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Aciclovir-Ratiopharm 400 Mg Tabletten

Document: 11.10.2012   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation







1. Bezeichnung deR Arzneimittel



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten





2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Jede Tablette enthält 200 mg Aciclovir.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 203,0 mg Lactose-Monohydrat



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Jede Tablette enthält 400 mg Aciclovir.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 406,0 mg Lactose-Monohydrat



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

Jede Tablette enthält 800 mg Aciclovir.



Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.





3. Darreichungsform



Tablette



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Weiße, runde, bikonvexe Tabletten mit einseitiger Bruchkerbe.

Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Weiße, oblonge, bikonvexe Tabletten mit beidseitiger Bruchkerbe.



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

Weiße, Oval-Oblongtabletten mit beidseitiger Bruchkerbe.





4. Klinische Angaben



4.1 Anwendungsgebiete



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten ist angezeigt

- zur Behandlung von Herpes-simplex-, insbesondere Herpes-genitalis-Infektionen der Haut und der Schleimhäute (primärer sowie häufig rezidivierender Herpes genitalis), nicht jedoch bei Herpes-simplex-Infektionen bei Neugeborenen sowie schweren HSV-Erkrankungen bei immunsupprimierten Kindern;

- Zur vorbeugenden Behandlung bei erwachsenen Patienten, die an sehr schweren Verlaufsformen sehr häufig rezidivierender genitaler Herpes-simplex-Infektionen leiden.



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

- Herpes zoster;

- Zur Vorbeugung von schweren Herpes-simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten erwachsenen Patienten, wenn diese einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, z. B. nach Organtransplantationen.



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

- Herpes zoster.



4.2 Dosierung und Art der Anwendung



Dosierung



Erwachsene



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten



Bei Herpes-simplex-Infektionen

Eine Einzeldosis von 200 mg Aciclovir (1 Tablette) 5-mal täglich im Abstand von 4 Stunden.



Zur Prophylaxe von schweren Verlaufsformen und sehr häufig rezidivierenden genitalen Herpes-simplex-Infektionen



Immunologisch gesunde Patienten

Immunologisch gesunde Patienten erhalten eine Einzeldosis von 200 mg Aciclovir (1 Tablette) 4-mal täglich im Abstand von 6 Stunden.



Alternativ dazu können auch 2-mal täglich 400 mg Aciclovir (2 Tabletten) im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. In Einzelfällen kann eine wirksame Vorbeugung auch mit einer Dosierung von 3-mal täglich 200 mg Aciclovir (1 Tablette) im Abstand von 8 Stunden oder 2-mal täglich 200 mg Aciclovir (1 Tablette) im Abstand von 12 Stunden erzielt werden.



Kommt es trotz Prophylaxe zum Rezidiv (Durchbruchinfektion), so sind - wie bei der Dosierung für Herpes-simplex-Infektionen angegeben - 200 mg Aciclovir (1 Tablette) 5-mal täglich im Abstand von 4 Stunden über 5 Tage zu verabreichen. Danach wird erneut die oben genannte Dosierung gegeben.



Immunsupprimierte Patienten

Immunsupprimierte Patienten erhalten zur Vorbeugung eine Einzeldosis von 200 mg Aciclovir (1 Tablette) 4-mal täglich im Abstand von 6 Stunden.



Stark immunsupprimierte Patienten

Stark immunsupprimierten Patienten, z. B. nach Organtransplantationen, kann eine Einzeldosis von 400 mg Aciclovir (2 Tabletten) 4-mal täglich im Abstand von 6 Stunden verabreicht werden.



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten



Bei Herpes zoster

Eine Einzeldosis von 800 mg Aciclovir (2 Tabletten) 5-mal täglich im Abstand von 4 Stunden.



