Aciclovir Al 400
2011-06-14/CLH
Antwort auf Stellungnahme BfArM vom 25.05.2011
Korr vom 22.07.2011 auf BfArM E-Mail vom 18.07.2011 2011-07-25/BM
Fachinformation Aciclovir AL
1. Bezeichnung der Arzneimittel
Aciclovir AL 200
Aciclovir 200 mg pro Tablette
Aciclovir AL 400
Aciclovir 400 mg pro Tablette
Aciclovir AL 800
Aciclovir 800 mg pro Tablette
Wirkstoff: Aciclovir
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Aciclovir AL 200
1 Tablette enthält:
200 mg Aciclovir
Aciclovir AL 400
1 Tablette enthält:
400 mg Aciclovir
Aciclovir AL 800
1 Tablette enthält:
800 mg Aciclovir
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Tablette
Aciclovir AL 200
Weiße, runde, bikonvexe Tablette mit
der Prägung „VS 1“.
Aciclovir AL 400
Weiße, runde, bikonvexe Tablette mit
der Prägung „VS 2“.
Aciclovir AL 800
Weiße, längliche Tablette mit beidseiti-
ger Bruchkerbe und der Prägung „VS 3“.
4. Klinische Angaben
4.1. Anwendungsgebiete
Aciclovir AL 200
Herpes simplex-Infektionen, insbesondere Herpes genitalis-Infektion der Haut und der Schleimhäute (primärer sowie häufig rezidivierender Herpes genitalis).
Der Versuch einer vorbeugenden Behandlung bei erwachsenen Patienten, die an sehr schweren Verlaufsformen sehr häufig rezidivierender genitaler Herpes simplex-Infektionen leiden, ist angezeigt.
Aciclovir AL 400
Herpes zoster (Gürtelrose).
Zur Vorbeugung von schweren Herpes simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten erwachsenen Patienten, wenn diese einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, z.B. nach Organtransplantationen.
Aciclovir AL 800
Herpes zoster (Gürtelrose).
4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Aciclovir AL 200
Erwachsene
Herpes simplex-Infektionen
5-mal täglich 200 mg Aciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden.
Prophylaxe von schweren Verlaufsformen und sehr häufig rezidivierenden genitalen Herpes simplex-Infektionen
-
Immunologisch gesunde Patienten:
4-mal täglich 200 mg Aciclovir im Abstand von 6 Stunden.
Alternativ dazu können auch 2-mal täglich 400 mg Aciclovir im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. -
In Einzelfällen kann eine wirksame Vorbeugung auch mit einer Dosierung von 3-mal täglich 200 mg Aciclovir im Abstand von 8 Stunden oder 2-mal täglich 200 mg Aciclovir im Abstand von 12 Stunden erzielt werden.
Kommt es trotz einer täglichen Gesamtdosis von 800 mg zum Rezidiv (Durchbruchinfektion), so sind - wie bei der Dosierung bei Herpes simplex-Infektionen angegeben - 5-mal täglich 200 mgAciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden über 5 Tage einzunehmen. Danach wird erneut die oben genannte Dosierung gegeben.
-
Immunsupprimierte Patienten:
4-mal täglich 200 mg Aciclovir im Abstand von 6 Stunden. -
Stark immunsupprimierte Patienten z.B. nach Organtransplantationen:
4-mal täglich 400 mg Aciclovir im Abstand von 6 Stunden.
Alternativ kann auch ‑ insbesondere bei Patienten mit gestörter enteraler Resorption - Aciclovir-Trockensubstanz zur intravenösen Infusion angewendet werden.
Hinweis:
Mögliche Resistenzentwicklungen wurden bei Immunsupprimierten beschrieben. Dies sollte bei der Dosierung beachtet werden (siehe Abschnitt 5.1).
Kinder
Zur Behandlung von Herpes simplex-Infektionen erhalten Kinder über 2 Jahre die Erwachsenendosis, Kinder unter 2 Jahre die Hälfte der Erwachsenendosis.
