Alk-Depot Sq 802 Wespengift 1000 Sq-E/Ml
1.
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
ALK-depot SQ® 801 Bienengift ALK-depot SQ® 802 Wespengift
Allergengehalt: 100, 1.000, 10.000 und 100.000 SQ-E/ml Injektionssuspension zur subkutanen Anwendung
Im Folgenden werden ALK-depot SQ 801 Bienengift und ALK-depot SQ 802 Wespengift als ALK-depot SQ Insektengiftpräparate zusammengefasst.
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate enthalten gereinigte Allergene in natürlicher Form gebunden an Aluminiumhydroxid. Der Allergengehalt ist immunchemisch und -biologisch standardisiert und wird in SQ-Einheiten (SQ-E) angegeben, die mit dem Gehalt von Majorallergenen und der Gesamtallergenaktivität korrelieren. Die verwendeten Standardisierungsverfahren gewährleisten eine gleichförmige Zusammensetzung von Charge zu Charge.
Tabelle 1: Allergengehalt
Flasche |
Konzentration in SQ-E/ml |
entspricht der Allergenmenge von |
Flasche 1 |
100 |
0,1 Mikrogramm/ml Insektengift |
Flasche 2 |
1.000 |
1,0 Mikrogramm/ml Insektengift |
Flasche 3 |
10.000 |
10 Mikrogramm/ml Insektengift |
Flasche 4 |
100.000 |
100 Mikrogramm/ml Insektengift |
Tabelle 2: Zusammensetzung
ALK-depot SQ_enthält Allergene aus
SQ 801 Bienengift |
Apis mellifera |
SQ 802 Wespengift |
Vespula spp. |
Tabelle 3: Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung
Natriumchlorid |
Natriumhydrogen carbonat |
Aluminium (enthalten in Aluminiumhydroxid) | |
Flasche 1 |
5,0 mg/ml |
2,5 mg/ml |
0,001 mg/ml |
Flasche 2 |
5,0 mg/ml |
2,5 mg/ml |
0,011 mg/ml |
Flasche 3 |
4,9 mg/ml |
2,45 mg/ml |
0,113 mg/ml |
Flasche 4 |
4,0 mg/ml |
2,0 mg/ml |
1,13 mg/ml |
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionssuspension
Der Inhalt der Flaschen ist je nach Allergen und Konzentration unterschiedlich getrübt und gefärbt.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Kausale Behandlung (Allergie-Immuntherapie/spezifische Immuntherapie/Hyposensibilisierung) allergisch bedingter Reaktionen vom Soforttyp (Typ I-Allergien) verursacht durch Stiche von Bienen oder Wespen bei Patienten mit einer Bienen- oder Wespenstichanaphylaxie vom Schweregrad > II
sowie bei Patienten mit Stichreaktionen vom Schweregrad I mit Risikofaktoren in der Anamnese oder Einschränkung der Lebensqualität durch die Insektengiftallergie und Nachweis einer Sensibilisierung (Hauttest, spezifisches Serum-IgE) auf das reaktionsauslösende Gift.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Allergenpräparate sollten nur dort eingesetzt werden, wo die Voraussetzungen für eine Notfallbehandlung gegeben sind (siehe Abschnitt 4.4).
Alle Dosierungsschemata sind Empfehlungen. Wenn der Patient nach der Injektion eine Nebenwirkung hatte oder das Injektionsintervall überschritten wurde, muss die Dosis individuell angepasst werden (siehe Abschnitt zur Dosisreduktion). Die Dosis sollte nur dann gesteigert werden, wenn die zuletzt verabreichte Injektion gut vertragen wurde.
Dosierung
Die Therapie mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten besteht aus einer Anfangsbehandlung, in der die Dosis gesteigert wird, und einer anschließenden Fortsetzungsbehandlung.
Die Therapie mit Depotpräparaten sollte erst nach Abschluss des relevanten Insektenfluges begonnen werden! Ist ein Therapiebeginn noch während des Insektenfluges notwendig, sollte für die Initialtherapie auf eine stationäre Schnellhyposensibilisierung mit wässrigen Präparaten ausgewichen werden.
