Amisulpisan 200 Mg Tabletten
Zul.Nr. 77760.00.00/77761.00.00/77762.00.00 Verfahrens-Nr. UK/H/2385-Amisulpisan
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Amisulpisan 50 mg Tabletten
Amisulpisan 100 mg Tabletten
Amisulpisan 200 mg Tabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Amisulpisan 50 mg Tabletten:
Eine Tablette enthält 50 mg Amisulprid.
Sonstige Bestandteile: 23,75 mg Lactose/Tablette
Amisulpisan 100 mg Tabletten:
Eine Tablette enthält 100 mg Amisulprid.
Sonstige Bestandteile: 47,50 mg Lactose/Tablette
Amisulpisan 200 mg Tabletten:
Eine Tablette enthält 200 mg Amisulprid.
Sonstige Bestandteile: 95,00 mg Lactose/Tablette
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Amisulpisan 50 mg Tabletten
Tablette
Weiße, runde (6 mm Durchmesser), bikonvexe Tablette mit Bruchkerbe. Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
Amisulpisan 100 mg Tabletten
Tablette
Weiße, runde (8 mm Durchmesser), flache Tablette mit Bruchkerbe. Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
Amisulpisan 200 mg Tabletten
Tablette
Weiße, runde (11 mm Durchmesser), flache Tablette mit Bruchkerbe. Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Amisulprid ist angezeigt zur Behandlung akuter und chronischer schizophrener Störungen mit:
- Positivsymptomen wie Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Feindseligkeit, Misstrauen
-
Negativsymptomen (Defizitsyndrom) wie Affektverflachung,
emotionalem und sozialem Rückzug.
Dies umfasst Patienten mit überwiegend negativer
Symptomatik.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung
Für akute psychotische Episoden werden Dosierungen von 400 mg/Tag bis 800 mg/Tag oral empfohlen. In Einzelfällen kann die Tagesdosis auf bis zu 1.200 mg erhöht werden. Dosen über 1.200 mg/Tag wurden nicht eingehend auf Unbedenklichkeit geprüft und sollten daher nicht angewendet werden. Beim Einleiten der Behandlung mit Amisulprid ist keine besondere Dosiseinstellung erforderlich. Die Dosierung sollte dem individuellen Ansprechen angepasst werden.
Für Patienten mit gemischten positiven und negativen Symptomen sollte die Dosierung so eingestellt werden, dass eine optimale Kontrolle der Positivsymptome erreicht wird, z. B. 400-800 mg/Tag.
Die Erhaltungstherapie sollte mit der geringsten wirksamen Dosis individuell erfolgen.
Für Patienten mit überwiegend negativen Symptomen werden Dosierungen zwischen 50 mg/Tag und 300 mg/Tag oral empfohlen. Die Dosen sollten individuell angepasst werden.
Amisulprid kann in Dosen von bis zu 300 mg einmal täglich oral verabreicht werden; höhere Tagesdosen sind in zwei Gaben aufzuteilen.
Es sollten die geringste wirksame Dosis sowie Tabletten mit geeigneter Stärke zur Anwendung kommen.
Besondere Patientengruppen
Ältere Patienten über 65 Jahre
Die Behandlung älterer Patienten wird aufgrund nicht ausreichender klinischer Erfahrung nicht empfohlen. Sollte eine Behandlung mit Amisulprid unbedingt erforderlich sein, ist wegen eines möglichen Hypotonie- oder Sedierungsrisikos Vorsicht geboten.
Kinder und Jugendliche
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Amisulprid für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wurde nicht nachgewiesen. Zur Anwendung von Amisulprid bei Jugendlichen mit Schizophrenie stehen nur begrenzte Daten zur Verfügung. Deshalb sollte Amisulprid nicht bei Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren angewendet werden bis weitere Daten zur Verfügung stehen.
Sofern eine Behandlung absolut erforderlich ist, muss die Behandlung Jugendlicher von einem in der Behandlung von Schizophrenie in dieser Altersgruppe erfahrenen Arzt eingeleitet und durchgeführt werden. Die Anwendung von Amisulprid bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).