Aciclovir AL 400
Vorbeugung von Herpes simplex-Infektionen in bestimmten Fällen
Zur Vorbeugung von schweren Herpes simplex-Infektionen bei Patienten mit stark geschädigter körpereigener Abwehr in der Zeit eines erhöhten Infektionsrisikos, z.B. nach Organtransplantationen, können 4-mal täglich 400 mg Aciclovir im Abstand von 6 Stunden eingenommen werden.
Aciclovir AL 400
Aciclovir AL 800
Erwachsene
Herpes zoster (Gürtelrose)
5-mal täglich 800 mg Aciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden.
Für Patienten mit Niereninsuffizienz
(siehe auch Abschnitt 4.4)
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, wie sie insbesondere bei älteren Patienten vermehrt auftreten kann, kann eine geringere Aciclovir-Dosis als oben angegeben zur Behandlung ausreichen. In Abhängigkeit von den Nierenfunktionswerten ist eine Dosisanpassung vorzunehmen: siehe Tabelle 1.
Tabelle 1: Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Indikation |
Kreatinin-Clearance [ml/min/1,73m2] |
Serumkreatinin
|
Dosierung Aciclovir |
|
|
|
Frauen |
Männer |
|
Herpes simplex-Infektionen |
< 10 |
> 550 bzw. |
> 750 bzw. |
2-mal täglich 200 mg alle 12 Stunden |
Herpes zoster |
25-10 |
280 – 550 bzw. |
370 – 750 bzw. 4,18 ‑ 8,48 |
3-mal täglich 800 mg alle 8 Stunden |
Herpes zoster |
< 10 |
> 550 bzw. |
> 750 bzw. |
2-mal täglich 800 mg alle 12 Stunden |
Ältere Patienten
Bei älteren
Patienten sollte beachtet werden, dass die Nierenfunktion
möglicherweise eingeschränkt und die Dosierung daher
entsprechend
anzupassen ist (siehe Tabelle 1 und Abschnitt 4.4)..
Auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.
Art der Anwendung
Die Einnahme der Tabletten sollte möglichst nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen.
Um einen bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen, sollte Aciclovir AL so früh wie möglich - d.h. möglichst nach dem Auftreten der ersten Hauterscheinungen – eingenommen werden. Insbesondere bei rezidivierenden Herpes-simplex-Infektionen sollte die Anwendung von Aciclovir bei Auftreten der ersten Anzeichen einer erneuten Erkrankung (z. B. Juckreiz, Spannungsgefühl, erste Bläschen) erfolgen.
Dauer der Anwendung
Aciclovir AL 200
-
Herpes simplex-Infektionen:
Die Behandlungsdauer beträgt 5 Tage, kann jedoch abhängig vom klinischen Zustand des Patienten verlängert werden. -
Vorbeugung von Herpes simplex-Infektionen bei immunologisch gesunden Patienten:
Die Dauer der Behandlung ist abhängig von der Schwere der Verlaufsformen und der Häufigkeit der Rezidive. Sie sollte jedoch einen Zeitraum von 6 -12 Monaten nicht überschreiten. -
Prophylaxe von Herpes simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten Patienten:
Die Dauer der Anwendung wird von der Schwere der Immunsuppression sowie von der Dauer des Infektionsrisikos bestimmt und vom Arzt im Einzelfall festgelegt.
Aciclovir AL 400
-
Herpes zoster:
Die Behandlungsdauer beträgt 5 - 7 Tage. -
Prophylaxe von schweren Herpes simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten Patienten:
Die Dauer der Anwendung wird von der Schwere der Immunsuppression sowie von der Dauer des Infektionsrisikos bestimmt und vom Arzt im Einzelfall festgelegt.
Aciclovir AL 800
Herpes zoster:
Die Behandlungsdauer beträgt 5 - 7 Tage.
4.3. Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Aciclovir, Valaciclovir oder einen der sonstigen Bestandteile von Aciclovir AL.
