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Aciclovir Al 400

Document: 25.07.2011   Fachinformation (deutsch) change

2011-06-14/CLH

Antwort auf Stellungnahme BfArM vom 25.05.2011

Korr vom 22.07.2011 auf BfArM E-Mail vom 18.07.2011 2011-07-25/BM



Fachinformation Aciclovir AL

1. Bezeichnung der Arzneimittel

Aciclovir AL 200

Aciclovir 200 mg pro Tablette

Aciclovir AL 400

Aciclovir 400 mg pro Tablette

Aciclovir AL 800

Aciclovir 800 mg pro Tablette

Wirkstoff: Aciclovir


2. Qualitative und quantitative Zu­sammensetzung

Aciclovir AL 200

1 Tablette enthält:

200 mg Aciclovir

Aciclovir AL 400

1 Tablette enthält:

400 mg Aciclovir

Aciclovir AL 800

1 Tablette enthält:

800 mg Aciclovir

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Tablette

Aciclovir AL 200

Weiße, runde, bikonvexe Tablette mit

der Prägung „VS 1“.

Aciclovir AL 400

Weiße, runde, bikonvexe Tablette mit

der Prägung „VS 2“.

Aciclovir AL 800

Weiße, längliche Tablette mit beidseiti-

ger Bruchkerbe und der Prägung „VS 3“.


4. Klinische Angaben

4.1. Anwendungsgebiete

Aciclovir AL 200

Herpes simplex-Infektionen, insbesondere Herpes genitalis-Infektion der Haut und der Schleimhäute (primärer sowie häufig rezidivierender Herpes genitalis).

Der Versuch einer vorbeugenden Be­handlung bei erwachsenen Patienten, die an sehr schweren Verlaufsformen sehr häufig rezidivierender genitaler Herpes simplex-Infektionen leiden, ist angezeigt.

Aciclovir AL 400

Herpes zoster (Gürtelrose).

Zur Vorbeugung von schweren Herpes simplex-Infektionen bei stark immun­supprimierten erwachsenen Patienten, wenn diese einem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt sind, z.B. nach Organ­transplantationen.

Aciclovir AL 800

Herpes zoster (Gürtelrose).

4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Aciclovir AL 200

Erwachsene

Herpes simplex-Infektionen

5-mal täglich 200 mg Aciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden.

Prophylaxe von schweren Ver­laufsformen und sehr häufig rezidivie­renden genitalen Herpes simplex-In­fektionen

Kommt es trotz einer täg­lichen Gesamtdosis von 800 mg zum Rezidiv (Durchbruchinfektion), so sind - wie bei der Dosierung bei Herpes sim­plex-Infektionen angegeben - 5-mal täglich 200 mgAciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden über 5 Tage einzunehmen. Danach wird erneut die oben genannte Dosierung gegeben.

Hinweis:

Mögliche Resistenzentwicklungen wur­den bei Immunsupprimierten beschrie­ben. Dies sollte bei der Dosierung be­achtet werden (siehe Abschnitt 5.1).

Kinder

Zur Behandlung von Herpes simplex-Infektionen erhalten Kinder über 2 Jah­re die Erwachsenendosis, Kinder unter 2 Jahre die Hälfte der Erwachsenen­dosis.

Aciclovir AL 400

Vorbeugung von Herpes simplex-Infektionen in bestimmten Fällen

Zur Vorbeugung von schweren Herpes simplex-Infektionen bei Patienten mit stark geschädigter körpereigener Ab­wehr in der Zeit eines erhöhten Infek­tionsrisikos, z.B. nach Organtransplan­tationen, können 4-mal täg­lich 400 mg Aciclovir im Abstand von 6 Stunden eingenommen werden.

Aciclovir AL 400
Aciclovir AL 800
Erwachsene

Herpes zoster (Gürtelrose)

5-mal täglich 800 mg Aciclovir tagsüber im Abstand von 4 Stunden.

