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Tolterodin-Actavis 1 Mg Filmtabletten

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Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation


1. Bezeichnung der Arzneimittel


Tolterodin-Actavis 1 mg Filmtabletten

Tolterodin-Actavis 2 mg Filmtabletten


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Tolterodin-Actavis 1 mg Filmtabletten enthält 1 mg Tolterodin[(R,R)-tartratJ, entsprechend 0,68 mg Tolterodin.


Tolterodin-Actavis 2 mg Filmtabletten enthält 2 mg Tolterodin[(R,R)-tartratJ, entsprechend 1,37 mg Tolterodin.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform


Filmtablette


Tolterodin-Actavis 1 mg und 2 mg Filmtabletten sind weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten, mit einem Durchmesser von ca. 6,0 mm.


Die Tabletten können in gleiche Hälften geteilt werden.


4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Symptomatische Behandlung von Dranginkontinenz und/oder Pollakisurie und imperativem Harndrang wie zum Beispiel bei Patienten mit Reizblase.


4.2 Dosierung. Art und Dauer der Anwendung


Erwachsene (inkl. ältere Patienten):

Die empfohlene Dosis ist zweimal täglich 2 mg. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <30 ml/min) beträgt die empfohlene Dosis zweimal täglich 1 mg (siehe Abschnitt 4.4). Bei unangenehmen Nebenwirkungen kann die Dosis von zweimal täglich 2 mg auf zweimal täglich 1 mg reduziert werden.


Die Wirkung der Behandlung sollte nach 2-3 Monaten erneut überprüft werden (siehe Abschnitt 5.1).


Kinder:

Die Wirksamkeit von Tolterodin-Actavis bei Kindern konnte bisher nicht nachgewiesen werden (siehe Abschnitt 5.1). Daher wird Tolterodin-Actavis für Kinder nicht empfohlen.


4.3 Gegenanzeigen


Tolterodin ist kontraindiziert bei Patienten mit

- Harnretention

- unzureichend behandeltem Engwinkelglaukom

- Myasthenia gravis

- bekannter Überempfindlichkeit gegen Tolterodin oder einen der sonstigen

Bestandteile

- schwerer Colitis ulcerosa

- toxischem Megacolon.


4.4 Besondere Warn hinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Tolterodin soll mit Vorsicht eingesetzt werden bei Patienten mit


Bei Mehrfachgabe von oralem, nicht-retardiertem Tolterodin in einer Tagesdosis von 4 mg (therapeutische Dosierung) und 8 mg (über therapeutischem Dosisbereich) zeigte sich eine Verlängerung des QTc-Intervalls (siehe Abschnitt 5.1). Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist unklar und ist von den beim jeweiligen Patienten vorliegenden Riskofaktoren und den individuellen Umständen abhängig.


Tolterodin sollte daher bei Patienten mit folgenden Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung mit Vorsicht angewendet werden:

angeborene oder dokumentierte erworbene QT-Verlängerung

Elektrolytstörungen wie etwa Hypokalämie, Hypomagnesiämie und Hypokalziämie

Bradykardie

relevante vorbestehende Herzerkrankungen (z. B. Kardiomyopathie, myokardiale

Ischämie, Arrhythmien, dekompensierte Herzinsuffizienz)

gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern wie etwa Antiarrhythmika der Klassen IA (z. B. Chinidin, Procainamid) und III (z. B. Amiodaron, Sotalol).


Dies gilt besonders bei Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren (siehe Abschnitt 5.1).

Eine gemeinsame Anwendung mit starken CYP3A4-Inhibitoren sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5).


Wie bei allen Therapien der Symptome von imperativem Harndrang und Dranginkontinenz sollen organische Ursachen für imperativen Harndrang und Pollakisurie vor der Therapie beachtet werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Die gleichzeitige systemische Behandlung mit potenten CYP3A4-Inhibitoren wie z. B. Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin und Clarithromycin), Antimykotika (z. B. Ketoconazol und Itraconazol) und Antiproteasen wird aufgrund der erhöhten Tolterodinkonzentration im Serum bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern wegen des (daraus folgenden) Risikos der Überdosierung nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.4).


