Truvada
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EUROPEAN MEDICINES AGENCY
SCIENCE MEDICINES HEALTH
EMA/526396/2016
EMEA/H/C/000594
Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit
Truvada
Emtricitabin / Tenofovirdisoproxil
Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Truvada. Hierin wird erläutert wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Truvada zu gelangen.
Was ist Truvada?
Truvada ist ein antivirales Arzneimittel, das zwei Wirkstoffe, Emtricitabin (200 mg) und Tenofovirdisoproxil (245 mg), enthält. Es ist als Tabletten erhältlich.
Wofür wird Truvada angewendet?
Truvada wird in Kombination mit mindestens einem anderen antiviralen Arzneimittel zur Behandlung von Erwachsenen angewendet, die mit dem humanen Immunschwächevirus des Typs 1 (HIV-1) infiziert sind, das AIDS (das erworbene Immunschwächesyndrom) verursacht.
Truvada wird auch zur Vorbeugung einer sexuell übertragbaren HIV-1-Infektion bei Erwachsenen mit hohem Infektionsrisiko angewendet („Präexpositionsprophylaxe"). Es sollte in Kombination mit SaferSex-Praktiken wie der Verwendung von Kondomen angewendet werden.
Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
Wie wird Truvada angewendet?
Die Behandlung mit Truvada sollte von einem Arzt eingeleitet werden, der in der Behandlung einer HlV-Infektion erfahren ist.
Die empfohlene Dosis Truvada zur Behandlung oder Vorbeugung einer HIV-1-Infektion beträgt einmal täglich eine Tablette, vorzugsweise zusammen mit Nahrung. Falls Patienten mit einer HIV-1-Infektion
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die Einnahme von Emtricitabin oder Tenofovir beenden oder andere Dosen einnehmen müssen, sind Arzneimittel mit den Wirkstoffen Emtricitabin bzw. Tenofovirdisoproxil getrennt einzunehmen.
Weitere Informationen sind der Packungsbeilage zu entnehmen.
Wie wirkt Truvada?
Truvada enthält zwei Wirkstoffe: Emtricitabin, einen Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer, sowie Tenofovirdisoproxil, ein Pro-Pharmakon (Prodrug) von Tenofovir. Dies bedeutet, dass der Wirkstoff im Körper zu Tenofovir umgewandelt wird. Tenofovir ist ein nukleotidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer. Emtricitabin und Tenofovir wirken auf ähnliche Weise, indem sie die Aktivität des vom HIV produzierten Enzyms Reverse Transkriptase blockieren, über das die Körperzellen infiziert und mehr Viren produziert werden.
Zur Behandlung einer HIV-1-Infektion wirkt Truvada in Kombination mit mindestens einem anderen antiviralen Arzneimittel, indem es die HIV-Menge im Blut verringert und auf einem niedrigen Niveau hält. Truvada vermag die HIV-Infektion bzw. AIDS nicht zu heilen, kann jedoch die Schädigung des Immunsystems und die Entwicklung von AIDS-bedingten Infektionen und Erkrankungen hinauszögern.
Zur Präexpositionsprophylaxe einer HIV-1-Infektion wird erwartet, dass Truvada im Blut das Virus daran hindert, sich zu vermehren und sich von der Infektionsstelle aus zu verbreiten, falls die Person dem Virus ausgesetzt ist.
Beide Wirkstoffe sind in der Europäischen Union (EU) bereits seit den frühen 2000er Jahren zugelassen: Emtricitabin ist seit 2003 als Emtriva und Tenofovirdisoproxil seit 2002 als Viread zugelassen.
Welchen Nutzen hat Truvada in den Studien gezeigt?
In zwei Hauptstudien wurde die Wirksamkeit der Wirkstoffe in Truvada, d. h. Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil, an zuvor nicht behandelten Erwachsenen mit HIV-1-Infektion untersucht. Hauptindikator für die Wirksamkeit war der Anteil der Patienten, deren HIV-Blutspiegel (Viruslast) unter einen bestimmten Wert gefallen war. Wenn die Wirkstoffe in Truvada in Kombination mit anderen antiviralen Arzneimitteln eingenommen wurden, senkten sie die Viruslasten bei der Mehrheit der Patienten und waren wirksamer als die Vergleichsarzneimittel.
In der ersten Studie wurde die Kombination aus Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil mit der Kombination aus Lamivudin und Zidovudin (anderen antiviralen Arzneimitteln) verglichen. Beide Kombinationen wurden mit Efavirenz (einem anderen antiviralen Arzneimittel) von Patienten mit HIV-1-Infektion eingenommen. Von den Patienten, die die Wirkstoffe von Truvada einnahmen, erreichten 80 % (194 von 244) nach 48 Wochen Viruslasten unter 50 Kopien/ml und behielten diese bei, im Vergleich zu 70 % der Patienten (171 von 243) in der Gruppe mit den Vergleichsarzneimitteln.
