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Amisulprid-Ratiopharm 100mg Tabletten

Document: 25.06.2010   Fachinformation (deutsch) change

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation





1. Bezeichnung der Arzneimittel



Amisulprid-ratiopharm® 100 mg Tabletten

Amisulprid-ratiopharm®200 mg Tabletten

Amisulprid-ratiopharm®400 mg Filmtabletten





2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung



Amisulprid-ratiopharm® 100 mg Tabletten

Jede Tablette enthält 100 mg Amisulprid.



Amisulprid-ratiopharm® 200 mg Tabletten

Jede Tablette enthält 200 mg Amisulprid.



Amisulprid-ratiopharm® 400 mg Filmtabletten

Jede Filmtablette enthält 400 mg Amisulprid.



Sonstige Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.





3. Darreichungsform



Amisulprid-ratiopharm® 100/200 mg Tabletten

Tablette

Weiße bis gebrochen weiße runde Tabletten mit einer Bruchkerbe.



Amisulprid-ratiopharm® 400 mg Filmtabletten

Filmtablette

Weiße bis gebrochen weiße, oblonge Filmtabletten mit einer Bruchkerbe.





4. Klinische Angaben



4.1 Anwendungsgebiete



Behandlung von akuten und chronischen schizophrenen Störungen:



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung



Hinweis:

Die Tabletten und Filmtabletten sind teilbar.



Produktive Zustände

Täglich 400-800 mg Amisulprid. In Einzelfällen kann die Tagesdosis auf maximal 1200 mg Amisulprid erhöht werden. Da die Verträglichkeit von Dosen über 1200 mg Amisulprid täglich nicht hinreichend belegt ist, sollten solche Dosen nicht zur Anwendung kommen.

Bei Tagesdosen über 300 mg Amisulprid sollte die jeweilige Tagesdosis auf mehrere Einnahmen verteilt werden.

Zu Behandlungsbeginn ist eine schrittweise Dosiseinstellung nicht erforderlich. Bei Patienten mit gemischten positiven und negativen Symptomen sollten die Dosen angepasst werden, um die positiven Symptome optimal zu beheben. In der Erhaltungstherapie sollte die jeweils geringste wirksame Dosis verordnet werden.



Primär negative Zustände (Defektsyndrom)

Täglich 50-300 mg Amisulprid. Die Dosierung sollte individuell angepasst werden. Amisulprid kann bis zu 300 mg täglich in einer Einzeldosis verabreicht werden.



Dosierung bei besonderen Patientengruppen



Patienten mit Niereninsuffizienz

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Tagesdosis bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 60 ml/min halbiert und bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 10 und 30 ml/min auf ein Drittel reduziert werden. Da es keine Erfahrungen mit an schwerer Niereninsuffizienz leidenden Patienten gibt (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min), ist Amisulprid bei diesen Patienten kontraindiziert.



Patienten mit Leberinsuffizienz

Wegen der geringen hepatischen Metabolisierung von Amisulprid ist bei Patienten mit einer Leberinsuffizienz eine Dosisreduktion nicht notwendig.





Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Amisulprid ist kontraindiziert bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (siehe Abschnitt 4.3).



Art der Anwendung

Die Tabletten bzw. Filmtabletten können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Sie sollten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.



Dauer der Anwendung

Hinreichende Erfahrungen aus kontrollierten Studien liegen über eine Zeitdauer von einem Jahr vor. Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt.



4.3 Gegenanzeigen





4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung



Bei der Anwendung von Amisulprid kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auftreten. Dieses ist durch hohes Fieber, Muskelrigidität, autonome Instabilität, Bewusstseinstrübung und erhöhte Kreatinphosphokinase (CPK-Werte) charakterisiert und kann tödlich verlaufen. Deshalb sollte bei Auftreten einer Hyperthermie, insbesondere bei hohen Tagesgaben, sämtliche Antipsychotika, einschließlich Amisulprid, abgesetzt werden.



Da Amisulprid über die Nieren ausgeschieden wird, sollte bei leicht bis mittelmäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance über 10 ml/min) die Tagesdosis herabgesetzt werden (siehe 4.2 „Dosierung, Art und Dauer der Anwendung“).



Verlängerung des QT-Intervalls

Amisulprid verursacht eine dosisabhängige Verlängerung des QT-Intervalls. Dieser Effekt, der das Risiko von schweren ventrikulären Arrhythmien wie Torsade de pointes erhöht, wird bei Vorliegen kardialer Störungen, Bradykardie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und bei kongenitaler oder erworbener QT-Verlängerung verstärkt.

