Ampicillin-Ratiopharm 1000 Mg Filmtabletten
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen
Angaben
Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des
Arzneimittels)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Ampicillin-ratiopharm®1000 mg Filmtabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Filmtablette enthält 1155 mg Ampicillin-Trihydrat, entsprechend 1000 mg Ampicillin.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtabletten
Weiße, oval-längliche Filmtablette mit beidseitiger Bruchkerbe.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung von Infektionen, die durch Ampicillin-empfindliche Erreger verursacht werden und einer oralen Therapie zugänglich sind (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1).
-
Akute bakterielle Sinusitis (nach adäquater Diagnosestellung)
-
Akute Otis media
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Akute Exazerbationen einer chronischen Bronchitis (nach adäquater Diagnosestellung)
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Ambulant erworbene Pneumonie
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Urozystis
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Infektionen der Gallenblase und der Gallenwege
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Infektionen des Magen-Darm-Traktes, die einer antibiotischen Theraphie bedürfen
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Infektionen der Haut und Weichteile
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Infektionen im Bereich der Augen
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Listeriose
-
Osteomyelitis im Stadium der oralen Weiterbehandlung
Bei schweren Krankheitsbildern ist die parenterale der oralen Therapie vorzuziehen.
Die allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Ampicillin zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung
Die Höhe der Dosis von Ampicillin ist abhängig von Alter, Gewicht und Nierenfunktion des Patienten, vom Schweregrad und Ort der Infektion sowie von den vermuteten oder nachgewiesenen Erregern.
Eine Teilung von Tabletten ist nur dann zulässig, wenn geeignete Bruchrillen vorhanden sind.
Feste Arzneizubereitungen, die unzerkaut geschluckt werden müssen, wie z. B. Tabletten, sind für Kinder unter 6 Jahren ungeeignet. Hierfür sind andere geeignetere Darreichungsformen anzuwenden.
Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 6 Jahren
Tagesdosis:
2 bis 6 g Ampicillin
Dosisintervall:
-
3-mal täglich in 8-stündigen Abständen
-
4-mal täglich in 6-stündigen Abständen
Es werden daher 3 bis 6 Filmtabletten pro Tag (entsprechend 3 bis 6 g Ampicillin) in 3 bis 4 Einzeldosen gegeben.
Für Tagesdosen unter 3 g stehen Arzneimittel mit einem geringeren Wirkstoffgehalt zur Verfügung.
Spezielle Dosierungs- und Anwendungsempfehlungen
Eingeschränkte Nierenfunktion
Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion mit einer glomerulären Filtrationsrate von 30 ml/min und weniger ist eine Dosisreduktion zu empfehlen, da mit einer Kumulation von Ampicillin gerechnet werden muss:
- bei einer Kreatinin-Clearance von 20 bis 30 ml/min sollte die Normdosis auf 2/3,
- bei einer Kreatinin-Clearance unter 20 ml/min auf 1/3reduziert werden.
Generell sollte bei schwerer Niereninsuffizienz eine Dosis von 1 g Ampicillin in 8 Stunden nicht überschritten werden.
Schwangerschaft
Bei Anwendung in der Schwangerschaft ist zu beachten, dass die Ampicillin-Konzentration im Plasma um bis zu 50 % erniedrigt sein kann.
Art der Anwendung
Die Filmtabletten werden unzerkaut und mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) auf nüchternen Magen eingenommen. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme verschlechtert die Resorption.
Bei schweren Magen-Darm-Störungen mit Erbrechen und Durchfall ist eine ausreichende Resorption von Ampicillin nicht gewährleistet.
Dauer der Anwendung
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach dem Krankheitsverlauf. In der Regel wird Ampicillin 7 bis 10 Tage lang angewendet, mindestens aber noch für 2 bis 3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen.
Bei der Behandlung von Infektionen mit Beta-hämolysierenden Streptokokken ist aus Sicherheitsgründen eine Ausdehnung der Therapie auf mindestens 10 Tage angezeigt, um Spätkomplikationen vorzubeugen (z. B. rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis).
