstoff Lenalidomid enthält. Es ist als Kapseln (2,5 mg,

5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 15 mg, 20 mg und 25 mg) erhältlich.

Wofür wird Revlimid angewendet?

Revlimid wird zur Behandlung von multiplem Myelom, myelodysplastischen Syndromen und MantelzellLymphom, dies sind Erkrankungen der Blutzellen und des Knochenmarks, angewendet.

Bei multiplem Myelom, einem Krebs eines Typs von weißen Blutkörperchen, die als Plasmazellen bezeichnet werden, wird Revlimid angewendet:

•    in Kombination mit Dexamethason (einem entzündungshemmenden Arzneimittel) bei Erwachsenen, bei denen die Erkrankung in der Vergangenheit mindestens einmal behandelt wurde;

•    zur Behandlung von Erwachsenen mit zuvor unbehandeltem (neu diagnostiziertem) multiplem Myelom, für die eine Knochenmarktransplantation nicht infrage kommt.

Bei myelodysplastischen Syndromen, einer Gruppe von Erkrankungen des Knochenmarks, die Anämie verursachen, wird Revlimid angewendet, um Patienten zu behandeln, bei denen sie zu transfusionsabhängiger Anämie (verminderte Zahl roter Blutkörperchen, die so schwerwiegend ist, dass Bluttransfusionen nötig werden) führen. In manchen Fällen können myelodysplastische Syndrome zu akuter myeloischer Leukämie (AML, einer Art von Krebs der weißen Blutkörperchen) führen.

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© European Medicines Agency, 2016. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged.

Revlimid wird bei Patienten mit genetischer Anomalie (sogenannter „5q-Deletion") und geringerem AML-Risiko sowie dann angewendet, wenn sich andere Behandlungen als ungeeignet erweisen.

Bei Mantelzell-Lymphom, einem Blutkrebs, der einen bestimmten Typ von weißen Blutkörperchen namens B-Lymphozyten betrifft, wird Revlimid bei Erwachsenen angewendet, deren Erkrankung nach einer Behandlung erneut aufgetreten ist oder nicht auf die Behandlung anspricht.

Da es nur wenige Patienten mit diesen Krankheiten gibt, gelten die Krankheiten als selten, und Revlimid wurde am 12. Dezember 2003, 8. März 2004 und 27. Oktober 2011 als Arzneimittel für seltene Leiden („Orphan-Arzneimittel") ausgewiesen.

Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Wie wird Revlimid angewendet?

Die Behandlung mit Revlimid muss von einem Arzt überwacht werden, der in der Behandlung mit Krebsarzneimitteln erfahren ist.

Revlimid wird in wiederholten 28-Tages-Zyklen eingenommen: Der Patient nimmt das Arzneimittel 21 Tage lang einmal täglich, jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit, gefolgt von sieben Tagen ohne Einnahme des Arzneimittels.

Bei der Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom, die vorher mindestens eine Therapie erhalten haben, und bei der Behandlung von Mantelzell-Lymphom beträgt die empfohlene Dosis Revlimid 25 mg pro Tag.

Bei der Behandlung von neu diagnostiziertem multiplem Myelom liegt die empfohlene Dosis zwischen 10 mg und 25 mg pro Tag, je nachdem, welche anderen Krebsarzneimittel der Patient noch einnimmt.

Bei der Behandlung myelodysplastischer Syndrome beträgt die empfohlene Dosis von Revlimid 10 mg pro Tag.

Je nach Zustand des Patienten, der Schwere etwaiger Nebenwirkungen und der Menge an Blutplättchen (die Blutbestandteile, die an der Blutgerinnung beteiligt sind) und Neutrophilen (eine Art weißer Blutkörperchen, die an der Bekämpfung von Infektionen beteiligt sind) sollte die Revlimid-Dosis verringert oder die Behandlung unterbrochen werden. Eine niedrigere Dosis sollte auch bei Patienten mit mittelschweren oder schweren Nierenproblemen gegeben werden. Nähere Informationen sind der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (ebenfalls Teil des EPAR) zu entnehmen.

Wie wirkt Revlimid?

Der Wirkstoff in Revlimid, Lenalidomid, ist ein sogenannter Immunmodulator. Dies bedeutet, dass er die Aktivität des Immunsystems (das körpereigene natürliche Abwehrsystem) beeinflusst. Lenalidomid wirkt auf unterschiedliche Weise: Es blockiert die Entwicklung abnormer Zelle, verhindert das Wachstum von Blutgefäßen in Krebsgeschwulsten und regt auch einige der spezialisierten Zellen des Immunsystems dazu an, die abnormen Zellen zu bekämpfen.

