Amiodaron Sandoz 200 Mg Tabletten
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Amiodaron Sandoz 200 mg Tabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Amiodaronhydrochlorid
1 Tablette enthält: 200 mg Amiodaronhydrochlorid
Sonstiger Bestandteil: Lactose-Monohydrat
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Tabletten
Weiße, runde, bikonvexe Tabletten mit Kerbe auf
einer Seite
Die Kerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Symptomatische und behandlungsbedürftige tachykarde supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen wie z. B.
- AV-junktionale Tachykardien,
- supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom oder
-
paroxysmales Vorhofflimmern.
Schwerwiegend symptomatische tachykarde ventrikuläre Herzrhythmusstörungen.
Diese Indikationen gelten für Patienten, die auf
die Behandlung mit anderen Antiarrhythmika nicht ansprechen oder
bei denen andere Antiarrhythmika nicht angezeigt
sind.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Einstellung auf das Antiarrhythmikum bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen bedarf einer sorgfältigen kardiologischen Überwachung und darf nur bei Vorhandensein einer kardiologischen Notfallausrüstung sowie der Möglichkeit einer Monitorkontrolle erfolgen. Während der Behandlung sollten in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen vorgenommen werden (z. B. in Abständen von einem Monat mit Standard-EKG bzw. drei Monaten mit Langzeit-EKG und gegebenenfalls Belastungs-EKG). Bei Verschlechterung einzelner Parameter, z. B. Verlängerung der QRS-Zeit bzw. QT-Zeit um mehr als 25 % oder der PQ-Zeit um mehr als 50 % bzw. einer QT-Verlängerung auf mehr als 500 ms oder einer Zunahme der Anzahl oder des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen, sollte eine Therapieüberprüfung erfolgen.
Als Sättigungsdosis 8 - 10 Tage lang 600 mg
Amiodaronhydrochlorid (entsprechend 3 Tabletten Amiodaron Sandoz
200 mg) pro Tag; in einigen Fällen können Dosierungen bis zu 1200
mg Amiodaronhydrochlorid (entsprechend 6 Tabletten Amiodaron
Sandoz 200 mg) pro Tag erforderlich werden.
Anschließend Reduzierung auf eine Erhaltungsdosis, die im Allgemeinen 200 mg Amiodaronhydrochlorid (entsprechend 1 Tablette Amiodaron Sandoz 200 mg) während 5 Tagen pro Woche beträgt.
Bei einigen Fällen sind während der Dauertherapie höhere Dosierungen von 200 bis 600 mg Amiodaronhydrochlorid (entsprechend 1 - 3 Tabletten Amiodaron Sandoz 200 mg) pro Tag erforderlich.
Bei der Behandlung von Kindern sollte die Dosis entsprechend der Körperoberfläche bzw. dem Körpergewicht angepasst werden.
Besonderer Hinweis:
Da die meisten Nebenwirkungen dosisabhängig sind,
sollte die niedrigste effektive Erhaltungsdosis verabreicht
werden.
Die
Tabletten sollen während oder nach einer Mahlzeit unzerkaut mit
ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
Die Anwendungsdauer bestimmt der behandelnde
Arzt.
4.3 Gegenanzeigen
Amiodaron Sandoz 200 mg darf nicht angewendet werden bei:
- Jodallergien und Überempfindlichkeit gegen Amiodaronhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile
- Sinusbradykardie (weniger als 55 Pulsschläge pro Minute)
- allen Formen einer Leitungsverzögerung (sinuaurikuläre und nodale Leitungsverzögerung) einschließlich Syndrom des kranken Sinusknotens, AV-Block II. und III. Grades sowie bi- und trifaszikuläre Blöcke, sofern kein Herzschrittmacher eingesetzt ist
- Schilddrüsenerkrankungen
- vorbestehender QT-Verlängerung
- Hypokaliämie
- gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern
- gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die "Torsades de pointes" auslösen können (siehe auch Abschnitt 4.5 “Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitten und sonstige Wechselwirkungen”)
- gleichzeitiger Anwendung von Simvastatin in einer Tagesdosis > 20 mg.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Warnhinweis
Daten der SEARCH-Studie belegen bei kombinierter Anwendung von Amiodaron und Simvastatin ein erhöhtes Myopathie-/Rhabdomyolyserisiko, das mit der Simvastatin-Tagesdosis variiert. Der pharmakologische Mechanismus, der dieser Wechselwirkung zugrunde liegt, ist nicht bekannt.