Anfangsbehandlung
Während der Anfangsbehandlung wird die applizierte Allergenmenge schrittweise von der Anfangsdosis bis zu einer Erhaltungsdosis gesteigert, in der Regel 100.000 SQ-E (entspricht 1 ml der Flasche 4).
Initialtherapie
Das Aufdosierungsschema besteht aus 16 Injektionen mit steigenden Allergenmengen bis zu 1 mI aus Flasche 4 gemäß Tabelle 4. Zwischen den Injektionsterminen sollten 7 (bis 14-)tägige Intervalle eingehalten werden.
Tabelle 4: Initialtherapie
Injektions nummer |
Flasche/Konzentration |
Injektionsvolumen |
Verabreichte Dosis SQ-E/Injektion |
Entspricht der Allergenmenge von (in Mikrogramm Insektengift) |
1. |
1 (100 SQ-E/ml) |
0,2 ml |
20 |
0,02 |
2. |
0,4 ml |
40 |
0,04 | |
3. |
0,8 ml |
80 |
0,08 | |
4. |
2 (1.000 SQ-E/ml) |
0,2 ml |
200 |
0,2 |
5. |
0,4 ml |
400 |
0,4 | |
6. |
0,8 ml |
800 |
0,8 | |
7. |
3 (10.000 SQ-E/ml) |
0,2 ml |
2.000 |
2 |
8. |
0,4 ml |
4.000 |
4 | |
9. |
0,6 ml |
6.000 |
6 | |
10. |
0,8 ml |
8.000 |
8 | |
11. |
4 (100.000 SQ-E/ml) |
0,1 ml |
10.000 |
10 |
12. |
0,2 ml |
20.000 |
20 | |
13. |
0,4 ml |
40.000 |
40 | |
14. |
0,6 ml |
60.000 |
60 | |
15. |
0,8 ml |
80.000 |
80 |
1,0 ml
100.000
100
Fortsetzungsbehandlung
Erhaltungsdosis
Die empfohlene Erhaltungsdosis ist 100.000 SQ-E entsprechend 100 Mikrogramm Insektengift (1 ml der Flasche 4). Die Dosis, die vom Patienten ohne wesentliche Nebenwirkungen vertragen wird, kann aber geringer sein (individuelle Erhaltungsdosis) (siehe Abschnitt 4.8). Bei Insektengiftpräparaten ist ein ausreichender therapeutischer Effekt fraglich, wenn die individuelle Erhaltungsdosis deutlich unter der empfohlenen Erhaltungsdosis liegt.
Werden bei einem Patienten nach Erreichen der empfohlenen Erhaltungsdosis allergische Reaktionen auf einen Insektenstich beobachtet, kann die Erhaltungsdosis nach Ermessen des Arztes bis auf 200.000 SQ-E gesteigert werden. Auch bei Patienten mit Risikofaktoren für schwere anaphylaktische Reaktionen kann eine Erhaltungsdosis von 200.000 SQ-E in Erwägung gezogen werden. Eine Steigerung über 100.000 SQ-E kann nur mit ALK-lyophilisiert SQ- oder Reless-Insektengiftpräparaten durchgeführt werden.
Injektionsintervall
Nach Erreichen der Erhaltungsdosis empfiehlt es sich, das Injektionsintervall schrittweise jeweils um 2 Wochen zu verlängern und so auf ein Intervall zwischen 4 und 8 Wochen auszudehnen.
Dauer der Anwendung
Die Behandlung mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten sollte ganzjährig über mindestens 3, besser 5 Jahre erfolgen, bei Vorliegen besonderer Risikofaktoren auch länger. In einzelnen Fällen (z.B. bei Mastozytose-Patienten oder Patienten mit einem erhöhten basalen Serumtryptasespiegel) kann auch eine lebenslange Therapie erforderlich sein.
Behandlung mit mehreren Allergenpräparaten
Wird ein Patient parallel mit verschiedenen Allergenpräparaten behandelt, so können die Injektionen am selben Tag getrennt an beiden Armen mit einem Intervall von 30 Minuten gegeben werden. Alternativ ist es möglich, die Präparate an verschiedenen Tagen zu verabreichen.