Wie wurde Revlimid untersucht?

Revlimid wurde in zwei Hauptstudien bei 704 Patienten mit zuvor behandeltem multiplem Myelom untersucht. In beiden Studien wurde Revlimid mit Placebo (einer Scheinbehandlung) verglichen, wobei beide in Kombination mit Dexamethason eingenommen wurden. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Zeitdauer, bis sich die Erkrankung verschlimmerte.

Revlimid

Bei neu diagnostiziertem multiplem Myelom wurde Revlimid in zwei Hauptstudien untersucht, an denen insgesamt rund 2 000 Patienten teilnahmen und in denen untersucht wurde, wie lange die Patienten lebten, ohne dass sich ihre Erkrankung verschlimmerte. In der ersten Studie wurde Revlimid mit Placebo verglichen, wobei beide zusammen mit Melphalan und Prednison eingenommen wurden. In der zweiten Studie wurde Revlimid in Kombination mit Dexamethason in niedriger Dosis mit einer Standardbehandlung verglichen.

Es wurden ferner zwei Hauptstudien bei insgesamt 353 Patienten mit geringerem Risiko von myelodysplastischen Syndromen durchgeführt. In der ersten Studie wurde Revlimid nicht mit anderen Behandlungen, in der zweiten Studie hingegen mit Placebo verglichen. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Anzahl der Patienten, die mindestens 56 Tage in der ersten und 182 Tage in der zweiten Studie keine Bluttransfusion benötigten.

Eine Hauptstudie, an der 254 Patienten teilnahmen, wurde bei Patienten mit Mantelzell-Lymphom durchgeführt, das nach einer vorangegangenen Behandlung erneut aufgetreten war oder nicht auf die Behandlung angesprochen hatte. Revlimid wurde mit einem geeigneten Arzneimittel verglichen, das von den Ärzten der Patienten ausgewählt worden war. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Zeitdauer, bis sich die Erkrankung verschlimmerte.

Welchen Nutzen hat Revlimid in diesen Studien gezeigt?

Revlimid verhinderte die Verschlimmerung von zuvor behandeltem multiplem Myelom wirksamer als Placebo. Die Ergebnisse der beiden Studien zusammengenommen zeigten, dass es bei Patienten, die Revlimid einnahmen, durchschnittlich 48,3 Wochen dauerte, bis sich die Erkrankung verschlimmerte, verglichen mit 20,1 Wochen bei Patienten, die Placebo einnahmen.

In der ersten Studie bei neu diagnostiziertem multiplem Myelom lebten Patienten, die Revlimid (sowie Melphalan und Prednison) einnahmen, länger (27,4 Monate), ohne dass sich ihre Erkrankung verschlimmerte, als Patienten in der Placebogruppe (14,3 Monate). In der zweiten Studie dauerte es bei Patienten, die Revlimid sowie Dexamethason einnahmen, 26,4 Monate, bis sich die Erkrankung verschlimmerte, im Vergleich zu 22,7 Monaten bei Patienten unter Standardbehandlung.

Bei Patienten mit niedrigerem Risiko von myelodysplastischen Syndromen benötigten 97 von 148 Patienten (66 %), die 10 mg Revlimid in der ersten Studie nahmen, mindestens 56 Tage keine Bluttransfusion. In der zweiten Studie benötigten 38 von 69 Patienten (55 %), die 10 mg Revlimid nahmen, mindestens 182 Tage lang keine Bluttransfusion, verglichen mit 4 von 67 Patienten (6 %) unter Placebo.

Bei Patienten mit Mantelzell-Lymphom betrug die durchschnittliche Zeit, bis sich die Erkrankung verschlimmerte, 37,6 Wochen bei Patienten, die mit Revlimid behandelt wurden, im Vergleich zu 22,7 Wochen bei Patienten, die eine andere Behandlung erhielten.

Welches Risiko ist mit Revlimid verbunden?