Zur Prophylaxe von Herpes-simplex-Infektionen in bestimmten Fällen

Zur Prophylaxe von schweren Herpes-simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten Patienten, wenn diese einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, z. B. nach Organtransplantationen, kann eine Einzeldosis von 400 mg Aciclovir (1 Tablette) 4-mal täglich im Abstand von 6 Stunden verabreicht werden.



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten



Bei Herpes zoster

Eine Einzeldosis von 800 mg Aciclovir (1 Tablette) 5-mal täglich im Abstand von 4 Stunden.



Immunsupprimierte Patienten



Alternativ kann auch - insbesondere bei Patienten mit gestörter enteraler Resorption - Aciclovir zur intravenösen Infusion angewendet werden.



Hinweis:

Mögliche Resistenzentwicklungen wurden bei Immunsupprimierten beschrieben. Dies sollte bei der Dosierung beachtet werden.



Kinder



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten



Bei Herpes-simplex-Infektionen

Zur Behandlung von Herpes-simplex-Infektionen erhalten Kinder über 2 Jahre die Erwachsenendosis, Kinder unter 2 Jahren die Hälfte der Erwachsenendosis. Die Tabletten können geteilt werden oder zur Erleichterung der Einnahme in einem Glas Wasser suspendiert werden.



Ältere Patienten



Bei älteren Patienten und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nimmt die totale Clearance von Aciclovir parallel mit der Kreatinin-Clearance ab. Bei älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte der Notwendigkeit der Dosisreduktion eine besondere Beachtung geschenkt werden (siehe unten „Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion“).



Bei älteren Patienten, die hohe Dosen von Aciclovir einnehmen, ist auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr zu achten.



Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion)



Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, wie sie insbesondere bei älteren Patienten vermehrt auftreten kann, kann eine geringere Aciclovir-Dosis als oben angegeben zur Behandlung ausreichen. Eine entsprechende Dosisanpassung soll gegebenenfalls in Abhängigkeit von den Nierenfunktionswerten vorgenommen werden (siehe Tabelle 1).



Tabelle 1: Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion

Indikation

Kreatinin-Clearance
(ml/min/1,73 m2)

Serumkreatinin

Dosierung der Einzeldosis



Frauen

Männer


µmol/l

mg/dl

µmol/l

mg/dl

Herpes-simplex-Infektionen

< 10

> 550

> 6,22

> 750

> 8,48

200 mg Aciclovir 2-mal täglich (alle 12 Stunden)

Herpes zoster

25-10

280-550

3,17-6,22

370-750

4,18-8,48

800 mg Aciclovir 3-mal täglich (alle 8 Stunden)

< 10

> 550

> 6,22

> 750

> 8,48

800 mg Aciclovir 2-mal täglich (alle 12 Stunden)



Art der Anwendung



Die Einnahme der Tabletten sollte möglichst nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen.



Um einen bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen, sollte mit der Einnahme der Arzneimittel so früh wie möglich, d. h. möglichst nach dem Auftreten der ersten Hauterscheinungen, begonnen werden. Insbesondere bei rezidivierenden Herpes-simplex-Infektionen sollte die Anwendung von Aciclovir bei Auftreten der ersten Anzeichen einer erneuten Erkrankung (z. B. Juckreiz, Spannungsgefühl, erste Bläschen) erfolgen.



Besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion, wie sie bei älteren Patienten vermehrt auftreten kann, ist auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr während der Therapie zu achten.



Dauer der Anwendung



Bei Herpes-simplex-Infektionen beträgt die Behandlungsdauer 5 Tage, kann jedoch abhängig vom klinischen Zustand des Patienten verlängert werden.



Zur Vorbeugung von Herpes-simplex-Infektionen bei immunologisch gesunden Patienten ist die Dauer der Behandlung abhängig von der Schwere der Verlaufsformen und der Häufigkeit der Rezidive. Sie sollte jedoch einen Zeitraum von 12 Monaten nicht überschreiten.