Übergang von der Schnellhyposensibilisierung auf ALK-depot SQ
Bei Vorbehandlung mit Reless- oder ALK-lyophilisiert SQ-Insektengiftpräparaten ist ein Übergang auf das entsprechende ALK-depot SQ-Präparat jederzeit ohne Dosisreduktion möglich. Das vorgesehene Injektionsintervall der Reless- bzw. ALK-lyophilisiert SQ-Insektengiftpräparate darf dabei nicht überschritten werden.
Intervallüberschreitung
Wenn das empfohlene Zeitintervall zwischen zwei Injektionsterminen überschritten wurde, sollte die Dosierung anhand der Empfehlungen in Tabelle 5 und 6 angepasst werden.
Nach einer Dosisreduktion wird wiederum bis zur Erhaltungsdosis gesteigert. Die Steigerung erfolgt gemäß dem Schema für die Anfangsbehandlung.
Tabelle 5: Intervallüberschreitung in der Anfangsbehandlung
Wochen zwischen den Injektionen |
Dosierung |
mehr als 2 bis zu 3 Wochen |
Wiederholung der letzten Dosis |
mehr als 3 bis zu 4 Wochen |
Reduktion auf 1/2 der zuletzt verabreichten Dosis |
mehr als 4 Wochen |
Neubeginn mit Flasche 1 |
Tabelle 6: Intervallüberschreitung in der Fortsetzungsbehandlung
Wochen zwischen den Injektionen |
Dosierung |
mehr als 8 bis zu 10 Wochen |
Reduktion auf 3/4 der zuletzt verabreichten Dosis |
mehr als 10 bis zu 12 Wochen |
Reduktion auf 1/2 der zuletzt verabreichten Dosis |
mehr als 12 bis zu 14 Wochen |
Reduktion auf 1/4 der zuletzt verabreichten Dosis |
mehr als 14 bis zu 16 Wochen |
Reduktion auf 1/10 der zuletzt verabreichten Dosis |
mehr als 16 Wochen |
Neubeginn mit Flasche 1 |
Dosisreduktion bei Nebenwirkungen
Wenn Reaktionen an der Injektionsstelle auftreten, sollte die Dosis abhängig von der Größe der Reaktion anhand der Empfehlungen in Tabelle 7 angepasst werden.
Tabelle 7: Dosierungsempfehlungen beim Auftreten von Lokalreaktionen
Lokalreaktionen |
Weiteres Vorgehen | |
• Juckreiz • Rötung |
Dosis kann gesteigert werden | |
• Schwellung an der Injektionsstelle (Durchmesser) |
Kinder < 5 cm Erwachsene < 8 cm |
Dosis kann gesteigert werden |
Kinder 5 - 7 cm Erwachsene 8 - 12 cm |
Wiederholung der letzten Dosis | |
Kinder > 7 cm Erwachsene > 12cm |
Je nach Ausprägung der Reaktion Dosisreduktion um 1-3 Schritte im Dosierungsschema |
Nach Auftreten einer schweren systemischen Reaktion sollte die Behandlung nur nach sorgfältiger Überprüfung der Eignung des Patienten fortgesetzt werden. Für alle systemischen Reaktionen sollten Dosisanpassungen in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt 4.8, Tabelle 8 für die Einteilung der Schweregrade):
Schweregrad 1 oder 2: Je nach Ausprägung der Reaktion Dosisreduktion um 1 - 5 Schritte im Dosierungsschema, langsamere Dosissteigerung durch Einlegen von Zwischenschritten.
Schweregrad 3 oder 4: Eignung des Patienten für eine Allergie-Immuntherapie generell überprüfen. Im Falle einer Weiterbehandlung sicherheitshalber wieder mit Flasche 1 beginnen.
Kinder und Jugendliche
Für Kinder ab 5 Jahren und Jugendliche wird dieselbe Dosierung wie für Erwachsene empfohlen.
Bei der Behandlung von Kindern unter 5 Jahren sollte eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen. Die spezifische Immuntherapie wird im Allgemeinen nicht für Kinder unter 5 Jahren empfohlen, da in dieser Altersgruppe Akzeptanz- und Kooperationsprobleme wahrscheinlicher sind als bei Erwachsenen. Für Kinder ab 5 Jahren gibt es wenige Daten zur klinischen Wirksamkeit, die für einen Wirksamkeitsnachweis nicht ausreichen. Daten zur Sicherheit lassen jedoch kein größeres Risiko im Vergleich zu Erwachsenen erkennen.