Die gleichzeitige Behandlung mit anderen Arzneimitteln mit antimuscarinischen Eigenschaften kann die therapeutische Wirkung und Nebenwirkungen verstärken. Umgekehrt kann die therapeutische Wirkung von Tolterodin durch gleichzeitige Gabe von cholinergen Muscarin-Rezeptoragonisten vermindert werden.


Die Wirkung von Prokinetika wie Metoclopramid und Cisaprid kann durch Tolterodin vermindert werden.


Die gleichzeitige Gabe von Fluoxetin (ein starker Inhibitor von CYP2D6) bewirkt keine klinisch signifikante Wechselwirkung, da Tolterodin und sein CYP2D6-abhängiger Metabolit, 5-Hydroxymethyltolterodin, gleich wirksam sind.


Wechselwirkungsstudien zeigten keinen Hinweis auf Interaktionen mit Warfarin oder kombinierten oralen Kontrazeptiva (EthinylestradioI/Levonorgestrel).


Eine klinische Studie hat gezeigt, dass Tolterodin kein metabolischer Inhibitor von CYP2D6, 2C19, 2C9, 3A4 oder 1A2 ist. Ein Plasmaspiegelanstieg von Substanzen, die über diese Isoenzymsysteme metabolisiert werden, ist daher bei Kombination mit Tolterodin nicht zu erwarten.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Tolterodin bei Schwangeren vor.

Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Daher wird Tolterodin-Actavis während der Schwangerschaft nicht empfohlen.


Stillzeit

Es liegen keine Daten zur Ausscheidung von Tolterodin in die Muttermilch beim Menschen vor. Tolterodin sollte während der Stilizeit vermieden werden.


Fertilität

Tierexperimentelle Studien zeigen keine Wirkung von Tolterodin auf die Fruchtbarkeit (siehe Abschnitt 5.3). Es gibt keine humanen Daten.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von

Maschinen


Da das Arzneimittel Akkommodationsstörungen hervorrufen und die Reaktionszeit beeinflussen kann, sind negative Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen möglich.


4.8 Nebenwirkungen


Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften kann Tolterodin leichte bis mäßige antimuscarinische Wirkungen wie Mundtrockenheit, Dyspepsie und trockene Augen verursachen.

Die folgende Tabelle gibt die Erfahrungen mit Tolterodin-Actavis aus klinischen Prüfungen und seit der Vermarktung wieder.

Die am häufigsten genannte Nebenwirkung war Mundtrockenheit bei 35 % der mit Tolterodin Filmtabletten und bei 10 % der mit Placebo behandelten Patienten. Kopfschmerzen wurden ebenfalls sehr häufig beschrieben und traten bei 10,1 % der mit Tolterodin Filmtabletten und 7,4 % der mit Placebo behandelten Patienten auf.



Sehr häufig

(>1/10)

Häufig

(>1/100 und <1/10)

Gelegentlich

(>1/1000 und <1/100)

Nicht bekannt

(kann anhand der vorliegende Daten nicht abgeschätzt werden

Infektionen und parasitäre Erkrankungen


Bronchitis



Erkrankungen des Immunsystems



Unspezifische Überempfindlich-keit

Anaphylaktoide Reaktionen

Psychatrische Erkrankungen



Nervosität

Verwirrung, Halluzinationen, Desorientiertheit

Erkrankungen des Nervensystems

Kopfschmer-zen

Schwindel, Schläfrigkeit, Parästhesien

Beeinträchtigtes Erinnerungsver-mögen


Augenerkrankungen


Trockene Augen, Sehstörungen (inkl. Akkomoda-tionsstörungen)



Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths


Vertigo



Herzerkrankungen


Palpitationen

Tachykardie, Herzinsuffizienz, Arrhythmie


Gefäßerkrankungen




Flushing

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Trockener Mund

Dyspepsie, Verstopfung, Bauchschmer-zen, Blähungen, Erbrechen, Diarrhoe

Gastroösopha-gealer Reflux


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes


Trockene Haut


Angioödem

Erkrankungen der Nieren und Harnwege


Dysurie, Harnretention



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort


Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb, periphere Ödeme



Untersuchungen


Gewichtszunah-me




Fälle einer Verstärkung der Symptome einer Demenz (z. B. Verwirrtheit, Desorientiertheit, Wahnvorstellungen) wurden bei Patienten, die zur Behandlung von Demenz Cholinesterasehemmer einnahmen, nach Einleitung einer Therapie mit Tolterodin beschrieben.