4.3 Gegenanzeigen
Bei nachgewiesener Überempfindlichkeit gegen Ampicillin, Penicillin oder einen der sonstigen Bestandteile darf Ampicillin-ratiopharm®1000 mg Filmtablettenwegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks nicht angewendet werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei Patienten, die eine Behandlung mit Penicillinen wie unter anderem Ampicillin erhielten, wurden schwerwiegende und manchmal tödliche Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktische Reaktionen) beschrieben. Derartige Reaktionen sind bei Patienten mit einer Penicillin-Überempfindlichkeit und/oder Überempfindlichkeitsreaktionen gegen mehrere Allergene wahrscheinlicher. Es gab Berichte über Patienten mit einer Penicillin-Überempfindlichkeit in der Vorgeschichte, bei denen es unter einer Behandlung mit Cephalosporinen zu schweren Reaktionen kam. Vor einer Behandlung mit einem Penicillin muss der Patient eingehend zu früheren Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber Penicillinen, Cephalosporinen und anderen Allergenen befragt werden. Bei Auftreten einer allergischen Reaktion muss das Arzneimittel abgesetzt und eine geeignete Therapie begonnen werden.
Schwerwiegende anaphylaktische Reaktionen erfordern eine sofortige Notfallbehandlung mit Adrenalin. Sauerstoff, intravenöse Steroide und Offenhaltung der Atemwege, ggf. mittels Intubation, können ebenfalls indiziert sein.
Wie bei allen Antibiotika-Präparaten muss der Patient unbedingt kontinuierlich auf Zeichen eines übermäßigen Wachstums unempfindlicher Erreger, wie unter anderem von Pilzen, überwacht werden. Im Fall einer Superinfektion sollte das Arzneimittel abgesetzt und/oder eine geeignete Behandlung begonnen werden.
Unter Anwendung fast aller Antibiotika wurde über Fälle von Clostridium-difficile-assoziierter Diarrhö (CDAD) berichtet, auch unter Ampicillin. Die CDAD kann vom Schweregrad von leichtem Durchfall bis hin zu einer tödlich verlaufenden Colitis variieren. Eine Antibiotika-Therapie verändert die normale Dickdarmflora und hat ein übermäßiges Wachstum von Clostridium difficilezur Folge.
C. difficile produziert die Toxine A und B, die zum Auftreten der CDAD beitragen. Hypertoxin-produzierende Stämme von C. difficile sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden, da diese Infektionen einer antimikrobiellen Therapie gegenüber refraktär sein und eine Kolektomie erforderlich machen können. Bei allen Patienten, die nach einer Antibiotika-Therapie Durchfall zeigen, muss an eine CDAD gedacht werden. Es muss eine sorgfältige Medikamentenanamnese erhoben werden, da Fälle von CDAD auch mehr als zwei Monate nach Verabreichung von Antibiotika noch beschrieben wurden.
Da eine infektiöse Mononukleose durch Viren verursacht wird, sollte Ampicillin bei der Behandlung nicht eingesetzt werden. Ein hoher Prozentsatz von Patienten mit Mononukleose bildet unter einer Behandlung mit Ampicillin einen Hautausschlag aus.
Es wird empfohlen, den Patienten unter längerfristiger Behandlung regelmäßig auf Störungen von Organfunktionen zu untersuchen, wie unter anderem der Nieren, der Leber und des hämatopoetischen Systems.
Ampicillin ist nicht für die empirische Behandlung von Infektionen geeignet, die häufig durch Staphylokokken verursacht werden. Dies trifft insbesondere für Infektionen der Haut und Weichteile zu.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Allopurinol:Die gleichzeitige Anwendung von Allopurinol und Ampicillin hat eine wesentliche Zunahme von Hautausschlägen bei mit beiden Arzneimitteln gegenüber nur mit Ampicillin behandelten Patienten zur Folge.
Antikoagulantien:Penicillin kann die Thrombozytenaggregation und Gerinnungstests beeinflussen. Diese Wirkung kann additiv zu der von Antikoagulantien sein.
Bakteriostatische Arzneimittel (Chloramphenicol, Erythromycin, Sulfonamide und Tetrazykline):Bakteriostatisch wirksame Arzneimittel können die bakterizide Wirkung von Penicillinen beeinträchtigen. Die gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden.
Estrogen-haltige orale Kontrazeptiva: Es gibt Fallberichte über eine verminderte Wirksamkeit von oralen Kontrazeptiva bei mit Ampicillin behandelten Frauen, die ungeplante Schwangerschaften zur Folge hatte. Auch wenn der Zusammenhang schwach ist, sollten die Patientinnen auf die Möglichkeit hingewiesen werden, während der Einnahme von Ampicillin eine alternative oder zusätzliche Methode der Empfängnisverhütung anzuwenden.