Für Patienten mit Niereninsuffizienz

(siehe auch Abschnitt 4.4)

Bei Pa­tienten mit eingeschränkter Nierenfunk­tion, wie sie insbesondere bei älteren Patienten vermehrt auftreten kann, kann eine geringere Aciclovir-Do­sis als oben angegeben zur Behandlung ausreichen. In Abhängigkeit von den Nierenfunktionswerten ist eine Dosisanpassung vorzunehmen: siehe Tabelle 1.

Tabelle 1: Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion

Indikation
Kreatinin-Clearance [ml/min/1,73m2]
Serumkreatinin
[µmol/l bzw. mg/dl]
Dosierung Aciclovir


Frauen

Männer


Herpes simplex-Infektionen
< 10

> 550 bzw.
> 6,22

> 750 bzw.
> 8,48

2-mal täglich 200 mg alle 12 Stunden

Herpes zoster

25-10

280 – 550 bzw.
3,17 ‑ 6,22

370 – 750 bzw. 4,18 ‑ 8,48

3-mal täglich 800 mg alle 8 Stunden

Herpes zoster

< 10

> 550 bzw.
> 6,22

> 750 bzw.
> 8,48

2-mal täglich 800 mg alle 12 Stunden

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten sollte beachtet werden, dass die Nierenfunktion
möglicherweise eingeschränkt und die Dosierung daher entsprechend
anzupassen ist (siehe Tabelle 1 und Abschnitt 4.4)..


Auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.

Art der Anwendung

Die Einnahme der Tabletten sollte möglichst nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen.

Um einen bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen, sollte Aciclovir AL so früh wie möglich - d.h. möglichst nach dem Auftreten der ersten Hauterscheinungen – eingenommen werden. Insbesondere bei rezidivierenden Herpes-simplex-Infektionen sollte die Anwendung von Aciclovir bei Auftreten der ersten Anzeichen einer erneuten Erkrankung (z. B. Juckreiz, Spannungsgefühl, erste Bläschen) erfolgen.

Dauer der Anwendung

Aciclovir AL 200

Aciclovir AL 400

Aciclovir AL 800

Herpes zoster:
Die Be­handlungsdauer beträgt 5 - 7 Tage.

4.3. Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen Aciclovir, Valaciclovir oder einen der sonstigen Bestandteile von Aciclovir AL.

4.4. Besondere Warnhinweise und Vor­sichtsmaßnahmen für die Anwendung

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und ältere Patienten

Aciclovir wird renal eliminiert, daher muss die Dosis bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion reduziert werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei älteren Patienten ist eine verringerte Nierenfunktion wahrscheinlich, daher sollte die Notwendigkeit einer Dosisreduktion für diese Patientengruppe in Betracht gezogen werden. Sowohl ältere Patienten als auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung neurologischer Nebenwirkungen und sollten daher sorgfältig auf das Auftreten derartiger Wirkungen hin beobachtet werden. Aus den berichteten Fällen geht hervor, dass diese Reaktionen nach Absetzen der Behandlung im Allgemeinen reversibel waren (siehe Abschnitt 4.8).

Da über die vorbeugende Anwendung von Aciclovir bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Anurie keine Angaben vorliegen, sollte ein Einsatz der Präparate unter diesen Bedingungen nicht erfolgen.

Hydratationsstatus

Bei Patienten, die hohe Aciclovir-Dosen einnehmen, sollte auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arznei­mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Klinisch signifikante Wechselwirkungen wurden bisher nicht festgestellt.

Aciclovir wird hauptsächlich unverändert renal durch aktive tubuläre Sekretion in den Urin ausgeschieden. Gleichzeitig angewendete Arzneimittel, die ebenfalls über diesen Mechanismus ausgeschieden werden, können die Plasmakonzentration von Aciclovir erhöhen.