Pädiatrische Patienten:

Bei zwei pädiatrischen, randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studien über 12 Wochen, in die insgesamt 710 pädiatrische Patienten aufgenommen wurden, war der Prozentsatz der Patienten mit Harnwegsinfektionen, Diarrhoe und abnormalem Verhalten bei den mit Tolterodin behandelten Patienten höher als mit Placebo (Harnwegsinfektionen: Tolterodin 6,8 %, Placebo 3,6 %; Diarrhoe: Tolterodin 3,3 %, Placebo 0,9 %; abnormales Verhalten: Tolterodin 1,6 %, Placebo 0,4 %). (Siehe Abschnitt 5.1)


4.9 Überdosierung


Als höchste Einzeldosis wurde Probanden 12,8 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat] verabreicht. Als schwerwiegendste Nebenwirkungen wurden daraufhin Akkommodationsstörungen und Miktionsbeschwerden beobachtet.


Bei einer Überdosierung von Tolterodin sollte eine Magenspülung durchgeführt und Aktivkohle verabreicht werden. Die Symptome sollen folgendermaßen behandelt werden:


schwere anticholinerge Symptome des ZNS (z. B. Halluzinationen, schwere Erregungszustände): Verabreichung von Physostigmin

Krampfanfälle oder starke Erregung: Verabreichung von Benzodiazepinen

respiratorische Insuffizienz: künstliche Beatmung

Tachykardie: Verabreichung von Betablockern

Harnretention: Katheterisierung

Mydriasis: Behandlung mit pilocarpinhaltigen Augentropfen und/oder Unterbringung des Patienten in einem dunklen Raum


Eine Verlängerung des QT-Intervalls wurde bei 4-tägiger Anwendung in einer Gesamttagesdosis von 8 mg nicht-retardiertem Tolterodin (das Doppelte der' empfohlenen Tagesdosis für die nicht-retardierte Darreichungsform; entspricht dem Dreifachen der maximalen Plasmakonzentration mit der retardierten Darreichungsform) beobachtet. Im Falle einer Überdosierung von Tolterodin sollten allgemeine unterstützende Maßnahmen zur Behandlung einer QT-Verlängerung angewandt werden.


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Urologische Spasmolytika

ATC-Code: G04BD07


Tolterodin ist ein kompetitiver, spezifischer Muscarinrezeptorantagonist mit einer höheren Selektivität in vivo für die Harnblase im Vergleich zu den Speicheldrüsen. Einer der Tolterodinmetaboliten (5-Hydroxymethyl-Derivat) gleicht in seiner pharmakologischen Wirkung der Ausgangssubstanz. Dieser Metabolit trägt bei schnellen Metabolisierern wesentlich zum therapeutischen Effekt bei (siehe Abschnitt 5.2).


Ein Wirkungseintritt kann innerhalb von 4 Wochen erwartet werden.


Wirkung von zweimal täglich 2 mg Tolterodin nach 4 bzw.12 Wochen versus

Placebo (zusammengefasste Daten). Absolute und prozentuelle Veränderungen

bezogen auf den Ausgangswert


Zielgröße/

Parameter

Studien über 4 Wochen

Studien über 12 Wochen


Tolterodin

2x 2 mg/

Tag

Placebo

Statistische Signifikanz vs. Placebo

Tolterodin

2x 2 mg/

Tag

Placebo

Statistische Signifikanz vs. Placebo

Anzahl der Miktionen in 24 Stunden

- 1,6

(- 14%)

n=392

- 0,9

(- 8%)

n=189

*

- 2,3

(- 20%)

n=354

- 1,4

(- 12%)

n=176

**

Anzahl der Inkontinenzepisoden in 24 Stunden

- 1,3

(- 38%)

n=288

- 1,0

(- 26%)

n=151

n.s.