Die Indikation für eine gleichzeitige Therapie von Amiodaron mit einem Statin sollte daher mit besonderer Sorgfalt gestellt werden. Da lediglich bei einer kombinierten Tagesdosis von Amiodaron mit Simvastatin in niedriger Tagesdosis von ≤ 20 mg angenommen werden kann, dass kein Myopathie-/Rhabdomyolyserisiko besteht, ist diese Simvastatin-Dosis nicht zu überschreiten.
Andere Statine als Simvastatin sollten bei gleichzeitiger Therapie mit Amiodaron in niedriger Dosis eingesetzt werden.
Augen:
Während der Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg sind regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, einschließlich Funduskopie und Untersuchungen mittels Spaltlampe, angezeigt (siehe auch unter Abschnitt 4.8 “Nebenwirkungen”).
Beim Auftreten einer Optikusneuropathie und/oder einer Optikusneuritis ist das Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg erforderlich, da die Gefahr einer Progression, möglicherweise fortschreitend bis zur Erblindung, besteht.
Haut:
Unter der Therapie mit Amiodaron Sandoz 200 mg sollte Sonnenbestrahlung vermieden werden; dies gilt auch für UV-Licht-Anwendungen und Solarien. Wenn dies nicht möglich sein sollte, sind die unbedeckten Hautpartien, besonders das Gesicht, durch eine Lichtschutzsalbe mit hohem Lichtschutzfaktor zu schützen. Auch nach Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg ist ein Lichtschutz noch für einige Zeit erforderlich.
Schilddrüse:
Aufgrund
des Risikos, unter der Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg eine
Schilddrüsenfunktionsstörung (Hyper- oder Hypothyreose) zu
entwickeln, sollten vor Behandlungsbeginn
Schilddrüsenfunktionsuntersuchungen durchgeführt werden.
Während der Therapie und bis etwa ein Jahr nach
Absetzen der Therapie sollten diese Untersuchungen in regelmäßigen
Abständen wiederholt und die Patienten auf klinische Anzeichen
einer Hyper- oder Hypothyreose untersucht
werden.
Amiodaron Sandoz 200 mg hemmt die Umwandlung von Thyroxin (T4) in Trijodthyronin (T3) und kann zu erhöhten T4-Werten sowie zu verminderten T3-Werten bei klinisch unauffälligen (euthyreoten) Patienten führen. Diese Befundkonstellation allein sollte nicht zu einem Therapieabbruch führen.
Die
klinische Diagnose einer Hypothyreose wird bestätigt durch Nachweis
eines deutlich erhöhten ultrasensitiven TSH sowie eines
verminderten T4.
Bei Nachweis einer Hypothyreose sollte die
Amiodaron-Dosis – sofern möglich – reduziert werden und/oder eine
Substitution mit L-Thyroxin begonnen werden. In Einzelfällen kann
ein Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg erforderlich
werden.
Die klinische Diagnose einer Hyperthyreose wird bestätigt durch Nachweis eines deutlich verminderten ultrasensitiven TSH sowie erhöhter T3- und T4-Werte.
Bei
Nachweis einer Hyperthyreose sollte – sofern möglich – die Dosis
reduziert oder Amiodaron Sandoz 200 mg abgesetzt sowie in schweren
Fällen eine Behandlung mit Thyreostatika, Betarezeptorenblockern
und/oder Kortikosteroiden begonnen
werden.
