Amisulprid Dura 200mg Tabletten
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
1. Bezeichnung der Arzneimittel
Amisulprid dura 100 mg Tabletten
Amisulprid dura 200 mg Tabletten
Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff:
Amisulprid dura 100 mg Tabletten:
1 Tablette enthält 100 mg Amisulprid.
Amisulprid dura 200 mg Tabletten:
1 Tablette enthält 200 mg Amisulprid.
Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten
1 Filmtablette enthält 400 mg Amisulprid.
Sonstige Bestandteile:
Amisulprid dura 100 mg/ -200 mg Tabletten und Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten enthalten Lactose.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsformen
Amisulprid dura 100 mg Tabletten:
Weiße, runde, flache Tabletten mit Bruchkerbe.
Amisulprid dura 200 mg Tabletten:
Weiße, runde Tabletten mit Bruchkerbe, einseitig gewölbt.
Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten:
Weiße oblongförmige Filmtabletten mit einseitiger Bruchkerbe.
Amisulprid dura 100 mg/-200 mg Tablettenund Amisulprid dura 400 mg Filmtablettenkönnen in gleiche Hälften geteilt werden.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Amisulprid dura ist angezeigt für die Behandlung von akuten und chronischen schizophrenen Störungen:
– produktive Zustände mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen, Feindseligkeit, Misstrauen;
– primär negative Zustände (Defektsyndrom) mit Affektverflachung, emotionalem und sozialem Rückzug.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Es werden folgende Dosierungen empfohlen:
Produktive Zustände:
Täglich 400 – 800 mg Amisulprid.
In Einzelfällen kann die Tagesdosis auf maximal 1200 mg Amisulprid erhöht werden. Da die Verträglichkeit von Dosen über 1200 mg Amisulprid täglich nicht hinreichend belegt ist, sollten solche Dosen nicht zur Anwendung kommen.
Bei Tagesdosen über 300 mg Amisulprid sollte die jeweilige Tagesdosis auf mehrere Einnahmen verteilt werden.
Zu Behandlungsbeginn ist eine schrittweise Dosiseinstellung nicht erforderlich. Bei Patienten mit gemischten positiven und negativen Symptomen sollten die Dosen angepasst werden, um die positiven Symptome optimal zu beheben. In der Erhaltungstherapie sollte die jeweils geringste wirksame Dosis verordnet werden.
Primär negative Zustände (Defektsyndrom):
Täglich 50 – 300 mg Amisulprid. Die Dosierung sollte individuell angepasst werden.
Amisulprid kann bis zu 300 mg täglich in einer Einzeldosis verabreicht werden.
Dosierung bei besonderen Patientengruppen
Patienten mit Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Tagesdosis bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 60 ml/min halbiert und bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 10 und 30 ml/min auf ein Drittel reduziert werden. Da es keine Erfahrungen mit an schwerer Niereninsuffizienz leidenden Patienten gibt (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min), ist Amisulprid bei diesen Patienten kontraindiziert.
Patienten mit Leberinsuffizienz
Wegen der geringen hepatischen Metabolisierung von Amisulprid ist bei Patienten mit einer Leberinsuffizienz eine Dosisreduktion nicht notwendig.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Amisulprid ist kontraindiziert bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (siehe Abschnitt 4.3).
Art der Anwendung
Amisulprid dura 100 mg/-200 mg Tablettenund Amisulprid dura 400 mg Filmtablettenkönnen unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Sie sollten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.
Dauer der Anwendung
Hinreichende Erfahrungen aus kontrollierten Studien liegen über eine Zeitdauer von einem Jahr vor. Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt.
