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Tysabri

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EUROPEAN MEDICINES AGENCY

SCIENCE MEDICINES HEALTH

EMA/349589/2011

EMEA/H/C/000603

Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit

Tysabri

Natalizumab

Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Tysabri. Hierin wird erläutert wird, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Tysabri zu gelangen.

Was ist Tysabri?

Tysabri ist ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (Tropfinfusion in eine Vene). Es enthält den Wirkstoff Natalizumab.

Wofür wird Tysabri angewendet?

Tysabri wird zur Behandlung von Erwachsenen mit hochaktiver multipler Sklerose (MS) angewendet.

MS ist eine Erkrankung der Nerven, bei der die Schutzhülle rund um die Nerven durch Entzündungen zerstört wird. Tysabri wird bei der sogenannten „schubförmig remittierenden" MS (d. h., der Patient hat immer wieder Anfälle - sogenannte Schübe, gefolgt von Zeiten ohne Symptome - sogenannte Remissionen) eingesetzt. Es wird angewendet, wenn die Erkrankung trotz geeigneter Behandlung mit mindestens einer anderen Art von krankheitsmodifizierender Therapie weiter aktiv ist, oder bei Patienten, deren Erkrankung schwerwiegend ist und rasch fortschreitend verläuft.

Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Wie wird Tysabri angewendet?

Die Behandlung mit Tysabri sollte von einem Arzt eingeleitet und kontinuierlich überwacht werden, der Erfahrung in der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems besitzt und Zugang zu einem Magnetresonanztomograf(MRT)-Scanner hat. Mit diesem Scanner kann der Arzt den Patienten im Körperinneren auf mit MS verbundene Veränderungen im Gehirn oder Rückenmark oder die seltene

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Gehirninfektion PML (progressive multifokale Leukoenzephalopathie) untersuchen, die mit Tysabri und anderen Arzneimitteln gegen MS in Verbindung gebracht wurde.

Tysabri wird alle vier Wochen als einstündige Infusion verabreicht. Da die Infusion eine allergische Reaktion auslösen kann, muss der Patient während der Infusion und für eine Stunde danach überwacht werden. Wenn nach sechs Monaten kein eindeutiger Nutzen für den Patienten erkennbar ist, muss der Arzt die Behandlung überdenken.

Wie wirkt Tysabri?

Der Wirkstoff in Tysabri, Natalizumab, ist ein monoklonaler Antikörper. Ein monoklonaler Antikörper ist ein Antikörper (eine Art Protein), der entwickelt wurde, um eine bestimmte Struktur (ein sogenanntes Antigen) auf bestimmten Zellen im Körper zu erkennen und daran zu binden. Natalizumab wurde eigens dafür entwickelt, an einen spezifischen Teil eines Integrins, des sogenannten a4ß1-Integrins, zu binden. Dieses findet sich auf der Oberfläche der meisten Leukozyten (der weißen Blutkörperchen, die am Entzündungsprozess beteiligt sind). Man geht davon aus, dass Natalizumab die Leukozyten durch Bindung an das Integrin daran hindert, vom Blut in das Gehirn überzutreten. Dies vermindert die Entzündung und die durch MS hervorgerufene Nervenschädigung.

Wie wurde Tysabri untersucht?

Tysabri wurde in zwei Studien untersucht, die jeweils zwei Jahre dauerten. In einer Studie mit 942 Patienten wurde Tysabri für sich allein mit Placebo (einer Scheinbehandlung) verglichen. In der zweiten Studie mit 1 171 Patienten wurde die Wirkung von Tysabri mit der von Placebo bei zusätzlicher Gabe zu Interferon beta-1a verglichen. Zudem läuft derzeit eine dritte Studie mit 5 623 Patienten, die auf eine andere vorangegangene, krankheitsmodifizierende Behandlung nicht angesprochen haben (Glatirameracetat, Beta-Interferon oder Fingolimod). In dieser Studie wird Tysabri mit keiner anderen Behandlung verglichen. Die Wirksamkeit wurde anhand der Anzahl der Schübe und der Veränderungen des Behinderungsgrades der Patienten unter Verwendung einer Standardskala (Expanded Disability Status Scale) gemessen.

Welchen Nutzen hat Tysabri in diesen Studien gezeigt?

Bei alleiniger Gabe verringerte Tysabri die Anzahl der Schübe wirksamer als Placebo. Nach einem Jahr nahmen die MS-Schübe bei den mit Tysabri behandelten Patienten im Vergleich zu den Patienten, die Placebo erhielten, um etwa zwei Drittel ab. Tysabri verminderte auch die in einer Behinderung resultierenden Folgen von MS wirksamer als Placebo: Innerhalb von zwei Jahren wurde das Risiko einer Verschlimmerung der Behinderung im Vergleich zu Placebo um 42 % gesenkt. In der Studie, in der Tysabri zusätzlich zu Interferon beta-1a gegeben wurde, wurden das Risiko einer Verschlimmerung der Behinderung und die Anzahl der Schübe verringert, doch war es aufgrund des Studiendesigns nicht möglich, eindeutig festzustellen, ob diese Ergebnisse auf Tysabri allein oder auf die Kombination mit Interferon beta-1a zurückzuführen waren.