Cimetidin und Probenecid erhöhen die AUC durch diesen Mechanismus und verringern die renale Aus­scheidung. Bei einer gemeinsamen Anwendung von Aciclovir und Mycophenolatmofetil, einem immunsuppressiven Wirkstoff, der bei Transplantations-Patienten verwendet wird, wurde ein ähnlicher Anstieg der AUC von Aciclovir und einem inaktiven Metaboliten von Mycophenolatmofetil im Plasma gefunden. Aufgrund der großen therapeutischen Breite des Aciclovirs ist eine Dosisanpassung jedoch nicht erforderlich.

4.6. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Daten über eine begrenzte Anzahl von exponierten Schwangeren lassen nicht auf Nebenwirkungen von Aciclovir auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen schließen. Bisher sind keine anderen einschlägigen epidemiologischen Daten verfügbar.

Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3).

Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.

Stillzeit

Aciclovir tritt in die Muttermilch über. Nach oraler Verabreichung von 200 mg Aciclovir 5-mal täglich wurden in der Muttermilch Aciclovir-Konzentrationen, die dem 0,6- bis 4,1-fachen der jeweiligen Aciclovir-Plasmaspiegel entsprachen, gefunden. Ein Säugling wäre demnach Aciclovir-Konzentrationen von bis zu 0,3 mg/kg pro Tag ausgesetzt.

Ist eine systemische Behandlung der Mutter aufgrund einer schweren Infektion erforderlich, sollte das Stillen aufgrund des Infektionsrisikos beendet werden. Andernfalls sollte eine lokale Behandlung erfolgen, um das Stillen weiter zu ermöglichen.

Bei der Anwendung in der Stillzeit ist Vorsicht geboten.

Fertilität

Es liegen keine Informationen über einen Einfluss auf die weibliche Fertilität nach oraler Anwendung von Aciclovir beim Menschen vor. Bei Männern mit normaler Spermienzahl wurden nach chronisch oral verabreichtem Aciclovir keine signifikanten Auswirkungen auf die Zahl, Morphologie und Motilität der Spermien gefunden.

4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es liegen keine Daten zu Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Be­dienen von Maschinen vor. Auch das pharmakologische Profil von Aciclovir lässt keine Rückschlüsse auf eine Einwirkung auf diese Aktivitäten zu. Daher sollte diesbezüglich das Nebenwirkungsspektrum berücksichtigt werden. Einige Nebenwirkungen können die Konzentrations‑ und Reaktionsfähigkeit des Patienten einschränken und stellen somit in Situationen, in denen diese Fähigkeiten von besonderer Bedeutung sind (z. B. Führen eines Fahrzeugs oder Bedienen von Maschinen), ein Risiko dar.

4.8. Nebenwirkungen

Die mit den unerwünschten Wirkungen weiter unten verbundenen Häufigkeitseinteilungen sind Schätzungen. Für die meisten Ereignisse liegen keine geeigneten Daten zur Berechnung der Häufigkeiten vor. Ferner können unerwünschte Ereignisse abhängig von der Indikation in ihrer Häufigkeit variieren.

Sehr häufig(≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich(≥ 1/1000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000)

Sehr selten(< 1/10 000)

Häufigkeit nicht bekannt(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Sehr selten:Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie.

Erkrankungen des Immunsystems

Selten: anaphylaktische Reaktionen.

Psychiatrische Erkrankungen und Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Schwindel, Kopfschmerzen.

Sehr selten: allgemeine körperliche Unruhe, Verwirrtheitszustände, Tremor, Ataxie, Dysarthrie, Halluzinationen, Symptome von Psychosen, Krampfanfälle, Schläfrigkeit, Enzephalopathie, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.

Die oben genannten Ereignisse waren im Allgemeinen reversibel und wurden überwiegend bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion mit oder ohne prädisponierende Faktoren berichtet (siehe Abschnitt 4.4).

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten: Dyspnoe.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Abdominalschmerzen.

