Amoxi-Saar Plus
Fachinformation
Amoxi-saar® plus |
Wirkstoff: Amoxicillin/Clavulansäure |
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Amoxi-saar® plus
2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
3. Zusammensetzung des Arzneimittels
3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe
Antibiotika/Chemotherapeutika
(Penicillin mit breitem Wirkungsspektrum)
3.2 Arzneilich wirksame Bestandteile
1 Filmtablette enthält:
Amoxicillin-Trihydrat 1004,5 mg, entsprechend 875 mg Amoxicillin und Kaliumclavulanat 148,9 mg, entsprechend 125 mg Clavulansäure.
3.3 Sonstige Bestandteile
Hochdisperses Siliciumdioxid, Crospovidon, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat, Mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Ethylcellulose, Polysorbat 80, Triethylcitrat, Talkum, Titandioxid (E 171).
4. Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von bakteriellen Infektionen durch gramnegative und grampositive Amoxicillin-resistente Erreger, deren Resistenz auf Betalaktamasen beruht, die aber empfindlich gegen Amoxicillin/Clavulansäure sind (Erregerspektrum siehe Abschnitt 13.1). Gemischte Infektionen mit oben genannten Amoxicillin-resistenten und ‑empfindlichen Erregern können mit Amoxi-saar® plus allein therapiert werden. Wenn ein begründeter Verdacht besteht, dass oben genannte Erreger als Verursacher einer bestimmten Infektion in Frage kommen, kann die Therapie mit Amoxi-saar® plus bereits vor dem Ergebnis des Antibiogramms begonnen werden.
Amoxi-saar® plus ist geeignet zur Therapie der folgenden Indikationen bei Erwachsenen:
Infektionen
der oberen und unteren Atemwege:
akute bakterielle maxilläre Sinusitis
Exazerbation der chronischen Bronchitis
ambulant erworbene Pneumonie (ambulant zu behandelnde Pneumonie des älteren Patienten bzw. Patienten mit Grunderkrankungen und von Patienten mit stationärer Behandlung auf der Normalstation)
der Niere und der ableitenden Harnwege
Hinweis:
In der Anfangsphase der Pneumonie und insbesondere bei schweren Formen der ambulant erworbenen Pneumonie sollte die Therapie parenteral begonnen werden.
5. Gegenanzeigen
Amoxi-saar® plus darf wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks Patienten mit erwiesener Überempfindlichkeit gegen Betalaktame (z. B. Penicilline, Cephalosporine) nicht verabreicht werden. Vor Therapiebeginn sollte deshalb eine sorgfältige Anamneseerhebung hinsichtlich allergischer Reaktionen erfolgen (z.B. nach früheren Penicillin- oder Cephalosporingaben).
Bei Patienten mit Mononucleosis infectiosa (Pfeifferschem Drüsenfieber) und bei Patienten mit lymphatischer Leukämie besteht ein deutlich erhöhtes Exanthemrisiko, weshalb Amoxi-saar® plus bei diesen Erkrankungen nicht zur Behandlung gleichzeitig auftretender bakterieller Infektionen verabreicht werden sollte.
Amoxi-saar® plus darf nicht angewendet werden bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen und bei Patienten, bei denen unter einer früheren Behandlung mit diesem Arzneimittel Leberfunktionsstörungen aufgetreten sind. Bei Patienten mit bestehenden Leberfunktionsstörungen sollte eine Behandlung nur mit Vorsicht erfolgen.
Ältere Patienten (ab 65 Jahren) sollten mit Vorsicht behandelt werden (siehe "Nebenwirkungen").
Hinweise:
Bei Patienten mit Zeichen einer Leberschädigung sind die Leberfunktionswerte in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Falls sich die Werte während der Behandlung verschlechtern, sollte ein Therapieabbruch erwogen werden.
Bei Patienten mit schweren Magen- und Darmstörungen mit Erbrechen und Durchfällen sollte von der Behandlung mit Amoxi-saar® plus abgesehen werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist. Hier empfiehlt sich eine parenterale Therapie.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion (ab einer glomerulären Filtrationsrate von <30 ml/min) und bei Hämodialyse-Patienten sollte Amoxi-saar® plus nicht angewendet werden. Für diese Patienten stehen geeignetere Darreichungsformen/Wirkstärken zur Verfügung.
Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit
Es gibt nur begrenzte Informationen zur Anwendung von Amoxi-saar® plus während der Schwangerschaft.
Nach Anwendung an schwangeren Frauen konnten keine nachteiligen Wirkungen von Amoxicillin/Clavulansäure am Fetus oder Neugeborenen festgestellt werden. Jedoch wurde in einer einzigen Studie bei Frauen mit vorzeitigem Blasensprung berichtet, dass die prophylaktische Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure mit einem erhöhten Risiko von nekrotisierender Enterokolitis beim Neugeborenen assoziiert sein kann. Die Einnahme von Amoxi-saar® plus sollte in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den Arzt erfolgen.
Amoxi-saar® plus kann in der Stillzeit eingenommen werden. Beide Wirkstoffe gelangen über die Plazenta zum Embryo/Feten und werden in die Muttermilch ausgeschieden. (Über die Wirkungen der Clavulansäure auf den gestillten Säugling ist nichts bekannt.) Beim gestillten Säugling können daher Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute auftreten, so dass unter Umständen abgestillt werden muss. Die Möglichkeit einer Sensibilisierung ist zu bedenken.
6. Nebenwirkungen
Überempfindlichkeitsreaktionen:
Häufiger zu erwarten sind Hautreaktionen, die durch Exantheme und Juckreiz gekennzeichnet sind. Das typische morbilliforme Exanthem tritt 5 – 11 Tage nach Behandlungsbeginn auf. Auch Urtikaria wurde gelegentlich berichtet. Eine urtikarielle Sofortreaktion deutet meist auf eine echte Penicillin-Allergie hin und zwingt zum Therapieabbruch.
Ferner kann es gelegentlich zu Enanthemen, besonders im Bereich des Mundes kommen. Sehr selten kann es zur Ausbildung einer schwarzen Haarzunge kommen. Es kann zu trockenem Mund und zu Geschmacksveränderungen kommen.
Selten wurden Fälle von schweren bullösen oder exfoliativen Hautreaktionen (z. B. Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) berichtet.
Beim Auftreten von Hautreaktionen sollte die Therapie mit Amoxi-saar® plus abgebrochen werden.
Selten wurden schwerwiegende allergische Reaktionen als Folge einer Sensibilisierung gegen die 6-Amino-Penicillansäuregruppe, z. B. in Form von Arzneimittelfieber, Eosinophilie, angioneurotischem Ödem (Quincke-Ödem), Larynxödem, Serumkrankheit, hämolytischer Anämie, allergischer Vaskulitis oder Nephritis beobachtet.
Zwischen Hautpilzen und Penicillin kann eine Antigengemeinschaft bestehen, so dass bei Mykose-Erkrankten auch bei erstmaliger Penicillingabe Reaktionen wie nach Zweitkontakt nicht auszuschließen sind.
Überempfindlichkeitsreaktionen aller Schweregrade ‑ bis zum anaphylaktischen Schock ‑ sind auch nach oraler Gabe von Penicillinen beobachtet worden. Schwere anaphylaktoide Reaktionen ‑ die nach oraler Gabe von Penicillinen wesentlich seltener auftreten als nach intravenöser oder intramuskulärer Gabe‑ erfordern unter Umständen entsprechende Notfallmaßnahmen (siehe Punkt 12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel).
Gastrointestinale Reaktionen:
Gelegentlich treten nach Einnahme von Amoxicillin/Clavulansäure gastrointestinale Störungen in Form von Magendrücken, Übelkeit (häufiger bei höherer Dosierung), Erbrechen, Meteorismus, weichen Stühlen oder Diarrhöen auf, die meist leichter Natur sind und häufig während, sonst nach Absetzen der Therapie abklingen. Durch Einnahme von Amoxicillin/Clavulansäure mit Mahlzeiten kann die Verträglichkeit verbessert werden.
Antibiotika-assoziierte Kolitis (einschließlich pseudomembranöse Kolitis und hämorrhagische Kolitis) wurden selten beobachtet.
Treten während oder in den ersten Wochen nach Behandlung schwere, anhaltende Durchfälle auf, so ist an eine pseudomembranöse Kolitis zu denken (in den meisten Fällen verursacht durch Clostridium difficile). Diese Darmerkrankung kann lebensbedrohlich sein (siehe Punkt 12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel).
Selten wurde eine intestinale Candidiasis der Haut und Schleimhäute beobachtet.