Eingeschränkte Nierenfunktion
Amisulprid wird auf renalem Weg ausgeschieden. Bei niereninsuffizienten Patienten sollte die Dosis auf die Hälfte herabgesetzt werden, wenn die Kreatinin-Clearance (KRCL) zwischen 30 ml/min und 60 ml/min liegt, bzw. auf ein Drittel bei Patienten mit einer KRCLzwischen 10 ml/min und 30 ml/min.
Amisulprid sollte bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (CRCL<10 ml/min) aufgrund fehlender Erfahrung nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.4).
Eingeschränkte Leberfunktion
Wegen der geringen Metabolisierung von Amisulprid dürfte eine Dosisminderung nicht erforderlich sein.
Dauer der Behandlung
Es liegen Daten aus kontrollierten klinischen Studien über den Zeitraum eines Jahres vor. Die Dauer der Behandlung ist vom behandelnden Arzt festzulegen.
Art der Anwendung
Amisulprid kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Tabletten sollten unzerkaut mit genügend Wasser eingenommen werden.
4.3 Gegenanzeigen
-
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
-
bestehende prolaktinabhängige Tumoren, z. B. Prolaktinome der Hirnanhangdrüse und Mammakarzinome
-
Phäochromozytom
-
Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren
-
Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6)
-
Kombination mit Levodopa (siehe Abschnitt 4.5)
-
Kombination mit folgenden Arzneimitteln, die Torsade de Pointes induzieren könnten:
-
Klasse-I-Antiarrhythmika wie Chinidin, Disopyramid, Procainamid, Flecainid und Propafenon
-
Klasse-III-Antiarrhythmika wie Amiodaron und Sotalol
-
andere Arzneimittel wie Bepridil, Cisaprid, Sultoprid, Thioridazin, Methadon, Erythromycin i.v., Vincamin i.v. , Halofantrin, Pentamidin, Sparfloxacin, Azol-Antimykotika (siehe Abschnitt 4.5)
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Wie bei anderen Antipsychotika kann ein malignes neuroleptisches Syndromauftreten, das durch Hyperthermie, Muskelrigidität, autonome Instabilität, Bewusstseinstrübung und erhöhte CPK-Werte gekennzeichnet ist. Beim Auftreten einer Hyperthermie, insbesondere unter hohen Tagesdosen, sind alle antipsychotischen Arzneimittel einschließlich Amisulprid abzusetzen.
Hyperglykämienwurden bei Patienten unter Behandlung mit einigen atypischen Neuroleptika, einschließlich Amisulprid, berichtet. Daher sollte bei Patienten mit gesichertem Diabetes mellitus oder entsprechenden Risikofaktoren, bei denen eine Amisulprid-Behandlung begonnen wird eine angemessene Überwachung des Blutzuckerspiegels erfolgen.
Amisulprid wird auf renalem Weg ausgeschieden. Bei Patienten mit Niereninsuffizienzsollte die Dosis herabgesetzt oder eine intermittierende Behandlung in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt 4.2).
Amisulprid kann die Krampfschwelle herabsetzen. Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie sollten daher während der Behandlung mit Amisulprid engmaschig überwacht werden.
Bei älteren Patienten (über 65 Jahre)sollte Amisulprid wie andere Antipsychotika aufgrund eines möglichen Hypotonie- oder Sedierungsrisikos mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Wie bei anderen Antidopaminergika ist im Hinblick auf eine Verschreibung von Amisulprid für Patienten mit Morbus Parkinson Vorsicht geboten, da sich die Erkrankung verschlimmern könnte. Amisulprid sollte nur angewendet werden, wenn eine antipsychotische Behandlung unumgänglich ist.
Sehr selten wurden nach abruptem Absetzen hoch dosierter Antipsychotika akute Absetzsymptomewie Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit beschrieben. Darüber hinaus kann es zu einem Wiederauftreten der psychotischen Symptome kommen; außerdem wurde das Auftreten von extrapyramidalen Bewegungsstörungen (wie Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) berichtet. Daher ist ein schrittweises Absetzen angezeigt.
Verlängerung des QT-Intervalls.