Art der Anwendung
Die Behandlung mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten sollte nur durch einen Arzt, der Erfahrung mit der Allergie-Immuntherapie hat, durchgeführt werden.
Da vor jeder Injektion eine Zwischenanamnese und im Notfall ein sofortiges ärztliches Handeln erforderlich ist, müssen die Injektionen vom Arzt verabreicht werden!
Die Injektion erfolgt streng subkutan. Zur Vermeidung schwerer allergischer Allgemeinreaktionen
muss eine intravasale Injektion sorgfältig vermieden werden. Aspirieren!
Nach jeder Injektion muss der Patient für mindestens 30 Minuten oder gemäß aktuellen
medizinischen Richtlinien überwacht werden.
Vorsichtsmaßnahmen vor / bei der Handhabung bzw. vor / während der Anwendung des Arzneimittels:
1. Überprüfen Sie, ob das vorgesehene Injektionsintervall eingehalten wurde, und befragen Sie den Patienten zu seinem Allgemeinzustand, der Einnahme von Medikamenten, zwischenzeitlichen Feldstichen und der Verträglichkeit der vorangegangenen Injektion, um Gegenanzeigen auszuschließen und die zu verabreichende Dosis ggf. individuell anzupassen.
2. Notieren Sie das Injektionsdatum und die zu verabreichende Dosis in der Patientendokumentation (z.B. im Injektionsprotokoll der Packungsbeilage).
3. Entnehmen Sie die entsprechende Durchstechflasche. Überprüfen Sie Patientendaten, Allergenzusammensetzung, Konzentration und Verfalldatum der Flasche.
4. Schwenken Sie die Flasche, um den Inhalt gleichmäßig zu durchmischen. Vermeiden Sie dabei Schaumbildung und verwenden Sie das Präparat nicht, wenn es gefroren bzw. wieder aufgetaut ist (Eisbildung bzw. Auftreten irreversibler Ausfällungen).
5. Desinfizieren Sie den Verschlussstopfen mit einem Alkohol-Tupfer und entnehmen Sie das entsprechende Volumen mit einer sterilen 1ml-Einmalspritze.
6. Heben Sie nach Reinigung und Desinfektion der Injektionsstelle eine Hautfalte eine Handbreit oberhalb des Ellenbogens ab, aspirieren Sie und injizieren dann langsam streng subkutan.
7. Überwachen Sie den Patienten nach der Injektion mindestens 30 Minuten! Sollten während dieser Zeit unerwünschte Reaktionen auftreten, muss die Beobachtung bis zur Normalisierung des Gesundheitszustandes ausgedehnt werden. Schwere und anhaltende Nebenwirkungen können einen Krankenhausaufenthalt erfordern.
8. Klären Sie den Patienten darüber auf, dass er sich während der Beobachtungszeit oder bei später auftretenden Anzeichen einer Nebenwirkung sofort mit dem behandelnden Arzt oder dessen Vertretung in Verbindung setzt. Geben Sie dem Patienten ggf. Medikamente zur Behandlung von Spätreaktionen mit.
4.3 Gegenanzeigen
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate sind kontraindiziert bei Patienten mit
• akuten Erkrankungen, die den Allgemeinzustand beeinträchtigen, z.B. fiebrige Infekte.
• unzureichend behandeltem Asthma bronchiale oder Asthma bronchiale mit einer trotz adäquater medikamentöser Behandlung dauerhaft eingeschränkten Lungenfunktion unter 70% FEV1 vom Sollwert.
• irreversibler Schädigung der Atemwege, z.B. Lungenblähung (Emphysem), Erweiterung der Bronchialäste (Bronchiektasen).
• schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eine Anwendung von Adrenalin ausschließen.
• Autoimmunerkrankungen.
• Immundefektkrankheiten.
• schweren chronisch-entzündlichen Erkrankungen.
• malignen Tumorerkrankungen.