Wegen seines Jodgehaltes verfälscht Amiodaron Sandoz 200 mg klassische Schilddrüsentests (Jodbindungstests).
Lunge:
Unter der Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg besteht das Risiko, schwere entzündliche Lungenerkrankungen (Hypersensitivitäts-Pneumonitis, alveoläre oder interstitielle Pneumonitis) zu entwickeln. Daher sollten vor Behandlungsbeginn eine Thorax-Röntgenuntersuchung sowie ein Lungenfunktionstest durchgeführt werden.
Im weiteren Behandlungsverlauf sollten diese Untersuchungen in Abständen von ca. 3 - 6 Monaten wiederholt werden.
Ebenso sollten diese Untersuchungen bei Auftreten von Atembeschwerden (Symptom möglicher lungentoxischer Wirkung) durchgeführt werden.
Bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen ist die Lungenfunktion ggf. häufiger zu kontrollieren, da diese Patienten bei Auftreten lungentoxischer Wirkungen eine schlechtere Prognose haben.
Bei Nachweis einer Hypersensitivitäts-Pneumonitis ist Amiodaron Sandoz 200 mg sofort abzusetzen und eine Behandlung mit Kortikosteroiden zu beginnen.
Bei
Nachweis einer alveolären/interstitiellen Pneumonie sollte eine
Behandlung mit Kortikosteroiden erfolgen und die Dosis reduziert
werden oder – falls möglich – Amiodaron Sandoz 200 mg abgesetzt
werden.
Leber:
Insbesondere unter höherer Dosierung sollten
regelmäßige Kontrollen der Leberwerte erfolgen.
Bei andauernden klinisch relevant erhöhten
Leberenzymen, cholestatischem Ikterus oder Hepatomegalie sollte ein
Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg in Betracht gezogen
werden.
Herz/Kreislauf:
EKG-Veränderungen, die als QT-Verlängerung (in Abhängigkeit von der Repolarisationsverlängerung), möglicherweise in Verbindung mit der Entwicklung einer U-Welle sowie einer Verlängerung und Deformierung der T-Welle imponieren, sind Ausdruck der pharmakologischen Aktivität von Amiodaron Sandoz 200 mg. Bei einer übermäßigen QT-Verlängerung besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von “Torsades de pointes”.
Sonstige
Bei Patienten, bei denen während der Behandlung mit Amiodaron Schwäche auftritt, sollte die Möglichkeit eines Syndroms der inadäquaten (vermehrten) Sekretion von antidiuretischem Hormon (SIADH) berücksichtigt werden: Natriumspiegel und Osmolalität im Serum sowie Osmolalität und Natriumkonzentration im Urin sollten gemessen werden.
Patienten
mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel
oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Amiodaron Sandoz 200
mg
nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen
mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirk-
ungen
Bei gleichzeitiger Gabe von Amiodaron Sandoz 200 mg und herzwirksamen Glykosiden kann es zu Störungen der Automatie (exzessive Bradykardie) und der atrioventrikulären Überleitung aufgrund der synergistischen Wirkung beider Präparate kommen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Amiodaron Sandoz 200 mg und Digoxin kann es zu einer Erhöhung des Digoxin-Serumspiegels (aufgrund einer erniedrigten Digoxin-Clearance) kommen.
Daher sollte bei diesen Patienten auf Symptome einer Digitalis-Überdosierung geachtet werden und vorsorglich die Digoxin-Plasmaspiegel bestimmt werden. Falls notwendig sollte eine Dosisanpassung erfolgen.
Amiodaron Sandoz 200 mg kann zu einer Verstärkung des gerinnungshemmenden Effektes von Vitamin-K-Antagonisten (Dicoumarol, Warfarin, Phenprocoumon) und dadurch bedingt zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen.
Während und nach der Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg sollten daher häufigere Quick-Wert-Kontrollen durchgeführt und ggf. die Dosis der Vitamin-K-Antagonisten angepasst werden.