4.4. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und ältere Patienten
Aciclovir wird renal eliminiert, daher muss die Dosis bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion reduziert werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei älteren Patienten ist eine verringerte Nierenfunktion wahrscheinlich, daher sollte die Notwendigkeit einer Dosisreduktion für diese Patientengruppe in Betracht gezogen werden. Sowohl ältere Patienten als auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung neurologischer Nebenwirkungen und sollten daher sorgfältig auf das Auftreten derartiger Wirkungen hin beobachtet werden. Aus den berichteten Fällen geht hervor, dass diese Reaktionen nach Absetzen der Behandlung im Allgemeinen reversibel waren (siehe Abschnitt 4.8).
Da über die vorbeugende Anwendung von Aciclovir bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Anurie keine Angaben vorliegen, sollte ein Einsatz der Präparate unter diesen Bedingungen nicht erfolgen.
Hydratationsstatus
Bei Patienten, die hohe Aciclovir-Dosen einnehmen, sollte auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Klinisch signifikante Wechselwirkungen wurden bisher nicht festgestellt.
Aciclovir wird hauptsächlich unverändert renal durch aktive tubuläre Sekretion in den Urin ausgeschieden. Gleichzeitig angewendete Arzneimittel, die ebenfalls über diesen Mechanismus ausgeschieden werden, können die Plasmakonzentration von Aciclovir erhöhen.
Cimetidin und Probenecid erhöhen die AUC durch diesen Mechanismus und verringern die renale Ausscheidung. Bei einer gemeinsamen Anwendung von Aciclovir und Mycophenolatmofetil, einem immunsuppressiven Wirkstoff, der bei Transplantations-Patienten verwendet wird, wurde ein ähnlicher Anstieg der AUC von Aciclovir und einem inaktiven Metaboliten von Mycophenolatmofetil im Plasma gefunden. Aufgrund der großen therapeutischen Breite des Aciclovirs ist eine Dosisanpassung jedoch nicht erforderlich.
4.6. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Daten über eine begrenzte Anzahl von exponierten Schwangeren lassen nicht auf Nebenwirkungen von Aciclovir auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen schließen. Bisher sind keine anderen einschlägigen epidemiologischen Daten verfügbar.
Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3).
Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.
Stillzeit
Aciclovir tritt in die Muttermilch über. Nach oraler Verabreichung von 200 mg Aciclovir 5-mal täglich wurden in der Muttermilch Aciclovir-Konzentrationen, die dem 0,6- bis 4,1-fachen der jeweiligen Aciclovir-Plasmaspiegel entsprachen, gefunden. Ein Säugling wäre demnach Aciclovir-Konzentrationen von bis zu 0,3 mg/kg pro Tag ausgesetzt.
Ist eine systemische Behandlung der Mutter aufgrund einer schweren Infektion erforderlich, sollte das Stillen aufgrund des Infektionsrisikos beendet werden. Andernfalls sollte eine lokale Behandlung erfolgen, um das Stillen weiter zu ermöglichen.
Bei der Anwendung in der Stillzeit ist Vorsicht geboten.
Fertilität
Es liegen keine Informationen über einen Einfluss auf die weibliche Fertilität nach oraler Anwendung von Aciclovir beim Menschen vor. Bei Männern mit normaler Spermienzahl wurden nach chronisch oral verabreichtem Aciclovir keine signifikanten Auswirkungen auf die Zahl, Morphologie und Motilität der Spermien gefunden.
4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Daten zu Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen vor. Auch das pharmakologische Profil von Aciclovir lässt keine Rückschlüsse auf eine Einwirkung auf diese Aktivitäten zu. Daher sollte diesbezüglich das Nebenwirkungsspektrum berücksichtigt werden. Einige Nebenwirkungen können die Konzentrations‑ und Reaktionsfähigkeit des Patienten einschränken und stellen somit in Situationen, in denen diese Fähigkeiten von besonderer Bedeutung sind (z. B. Führen eines Fahrzeugs oder Bedienen von Maschinen), ein Risiko dar.
4.8. Nebenwirkungen
Die mit den unerwünschten Wirkungen weiter unten verbundenen Häufigkeitseinteilungen sind Schätzungen. Für die meisten Ereignisse liegen keine geeigneten Daten zur Berechnung der Häufigkeiten vor. Ferner können unerwünschte Ereignisse abhängig von der Indikation in ihrer Häufigkeit variieren.