Leber:
Gelegentlich tritt ein mäßiger, asymptomatischer Anstieg der Leberenzymwerte (AST, ALT, alkalische Phosphatase) auf.
In seltenen Fällen wurden Hepatitis und cholestatische Gelbsucht beobachtet. Diese hepatischen Reaktionen werden mit Amoxicillin/Clavulansäure-Kombinationen häufiger beobachtet als mit Amoxicillin allein. Die Leberfunktionsstörungen kommen häufiger bei Männern und älteren Patienten, v. a. bei Patienten über 65 Jahren vor. Das Risiko erhöht sich bei einer Behandlungsdauer von mehr als 14 Tagen. Diese Nebenwirkungen wurden bei Kindern nur sehr selten beobachtet. Die Symptome/Zeichen einer Leberfunktionsstörung treten normalerweise während oder kurz nach der Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure, in einigen Fällen jedoch erst einige Wochen nach Beendigung einer Therapie, auf. Die Leberfunktionsstörungen sind im Allgemeinen reversibel. Sie können jedoch schwer sein. In extrem seltenen Fällen ist über letale Verläufe berichtet worden.
Diese standen fast immer im Zusammenhang mit schweren Grunderkrankungen oder gleichzeitiger Gabe weiterer Arzneimittel.
Blutbild:
Blutbildveränderungen in Form von Leukopenie (einschließlich Neutropenie, Granulozytopenie und Agranulozytose), Thrombozytopenie, Panzytopenie, hämolytische Anämie oder Myelosuppression sowie Verlängerung der Blutungs- und Prothrombinzeit sind selten beobachtet worden. Diese Erscheinungen sind nach Beendigung der Therapie reversibel. In seltenen Fällen sind Thrombozytosen aufgetreten.
Störungen des zentralen Nervensystems:
In Einzelfällen wurde über Hyperaktivität, Angst, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Aggressionen und Krampfanfälle (siehe Punkt 12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel) berichtet. Krampfanfälle können bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten, die hohe Dosen Amoxi-saar® plus erhalten, auftreten.
Sonstige Nebenwirkungen:
Langfristige oder wiederholte Anwendung kann zu einer Superinfektion und Besiedlung mit resistenten Keimen oder Sprosspilzen führen.
7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Amoxicillin/Clavulansäure / andere Antibiotika bzw. Chemotherapeutika
Amoxi-saar® plus sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (wie z.B. Tetracycline, Makrolide, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da in vitro ein antagonistischer Effekt beobachtet wurde.
Amoxicillin/Clavulansäure / Probenecid
Die gleichzeitige Gabe von Probenecid führt als Folge einer Hemmung der renalen Ausscheidung zu höheren und länger anhaltenden Amoxicillinkonzentrationen im Serum und in der Galle. Die Ausscheidung der Clavulansäure wird hierdurch nicht gehemmt.
Amoxicillin/Clavulansäure / Allopurinol
Die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol während der Therapie mit Amoxi-saar® plus kann das Auftreten von allergischen Hautreaktionen begünstigen.
Amoxicillin/Clavulansäure / Digoxin
Während einer Amoxicillintherapie ist eine Resorptionserhöhung von gleichzeitig verabreichtem Digoxin möglich.
Amoxicillin/Clavulansäure / Disulfiram
Amoxicillin/Clavulansäure sollte nicht zusammen mit Disulfiram angewendet werden.
Amoxicillin/Clavulansäure / blutgerinnungshemmende Arzneimittel
Bei gleichzeitiger Gabe von blutgerinnungs-hemmenden Arzneimitteln vom Cumarin-Typ kann die Blutungsneigung verstärkt werden. Patienten, die gleichzeitig blutgerinnungshemmende Arzneimittel einnehmen, sollten daher entsprechend überwacht werden.
Amoxicillin/Clavulansäure / hormonale Kontrazeptiva
Unter der Therapie mit Amoxicillin kann in seltenen Fällen die Sicherheit von hormonalen Kontrazeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein. Es empfiehlt sich deshalb, nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen zusätzlich anzuwenden.
Das Auftreten von Diarrhöen kann zur Störung der Resorption anderer Arzneimittel und damit zur Beeinträchtigung in deren Wirksamkeit führen.
Bei forcierter Diurese wird durch eine verstärkte Amoxicillinausscheidung ein Absinken der Serumkonzentrationen herbeigeführt.
