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Amoxi-Clavulan Al 875 Mg/125 Mg Tabletten

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FA Anlage


zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 51830.01.00


FB Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation


FC 1. Bezeichnung des Arzneimittels


Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten.


FD 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Eine Tablette enthält 875 mg Amoxicillin (als Amoxicillin-Trihydrat) und 125 mg Clavulansäure (als Kaliumclavulanat).


Hilfsstoffe siehe unter 6.1.


FE 3. Darreichungsform


Tablette


Gelblich weiße oder hellgelbe, längliche, bikonvexe Tablette mit einer Bruchkerbe auf der einen Seite und der Prägung 1000 auf der anderen Seite.


FG 4. Klinische Angaben


FH 4.1 Anwendungsgebiete


Zur Behandlung von bakteriellen Infektionen verursacht durch Gram-negative und Gram-positive, Amoxicillin-resistente Erreger, deren Resistenz auf Betalaktamasen beruht, die aber empfindlich gegen die Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure sind (siehe 5.1).


Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten ist geeignet zur Behandlung folgender Indikationen:


Infektionen *der oberen und unteren Atemwege einschließlich

- Otitis media

- akute Sinusitis

- akute Exazerbation einer chronischen Bronchitis

- ambulant erworbene Pneumonie

*der Niere und der ableitenden Harnwege

*der Haut und Weichteile


Vor einer Verschreibung von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten müssen die offiziellen Empfehlungen zum angemessenen Gebrauch von Antibiotika berücksichtigt werden.


FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Dosierung

Die Dosierung von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten hängt vom Alter, Körpergewicht und der Nierenfunktion, vom Schweregrad und dem Ort der Infektion sowie von den vermuteten bzw. nachgewiesenen Erregern ab.


Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit einem Körpergewicht über 40 kg:

Die übliche Dosierung beträgt 2mal täglich 875/125 mg. Die Einzeldosis ist in regelmäßigen Abständen, idealerweise alle 12 Stunden, einzunehmen.


Kinder mit einem Körpergewicht von ca. 12-40 kg (im Alter zwischen 2 und 12 Jahren):

Wegen seiner Stärke ist Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten für Kinder mit einem Körpergewicht unter 40 kg (2-12 Jahre) nicht geeignet. Für diese Patientengruppe stehen andere Stärken von Amoxicillin/Clavulansäure zur Verfügung.


Ältere Patienten:

Obwohl bei gesunden älteren Patienten keine Dosisreduktion erforderlich ist, sind diese Patienten mit Vorsicht zu behandeln, und eine regelmäßige Kontrolle der Leberfunktion ist in Erwägung zu ziehen (siehe 4.8).


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:

Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist die Ausscheidung von Clavulanat und Amoxicillin durch die Niere verzögert. Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten sollte nur an Patienten mit einer glomerulären Filtrationsrate >30 ml/min gegeben werden. Dann ist keine Dosisanpassung erforderlich.


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:

Bei Patienten, bei denen es im Rahmen einer früheren Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure zu einer Leberfunktionsstörung gekommen ist, darf Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten nicht angewendet werden (siehe 4.3). Bei Patienten mit einer nicht auf die Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure zurückzuführenden Leberfunktionsstörung in der Vorgeschichte sind die Leberfunktionswerte während der Behandlung zu kontrollieren. Dies empfiehlt sich auch bei Patienten mit Symptomen einer Leberfunktionsstörung. Bei einer Verschlechterung der Leberwerte ist die Behandlung zu überprüfen.


Art der Anwendung

Die Tabletten sind mit Wasser einzunehmen und sie können zerkaut werden.


Zur Vermeidung von Magen-Darm-Beschwerden sollte die Einnahme von Amoxicillin/Clavulansäure am besten unmittelbar vor einer Mahlzeit erfolgen.


