Akineton 5 Mg/Ml Injektionslösung
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Akineton®
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Akineton® 2 mg Tabletten
Akineton®4 mg Retardtabletten
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Biperiden
Akineton®2 mg Tabletten:
1 Tablette enthält 2 mg Biperidenhydrochlorid, entsprechend 1,8 mg Biperiden.
Akineton®4 mg Retardtabletten:
1 Retardtablette enthält 4 mg Biperidenhydrochlorid, entsprechend 3,6 mg Biperiden.
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
1 Ampulle zu 1 ml Injektionslösung enthält 5 mg Biperidenlactat, entsprechend 3,9 mg Biperiden.
Sonstiger Bestandteil (orale Darreichungsformen):Lactose-Monohydrat 38 mg in Akineton®2 mg Tabletten und 252 mg in Akineton®4 mg Retardtabletten.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Tablette/Retardtablette/Injektionslösung
Die Tablette kann in gleiche Hälften und Viertel geteilt werden.
Die Retardtablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Für orale Darreichungsformen:
Parkinson-Syndrome, insbesondere Rigor und Tremor
durch Neuroleptika und ähnlich wirkende Arzneimittel bedingte extrapyramidale Symptome wie Frühdyskinesien, Akathisie, Parkinsonoid
andere extrapyramidale Bewegungsstörungen wie generalisierte und segmentale Dystonien, Meige-Syndrom, Blepharospasmus, Torticollis spasmodicus.
Für Injektionslösung:
Parkinson-Syndrome, insbesondere Rigor und Tremor
medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome
Nikotinvergiftung
Vergiftung durch organische Phosphorverbindungen.
Hinweis:
Die Injektionslösung ist insbesondere geeignet, wenn ein rascher Wirkungseintritt erforderlich ist, oder zur einleitenden Therapie in schweren Fällen von Parkinsonismus.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Diese Arzneimittel müssen individuell dosiert werden.
Die Behandlung sollte mit der niedrigsten Dosis beginnen und dann bis zu der für den Patienten günstigsten Dosis gesteigert werden.
Dosierungsempfehlung:
Akineton®2 mg Tabletten:
Erwachsene:
Initial beim Parkinsonsyndrom2mal 1/2 Tablette (2 mg Biperidenhydrochlorid/Tag) über den Tag verteilt. Die Dosis kann täglich um 2 mg erhöht werden. Als Erhaltungsdosis werden 3–4mal täglich 1/2–2 Tabletten (entsprechend 3–16 mg/Tag) verabreicht. Die maximale Tagesgesamtdosis beträgt 16 mg Biperidenhydrochlorid (entsprechend 8 Tabletten/Tag).
Zur Behandlung medikamentös bedingter extrapyramidaler Symptomewerden begleitend zum Neuroleptikum 1–4mal täglich 1/2–2 Tabletten (entsprechend 1–16 mg Biperidenhydrochlorid/Tag), je nach Stärke der Symptome, verabreicht.
Die Einstellung auf die anticholinerge Therapie anderer extrapyramidaler Bewegungsstörungenerfolgt langsam, durch wöchentliche Steigerung der Ausgangsdosis von 2 mg bis zur tolerierten Erhaltungsdosis, die auch die bei anderen Indikationen üblichen Höchstmengen um ein Mehrfaches übersteigen kann.
Kinder:(von 3 bis 15 Jahren)
Zur Behandlung medikamentös bedingter extrapyramidaler Symptomeerhalten Kinder begleitend zum Neuroleptikum 1–3 mal täglich 1/2–1 Tablette (entsprechend 1–6 mg Biperidenhydrochlorid/Tag).
Hinweis:
Für Fälle, bei denen ein rascher Wirkungseintritt erforderlich ist, steht eine Injektionslösung zur Verfügung.
Die Tabletten sind teilbar und sind mit ausreichend Flüssigkeit vorzugsweise während oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt lassen sich durch die Einnahme unmittelbar nach den Mahlzeiten vermindern.
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach Art und Verlauf der Erkrankung und kann von einer kurzfristigen Gabe z.B. bei medikamentös bedingten extrapyramidalen Symptomen (insbesondere bei Kindern) bis zur Dauermedikation (z.B. beim Parkinson-Syndrom) reichen.
Das Absetzen einer Behandlung mit diesem Arzneimittel sollte schrittweise erfolgen.