Die Dauer der Anwendung bei der Prophylaxe von Herpes-simplex-Infektionen bei stark immunsupprimierten Patienten wird von der Schwere der Immunsuppression sowie von der Dauer des Infektionsrisikos bestimmt und vom Arzt im Einzelfall festgelegt.



Beim Herpes zoster beträgt die Behandlungsdauer 5 bis 7 Tage.



4.3 Gegenanzeigen



Überempfindlichkeit gegen Aciclovir, Valaciclovir oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung



Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und ältere Patienten

Aciclovir wird renal eliminiert, daher muss die Dosis bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion reduziert werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei älteren Patienten ist eine verringerte Nierenfunktion wahrscheinlich, daher sollte die Notwendigkeit einer Dosisreduktion für diese Patientengruppe in Betracht gezogen werden. Sowohl ältere Patienten als auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung neurologischer Nebenwirkungen und sollten daher sorgfältig auf das Auftreten derartiger Wirkungen hin beobachtet werden. Aus den berichteten Fällen geht hervor, dass diese Reaktionen nach Absetzen der Behandlung im Allgemeinen reversibel waren (siehe Abschnitt 4.8).



Da über die vorbeugende Anwendung von Aciclovir bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Anurie noch keine Angaben vorliegen, sollte ein Einsatz der Präparate unter diesen Bedingungen nicht erfolgen.



Resistenzentwicklung

Bei stark immunsupprimierten Patienten kann eine längere oder wiederholte Behandlung mit Aciclovir zu einer Selektion von Virusstämmen mit reduzierter Empfindlichkeit führen. Diese Virusstämme werden auf eine weitere Behandlung mit Aciclovir möglicherweise nicht mehr ansprechen.



Hydratationsstatus

Bei Patienten, die hohe Aciclovir-Dosen einnehmen, sollte auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.



Aciclovir-ratiopharm®200/400 mg Tabletten

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Aciclovir-ratiopharm®200/400 mg Tabletten nicht einnehmen.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen



Klinisch signifikante Wechselwirkungen wurden bisher nicht festgestellt.



Aciclovir wird hauptsächlich unverändert renal durch aktive tubuläre Sekretion in den Urin ausgeschieden. Gleichzeitig angewendete Arzneimittel, die ebenfalls über diesen Mechanismus ausgeschieden werden, können die Plasmakonzentration von Aciclovir erhöhen. Cimetidin und Probenecid erhöhen über diesen Mechansimus die AUC von Aciclovir und verringern dessen renale Clearance. Ein ähnlicher Anstieg der AUC im Plasma von Aciclovir und dem inaktiven Metaboliten von Mycophenolatmofetil wurde gefunden, wenn beide Wirkstoffe gemeinsam angewendet wurden. Aufgrund der großen therapeutischen Breite des Aciclovirs ist eine Dosisanpassung jedoch nicht erforderlich.



4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit



Fertilität

Siehe Abschnitt 5.3.



Schwangerschaft

DieAnwendung von Aciclovir in der Schwangerschaft sollte nur dann erfolgen, wenn der potenzielle Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

Seit Markteinführung werden die Ergebnisse von Schwangerschaften, bei denen Frauen in irgendeiner Form Aciclovir erhielten, in einem Schwangerschaftsregister dokumentiert. Dieses zeigt keine Erhöhung in der Anzahl von Geburtsschäden verglichen mit der Normalbevölkerung. Die aufgetretenen Geburtsschäden zeigten weder Einzigartigkeit noch ein konsistentes Muster, so dass keine gemeinsame Ursache vermutet werden kann (siehe auch Abschnitt 5.3).