Dauer der Anwendung

In der Regel wird Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten nach Besserung der klinischen Symptomatik noch weitere 3 oder 4 Tage eingenommen. Bei der Behandlung von Infektionen mit beta-hämolysierenden Streptokokken muss zur Vorbeugung von Spätschäden (z.B. rheumatischem Fieber, Glomerulonephritis) mindestens 10 Tage lang therapiert werden. Ohne Kontrolle der Leberfunktion sollte Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten allerdings nicht länger als 14 Tage angewendet werden (siehe 4.4).


FI 4.3 Gegenanzeigen


- Überempfindlichkeit gegen Amoxicillin, Clavulansäure oder einen der Hilfsstoffe.

- Überempfindlichkeit gegen andere Betalaktam-Antibiotika, wie z.B. Penicilline und Cephalosporine.

- Ikterus oder Leberfunktionsstörung im Zusammenhang mit einer früheren Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure.

Bei Patienten mit infektiöser Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Patienten mit lymphatischer Leukämie besteht ein erhöhtes Exanthemrisiko. Daher darf Amoxicillin/Clavulansäure bei diesen Krankheiten nicht zur Behandlung gleichzeitig auftretender bakterieller Infektionen angewendet werden.


FK 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Nach oraler Gabe von Amoxicillin/Clavulansäure ist in seltenen Fällen über schwerwiegende und gelegentlich auch letale Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktische Reaktionen) berichtet worden (siehe 4.8). Solche Reaktionen treten zwar bei Patienten mit anamnestisch bekannter Überempfindlichkeitgegen Betalaktame häufiger auf, können aber auch ohne entsprechende Vorgeschichte vorkommen.

Die Behandlung mit Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten ist sofort abzubrechen und durch eine andere geeignete Therapie zu ersetzen. Zur Behandlung der Symptome einer anaphylaktischen Reaktion sind ggf. geeignete Therapiemaßnahmen, wie z.B. die sofortige Gabe von Epinephrin, intravenös zu applizierender Steroide und die Behandlung der Ateminsuffizienz, zu ergreifen.


Bei Patienten mit allergischer Diathese oder Asthma muss Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten mit Vorsicht angewendet werden, da bei diesen Patienten eher eine allergische Reaktion auftritt.


Wie bei anderen Breitbandantibiotika kann es durch Überwucherung mit nicht empfindlichen Erregern (einschließlich Pilzen) zu Superinfektionen kommen.


Wenn eine Superinfektion auftritt, ist das Arzneimittelabzusetzen und/oder eine entsprechende Therapieeinzuleiten.


Patienten mit schweren Magen-Darm-Störungen mit Erbrechen und/oder Durchfall sollten nicht mit Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten behandelt werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist. In solchen Fällen empfiehlt sich die parenterale Behandlung.


Bei Auftreten von schweren, anhaltenden Durchfällen ist an eine pseudomembranöse Kolitis zu denken; wenn diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, muss die Behandlung abgebrochen werden und es sind entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Auch beim Auftreten einer hämorrhagischen Kolitis sind die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Anwendung peristaltikhemmender Arzneimittel ist in diesen Fällen kontraindiziert.


Bei der Anwendung von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten bei Patienten mit Hinweisen auf eine Leberfunktionsstörung oder mit einer schweren Leberfunktionsstörung ist Vorsicht geboten. Bei Patienten mit Symptomen einer Leberschädigung sind die Leberfunktionswerte regelmäßig zu kontrollieren, und bei einer Verschlechterung der Werte während der Behandlung ist ein Therapieabbruch zu erwägen.


Bei einer glomerulären Filtrationsrate 30 ml/min wird die Anwendung von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten nicht empfohlen (siehe 4.2 und 4.3).

Bei einer Langzeitbehandlung (über mehr als 10-14 Tage) sind regelmäßige Kontrollen der Nieren- und Leberfunktion angezeigt.


Bei hohen Amoxicillinkonzentrationen im Urin kann es in Harnkathetern zur Ausfällung von Amoxicillin kommen. In diesen Fällen ist der Katheter daher regelmäßig zu kontrollieren.


Bei hoher Dosierung ist zur Minimierung des Risikos einer Amoxicillin-Kristallurie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Urinausscheidung zu achten.


Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg enthält pro Tablette 24,5 mg Kalium.


Enthält Sucrose (Saccharose). Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten darf von Patienten mit seltenen hereditärer Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel nicht angewendet werden.


FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Andere Antibiotika oder Chemotherapeutika

Bei gleichzeitigerAnwendung von Makroliden, Tetracyclinen, Sulfonamiden oder Chloramphenicol besteht die Möglichkeiteiner Antagonisierung der antibakteriellen Wirkung von Amoxicillin.


Probenecid

Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid wird nicht empfohlen. Bei gleichzeitiger Gabe von Probenecid kommt es durch Hemmung der renalen Ausscheidung zur Steigerung und Verlängerung der Amoxicillin-Konzentrationin Serum und Galle. Die Ausscheidung der Clavulansäure bleibt davon aber unberührt.


Allopurinol

Bei gleichzeitiger Anwendung von Allopurinol und Amoxicillin kommt es vermehrt zu allergischen Hautreaktionen.


Digoxin

Bei gleichzeitiger Gabe von Amoxicillin und Digoxin ist über erhöhte Digoxinspiegel im Serum berichtet worden.


Disulfiram

Amoxicillin sollte (wegen des Acetaldehydeffekts) nicht zusammen mit Disulfiram eingenommen werden.


Methotrexat

Bei gleichzeitiger Anwendung von Methotrexat kann dessen Toxizität (z.B. Myelosuppression und Mukositis) verstärkt werden. Bei gleichzeitigmit Amoxicillin behandelten Patienten sind die Methotrexatspiegel im Serum engmaschig zu überwachen. Amoxicillin verringert die renale Clearance von Methotrexat, wahrscheinlichinfolge Kompetition um die tubuläre Sekretion.


Venlafaxin

Bei gleichzeitiger Anwendung von Venlafaxin kann es vermehrtzur Ausbildung eines Serotoninsyndroms kommen.


Blutgerinnungshemmende Arzneimittel

Bei gleichzeitiger Anwendung von Antikoagulantien vom Cumarintyp, wie z.B. Warfarin, ist eine Verlängerung der Prothrombinzeit beobachtet worden.


Orale hormonale Kontrazeptiva

Die gleichzeitige Anwendung von Amoxicillin und oralen Kontrazeptiva wird mit einer Abnahme der Östrogen- und Progesteronspiegel im Plasma in Zusammenhang gebracht und kann zu einer verminderten Wirksamkeit der hormonalen Kontrazeptiva führen. Patienten sollten angewiesen werden, nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen zusätzlich anzuwenden.


Sonstige Wechselwirkungen

Nichtenzymatische Methoden zur Bestimmung des Harnzuckers können falsch positiv ausfallen. Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört werden.


Durch Amoxicillin kann es bei Schwangeren zu einer verminderten Östriolausscheidung im Urin kommen.


Bei Durchfall kann die Resorption anderer Arzneistoffe und damit deren Wirksamkeit vermindert sein.


Bei forcierter Diurese kommt es zur verstärkten Amoxicillinausscheidung und damit zu einer Abnahme der Serumkonzentrationen.


FL 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit


Nach Gabe von Amoxicillin/Clavulansäure an Schwangere konnten beim Feten oder Neugeborenen keine schädlichen Wirkungen festgestellt werden.


In einer einzigen Studie an Frauen wurde allerdings nach vorzeitigem Blasensprung über einen möglichen Zusammenhang zwischen der prophylaktischen Gabe von Amoxicillin/Clavulansäure und einem erhöhten Risiko für nekrotisierende Enterokolitis beim Neugeborenen berichtet.


Vorsichtshalber sollte Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten während der Schwangerschaftnur nach erfolgter Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt angewendet werden. Im ersten Trimenon ist die Anwendung von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten zu vermeiden.