Akineton®4 mg Retardtabletten:
Die Therapie mit Akineton®4 mg Retardtabletten erfolgt in der Regel einschleichend. Dafür stehen andere Darreichungsformen zur Verfügung.
Vor einer Umstellung auf Akineton®4 mg Retardtabletten muss zunächst die im Einzelfall günstigste Dosis ermittelt werden, abhängig vom therapeutischen Effekt und den Nebenwirkungen.
Die durchschnittliche Tagesdosis für Erwachsene beträgt 1–3 Retardtabletten Akineton®4 mg Retardtabletten (entsprechend 4–12 mg Biperidenhydrochlorid). Die maximale Tagesgesamtdosis beträgt 4 Retardtabletten (entsprechend 16 mg Biperidenhydrochlorid).
Die Tagesdosis sollte gleichmäßig über den Tag verteilt werden, wobei die erste Retardtablette am Morgen einzunehmen ist.
Die Retardtabletten sind mit ausreichend Flüssigkeit unzerkaut während oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt lassen sich durch die Einnahme unmittelbar nach den Mahlzeiten vermindern.
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach Art und Verlauf der Erkrankung und kann von einer kurzfristigen Gabe bis zur Dauermedikation reichen.
Das Absetzen einer Behandlung mit diesem Arzneimittel sollte schrittweise erfolgen.
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Parkinsonismus
Zu Beginn einer Behandlung in schweren Fällen sowie bei Blickkrämpfen können 10–20 mg Biperidenlactat (= 2–4 ml Injektionslösung) auf mehrere Einzelgaben über den Tag verteilt, intramuskulär oder langsam intravenös verabreicht werden.
Medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome
Erwachsene:
2,5–5 mg Biperidenlactat (= 0,5–1 ml Injektionslösung) als Einzeldosis intramuskulär oder langsamintravenös injizieren. Im Bedarfsfall kann die gleiche Dosis nach 30 Minuten wiederholt injiziert werden. Die Tageshöchstdosis beträgt 10–20 mg Biperidenlactat (= 2–4 ml Injektionslösung).
Kinder:
Kinder bis zu 1 Jahr: 1 mg Biperidenlactat (0,2 ml)
Kinder bis zu 6 Jahren: 2 mg Biperidenlactat (0,4 ml)
Kinder bis zu 10 Jahren: 3 mg Biperidenlactat (0,6 ml) langsamintravenös injizieren.
Verschwinden die Symptome während der Injektion, so sollte sie abgebrochen werden. Bei Bedarf kann die Injektion der gleichen Dosis nach 30 Minuten wiederholt werden.
Nikotinvergiftung
5–10 mg Biperidenlactat (1–2 ml Injektionslösung) intramuskulär.
In bedrohlichen Fällen sind 5 mg Biperidenlactat (1 ml Injektionslösung) intravenös (zusätzlich zu den sonst üblichen Maßnahmen) zweckmäßig.
Hinweis:
Für eine orale Fortführung der Therapie stehen Tabletten zur Verfügung.
Bei Vergiftungen durch organische Phosphorverbindungenwird Biperiden individuell dosiert, je nach Vergiftungsbild 5 mg Biperidenlactat intravenös mehrmals bis zum Abklingen der Vergiftungszeichen.
Die Injektionslösung wird intramuskulär oder langsam intravenös injiziert oder intravenös infundiert.
Nach Anbruch Rest verwerfen.
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach Art und Verlauf der Erkrankung und kann von einer kurzfristigen Gabe (insbesondere bei Kindern) bis zur Dauermedikation reichen bzw. bis die Behandlung mit oralen Darreichungsformen fortgeführt werden kann oder beendet werden kann.
4.3 Gegenanzeigen
Akineton®darf nicht angewendet werden bei:
bestehender Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff: Biperiden (oder einem der anderen enthaltenen Bestandteile)
unbehandeltem Engwinkelglaukom
mechanischen Stenosen im Magen-Darm-Kanal
Megakolon
Ileus.
Akineton®darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
Prostataadenom mit Restharnbildung
Harnverhaltung
Myasthenia gravis
Erkrankungen, die zu bedrohlichen Tachykardien führen können
Schwangerschaft (s. Hinweise unten).