Einfluss auf labordiagnostische Untersuchungen
Nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung können ein falsch positives Resultat ergeben.
Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört sein.
8. Warnhinweise
Nach bisherigen Erfahrungen hat Amoxi-saar® plus keinen Einfluss auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. In Einzelfällen sind Nebenwirkungen (siehe dort) beobachtet worden, die eine Teilnahme am Straßenverkehr, die Arbeit mit Maschinen und Arbeiten ohne sicheren Halt unmöglich machen (z.B. anaphylaktischer Schock, Krampfanfälle).
Für Personen mit einer kaliumarmen Diät ist bei Anwendung dieses Arzneimittels Vorsicht geboten (siehe Dosierungsanleitung). Auf Grund des Gehaltes an Kaliumclavulanat besteht die Gefahr einer Hyperkaliämie mit Magenbeschwerden und Diarrhöe.
9. Wichtigste Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
Erwachsene erhalten 2 mal täglich 1 Filmtablette.
Dosierung bei älteren Patienten:
Sofern keine Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion vorliegt, gilt die Dosierung für Erwachsene.
Dosierung bei Leberfunktionsstörungen:
Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen und bei Patienten, bei denen unter einer früheren Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure Leberfunktionsstörungen aufgetreten sind, darf Amoxi-saar® plus nicht angewendet werden. Bei Patienten mit Zeichen einer Leberschädigung sollte die Behandlung mit Vorsicht erfolgen und die Leberfunktionswerte sollten in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Falls sich die Werte unter der Gabe verschlechtern, sollte eine Therapieumstellung erwogen werden.
Für eine spezielle Dosierungsempfehlung liegen bisher keine ausreichenden Daten vor.
Dosierung bei Niereninsuffizienz und bei Hämodialyse-Patienten:
Bei eingeschränkter Nierenfunktion (ab einer glomerulären Filtrationsrate von <30 ml/min) und bei Hämodialyse-Patienten sollte Amoxi-saar® plus nicht angewendet werden. Für diese Patienten stehen geeignetere Darreichungsformen/Wirkstärken zur Verfügung.
Zur Beachtung bei kaliumdefinierter (kaliumarmer) Diät:
1 Filmtablette enthält 24,5 mg Kalium.
11. Art und Dauer der Anwendung
Art der Anwendung
Die Filmtabletten sollten ganz oder geteilt, aber unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen werden. Im Falle einer Teilung der Tablette sind die Bruchstücke unmittelbar nacheinander als eine Dosis einzunehmen.
Um etwaige Magen-Darm-Unverträglichkeiten zu vermeiden, sollte Amoxi-saar® plus zu Beginn der Mahlzeiten eingenommen werden.
Da Amoxicillin bei Raumtemperatur in hohen Urin-Konzentrationen im Blasenkatheter ausfallen kann, sollte dessen Durchgängigkeit regelmäßig überprüft werden.
Bei schweren Magen-Darm-Störungen mit Erbrechen und/oder Durchfall ist die orale Anwendung von Amoxi-saar® plus nicht angebracht, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist.
Wurde die Einnahme einer Tablette zur vorgesehenen Zeit vergessen, sollte dies möglichst bald nachgeholt werden. Die nächste Tablette sollte dann wieder zum vorgesehenen Zeitpunkt eingenommen werden. Zwischen zwei Tabletteneinnahmen sollten jedoch mindestens 4 Stunden liegen.
Dauer der Anwendung
In der Regel wird Amoxi-saar® plus nach Besserung/Abklingen der Symptome noch weitere 3–4 Tage eingenommen.
Bei der Behandlung von Infektionen mit ß-hämolysierenden Streptokokken ist aus Vorsorglichkeit eine Therapiedauer von mindestens 10 Tagen angezeigt, um Spätkomplikationen vorzubeugen (z. B. rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis).
Die Behandlungsdauer bei akuter bakterieller maxillärer Sinusitis beträgt 14 Tage.
Die Dauer der Behandlung ist für jeden Fall vom Arzt zu entscheiden und sollte ohne Überprüfung 14 Tage nicht überschreiten.
Bei länger andauernder Therapie sollten Nieren-, Leber- und Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden.
12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel
Folgende extrem seltene Nebenwirkungen (nähere Erläuterungen zu diesen Nebenwirkungen siehe oben) können unter Umständen akut lebensbedrohlich sein.