Sehr häufig(≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich(≥ 1/1000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000)
Sehr selten(< 1/10 000)
Häufigkeit nicht bekannt(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr selten:Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie.
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: anaphylaktische Reaktionen.
Psychiatrische Erkrankungen und Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Schwindel, Kopfschmerzen.
Sehr selten: allgemeine körperliche Unruhe, Verwirrtheitszustände, Tremor, Ataxie, Dysarthrie, Halluzinationen, Symptome von Psychosen, Krampfanfälle, Schläfrigkeit, Enzephalopathie, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.
Die oben genannten Ereignisse waren im Allgemeinen reversibel und wurden überwiegend bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion mit oder ohne prädisponierende Faktoren berichtet (siehe Abschnitt 4.4).
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Selten: Dyspnoe.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Abdominalschmerzen.
Leber- und Gallenerkrankungen
Selten: vorübergehende Bilirubin- und Leberenzym-Anstiege.
Sehr selten: Hepatitis und Gelbsucht.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag (einschließlich Photosensibilitätsreaktionen).
Gelegentlich: Urtikaria, diffuser Haarausfall. Da diese Art des Haarausfalles einer großen Vielzahl von Krankheitsverläufen und Arzneimitteln zugeordnet wird, ist der Zusammenhang mit der Einnahme von Aciclovir-haltigen Arzneimitteln unklar.
Selten: Angioödem.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Selten: vorübergehende Serumharnstoff- und Kreatinin-Anstiege.
Sehr selten: akutes Nierenversagen, Nierenschmerzen.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich: Müdigkeit, Fieber.
4.9. Überdosierung
Symptome
Aciclovir wird nur zum Teil aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert (siehe Abschnitt 5.2). Nach der Einnahme von Einzeldosen von bis zu 20 g Aciclovir traten im Allgemeinen keine toxischen Effekte auf. Eine versehentliche, wiederholte Überdosierung von oral eingenommenem Aciclovir über mehrere Tage war verbunden mit gastrointestinalen Symptomen (wie Übelkeit und Erbrechen) und neurologischen Symptomen (Kopfschmerzen und Verwirrtheit).
Eine Überdosierung von intravenös verabreichtem Aciclovir führte zu einem Anstieg des Serumkreatinins und Blutharnstoffstickstoffs und nachfolgend zu Nierenversagen. Neurologische Effekte einschließlich Verwirrtheit, Halluzination, Agitation, Krampfanfälle und Koma wurden im Zusammenhang mit dieser intravenösen Überdosierung beschrieben.
Maßnahmen
Patienten sollten auf Anzeichen von Toxizität beobachtet werden. Durch Hämodialyse kann die Elimination von Aciclovir aus dem Blut signifikant beschleunigt werden. Daher kann eine Hämodialyse im Fall einer symptomatischen Überdosierung in Betracht gezogen werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Klassifizierung
Nukleosid-Analogon, Virustatikum
ATC-Code: J05AB01
Aciclovir ist eine pharmakologisch inaktive Substanz, die erst nach der Penetration in eine Zelle, die mit Herpes simplex-Viren (HSV) oder Varicella zoster-Viren (VZV) infiziert ist, zu einem Virustatikum wird.
Diese Aktivierung des Aciclovirs wird katalysiert durch die HSV- oder VZV-Thymidinkinase, einem Enzym, das die Viren zu ihrer Replikation dringend benötigen. Vereinfacht kann man sagen, dass das Virus sein eigenes Virustatikum synthetisiert. Im Einzelnen laufen dabei folgende Schritte ab:
Aciclovir penetriert vermehrt in Herpes-infizierte Zellen.
Die in diesen Zellen vorliegende Virus-Thymidinkinase phosphoryliert Aciclovir zum Aciclovir-Monophosphat.
Zelluläre Enzyme überführen Aciclovir-Monophosphat in das eigentliche Virustatikum, das Aciclovir-Triphosphat.
Aciclovir-Triphosphat besitzt eine 10- bis 30-mal stärkere Affinität zur Virus-DNS-Polymerase als zur zellulären DNS-Polymerase und hemmt somit selektiv die Aktivität des viralen Enzyms.