• medikamentöser Behandlung mit Betablockern (auch Augentropfen) oder ACE-Hemmern (siehe Abschnitt 4.5).
• einer immunsuppressiven Behandlung (siehe Abschnitt 4.5).
• Niereninsuffizienz.
• Überempfindlichkeit gegen einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Therapieallergene zur Injektion dürfen nur durch allergologisch weitergebildete bzw. allergologisch erfahrene Ärzte verschrieben und angewendet werden.
Wie bei allen Allergenpräparaten können auch nach Anwendung von ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten anaphylaktische Reaktionen auftreten. Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für schwere Anaphylaxie (beispielsweise Imker oder Patienten mit schwerer Stichreaktion in der Anamnese, erhöhter basaler Serumtryptasekonzentration, Mastozytose u.a.) sollte die Anfangsbehandlung der Allergie-Immuntherapie (durch stationäre Schnellhyposensibilisierung mit wässrigen Präparaten als Methode der ersten Wahl) unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen mit verlängerter Nachbeobachtung durchgeführt werden.
Allergenpräparate zur subkutanen Anwendung sollten nur dort eingesetzt werden, wo die Voraussetzungen für eine Notfallbehandlung gegeben sind. Hierzu zählen ausreichende ärztliche Erfahrung, geschultes Assistenzpersonal sowie die notwendige apparative und medikamentöse Ausstattung (z.B. Adrenalin, Betasympathomimetika, Kortikosteroide, Antihistaminika, Volumenersatz, Sauerstoff). Maßnahmen zur sofortigen Behandlung einer schwerwiegenden Reaktion sollten grundsätzlich vorbereitet und die notwendigen Medikamente bereitgestellt sein.
Asthma-Patienten sollten gemäß Stufenschema der nationalen Versorgungsleitlinie Asthma behandelt und regelmäßig vom Hausarzt oder Pneumologen überwacht werden. Zusätzlich sollte vor und 30 Minuten nach der Injektion eine orientierende Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden (z.B. Peak flow-Messung). Ist die Lungenfunktion bereits vor der Injektion deutlich erniedrigt, sollte der Injektionstermin verschoben werden. Ist die Lungenfunktion nach der Injektion erniedrigt, muss der Patient länger überwacht und ggf. medikamentös versorgt werden.
Bei Infekten und akuten Entzündungen der Atemwege darf die Behandlung erst nach Abklingen der Beschwerden begonnen bzw. weitergeführt werden. Bei Überschreitung des Injektionsintervalls ist die Dosis entsprechend anzupassen (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung).
Bei Patienten mit einer erhöhten basalen Serumtryptasekonzentration und/oder Mastozytose kann das Risiko systemischer allergischer Reaktionen und deren Schweregrad erhöht sein.
Bei Patienten mit Mastozytose kann die Wirksamkeit im Vergleich zu anderen Insektengiftallergikern geringer sein. Bei diesen Patienten kann eine Steigerung der Erhaltungsdosis auf 200.000 SQ-E schon zu Beginn der Therapie in Betracht gezogen werden, siehe Abschnitt 4.2 „Erhaltungsdosis".
Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten, die mit trizyklischen Antidepressiva und/oder Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) behandelt werden (siehe Abschnitt 4.5).
In der Schwangerschaft muss eine Therapie sorgfältig abgewogen werden (siehe Abschnitt 4.6).
Das Auftreten von Nebenwirkungen kann durch eine starke Belastung des Kreislaufs gefördert werden. Daher sind am Injektionstag besondere körperliche Anstrengungen, Saunabesuche und heißes Duschen sowie schwere Mahlzeiten und Alkohol zu vermeiden.
Ältere Menschen
Bei älteren Patienten sollte eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Begleiterkrankung (z.B. Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen) oder von Risikofaktoren für schwere anaphylaktische Reaktionen (erhöhte Serumtryptase) beachtet werden. Dies kann zu Kontraindikationen (siehe Abschnitt 4.3) und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (siehe Abschnitt 4.5) führen und/oder Dosisanpassungen (siehe Abschnitt 4.2) erforderlich machen.
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate enthalten Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Injektion, d.h. sie sind nahezu „natriumfrei".