Darum ist sofort ein Arzt zu informieren, falls ein derartiges Ereignis plötzlich auftritt oder sich unerwartet stark entwickelt.
Pseudomembranöse Kolitis:
Hier muss der Arzt eine Beendigung der Therapie mit Amoxi-saar® plus in Abhängigkeit von der Indikation erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einleiten (z. B. Vancomycin oral, 4 mal 250 mg täglich bei Erwachsenen). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, dürfen nicht eingenommen werden.
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie):
Hier muss die Behandlung mit Amoxi-saar® plus sofort abgebrochen werden und die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Antihistaminika, Kortikosteroide, Sympathomimetika und ggf. Beatmung) müssen eingeleitet werden.
Auftreten von (epilepsieähnlichen) Krampfanfällen:
Die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen sind angezeigt (z. B. Atemwege freihalten, Antikonvulsiva wie Diazepam oder Barbiturate).
a) Symptome einer Überdosierung
Die Symptome bei Überdosierung entsprechen im wesentlichen dem Nebenwirkungsprofil (s. "Nebenwirkungen").
Gastrointestinale Symptome und Störungen der Flüssigkeits- und Elektrolytbilanz können auftreten.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Bei Überdosierung gibt es kein spezifisches Antidot. Die Behandlung erfolgt in Form einer Hämodialyse, Magenspülung oder symptomatisch, mit besonderer Beachtung der Wasser-Elektrolytbilanz.
13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind
13.1 Pharmakologische Eigenschaften
Amoxicillin
Amoxicillin ist ein halbsynthetisch gewonnenes Benzylpenicillin (p-Hydroxyampicillin). Sein Angriffspunkt ist die bakterielle Zellwand. Amoxicillin hemmt durch Bindung an die Transpeptidasen die Quervernetzung von Zellwandstrukturen. Die daraus resultierende Instabilität führt über die Lyse zum Zelltod.
Clavulansäure
Clavulansäure ist ein natürliches Produkt von Streptomyces clavuligerus und ähnelt in ihrer Struktur dem Penicillinkern. Sie besitzt nur eine schwache antibakterielle Aktivität, hemmt jedoch irreversibel die chromosomal-kodierten Betalaktamasen der Richmond-Klassen II, IV und VI und die Plasmid-kodierten vom Typ der Richmond-Klassen III und V.
Durch die gemeinsame Applikation von Clavulansäure und Amoxicillin wird Amoxicillin vor dem Angriff durch Betalaktamasen geschützt. Amoxicillin/Clavulansäure ist deshalb gegen viele Amoxicillin-resistente Bakterienstämme wirksam.
Tabelle: In-vitro-Wirkspektrum von Amoxicillin/Clavulansäure
(A = Studiennummer 25000/4861, Durchführung erfolgte 1996/7
B = Literatur2)
Breakpoints (für A nach DIN 58940): sensitiv intermediär resistent
-
alle Erreger außer H. influenzae: 2 mg/l 4 –8 mg/l 16 mg/l
-
H. influenzae: 1 mg/l 2 mg/l 4 mg/l
Breakpoints (für B nach NCCLS):
Anaerobier 4 mg/l
Breakpoints (s.o.) |
Quelle (A/B) |
Anzahl Isolate (n) |
Prozentsatz erworbener Resistenz (Angaben in %) |
sensitiv aerob grampositiv |
|
|
|
Streptococcus agalactiae |
A |
186 |
0 |
Streptococcus pneumoniae |
A |
168 |
0 |
Streptococcus pyogenes |
A |
112 |
0 |
Enterococcus faecalis |
A |
410 |
0,7 |
Staphylococcus aureus |
A |
1237 |
4 |
Staphylococcus aureus, |
A |
1172 |
0,3 |
Methicillin-sensitiv |
|
|
|
sensitiv aerob gramnegativ |
|
|
|
Haemophilus influenzae |
A |
134 |
0 |
Moraxella catarrhalis |
A |
50 |
0 |
Escherichia coli |
A |
860 |
11 |
Klebsiella pneumoniae |
A |
264 |
7 |
Klebsiella oxytoca |
A |
132 |
8 |
Proteus mirabilis |