Stillzeit

Nach oraler Verabreichung von 200 mg Aciclovir 5-mal täglich wurden in der Muttermilch Aciclovir-Konzentrationen gefunden, die dem 0,6–4,1-fachen der jeweiligen Aciclovir-Plasmaspiegel entsprechen. Ein Säugling wäre demnach Aciclovir-Konzentrationen von bis zu 0,3 mg/kg KG/Tag ausgesetzt. Deshalb soll während der Behandlung mit Aciclovir nicht gestillt werden.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen



Der klinische Status eines Patienten und das Nebenwirkungsprofil von Aciclovir sollten bei der Einschätzung berücksichtigt werden, ob ein Patient in der Lage ist, ein Fahrzeug zu lenken oder Maschinen zu bedienen.

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.



4.8 Nebenwirkungen



Die mit den unerwünschten Wirkungen weiter unten verbundenen Häufigkeitseinteilungen sind Schätzungen. Für die meisten Ereignisse liegen keine geeigneten Daten zur Berechnung der Häufigkeiten vor. Ferner können unerwünschte Ereignisse abhängig von der Indikation in ihrer Häufigkeit variieren.



Zur Einteilung der Nebenwirkungen in Häufigkeitskategorien wurde folgende Konvention zugrunde gelegt: Sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100 bis < 1/10), gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100), selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Sehr selten: Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie



Erkrankungen des Immunsystems

Selten: anaphylaktische Reaktionen



Psychiatrische Erkrankungen und Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Schwindel, Kopfschmerzen

Sehr selten: allgemeine körperliche Unruhe, Verwirrtheitzustände, Tremor, Ataxie, Dysarthrie, Halluzinationen, Symptome von Psychosen, Krampfanfälle, Schläfrigkeit, Enzephalopathie, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma



Die oben genannten Ereignisse sind im Allgemeinen reversibel und werden überwiegend bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder anderen prädisponierenden Faktoren berichtet (siehe Abschnitt 4.4).



Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten: Dyspnoe



Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Abdominalschmerzen



Leber- und Gallenerkrankungen

Selten: vorübergehende Bilirubin- und Leberenzym-Anstiege

Sehr selten: Hepatitis, Gelbsucht



Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Juckreiz, Hautausschlag (einschließlich Photosensibilitätsreaktionen)

Gelegentlich: Urtikaria, vermehrter diffuser Haarausfall



Da vermehrter diffuser Haarausfall einer großen Vielzahl von Krankheitsverläufen und Arzneimitteln zugeordnet wird, ist der Zusammenhang mit der Einnahme von Aciclovir-haltigen Arzneimitteln unklar.



Selten: Angioödem



Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten: Serumharnstoff- und Kreatinin-Anstiege

Sehr selten: akutes Nierenversagen, Nierenschmerzen



Nierenschmerzen können mit Nierenversagen einhergehen.



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Gelegentlich: Müdigkeit, Fieber



4.9 Überdosierung



Symptome

Aciclovir wird nur zum Teil aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert.



Nach der Einnahme von Einzeldosen von bis zu 20 g Aciclovir traten im Allgemeinen keine toxischen Effekte auf. Eine versehentliche, wiederholte Überdosierung von oral eingenommenem Aciclovir über mehrere Tage war verbunden mit gastrointestinalen Symptomen (wie Übelkeit und Erbrechen) und neurologischen Symptomen (Kopfschmerzen und Verwirrtheit).



Eine Überdosierung von intravenös verabreichtem Aciclovir führte zu einem Anstieg des Serumkreatinins und Blutharnstoff-Stickstoffs und nachfolgend zu Nierenversagen. Neurologische Effekte einschließlich Verwirrtheit, Halluzinationen, Agitation, Krampfanfällen und Koma wurden im Zusammenhang mit dieser intravenösen Überdosierung beschrieben.



Maßnahmen

Patienten sollten auf Anzeichen von Toxizität beobachtet werden. Durch Hämodialyse kann die Elimination von Aciclovir aus dem Blut signifikant beschleunigt werden. Daher kann eine Hämodialyse im Fall einer symptomatischen Überdosierung in Betracht gezogen werden.