Methotrexat:Die gleichzeitige Anwendung mit Penicillinen hatte eine verminderte Clearance von Methotrexat und eine entsprechende Zunahme der Toxizität von Methotrexat zur Folge. Die Patienten müssen engmaschig überwacht werden. Bei Leucovorin muss gegebenenfalls die Dosis erhöht und das Arzneimittel möglicherweise über einen längeren Zeitraum verabreicht werden.
Nichtsteroidale Antirheumatika (Acetylsalicylsäure, Indometacin und Phenylbutazon):Acetylsalicylsäure, Indometacin und Phenylbutazon können die Elimination von Penicillinen verzögern, was sich in einer Verlängerung der Halbwertszeit der Penicilline äußert.
Probenecid:Probenecid verringert bei gleichzeitiger Anwendung die renale tubuläre Sekretion von Ampicillin und Sulbactam, was erhöhte und länger nachweisbare Serumkonzentrationen, eine Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit und ein erhöhtes Risiko für toxische Wirkungen zur Folge hat.
Einfluss auf Laboruntersuchungen:In Urinanalysen, bei denen das Benedict-Reagens, das Fehling-Reagens oder Clinitest™ verwendet wird, kann es zu falsch-positiven Ergebnissen für eine Glukosurie kommen. Nach Verabreichung von Ampicillin an schwangere Frauen wurde eine vorübergehende Abnahme der Plasmakonzentration von konjugiertem Estriol, Estriol-Glucuronid, konjugiertem Estron und Estradiol festgestellt. Diese Wirkung kann auch unter i.m./i.v. verabreichtem Sulbactam-Natrium/Ampicillin-Natrium auftreten.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Ampicillin ist plazentagängig. Aus bisherigen, unzureichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Ampicillin bei Schwangeren haben sich keine Anhaltspunkte für fruchtschädigende Wirkungen ergeben. Es liegen allerdings keine Erfahrungen für die Verwendung von Ampicillin im 1. Trimenon der Schwangerschaft vor. In tierexperimentellen Studien mit Ampicillin wurden keine reproduktionstoxikologischen Effekte gesehen.
Vorsichtshalber sollte eine Anwendung in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt erfolgen.
Stillzeit
Ampicillin geht in die Muttermilch über. Beim gestillten Säugling können deshalb Durchfall und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute auftreten. An die Möglichkeit einer Sensibilisierung sollte gedacht werden. Wenn eine Behandlung der Mutter mit Ampicillin für dringend notwendig erachtet wird, sollte die Patientin ihr Kind während der Behandlung vorsichtshalber nicht stillen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist zu beachten, dass es gelegentlich zu Benommenheit/Schwindel kommen kann.
4.8 Nebenwirkungen
In unten aufgeführter Tabelle sind alle Nebenwirkungen, welche in Studien mit Ampicillin/Sulbactam bei Erwachsenen aufgetreten sind, nach Systemorganklassen und folgenden Häufigkeiten aufgeführt:
Sehr häufig (≥1/10)
Häufig (≥1/100 bis <1/10)
Gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100)
Selten (≥1/10 000 bis <1/1000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Systemorganklasse |
Nebenwirkung |
Häufigkeit |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
pseudomembranöse Kolitis |
Selten |
Candidiasis, Erregerresistenz |
Nicht bekannt |
|
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Panzytopenie, Blutgerinnungszeit erhöht |
Nicht bekannt |
Thrombozytopenie1 |
Gelegentlich |
|
Agranulozytose, Leukopenie, Neutropenie, hämolytische Anämie, Anämie, Eosinophilie, thrombozytopenische Purpura1 |
Nicht bekannt |
|
Erkrankungen des Immunsystems |
anaphylaktoide Reaktion einschließlich anaphylaktischer Schock, Angioödem |
Nicht bekannt |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
Anorexie |
Nicht bekannt |
Erkrankungen des Nervensystems |
Kopfschmerz, Somnolenz |
Nicht bekannt |
Konvulsionen1, Schwindelgefühl |
Selten |
|
Neurotoxizität |
Nicht bekannt |
|
Gefäßerkrankungen |
allergische Vaskulitis |
Nicht bekannt |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
Dyspnoe |
Nicht bekannt |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Diarrhö |
Sehr häufig |
Übelkeit, Abdominalschmerz |
Häufig |
|
Erbrechen, Glossitis1 |
Gelegentlich |
|
Enterokolitis |
Selten |
|
Melaena, Mundtrockenheit, Schmerzen Oberbauch, Geschmacksstörung, Flatulenz, hämorrhagische Enterokolitis, Stomatitis, schwarze Haarzunge1 |
Nicht bekannt |
|
Leber- und Gallenerkrankungen |
Hyperbilirubinämie1 |
Gelegentlich |
Aspartataminotransferase erhöht, Alaninaminotransferase erhöht, Leberfunktion anomal, Ikterus1 |
Nicht bekannt |
|
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
Arthralgie |
Nicht bekannt |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
Nephritis interstitiell |
Selten |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Ermüdung |
Gelegentlich |
Schleimhautentzündung |
Nicht bekannt |
|
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
Ausschlag, Pruritus, Hautreaktion |
Nicht bekannt |
Stevens-Johnson-Syndrom, Epidermolysis acuta toxica and Erythema multiforme, Dermatitis exfoliativa1 |
Selten |
1Die Nebenwirkungen in Kursivschrift sind verbunden mit der Anwendung von Ampicillin und/oder Sulbactam/Ampicillin bei i.m. / i.v. Verabreichung.