A |
239 |
3 |
Proteus vulgaris |
A |
69 |
7 |
Citrobacter diversus |
A |
36 |
3 |
sensitiv anaerob |
|
|
|
Bacteroides fragilis |
B |
98 |
5 |
Bacteroides fragilis group |
B |
163 |
7 |
Fusobacterium spp |
B |
16 |
0 |
sensitiv andere |
|
|
|
Nocardia spp |
|
|
|
intermediär aerob grampositiv |
|
|
|
intermediär anaerob |
|
|
|
intermediär aerob gramnegativ |
|
|
|
Enterobacter agglomerans |
A |
13 |
16 |
Acinetobacter baumanii |
A |
73 |
15 |
intermediär andere |
|
|
|
resistent aerob grampositiv |
|
|
|
Enterococcus faecium |
A |
53 |
59 |
Staphylococcus aureus, |
A |
65 |
76 |
Methicillin-resistent |
|
|
|
resistent aerob gramnegativ |
|
|
|
Citrobacter freundii |
A |
77 |
80 |
Enterobacter cloacae |
A |
259 |
81 |
Enterobacter aerogenes |
A |
37 |
89 |
Enterobacter sakazakii |
A |
17 |
71 |
Serratia liquefaciens |
A |
21 |
57 |
Serratia marcescens |
A |
61 |
82 |
Stenotrophomonas maltophilia |
A |
83 |
61 |
resistent anaerob |
|
|
|
resistent andere |
|
|
|
1 Titel: Aerobier in-vitro Multicenterstudie
2 Pierard D, De Meyer A, Rosseel P, Van Cauwenbergh M, Struelens MJ, Delmée M, Goossens H, Claeys G, Glupczynski Y, Verbist L, Melin P, Lauwers S. In vitro activity of amoxycillin/clavulanate and ticarcillin/clavulanate compared with that of other antibiotics against anaerobic bacteria: comparison with the results of the 1987 survey. Acta Clin Belg. 1996; 51: 70 –79
Woodcock JM, Andrews JM, Brenwald NP, Ashby JP, Wise R: The in-vitro activity of faropenem, a novel oral penem. J Antimicrob Chemother 1997; 39:35–43
13.2 Toxikologische Eigenschaften
a) Akute Toxizität
Untersuchungen zur akuten Toxizität (LD50) von Amoxicillin und Clavulansäure an erwachsenen Tieren und Neonaten belegen ein sehr geringes Toxizitätspotential. Die LD50 der Clavulansäure (Kaliumsalz) wird durch den Kaliumgehalt bestimmt. Die gemeinsame Applikation von Clavulansäure (Kaliumsalz) und Amoxicillin zeigt keine unerwartete oder synergistische Toxizität.
b) Chronische Toxizität/Subchronische Toxizität
Eingehende Untersuchungen zur chronischen Toxizität sind nach internationalem Standard durchgeführt worden. Lediglich bei Hochdosierung (entsprechend der 20–50fachen Maximaldosierung beim Menschen) wurden leichte hämatologische und blutchemische Veränderungen registriert, die nach Absetzen der Therapie voll reversibel waren.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In-vitro- und in-vivo-Tests lieferten keine Hinweise auf mutagene Wirkungen der Kombination von Amoxicillin und Clavulansäure.
d) Reproduktionstoxizität
In Untersuchungen an Ratten und Mäusen mit Amoxicillin/Clavulansäure wurden keine Einflüsse auf die Trächtigkeit, embryoletale Effekte oder Fehlbildungen festgestellt. Bei Gabe von 200 oder 500 mg/kg/Tag im Futter während der Fetalperiode und während der Laktationsphase lag das Geburtsgewicht bei mit Amoxicillin exponierten Ratten deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Missbildungen und Anomalien wurden nach Amoxicillin/Clavulansäure-Exposition nicht beobachtet .
Amoxicillin passiert die Plazenta. Die fetalen Plasmakonzentrationen betragen ca. 25-30 % der mütterlichen Plasmakonzentration. Es kommt zu einer Akkumulation im Fruchtwasser.
Amoxicillin tritt in die Muttermilch über (ca. 10 % der entsprechenden Serumkonzentration). Beim Säugling können deshalb Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute auftreten. Die Möglichkeit einer Sensibilisierung ist zu bedenken.