Vor der Anwendung von Amisulprid und je nach klinischem Zustand des Patienten wird daher empfohlen, folgende Faktoren, die das Entstehen dieser Rhythmusstörung begünstigen können, auszuschließen: Bradykardie (< 55 bpm); Hypokaliämie, kongenitale QT-Verlängerung sowie die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die eine Bradykardie (< 55 bpm), Hypokaliämie, Verlangsamung der intrakardialen Erregungsleitung oder eine Verlängerung des QT-Intervalls verursachen können (siehe 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“).



Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen

In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Amisulprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.



Thromboembolie-Risiko

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Amisulprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.



Hyperglykämie

Bei der Behandlung mit einigen atypischen Antipsychotika, einschließlich Amisulprid, wurde über das Auftreten von Hyperglykämien berichtet. Daher sollte bei Patienten mit Diabetes mellitus oder mit Risikofaktoren für Diabetes, die auf Amisulprid eingestellt werden, eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte durchgeführt werden.



Absetzsymptome

In seltenen Fällen wurden nach abruptem Absetzen von hoch dosierten Antipsychotika akute Absetzsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit beschrieben. Des Weiteren kann es zu einem Wiederauftreten psychotischer Symptome kommen, und das Auftreten unwillkürlicher Bewegungsstörungen (wie Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) wurde berichtet. Daher ist ein Ausschleichen des Arzneimittels empfehlenswert.



Die zerebrale Krampfbereitschaft kann erhöht werden, deshalb sollten Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie bei Therapie mit Amisulprid sorgfältig überwacht werden.



Bei bestehender Parkinson’scher Erkrankung sollte Amisulprid nur mit Vorsicht eingesetzt werden, da eine Verschlechterung dieser Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb sollte Amisulprid nur dann angewendet werden, wenn eine neuroleptische Behandlung unabdingbar ist.



Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Amisulprid-ratiopharm® nicht einnehmen.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen



Amisulprid darf nicht gleichzeitig eingenommen werden mit bestimmten Arzneimitteln, die schwerwiegende Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) auslösen können:

und mit Dopamin-Agonisten (z. B. Levodopa als Arzneimittel gegen Parkinson-Erkrankung) wegen gegenseitiger Wirkungsabschwächung (siehe auch 4.3 „Gegenanzeigen“).



Die gleichzeitige Anwendung folgender Arzneimittel wird nicht empfohlen:



Arzneimittel, die das Risiko von schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) erhöhen oder die am Herzen die Erregungsleitung beeinflussen können (QT-Verlängerung):

  • Bradykardie-induzierende Arzneimittel wie Betablocker, bestimmte Calciumkanalblocker wie Diltiazem und Verapamil, Clonidin, Guanfacin, Digitalisglykoside

  • Hypokaliämie-induzierende Arzneimittel wie Diuretika, stimulierende Abführmittel, intravenöse Gabe von Amphotericin B, Glukokortikoide, Tetracosactid. Eine Hypokaliämie muss behandelt werden.

  • Neuroleptika wie Pimozid, Haloperidol

  • trizyklische Antidepressiva

  • Lithium

  • bestimmte Antihistaminika (Astemizol, Terfenadin).



Amisulprid kann die zentralen Wirkungen von Alkohol verstärken. Deshalb ist während der Behandlung mit Amisulprid der gleichzeitige Genuss von Alkohol zu vermeiden.



Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von folgenden Arzneimitteln (wegen Wirkungsverstärkung):



Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit H2-Blockern wie Cimetidin liegen nicht vor.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit



Schwangerschaft:

Es liegen nur sehr begrenzte klinische Daten zu Schwangerschaften unter Amisulprid vor. In Tierversuchen gab es Hinweise, dass Amisulprid einen Einfluss auf das embryofötale Wachstum und die Entwicklung hat, aber kein teratogenes Potenzial besitzt. Die Unbedenklichkeit von Amisulprid in der Schwangerschaft beim Menschen wurde nicht belegt. Deshalb wird die Anwendung von Amisulprid während der Schwangerschaft nicht empfohlen, es sei denn, der Nutzen rechtfertigt das potenzielle Risiko. Wenn Amisulprid während der Schwangerschaft angewendet wird, können Neugeborene die Nebenwirkungen von Amisulprid zeigen und sollten daher entsprechend überwacht werden.