Amisulprid ruft eine dosisabhängige Verlängerung des QT-Intervalls hervor (siehe Abschnitt 4.8). Dieser Effekt erhöht bekanntlich das Risiko schwerwiegender ventrikulärer Arrhythmien wie Torsade des Pointes. Es wird empfohlen, vor jeder Behandlung und falls möglich unter Berücksichtigung des klinischen Zustands des Patienten, die folgenden Faktoren auszuschließen, die das Auftreten dieser Rhythmusstörung begünstigen könnten:
-
Bradykardie unter 55 Schläge/min
-
Herzerkrankung; plötzlicher Tod oder QT-Verlängerung in der Familienanamnese
-
Elektrolytstörungen, insbesondere Hypokaliämie
-
angeborene Verlängerung des QT-Intervalls
-
laufende Behandlung mit einem Arzneimittel, das ausgeprägte Bradykardie (< 55/min), Hypokaliämie, verminderte intrakardiale Erregungsleitung oder Verlängerung des QT-Intervalls verursachen kann (siehe Abschnitt 4.5).
Es wird empfohlen, vor Beginn der Behandlung bei allen Patienten, insbesondere jedoch bei älteren und solchen mit Herzerkrankungen in der Eigen- oder Familienanamnese oder auffälligen Befunden in der kardiologischen Begutachtung, ein Ausgangs-EKG aufzuzeichnen. Während der Behandlung ist die Notwendigkeit von EKG-Untersuchungen (z. B. bei einer Dosissteigerung) patientenindividuell einzuschätzen. Amisulprid sollte beim Eintreten einer QT-Verlängerung dosisreduziert und bei einer QTc von >500 ms abgesetzt werden.
Es wird empfohlen, den Elektrolytstatus regelmäßig zu kontrollieren, insbesondere wenn der Patient Diuretika einnimmt oder interkurrent erkrankt ist.
Die gleichzeitige Gabe anderer Antipsychotika sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5).
Schlaganfall
In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das 3-fache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Amisulprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen
Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.
Amisulprid ist für die Behandlung von demenzbedingten Verhaltensstörungen nicht zugelassen.
Venöse Thromboembolie
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Amisulprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Lactose
Amisulpisan enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Kombinationen, die kontraindiziert sind (siehe auch Abschnitt 4.3)
Arzneimittel, die Torsade de Pointes induzieren könnten:
Klasse-I-Antiarrhythmika wie Chinidin, Disopyramid, Procainamid, Flecainid und Propafenon
-
Klasse-III-Antiarrhythmika wie Amiodaron und Sotalol
-
andere Arzneimittel wie Bepridil, Cisaprid, Sultoprid, Thioridazin, Methadon, Erythromycin i.v., Vincamin i.v. , Halofantrin, Pentamidin, Sparfloxacin, Azol-Antimykotika
Levodopa: wechselseitiger Antagonismus zwischen den Wirkungen von Levodopa und Antipsychotika.
Kombinationen, die nicht empfohlen werden
Arzneimittel, die das Risiko von Torsade de Pointes erhöhen oder das QT-Intervall verlängern könnten:
-
Bradykardie-induzierende Arzneimittel wie Betablocker, Bradykardie-induzierende Calciumkanalblocker wie Diltiazem und Verapamil, Clonidin, Guanfacin und Digitalis
-
Arzneimittel, die Hypokaliämie oder Elektrolytstörungen induzieren: kaliumsenkende Diuretika, stimulierende Laxantien, Amphotericin B i.v., Glucocorticoide und Tetracosactide
Eine Hypokaliämie ist zu korrigieren. -
Antipsychotika wie Pimozid und Haloperidol
-
Antidepressiva vom Imipramin-Typ
-
Lithium
-
einige Antihistaminika wie Astemizol und Terfenadin
Amisulprid kann die zentralnervösen Wirkungen von Alkohol verstärken. Alkoholkonsum sollte daher während der Behandlung unterbleiben.