Zusätzlich für Akineton®4 mg Retardtabletten:
Für Kinder ist Akineton®4 mg Retardtabletten nicht bestimmt.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Zentralwirksame Anticholinergika wie Biperiden können zu einer erhöhten zerebralen Anfallsbereitschaftführen. Bei Patienten mit erhöhter Krampfbereitschaft ist Akineton®vorsichtig zu dosieren (vgl. Nebenwirkungen).
Beim Auftreten von Harnverhalten sollte der Patient jeweils vor der Anwendung/Injektion von Biperiden die Blase entleeren.
Vereinzelt kann Biperiden, insbesondere bei Patienten mit Prostatahypertrophie, zu Miktionsbeschwerden, seltener zu Harnverhaltung führen.
Der Augeninnendruck sollte regelmäßig kontrolliert werden (vgl. Nebenwirkung).
Tritt eine ausgeprägte Mundtrockenheit auf, lässt sich diese durch häufiges Trinken kleiner Flüssigkeitsmengen oder durch Kauen von zuckerfreiem Kaugummi bessern.
Vorsichtsmaßnahmen bei bestimmten Patientengruppen:
Bei älteren Patienten, insbesondere solchen mit hirnorganischer Symptomatik, ist eine vorsichtige Dosierung erforderlich.
Ältere Patienten, speziell solche mit hirnorganischen Veränderungen vaskulärer oder degenerativer Art, können häufig schon gegenüber therapeutischen Dosen des Wirkstoffes eine erhöhte Empfindlichkeit aufweisen.
Zusätzlich für Akineton®2 mg Tabletten und Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
Die Erfahrungen mit Biperiden bei Kindernsind begrenzt und erstrecken sich in erster Linie auf die zeitlich befristete Anwendung bei medikamentös ausgelösten Dystonien (z.B. durch Neuroleptika oder Metoclopramid und analoge Verbindungen), die als Nebenwirkungen oder Intoxikationssymptome auftreten können.
Besonderer Hinweis (orale Darreichungsformen):
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Akineton®2 mg Tabletten und Akineton®4 mg Retardtabletten nicht einnehmen.
Missbrauch und Abhängigkeitsentwicklung von Biperiden sind wegen der gelegentlich beobachteten stimmungsaufhellenden und euphorisierenden Wirkung vereinzelt berichtet worden.
Außer beim Auftreten vitaler Komplikationen ist abruptes Absetzen wegen der Gefahr überschießender Gegenregulationen zu vermeiden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Arzneimitteln, z.B. Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln und Spasmolytika, kann zu einer Verstärkung der zentralen und peripheren Nebenwirkungen führen.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Chinidin kann es zur Verstärkung der anticholinergen Herz-Kreislauf-Wirkungen (insbesondere AV-Überleitung) kommen.
Levodopa und gleichzeitige Gabe von Akineton®können Dyskinesien verstärken. Generalisierte choreiforme Bewegungsstörungen wurden bei gleichzeitiger Anwendung von Biperiden und Levodopa/Carbidopa-Präparaten bei Patienten mit Morbus Parkinson beobachtet.
Durch Neuroleptika ausgelöste tardive Dyskinesien können durch Akineton®verstärkt werden. Gelegentlich sind Parkinson-Symptome bei bestehenden Spätdyskinesien so gravierend, dass eine anticholinerge Therapie notwendig bleibt.
Eine Zunahme des Alkoholeffektes unter Akineton®kann auftreten (Alkohol meiden).
Die Wirkung von Metoclopramid und wirkungsähnlichen Verbindungen auf den Magen-Darm-Trakt wird durch Anticholinergika wie Akineton®antagonisiert.
Anticholinergika können die zentralnervösen Nebenwirkungen von Pethidin verstärken.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Akineton®sollte während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden, weil keine Erfahrungen mit der Anwendung in der Schwangerschaft vorliegen.
Anticholinergika können die Laktation hemmen. Biperiden geht in die Muttermilch über, gleiche Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma können erreicht werden. Daher sollte im Regelfall abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Diese Arzneimittel können aufgrund der zentralnervösen und peripheren Nebenwirkungen wie z.B. Müdigkeit, Schwindel und Benommenheit auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit – unabhängig von der durch das zu behandelnde Grundleiden gegebenen Einschränkung – zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Bedienung von elektrischen oder motorgetriebenen Werkzeugen und Maschinen weiter beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen zentral wirksamen Arzneimitteln, Anticholinergika und insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>10 %)
Häufig (> 1 % - < 10 %)
Gelegentlich (> 0,1 % - < 1 %)
Selten (> 0,01 % - < 0,1 %)
Sehr selten (<0,01 % oder unbekannt)
Nebenwirkungen treten besonders zu Beginn der Behandlung und bei zu rascher Dosissteigerung auf. Aufgrund der unbekannten Anzahl der Anwender ist die prozentuale Häufigkeit der spontan erfassten Nebenwirkungen nicht genau ermittelbar.