Beide Substanzen sind plazentagängig und werden mit der Muttermilch ausgeschieden. (Über die Wirkungen der Clavulansäure auf den gestillten Säugling ist nichts bekannt). Da es daher beim gestillten Säugling zu Durchfällen und Pilzbesiedlung der Schleimhäute kommen kann, muss ggf. abgestillt werden. An die Möglichkeiteiner Sensibilisierung ist zu denken.


Vorsichtshalber sollte Amoxicillin/Clavulansäure während der Stillzeit nur nach erfolgter Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt zur Anwendung kommen.



FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Amoxicillin/Clavulansäure hat einen geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen. Unter Amoxicillin/Clavulansäure kann es manchmal zu unerwünschten Reaktionen, z.B. selten zu Schwindel und noch seltener zu Krampfanfällen, kommen, die die Fähigkeit zum Führen eines Fahrzeugs, zum Bedienen von Maschinen und/oder zum sicheren Arbeiten einschränken (siehe 4.8).


FJ 4.8 Nebenwirkungen


Insgesamt wurden unerwünschte Ereignisse bei 13% der Patienten verzeichnet.


Allergische Reaktionen

Allergische Hautreaktionen sind häufiger als bei anderen Penicillinen und meist makulopapulös. In einer geringen Zahl der Fälle kommt es 5-11 Tage nach Therapiebeginn zu einem als "fifth day rash” bezeichneten morbilliformen Exanthem. Dieses hängt von der Dosis und dem Zustand des Patienten ab.


Magen-Darm-Trakt

Magen-Darm-Beschwerden sind im Allgemeinennur vorübergehendund nicht stark ausgeprägt. Durch Einnahme der Tabletten vor den Mahlzeiten lassen sich diese Beschwerden in aller Regel beherrschen.


Leberfunktion

Die Nebenwirkungen an der Leber treten vorwiegend bei männlichen und älteren Patienten, insbesonderebei Patienten über 65 Jahren, auf. Bei einer Behandlungsdauer über 14 Tagenerhöht sich dieses Risiko. Bei Kindern ist über derartige Reaktionen sehr selten berichtet worden.

Die Anzeichen und Symptome treten in der Regel während der Behandlung oder kurz danach auf. In einigen Fällen können diese aber auch erst einige Wochen nach Therapieende in Erscheinung treten. Die Nebenwirkungen an der Leber sind meist nur vorübergehend, gelegentlich aber stark ausgeprägt. Sehr selten wurde über tödlich verlaufende Fälle berichtet. In der Regel handelte es sich dabei um Patienten mit schweren Grunderkrankungen oder Patienten, die Amoxicillin/Clavulansäure zusammen mit potentiell hepatotoxischen Mitteln angewendet haben.


Nachfolgend sind die Nebenwirkungen nach Systemorganklassen getrennt und je nach absteigender Häufigkeit aufgelistet.


Häufig (>1/100, <1/10)

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfälle oder weiche Stühle, Enantheme (insbesondere im Mundbereich), Mundtrockenheit, Geschmacksstörungen.


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Bauchschmerzen.

Erkrankungen des Immunsystems: Überempfindlichkeit Typ I (wie Urtikaria, Purpura). Das sofortige Auftreten von Urtikaria weist auf eine allergische Reaktion auf Amoxicillin hin, und die Behandlung ist daher abzubrechen.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Exanthem, Pruritus.


Gelegentlich (>1/1000, <1/100)

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Dyspepsie.


Selten (>1/10000, <1/1000)

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:Blutbildveränderungen, Thrombozytosen.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Interstitielle Candidiasis.

Affektionen der Leber und Gallenblase: Cholestatischer Ikterus, Hepatitis.

Erkrankungen des Immunsystems: Serumkrankheit, angioneurotisches Ödem (Quincke-Ödem), allergische Vaskulitis, Eosinophilie, Arzneimittelfieber, Larynxödem, hämolytische Anämie.

Untersuchungen: Blutungszeit (verlängert), Verlängerung der Prothrombinzeit, mäßiger und vorübergehender Anstieg der Leberenzyme.

Erkrankungen des Nervensystems: Schwindel, Kopfschmerzen, Krampfanfälle (in Fällen von eingeschränkter Nierenfunktion oder bei hoher Dosierung).