Eine Abnahme der weiblichen Fertilität wurde beobachtet, die offenbar mit den pharmakologischen Wirkungen der Substanz auf die Prolaktinsekretion in Zusammenhang steht.



Stillzeit:

Es ist nicht bekannt, ob Amisulprid in die Muttermilch übergeht. Daher muss vor der Behandlung mit Amisulprid abgestillt werden.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen



Amisulprid kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.



4.8 Nebenwirkungen



Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zu Grunde gelegt:



sehr häufig

1/10

häufig

1/100 bis < 1/10

gelegentlich

1/1.000 bis < 1/100

selten

1/10.000 bis < 1/1.000

sehr selten

< 1/10.000

nicht bekannt

Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar



Die folgenden Nebenwirkungen wurden im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien beobachtet. Es ist zu beachten, dass es in einigen Fällen schwierig sein kann, zwischen unerwünschten Ereignissen und Symptomen der Grunderkrankung zu unterscheiden.



Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Allergische Reaktionen.



Endokrine Erkrankungen

Häufig: Erhöhung der Prolaktinkonzentration im Plasma, die nach Absetzen von Amisulprid reversibel ist. Demzufolge können Galaktorrhö, Amenorrhö oder Zyklusstörungen, Gynäkomastie, Brustschmerz, Brustvergrößerung, Prolaktinome und erektile Dysfunktion auftreten.



Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Gelegentlich: Hyperglykämie (siehe Abschnitt 4.4).



Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: Schlaflosigkeit, Angst, Agitiertheit, Orgasmusstörungen.



Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: extrapyramidale Störungen, wie Tremor, Rigidität, Hypokinese, vermehrter Speichelfluss, Akathisie, Dyskinesie. Diese Symptome sind bei optimaler Dosiseinstellung meist nur schwach ausgeprägt und können teilweise ohne Unterbrechung der Behandlung mit Amisulprid durch Verabreichung von Antiparkinson-Mitteln beseitigt werden. Die Häufigkeit des Auftretens extrapyramidaler Störungen ist dosisabhängig und sehr gering bei der Behandlung von Patienten mit Dosierungen von 50-300 mg/Tag.



Häufig: akute Dystonien wie Schiefhals (Torticollis spasmodicus), Augenmuskelkrämpfe (okulogyre Krise) und Kieferkrämpfe (Trismus).

Diese Effekte verschwinden ohne Unterbrechung der Behandlung mit Amisulprid nach Verabreichung von Antiparkinson-Mitteln. Schläfrigkeit und Schwindel.



Gelegentlich: Spätdyskinesien, gekennzeichnet durch rhythmische unwillkürliche Bewegungen vorzugsweise der Zunge und/oder des Gesichts, gewöhnlich nach Langzeittherapie. Als Gegenmittel sollten Antiparkinson-Mittel nicht eingesetzt werden, da sie unwirksam sind oder die Erscheinungen verstärken können.

Krampfanfälle



Herzerkrankungen

Gelegentlich: Bradykardie



Gefäßerkrankungen

Häufig: Hypotonie



Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Gastrointestinale Störungen wie Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit



Untersuchungen

Häufig: Gewichtszunahme

Gelegentlich: Erhöhte Leberenzyme, insbesondere der Transaminasen



Außerdem wurden folgende Nebenwirkungen in Spontanmeldungen nach der Markteinführung berichtet:



Erkrankungen des Nervensystems

Nicht bekannt: Malignes neuroleptisches Syndrom, das tödlich verlaufen kann (siehe Abschnitt 4.4).



Herzerkrankungen

Nicht bekannt: Verlängerung des QT-Intervalls und ventrikuläre Arrhythmien, wie z.B. Torsade de pointes und ventrikuläre Tachykardien, die zu Kammerflimmern oder Herzstillstand und plötzlichem Tod führen können (siehe auch Abschnitt 4.4).



Gefäßerkrankungen

Nicht bekannt: Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose)

.



Allgemeine Erkrankungen

Selten: Akute Absetzsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit nach abruptem Absetzen hoher Dosen, auch Wiederauftreten psychotischer Symptome und Auftreten von unwillkürlichen Bewegungsstörungen (z. B. Akathisie, Dystonie und Dyskinesie) (siehe Abschnitt 4.4).





4.9 Überdosierung



Symptome bei Überdosierung

Erfahrungen mit Überdosierungen von Amisulprid sind begrenzt. Über Verstärkung der bekannten pharmakologischen Effekte wurde berichtet. Zeichen einer Überdosierung können Benommenheit, Sedierung, komatöse Zustände, Hypotension und extrapyramidal-motorische Symptome sein.