Amiodaron
Sandoz 200 mg kann bei gleichzeitiger Gabe von Phenytoin den
Serumspiegel von Phenytoin erhöhen und Symptome einer
Phenytoin-Überdosierung (z. B. Sehstörungen, Tremor,
Schwindel) auslösen. Daher sollte, sobald entsprechende Symptome
auftreten, die Phenytoin-Dosis reduziert werden. Gegebenenfalls
sollten die Phenytoin-Plasmaspiegel bestimmt
werden.
Amiodaron Sandoz 200 mg kann die Ciclosporin-Serumspiegel erhöhen und die Clearance von Ciclosporin um über 50 % vermindern. Daher sollte bei gleichzeitiger Gabe eine Dosisanpassung von Ciclosporin erfolgen.
Amiodaron Sandoz 200 mg kann die Plasmaspiegel anderer Antiarrhythmika (z. B. Chinidin, Procainamid, Flecainid) erhöhen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Antiarrhythmika der Klasse I (insbesondere chinidin-ähnliche Substanzen) und anderen Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Sotalol) sowie anderen die QT-Zeit verlängernden Arzneimitteln (z. B. Vincamin, Sulpirid, Pentamidin i.v. und Erythromycin i.v.) besteht die Gefahr einer übermäßigen QT-Verlängerung verbunden mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Kammerarrhythmien einschließlich “Torsades de pointes”. Die gleichzeitige Anwendung dieser Arzneimittel ist daher kontraindiziert.
Im Rahmen der kontrollierten klinischen SEARCH-Studie wurden bei gleichzeitiger Anwendung von Amiodaron und Simvastatin (in einer Tagesdosis von 80 mg), eine Erhöhung des Myopathie-/Rhabdomyolyserisikos beobachtet (siehe auch Abschnitt 4.3 “Gegenanzeigen” und 4.4 “Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung”).
Bei gleichzeitiger Gabe kaliumausschwemmender Diuretika (z. B. Hydrochlorothiazid, Furosemid), Laxanzien, systemischer Kortikosteroide, Tetracosactid oder Amphotericin B i.v. und Amiodaron Sandoz 200 mg besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten hypokaliämisch induzierter Herzrhythmusstörungen (einschließlich “Torsades de pointes”).
Bei gleichzeitiger Anwendung von Amiodaron Sandoz 200 mg und Calciumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ oder Betarezeptorenblockern kann es zu einer exzessiven Bradykardie, zu höhergradigen atrioventrikulären Überleitungsstörungen und zu einer additiven kardio-depressiven Wirkung kommen. Calciumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ oder Betarezeptorenblockern sollten daher nicht mit Amiodaron Sandoz 200 mg kombiniert werden.
Bei Patienten unter Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg, die sich einer Allgemeinnarkose unterzogen, wurden selten Fälle von atropinresistenter Bradykardie, Blutdruckabfall, Überleitungsstörungen und reduziertem Herzminutenvolumen beobachtet.
Vereinzelt treten schwere respiratorische Komplikationen (Schocklunge, ARDS), zumeist direkt nach chirurgischen Eingriffen, auf.
Es wurde eine mögliche Verstärkung des toxischen Effektes von Sauerstoff vermutet.
Vor chirurgischen Eingriffen sollte daher der Anästhesist über die Amiodaron Sandoz 200 mg-Therapie informiert werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Über die Sicherheit einer Anwendung in der Schwangerschaft liegen unzureichende Erfahrungen vor. Amiodaronhydrochlorid und N-Demethylamiodaron passieren die Plazenta und erreichen im Kind 10 - 25 % der maternalen Plasmakonzentration. Als häufigste Komplikationen treten Wachstumsstörungen, Frühgeburten und Funktionsstörungen der Schilddrüse beim Neugeborenen auf. Hypothyreodismus, Bradykardie und verlängerte QT-Intervalle wurden bei etwa 10 % der Neugeborenen festgestellt. Vereinzelt wurden eine Vergrößerung der Schilddrüse oder Herzgeräusche gefunden. Die Fehlbildungsrate scheint nicht erhöht zu sein; es sollte jedoch die Möglichkeit von Herzdefekten berücksichtigt werden. Frauen mit Kinderwunsch sollten wegen der langen Halbwertzeit von Amiodaronhydrochlorid den Beginn einer Schwangerschaft frühestens ein halbes Jahr nach dem Ende der Therapie planen, um eine Exposition des Kindes in der Frühschwangerschaft zu vermeiden.