Psychatrische Erkrankungen: Hyperkinesien (reversibel).

Erkrankungen der Nieren und Harnwege: Interstitielle Nephritis.


Sehr selten (<1/10000)

Erkrankungen des Blutes: Leukopenie, Thrombozytopenie, Granulozytopenie, Panzytopenie, Anämie oder Myelosuppression. Diese Symptome sind nach Therapieende reversibel.

Ebenfalls beobachtet wurden pseudomembranöse Kolitis, anaphylaktische Reaktionen, Erythema exsudativum multiforme (einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom), bullöse bzw. exfoliative Dermatitis (einschließlich Lyell-Syndrom), Ausbildung einer schwarzen Haarzunge sowie Zahnverfärbungen.


Eine pseudomembranöse Kolitis und schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. anaphylaktische Reaktionen) können in bestimmten Fällen lebensbedrohlich sein. Daher muss unverzüglich ein Arzt konsultieren werden, wenn solche Nebenwirkungenplötzlich oder unerwartet stark in Erscheinung treten. Siehe 4.4.


Bei Auftreten von (epileptiformen) Krampfanfällen sind die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen angezeigt (z.B. Freihalten der Atemwege, Gabe von Antikonvulsiva wie Diazepam oder Barbiturate).


Bei allergischen Reaktionen sind die notwendigen Notfallmaßnahmen angezeigt.


FO 4.9 Überdosierung


Symptome einer Intoxikation

Die Symptome einer Überdosierung entsprechen im Wesentlichendem Spektrum der Nebenwirkungen (siehe 4.8).

Eine Überdosierungkann zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall mit möglichen Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts führen.


Therapiemaßnahmen bei Intoxikation

Es gibt kein spezifisches Antidot bei einer Überdosierung.

Erbrechen sollte ausgelöst oder Magenspülung durchgeführt werden, gefolgt von der Gabe von Aktivkohle und einem osmotisch wirksamen Abführmittel (Glaubersalz). Der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt sollten aufrechterhalten werden. Krampfanfälle können mit Diazepam behandelt werden. Andere Symptome sollten symptomatisch behandelt werden.

Bei schwerer Niereninsuffizienz muss eine Hämodialyse durchgeführt werden.


FF 5. Pharmakologische Eigenschaften


F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Betalaktam-Antibiotika; Kombination aus einem Penicillin und Betalaktamase-Hemmer, ATC-Code: J01CR02


Wirkmechanismus

Amoxicillin ist ein bakterizid wirkendes halbsynthetisches Aminobenzylpenicillin und gehört zur Gruppe der Breitbandantibiotika. Es hemmt die Quervernetzung von Zellwandstrukturen durch Bindung an das Enzym Transpeptidase. Die daraus resultierende Instabilität führt über Lyse zum Zelltod. Durch die Betalaktamase-hemmende Wirkung von Clavulanat (Clavulansäure) wird das Wirkungsspektrum von Amoxicillin auf ein breiteres Erregerspektrum erweitert, das dann auch viele gegen andere Betalaktam-Antibiotika resistente Keime umfasst.


Clavulanat ist ein natürliches Produkt von Streptomyces clavuligerus und mit dem Penicillin-Grundgerüst strukturverwandt. Clavulanat besitzt eine schwache antibakterielle Eigenwirkung. Die Clavulansäure ist eine mit Amoxicillin und anderen Penicillinen strukturverwandte Betalaktam-Verbindung, bei der die Amidbindung der Betalaktam-Gruppe des Grundgerüsts erhalten bleibt.


Die Hauptwirkung von Clavulanat ist die enzymhemmende Wirkung, die Amoxicillin vor dem Abbau durch die meisten allgemein vorkommenden Betalaktamasen der Staphylokokken und die meisten plasmidcodierten Betalaktamasen Gram-negativer Bakterien schützt.


