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Amisulprid Al 100 Mg Tabletten

Document: 16.02.2010   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation Amisulprid AL


Bezeichnung des Arzneimittels

Amisulprid AL 100 mg Tabletten

Amisulprid AL 200 mg Tabletten

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

Wirkstoff: Amisulprid

Qualitative und quantitative Zu­sammensetzung

Amisulprid AL 100 mg Tabletten

1 Tablette enthält:

100 mg Amisulprid

Amisulprid AL 200 mg Tabletten

1 Tablette enthält:

200 mg Amisulprid

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

1 Filmtablette enthält:

400 mg Amisulprid

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1

Darreichungsform

Amisulprid AL 100 mg Tabletten

Tablette

Weiße, runde, flache Tablette mit beidsei­tiger Bruchrille.

Amisulprid AL 200 mg Tabletten

Tablette

Weiße, runde, flache Tablette mit einseiti­ger Bruchrille.

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

Filmtablette

Weiße, oblonge Filmtablette mit einseiti­ger Bruchrille.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete

Amisulprid AL ist angezeigt für die Behand­lung von akuten und chronischen schizo­phrenen Störungen:

  • Produktive Zustände mit Wahnvorstel­lungen, Halluzinationen, Denkstörungen, Feindseligkeit, Misstrauen.

  • Primär negative Zustände (Defektsyn­drom) mit Affektverflachung, emotio­nalem und sozialem Rückzug.

Dosierung, Art und Dauer
der Anwendung

Es werden folgende Dosierungen empfohlen:

Produktive Zustände

Täglich 400-800 mg Amisulprid.

In Einzelfällen kann die Tagesdosis auf maximal 1200 mg Amisulprid erhöht wer­den. Da die Verträglichkeit von Dosen über 1200 mg Amisulprid täglich nicht hinrei­chend belegt ist, sollten solche Dosen nicht zur Anwendung kommen.

Bei Tagesdosen über 300 mg Amisulprid sollte die jeweilige Tagesdosis auf mehrere Einnahmen verteilt werden.

Zu Behandlungsbeginn ist eine schrittweise Dosiseinstellung nicht erforderlich. Bei Pa­tienten mit gemischten positiven und ne­gativen Symptomen sollten die Dosen an­gepasst werden, um die positiven Symp­tome optimal zu beheben. In der Erhal­tungstherapie sollte die jeweils geringste wirksame Dosis verordnet werden.

Primär negative Zustände (Defektsyndrom)

Täglich 50-300 mg Amisulprid. Die Dosie­rung sollte individuell angepasst werden. Amisulprid kann bis zu 300 mg täglich in einer Einzeldosis verabreicht werden.

Dosierung bei besonderen Patienten­gruppen

Patienten mit Niereninsuffizienz

Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren­funktion sollte die Tagesdosis bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 60 ml/min halbiert und bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 10 und 30 ml/min auf ein Drittel reduziert werden. Da es keine Erfahrungen mit an schwerer Nieren­insuffizienz leidenden Patienten gibt (Krea­tinin-Clearance < 10 ml/min), ist Amisulprid bei diesen Patienten kontraindiziert.

Patienten mit Leberinsuffizienz

Wegen der geringen hepatischen Meta­bolisierung von Amisulprid ist bei Pa­tienten mit einer Leberinsuffizienz eine Dosisreduktion nicht notwendig.

Art der Anwendung

Amisulprid AL kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Die Tabletten/Filmtabletten sollten unzer­kaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.

Hinweis:

Amisulprid AL 100 mg Tabletten, Ami­sulprid 200 mg Tabletten und Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten sind teilbar.

Dauer der Anwendung

Hinreichende Erfahrungen aus kontrollier­ten Studien liegen über eine Zeitdauer von einem Jahr vor. Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt.

Gegenanzeigen

Amisulprid AL darf nicht angewendet werden:

  • bei Überempfindlichkeit gegen Ami­sulprid oder einen der sonstigen Be­standteile der Arzneimittel.

  • bei bestehenden prolaktinabhängigen Tumoren: hypophysäre Prolaktinome und Brustkrebs.

  • bei Phäochromozytom.

  • von Patienten mit stark eingeschränk­ter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 10 ml/min; hier liegen keine Erfah­rungen vor).

  • in Kombination mit Levodopa.

  • in Kombination mit Arzneimitteln, die schwerwiegende Herzrhythmusstörun­gen auslösen können (Torsade de poin­tes):

  • - Arzneimittel zur Behandlung von Herz­rhythmusstörungen der Klassen I und III (Chinidin, Disopyramid, Mexiletin, Fle­cainid, Propafenon, Amiodaron, So­talol).