Ein Übergang in die Muttermilch ist für den Wirkstoff und für den aktiven Metaboliten nachgewiesen. Bei gestillten Kindern werden messbare Plasmaspiegel erreicht. Ist eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich, oder ist Amiodaronhydrochlorid während der Schwangerschaft eingenommen worden, sollte nicht gestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Die Behandlung mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle.
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird.
Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10 %)
Häufig (≥ 1 % - < 10 %)
Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)
Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)
Sehr selten (<0,01 % oder unbekannt)
Augen:
Mikroablagerungen an der Vorderfläche der Hornhaut des Auges finden sich bei fast allen Patienten, sind üblicherweise auf die Region unterhalb der Pupille begrenzt und können gelegentlich zu Sehstörungen (Schleiersehen, Farbhöfe um Lichtquellen) führen.
Sie bilden sich in der Regel 6 - 12 Monate nach Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg zurück.
Einige Fälle von Optikusneuropathie und/oder Optikusneuritis wurden berichtet, die in Einzelfällen zu permanenter Blindheit führten.
Während der Behandlung mit Amiodaron Sandoz 200 mg sind daher regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, einschließlich Funduskopie und Untersuchungen mittels Spaltlampe, angezeigt (siehe auch Abschnitt 4.4 “Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung”).
Haut:
Gelegentlich kann eine Photosensibilisierung mit
erhöhter Sonnenbrandneigung auftreten, die zu Erythem und
Hautausschlag führen kann.
Unter längerer Behandlung kann es, vor allem an
den Körperpartien, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, zu einer
Hyperpigmentierung mit schwarzvioletter bis schiefergrauer
Hautverfärbung (Pseudozyanose) kommen.
Die Verfärbung bildet sich langsam innerhalb 1-4
Jahren nach Absetzen des Präparates zurück.
Fälle von Erythembildung unter Strahlentherapie
wurden berichtet. Fälle von Erythema nodosum und wenig spezifischen
Exanthemen einschließlich seltener Fälle von exfoliativer
Dermatitis wurden berichtet.
Zu
vorbeugenden Maßnahmen siehe auch Abschnitt 4.4 “Besondere
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die
Anwendung”.
Schilddrüse:
Amiodaron Sandoz 200 mg hemmt die Umwandlung von Thyroxin (T4) in Trijodthyronin (T3) und kann zu erhöhten T4-Werten sowie zu verminderten T3-Werten bei klinisch unauffälligen (euthyreoten) Patienten führen.
Gelegentlich treten
Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hyper- oder Hypothyreose)
auf.
Die folgenden Symptome können Hinweise auf eine
Schilddrüsenfunktionsstörung sein:
Bei Hypothyreose:
Gewichtszunahme, Abgeschlagenheit, eine über den unter Amiodaron Sandoz 200 mg zu erwartenden Effekt hinausgehende extreme Bradykardie.
Bei Hyperthyreose:
Gewichtsverlust, Tachykardie, Tremor, Nervosität, vermehrtes
Schwitzen und Wärmeintoleranz, Wiederauftreten von Arrhythmien oder
Angina pectoris, Herzinsuffizienz.
Schwere Hyperthyreosen, in Einzelfällen mit
tödlichem Verlauf, wurden beschrieben.