Grenzkonzentrationen (Breakpoints):

Die Amoxicillin/Clavulansäure MHK-Breakpoints (nach dem NCCLS) einer Reihe wichtiger Erreger werden nachstehend als empfindlich, mäßig empfindlichoder resistent eingestuft.



empfindlich

weniger empfindlich

resistent

Entero-bacteriaceae

<8/4 mg/l

16/8 mg/l

>32/16 mg/l

Staphylokokken

<4/2 mg/l


>8/4 mg/l

Haemophilus spp.

<4/2 mg/l


>8/4 mg/l

Streptococcus pneumonia

<0,5/0.25 mg/l

1/0,5 mg/l

>2/1 mg/l


Empfindlichkeit

Das Vorkommen von Resistenzen kann je nach Erreger geographisch schwanken; daher sind insbesondere bei der Behandlung schwerer Infektionen lokale Resistenzdaten erforderlich. Gleichzeitig können an Hand der allgemein anerkannten Breakpoints (siehe Tabelle) oder allgemeiner Angaben als mäßig empfindlich oder resistent eingestufte Erreger in der klinischen Praxis in Abhängigkeit vom jeweiligen Infektionsort dennoch empfindlich sein. Die nachfolgende Tabelle kann nur einen Anhalt für die Wahrscheinlichkeit geben, mit der die jeweiligen Erreger gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure empfindlich sind oder nicht. Begrenzte Angaben zu erworbenen Resistenzen im Europäischen Raum werden für einzelne Erreger ebenfalls angegeben.


ERREGER

RESISTENZ-PRÄVALENZ IN DER EU 1

EmpfindlicH


Gram-positive Erreger

Enterococcus faecalis5

<1%

Listeria monocytogenes


Staphyloccus aureus

(Methicillin-S)1


Streptococcus pneumoniae1,4

0% - 23,4%

Streptococcus pyogenes1


Gram-negative Erreger

Brucella spp.


Bordetella spp.


Haemophilus influenzae4

<1%

Legionella spp.


Moraxella catarrhalis1,4

0%

Neisseria gonorrhoeae4




Neisseria meningitidis5


Proteus mirabilis4

2,7 – 3,6%2

Salmonella spp.4

15%

Anaerobier


Bacteroides fragilis4


Clostridium difficile


Clostridium perfringens


Peptostreptococcus spp.


MÄSSIG EMPFINDLICH


Gram-negative Erreger


Escherichia coli1,4

0 – 16,7%

Klebsiella pneumoniae1,4

0 – 9,1%

Proteus vulgaris4


Shigella spp.4

Bis zu 21%3



RESISTENT


Gram-positive Erreger


Staphylococcus aureus4

(Methicillin-R)

Bis zu 79%

Gram-negative Erreger


Enterobacter aerogenes4


Enterobacter cloacae4

82%

Morganella morganii4

94,3%

Pseudomonas aeruginosa4


Serratia spp.4


Providentia rettgeri4


Andere


Chlamydia spp.


Mycoplasma spp.


Rickettsia spp.



1) Die klinische Wirksamkeit ist für empfindliche Spezies in den zugelassenen klinischen Indikationen für empfindliche Isolate nachgewiesen.

2) Basiert auf Angaben aus Frankreich und Deutschland.

3) Basiert auf Angaben aus Spanien.

4) Spezies mit Betalaktamase-bildenden Stämmen.

5) Betalaktamase-bildende Stämme sind gelegentlich gefunden worden.


Kreuzresistenz

Insbesondere gegen andere Betalaktam-Antibiotika und Makrolide sind Kreuzresistenzen möglich; diese hängen von der Art des Resistenzmechanismus des jeweiligen Erregers ab.


F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Nach oraler Einmalgabe von Amoxi-Clavulan AL 875 mg/125 mg Tabletten werden nach ca. 1,5 h (tmax) Amoxicillin-Plasmaspitzenspiegel (Cmax) von ca. 12 g/ml und nach ca. 1 h Clavulanat-Plasmaspitzenspiegel von ca. 3 g/ml erreicht. Die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve


(AUC) beträgt für Amoxicillin ca. 33 und für Clavulanat 6 g∙h/l. Ungefähr 70 bis 90% einer oral applizierten Amoxicillindosis werden systemisch resorbiert. Die absolute orale Bioverfügbarkeit von Clavulanat schwankt und zwar zwischen 31 und 99%.