Kombinationen, deren Anwendung Vorsichtsmaßnahmen erfordert
Die gleichzeitige Anwendung der folgenden Wirkstoffe kann zur Verstärkung ihrer Wirkung führen:
-
ZNS-dämpfende Arzneimittel einschließlich Narkotika, Anästhetika, Analgetika, sedierende H1-Antihistaminika, Barbiturate, Benzodiazepine und andere anxiolytische Arzneimittel, Clonidin und dessen Derivate
-
Antihypertonika und andere blutdrucksenkende Arzneimittel
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Amisulprid hat bei Tieren keine Reproduktionstoxizität gezeigt. Es wurde eine Verminderung der Fertilität in Verbindung mit den pharmakologischen Wirkungen des Arzneimittels (prolaktinvermittelte Wirkung) beobachtet. Teratogene Wirkungen von Amisulprid wurden nicht festgestellt.
Es stehen nur sehr begrenzte Daten über exponierte Schwangere zur Verfügung. Die Unbedenklichkeit dieses Arzneimittels während der Schwangerschaft ist beim Menschen somit nicht nachgewiesen.
Die Anwendung dieses Arzneimittels während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen, es sei denn, der Nutzen rechtfertigt die möglichen Risiken. Wenn Amisulprid während der Schwangerschaft angewendet wird, besteht die Möglichkeit unerwünschter Wirkungen beim Neugeborenen, so dass eine entsprechende Überwachung erwogen werden sollte. Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Amisulprid) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.
Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor der Behandlung mit ihrem Arzt ausführlich über zuverlässige Empfängnisverhütung sprechen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Amisulprid in die Muttermilch übergeht; das Stillen ist daher kontraindiziert.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen haben.
Auch bei bestimmungsgemäßer Anwendung kann Amisulprid das Reaktionsvermögen beeinträchtigen (z. B. verursacht durch Schläfrigkeit), so dass die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein kann (siehe Abschnitt 4.8). Dieser Effekt wird durch Alkoholkonsum verstärkt.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: (≥ 1/10)
Häufig: (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich: (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten: (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten: (< 1/10.000)
Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Daten aus klinischen Studien
Die folgenden Nebenwirkungen wurden in kontrollierten klinischen Studien beobachtet. Es gilt zu berücksichtigen, dass es manchmal schwierig sein kann, Nebenwirkungen von Symptomen der Grunderkrankung zu unterscheiden.
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich:
Allergische Reaktion
Endokrine Erkrankungen
Häufig:
Anstieg des Prolaktinspiegels im Plasma, nach Absetzen von Amisulprid reversibel. Folgen können Galaktorrhoe, Amenorrhoe oder Menstruationsstörungen, Gynäkomastie, Schmerzen oder Vergrößerung der Brust, Prolaktinom (siehe Abschnitt 4.3) und erektile Dysfunktion sein.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gelegentlich:
Hyperglykämie (siehe Abschnitt 4.4)
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig:
Schlaflosigkeit, Angst, Agitiertheit, Orgasmusstörung
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig:
Extrapyramidale Symptome können auftreten: Tremor, Rigidität, Hypokinese, Hypersalivation, Akathisie, Dyskinesie. Diese Symptome sind bei optimaler Dosierung in der Regel nur schwach ausgeprägt und ohne Absetzen von Amisulprid nach Gabe von Antiparkinson-Mitteln teilweise reversibel. Die Häufigkeit extrapyramidaler Symptome ist dosisabhängig und bleibt bei der Behandlung von Patienten mit überwiegend negativer Symptomatik mit Dosen von 50-300 mg/Tag sehr gering.
Häufig:
Es kann zu akuter Dystonie (Torticollis spasmodicus, okulogyre Krise, Trismus) kommen. Diese ist ohne Absetzen von Amisulprid nach Behandlung mit einem Antiparkinson-Mittel reversibel. Schläfrigkeit.
Gelegentlich:
Spätdyskinesie, gekennzeichnet durch rhythmische unwillkürliche Bewegungen vorwiegend der Zunge und/oder des Gesichts wurde berichtet, gewöhnlich nach Langzeitbehandlung. Antiparkinson-Medikation sollte nicht angewendet werden, da sie unwirksam ist oder eine Verschlimmerung der Symptome herbeiführen kann. Anfälle.