Zu Verlaufsuntersuchungen, diagnostischen und
therapeutischen Maßnahmen siehe auch Abschnitt 4.4 “Besondere
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die
Anwendung”.
Lunge:
Infolge der Lungentoxizität von Amiodaron Sandoz 200 mg können gelegentlich atypische Pneumonien als Ausdruck einer Überempfindlichkeitsreaktion (Hypersensitivitäts-Pneumonitis), alveoläre oder interstitielle Pneumonien oder Fibrosen, Pleuritis, Bronchiolitis obliterans mit Pneumonie/BOOP auftreten.
Nichtproduktiver Husten und Atemnot sind häufig erste Anzeichen der vorgenannten Lungenveränderungen. Desweiteren können Gewichtsverlust, Fieber, Schwächegefühl auftreten.
Bei
frühzeitigem Absetzen von Amiodaron Sandoz 200 mg bilden sich die
oben beschriebenen Lungenveränderungen in der Regel
zurück.
Einzelfälle mit tödlichem Verlauf wurden
berichtet.
Zumeist nach chirurgischen Eingriffen traten
einige Fälle von Schocklunge (ARDS) auf, die in Einzelfällen
tödlich verliefen.
Zu
Verlaufsuntersuchungen, diagnostischen und therapeutischen
Maßnahmen siehe auch Abschnitt 4.4 “Besondere Warnhinweise und
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung”.
Magen-Darm-Trakt/Leber:
Übelkeit und Erbrechen treten häufig auf.
Gelegentlich treten Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung und
Anorexie auf.
Gelegentlich treten isolierte Erhöhungen der
Serumtransaminasen auf, die in der Regel nicht sehr ausgeprägt
sind.
Selten wurde das Auftreten einer akuten Hepatitis (in Einzelfällen mit tödlichem Verlauf), eines cholestatischen Ikterus oder einer Leberzirrhose beschrieben.
Bei
andauernden klinisch relevant erhöhten Leberenzymen,
cholestatischem Ikterus oder Hepatomegalie sollte ein Absetzen von
Amiodaron Sandoz 200 mg in Betracht gezogen
werden.
Herz:
Als Folge der pharmakologischen Wirkung von Amiodaron Sandoz 200 mg kann eine Sinusbradykardie, die bei älteren Patienten oder bei gestörter Sinusknotenfunktion stärker ausgeprägt sein kann, oder in Ausnahmefällen ein Sinusknotenstillstand auftreten.
Im EKG zeigen sich folgende Veränderungen: QT-Verlängerung, Auftreten einer U-Welle, Verlängerung oder Deformierung der T-Welle.
Beim Auftreten einer ausgeprägten Bradykardie oder eines Sinusknotenstillstandes muss die Therapie abgebrochen werden.
In seltenen Fällen kam es zu Überleitungsstörungen (SA-Block, AV-Block); in Einzelfällen wurde das Auftreten einer Asystolie beobachtet.
Proarrhythmische Wirkungen in Form von Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen, die zu starker Beeinträchtigung der Herztätigkeit mit der möglichen Folge des Herzstillstandes führen können.
Einzelfälle von “Torsades de pointes” und
Kammerflimmern/-flattern wurden
beschrieben.
Sonstige
Nebenwirkungen:
Gelegentlich treten Müdigkeit, Kopfschmerzen,
Schlafstörungen, Alpträume, Schwindel, verminderte Libido,
Muskelschwäche, Tremor, Koordinationsstörungen, Parästhesien,
periphere Neuropathien oder Ataxie auf.
Selten treten Geschmacksveränderungen sowie reversibler Haarausfall auf.
Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, wie auch Vaskulitis, Thrombozytopenie, vorübergehend eingeschränkte Nierenfunktion, Epididymitis.
Einzelfälle von hämolytischer oder aplastischer Anämie sowie intrakraniale Drucksteigerungen (Pseudotumor cerebri) wurden berichtet.