4.3 Gegenanzeigen
Amisulprid duradarf nicht angewendet werden:
– bei Überempfindlichkeit gegenüber Amisulprid oder einem der sonstigen Bestandteile des jeweiligen Arzneimittels,
– bei bestehenden prolaktinabhängigen Tumoren: hypophysäre Prolaktinome und Brustkrebs,
– bei Phäochromozytom,
– von Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 10 ml/min; hier liegen keine Erfahrungen vor),
– in Kombination mit Levodopa (siehe Abschnitt 4.5),
– in Kombination mit Arzneimitteln, die schwerwiegende Herzrhythmusstörungen auslösen können (Torsade de pointes):
– Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen der Klassen I und III (Chinidin, Disopyramid, Mexiletin, Flecainid, Propafenon, Amiodaron, Sotalol),
– Bepridil, Cisaprid, Sultoprid, Methadon, Thioridazin, intravenöse Gabe von Erythromycin, intravenöse Gabe von Vincamin, Halofantrin, Pentamidin, Sparfloxacin, Imidazol-Antimykotika (siehe auch Abschnitt 4.5 ,,Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen‘‘),
– von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre wegen mangelnder Erfahrung,
-
von Patienten über 65 Jahre wegen mangelnder Erfahrung.
-
während der Stillzeit.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei der Anwendung von Amisulprid kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auftreten. Dieses ist durch hohes Fieber, Muskelrigidität, autonome Instabilität, Bewusstseinstrübung, erhöhte Kreatinphosphokinase (CPK-Werte) charakterisiert und kann tödlich verlaufen. Deshalb sollte bei Auftreten einer Hyperthermie, insbesondere bei hohen Tagesgaben, sämtliche Antipsychotika, einschließlich Amisulprid, abgesetzt werden.
Da Amisulprid über die Nieren ausgeschieden wird, sollte bei leicht bis mittelmäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance über10 ml/min) die Tagesdosis herabgesetzt werden (siehe Abschnitt 4.2 unter ,,Dosierung, Art und Dauer der Anwendung‘‘).
Amisulprid verursacht eine dosisabhängige Verlängerung des QT-Intervalls. Dieser Effekt, der das Risiko von schweren ventrikulären Arrhythmien wie Torsade de pointes erhöht, wird bei Vorliegen kardialer Störungen, Bradykardie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und bei kongenitaler oder erworbener QT-Verlängerung verstärkt.
Vor der Anwendung von Amisulprid und je nach klinischem Zustand des Patienten wird daher empfohlen, folgende Faktoren, die das Entstehen dieser Rhythmusstörung begünstigen können, auszuschließen: Bradykardie (<55 bpm); Hypokaliämie, kongenitale QT-Verlängerung sowie die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die eine Bradykardie (<55 bpm), Hypokaliämie, Verlangsamung der intrakardialen Erregungsleitung oder eine Verlängerung des QT-Intervalls verursachen können (siehe Abschnitt 4.5 ,,Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen‘‘).
Die zerebrale Krampfbereitschaft kann erhöht werden, deshalb sollten Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie bei Therapie mit Amisulprid durasorgfältig überwacht werden.
Bei bestehender Parkinson’scher Erkrankung sollte Amisulprid duranur mit Vorsicht eingesetzt werden, da eine Verschlechterung dieser Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb sollte Amisulprid duranur dann angewendet werden, wenn eine neuroleptische Behandlung unabdingbar ist.
Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen
In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhte Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Amisulprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Bei der Behandlung mit einigen atypischen Antipsychotika, einschließlich Amisulprid, wurde über das Auftreten einer Hyperglykämie berichtet. Bei Patienten mit Diabetes mellitus oder bei Patienten mit Risikofaktoren für Diabetes, die auf Amisulprid eingestellt werden, sollte daher eine regelmäßige Kontrolle der Glukosewerte durchgeführt werden.
Thromboembolie-Risiko
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Amisulprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Absetzsymptome
In seltenen Fällen wurden nach abruptem Absetzen von hoch dosierten Antipsychotika akute Absetzsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit beschrieben. Des Weiteren kann es zu einem Wiederauftreten psychotischer Symptome kommen, und das Auftreten unwillkürlicher Bewegungsstörungen (wie Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) wurde berichtet. Daher ist ein Ausschleichen des Arzneimittels empfehlenswert.
Diese Arzneimittel enhalten Lactose-Monohydrat. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Amisulprid duranicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Amisulprid kann die zentralen Wirkungen von Alkohol verstärken. Deshalb ist während der Behandlung mit Amisulprid der gleichzeitige Genuss von Alkohol zu vermeiden.