- 1,6

(- 47%)

n=299

- 1,1

(- 32%)

n=145

*

Mittleres Volumen pro Miktion (ml)

+ 25

+ 17%)

n=385

+ 12

(+ 8%)

n=185

***

+ 35

(+ 22%)

n=354

+ 10

(+ 6%)

n=176

***

Anzahl d. Patienten mit kleinen od. geringen Blasenbeschwerden nach der Behandlung (%)

16%

n=394

7%

n=190

**

19%

n=356

15%)

n=177

n.s.


n.s. = nicht signifikant; * = p <0,05; ** = p < 0,01; *** = p <0,001


Die Wirkung von Tolterodin wurde bei Patienten untersucht, die bei Studieneintritt anhand einer urodynamischen Bewertung überprüft und anhand ihrer urodynamischen Ergebnisse einer urodynamisch positiven (motorischer Harndrang) oder einer urodynamisch negativen (sensorischer Harndrang) Gruppe zugeteilt wurden. Innerhalb jeder der beiden Gruppen wurden die Patienten für Tolterodin oder Placebo randomisiert. Die Studie konnte keinen überzeugenden Nachweis dafür erbringen, dass Tolterodin bei Patienten mit sensorischem Harndrang eine gegenüber Placebo verbesserte Wirkung hatte.


Die klinischen Wirkungen von Tolterodin auf das QT-Intervall wurden anhand von EKGs bei mehr als 600 behandelten Patienten untersucht, und zwar einschließlich älterer Patienten und Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen. Zwischen Placebo und der Behandlungsgruppe unterschieden sich die Änderungen in den QT-Intervallen nicht signifikant voneinander.


Die Wirkung von Tolterodin auf die QT-Verlängerung wurde bei 48 männlichen und weiblichen Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren weiterführend untersucht. Die Probanden erhielten nicht-retardiertes Tolterodin in einer Dosis von 2 mg und 4 mg zweimal täglich. Die Ergebnisse (Fridericia-korrigiert) zum Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration von Tolterodin (1 Stunde) zeigten eine mittlere Verlängerung der QTc-lntervalle von 5,0 und 11,8 msec mit einer Tolterodin-Dosis von 2 mg bzw. 4 mg zweimal täglich und um 19,3 msec. mit Moxifloxacin (400 mg), das als aktive interne Kontrolle diente. Anhand eines pharmakokinetischen/pharmakodynamischen Modells konnte geschätzt werden, dass die QTc-Verlängerungen bei Personen mit langsamer Metabolisierung (Personen mit CYP2D6-Mangel), die mit 2 mg Tolterodin zweimal täglich behandelt wurden, mit jenen bei Personen mit schneller Metabolisierung, die mit 4 mg zweimal täglich behandelt wurden, vergleichbar waren. Mit beiden Dosen von Tolterodin wurde bei keinem Probanden, ungeachtet seines individuellen Metabolismus, ein Wert von 500 msec für das absolute QTcF oder von 60 msec für die Veränderung gegenüber Baseline beobachtet, wobei diese beiden Werte als Grenzwerte gelten, bei deren Überschreitung Anlass zu Besorgnis besteht.


Pädiatrische Patienten:

Die Wirksamkeit bei pädiatrischen Patienten wurde bisher nicht nachgewiesen. Es wurden zwei pädiatrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studien über 12 Wochen mit Tolterodin-Retardkapseln durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 710 pädiatrische Patienten (486 mit Tolterodin und 224 mit Placebo) im Alter von 5-10 Jahren mit Pollakisurie oder Dranginkontinenz untersucht. In keiner der beiden Studien wurden signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Veränderung in der Gesamtzahl der Inkontinenzepisoden pro Woche beobachtet.

(Siehe Abschnitt 4.8).