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Parotitis.
Erkrankungen des Immunsystems
Überempfindlichkeitsreaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen auf Medikamente.
Psychiatrische Erkrankungen
bei höheren Dosen Unruhe, Erregung, Angst, Euphorie, Verwirrtheit, delirante Syndrome, Halluzinationen, Schlaflosigkeit. Eine zentral erregende Wirkung ist häufig bei Patienten mit Hirnleistungsstörungen und kann zu einer Dosisverminderung zwingen. Über eine vorübergehende Reduktion des REM-Schlafes (Schlafstadium mit schnellen Augenbewegungen), charakterisiert durch eine Zunahme der Zeit bis zur Erreichung dieses Stadiums und einer prozentualen Abnahme dieses Stadiums am Gesamtschlaf, wurde berichtet. Nervosität.
Erkrankungen des Nervensystems
Müdigkeit, Schwindelgefühl und Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen. Dyskinesien, Ataxie und Sprechstörungen. Erhöhte zerebrale Anfallsbereitschaft und Konvulsionen.
Augenerkrankungen
Akkommodationsstörungen, Mydriasis, Lichtempfindlichkeit. Das Auftreten eines Engwinkelglaukoms ist möglich (Augeninnendruck kontrollieren).
Herzerkrankungen
Tachykardie, Bradykardie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Mundtrockenheit, Obstipation, Magenbeschwerden, Übelkeit.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Verminderung der Schweißabsonderung, allergische Hautausschläge.
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Muskelzuckungen.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Miktionsstörungen, insbesondere bei Patienten mit Prostataadenom (Dosisreduktion), seltener Harnverhaltung.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Benommenheit.
Untersuchungen
Bei parenteraler Gabe kann es zu einer Blutdrucksenkung kommen.
4.9 Überdosierung
a) Symptome einer Überdosierung
Das Vergiftungsbild gleicht im Prinzip dem einer Atropinvergiftung mit peripheren anticholinergen Symptomen (weite, träge Pupillen; Trockenheit der Schleimhäute; Gesichtsrötung; Herzfrequenzanstieg; Darm- und Blasenatonie; erhöhte Temperaturen, besonders bei Kindern) und zentralnervösen Störungen (wie Erregung, Delir, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung und/oder Halluzinationen). Bei massiven Vergiftungen besteht das Risiko eines Kreislaufversagens und einer zentralen Atemlähmung.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Als Antidote empfehlen sich Acetylcholinesterasehemmer, besonders das liquorgängige Physostigmin, das auch die zentral ausgelöste Symptomatik beeinflusst (bzw. Physostigminsalicylat bei positivem Physostigmintest). Bei Bedarf sind, den Symptomen entsprechend, Unterstützung der Herz-Kreislauf- und Atemfunktion (Sauerstoff-Beatmung), Wärmeabfuhr bei Fieber und das Anlegen eines Blasenkatheters vorzunehmen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Anticholinergikum, Antiparkinsonmittel.
ATC-Code: N04AA02.
Biperiden ist ein vorwiegend zentral wirkendes Anticholinergikum. Es besitzt eine periphere Wirkung, die im Vergleich zu Atropin gering ist. Biperiden bindet kompetitiv an periphere und zentrale Muskarin-Rezeptoren (vornehmlich M1).
Tierexperimentell beeinflusst Biperiden parkinsonähnliche Zustände (Tremor, Rigor), die durch zentral wirksame Cholinergika hervorgerufen werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Für orale Darreichungsformen:
a) Tabletten
Nach oraler Gabe von 4 mg Biperidenhydrochlorid an 6 Probanden (20–33 Jahre) erfolgte die Resorptionnach einer lag-time von 27 min schnell, die maximale Plasmakonzentrationvon 5,1 ng/ml wurde nach 1,5 h erreicht (Mittelwerte). Anderen Studien zufolge betrug die maximale Plasmakonzentration 1,01–6,53 bzw. 3,2–5,0 ng/ml, die nach 0,5–2 h gemessen wurde.