4.9 Überdosierung
Es liegen begrenzte Erfahrungen zur akuten Toxizität von Ampicillin-Natrium beim Menschen vor. Es ist davon auszugehen, dass die bei Überdosierung des Arzneimittels auftretenden Beschwerden im Wesentlichen einer Häufung und Verstärkung der für das Arzneimittel beschriebenen Nebenwirkungen entsprechen. Es ist zu beachten, dass hohe Konzentrationen von Betalaktam-Antibiotika im Liquor neurologische Auswirkungen wie Krampfanfälle haben können. Bei Auftreten von Krampfanfällen wird eine Sedierung mit Diazepam empfohlen. Eine Hämodialyse kann die Exkretion von Ampicillin beschleunigen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Ampicillin ist ein halbsynthetisches, nicht Betalaktamase-festes Aminopenicillin.
ATC-Code
J01CA01
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Ampicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Ampicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
Inaktivierung durch Betalaktamasen: Ampicillin verfügt nur über eine geringe Betalaktamase-Stabilität, so dass es nicht gegen Betalaktamase-bildende Bakterien wirkt. Von einigen Bakterienspezies bilden nahezu alle Stämme Betalaktamase. Diese Spezies sind somit von Natur aus gegen Ampicillin resistent (z. B. Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae).
-
Reduzierte Affinität von PBPs gegenüber Ampicillin: Die erworbene Resistenz bei Pneumokokken und anderen Streptokokken beruht auf Modifikationen vorhandener PBPs als Folge einer Mutation. Für die Resistenz bei Methicillin (Oxacillin)-resistenten Staphylokokken hingegen ist die Bildung eines zusätzlichen PBPs mit verminderter Affinität gegenüber Ampicillin verantwortlich.
-
Unzureichende Penetration von Ampicillin durch die äußere Zellwand kann bei Gram-negativen Bakterien dazu führen, dass die PBPs nicht ausreichend gehemmt werden.
-
Durch Effluxpumpen kann Ampicillin aktiv aus der Zelle transportiert werden.
Eine vollständige Kreuzresistenz von Ampicillin besteht mit Amoxicillin sowie teilweise mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.
Grenzwerte
Die Testung von Ampicillin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Enterobacteriaceae |
8 mg/l |
> 8 mg/l |
Staphylococcus spp. 1) |
- 1) |
- 1) |
Enterococcus spp. |
4 mg/l |
> 8 mg/l |
Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G) 1) |
- 1) |
- 1) |
Streptococcus pneumoniae |
0,5 mg/l |
> 2 mg/l |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe |
|
> 2 mg/l |
Haemophilus influenzae |
1 mg/l |
> 1 mg/l |
Neisseria gonorrhoeae 1) |
- 1) |
- 1) |
Moraxella catarrhalis 2) |
- 2) |
- 2) |
Neisseria meningitidis |
0,12 mg/l |
> 1 mg/l |
Listeria monocytogenes |
1 mg/l |
> 1 mg/l |
Gram-negative Anaerobier |
0,5 mg/l |
> 2 mg/l |
Gram-positive Anaerobier |
4 mg/l |
> 8 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* |
2 mg/l |
> 8 mg/l |
1)Für Staphylococcusspp., Streptococcusspp. (Gruppen A, B, C, G) und Neisseria gonorrhoeaewird das Testergebnis von Penicillin G übernommen.
2)Betalaktamase-bildende Stämme von Moraxella catarrhalissind als resistent zu werten.
* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Ampicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Ampicillin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzen 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2012):
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecalis |
Listeria monocytogenes ° |
Staphylococcus aureus (Penicillin-sensibel) |
Streptococcus pneumoniae (inkl. Penicillin-intermediärer Stämme) |
Streptococcus agalactiae |
Streptococcus pyogenes |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe ^ ° |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Helicobacter pylori ° |
Anaerobe Mikroorganismen |
Fusobacterium nucleatum ° |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecium + |
Staphylococcus aureus + |
Staphylococcus epidermidis + |
Staphylococcus haemolyticus + |
Staphylococcus hominis + |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Campylobacter jejuni |
Escherichia coli + |
Haemophilus influenzae |
Moraxella catarrhalis + |
Neisseria gonorrhoeae |
Neisseria meningitidis |
Proteus mirabilis |
Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen) |
Shigella spp. |
Anaerobe Mikroorganismen |
Prevotella spp. |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Staphylococcus aureus (Penicillin-resistent) |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Acinetobacter baumannii |
Citrobacter freundii |
Enterobacter aerogenes |
Enterobacter cloacae |
Klebsiella spp. |
Morganella morganii |
Proteus vulgaris |
Pseudomonas aeruginosa |
Serratia marcescens |
Stenotrophomonas maltophilia |
Yersinia enterocolitica |
Anaerobe Mikroorganismen |
Bacteroides spp. |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia spp. |
Chlamydophila spp. |
Legionella pneumophila |
Mycoplasma spp. |
° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bioverfügbarkeit
Nach oraler Gabe von Ampicillin werden 30 bis 60 % einer Dosis resorbiert. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinträchtigt die Resorption.
Verteilung
Ampicillin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über. In den Liquor gehen bei intakten Meningen nur 5 % der Ampicillin-Konzentration im Plasma über. Bei entzündeten Meningen kann die Ampicillin-Konzentration im Liquor auf 50 % der Ampicillin-Konzentration im Plasma ansteigen.
Die Serumproteinbindung liegt bei 17-20 %. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt etwa 15 l.
Serumspiegel
Nach einer oralen Gabe von 1000 mg Ampicillin werden maximale Plasmaspiegel von ca. 5 mg/l nach 90 bis 120 min erreicht. Nach intramuskulärer Injektion werden maximale Plasmaspiegel nach 30 bis 60 min erreicht.
Metabolismus
Ampicillin wird teilweise zu mikrobiologisch inaktiven Penicilloaten abgebaut.
Elimination
Die Elimination erfolgt überwiegend renal in unveränderter Form, aber auch durch Galle und Faeces. Nach oraler Gabe werden etwa 40 % einer Dosis in unveränderter Form im Urin wieder gefunden. Nach parenteraler Gabe werden ca. 73 +/- 10 % der verabreichten Dosis als unveränderte Substanz im 0- bis 12-Stunden-Urin ausgeschieden. Bis zu 10 % einer Dosis werden in Form von Umwandlungsprodukten ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertzeit liegt bei ca. 50 bis 60 min. Bei Oligurie kann die Halbwertzeit bis auf 8 bis 20 Std. verlängert sein. Bei Neugeborenen ist die Halbwertzeit ebenfalls verlängert (2 bis 4 Std.). Die renale Clearance von Ampicillin beträgt etwa 194 ml/min nach intravenöser Gabe.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Aus den Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen auftreten könnten.
Die Genotoxizitätsprüfungen zu Ampicillin ergaben keine relevanten Anhaltspunkte hinsichtlich eines mutagenen oder klastogenen Potentials. Langzeitstudien zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.
Ampicillin ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften geprüft. Untersuchungen zur Fertilität oder Prä-/Postnatalstudien wurden nicht durchgeführt. Embryotoxizitätsstudien nach i.v.-Gabe an Ratten und Kaninchen ergaben keine Anhaltspunkte für ein teratogenes Potential oder andere pränatale Effekte. Bei Mehrfachdosisstudien bis zu 13 Wochen an Ratten und Hunden (2 mg/kg/Tag) traten keine Auswirkungen auf die Eierstock- und Hodenhistologie auf. Reversible Spermatogenese-Störungen sind bei Hunden nach oraler Gabe von 200 mg/Tag über 4 Wochen beschrieben.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Hochdisperses Siliciumdioxid, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Talkum, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Povidon, Croscarmellose-Natrium, Hypromellose, Titandioxid.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Packung mit 10 Filmtabletten
Packung mit 20 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
ratiopharm GmbH
Graf-Arco-Str. 3
89079 Ulm
www.ratiopharm.de
8. Zulassungsnummer
6044345.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 27. Mai 1997
Datum der Verlängerung der Zulassung: 23. Juni 2006
10. Stand der Information
Mai 2013
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
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