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Behandlung einer Bienen- und Wespengiftallergie: ALK-depot SQ 801 Bienengift und ALK-depot SQ 802 Wespengift dürfen keinesfalls miteinander gemischt werden!
Bei einer gleichzeitig durchgeführten Allergie-Immuntherapie mit anderen Allergenen kann die Verträglichkeit der Therapie mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten beeinflusst werden.
Eine gleichzeitige Behandlung mit symptomatisch wirksamen Antiallergika (z.B. Antihistaminika, Glukokortikoiden, Mastzellstabilisatoren) oder Medikamenten mit begleitender Antihistaminwirkung kann die Toleranzgrenze des Patienten beeinflussen. Beim Absetzen dieser Medikamente kann deshalb eine Dosisreduktion der ALK-depot SQ Insektengiftpräparate erforderlich sein.
Schwere systemische allergische Reaktionen können die Behandlung mit Adrenalin erforderlich machen. Die Wirkung von Adrenalin kann bei Patienten, die mit Betablockern (auch Augentropfen) behandelt werden, schlechter sein. Dies ist vor dem Beginn einer Allergie-Immuntherapie zu berücksichtigen (siehe Abschnitt 4.3).
Patienten, die mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten behandelt werden und gleichzeitig ACE-Hemmer einnehmen, können ein erhöhtes Risiko für schwerere anaphylaktische Reaktionen haben. Daher sollte eine gleichzeitige Behandlung sorgfältig unter Berücksichtigung des Nutzens der Allergie-Immuntherapie für den einzelnen Patienten abgewägt werden.
Eine Allergie-Immuntherapie sollte nicht gleichzeitig mit einer Behandlung mit Immunsuppressiva durchgeführt werden.
Bei Patienten, die mit trizyklischen Antidepressiva und/oder Monoaminooxidase-Hemmern (MAOHemmern) behandelt werden, kann die Wirkung von Adrenalin, das im Falle eines anaphylaktischen Schocks eingesetzt wird, verstärkt werden, was möglicherweise lebensbedrohliche Folgen haben kann. Dies sollte vor Beginn der Allergie-Immuntherapie berücksichtigt werden.
Während der Therapie mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten sollte die Einnahme von aluminiumhaltigen Arzneimitteln (z.B. Antacida) eingeschränkt werden.
Vor und nach einer Schutzimpfung sollte - so weit möglich - der Abstand zur ALK-depot SQ - Injektion mindestens eine Woche betragen, je nach Reaktion auch länger. Bei Überschreitung des Injektionsintervalls ist die Dosis entsprechend anzupassen.
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Fertilität
Es gibt für die Anwendung von ALK-depot SQInsektengiftpräparaten keine klinischen Daten hinsichtlich der Fertilität.
Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft sollte eine Behandlung mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten nicht begonnen werden. Ist die Erhaltungsdosis aber bereits erreicht und wird diese gut vertragen, kann die Allergie-Immuntherapie unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung weitergeführt werden.
Stillzeit
Über die Anwendung von ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten während der Stillzeit liegen keine klinischen Daten vor. Es sind keine Wirkungen auf den gestillten Säugling zu erwarten.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Die Therapie mit ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
In seltenen Fällen kann nach einer Injektion leichte Müdigkeit auftreten.
4.8 Nebenwirkungen
Wie alle Arzneimittel können ALK-depot SQ Insektengiftpräparate Nebenwirkungen verursachen, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Nach der Injektion können lokale oder systemische allergische Reaktionen auftreten. Diese können im Schweregrad von einer lokalen Rötung bis zum anaphylaktischen Schock reichen.
Schwerwiegende allergische Reaktionen treten in der Regel innerhalb von 30 Minuten nach Injektion auf. Es ist deshalb unbedingt erforderlich, den Patienten nach der Injektion mindestens 30 Minuten ärztlich zu überwachen! Schwere und möglicherweise lebensbedrohliche Reaktionen bedürfen einer schnellen und effektiven Notfallbehandlung (siehe Abschnitt 4.4). Die Behandlung allergischer Reaktionen richtet sich nach den aktuellen medizinischen Richtlinien.