In einer vergleichenden Studie erhielten 10 junge, gesunde Probanden (24 4,7 Jahre) und 8 ältere Parkinson-Patienten (77,4 4,8 Jahre) einmal oral 4 mg Biperiden sowie 7 Tage später 2 mg Biperiden zweimal täglich über 6 Tage. Der Biperiden-Gehalt des Plasmas wurde am 1. und 15. Tag bestimmt. Die maximale Plasmakonzentration der jungen Probanden betrug am 1. Tag 4,3 2,6 ng/ml (nach 0,9 h) und am 15. Tag 2,5 1,4 ng/ml (nach 0,8 h). Dabei ist zu berücksichtigen, dass am 15. Tag noch vor der Blutentnahme 2 mg Biperiden gegeben wurden. Die maximalen Plasmakonzentrationen von 7,2 4,4 bzw. 4,2 2,2 ng/ml der älteren Patienten wurden nach 1,6 0,7 bzw. 1,6 0,3 h gemessen.
Die terminale Plasmaeliminationshalbwertszeitwurde nach einmaliger oraler Gabe von 4 mg Biperidenhydrochlorid 2x2 mg Biperidenhydrochlorid) mit Werten zwischen 12 und 21 h bei jüngeren Probanden sowie mit 30,2 6,4 h bei älteren Patienten bestimmt. Im Steady-State(2x2 mg Biperidenhydrochlorid an 6 Tagen) ergaben sich Halbwertszeiten von 24,5 8,8 h bei jüngeren Probanden sowie 38,5 12,2 h bei älteren Patienten.
b) Retardtabletten
Das Ausmaß der Bioverfügbarkeit der retardierten und der schnell freisetzenden Darreichungsform ist bei gleicher Dosierung äquivalent, wobei der Wirkeintritt bei der retardierten Form wegen der pharmakokinetisch zu erkennenden verzögerten Wirkstofffreisetzung verzögert ist.
Das pharmakokinetische Profil von 4 mg Biperidenhydrochlorid als Retardtablette mit verzögerter Wirkstofffreisetzung wurde nach Einmalgabe (n = 23 Probanden), im steady state (n = 24 Probanden) und nach wiederholter Einnahme mit und ohne Nahrung (n = 24 Probanden) untersucht.
Nach Einmalgabe erreichen die Plasmakonzentrationen nach tBmax B= 8,8 Stunden p.a. einen CBmaxB-Wert von 1,49 ng/ml, 24 h nach Gabe beobachtet man einen Konzentrationswert von 0,62 ng/ml (Median).
Nach wiederholten Gaben mit 1 Retardtablette (Dosis zu 4 mg Biperidenhydrochlorid) erhält man im Dosisintervall nach 7tägiger Applikation einen Präapplikationswert von 0,39 ng/ml. Die CBmaxB-Konzentration von 1,17 ng/ml wird nach 6,75 h p.a. im Dosisintervall erreicht.
Im Steady-State(1 Retardtablette an 6 Tagen) wurden bei 24 jüngeren Probanden Plasmaeliminationshalbwertszeitenzwischen 11,7 h (Min.) und 19,8 h (Max.) ermittelt.
Die Applikation der retardierten Form mit Nahrung nimmt im Vergleich zur Applikation ohne Nahrung (erste Mahlzeit 5 h p.a.) keinen Einfluss auf das Ausmaß der Bioverfügbarkeit von Biperiden. Die Einnahme der Retardtabletten im steady state mit Nahrung führte im Vergleich zur nüchternen Einnahme (erste Mahlzeit 5 h p.a.) zu Unterschieden in den Plasmaspiegeln (Cmax 3,2 vs 2,6 ng/ml), bei der tmax (6,2 vs. 6,7 h) und bei der AUC (AUC im 24-Stunden-Intervall, 63,4 vs 68,6 ng x h/ml).
c) Für beide Darreichungsformen
Biperiden wurde bei Frauen zu 94%, bei Männern zu 93% an Plasmaproteinegebunden.
Das scheinbare Verteilungsvolumenwurde mit 24 4,1 l/kg angegeben.