Die bislang aus der dritten Studie vorliegenden Ergebnisse zeigen einen Rückgang der MS-Schübe von 1,99 pro Jahr auf 0,22 bei den mit Tysabri behandelten Patienten, unabhängig von der krankheitsmodifizierenden Therapie, die sie zuvor erhalten hatten. Dieses Ansprechen hielt bis zu fünf Jahre an.

Welches Risiko ist mit Tysabri verbunden?

Patienten, ihre Betreuungspersonen sowie Ärzte müssen sich darüber im Klaren sein, dass Tysabri mit Infektionen, einschließlich der Gehirninfektion PML, einhergehen kann. Die Symptome von PML können denen eines MS-Schubes ähneln und PML kann zu schwerer Behinderung oder zum Tod führen. Je länger Tysabri gegeben wird, desto höher ist das PML-Risiko, insbesondere bei Patienten, die länger als zwei Jahre behandelt werden. Das PML-Risiko ist ebenfalls höher, wenn der Patient vor der Behandlung mit Tysabri Immunsuppressiva erhalten hat oder Antikörper gegen das Virus aufweist, das PML auslöst. Besteht Verdacht auf PML, muss der Arzt die Behandlung abbrechen, bis mit Sicherheit festgestellt wird, dass der Patient die Infektion nicht hat.

In Studien waren sehr häufige Nebenwirkungen von Tysabri (beobachtet bei 1 bis 10 von 100 Patienten) Harnwegsinfektionen (Infektionen der den Urin ausscheidenden Strukturen), Nasopharyngitis (Entzündung von Nase und Rachen), Urtikaria (juckender Hautausschlag), Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Nausea (Übelkeit), Arthralgie (Gelenkschmerzen), Rigor (Schüttelfrost), Pyrexie (Fieber) und Fatigue (Müdigkeit). Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Tysabri berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Etwa 6 % der Patienten in den Studien entwickelten lang anhaltende Antikörper gegen Natalizumab. Dies führte zu einer Abnahme der Wirksamkeit des Arzneimittels.

Tysabri darf nicht angewendet werden bei Patienten mit PML oder einem erhöhten Infektionsrisiko, einschließlich Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist. Es darf Patienten mit Krebs (mit Ausnahme einer Hautkrebsart, des sogenannten Basalzellkarzinoms) oder Patienten unter 18 Jahren nicht zusammen mit anderen krankheitsmodifizierenden Arzneimitteln gegeben werden.

Warum wurde Tysabri zugelassen?

Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von Tysabri bei MS eindeutig nachgewiesen worden war, das Arzneimittel jedoch aufgrund seines Sicherheitsprofils nur bei Patienten angewendet werden sollte, die das Arzneimittel wirklich benötigen, sei es, weil ihre Erkrankung nicht auf eine krankheitsmodifizierende Therapie angesprochen hat oder rasch fortschreitend verläuft. Der Ausschuss gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Tysabri gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.

Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren Anwendung von Tysabri ergriffen?

Der Hersteller von Tysabri wird sich mit allen Mitgliedstaaten auf Maßnahmen zur verstärkten Überwachung von Patienten verständigen (z. B. Register und Studien mit Patienten, die Tysabri erhalten). Darüber hinaus wird er für Ärzte in allen Mitgliedstaaten, die Tysabri verschreiben, Fachinformationen mit Angaben zur Sicherheit von Tysabri bereitstellen, einschließlich Informationen dazu, welche Patienten unter Umständen eine höheres bzw. niedrigeres Risiko für PML aufweisen.

Diese Fachinformationen werden auch Informationen zu den Risiken dieses Arzneimittels für Patienten enthalten. Patienten sollten diese Informationen zu Beginn der Behandlung mit Tysabri erhalten, wenn die Behandlung länger als zwei Jahre fortgeführt und wenn sie abgesetzt wird, da das PML-Risiko für sechs Monate nach Ende der Behandlung bestehen bleibt.

Patienten, die Tysabri erhalten, muss ein spezieller Patientenpass ausgehändigt werden, in dem die wichtigsten Sicherheitshinweise zu dem Arzneimittel zusammengefasst sind. Die Patienten sollten diesen Pass ihrem Partner oder ihrer Betreuungsperson sowie den anderen sie behandelnden Ärzten

Tysabri zeigen, da diese möglicherweise Symptome von PML bemerken, die dem Patienten selbst nicht bewusst sind, wie etwa Stimmungsschwankungen, Veränderungen im Verhalten oder Sprachstörungen.

Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen zur Förderung der sicheren und wirksamen Anwendung von Tysabri, die von Angehörigen der Heilberufe und Patienten befolgt werden müssen, wurden auch in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage aufgenommen.

Weitere Informationen über Tysabri

Am 27. Juni 2006 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Tysabri in der gesamten Europäischen Union.

Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Tysabri finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European Public Assessment Reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Tysabri benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 07-2016 aktualisiert.

Tysabri

EMA/405337/2016

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