Amisulprid duradarf nicht gleichzeitig eingenommen werden mit bestimmten Arzneimitteln, die schwerwiegende Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) auslösen können:
– bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Antiarrhythmika der Klassen I und III (Chinidin, Disopyramid, Mexiletin, Flecainid, Propafenon, Amiodaron, Sotalol),
Thioridazin, Sultoprid (Neuroleptika),
– bestimmte Antibiotika (Pentamidin), bestimmte Antimalariamittel (Halofantrin), Gyrasehemmer (Sparfloxacin), Imidazol-Antimykotika und Makrolide (intravenöse Gabe von Erythromycin),
– Cisaprid (Magen-Darm-Mittel),
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Bepridil,
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Methadon
– intravenös verabreichtes Vincamin (durchblutungsförderndes Mittel)
und mit Dopamin-Agonisten (z.B. Levodopa als Mittel gegen Parkinson-Erkrankung) wegen gegenseitiger Wirkungsabschwächung (siehe auch Abschnitt 4.3 ,,Gegenanzeigen‘‘).
Die gleichzeitige Anwendung folgender Arzneimittel wird nicht empfohlen:
– Arzneimittel, die das Risiko von schwerwiegenden Herzrhytmusstörungen (Torsades de pointes) erhöhen oder die am Herzen die Erregungsleitung beeinflussen können (QT-Verlängerung):
– Bradykardie-induzierende Arzneimittel wie Betablocker, bestimmte Calciumkanalblocker wie Diltiazem und Verapamil, Clonidin, Guanfacin, Digitalisglykoside,
– Hypokaliämie-induzierende Arzneimittel wie Diuretika, stimulierende Abführmittel, intravenöse Gabe von Amphotericin B, Glukokortikoide, Tetracosactid.
Eine Hypokaliämie muss behandelt werden.
– Neuroleptika wie Pimozid, Haloperidol,
– trizyklische Antidepressiva,
– Lithium,
– bestimmte Antihistaminika (Astemizol, Terfenadin).
Amisulprid kann die zentralen Wirkungen von Alkohol verstärken. Deshalb ist während der Behandlung mit Amisulprid der gleichzeitige Genuss von Alkohol zu vermeiden.
Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von folgenden Arzneimitteln (wegen Wirkungsverstärkung):
-
zentral wirkende Arzneimittel wie Narkotika, Anästhetika, sedativen H1-Antihistaminika, Barbiturate, Benzodiazepine und andere Anxiolytika, Clonidin und seinen Derivaten,
-
Antihypertonika und andere blutdrucksenkende Mittel.
Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit H2-Blockern wie Cimetidin liegen nicht vor.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen nur sehr begrenzte klinische Daten zu Schwangerschaften unter Amisulprid vor. In Tierversuchen gab es Hinweise, dass Amisulprid einen Einfluss auf das embryofötale Wachstum und die Entwicklung hat, aber kein teratogenes Potential besitzt. Die Unbedenklichkeit von Amisulprid in der Schwangerschaft beim Menschen wurde nicht belegt. Deshalb wird die Anwendung von Amisulprid während der Schwangerschaft nicht empfohlen, es sei denn, der Nutzen rechtfertigt das potenzielle Risiko. Wenn Amisulprid während der Schwangerschaft angewendet wird, können Neugeborene die Nebenwirkungen von Amisulprid zeigen und sollten daher entsprechend überwacht werden. Eine Abnahme der weiblichen Fertilität wurde beobachtet, die offenbar mit den pharmakologischen Wirkungen der Substanz auf die Prolaktinsekretion in Zusammenhang steht.
Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Amisulprid) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.
Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Amisulprid in die Muttermilch übergeht. Daher muß vor der Behandlung mit Amisulprid abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Amisulprid durakann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zu Grunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10),
Häufig (≥ 1/100, <1/10),
Gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100),
Selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000),
Sehr selten (<1/10.000, einschließlich Einzelfälle)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Die folgenden Nebenwirkungen wurden im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien beobachtet. Es ist zu beachten, dass es in einigen Fällen schwierig sein kann, zwischen unerwünschten Ereignissen und Symptomen der Grunderkrankung zu unterscheiden.