Amoxicillin und Clavulansäure werden zu 17-20% bzw. zu 22% an Plasmaeiweiß gebunden.

Die Gesamtclearance beider Wirkstoffe lag im Mittel bei ca. 25 l/h, und die durchschnittliche Halbwertszeit (t½) der beiden Wirkstoffe betrug 1,1 bzw. 0,9 h. Die renale Ausscheidung von unverändertem Amoxicillin und Clavulanat lag innerhalb von 6 h bei 60-80% bzw. bei 30-50%.


Obwohl der größte Teil einer Amoxicillindosis unverändert ausgeschieden wird, kommt es dennoch in gewissem Umfang zur Hydrolyse des Betalaktam-Rings, wobei Penicillin- und Penamaldinsäure als ebenfalls mit dem Urin ausgeschiedene Hauptmetaboliten entstehen. Clavulanat wird durch Hydrolyse und nachfolgende Decarboxylierung in erheblichem Umfang metabolisiert.


F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Sowohl bei ausgewachsenen als auch bei neugeborenen Tieren ist die akute Toxizität sehr gering. Die LD50der Clavulansäure wird durch den Kaliumgehalt bestimmt. Bei gleichzeitiger Gabe von Clavulansäure und Amoxicillin zeigte sich keine unerwartete oder synergistische Toxizität.


Chronische Toxizität:

Bei hoher Dosierung (entsprechend der 20- bis 50fachen Maximaldosierung beim Menschen) wurden leichte hämatologische und blutchemische Veränderungen registriert, die nach Behandlungsende voll reversibel waren.


Mutagenes und tumorigenes Potential:

In vitround in vivofanden sich keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung der Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure.


Reproduktionstoxizität:

In Untersuchungen an Ratten und Mäusen wurden in Dosierungen von bis zu 1000 mg/kg/Tag keine negativen Einflüsse auf Gravidität, embryoletale Effekte oder Anomalien beobachtet. Nach Gabe von 200 oder 500 mg/kg/Tag- mit dem Futter in der Fetalphase und während der Laktation waren die Geburtsgewichte der exponierten Ratten eindeutig geringer als in der Kontrollgruppe. Fehlbildungen oder sonstige Anomalien wurden nicht beobachtet.



FR 6. Pharmazeutische Angaben


F7 6.1 Hilfsstoffe


Mikrokristalline Cellulose

Crospovidon

Povidon (K 25)

hochdisperses Siliciumdioxid

Saccharin-Natrium

Magnesiumstearat

Vanille-Aroma (enthält Maltodextrin, Sucrose, Propylenglycol)

Hypromellose

Stearinsäure

Macrogol (6000)

Chinolingelb (E 104)

Titandioxid (E 171)


FS 6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit


Glasflasche: 3 Jahre

Al/Al-Folienstreifen: 2 Jahre


FX 6.4 Besondere Lagerungshinweise


Glasflasche: Das Behältnis fest verschlossen halten.

Folienstreifen: Im Originalbehältnis aufbewahren.


FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Braune Glasflasche (Typ III) mit Aluminium- Schraubdeckel mit Trockenmittel (Molekularsieb und weißes Gel) oder Folienstreifen (Al/Al) mit 10 und 20 Tabletten.


F4 6.6 Hinweise für die Handhabung


Keine speziellen Hinweise.


FZ 7. Pharmazeutischer Unternehmer


ALIUD Pharma GmbH & Co. KG

Gottlieb-Daimler-Straße 19

D-89150 Laichingen


F5 8. Zulassungsnummer


51830.01.00


F6 9. Datum der Zulassung


[siehe Unterschrift]


F10 10. Stand der Information


....


F11 11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht


Verschreibungspflichtig




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