Das Risiko für systemische Reaktionen ist während der Anfangsbehandlung höher als in der Erhaltungstherapie. Das Risiko ist außerdem erhöht bei Patienten mit Mastozytose oder erhöhter basaler Serumtryptasekonzentration sowie bei der Behandlung mit Bienengift im Vergleich zu Wespengift.
Allergische Reaktionen vom verzögerten Typ können noch Stunden nach der Injektion auftreten. Der Patient soll den behandelnden Arzt vor der nächsten Injektion über beobachtete verzögerte Lokalreaktionen informieren. Bei Allgemeinreaktionen sowie hier nicht aufgeführten Nebenwirkungen soll der Patient umgehend seinen Arzt oder dessen Vertretung benachrichtigen.
Beim Auftreten von Lokalreaktionen und systemischen Reaktionen sollte die Dosis je nach Ausprägung angepasst werden (siehe Abschnitt 4.2).
Mögliche Symptome allergischer Reaktionen
Typische Lokalreaktionen an der Injektionsstelle sind Rötung, Juckreiz und Schwellung. Allgemeinreaktionen können in verschiedenen Schweregraden auftreten, siehe Tabelle 8.
Die Symptome können Schweregrad-übergreifend einzeln oder in Kombination, gleichzeitig oder nacheinander auftreten. Die Klassifizierung erfolgt nach den schwersten aufgetretenen Symptomen, keines der Symptome ist obligat.
Tabelle 8: Mögliche Symptome allergischer Allgemeinreaktionen*_
Grad 1
Leichte Allgemeinreaktion
• Juckreiz, insbesondere an Handtellern und Fußsohlen
• Hautrötung (Flush)
• Hautausschlag, z.B. Urtikaria
• Schwellungen tieferer Gewebe der Haut und/oder der Schleimhäute (Angioödem)
• Leichte Schleimhautreaktionen an Nase oder Augen, z. B. Niesreiz, Augenjucken
• Subjektive Symptome, z. B. Unwohlsein, Kopfschmerz, Unruhe, Angstgefühl, Schwindel, Missempfindungen
Grad 2
Ausgeprägte Allgemeinreaktion
Zusätzlich zu Symptomen aus Grad 1:
• Ausgeprägte Schleimhautreaktionen, z. B. Schnupfen (Rhinitis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Husten, Heiserkeit, Engegefühl im Hals
• Asthmatische Reaktionen, z. B. Atemnot, Giemen
• Herz-Kreislauf-Reaktionen, z. B. Blutdruckabfall, Blässe, Pulsveränderung, Herzrhythmusstörungen
• Übelkeit, Bauchschmerzen, Magenbeschwerden, Stuhl- bzw. Harndrang
• Gebärmutterkrämpfe
• Beschwerden im Brustraum, Schüttelfrost, Fremdkörpergefühl im Hals Grad 3
Schwere Allgemeinreaktion
Zusätzlich zu Symptomen aus Grad 1 oder 2:
• Schwere asthmatische Reaktionen, z. B. bedrohliche Atemnot, Bronchospasmus, bläuliche Verfärbung der Haut oder Schleimhäute (Zyanose)
• Kehlkopfschwellung
• Starker Blutdruckabfall (Schock)
• Bewusstseinstrübung oder -verlust
• Erbrechen, Durchfall, Stuhl- bzw. Harnabgang
Grad 4
Vitales Organversagen
Zusätzlich zu Symptomen aus Grad 1, 2 oder 3: • Atemstillstand, Kreislaufstillstand
* Stadieneinteilung nach Ring et al: Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie, Allergo J Int 2014; 23: 96 -112
Andere Reaktionen
Am Injektionsort können Schmerzen, Hämatome und Verfärbungen auftreten. Bedingt durch Aluminiumhydroxid können an den Injektionsstellen Knötchen im Unterhautgewebe (Granulome) entstehen, die auch länger anhalten können. Weiterhin können positive Reaktionen auf Aluminium im Epikutantest auftreten.
Ein atopisches Ekzem kann unter der Behandlung aktiviert bzw. verstärkt werden.
Im Zusammenhang mit der Immuntherapie wurden Fälle von Gelenkschwellungen und -schmerzen sowie Rückenschmerzen beobachtet.