Leber- und Gallenerkrankungen

Selten: vorübergehende Bilirubin- und Leberenzym-Anstiege.

Sehr selten: Hepatitis und Gelbsucht.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag (einschließlich Photosensibilitätsreaktionen).

Gelegentlich: Urtikaria, diffuser Haarausfall. Da diese Art des Haarausfalles einer großen Vielzahl von Krankheitsverläufen und Arzneimitteln zugeordnet wird, ist der Zusammenhang mit der Einnahme von Aciclovir-haltigen Arzneimitteln unklar.

Selten: Angioödem.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten: vorübergehende Serumharnstoff- und Kreatinin-Anstiege.

Sehr selten: akutes Nierenversagen, Nierenschmerzen.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Gelegentlich: Müdigkeit, Fieber.

4.9. Überdosierung

Symptome

Aciclovir wird nur zum Teil aus dem Gas­trointestinaltrakt resorbiert (siehe Ab­schnitt 5.2). Nach der Einnahme von Einzeldosen von bis zu 20 g Aciclovir traten im Allgemeinen keine toxischen Effekte auf. Eine versehentliche, wiederholte Überdosierung von oral eingenommenem Aciclovir über mehrere Tage war verbunden mit gastrointestinalen Symptomen (wie Übelkeit und Erbrechen) und neurologischen Symptomen (Kopfschmerzen und Verwirrtheit).

Eine Überdosierung von intravenös verabreichtem Aciclovir führte zu einem Anstieg des Serumkreatinins und Blutharnstoffstickstoffs und nachfolgend zu Nierenversagen. Neurologische Effekte einschließlich Verwirrtheit, Halluzination, Agitation, Krampfanfälle und Koma wurden im Zusammenhang mit dieser intravenösen Überdosierung beschrieben.

Maßnahmen

Patienten sollten auf Anzeichen von Toxizität beobachtet werden. Durch Hämodialyse kann die Elimination von Aciclovir aus dem Blut signifikant beschleunigt werden. Daher kann eine Hämodialyse im Fall einer symptomatischen Überdosierung in Betracht gezogen werden.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Klassifizierung

Nukleosid-Analogon, Virustatikum

ATC-Code: J05AB01

Aciclovir ist eine pharmakologisch inaktive Substanz, die erst nach der Penetration in eine Zelle, die mit Herpes simplex-Viren (HSV) oder Varicella zoster-Viren (VZV) infiziert ist, zu einem Virustatikum wird.

Diese Aktivierung des Aciclovirs wird katalysiert durch die HSV- oder VZV-Thymidinkinase, einem Enzym, das die Viren zu ihrer Replikation dringend be­nötigen. Vereinfacht kann man sagen, dass das Virus sein eigenes Virustati­kum synthetisiert. Im Einzelnen laufen dabei folgende Schritte ab:

Aciclovir penetriert vermehrt in Her­pes-infizierte Zellen.

Die in diesen Zellen vorliegende Vi­rus-Thymidinkinase phosphoryliert  Aciclovir zum Aciclovir-Monophosphat.

Zelluläre Enzyme überführen Aciclovir-Monophosphat in das eigentliche Vi­rustatikum, das Aciclovir-Triphosphat.

Aciclovir-Triphosphat besitzt eine 10- bis 30-mal stärkere Affinität zur Virus-DNS-Polymerase als zur zellulären DNS-Polymerase und hemmt somit selek­tiv die Aktivität des viralen Enzyms.

Die Virus-DNS-Polymerase baut da­rüber hinaus Aciclovir in die Virus-DNS ein, wodurch ein Kettenab­bruch bei der DNS-Synthese erfolgt.

Diese Einzelschritte führen insgesamt zu einer sehr wirkungsvollen Reduktion der Virusproduktion.