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: Allergische Reaktionen.
Endokrine Erkrankungen
Häufig: Erhöhung der Prolaktinkonzentration im Plasma, die nach Absetzen von Amisulprid reversibel ist. Demzufolge können Galaktorrhö, Amenorrhö oder Zyklusstörungen, Gynäkomastie, Brustschmerz, Brustvergrößerung, Prolaktinome und erektile Dysfunktion auftreten.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gelegentlich: Hyperglykämie (siehe Abschnitt 4.4).
Psychatrische Erkrankungen
Häufig: Schlaflosigkeit, Angst, Agitiertheit, Orgasmusstörungen.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: extrapyramidale Störungen, wie Tremor, Rigidität, Hypokinese, vermehrter Speichelfluss, Akathisie, Dyskinesie. Diese Symptome sind bei optimaler Dosiseinstellung meist nur schwach ausgeprägt und können teilweise ohne Unterbrechung der Behandlung mit Amisulprid durch Verabreichung von Antiparkinson-Mitteln beseitigt werden. Die Häufigkeit des Auftretens extrapyramidaler Störungen ist dosisabhängig und sehr gering bei der Behandlung von Patienten mit Dosierungen von 50-300 mg/Tag.
Häufig: akute Dystonien wie Schiefhals (Toricollis spasmodicus), Augenmuskelkrämpfe (okulogyre Krise) und Kieferkrämpfe (Trismus). Diese Effekte verschwinden ohne Unterbrechung der Behandlung mit Amisulprid nach Verabreichung von Antiparkinson-Mitteln.
Schläfrigkeit und Schwindel.
Gelegentlich: Spätdyskinesien, gekennzeichnet durch rhythmische unwillkürliche Bewegungen vorzugsweise der Zunge und/oder des Gesichts, gewöhnlich nach Langzeittherapie. Als Gegenmittel sollten Antiparkinson-Mittel nicht eingesetzt werden, da sie unwirksam sind oder die Erscheinungen verstärken können.
Krampfanfälle.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Bradykardie
Gefäßerkrankungen
Häufig: Hypotonie
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Gastrointestinale Störungen wie Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit
Untersuchungen
Häufig: Gewichtszunahme
Gelegentlich: Erhöhte Leberenzyme, insbesondere der Transaminasen
Außerdem wurden folgende Nebenwirkungen in Spontanmeldungen nach der Markteinführung berichtet:
Erkrankungen des Nervensystems
Nicht bekannt: Malignes neuroleptisches Syndrom, das tödlich verlaufen kann (siehe Abschnitt 4.4)
Herzerkrankungen
Nicht bekannt: Verlängerung des QT-Intervalls und ventrikuläre Arrhytmien, wie z.B. Torsades de pointes und ventrikuläre Tachykardien, die zu Kammerflimmern oder Herzstillstand und plötzlichem Tod führen können (siehe auch Abschnitt 4.4).
Gefäßerkrankungen
Nicht bekannt: Fälle von venösen Thromboembolien, einschließlich Fällen von Lungenembolie und tiefer Venethrombose (siehe Abschnitt 4.4).
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen
Nicht bekannt: Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6)
Allgemeine Erkrankungen
Selten: Akute Absetzsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit nach abruptem Absetzen hoher Dosen, auch Wiederauftreten psychotischer Symptome und Auftreten von unwillkürlichen Bewegungsstörungen (z.B. Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) (siehe Abschnitt 4.4)
4.9 Überdosierung
Symptome bei Überdosierung
Erfahrungen mit Überdosierungen von Amisulprid sind begrenzt. Über Verstärkung der bekannten pharmakologischen Effekte wurde berichtet. Zeichen einer Überdosierung können Benommenheit, Sedierung, komatöse Zustände, Hypotension und extrapyramidal-motorische Symptome sein.