In der zweiten Studie an 196 Patienten mit HIV-1-Infektion wurde die Wirksamkeit von Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil zusammen mit Lopinavir und Ritonavir (anderen antiviralen Arzneimitteln) untersucht. Etwa zwei Drittel der Patienten erreichten nach 48 Wochen Viruslasten unter 50 Kopien/ml und behielten diese bei.
In zwei Hauptstudien wurde die zusätzliche Gabe von Truvada zu Standardpräventionsmaßnahmen zur Präexpositionsprophylaxe bewertet. In beiden Studien wurde Truvada bei Erwachsenen mit hohem Risiko für eine sexuell übertragbare HIV-1-Infektion mit Placebo (einer Scheinbehandlung) verglichen. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Anzahl der Erwachsenen, die positiv auf eine HIV-1-Infektion getestet wurden. Truvada beugte einer HIV-1-Infektion wirksamer vor als Placebo. Das Schutzniveau hing davon ab, wie konsequent die Personen ihre Arzneimittel einnahmen.
In der ersten Studie mit über 2 400 Männern, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben, wurden 3,9 % (48 von 1 224) der Personen, die Truvada einnahmen, positiv auf eine HIV-1-Infektion getestet, verglichen mit 6,8 % (83 von 1 217) unter Placebo.
An der zweiten Studie nahmen über 4 700 heterosexuelle Paare teil, jeweils mit einem Partner ohne HIV-1-Infektion und einem mit Infektion. Von den Personen, die Truvada einnahmen, wurden über einen Zeitraum von einem Jahr 0,8 % (13 von 1 576) positiv auf eine HIV-1-Infektion getestet, verglichen mit 3,3 % (52 von 1 578) unter Placebo.
Welches Risiko ist mit Truvada verbunden?
Sehr häufige Nebenwirkungen von Truvada (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Hypophosphatämie (verminderte Phosphatspiegel im Blut), Kopfschmerzen, Schwindel, Diarrhö (Durchfall), Erbrechen, Nausea (Übelkeit), Ausschlag, Schwäche sowie erhöhte Kreatinkinasespiegel (Kreatinkinase ist ein Enzym, das in Muskeln vorkommt) im Blut. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Truvada berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Zur Präexpositionsprophylaxe kann Truvada nur bei Personen angewendet werden, die negativ auf eine HIV-Infektion getestet wurden. Personen, die Truvada zur Vorbeugung einer HIV-1-Infektion einnehmen, sollten mindestens alle drei Monate getestet werden, um sicherzustellen, dass sie nicht mit HIV-1 infiziert sind. Die vollständige Auflistung der Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Warum wurde Truvada zugelassen?
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) stellte fest, dass der Nutzen von Truvada bei der Behandlung einer HIV-1-Infektion lediglich bei Patienten nachgewiesen wurde, die zuvor noch nicht gegen eine HIV-Infektion behandelt worden waren, dass das vereinfachte Dosierungsschema mit der einmal täglich einzunehmenden Kombinationstablette den Patienten jedoch dabei helfen kann, die Behandlung durchzuhalten.
Der Ausschuss war ebenfalls der Auffassung, dass der Nutzen von Truvada bei der Präexpositionsprophylaxe nachgewiesen wurde, dass das Schutzniveau jedoch davon abhängt, wie konsequent sich die Personen an die empfohlenen Dosierungsschemata halten. Zwar besteht das Risiko, dass die Präexpositionsprophylaxe risikofreudiges Verhalten fördert, einer der Hauptstudien zufolge kann jedoch die Teilnahme an der Studie ein solches Verhalten einschränken.
Der Ausschuss gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Truvada gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.
Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von Truvada ergriffen?
Das Unternehmen, dass Truvada in Verkehr bringt, wird Ärzten Informationsmaterial bereitstellen, das das Risiko einer Nierenerkrankung bei Truvada und bei Anwendung zur Präexpositionsprophylaxe behandelt. Angehörige der Heilberufe erhalten ebenfalls eine Broschüre und eine Erinnerungskarte für Personen, die Truvada zur Präexpositionsprophylaxe einnehmen.
Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren und wirksamen Anwendung von Truvada, die von Angehörigen der Heilberufe und Patienten befolgt werden müssen, wurden ebenfalls in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage aufgenommen.
Weitere Informationen über Truvada
Am 21. Februar 2005 erteilte die Europäische Kommission dem Unternehmen Gilead Sciences International Limited eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Truvada in der gesamten EU.
Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Truvada finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European public assessment reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Truvada benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 07-2016 aktualisiert.
Truvada
EMA/526396/2016
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