13.3 Pharmakokinetik
Amoxicillin
Die absolute Bioverfügbarkeit von Amoxicillin liegt dosisabhängig bei ca. 72 –94 %. Im Dosisbereich von 250 mg bis 750 mg ist die Bioverfügbarkeit (Parameter AUC und/oder Wiederfindung im Urin) linear proportional zur Dosis. Die Resorption wird durch die Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt. Die maximale Plasmakonzentration wird ca. 1-2 Stunden nach Gabe von Amoxicillin erreicht. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt etwa 0,3–0,4 l/kg und die Bindung an Serumproteine ca. 17‑20 %. Amoxicillin passiert die Plazentaschranke und wird zu einem geringen Prozentsatz in die Muttermilch ausgeschieden.
Amoxicillin wird zum überwiegenden Teil über die Niere ausgeschieden (52 15 % einer Dosis in unveränderter Form innerhalb von 7 Stunden), zu einem kleineren Teil biliär. Die totale Clearance beträgt etwa 250 bis 370 ml/min. Die Serumhalbwertszeit beträgt bei Nierengesunden ca. 1 Stunde (0,9–1,2 h), bei einer Kreatinin-Clearance von 10‑30 ml/min ca. 6 Stunden und bei Anurie 10 bis 15 Stunden. Die Substanz ist hämodialysierbar.
Clavulansäure
Die absolute Bioverfügbarkeit der Clavulansäure liegt mit einer offenbar hohen interindividuellen Variabilität bei ca. 60 %. Die Resorption ist am höchsten, wenn die Einnahme direkt vor den Mahlzeiten erfolgt. Die Clavulansäure-Konzentration erreicht den Maximalwert nach ca. 1–2 Stunden. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt etwa 0,2 l/kg und die Bindung an Serumproteine ca. 22 %. Clavulansäure passiert die Plazentaschranke und ist in Spuren in der Muttermilch nachweisbar.
Die Substanz wird metabolisiert (ca. 50‑70 %) zu ca. 40 % renal eliminiert (18–38 % einer Dosis in unveränderter Form). Die totale Clearance beträgt etwa 260 ml/min. Die Serumhalbwertszeit beträgt bei Nierengesunden ca. 1 Stunde, bei einer Kreatinin-Clearance von 20‑ 70 ml/min ca. 2,6 Stunden und bei Anurie 3 bis 4 Stunden. Die Substanz ist hämodialysierbar.
Pharmakokinetisch relevante Interaktionen zwischen Amoxicillin und Clavulansäure ließen sich nicht nachweisen.
13.4 Bioverfügbarkeit
Eine im Jahr 1998 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 28 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
|
Testpräparat |
Referenzpräparat |
maximale Plasmakonzentration (Cmax) [µg/ml] Amoxicillin: Clavulansäure: |
11,56 3,47 2,66 0,92 |
12,01 4,69 2,72 0,77 |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax) [h] Amoxicillin: Clavulansäure: |
1,68 0,86 1,28 0,39 |
1,68 0,71 1,05 0,27 |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC 0 ∞) [µg/ml h] Amoxicillin: Clavulansäure: |
33,29 6,5 5,98 1,96 |
33,61 6,54 5,77 1,64 |
Angaben der Mittelwerte und Streubreite
Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
14. Sonstige Hinweise
Niereninsuffizienz
Vgl. Abschnitt 10.
Schwangerschaft und Stillzeit
Vgl. Abschnitt 5.
Bei langfristiger Anwendung können ‑ wie bei anderen Breitspektrumantibiotika ‑ Superinfektionen mit resistenten Bakterien oder Sprosspilzen auftreten.
Bei länger dauernder Behandlung sollten regelmäßig die Nieren-, Leber- und Blutwerte kontrolliert werden.
Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen
Über eine Einschränkung der Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Bedienung von Maschinen liegen keine Hinweise vor.
15. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 2 Jahre.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise
Nicht über +25 °C lagern, vor Feuchtigkeit schützen.
17. Darreichungsformen und Packungsgrößen
10 Filmtabletten (N1)
20 Filmtabletten (N2)
18. Stand der Information
Juni 2005
19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
CHEPHASAAR
Chem.-pharm. Fabrik GmbH
Mühlstr. 50
66386 St. Ingbert
Telefon: (0 68 94) 971-0
Telefax: (0 68 94) 971-199
Vertrieb:
MIP Pharma GmbH
Kirkeler Str. 41
66440 Blieskastel
Mitvertrieb:
Rosen Pharma GmbH
Kirkeler Str. 41
66440 Blieskastel