5. Pharmakologische Eigenschaften



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften



Allgemeine Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirales Mittel zur systemischen Anwendung, Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase

ATC-Code: J05AB01



Wirkungsweise

Aciclovir ist eine pharmakologisch inaktive Substanz, die erst nach der Penetration in eine Zelle, die mit Herpes-simplex-Viren (HSV) oder Varicella-Zoster-Viren (VZV) infiziert ist, zu einem Virostatikum wird. Diese Aktivierung von Aciclovir wird katalysiert durch die HSV- oder VZV-Thymidinkinase, einem Enzym, das die Viren zu ihrer Replikation dringend benötigen. Vereinfacht kann man sagen, dass das Virus sein eigenes Virostatikum synthetisiert. Im Einzelnen laufen dabei folgende Schritte ab:



1. Aciclovir penetriert vermehrt in herpesinfizierte Zellen.

2. Die in diesen Zellen vorliegende Virus-Thymidinkinase phosphoryliert Aciclovir zum Aciclovir-Monophosphat.

3. Zelluläre Enzyme führen Aciclovir-Monophosphat in das eigentliche Virostatikum, das Aciclovir-Triphosphat, über.

4. Aciclovir-Triphosphat besitzt eine 10- bis 30-mal stärkere Affinität zur Virus-DNS-Polymerase als zur zellulären DNS-Polymerase und hemmt somit selektiv die Aktivität des viralen Enzyms.

5. Die Virus-DNS-Polymerase baut darüber hinaus Aciclovir in die Virus-DNS ein, wodurch ein Kettenabbruch bei der DNS-Synthese erfolgt. Diese Einzelschritte führen insgesamt zu einer sehr wirkungsvollen Reduktion der Virusproduktion.



Im Plaque-Reduktions-Test wurde für HSV-infizierte Vero-Zellen (Zellkulturen aus dem Nierenparenchym des grünen afrikanischen Affen) ein ED50-Hemmwert von 0,1 µmol Aciclovir/l gemessen; dagegen war ein ED50-Wert von 300 µmol Aciclovir/l erforderlich, um das Wachstum nicht infizierter Vero-Zellkulturen zu verhindern. So ist bei nicht infizierten Zellkulturen eine bis zu 3.000-fach erhöhte Aciclovir-Konzentration erforderlich, um eine entsprechende Hemmung zu erreichen.



Wirkungsspektrum in vitro:

Sehr empfindlich:

Herpes-Simplex-Virus Typ I und II, Varicella-zoster-Virus



Empfindlich:

Epstein-Barr-Virus



Teilweise empfindlich bis resistent:

Zytomegalie-Virus



Resistent:

RNS-Viren, Adenoviren, Pockenviren



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften



Absorption, Plasmaspiegel

Aciclovir wird nur teilweise aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die im steady state ermittelten Plasmaspitzenwerte nach wiederholter oraler Gabe von 200 mg, 400 mg und 800 mg Aciclovir in einem Abstand von 4 Stunden 5-mal am Tag liegen bei durchschnittlich 3,02  0,5 µmol/l (200 mg), 5,21  1,32 µmol/l (400 mg) bzw. 8,16  1,98 µmol/l (800 mg). Diese Werte werden nach etwa 1,5  0,6 Stunden erreicht. Die entsprechenden Plasma-Basiswerte betragen etwa 4 Stunden nach oraler Gabe von Aciclovir 1,61  0,3 µmol/l (200 mg), 2,59  0,53 µmol/l (400 mg) bzw. 4,0  0,72 µmol/l (800 mg). 24 Stunden nach Absetzen von Aciclovir-Tabletten ist kein Aciclovir im Körper mehr nachweisbar.



Bei immunsupprimierten Kindern im Alter von 3-11 Jahren, denen Aciclovir per os in Dosen von 400 mg, entsprechend 300-650 mg Aciclovir/m² KO, 5-mal am Tag verabreicht wurden, konnten Plasmaspitzenwerte von durchschnittlich 5,7-15,1 µmol/l ermittelt werden.