Die Virus-DNS-Polymerase baut darüber hinaus Aciclovir in die Virus-DNS ein, wodurch ein Kettenabbruch bei der DNS-Synthese erfolgt.
Diese Einzelschritte führen insgesamt zu einer sehr wirkungsvollen Reduktion der Virusproduktion.
Im Plaque-Reduktions-Test wurde für HSV-infizierte Vero-Zellen (Zellkulturen aus dem Nierenparenchym des grünen afrikanischen Affen) ein ED50-Hemmwert von 0,1 µmol Aciclovir/l gemessen. Dagegen war ein ED50-Wert von 300 µmol Aciclovir/l erforderlich, um das Wachstum nicht infizierter Vero-Zellkulturen zu verhindern. So ist bei nicht infizierten Zellkulturen eine bis zu 3000fach erhöhte Aciclovir-Konzentration erforderlich, um eine entsprechende Hemmung zu erreichen.
Wirkungsspektrum in vitro
Sehr empfindlich:
-
Herpes simplex-Virus Typ I und II
-
Varicella zoster-Virus.
Empfindlich:
Epstein-Barr-Virus.
Teilweise empfindlich bis resistent:
Zytomegalie-Virus.
Resistent:
-
RNS-Viren.
-
Adenoviren.
-
Pockenviren.
Bei stark immunsupprimierten Patienten kann eine längere oder wiederholte Behandlung mit Aciclovir zu einer Selektion von Virusstämmen mit reduzierter Empfindlichkeit führen, mit der Folge, dass diese Patienten auf die Behandlung mit Aciclovir möglicherweise nicht mehr ansprechen.
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften
Aciclovir wird nur teilweise aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die im Steady stateermittelten Plasmaspitzenwerte nach wiederholter oraler Gabe von 200 mg, 400 mg und 800 mg Aciclovir in einem Abstand von 4 Stunden 5-mal am Tag liegen bei durchschnittlich:
3,02 ± 0,5 µmol/l
(200 mg),
5,21 ± 1,32 µmol/l
(400 mg)
8,16 ± 1,98 µmol/l
(800 mg).
Diese Werte werden nach etwa 1,5 ± 0,6 Stunden erreicht. Die entsprechenden Plasma-Basiswerte betragen etwa 4 Stunden nach oraler Gabe von Aciclovir:
1,61 ± 0,3 µmol/l
(200 mg),
2,59 ± 0,53 µmol/l
(400 mg)
4,0 ± 0,72 µmol/l
(800 mg).
24 Stunden nach Absetzen von Aciclovir-Tabletten ist kein Aciclovir im Körper mehr nachweisbar.
Bei immunsupprimierten Kindern im Alter von 3 - 11 Jahren, die Aciclovir per os in Dosen von 400 mg (entsprechend 300 - 650 mg Aciclovir/m2 Körperoberfläche) 5-mal am Tag eingenommen hatten, konnten Plasmaspitzenwerte von durchschnittlich 5,7 - 15,1 µmol/l ermittelt werden. Bei Säuglingen im Alter von 1 - 6 Wochen wurde nach der Einnahme von 600 mg Aciclovir/m2 Körperoberfläche alle 6 Stunden Plasmaspitzenwerte von 17,3 bzw. 8,6 µmol/l gemessen.
Aus dem biexponentiellen Verlauf der Aciclovir-Kinetik kann man schlussfolgern, dass Aciclovir in hohen Konzentrationen ins Gewebe und in die Organe gelangt und aus diesen wieder langsam abflutet.
Das Verteilungsvolumen bei Erwachsenen im Steady state beträgt 50 ± 8,7 l/1,73 m2, bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu 3 Monaten 28,8 ± 9,3 l/1,73 m2.
Für die Eiweißbindung wurden Werte zwischen 9 % und 33 % ermittelt.
Verteilung in den Organen
Tierexperimentelle Versuche belegen, dass im Vergleich zum Serumspiegel höhere Aciclovirspiegel im Darm, in der Niere, Leber und Lunge, niedrigere Spiegel im Muskel, Herzen, Hirn, in den Ovarien und Testes der Tiere erreicht werden.