Im Plaque-Reduktions-Test wurde für HSV-infizierte Vero-Zellen (Zellkulturen aus dem Nierenparenchym des grünen afrikanischen Affen) ein ED50-Hemm­wert von 0,1 µmol Aciclovir/l gemessen. Dagegen war ein ED50-Wert von 300 µmol Aciclovir/l erforderlich, um das Wachstum nicht infizierter Vero-Zell­kulturen zu verhindern. So ist bei nicht infizierten Zellkulturen eine bis zu 3000fach erhöhte Aciclovir-Konzentration erforderlich, um eine entsprechende Hemmung zu erreichen.

Wirkungsspektrum in vitro

Sehr empfindlich:
Empfindlich:

Epstein-Barr-Virus.

Teilweise empfindlich bis resistent:

Zytomegalie-Virus.

Resistent:

Bei stark immunsupprimierten Patienten kann eine längere oder wiederholte Behandlung mit Aciclovir zu einer Selektion von Virusstämmen mit reduzierter Empfindlichkeit führen, mit der Folge, dass diese Patienten auf die Behandlung mit Aciclovir möglicherweise nicht mehr ansprechen.

5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften

Aciclovir wird nur teilweise aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die im Steady stateermittelten Plasmaspitzen­werte nach wiederholter oraler Gabe von 200 mg, 400 mg und 800 mg Aciclovir in einem Abstand von 4 Stunden 5-mal am Tag liegen bei durchschnittlich:

3,02 ± 0,5 µmol/l (200 mg),
5,21 ± 1,32 µmol/l (400 mg)
8,16 ± 1,98 µmol/l (800 mg).

Diese Werte werden nach etwa 1,5 ± 0,6 Stunden erreicht. Die entsprechenden Plasma-Basiswerte betragen etwa 4 Stun­den nach oraler Gabe von Aciclovir:

1,61  ± 0,3 µmol/l (200 mg),
2,59  ± 0,53 µmol/l (400 mg)
4,0  ± 0,72 µmol/l (800 mg).

24 Stunden nach Absetzen von Aciclo­vir-Tabletten ist kein Aciclovir im Körper mehr nachweisbar.

Bei immunsupprimierten Kindern im Alter von 3 - 11 Jahren, die Aciclovir per os in Dosen von 400 mg (entsprechend 300 - 650 mg Aciclovir/m2 Körperoberfläche) 5-mal am Tag eingenommen hatten, konnten Plas­maspitzenwerte von durchschnittlich 5,7 - 15,1 µmol/l ermittelt werden. Bei Säuglingen im Alter von 1 - 6 Wochen wurde nach der Einnahme von 600 mg Aciclovir/m2 Körperoberfläche alle 6 Stunden Plasmaspitzenwerte von 17,3 bzw. 8,6 µmol/l gemessen.

Aus dem biexponentiellen Verlauf der Aciclovir-Kinetik kann man schlussfol­gern, dass Aciclovir in hohen Konzentrationen ins Gewebe und in die Or­gane gelangt und aus diesen wieder langsam abflutet.

Das Verteilungsvolumen bei Erwachsenen im Steady state beträgt 50 ± 8,7 l/1,73 m2, bei Neugeborenen und Säug­lingen bis zu 3 Monaten 28,8 ± 9,3 l/1,73 m2.

Für die Eiweißbindung wurden Werte zwischen 9 % und 33 % ermittelt.

Verteilung in den Organen

Tierexperimentelle Versuche belegen, dass im Vergleich zum Serumspiegel höhere Aciclovirspiegel im Darm, in der Niere, Leber und Lunge, niedrigere Spiegel im Muskel, Herzen, Hirn, in den Ovarien und Testes der Tiere erreicht werden.

Post mortem-Untersuchungen beim Menschen ergaben, dass Aciclovir im Speichel, im Vaginalsekret und in der Vesikelflüssigkeit von Herpesbläschen sowie in einigen Organen angereichert wird. 50 % der entsprechenden Serum­konzentrationen werden im Liquor erreicht.