Maßnahmen bei Überdosierung

Im Falle einer akuten Überdosierung sollte die Möglichkeit einer Intoxikation mit mehreren Arzneimitteln in Betracht gezogen werden. Da Amisulprid nur in geringen Mengen dialysierbar ist, ist eine Hämodialyse zur Elimination von Amisulprid ungeeignet. Ein spezifisches Antidot für Amisulprid ist nicht bekannt. Bei Überdosierung sollten daher unter Krankenhausbedingungen die üblichen Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden: Kontinuierliche Überwachung der vitalen Parameter und des EKG (Risiko einer Verlängerung des QT-Intervalls).

Beim Auftreten ausgeprägter extrapyramidal-motorischer Störungen können Anticholinergika verabreicht werden.





5. Pharmakologische Eigenschaften



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften



Pharmakotherapeutische Gruppe: Benzamid-Derivat, Dopamin-Antagonist



ATC-Code: NO5AL05



Amisulprid bindet selektiv mit einer hohen Affinität an menschliche Dopamin-D2- und -D3-Rezeptor-Subtypen. Es zeigt keine Affinität zu D1-, D4- und D5-Rezeptor-Subtypen.

Im Gegensatz zu klassischen und anderen atypischen Neuroleptika zeigt Amisulprid keine Affinität zu Serotonin-, -adrenergen-, H1- und cholinergen Rezeptoren. Zudem bindet Amisulprid nicht an σ-Rezeptoren.

In höheren Dosen hat Amisulprid eine ausgeprägte Präferenz zur Antagonisierung postsynaptischer D2-Rezeptoren im limbischen System im Vergleich zu einer geringen Blockade der D2-Rezeptoren im Striatum. Im Gegensatz zu klassischen Neuroleptika führt Amisulprid nicht zu einer Katalepsie oder zu einer Hypersensibilisierung von D2-Dopaminrezeptoren nach wiederholter Anwendung.

In niedriger Dosierung blockiert Amisulprid primär präsynaptische D2-/D3-Rezeptoren. Dieser Antagonismus führt zu einer vermehrten Dopamin-Ausschüttung, die verantwortlich ist für die desinhibierenden Effekte.

Dieses atypische pharmakologische Profil erklärt möglicherweise die klinische Wirksamkeit von Amisulprid sowohl auf die Positiv- wie auch auf die Negativsymptomatik schizophrener Störungen mit gleichzeitig geringem Auftreten extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen.



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften



Beim Menschen zeigen sich nach oraler Einnahme von Amisulprid zwei Maximal-Konzentrationen: Das erste Maximum wird schnell nach ca. 1 Stunde erreicht, das zweite Maximum wird 3 bis 4 Stunden nach Einnahme beobachtet. Bei einer Dosis von 50 mg Amisulprid liegen die entsprechenden Konzentrationen im Plasma bei 39 ± 3 ng/ml und 54 ± 4 ng/ml. Nach Gabe höherer Dosen kann es zu einem überproportionalen Anstieg von Cmax und AUC kommen.

Das Verteilungsvolumen der Substanz beträgt 5,8 l/kg KG. Die Bindung an Plasmaproteine ist gering (16 %), in dieser Hinsicht sind Interaktionen mit Arzneimitteln nicht zu erwarten.

Die absolute Bioverfügbarkeit von Amisulprid beträgt 48 %.

Amisulprid wird nur zu ca. 4 % metabolisiert; zwei pharmakologisch inaktive Metaboliten wurden identifiziert.

Die Substanz zeigt keine Akkumulation, und das pharmakokinetische Profil bleibt nach wiederholter Anwendung unverändert. Die Eliminations-Halbwertszeit von Amisulprid beträgt ca. 12 Stunden nach oraler Einnahme.

Amisulprid wird über die Nieren vorwiegend unverändert ausgeschieden. Nach intravenöser Injektion werden 50 % über den Urin ausgeschieden, davon 90 % innerhalb der ersten 24 Stunden. Die renale Clearance beträgt ca. 20 l/h bzw. 330 ml/min.

Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit (mit einem Flüssigkeitsgehalt von 68 %) senkt die AUC, Tmax und Cmax von Amisulprid signifikant. Nach einer fettreichen Mahlzeit wurden jedoch keine Veränderungen beobachtet. Allerdings ist nicht bekannt, inwieweit diese Ergebnisse für die klinische Routineanwendung von Bedeutung sind.