Einzelfälle eines Syndroms der inadäquaten (vermehrten) Sekretion von antidiuretischem Hormon (SIADH) mit Hyponatriämie wurden in Verbindung mit Amiodaron beschrieben.
4.9 Überdosierung
Über akute Überdosierungen mit Amiodaron Sandoz 200 mg ist bisher wenig bekannt. Im Allgemeinen ist wegen der besonderen Pharmakokinetik eine Überdosierung erst im Laufe der Langzeittherapie möglich.
Die Symptome beschränken sich gewöhnlich auf eine Sinusbradykardie, sinuaurikuläre und nodale Reizleitungsstörungen sowie spontan sistierende Tachykardien. Die durch Amiodaron Sandoz 200 mg verursachte Bradykardie ist atropinresistent. Deshalb ist bei Bedarf eine temporäre Schrittmacherkontrolle erforderlich.
Besteht der Verdacht auf eine Überdosierung, sollte der Patient aufgrund der Pharmakokinetik von Amiodaronhydrochlorid ausreichend lang unter besonderer Berücksichtigung der kardialen Situation beobachtet werden.
Weder Amiodaronhydrochlorid noch seine Metaboliten sind dialysierbar.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiarrhythmika (Klasse III)
ATC-Code: C01BD01
Amiodaronhydrochlorid bewirkt eine Hemmung des Kaliumausstroms in der Phase III des Aktionspotentials im Myokardgewebe und verlängert dadurch selektiv die Repolarisationsdauer und Refraktärperiode des Aktionspotentials (Klasse-III-Wirkung nach Vaughan Williams). Dies führt zur Unterdrückung von Ektopien und Reentry-Mechanismen ohne Beeinträchtigung der Kontraktionskraft des Myokards.
Amiodaronhydrochlorid reduziert die Leitungsgeschwindigkeit und verlängert die Refraktärzeit in akzessorischen atrioventrikulären Bahnen.
Die Verlängerung der langsamen diastolischen Depolarisation im Schrittmacherpotential führt zu einer Unterdrückung der Automatie im Schrittmachergewebe mit Verlangsamung der Herzfrequenz, die Atropin-resistent ist.
Amiodaronhydrochlorid zeigt eine dosisabhängige, nicht kompetitive Hemmung der alpha- und beta-adrenergen Aktivitäten. Hämodynamisch äußert sich dies in einer koronar- und gefäßdilatatorischen Wirkung und ebenso in einer Verbesserung der Sauerstoffbilanz.
Amiodaronhydrochlorid weist bei oraler Gabe keinen signifikant negativ inotropen Effekt auf.
Bei i.v. Gabe kann es hauptsächlich nach Injektion zu einer Verminderung der Kontraktilität kommen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Amiodaronhydrochlorid wird nach oraler Gabe zu 50 % im Magen-Darm-Trakt resorbiert.
Nach Applikation einer einzelnen Dosis werden Plasmaspiegel nach 3 - 7 Stunden erreicht.
Die Anreicherung der Substanz an ihrem Wirkort bzw. die Aufsättigung des Myokardgewebes ist entscheidend für die therapeutische Wirksamkeit.
In Abhängigkeit von der Sättigungsdosierung sind therapeutische Wirkungen im Zeitraum von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen zu erwarten.
Nach Injektion wird das Wirkmaximum nach 15 Minuten erreicht. Danach kommt es zu einer Umverteilung ins Gewebe und zu einem schnellen Abfall des Plasmaspiegels innerhalb von 4 Stunden.
Zur Aufsättigung der Gewebespeicher muss die Therapie intravenös oder oral weitergeführt werden.
Amiodaronhydrochlorid hat eine lange Halbwertszeit, die interindividuell zwischen 20 und 100 Tagen variiert.
Während der Aufsättigung kumuliert die Substanz insbesondere im Fettgewebe.
Der Steady state wird innerhalb eines Zeitraumes von einem bis zu mehreren Monaten erreicht.