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Darreichungsspezifische pharmakokinetische Eigenschaften:

Tolterodin wird schnell resorbiert. Sowohl Tolterodin als auch der 5-Hydroxymethyl-Metabolit erreichen maximale Serumkonzentrationen nach 1-3 Stunden. Die Halbwertszeit von Tolterodin liegt bei Einnahme von Filmtabletten bei schneller Metabolisierung bei 2-3 Stunden, bei langsamer Metabolisierung (CYP 2D6-Mangel) bei 10 Stunden. Steady-State-Konzentrationen werden innerhalb von 2 Tagen nach Einnahme der Filmtabletten erreicht.

Nahrung beeinflusst bei schnellen Metabolisierern die Exposition gegenüber ungebundenem Tolterodin und dem aktiven 5-Hydroxymethyl-Metaboliten nicht, obwohl die Tolterodinspiegel bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme ansteigen. Bei langsamen Metabolisierern sind ebenso keine relevanten klinischen Änderungen zu erwarten.


Resorption

Nach oraler Einnahme unterliegt Tolterodin dem durch CYP 2D6 katalysierten First-Pass-Effekt in der Leber und wird zu dem equipotenten Hauptmetaboliten (5-Hydroxymethyl-Derivat) abgebaut.

Die absolute Bioverfügbarkeit von Tolterodin beträgt 17 % bei schnellen Metabolisierern (Mehrzahl der Patienten) und 65 % bei langsamen Metabolisierern (CYP 2D6-Mangel).


Verteilung

Tolterodin und der 5-Hydroxymethyl-Metabolit werden vor allem an saure α1-Glykoproteine (Orosomucoide) gebunden. Die ungebundenen Anteile betragen 3,7 % bzw. 36 %. Das Verteilungsvolumen von Tolterodin beträgt 113 Liter.


Elimination

Tolterodin wird nach oraler Einnahme überwiegend in der Leber metabolisiert. Der primäre Metabolismus wird durch das polymorphe Enzym CYP 2D6 initiiert und führt zur Bildung des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten. Durch weitere Verstoffwechslung entstehen 5-Carboxylsäure- und N'-dealkylierte 5-Carboxylsäure-Metaboliten, die etwa 51 % bzw. 29 % der im Urin nachgewiesenen Metaboliten ausmachen. Ein Anteil vonca. 7 % der Bevölkerung hat einen Mangel an CYP 2D6. Der Metabolismus bei diesen Personen (langsame Metabolisierer) verläuft über Dealkylierung über CYP 3A4 zu N'-dealkyliertem Tolterodin, welches klinisch nicht wirksam ist. Die übrige Bevölkerung wird als schnelle Metabolisierer bezeichnet. Die systemische Clearance vonTolterodin im Serum beträgt bei schnellen Metabolisierern ca. 30 I/Stunde. Bei langsamen Metabolisierern führt die reduzierte Clearance zu signifikant höheren Tolterodinkonzentrationen (ca. 7-fach) im Serum und geringfügigen Konzentrationen des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten.


Der 5-Hydroxymethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und genauso wirksam wie Tolterodin.

Durch das unterschiedliche Proteinbindungsverhalten von Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten ist die Konzentration vonungebundenem Tolterodin (AUC) bei langsamen Metabolisierern mit der Gesamtmenge des ungebundenen Tolterodins und des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten bei Patienten mit CYP 2D6-Aktivität bei gleicher Dosierung vergleichbar. Sicherheit, Verträglichkeit und klinische Wirksamkeit der Substanz sind unabhängig vom Phänotyp vergleichbar.


Radioaktiv markiertes [14C]-Tolterodin wird zu ungefähr 77 % im Urin und zu 17 % mit den Faeces ausgeschieden. Weniger als 1 % der Dosis wird als unveränderte Substanz und ca. 4 % als 5-Hydroxymethyl-Metabolit ausgeschieden. Der carboxylierte Metabolit sowie der entsprechende dealkylierte Metabolit machen ca. 51 % bzw. 29 % der im Urin nachgewiesenen Metaboliten aus.