Leberinsuffizienz

Da Amisulprid nur schwach metabolisiert wird, ist bei Patienten mit Leberinsuffizienz eine Dosisreduktion nicht notwendig.



Niereninsuffizienz

Bei niereninsuffizienten Patienten ist die Eliminations-Halbwertszeit erhöht und die systemische Clearance um den Faktor 2,5 bis 3 vermindert. Bei leicht eingeschränkter Nierenfunktion erhöhen sich die AUC-Werte von Amisulprid auf das Doppelte, bei mittelmäßig eingeschränkter Nierenfunktion auf das Zehnfache.

Amisulprid ist nur in geringen Mengen dialysierbar.



Ältere Patienten

Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) wurden geringe Veränderungen der Kinetik beobachtet (AUC-Werte: + 10 %), die wahrscheinlich auf eine veränderte Nierenfunktion im Alter zurückzuführen sind.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit



In Toxizitätsstudien an Ratten und Hunden wurde keine spezifische Organtoxizität festgestellt. Apathie, Lethargie und Tremor wurden beobachtet und sind durch die pharmakologischen Wirkungen von Amisulprid bedingt. Erhöhte Cholesterin- und Lipidwerte im Plasma sowie transiente Tachykardien traten nur bei Hunden auf, die Bedeutung für den Menschen ist unklar. Amisulprid zeigte keine mutagenen Effekte.

Bei Ratten und Mäusen wurden erhöhte Inzidenzen für Tumoren der Brustdrüse, der Hypophyse, der Nebennieren und des endokrinen Pankreas beobachtet. Die bereits in geringster getesteter Dosierung (30 mg/kg) auftretende Zunahme der Tumorhäufigkeit wird auf den Dopaminantagonismus und die Hyperprolaktinämie-erzeugende Wirkung von Amisulprid zurückgeführt. Die untersuchten Tierarten reagieren auf diese hormonellen Veränderungen besonders empfindlich, der Induktionsmechanismus bei Nagern ist bekannt.

Tierversuche haben Anhaltspunkte für einen Einfluss von Amisulprid auf das Wachstum und die Entwicklung der Nachkommen und auf Fertilitätsstörungen (bedingt durch die pharmakologische Wirkung auf den Prolaktinspiegel) bei weiblichen Ratten ergeben. Missbildungen wurden jedoch nicht beobachtet. Mögliche Auswirkungen einer pränatalen Exposition auf das Verhalten der Nachkommen sind unzureichend untersucht.





6. Pharmazeutische Angaben



6.1 Liste der sonstige Bestandteile



Amisulprid-ratiopharm® 100 mg/200 mg Tabletten

Maisstärke, Lactose-Monohydrat, Methylcellulose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.).



Amisulprid-ratiopharm® 400 mg Filmtabletten

Lactose-Monohydrat, Methylcellulose, Carboxymethylstärke, Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (Ph.Eur.). Filmüberzug: Poly[butylmethacrylat-co-(2-dimethylaminoethyl)-methacrylat-co-methylmethacrylat] (1 : 2 : 1), Titandioxid (E 171), Talkum, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Macrogol 6000.



6.2 Inkompatibilitäten



Nicht zutreffend



6.3 Dauer der Haltbarkeit



3 Jahre



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung



Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses



Blisterpackungen aus PVC/Aluminium-Folie.



Amisulprid-ratiopharm® 100 mg Tabletten

Packungen mit 20, 50 und 100 Tabletten (N1/N2/N3)



Amisulprid-ratiopharm® 200 mg Tabletten

Packungen mit 50 und 100 Tabletten (N2/N3)



Amisulprid-ratiopharm® 400 mg Filmtabletten

Packungen mit 20, 50 und 100 Filmtabletten (N1/N2/N3)



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung



Keine speziellen Hinweise.





7. INHABER DER ZULASSUNG



ratiopharm GmbH

Graf-Arco-Str. 3

89079 Ulm





8. Zulassungsnummern



Amisulprid-ratiopharm® 100 mg Tabletten

61288.00.00



Amisulprid-ratiopharm®200 mg Tabletten

61288.01.00



Amisulprid-ratiopharm®400 mg Filmtabletten

61288.00.01





9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG





Datum der Erteilung der Zulassung: 21.März 2005





10. Stand der Information



Juni 2010





11. Verkaufsabgrenzung



Verschreibungspflichtig



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