Bei Allgemeinreaktionen sowie hier nicht aufgeführten Nebenwirkungen soll der Patient umgehend seinen Arzt oder dessen Vertretung benachrichtigen.
Kinder und Jugendliche
Hinsichtlich des Auftretens und der Häufigkeit der Nebenwirkungen sind keine Unterschiede gegenüber den Erwachsenen zu erwarten.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für lmpfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Paul-Ehrlich-lnstitut, Paul-EhrlichStraße 51 -59, 63225 Langen, Telefon +49 6 10 37 70, Telefax: +49 61 03 77 12 34, Website: www.pei.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Eine Überdosierung kann zu überschießenden allergischen Reaktionen führen (siehe Abschnitt 4.8). Eine entsprechende Notfallausrüstung einschließlich Schockapotheke muss griffbereit sein!
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Allergene ATC-Code: V01AA07
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate sind selektiv gereinigte, qualitativ und quantitativ definierte Allergenpräparate zur subkutanen Injektion. Die Adsorption an Aluminiumhydroxid bewirkt eine verzögerte Resorption der Allergene (Depot-Effekt).
Die Allergie-Immuntherapie wirkt über die Verabreichung steigender Mengen der Allergie-auslösenden Stoffe (Allergene) mit dem Ziel, die Immunreaktion zu normalisieren.
Folgende immunologische Veränderungen durch die Therapie mit ALK-Präparaten wurden nachgewiesen: Durch eine Änderung des Zytokinprofils wird die Wanderung von T-Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten zu den Zielorganen eingeschränkt. Das Verhältnis zwischen TH2- und TH1-Zytokinen wird zu Gunsten der TH1-Zytokine verschoben. Des Weiteren steigt die Syntheserate von IL-10, das unter anderem eine Anergie von T-Lymphozyten bewirkt. Auf Grund der geringeren Anzahl rezirkulierender basophiler Granulozyten im peripheren Blut wird außerdem die Freisetzung von Histamin reduziert.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Allergene in den ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten bestehen hauptsächlich aus Polypeptiden und Proteinen.
Es wird davon ausgegangen, dass die Allergene aus den ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten nicht in nennenswerten Mengen in das Gefäßsystem aufgenommen werden. Es wurden keine pharmakokinetischen Studien durchgeführt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Es wurden keine präklinischen Studien an allergisch sensibilisierten Tieren durchgeführt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Albuminlösung vom Menschen
Aluminiumhydroxid
Natriumchlorid
Natriumhydrogencarbonat
Phenol
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Haltbarkeit von ALK-depot SQ Insektengiftpräparaten beträgt 24 Monate.
ALK-depot SQ - Insektengiftpräparate sind nach erster Öffnung 6 Monate haltbar, jedoch nicht über das Verfalldatum hinaus.
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate nach Ablauf des auf der Verpackung angegebenen Verfalldatums nicht mehr verwenden! Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des angegebenen Monats.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Im Kühlschrank bei +2°C bis +8°C aufbewahren.
Nicht einfrieren!
In der Originalverpackung aufbewahren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Durchstechflaschen bestehen aus Typ I-Glas und sind mit einem latexfreien Kunststoffstopfen und einer Aluminiumbördelkappe verschlossen.
ALK-depot SQ Insektengiftpräparate sind erhältlich in Packungsgrößen für die Anfangs- und Fortsetzungsbehandlung.
Tabelle 9: Packungsgrößen
Anfangsbehandlung |
AF |
Flaschen Nr. 1, 2, 3, 4 |
Fortsetzungsbehandlung 1 |
F 1 |
1 x Flasche Nr. 4 |
Fortsetzungsbehandlung 2 |
F 2 |
2 x Flasche Nr. 4 |
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Zulassungsinhaber und Vertrieb in Deutschland
ALK-Abello Arzneimittel GmbH Griegstraße 75 (Haus 25)
D-22763 Hamburg
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
ALK-depot SQ 801 Bienengift: 112a/91 a-d ALK-depot SQ 802 Wespengift: 113a/91 a-d
9. DATUM DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
11. August 2006
10. STAND DER INFORMATION
Juni 2016
Verschreibungspflichtig
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