Herzerkrankungen
Gelegentlich:
Bradykardie
Gefäßerkrankungen
Häufig:
Hypotonie
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig:
Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit
Allgemeine Erkrankungen
Sehr selten:
Akute Absetzsymptome einschließlich Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit nach abruptem Absetzen hoher Dosen, außerdem Wiederauftreten psychotischer Symptome, Entwicklung extrapyramidaler Bewegungsstörungen (wie Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) (siehe Abschnitt 4.4)
Untersuchungen
Häufig:
Gewichtszunahme
Gelegentlich:
Erhöhung der Leberenzymwerte, hauptsächlich der Transaminasen
Daten aus der Anwendungsbeobachtung
Zusätzlich wurden die folgenden Nebenwirkungen berichtet (ausschließlich Spontanmeldungen):
Erkrankungen des Nervensystems
Nicht bekannt:
Malignes neuroleptisches Syndrom (siehe Abschnitt 4.4)
Herzerkrankungen
Nicht bekannt:
Verlängerung des QT-Intervalls und ventrikuläre Arrhythmien wie Torsade des Pointes, ventrikuläre Tachykardie, die zu Kammerflimmern oder Herzstillstand führen kann, plötzlicher Tod (siehe Abschnitt 4.4)
Gefäßerkrankungen
Nicht bekannt:
Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Nicht bekannt:
Angioödem, Urtikaria
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen
Nicht bekannt:
Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6.)
4.9 Überdosierung
Symptome
Die Erfahrung mit Überdosierungen von Amisulprid ist begrenzt. Eine Übersteigerung der bekannten pharmakologischen Wirkungen von Amisulprid wurde berichtet. Dazu gehören Benommenheit und Sedierung, Koma, Hypotonie und extrapyramidale Symptome.
Tödliche Verläufe wurden berichtet, hauptsächlich bei Anwendung in Kombination mit anderen psychotropen Substanzen.
Behandlung
In Fällen von akuter Überdosierung sollte die Möglichkeit der Einnahme mehrerer Arzneimittel berücksichtigt werden.
Da Amisulprid nur schwach dialysiert wird, ist eine Hämodialyse für die Elimination nicht von Nutzen. Es gibt kein spezifisches Antidot gegen Amisulprid. Daher sind geeignete unterstützende Maßnahmen zu ergreifen, mit engmaschiger Überwachung der Vitalfunktionen einschließlich Herzmonitoring aufgrund des Risikos einer Verlängerung des QT-Intervalls, bis sich der Zustand des Patienten bessert. Falls schwerwiegende extrapyramidale Symptome auftreten, können Anticholinergika gegeben werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika: Benzamide
ATC-Code: N05AL05
Amisulprid bindet selektiv mit hoher Affinität an humane Dopamin-D2- und -D3-Rezeptoren, während es für die Rezeptor-Subtypen D1, D4und D5keine Affinität besitzt. Im Gegensatz zu klassischen und atypischen Antipsychotika besitzt Amisulprid keine Affinität für Serotoninrezeptoren, Alpha-Adrenozeptoren, Histamin-H1- und cholinerge Rezeptoren. Darüber hinaus bindet Amisulprid nicht an Sigma-Bindungsstellen. In tierexperimentellen Studien blockiert Amisulprid in hohen Dosen Dopaminrezeptoren in den limbischen Strukturen präferentiell gegenüber solchen im Striatum.
In niedrigen Dosen blockiert Amisulprid präferentiell präsynaptische D2-/D3-Rezeptoren; die so herbeigeführte Dopaminausschüttung ist für seine disinhibitorischen Wirkungen verantwortlich.
Dieses pharmakologische Profil erklärt die klinische Wirksamkeit von Amisulprid sowohl gegen negative als auch gegen positive Symptome der Schizophrenie.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Amisulprid zeigt beim Menschen zwei Resorptionsspitzen: Eine wird rasch innerhalb einer Stunde nach der Verabreichung erreicht, eine zweite 3-4 Stunden nach Verabreichung. Die entsprechenden Plasmakonzentrationen liegen bei 39±3 ng/ml bzw. 54±4 ng/ml nach Einnahme von 50 mg.
Das Distributionsvolumen beträgt 5,8 l/kg Körpergewicht, die Bindung an Plasmaproteine ist gering (16 %) und es werden keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln erwartet.
Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt 48 %. Amisulprid wird schwach metabolisiert: Es wurden zwei inaktive Metaboliten identifiziert, die ungefähr 4 % der Dosis ausmachen. Es findet keine Akkumulation von Amisulprid statt, und seine Pharmakokinetik bleibt nach Mehrfachgabe unverändert. Die Eliminationshalbwertszeit von Amisulprid beträgt etwa 12 Stunden nach oraler Gabe.
Amisulprid wird unverändert mit dem Harn ausgeschieden. 50 Prozent einer intravenös verabreichten Dosis werden mit dem Harn ausgeschieden, davon 90 % innerhalb der ersten 24 Stunden. Die renale Clearance liegt in der Größenordnung von 20 l/h oder 330 ml/min.
Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit (mit einem Flüssigkeitsgehalt von 68 %) vermindert die AUC, Tmaxund Cmaxvon Amisulprid signifikant, wohingegen nach einer fettreichen Mahlzeit keine Veränderungen beobachtet wurden. Die Bedeutung dieser Befunde für die routinemäßige klinische Anwendung ist jedoch nicht bekannt.
Eingeschränkte Leberfunktion:
Wegen der geringen Metabolisierung von Amisulprid dürfte eine Dosisminderung bei Patienten mit Leberinsuffizienz nicht erforderlich sein.
Eingeschränkte Nierenfunktion:
Die Eliminationshalbwertszeit ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz verlängert, die systemische Clearance um den Faktor 2,5 bis 3 reduziert. Die AUC von Amisulprid steigt bei leichter Nierenfunktionsstörung auf das Doppelte und bei mittelschwerer Nierenfunktionsstörung auf annähernd das 10-fache (siehe Abschnitt 4.2). Die Erfahrung ist jedoch begrenzt, und es liegen keine Daten zu Dosen von mehr als 50 mg vor.
Amisulprid wird sehr schwach dialysiert.
Ältere Patienten über 65 Jahre:
Begrenzte pharmakokinetische Daten in dieser Patientengruppe zeigen, dass es nach oraler Einzelgabe von 50 mg zu einem Anstieg von Cmax, T½ und AUC um 10-30 % kommt. Zur Pharmakokinetik nach Mehrfachgabe liegen keine Daten vor.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Eine Gesamtschau der abgeschlossenen Sicherheitsstudien deutet darauf hin, dass Amisulprid keinerlei allgemeine, organspezifische, teratogene, mutagene oder karzinogene Risiken besitzt. Veränderungen, die an Ratten und Hunden bei Dosen unterhalb der maximalen verträglichen Dosis beobachtet wurden, stellen entweder pharmakologische Wirkungen dar oder sind unter diesen Umständen toxikologisch unbedeutend. Im Vergleich zu den maximal empfohlenen Dosen beim Menschen sind die maximalen verträglichen Dosen bei der Ratte (200 mg/kg/Tag) und beim Hund (120 mg/kg/Tag) hinsichtlich der AUC 2- bis 7-mal höher. Bei Ratten wurde nach Exposition gegenüber dem 1,5- bis 4,5-fachen der für den Menschen erwarteten AUC kein kanzerogenes Risiko festgestellt. Es wurden eine Kanzerogenitätsstudie an Mäusen (120 mg/kg/Tag) und reproduktive Studien (160, 300 und 500 mg/kg/Tag an Ratten, Kaninchen bzw. Mäusen) durchgeführt. Die Exposition der Tiere gegen Amisulprid wurde in diesen letztgenannten Studien nicht evaluiert.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat
Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]
Methylcellulose
Mikrokristalline Cellulose
Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminium-Blisterpackung
Packungsgrößen: 20, 50 und 100 Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
7. INHABER DER ZULASSUNGEN
Sandoz Pharmaceuticals GmbH
Raiffeisenstrasse 11
83607 Holzkirchen
8. ZULASSUNGSNUMMERN
77760.00.00
77761.00.00
77762.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN
23.10.2010/--
10. STAND DER INFORMATION
Februar 2012
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Stand: 02/2012 National MA-Transfer DE Seite 19 von 19