  • - Bepridil, Cisaprid, Sultoprid, Thioridzin, intravenöse Gabe von Erythromy­cin, intravenöse Gabe von Vincamin, Halofantrin, Pentamidin, Sparfloxacin, Imidazol-Antimykotika (siehe auch Ab­schnitt 4.5).

  • von Kindern und Jugendlichen bis zu 18 Jahren wegen mangelnder Erfahrung.

  • von Patienten über 65 Jahre wegen mangelnder Erfahrung.

Besondere Warnhinweise und Vor­sichtsmaßnahmen für die Anwendung

In sehr seltenen Fällen kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auftreten. Dieses ist durch hohes Fieber, Muskelrigidität, auto­nome Instabilität, Bewusstseinstrübung und erhöhte CPK-Werte charakterisiert. Des­halb sollte bei Auftreten einer Hyperthermie, insbesondere bei hohen Tagesgaben, Ami­sulprid abgesetzt werden.

Da Amisulprid über die Nieren ausgeschie­den wird, sollte bei leicht bis mittelmäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance über 10 ml/min) die Tagesdosis herabgesetzt werden (siehe Abschnitt 4.2).

Amisulprid verursacht eine dosisabhängige Verlängerung des QT-Intervalls. Dieser Effekt, der das Risiko von schweren ventri­kulären Arrhythmien wie Torsade de pointes erhöht, wird bei Vorliegen kardialer Stö­rungen, Bradykardie, Hypokaliämie, Hypo­magnesiämie und bei kongenitaler oder erworbener QT-Verlängerung verstärkt.

Vor der Anwendung von Amisulprid und je nach klinischem Zustand des Patienten wird daher empfohlen, folgende Faktoren, die das Entstehen dieser Rhythmusstö­rung begünstigen können, auszuschließen: Bradykardie (< 55 Schläge/min); Hypokali­ämie, kongenitale QT-Verlängerung sowie die gleichzeitige Anwendung von Arznei­mitteln, die eine Bradykardie (< 55 Schläge/ min), Hypokaliämie, Verlangsamung der intrakardialen Erregungsleitung oder eine Verlängerung des QT-Intervalls verursa­chen können (siehe Abschnitt 4.5).

Die zerebrale Krampfbereitschaft kann er­höht werden, deshalb sollten Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie bei The­rapie mit Amisulprid AL sorgfältig überwacht werden.

Bei bestehender Parkinson’scher Erkran­kung sollte Amisulprid nur mit Vorsicht an­gewendet werden, da eine Verschlechterung dieser Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb sollte Amisulprid AL nur dann angewendet werden, wenn eine neuroleptische Behandlung unabdingbar ist.

Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen

In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Amisulprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.

Thromboembolie-Risiko

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Amisulprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.

Diese Arzneimittel enthalten Lactose. Pa­tienten mit der seltenen hereditären Galak­tose-Intoleranz, Laktase-Mangel oder Glu­kose-Galaktose-Malabsorption sollten diese Arzneimittel nicht anwenden.

Wechselwirkungen mit anderen Arznei­mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Amisulprid kann die zentralen Wirkungen von Alkohol verstärken. Deshalb ist wäh­rend der Behandlung mit Amisulprid AL der gleichzeitige Genuss von Alkohol zu vermeiden.

Amisulprid AL darf nicht gleichzeitig ein­genommen werden mit bestimmten Arz­neimitteln, die schwerwiegende Herzrhytmusstörungen (Torsade de pointes) aus­lösen können:

  • bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Antiar­rhythmika der Klassen I und III (Chinidin, Disopyramid, Mexiletin, Flecainid, Prpafenon, Amiodaron, Sotalol).

  • Thioridazin, Sultoprid (Neuroleptika).

  • bestimmte Antibiotika (Pentamidin; Gy­rasehemmer [Sparfloxacin]; Makrolide [intravenöse Gabe von Erythromycin]), bestimmte Antimalariamittel (Halofan­trin) und Imidazol-Antimykotika.

  • Cisaprid (Magen-Darm-Mittel).

  • Bepridil.

  • intravenös verabreichtes Vincamin (durchblutungsförderndes Mittel).

  • Dopamin-Agonisten (z.B. Levodopa als Mittel gegen Parkinson-Erkrankung) wegen gegenseitiger Wirkungsabschwä­chung (siehe auch Abschnitt 4.3).

Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger An­wendung von folgenden Arzneimitteln (wegen Wirkungsverstärkung):

  • zentral wirkende Arzneimittel wie Nar­kotika, Anästhetika, sedative H1-Anti­histaminika, Barbiturate, Benzodiaze­pine und andere Anxiolytika, Clonidin und seine Derivate.

  • Antihypertonika und andere blutdruck­senkende Mittel.

  • Arzneimittel, die am Herzen die Erre­gungsleitung beeinflussen können:

  • - Bradykardie-induzierende Arzneimittel wie Betablocker, bestimmte Calcium­kanalblocker (Diltiazem und Verapa­mil), Clonidin, Guanfacin, Digitalisgly­koside.

  • - Hypokaliämie-induzierende Arznei­mittel wie Diuretika, Abführmittel, Am­photericin B, Glukokortikoide, Tetra­cosactid. Eine Hypokaliämie muss be­handelt werden.

  • - Neuroleptika wie Pimozid, Haloperi­dol.

  • - tricyclische Antidepressiva.

  • - Lithium.

- bestimmte Antihistaminika (Astemizol, Terfenadin).

Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit H2-Blockern wie Cimetidin liegen nicht vor.

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Die Sicherheit einer Anwendung von Ami­sulprid an Schwangeren ist bisher nicht untersucht worden. Tierversuche haben Anhaltspunkte für einen Einfluss von Ami­sulprid auf das Wachstum und die Ent­wicklung der Nachkommen ergeben. Miss­bildungen wurden jedoch nicht beobachtet. Es liegen keine hinreichenden tierexperi­mentellen Studien in Bezug auf die Aus­wirkungen einer pränatalen Exposition auf die postnatale Entwicklung vor (siehe Abschnitt 5.3).

Amisulprid AL darf daher in der Schwanger­schaft nicht verordnet werden, es sei denn, dies ist zwingend erforderlich.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Amisulprid in die Muttermilch übergeht. Ist eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich, sollte vor­sichtshalber abgestillt werden.

Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Amisulprid AL kann auch bei bestimmungs­gemäßem Gebrauch das Reaktionsver­mögen so weit verändern, dass die Fähig­keit zur aktiven Teilnahme am Straßen­verkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt be­einträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (≥ 1/1000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000)

Sehr selten (< 1/10 000)

Häufigkeit nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Untersuchungen

Selten: Anstieg der Leberenzyme, insbe­sondere der Transaminasen.

Herz- Kreislauf- Erkrankungen

Selten:

  • Hypotension.

  • Bradykardien und Verlängerungen des QT-Intervalls.

Einzelfälle: Torsade de pointes.

Erkrankungen des Nervensystems

Häufig:

  • Schlaflosigkeit, Angst, Agitiertheit.

  • Extrapyramidale Störungen wie Tremor, Rigidität, Hypokinese, vermehrter Spei­chelfluss, Akathisie. Diese Symptome sind bei optimaler Dosiseinstellung meist nur schwach ausgeprägt und können teilweise durch Antiparkinsonmittel be­seitigt werden.

Gelegentlich: Schläfrigkeit und Schwindel.

Selten: Krampfanfälle.

Sehr selten: Spätdyskinesien, gekennzeich­net durch rhythmische unwillkürliche Be­wegungen vorzugsweise der Zunge und/ oder des Gesichts, gewöhnlich nach Lang­zeittherapie. Als Gegenmittel sollten Anti­parkinsonmittel nicht eingesetzt werden, da sie unwirksam sind oder die Symptome verstärken können.

Wenige Fälle eines malignen neurolepti­schen Syndroms wurden beobachtet (siehe auch Abschnitt 4.4).

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich: Gastrointestinale Störungen wie Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Selten: Akute Dystonie wie Torticollis, Au­genmuskel- und Kieferkrämpfe. Diese Effekte verschwinden nach Verabreichung von Antiparkinsonmitteln.

Endokrine Erkrankungen

Gelegentlich: Erhöhung der Prolaktinkon­zentration im Plasma, die nach Absetzen von Amisulprid reversibel ist. Demzufolge können Galaktorrhö, Amenorrhö oder Zyklusstörungen, Gynäkomastie, Brust­schmerz, Brustvergrößerung, Prolaktinome, Orgasmusstörungen und Impotenz auf­treten.

Gefäßerkrankungen

Häufigkeit nicht bekannt: Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose).