Sehr häufige Nebenwirkungen von Revlimid bei der Behandlung des multiplen Myeloms sind: Fatigue (Erschöpfung), Neutropenie (verminderte Zahl der Neutrophilen, einer Art weißer Blutkörperchen), Obstipation (Verstopfung), Diarrhö (Durchfall), Muskelkrämpfe, Anämie (geringe Zahl roter Blutkörperchen), Thrombozytopenie (geringe Zahl von Blutplättchen), Hautausschlag, Rückenschmerzen, Insomnie (Schlafstörungen), verminderter Appetit, Husten, Pyrexie (Fieber), periphere Ödeme (Schwellung, vor allem der Fußgelenke und Füße), Leukopenie (niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen), Asthenie (Schwäche). Sehr häufige Nebenwirkungen von Revlimid bei der

Revlimid

Behandlung myelodysplastischer Syndrome sind: Neutropenie, Thrombozytopenie, Diarrhö,

Obstipation, Nausea (Übelkeit), Pruritus (Juckreiz), Hautausschlag, Fatigue (Erschöpfung) und Muskelspasmen. Sehr häufige Nebenwirkungen von Revlimid bei der Behandlung von MantelzellLymphom sind: Neutropenie, Anämie, Diarrhö, Fatigue, Obstipation, Pyrexie und Hautauschlag.Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen von Revlimid sind: Neutropenie, venöse Thromboembolien (Probleme aufgrund der Bildung von Blutgerinnseln in den Venen), einschließlich Lungenembolie (Blutgerinnsel in den Venen, die die Lunge versorgen), Pneumonie (Lungenentzündung), Nierenversagen, febrile Neutropenie (Neutropenie mit Fieber), Diarrhö und Anämie. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Revlimid berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Es ist davon auszugehen, dass Lenalidomid eine schädigende Wirkung auf das ungeborene Kind hat. Deshalb darf Revlimid nicht bei Schwangeren angewendet werden. Auch bei Frauen, die schwanger werden könnten, darf es nicht angewendet werden, es sei denn, sie ergreifen alle erforderlichen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass sie vor Beginn der Behandlung nicht schwanger sind und während oder bald nach Ende der Behandlung nicht schwanger werden. Die vollständige Auflistung der Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Warum wurde Revlimid zugelassen?

Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Revlimid gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.

Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von Revlimid ergriffen?

Es wurde ein Risikomanagementplan entwickelt, um sicherzustellen, dass Revlimid so sicher wie möglich angewendet wird. Auf der Grundlage dieses Plans wurden Sicherheitsinformationen in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für Revlimid aufgenommen, einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten.

Der Hersteller von Revlimid wird ein Informationsschreiben und Fortbildungsmaterial für Angehörige der Heilberufe sowie Informationsbroschüren für Patienten herausgeben, in denen darauf hingewiesen wird, dass das Arzneimittel voraussichtlich eine schädigende Wirkung auf das ungeborene Kind hat, und genau beschrieben wird, wie das Arzneimittel sicher angewendet wird. Darüber hinaus erhalten die Patienten Karten, um sicherzustellen, dass sie alle angemessenen Sicherheitsmaßnahmen befolgen. Jeder Mitgliedstaat wird zudem sicherstellen, dass den verschreibenden Ärzten das Fortbildungsmaterial und den Patienten die Patientenkarten zur Verfügung gestellt werden.

Das Unternehmen hat ferner in jedem Mitgliedstaat ein Schwangerschaftsverhütungsprogramm für Patientinnen, die Revlimid erhalten, aufgelegt und wird Informationen darüber sammeln, ob das Arzneimittel außerhalb seines genehmigten Anwendungsgebietes eingesetzt wird. Die Schachteln, die Revlimid-Kapseln enthalten, werden außerdem den Warnhinweis tragen, dass Lenalidomid voraussichtlich eine schädigende Wirkung auf das ungeborene Kind hat.

Außerdem wird das Unternehmen eine Studie bei Patienten mit myelodysplastischen Syndromen durchführen, um weitere Daten zur Sicherheit zu gewinnen, sowie eine Sicherheitsstudie bei Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom, die nicht für eine Transplantation infrage kommen.

Weitere Informationen über Revlimid

Am 14. Juni 2007 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Revlimid in der gesamten Europäischen Union.

Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Revlimid finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European Public Assessment Reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Revlimid benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Die Zusammenfassungen der Gutachten des Ausschusses für Arzneimittel für seltene Leiden zu Revlimid finden Sie auf der Website der Agentur unter ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/Rare disease designations:

•    treatment of multiple myeloma (Behandlung des multiplen Myeloms);

•    treatment of mvelodvsplastic syndromes (Behandlung myelodysplastischer Syndrome);

•    treatment of mantle cell lymphoma (Behandlung des Mantelzell-Lymphoms).

Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 02-2016 aktualisiert.

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