Bei Säuglingen im Alter von 1-6 Wochen wurden nach der oralen Verabreichung von 600 mg Aciclovir/m² KO alle 6 Stunden Plasmaspitzenwerte von 17,3 bzw. 8,6 µmol/l gemessen. Bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu 3 Monaten, bei denen alle 8 Stunden 10 mg/kg Aciclovir als 1-stündige Infusion angewendet wurden, wurden eine Cmaxvon 61,2 µmol/l (13,8 µg/ml) und eine Cminvon 10,1 µmol/l (2,3 µg/ml) ermittelt. Eine andere Gruppe von Neugeborenen und Säuglingen (bis zu 3 Monaten), bei denen alle 8 Stunden 15 mg/kg Aciclovir angewendet wurde, wiesen etwa dosisproportionale Anstiege mit einer Cmaxvon 83,5 µmol (18,8 µg/ml) und einer Cminvon 14.1 µmol/l (3,2 µg/ml) auf.



Aus dem biexponentiellen Verlauf der Aciclovir-Kinetik kann man schlussfolgern, dass Aciclovir in hohen Konzentrationen ins Gewebe und in die Organe gelangt und aus diesen wieder langsam abflutet.



Das Verteilungsvolumen bei Erwachsenen im steady state beträgt 50  8,7 l/1,73 m², bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu 3 Monaten 28  9,3 l/1,73 m².



Für die Eiweißbindung wurden Werte zwischen 9 und 33 % ermittelt.



Verteilung in den Organen

Tierexperimentelle Versuche belegen, dass im Vergleich zum Serumspiegel höhere Aciclovir-Spiegel im Darm, in der Niere, der Leber und Lunge, niedrigere Spiegel im Muskel, im Herzen, im Hirn, in Ovarien und Testes der Tiere erreicht werden.



Post-mortem-Untersuchungen beim Menschen ergaben, dass Aciclovir im Speichel, im Vaginalsekret und in der Vesikelflüssigkeit von Herpesbläschen sowie in einigen Organen angereichert wird. 50 % der entsprechenden Serumkonzentrationen werden im Liquor erreicht.



Metabolismus und Elimination

Aciclovir wird bei nierengesunden Patienten zu 62-91 % in unveränderter Form und zu 10-15 % als 9-Carboxymethoxymethylguanin renal eliminiert. Für Erwachsene wurden Plasmahalbwertszeiten (t1/2β) von 2,87 ± 0,76 Stunden und für Neugeborene und Säuglinge bis zu 3 Monaten von 4,1 ± 1,2 Stunden ermittelt. Aciclovir wird sowohl glomerulär filtriert als auch tubulär sezerniert. Wird Aciclovir 1 Stunde nach Verabreichung von 1 g Probenecid gegeben, so wird die Plasmahalbwertszeit (t1/2β) um 18 % verlängert und die Fläche unter der Plasmakonzentrationszeitkurve um 40 % vergrößert. Biliär und fäkal erfolgt keine Ausscheidung des Aciclovirs und seiner Metaboliten.



Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz beträgt die durchschnittliche Plasmahalbswertzeit etwa 19,5 Stunden. Die mittlere Plasmahalbwertszeit während der Hämodialyse beträgt 5,7 Stunden. Während der Hämodialyse fallen die Aciclovir-Plasmaspiegel um etwa 60 %. Bei eingeschränkter Nierenfunktion besteht eine Kumulationsgefahr bei Kreatinin-Clearance-Werten von <10 ml/min/1,73 m² bei einer Dosierung von 5-mal 200 mg/Tag.

Eine Dosisreduktion ist deshalb ab diesem Wert angezeigt (siehe Abschnitt 4.2).



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit



Akute Toxizität

Die LD50konnte bei oraler Verabreichung von Aciclovir an Mäusen und Ratten nicht ermittelt werden, weil Dosen von über 10 g/kg bei der Maus und 20 g/kg bei der Ratte aus physiologischem Grund nicht überschritten werden konnten und die Tiere diese Dosen überlebten.