Allgemeine Erkrankungen und Beschwer­den am Verabreichungsort

Gelegentlich: Mundtrockenheit, Gewichts­zunahme.

Erkrankungen des Immunsystems

Selten: Allergische Reaktionen.

Überdosierung

Symptome bei Überdosierung

Erfahrungen mit Überdosierungen von Ami­sulprid sind begrenzt. Über Verstärkung der bekannten pharmakologischen Effekte wurde berichtet. Zeichen einer Überdosie­rung können Benommenheit, Sedierung, komatöse Zustände, Hypotension und extra­pyramidal-motorische Symptome sein.

Maßnahmen bei Überdosierung

Im Falle einer akuten Überdosierung sollte die Möglichkeit einer Intoxikation mit meh­reren Arzneimitteln in Betracht gezogen werden. Da Amisulprid nur in geringen Men­gen dialysierbar ist, ist eine Hämodialyse zur Elimination von Amisulprid ungeeignet. Ein spezifisches Antidot für Amisulprid ist nicht bekannt. Bei Überdosierung sollten daher unter Krankenhausbedingungen die üblichen Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden: kontinuierliche Überwachung der vitalen Parameter und des EKG (Risiko einer Verlängerung des QT-Intervalls).

Beim Auftreten ausgeprägter extrapyra­midal-motorischer Störungen können Anti­cholinergika verabreicht werden.

Pharmakologische Eigenschaften

Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Klassifizierung

Benzamid-Derivat, Dopamin-Antagonist.

ATC-Code: N05AL05

Amisulprid bindet selektiv mit einer hohen Affinität an menschliche Dopamin-D2- und -D3-Rezeptor-Subtypen. Es zeigt keine Affi­nität zu D1-, D4- und D5-Rezeptor-Sub­typen. Im Gegensatz zu klassischen und anderen atypischen Neuroleptika zeigt Amisulprid keine Affinität zu Serotonin-, alpha-adrenergen-, H1- und cholinergen Rezeptoren. Zudem bindet Amisulprid nicht an Sigma-Rezeptoren.

In höheren Dosen hat Amisulprid eine aus­geprägte Präferenz zur Antagonisierung postsynaptischer D2-Rezeptoren im limbi­schen System im Vergleich zu einer ge­ringen Blockade der D2-Rezeptoren im Striatum. Im Gegensatz zu klassischen Neuroleptika führt Amisulprid nicht zu einer Katalepsie oder zu einer Hypersensibili­sierung von D2-Dopaminrezeptoren nach wiederholter Anwendung.

In niedriger Dosierung blockiert Amisulprid primär präsynaptische D2-/D3-Rezeptoren. Dieser Antagonismus führt zu einer ver­mehrten Dopamin-Ausschüttung, die ver­antwortlich ist für die desinhibierenden Effekte.

Dieses atypische pharmakologische Profil erklärt möglicherweise die klinische Wirk­samkeit von Amisulprid sowohl auf die Positiv- wie auch auf die Negativsympto­matik schizophrener Störungen mit gleich­zeitig geringem Auftreten extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen.

Pharmakokinetische Eigenschaften

Allgemeine Pharmakokinetik

Beim Menschen zeigen sich nach oraler Einnahme von Amisulprid zwei Maximal-Konzentrationen: Das erste Maximum wird schnell nach ca. 1 Stunde erreicht, das zweite Maximum wird 3-4 Stunden nach Einnahme beobachtet. Bei einer Dosis von 50 mg Amisulprid liegen die entsprechenden Konzentrationen im Plasma bei 39±3 ng/ ml und 54±4 ng/ml. Nach Gabe höherer Dosen kann es zu einem überproportio­nalen Anstieg von Cmax und AUC kommen.

Das Verteilungsvolumen der Substanz be­trägt 5,8 l/kg KG. Die Bindung an Plasma­proteine ist gering (16%), in dieser Hinsicht sind Interaktionen mit anderen Arznei­mitteln nicht zu erwarten.

Die absolute Bioverfügbarkeit von Ami­sulprid beträgt 48%.

Amisulprid wird nur zu ca. 4% metaboli­siert; zwei pharmakologisch inaktive Meta­boliten wurden identifiziert.

Die Substanz zeigt keine Akkumulation, und das pharmakokinetische Profil bleibt nach wiederholter Anwendung unverändert. Die Eliminations-Halbwertszeit von Ami­sulprid beträgt ca. 12 Stunden nach oraler Einnahme. Amisulprid wird über die Nieren vorwiegend unverändert ausgeschieden. Nach intravenöser Injektion werden 50% über den Urin ausgeschieden, davon 90% innerhalb der ersten 24 Stunden. Die renale Clearance beträgt ca. 20 l/h bzw. 330 ml/min.

Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf das kinetische Profil von Amisulprid.

Leberinsuffizienz

Da Amisulprid nur schwach metabolisiert wird, ist bei Patienten mit Leberinsuffi­zienz eine Dosisreduktion nicht notwendig.

Niereninsuffizienz

Bei niereninsuffizienten Patienten ist die Eliminations-Halbwertszeit erhöht und die systemische Clearance um den Faktor 2,5-3 vermindert. Bei leicht eingeschränkter Nierenfunktion erhöhen sich die AUC-Werte von Amisulprid auf das Doppelte, bei mittel­mäßig eingeschränkter Nierenfunktion auf das 10-fache.

Amisulprid ist nur in geringen Mengen dia­lysierbar.

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) wurden geringe Veränderungen der Kinetik beob­achtet (AUC-Werte: +10%), die wahrschein­lich auf eine veränderte Nierenfunktion im Alter zurückzuführen sind.

Präklinische Daten zur Sicherheit

In Toxizitätsstudien an Ratten und Hunden wurde keine spezifische Organtoxizität fest­gestellt. Apathie, Lethargie und Tremor wurden beobachtet und sind durch die pharmakologischen Wirkungen von Ami­sulprid bedingt. Erhöhte Cholesterin- und Lipidwerte im Plasma sowie transiente Tachykardien traten nur bei Hunden auf; die Bedeutung für den Menschen ist unklar.

Amisulprid zeigte keine mutagenen Effekte.

Bei Ratten und Mäusen wurden erhöhte Inzidenzen für Tumore der Brustdrüse, der Hypophyse, der Nebennieren und des endo­krinen Pankreas beobachtet. Die bereits in geringster getesteter Dosierung (30 mg/kg) aufgetretene Zunahme der Tumorhäufig­keit wird auf den Dopamin-Antagonismus und die Hyperprolaktinämie-erzeugende Wirkung von Amisulprid zurückgeführt. Die untersuchten Tierarten reagieren auf diese hormonellen Veränderungen besonders empfindlich, der Induktionsmechanismus bei Nagern ist bekannt.

Tierversuche haben Anhaltspunkte für einen Einfluss von Amisulprid auf das Wachstum und die Entwicklung der Nachkommen und auf Fertilitätsstörungen (bedingt durch die pharmakologische Wirkung auf den Pro­laktinspiegel) bei weiblichen Ratten ergeben. Missbildungen wurden jedoch nicht beob­achtet. Mögliche Auswirkungen einer präna­talen Exposition auf das Verhalten der Nach­kommen sind unzureichend untersucht.

Pharmazeutische Angaben

Liste der sonstigen Bestandteile

Amisulprid AL 100 mg Tabletten
Amisulprid AL 200 mg Tabletten

Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Maisstärke, Methylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid.

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

Lactose-Monohydrat, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Methylcellulose, basisches Butylmethacry­lat-Copolymer (Ph. Eur.), Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E 171).

Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit der Arzneimittel im unversehrten Behältnis beträgt 3 Jahre.

Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Aufbewahrung

Nicht über 30°C lagern.

Art und Inhalt des Behältnisses

PVC/Aluminium-Blisterpackungen

Amisulprid AL 100 mg Tabletten

OP mit 20 Tabletten (N1)

OP mit 50 Tabletten (N2)

OP mit 100 Tabletten (N3)

Amisulprid AL 200 mg Tabletten

OP mit 50 Tabletten (N2)

OP mit 100 Tabletten (N3)

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

OP mit 50 Filmtabletten (N2)

OP mit 100 Filmtabletten (N3)

Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

Inhaber der Zulassung

ALIUD PHARMA GmbH
Gottlieb-Daimler-Straße 19
D-89150 Laichingen

Telefon: 07333/9651-0
Telefax: 07333/21499
Internet: www.aliud.de
E-Mail: info@aliud.de

Zulassungsnummern

Amisulprid AL 100 mg Tabletten

56509.00.00

Amisulprid AL 200 mg Tabletten

56509.01.00

Amisulprid AL 400 mg Filmtabletten

56509.00.01

Datum der Erteilung der Zulassung/
Verlängerung der Zulassung

01. Juli 2004

Stand der Information

Januar 2010

Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

Hinweis:

Diese Arzneimittel enthalten einen Stoff, dessen Wirkung in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein be­kannt ist.





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