Maßnahmen bei Überdosierung
Im Falle einer akuten Überdosierung sollte die Möglichkeit einer Intoxikation mit mehreren Arzneimitteln in Betracht gezogen werden. Da Amisulprid nur in geringen Mengen dialysierbar ist, ist eine Hämodialyse zur Elimination von Amisulprid ungeeignet. Ein spezifisches Antidot für Amisulprid ist nicht bekannt. Bei Überdosierung sollten daher unter Krankenhausbedingungen die üblichen Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden: kontinuierliche Überwachung der vitalen Parameter und des EKG (Risiko einer Verlängerung des QT-Intervalls).
Beim Auftreten ausgeprägter extrapyramidal-motorischer Störungen können Anticholinergika verabreicht werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:Benzamid-Derivat, Dopamin-Antagonist
ATC-Code: NO5AL05
Amisulprid bindet selektiv mit einer hohen Affinität an menschliche Dopamin-D2- und -D3-Rezeptor-Subtypen. Es zeigt keine Affinität zu D1-, D4- und D5-Rezeptor-Subtypen. Im Gegensatz zu klassischen und anderen atypischen Neuroleptika zeigt Amisulprid keine Affinität zu Serotonin-, alpha-adrenergen-, H1- und cholinergen Rezeptoren. Zudem bindet Amisulprid nicht an Sigma-Rezeptoren.
In höheren Dosen hat Amisulprid eine ausgeprägte Präferenz zur Antagonisierung postsynaptischer D2-Rezeptoren im limbischen System im Vergleich zu einer geringen Blockade der D2-Rezeptoren im Striatum. Im Gegensatz zu klassischen Neuroleptika führt Amisulprid nicht zu einer Katalepsie oder zu einer Hypersensibilisierung von D2-Dopaminrezeptoren nach wiederholter Anwendung.
In niedriger Dosierung blockiert Amisulprid primär präsynaptische D2-/D3-Rezeptoren.
Dieser Antagonismus führt zu einer vermehrten Dopamin-Ausschüttung, die verantwortlich ist für die desinhibierenden Effekte.
Dieses atypische pharmakologische Profil erklärt möglicherweise die klinische Wirksamkeit von Amisulprid sowohl auf die Positiv- wie auch auf die Negativsymptomatik schizophrener Störungen mit gleichzeitig geringem Auftreten extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Beim Menschen zeigen sich nach oraler Einnahme von Amisulprid zwei Maximal-Konzentrationen: Das erste Maximum wird schnell nach ca. 1 Stunde erreicht, das zweite Maximum wird 3 bis 4 Stunden nach Einnahme beobachtet. Bei einer Dosis von 50 mg Amisulprid liegen die entsprechenden Konzentrationen im Plasma bei 39 ± 3 ng/ml und 54 ± 4 ng/ml. Nach Gabe höherer Dosen kann es zu einem überproportionalem Anstieg von Cmax und AUC kommen.
Das Verteilungsvolumen der Substanz beträgt 5,8 l/kg KG. Die Bindung an Plasmaproteine ist gering (16 %), in dieser Hinsicht sind Interaktionen mit anderen Arzneimitteln nicht zu erwarten.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Amisulprid beträgt 48 %.
Amisulprid wird nur zu ca. 4 % metabolisiert; zwei pharmakologisch inaktive Metaboliten
wurden identifiziert.
Die Substanz zeigt keine Akkumulation, und das pharmakokinetische Profil bleibt nach
wiederholter Anwendung unverändert. Die Eliminations-Halbwertszeit von Amisulprid
beträgt ca. 12 Stunden nach oraler Einnahme.
Amisulprid wird über die Nieren vorwiegend unverändert ausgeschieden. Nach intravenöser Injektion werden 50 % über den Urin ausgeschieden, davon 90 % innerhalb der ersten 24 Stunden.
Die renale Clearance beträgt ca. 20 l/h bzw. 330 ml/min.
Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit (mit einem Flüssigkeitsgehalt von 68%) senkt die AUC, Tmaxund Cmaxvon Amisulprid signifikant. Nach einer fettreichen Mahlzeit wurden jedoch keine Veränderungen beobachtet. Allerdings ist nicht bekannt, inwieweit diese Ergebnisse für die klinische Routineanwendung von Bedeutung sind.Leberinsuffizienz:
Da Amisulprid nur schwach metabolisiert wird, ist bei Patienten mit Leberinsuffizienz
eine Dosisreduktion nicht notwendig.