Chronische Toxizität

Bis zu 450 mg Aciclovir/kg wurden über 4 Wochen an Mäusen oral verabreicht. Alle Tiere überlebten und wiesen keine Anomalien auf.



In einer 12-Monats-Studie wurden Beagle-Hunden bis zu 60 mg Aciclovir/kg/Tag oral verabreicht. Bei dieser Dosis traten häufiger mukoide Durchfälle und Erbrechen auf. Bei einigen Hunden wurden Veränderungen an den Pfoten und Krallenverlust beobachtet. Diese Erscheinungen waren jedoch reversibel. Weitere Auffälligkeiten wurden nicht beobachtet.



Ratten und Mäusen wurden über einen Zeitraum von 775 Tagen täglich bis zu 450 mg Aciclovir/kg verabreicht, ohne dass Veränderungen beobachtet wurden.



Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

In-vitro-Tests ergaben, dass bei hohen Konzentrationen Chromosomenschäden auftreten können. In einer In-vivo-Studie am Chinesischen Hamster wurden in toxischen Dosen Chromosomenschäden beobachtet. Keimzellschäden bei therapeutischem Einsatz sind aufgrund der in den Keimzellen auftretenden niedrigen Konzentrationen nicht zu erwarten.



In Langzeitstudien an Ratte und Maus erwies sich Aciclovir als nicht kanzerogen.



Reproduktionstoxizität

Eine systemische Aciclovir-Exposition in Studien nach international akzeptiertem Standard führte nicht zu embryotoxischen oder teratogenen Wirkungen an Kaninchen, Ratten oder Mäusen. In einem Nicht-Standardtest an Ratten wurden fetale Anomalien bei derart hohen subkutanen Dosen, die zu maternaler Toxizität führten, gefunden. Die klinische Relevanz dieser Befunde ist unklar.



Fertilität

Weitgehend reversible ungünstige Wirkungen auf die Spermatogenese bei Ratten und Hunden bei gleichzeitiger allgemeiner Toxizität traten nur bei der Verabreichung von Aciclovir-Dosen auf, die weit über dem normalen therapeutischen Bereich lagen.



Versuche über 2 Generationen von Mäusen zeigten bei oral verabreichtem Aciclovir (bis zu 450 mg/kg/Tag) keinerlei Auswirkungen auf die Fertilität.





6. Pharmazeutische Angaben



6.1 Liste der sonstigen Bestandteile



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Copovidon, Hochdisperses Siliciumdioxid.



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Copovidon, Hochdisperses Siliciumdioxid.



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

Mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.),, Povidon K25, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Hochdisperses Siliciumdioxid.



6.2 Inkompatibilitäten



Nicht zutreffend



6.3 Dauer der Haltbarkeit



4 Jahre



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung



Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Packung mit 25 Tabletten

Packung mit 100 Tabletten



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Packung mit 35 Tabletten



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

Packung mit 35 Tabletten



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung



Keine besonderen Anforderungen.





7. INHABER DER ZULASSUNG



ratiopharm GmbH

Graf-Arco-Str. 3

89079 Ulm





8. Zulassungsnummer(n)



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

27480.01.00



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

27480.02.00



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

27482.00.00





9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG



Aciclovir-ratiopharm®200 mg Tabletten

Datum der Erteilung der Zulassung: 10. April 1992

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 13. März 2012



Aciclovir-ratiopharm®400 mg Tabletten

Datum der Erteilung der Zulassung: 26. Mai 1992

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 16. Januar 2009



Aciclovir-ratiopharm®800 mg Tabletten

Datum der Erteilung der Zulassung: 29. Januar 1992

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 16. Januar 2009





10. Stand der Information



Juni 2012





11. Verkaufsabgrenzung



Verschreibungspflichtig

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