Die Pharmakokinetik ist im therapeutischen Dosierungsbereich linear.


Spezielle Patientengruppen

Eingeschränkte Leberfunktion:

Bei Patienten mit Leberzirrhose findet man eine ca. zweifach höhere Konzentration an ungebundenem Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).


Eingeschränkte Nierenfunktion:

Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Inulin-Clearance GFR<30 ml/min) ist die mittlere Konzentration an ungebundenem Tolterodin und seinem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten verdoppelt. Die Plasmaspiegel anderer Metaboliten sind bei diesen Patienten stark erhöht (bis zum 12-Fachen). Die klinische Relevanz der erhöhten Konzentrationen dieser Metaboliten ist unbekannt. Es liegen keine Daten für leichte bis mittlere Nierenfunktionsstörungen vor(siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).


Pädiatrische Patienten:

Die Exposition mit dem Wirkstoff pro mg Dosis ist bei Erwachsenen und Jugendlichen ähnlich. Die mittlere Exposition mit dem Wirkstoff pro mg Dosis ist bei Kindern im Alter von 5-10 Jahren ca. um das 2-Fache höher als bei Erwachsenen (siehe Abschnitte 4.2 und 5.1).


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Toxizitäts-, Genotoxizitäts-, Kanzerogenitäts- und sicherheitspharmakologische Studien zeigten keine klinisch relevanten Wirkungen mit Ausnahme von denen, die mit der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels in Verbindung stehen.


Reproduktionsstudien wurden an Mäusen und Kaninchen durchgeführt. Tolterodin zeigte keine Auswirkung auf die Fertilität oder Reproduktionsfunktion der Maus. Embryoletalität und Missbildungen wurden erst bei Plasmaspiegeln (Cmaxbzw. AUC) beobachtet, die 20- bzw. 7-fach höher waren, als die, die bei behandelten Patienten gefunden werden. Bei Kaninchen wurden keine Missbildungen beobachtet, auch wenn die Studien mit 20- bzw. 3-fach höheren Plasmaspiegeln (Cmaxbzw. AUC) durchgeführt wurden, als die, die bei behandelten Patienten zu erwarten sind.


Sowohl Tolterodin als auch die beim Menschen vorkommenden aktiven Metaboliten verlängern die Dauer des Aktionspotenzials (90 % Repolarisation) in den Purkinje-Fasern des Hundes (14-75-fache therapeutische Konzentrationen) und blockieren in geklonten hERG-Kanälen (human ether-ago-go-related gene) den K+-Strom (0,5-26,1-fache therapeutische Konzentrationen). Nach Verabreichung von Tolterodin und den beim Menschen vorkommenden Metaboliten (3,1-61,0-fache therapeutische Konzentrationen) wurde bei Hunden eine Verlängerung des QT-Intervalls beobachtet. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist nicht bekannt.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Tablettenkern:

Mikrokristalline Cellulose

Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ B) (Ph.Eur.)

Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]

Hochdisperses Siliciumdioxid


Tablettenüberzug:

Opadry white 20A28334 bestehend aus:

Hyprolose

Hypromellose

Talkum

Titandioxid (E171)


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen

erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Tolterodin-Actavis Filmtabletten sind in transparenten PVC I PE I PVDC I Aluminium-Blisterpackungen verpackt.


Packungsgrößen:

Tolterodin-Actavis Filmtabletten sind in Blisterpackungen mit 30,50 und 100 Filmtabletten erhältlich


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerbedingungen erforderlich.


7. Inhaber der Zulassungen


Actavis Group PTC ehf.

Reykjavikurvegur 76 – 78

220 Hafnarfjördur

Island


Mitvertrieb

Actavis Deutschland GmbH & Co. KG

Willy-Brandt-Allee 2

81829 München

Telefon: 089/558909 – 0

Telefax: 089/558909 – 240


8. Zulassungsnummern


81679.00.00

81680.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassungen


14.02.2012


10. Stand der Information


März 2013


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

spcde-tolterodin-actavis-ftbl-0313-cv Page 15 of 15 März 2013