Niereninsuffizienz:
Bei niereninsuffizienten Patienten ist die Eliminations-Halbwertszeit erhöht und die systemische Clearance um den Faktor 2,5 bis 3 vermindert. Bei leicht eingeschränkter Nierenfunktion erhöhen sich die AUC-Werte von Amisulprid auf das Doppelte, bei mittelmäßig eingeschränkter Nierenfunktion auf das Zehnfache.
Amisulprid ist nur in geringen Mengen dialysierbar.
Ältere Patienten:
Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) wurden geringe Veränderungen der Kinetik beobachtet
(AUC-Werte: +10 %), die wahrscheinlich auf eine veränderte Nierenfunktion im Alter zurückzuführen sind.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In Toxizitätsstudien an Ratten und Hunden wurde keine spezifische Organtoxizität festgestellt. Apathie, Lethargie und Tremor wurden beobachtet und sind durch die pharmakologischen Wirkungen von Amisulprid bedingt. Erhöhte Cholesterin- und Lipidwerte im Plasma sowie transiente Tachykardien traten nur bei Hunden auf, die Bedeutung für den Menschen ist unklar.
Bei Ratten und Mäusen wurden erhöhte Inzidenzen für Tumoren der Brustdrüse, der
Hypophyse, der Nebennieren und des endokrinen Pankreas beobachtet. Die bereits in geringster getesteter Dosierung (30 mg/kg) auftretende Zunahme der Tumorhäufigkeit wird auf den Dopaminantagonismus und die Hyperprolaktinämie-erzeugende Wirkung von Amisulprid zurückgeführt. Die untersuchten Tierarten reagieren auf diese hormonellen Veränderungen besonders empfindlich, der Induktionsmechanismus bei Nagern ist bekannt.
Tierversuche haben Anhaltspunkte für einen Einfluss von Amisulprid auf das Wachstum und die Entwicklung der Nachkommen und auf Fertilitätsstörungen (bedingt durch die pharmakologische Wirkung auf den Prolaktinspiegel) bei weiblichen Ratten ergeben. Missbildungen wurden jedoch nicht beobachtet. Mögliche Auswirkungen einer pränatalen Exposition auf das Verhalten der Nachkommen sind unzureichend untersucht.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Amisulprid dura 100 mg/-200 mg Tabletten:
Maisstärke, Lactose-Monohydrat, Methylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.).
Amisulprid dura 400 mg, Filmtabletten:
Tablettenkern:
Lactose-Monohydrat, Methylcellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (Ph.Eur.).
Filmüberzug:
Basisches Butylmethacrylat-Copolymer (Ph.Eur.) (MW: ca. 150000), Titandioxid (E 171), Talkum, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Macrogol 6000.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Dauer der Haltbarkeit der Fertigarzneimittel im unversehrten Behältnis: 3 Jahre.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackungen aus PVC/Aluminium-Folie.
Amisulprid dura 100 mg Tabletten
Originalpackungen mit 20, 50 und 100 Tabletten
Amisulprid dura 200 mg Tabletten
Originalpackungen mit 50 und 100 Tabletten
Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten
Originalpackungen mit 20, 50 und 100 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
7. Pharmazeutischer Unternehmer
Mylan dura GmbH
Postfach 10 06 35
64206 Darmstadt
Telefon: 06151-95 12-0
Telefax: 06151-95 12-471
Email: info@mylan-dura.de
24-Std.-Telefondienst für Notfälle: 06131-19240 (Giftnotrufzentrale Mainz)
8. Zulassungsnummern
Amisulprid dura 100 mg Tabletten:
61285.00.00
Amisulprid dura 200 mg Tabletten:
61285.01.00
Amisulprid dura 400 mg Filmtabletten:
61285.00.01
9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
21.03.2005
10. Stand der Information
Februar 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen Wirkung in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist.
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