Post mortem-Untersuchungen beim Menschen ergaben, dass Aciclovir im Speichel, im Vaginalsekret und in der Vesikelflüssigkeit von Herpesbläschen sowie in einigen Organen angereichert wird. 50 % der entsprechenden Serumkonzentrationen werden im Liquor erreicht.
Metabolismus und Elimination
Aciclovir wird bei nierengesunden Patienten zu 62 - 91 % in unveränderter Form und zu 10 - 15 % als 9-Carboxymethoxymethylguanin renal eliminiert. Für Erwachsene wurden nach i.v.-Gabe von Aciclovir Plasmahalbwertszeiten (t1/2ß) von 2,87 ± 0,76 Stunden und für Neugeborene und Säuglinge bis zu 3 Monaten von 4,1 ± 1,2 Stunden ermittelt. Aciclovir wird sowohl glomerulär filtriert als auch tubulär sezerniert. Wird Aciclovir eine Stunde nach Verabreichung von 1 g Probenecid gegeben, so wird die Plasmahalbwertszeit (t1/2ß) um 18 % verlängert und die Fläche unter der Plasmakonzentrationszeitkurve um 40 % vergrößert. Biliär und fäkal erfolgt keine Ausscheidung des Aciclovirs und seiner Metaboliten.
Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz beträgt die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit etwa 19,5 Stunden. Die mittlere Plasmahalbwertszeit während der Hämodialyse beträgt 5,7 Stunden. Während der Hämodialyse fallen die Aciclovir-Plasmaspiegel um etwa 60 %. Bei eingeschränkter Nierenfunktion besteht eine Kumulationsgefahr bei Kreatinin-Clearance-Werten von <10 ml/min/1,73 m2 (bei einer Dosierung von 5-mal 200 mg/Tag) beziehungsweise <25 ml/min/1,73 m2 (bei einer Dosierung von 5-mal 800 mg/Tag). Eine Dosisreduktion ist deshalb ab diesem Wert angezeigt (siehe Abschnitt 4.2).
5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit
Die LD50 konnte bei oraler Verabreichung von Aciclovir an Mäuse und Ratten nicht ermittelt werden, weil Dosen von über 10 g/kg bei der Maus und 20 g/kg bei der Ratte aus physiologischem Grund nicht überschritten werden konnten und die Tiere diese Dosen überlebten.
Aus den Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen auftreten könnten.
Außerdem zeigten sich in In-vivo und In-vitro-Studien keine Hinweise auf ein reproduktionstoxisches, mutagenes oder kanzerogenes Potential.
Fertilität
Weitgehend reversible ungünstige Wirkungen auf die Spermatogenese bei Ratten und Beagle-Hunden traten nur bei der Verabreichung von Aciclovir-Dosen auf, die weit über dem normalen therapeutischen Bereich lagen.
Versuche über 2 Generationen von Mäusen zeigten bei oral verabreichtem Aciclovir (bis zu 450 mg/kg pro Tag) keinerlei Auswirkungen auf die Fertilität.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1. Liste der sonstigen Bestandteile
Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose, Copovidon, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid.
6.2. Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre.
Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5. Art und Inhalt der Behältnisse
PVC/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen
Aciclovir AL 200
OP mit 25 Tabletten (N1)
OP mit 100 Tabletten (N3)
Aciclovir AL 400
OP mit 35 Tabletten
OP mit 70 Tabletten
Aciclovir AL 800
OP mit 35 Tabletten
6.6. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
ALIUD PHARMA GmbH
Gottlieb-Daimler-Str. 19
89150 Laichingen
Telefon: 07333 9651-0
Telefax: 07333 9651-6004
Internet: www.aliud.de
E-Mail: info@aliud.de
8. Zulassungsnummern
Aciclovir AL 200
27991.00.01
Aciclovir AL 400
27987.00.00
Aciclovir AL 800
37210.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
Aciclovir AL 200
Aciclovir AL 400
31. Juli 1995/30. Juni 2003
Aciclovir AL 800
21. Mai 1996/30. Juni 2003
10. Stand der Information
Juli 2011
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
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