Biperiden wird nahezu vollständig metabolisiert, unverändertes Biperiden wurde im Urin nicht nachgewiesen. Der Hauptmetabolit des Biperiden entsteht durch Hydroxylierung am Bicycloheptanring (60%), daneben findet z.T. zusätzlich eine Hydroxylierung am Piperidinring (40%) statt. Biperiden wird nahezu vollständig metabolisiert. Die zahlreichen Metabolite (als Hydroxylierungsprodukte und deren Konjugate) werden etwa je zur Hälfte über Harn und Faeces ausgeschieden.
Die Plasmaclearancebetrug 11,6 0,8 ml/min/kg KG.
Pharmakokinetische Daten für Patienten mit eingeschränkter Leber- und Nierenfunktionsind nicht bekannt.
Angaben über Plazenta-Passageliegen nicht vor.
Biperiden geht in die Muttermilchüber, gleiche Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma können in der Muttermilch erreicht werden. Da Art und Umfang der Metabolisierung beim Neugeborenen nicht bekannt sind und pharmakologischtoxikologische Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können, sollte im Regelfall abgestillt werden. (Angaben unter 13,2 d zur Reproduktionstoxizität beachten).
Für Injektionslösung:
Angaben über Resorption und Plasmakonzentrationen nach Applikation intramuskulärerGabe liegen nicht vor.
Nach i.v.Gabe sind die Plasmakonzentrationendurchgehend höher als bei oraler Gabe und sinken biphasisch mit einer Halbwertszeit von etwa 1,5 Stunden für die erste und etwa 24 Stunden für die terminale Phase.
Das scheinbare Verteilungsvolumenwurde mit 24 4,1 l/kg angegeben.
Biperiden wurde bei Frauen zu 94%, bei Männern zu 93% an Plasmaproteinegebunden.
Die terminale Plasmaeliminationshalbwertszeit wurde bei einmaliger i.v. Applikation von 4 mg Biperidenlactat mit 24,3 h (Mittelwert von 6 Probanden, 23–27 Jahre) bestimmt.
Biperiden wird nahezu vollständig metabolisiert, unverändertes Biperiden wurde im Urin nicht nachgewiesen. Der Hauptmetabolit des Biperiden entsteht durch Hydroxylierung am Bizycloheptanring (60%), daneben findet z.T. zusätzlich eine Hydroxylierung am Piperidinring (40%) statt. Die zahlreichen Metabolite (als Hydroxylierungsprodukte und deren Konjugate) werden etwa je zur Hälfte über Harn und Stuhl ausgeschieden.
Pharmakokinetische Daten für Patienten mit gestörter Leber- und Nierenfunktionsind nicht bekannt. Angaben über Plazenta-Passageliegen nicht vor. Biperiden geht in die Muttermilchüber, gleiche Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma können in der Muttermilch erreicht werden. Da Art und Umfang der Metabolisierung beim Neugeborenen nicht bekannt sind und pharmakologisch-toxikologische Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können, sollte im Regelfall abgestillt werden. (Angaben unter 5.3 d) zur Reproduktionstoxikologie beachten).
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktionstoxizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. Langzeituntersuchungen zu Karzinogenizität fehlen.
a) Akute Toxizität
S. 4.9 Überdosierung.
b) Chronische Toxizität
Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratten und Hunden ergaben keine Hinweise auf Organtoxizität.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In-vivo und In-vitro-Untersuchungen mit Biperiden ergaben keine Anhaltspunkte für eine mutagene oder klastogene Wirkung. Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential von Biperiden liegen nicht vor.
d) Reproduktionstoxizität
Biperiden ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften am Tier geprüft worden.
Es liegen keine Untersuchungen über Effekte auf die Fertilität, die Fetal- und Postnatalentwicklung vor. Embryotoxizitätsstudien haben keine Hinweise auf ein teratogenes Potential oder andere embryotoxische Eigenschaften im therapeutischen Dosisbereich ergeben.
Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen über die Sicherheit einer Anwendung während der Schwangerschaft und der Stillzeit vor.