Aufgrund dieser Charakteristika sollte die empfohlene Aufsättigungsdosis verabreicht werden, um eine schnelle Gewebesättigung zu erreichen, die Voraussetzung für die therapeutische Wirksamkeit ist.
Der Hauptausscheidungsweg geht über die Leber und die Galle. 10 % der Substanz werden renal ausgeschieden.
Aufgrund der geringen renalen Ausscheidung kann niereninsuffizienten Patienten die übliche Dosis verabreicht werden.
Nach Absetzen wird Amiodaronhydrochlorid noch über mehrere Monate ausgeschieden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität
Die akute Toxizität von Amiodaronhydrochlorid scheint relativ niedrig zu sein, und die LD50-Werte liegen über 3 g/kg KG. Klinische Symptome waren beim Hund Erbrechen, bei Nagern ZNS-Effekte (Sedation, Tremor, Krämpfe, Atemstörungen).
b) Chronische Toxizität / Subchronische Toxizität
Im Rahmen der Untersuchungen zur chronischen Toxizität rief Amiodaronhydrochlorid bei Tieren ähnliche toxische Wirkungen wie beim Menschen hervor. Amiodaronhydrochlorid rief Lungenschäden (Fibrosen, Phospholipidosen; bei Hamster, Ratte und Hund) sowie ZNS-Störungen (bei Ratten) hervor. Für die Auslösung von Lungenschäden scheinen oxidativer Stress und freie Radikale eine wichtige Rolle zu spielen. Ferner rief Amiodaronhydrochlorid bei Ratten Leberschäden hervor. Wirkungen von Amiodaron auf die Serum-Lipide können indirekt über Veränderungen der Plasmakonzentrationen von Schilddrüsenhormonen hervorgerufen werden.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Amiodaronhydrochlorid ist eine stark phototoxische Substanz. Es gibt Hinweise, dass in Gegenwart von Amiodaronhydrochlorid durch UV-Bestrahlung cytotoxisch wirkende freie Radikale gebildet werden. Dies kann nicht nur zu akuten phototoxischen Reaktionen führen, sondern auch zu Schädigungen von DNS (Photomutagenität) und nachfolgenden photokanzerogenen Wirkungen. Bisher wurden diese potentiell schwerwiegenden Nebenwirkungen von Amiodaronhydrochlorid nicht experimentell untersucht. Daher ist das photomutagene und photokarzinogene Potential von Amiodaron nicht bekannt.
In einer Kanzerogenitätsstudie an Ratten rief Amiodaronhydrochlorid vermehrt follikuläre Tumore der Schilddrüse hervor (bei männlichen Tieren ab 5 mg/ kg/die, bei weiblichen Tieren ab 16 mg/kg/ die). Diese Effekte scheinen durch Wirkungen von Amiodaronhydrochlorid auf Synthese und/oder Freisetzung von Schilddrüsenhormonen hervorgerufen zu werden, und daher lässt sich aus diesen Untersuchungen für die therapeutische Anwendung von Amiodaronhydrochlorid beim Menschen kein kanzerogenes Potential ableiten.
d) Reproduktionstoxizität
Bei männlichen Patienten sind nach längerer Behandlung erhöhte Serumspiegel für LH und FSH gemessen worden, die auf testikuläre Dysfunktionen hindeuten.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat
Magnesiumstearat (Ph. Eur.)
Maisstärke
Povidon (K 25)
hochdisperses Siliciumdioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Nicht über 25 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PP/Alu-Blister
Originalpackungen mit 20 (N1), 50 (N2) und 100 (N3) Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Sandoz Pharmaceuticals GmbH
Raiffeisenstraße 11
83607 Holzkirchen
E-Mail: info@sandoz.de
8. Zulassungsnummer
43394.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
13.08.1998 / 18.09.2002
10. Stand der Information
Juni 2007
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Amiodaron Sandoz 200 mg Tabletten, spcde-mark 17/17 Juni 2007