Metabolismus und Elimination

Aciclovir wird bei nierengesunden Pa­tienten zu 62 - 91 % in unveränderter Form und zu 10 - 15 % als 9-Carboxymethoxymethylguanin renal eliminiert. Für Erwachsene wurden nach i.v.-Gabe von Aciclovir Plasmahalbwertszeiten (t1/2ß) von 2,87 ± 0,76 Stunden und für Neugeborene und Säuglinge bis zu 3 Monaten von 4,1 ± 1,2 Stunden ermittelt. Aciclovir wird sowohl glomerulär filtriert als auch tubulär sezerniert. Wird Aciclovir eine Stunde nach Verabreichung von 1 g Pro­benecid gegeben, so wird die Plasmahalbwertszeit (t1/2ß) um 18 % verlängert und die Fläche unter der Plasmakonzentrationszeitkurve um 40 % vergrößert. Biliär und fäkal erfolgt keine Ausscheidung des Aciclovirs und seiner Metaboliten.

Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz beträgt die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit etwa 19,5 Stunden. Die mittlere Plasmahalbwertszeit während der Hämodialyse beträgt 5,7 Stunden. Während der Hämodialyse fallen die Aciclovir-Plasmaspiegel um etwa 60 %. Bei eingeschränkter Nieren­funktion besteht eine Kumulationsge­fahr bei Kreatinin-Clearance-Werten von <10 ml/min/1,73 m2 (bei einer Dosierung von 5-mal 200 mg/Tag) beziehungsweise <25 ml/min/1,73 m2 (bei einer Dosierung von 5-mal 800 mg/Tag). Eine Dosis­reduktion ist deshalb ab diesem Wert an­gezeigt (siehe Abschnitt 4.2).

5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit

Die LD50 konnte bei oraler Verabreichung von Aciclovir an Mäuse und Ratten nicht ermittelt werden, weil Dosen von über 10 g/kg bei der Maus und 20 g/kg bei der Ratte aus physiologischem Grund nicht überschritten wer­den konnten und die Tiere diese Dosen überlebten.

Aus den Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen auftreten könnten.

Außerdem zeigten sich in In-vivo und In-vitro-Studien keine Hinweise auf ein reproduktionstoxisches, mutagenes oder kanzerogenes Potential.

Fertilität

Weitgehend reversible ungünstige Wirkungen auf die Spermatogenese bei Ratten und Beagle-Hunden traten nur bei der Verabreichung von Aciclovir-Dosen auf, die weit über dem normalen therapeutischen Bereich lagen.

Versuche über 2 Generationen von Mäusen zeigten bei oral verabreichtem Aciclovir (bis zu 450 mg/kg pro Tag) keinerlei Auswirkungen auf die Fertilität.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1. Liste der sonstigen Bestandteile

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose, Copovidon, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid.

6.2. Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3. Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre.

Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für diese Arzneimittel sind keine beson­deren Lagerungsbedingungen erforderlich.

6.5. Art und Inhalt der Behältnisse

PVC/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen

Aciclovir AL 200

OP mit 25 Tabletten (N1)

OP mit 100 Tabletten (N3)

Aciclovir AL 400

OP mit 35 Tabletten

OP mit 70 Tabletten

Aciclovir AL 800

OP mit 35 Tabletten

6.6. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung

ALIUD PHARMA GmbH

Gottlieb-Daimler-Str. 19

89150 Laichingen

Telefon: 07333 9651-0

Telefax: 07333 9651-6004

Internet: www.aliud.de

E-Mail: info@aliud.de


8. Zulassungsnummern

Aciclovir AL 200

27991.00.01

Aciclovir AL 400

27987.00.00

Aciclovir AL 800

37210.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

Aciclovir AL 200

Aciclovir AL 400

31. Juli 1995/30. Juni 2003

Aciclovir AL 800

21. Mai 1996/30. Juni 2003


10. Stand der Information

Juli 2011


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

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