Bioverfügbarkeit
Akineton®2 mg Tabletten:
Eine im Jahr 1990 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 16 Probanden (m, 20 – 34 Jahre) ergab bei einer Einmalgabe von 4 mg Biperidenhydrochlorid für 2 Akineton®2 mg Tabletten im Vergleich zu einer oral verabreichten wässrigen Akineton®-Lösung folgende Werte:
|
Akineton® 2 mg Tabletten |
Biperiden wässrige Lösung |
Maximale Plasmakonzentration Cmax (ng/ml) |
2,28 + 2,01 |
2,29 + 1,80 |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration |
1,88 + 2,73 |
1,14 + 0,35 |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve |
6,64 + 6,50 |
7,34 + 6,92 |
Angabe der Werte als Mittelwert und Streubreite
Abb.: Mittlere Plasmakonzentrations-Zeitverläufe von Biperiden nach Einmalgabe von 2 Akineton®2 mg Tabletten bzw. von 0,92 ml Biperiden-Lösung, entsprechend 4 mg Biperidenhydrochlorid, n = 16.
Akineton®4 mg Retardtabletten:
Eine im Jahr 1992 durchgeführte Bioverfügbarkeituntersuchung an 23 Probanden (m, 24–35 Jahre) ergab bei Einmalgabe von 4 mg Biperidenhydrochlorid für 1 Retardtablette Akineton®4 mg Retardtablettenim Vergleich zu 2 Tabletten Akineton®2 mg Tablettenfolgende Werte:
|
Akineton® 4 mg Retardtabletten (mittlerer Wert mit Standardabweichung) |
Akineton® 2 mg Tabletten (mittlerer Wert mit Standardabweichung) |
Maximale Plasmakonzentration Cmax (ng/ml) |
1,49 + 1,16 |
4,42 + 2,92 |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration |
8,78 + 4,21 |
1,57 + 0,73 |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve |
29,02 + 31,46 |
28,44 + 32,46 |
Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite (Minimum, Maximum).
Abb.: Mittlere Plasmakonzentrations-Zeitverläufe von Biperiden nach Einmalgabe einer Tablette Akineton®4 mg Retardtabletten bzw. von 2 Akineton®2 mg Tabletten, entsprechend 4 mg Biperidenhydrochlorid, n = 23.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Akineton®2 mg Tabletten:
Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, Copovidon, gereinigtes Wasser, Kartoffelstärke, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Talkum.
Akineton®4 mg Retardtabletten:
Carnaubawachs, Docusat-Natrium, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O, gereinigtes Wasser, hochdisperses Siliciumdioxid, Hyprolose, Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 400, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Povidon (K-Wert 30), Talkum, Titandioxid.
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
Natrium-(RS)-lactat, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt für Akineton®2 mg Tabletten, Akineton®4 mg Retardtabletten und Akineton®5 mg/ml Injektionslösung 5 Jahre.
Diese Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren!
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Akineton®2 mg Tabletten:
Durchdrückstreifen mit weißen biplanen Tabletten mit einseitiger Kreuzkerbe.
Originalpackung mit 30 Tabletten (N1)
Originalpackung mit 60 Tabletten (N2)
Originalpackung mit 100 Tabletten (N3)
Klinikpackungen mit 40 und 200 (5x40) Tabletten
Unverkäufliches Muster mit 30 Tabletten
Akineton®4 mg Retardtabletten:
Durchdrückstreifen mit gelblichen Oblong-Tabletten mit beidseitiger Bruchrille.
Originalpackung mit 30 Retardtabletten (N1)
Originalpackung mit 60 Retardtabletten (N2)
Originalpackung mit 100 Retardtabletten (N3)
Klinikpackungen mit 40 und 200 (5x40) Retardtabletten
Unverkäufliches Muster mit 30 Retardtabletten
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
Klare, farblose Lösung, frei von Schwebstoffen.
Originalpackung mit 5 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung (N1)
Klinikpackungen mit 50 (10x5) Ampullen zu 1 ml Injektionslösung
Unverkäufliches Muster mit 5 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. Inhaber der Zulassung
Desma GmbH
Peter-Sander-Str. 41B
D – 55252 Mainz-Kastel
Telefon: 06134 21079 0
Fax: 06134 21079 24
8. Zulassungsnummern
Akineton®2 mg Tabletten:
Zul.-Nr.: 6899182.00.00
Akineton®4 mg Retardtabletten:
Zul.-Nr.: 6899153.00.00
Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:
Zul.-Nr.: 6899182.00.01
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
Akineton®2 mg Tablettenund Akineton®5 mg/ml Injektionslösung:14.12.1998
Akineton®4 mg Retardtabletten:22.10.1998
Verlängerungen: 12.12.1989 / 01.07.1991 / 18.10.1995 / 26.01.1999 / 18.07.2003
10. Stand der Information
September 2010.
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig.