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Androcur 10 Mg Tabletten

Document: 04.06.2012   Fachinformation (deutsch) change



Fachinformation

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Androcur 10 mg Tabletten

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Wirkstoff: Cyproteronacetat

1 Tablette enthält 10 mg Cyproteronacetat (CPA).

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Tablette

Weiße bis schwach gelbliche Tabletten mit einer Bruchkerbe auf einer Seite und mit der Prägung von „BW“ in einem regelmäßigen Sechseck auf der anderen Seite. Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Ausgeprägte Androgenisierungserscheinungen bei der Frau, die eine Hormonbehandlung erfordern:

wenn sich CPA in geringerer Dosis als Bestandteil einer niedrig dosierten Cyproteronacetat-Estrogen-Kombination 2 mg/0,030 mg oder 2 mg/0,035 mg (kombiniertes orales Kontrazeptivum, „Pille“) aus ärztlicher Sicht als nicht wirksam erwiesen hat oder wenn eine andere antiandrogene Therapie nicht wirksam war. Bei der Behandlung einer Akne sollte die Hormonbehandlung gegenüber einer systemischen Antibiotikabehandlung abgewogen werden.

4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Art der Anwendung

Zum Einnehmen

Dosierung

Schwangere Frauen dürfen Androcur nicht einnehmen. Deshalb muss vor Beginn der Therapie eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden (siehe Abschnitt 4.4). Androcur 10 mg ist in Kombination mit einem geeigneten Estrogen oder einer geeigneten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) anzuwenden, um den notwendigen Empfängnisschutz zu erreichen und um unregelmäßige Blutungen zu vermeiden.

Diese Kombinationstherapie wird folgendermaßen durchgeführt:

Mit der Einnahme beider Präparate muss am 1. Tag einer Monatsblutung (1. Zyklustag) begonnen werden.

Vom 1. bis 15. Tag der Kombinationstherapie wird täglich 1 Tablette Androcur 10 mg eingenommen. Zusätzlich wird vom 1. bis 21. Tag ein geeignetes Estrogen oder eine geeignete Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) eingenommen.




Mit der Einnahme beider Präparate muss am 1. Tag einer Monatsblutung (1. Zyklustag) begonnen werden. Nur Frauen, die amenorrhoisch sind, fangen mit der vom Arzt verordneten Therapie sofort an; in diesem Fall ist der 1. Einnahmetag mit dem 1. Zyklustag gleichzustellen und entsprechend den Empfehlungen weiterzurechnen.

Die erste Tablette von Androcur 10 mg wird dem Feld der Kalenderpackung entnommen, das dem Wochentag des Einnahmebeginns entspricht. Danach wird täglich in Pfeilrichtung eine Tablette und zum Schluss die Tablette aus dem mit “15” beschrifteten Feld entnommen. Für weitere 6 Tage wird nur das verwendete Estrogen bzw. die verwendete Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) eingenommen.

In der sich anschließenden 7-tägigen Einnahme­pause kommt es zur Entzugsblutung. Vier Wochen nach Einnahmebeginn, d. h. am gleichen Wochentag, fängt man mit der nächsten kombinierten Behandlung an, unab­hängig davon, ob die Blutung schon beendet ist oder noch anhält.

Da Frauen, die Androcur 10 mg erhalten, während dieser Zeit nicht schwanger werden dürfen, ist das The­rapieschema korrekt einzuhalten.

Vergessene Einnahme der Medikation

Falls die Einnahme von Androcur 10 mg zur gewohnten Zeit vergessen wurde, sollte die Kombinationsbehandlung unter Auslassen der vergessenen Tablette termingerecht fortgesetzt werden (keine doppelte Tabletteneinnahme, um die vergessene Androcur 10 mg Einnahme auszugleichen). Das Vergessen der Einnahme von Androcur 10 mg kann zur Verminderung der Wirksamkeit und zu Zwischenblutungen führen.

Wurde die Einnahme des verwendeten Estrogens oder der verwendeten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) zur gewohnten Zeit vergessen, muss sie spätestens innerhalb von 12 Stunden nach der gewohnten Einnahmezeit nachgeholt werden. Bei einem Zeitabstand von mehr als 36 Stunden zur letzten Einnahme ist die kontrazeptive Wirkung in Frage gestellt. Dennoch soll die Kombinationstherapie unter Auslassen der vergessenen überzogenen Tablette vorschriftsgemäß fortgesetzt werden, um eine vorzeitige Entzugsblutung zu vermeiden. Die Hinweise und Empfehlungen in der Gebrauchs- und Fachinformation (besonders hinsichtlich der kontrazeptiven Wirkung bei einer vergessenen Einnahme) des verwendeten Estrogens bzw. der verwendeten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) sollten beachtet werden.

Ausbleiben der Entzugsblutung

Wenn am Ende des betreffenden Zyklus keine Blutung eintritt, muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, bevor die Tabletteneinnahme wieder aufgenommen werden kann.

Dauer der Anwendung

Die Behandlungsdauer richtet sich nach Art, Schweregrad und individueller An­sprechbarkeit der Androgenisierungserschei­nungen. Akne spricht in der Regel schneller auf die Therapie an als Hirsutismus oder Alopezie.

Lässt sich bei

schwerer Akne mit mindestens 6-monatiger oder

Alopezie und Hirsutismus mit wenigstens 12-monatiger Therapie

kein bzw. kein ausreichender Erfolg erzielen, so kann eine Erhöhung der Dosis von Cyproteronacetat in Kombination mit einem Estrogen bzw. einer geeigneten Gestagen-Estrogen-Kombination in Erwägung gezogen werden.

Wenn ein ausreichender Therapieerfolg erreicht ist, kann die Behandlung mit einer niedrig dosierten Cyproteronacetat-Estrogen-Kombination oder einem antiandrogenen Sexualsteroid fortgeführt werden.

Ergänzende Information über spezielle Gruppen von Patientinnen

Kinder und Jugendliche

Androcur 10 mg darf nur bei Patientinnen nach Abschluss der Pubertät angewendet werden. Vor Abschluss der Pubertät kann eine nachteilige Auswirkung von Androcur 10 mg auf das Längenwachstum nicht vollständig ausgeschlossen werden. Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisanpassung erforderlich machen.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Androcur bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind in klinischen Studien nicht erwiesen.

Geriatrische Patientinnen

Androcur 10 mg ist nur bei Frauen im gebärfähigen Alter indiziert.

Patientinnen mit Lebererkrankungen

Die Anwendung von Androcur 10 mg ist bei Patientinnen mit Lebererkrankungen kontraindiziert, solange sich die Leberlaborwerte noch nicht wieder normalisiert haben.

Patientinnen mit eingeschränkter Nierenfunktion

Untersuchungen zur Pharmakokinetik von Cyproteronacetat bei Patienten mit Niereninsuffizienz wurden nicht durchgeführt.

4.3 Gegenanzeigen

Androcur 10 mg darf nicht angewendet werden

Außerdem sind die Angaben über Gegenanzeigen und Gründe für das sofortige Ab­setzen in der Gebrauchs- und Fachinformation des verwendeten Estrogens oder der verwendeten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) zu be­achten.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Allgemein

Vor Beginn der Therapie sollte zur differentialdiagnostischen Abklärung der Androge­nisierungserscheinungen sowie zur Erkennung von Risikozuständen eine gründliche allgemeine (u. a. Untersuchung des Harns auf Zucker) und gynäkologische Untersuchung (inkl. Brustuntersuchung und Zervixabstrich) durchgeführt werden. Eine Schwangerschaft ist auszuschließen, da die Gefahr der Feminisierung männlicher Feten besteht.

Die Behandlung muss mit einem geeigneten Estrogen oder einer geeigneten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“, welches den therapeutischen Effekt von Androcur 10 mg unterstützt) kombiniert werden, um den notwendigen kontrazeptiven Schutz und eine gute Zykluskontrolle zu erreichen. Obwohl Cyproteronacetat in Kombination mit einem Estrogen bzw. mit einer geeigneten Cyproteronacetat-Estrogen-Kombination auch empfängnisverhütend wirkt, soll es nicht ausschließlich zur Empfängnisverhütung angewendet werden, sondern nur bei Frauen zum Einsatz kommen, die aufgrund der androgen-abhängigen Hauterkrankungen behandelt werden müssen (siehe Abschnitt 4.1). Frauen, die mit CPA in Kombination mit einem Estrogen bzw. mit einer geeigneten Estrogen-Gestagen-Kombination behandelt werden, sollten während dieser Behandlung kein weiteres orales Kontrazeptivum einnehmen. Die regelmäßige Einnahme ist zu beachten, um einen Empfängnisschutz zu erreichen. Alle für das verwendete Estrogen oder die verwendete Gestagen-Estrogen-Kombination geltenden Hinweise sind dabei zu beachten.

Ausbleiben der Entzugsblutung

Das Ausbleiben der Entzugsblutung innerhalb der 7-tägigen Einnahmepause kann ein Zeichen für eine eingetretene Gravidität sein. Deshalb darf in einem solchen Fall die Kombinationsbehandlung erst dann wieder aufgenommen werden, wenn eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen ist.

Leber

Während der Behandlung sollte die Leberfunktion regelmäßig überprüft werden. Vor Behandlungsbeginn, in regelmäßigen Abständen während der Behandlung sowie beim Auftreten von Symptomen oder Anzeichen, die eine Lebertoxizität vermuten lassen, sollte die Leberfunktion überprüft werden. Bestätigt sich der Verdacht auf Lebertoxizität, sollte Androcur abgesetzt werden. Infolge der Anwendung von Androcur wurden gutartige und bösartige Lebertumore beobachtet, die zu lebensgefährlichen Blutungen in die Bauchhöhle führen können. Wenn schwere Oberbauchbeschwerden, eine Lebervergröße­rung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutung auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.

Hirnhaut

Im Zusammenhang mit längerer Anwendung (Jahre) von Cyproteronacetat in Dosierungen von 25 mg/Tag und mehr ist über das Auftreten (multipler) Meningiome berichtet worden. Wenn bei einem Patienten, der mit Androcur 10 mg behandelt wird, ein Meningiom festgestellt wird, muss die Behandlung mit Androcur 10 mg gestoppt werden (siehe Abschnitt 4.3 Gegenanzeigen).

Kohlenhydratstoffwechsel

Bei Diabetikern sind unter Androcur-Gabe Blutzuckeranstiege be­obachtet worden. Es ist ratsam, bei Frauen mit Diabetes mellitus den Kohlen­hydratstoffwechsel besonders sorgfältig zu überwachen, da sich während der Behandlung mit Androcur die erforderliche Dosis für orale Antidiabetika oder Insulin verändern kann (siehe Abschnitt 4.3.).

Kombinationstherapie: Verhalten bei Zwischenblutungen

Beim Auftreten von Blutungen während der Einnahmewochen soll die Behandlung nicht unterbrochen werden. Schmierblutungen sistieren oft von selbst. Bei stärkeren oder sich wiederholenden leichten Blutungen ist eine gynäkologische Kontrolle zum Ausschluss eines organischen Leidens erforderlich.

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Androcur 10 mg nicht einnehmen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Obwohl keine klinischen Studien zu Wechselwirkungen durchgeführt wurden, ist zu erwarten, dass Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol, Ritonavir und andere starke CYP3A4-Hemmer den Metabolismus von Cyproteronacetat hemmen, da dieses Arzneimittel durch CYP3A4 metabolisiert wird. Andererseits können CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin und Produkte, die Johanniskraut enthalten, den Cyproteronacetat-Spiegel senken.

4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Androcur ist während der Schwangerschaft und in der Stillzeit kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).

In tierexperimentellen Untersuchungen verursachte die Gabe von CPA während der hormonsensiblen Differenzierungsphase der Genitalorgane in hohen Dosierungen Feminisierungserscheinungen bei männlichen Feten. In tierexperimentellen Untersuchungen zur Embryotoxizität ergaben sich keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung.

Bezogen auf 100.000 Frauenjahre CPA-Exposition wurden 0,2 Fälle berichtet, in denen männliche Feten intrauterin gegenüber CPA exponiert waren. In der Mehrzahl dieser Fälle hatten die betroffenen Frauen 2 mg CPA pro Tag während des ersten Trimesters der Schwangerschaft eingenommen. In Einzelfällen kam es zu Einnahmen von 100 mg CPA pro Tag bis ins 2. Trimester bzw. von 2 mg CPA pro Tag bis ins 3. Trimester der Schwangerschaft. In keinem dieser Fälle wiesen männliche Neugeborene Feminisierungserscheinungen auf.

Dennoch ist die Gravidität eine Kontraindikation für die Anwendung von Androcur.

CPA geht in die Muttermilch über. Etwa 0,2 % der maternalen Dosis kann auf den gestillten Säugling übertragen werden.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.

4.8 Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen (Adverse Drug Reactions, ADRs) von Patientinnen, die Androcur 10 mg einnahmen, sind Zwischenblutungen, Gewichtszunahme und depressive Verstimmungen.

Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen betrafen gutartige und bösartige Lebertumore, die zu intraabdominalen Blutungen führen können.

In der folgenden Tabelle sind Nebenwirkungen aufgeführt, die im Zusammenhang mit Androcur 10 mg berichtet wurden. Sie basieren auf Post-Marketing-Daten und den gesammelten Erfahrungen mit Androcur, für die eine Häufigkeit nicht abgeschätzt werden kann.



System­organ­klasse

MedDRA

Häufigkeit nicht bekannt

(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätz­bar)

Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)

Gutartige und bösartige Lebertumore*

Erkrankungen des Immunsystems

Über­empfind­lich­keits­reaktionen

Stoffwechsel­ und Ernährungs­störungen

Gewichts­zunahme

Gewichts­abnahme

Blutzucker­anstiege bei Diabetikern

Leber- und Gallenerkran-
kungen

Abnormale Leberfunktion*

Gelbsucht*

Hepatitis*

Psychiatrische Erkrankungen

Depres­sive Ver­stim­mun­gen

Abnahme der Libido

Zunahme der Libido

Erkrankungen des Gastrointes­tinaltrakts

Intraabdominale Blutungen*

Erkrankungen der Haut und des Unter­haut­zell­gewebes

Hautreaktionen

Erkrankungen der Geschlechts­organe und der Brustdrüse

Schmerzen, Spannungs­gefühl in den Brüsten oder Vergröße­rung der Brüste insbeson­dere zu Beginn der Behandlung

Unregelmä­ßige oder ausbleiben­de Menstrua­tions­blu­tung

Schmier­blutung*



* Für weitere Informationen siehe Abschnitt 4.4.

Im Zusammenhang mit längerer Anwendung (Jahre) von Cyproteronacetat in Dosierungen von 25 mg/Tag und mehr ist über das Auftreten (multipler) Meningiome berichtet worden.

Im Zusammenhang mit Arzneimitteln, die Cyproteronacetat als Wirkstoff enthalten, wurde häufig über Magenbeschwerden und Übelkeit berichtet.

Wegen der gleich­zeitigen Gabe eines geeigneten Estrogens oder einer geeigneten Gestagen-Estrogen-Kombination (orales Kontrazeptivum, „Pille“) sind zusätzlich die Angaben im Kapitel „Nebenwirkungen“ der entsprechenden Fach- und Gebrauchsinformation zu beachten.

Obwohl Cyproteronacetat in Kombination mit einem Estrogen bzw. mit einer geeigneten Cyproteronacetat-Estrogen-Kombination auch empfängnisverhütend wirkt, soll es nicht ausschließlich zur Empfängnisverhütung angewendet werden, sondern nur bei Frauen zum Einsatz kommen, die aufgrund der androgen-abhängigen Hauterkrankungen behandelt werden müssen (siehe Abschnitt 4.1). Frauen, die mit CPA in Kombination mit einem Estrogen bzw. mit einer geeigneten Estrogen-Gestagen-Kombination behandelt werden, sollten während dieser Behandlung kein weiteres orales Kontrazeptivum einnehmen. Die regelmäßige Einnahme ist zu beachten, um einen Empfängnisschutz zu erreichen.

Der am besten geeignete MedDRA-Begriff wurde verwendet, um eine bestimmte Reaktion und ihre Synonyme und in Zusammenhang stehende Erkrankungen zu beschreiben.

4.9 Überdosierung

Studien zur akuten Toxizität nach Einzeldosen haben ergeben, dass Cyproteronacetat, der wirksame Bestandteil von Androcur 10 mg, als praktisch nicht toxisch einzustufen ist. Ebenso wenig ist eine akute Intoxikation nach einmaliger versehentlicher Einnahme eines Vielfachen der für die Therapie erforderlichen Dosis zu erwarten.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiandrogen, rein

ATC Code: G03 HA

Die antiandrogene Eigenschaft von CPA, dem Wirkstoff von Androcur 10 mg, ermöglicht eine spezifische Therapie von Androgenisierungserscheinungen bei der Frau. Durch kompetitive Verdrängung der Androgene an den Erfolgsorganen werden androgenabhängige pathologische Zustände wie Hirsutismus, andro­genetische Alopezie sowie gesteigerte Talgdrüsenfunktion bei Akne und Seborrhoe günstig beeinflusst. Es kommt zu einer Rückbildung der Symptome unabhängig davon, ob erhöhte Androgen­werte oder erhöhte periphere Empfindlichkeit Ursache der Störung sind. Die Senkung der Androgenkonzentration infolge antigonadotroper Eigenschaft von CPA hat einen zusätzlichen Therapieeffekt.

CPA, das auch ein starkes Gestagen ist, würde bei alleiniger und kontinuierlicher Gabe zu Zyklusstörungen füh­ren. Durch die Kombination mit einem Estrogen oder einem geeigneten Gestagen-Estrogen-Präparat (orales Kontrazeptivum) können diese vermindert bzw. vermieden werden.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

CPA wird rasch und vollständig über einen weiten Dosisbereich resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit von CPA beträgt 88 %.

Verteilung

Nach oraler Einnahme von 10 mg CPA können etwa 1,5 Stunden später maximale Wirkstoffspie­gel von etwa 75 ng/ml erwartet werden. Nachfolgend sinken die Serumkonzentrationen biphasisch mit Halbwertszeiten von etwa 0,8 Stunden und 2,3 Tagen. Die totale Clearance von CPA aus Serum beträgt 3,6 ml/min/kg.

CPA liegt im Serum nahezu ausschließlich in proteingebunde­ner Form vor. Etwa 3,5 - 4 % des CPA liegen in freier Form vor, der verbleibende Rest wird an Albumin gebunden. Eine Bindung des CPA an sexualhormonbindendes Globulin (SHBG) ist nicht nachweisbar, daher nehmen Ver­änderungen in der SHBG-Konzentration auch keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von CPA.

Metabolisierung

CPA wird über verschiedene Abbau­wege metabolisiert, unter anderem über Hydroxylierungs- und Konjugationsschritte. Der Hauptmetabolit im Serum ist das 15ß-Hydroxy-CPA.

Elimination

Ein Teil der verabreichten Dosis an CPA wird unverändert über die Galle ausgeschieden. Der überwiegende Dosisanteil wird jedoch in Form von Metaboliten über Urin und Faeces in einem Verhältnis von 3:7 und einer Halbwertszeit von 1,9 Tagen ausgeschieden. Die Eli­mination der Metabolite aus dem Plasma erfolgt mit einer vergleichbaren Geschwindigkeit (Halbwertszeit von 1,7 Tagen).

Steady-State-Bedingungen

Aufgrund der langen terminalen Halbwertszeit des CPA ist bei täglicher Verabreichung innerhalb eines Behandlungszyklus eine Kumulation des Wirkstoffes im Serum etwa um den Faktor 2 - 2,5 zu erwarten.

Rauchen hatte keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von CPA.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Systemische Toxizität

Basierend auf den konventionellen Studien zur chronischen Toxizität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Reproduktionstoxizität, Teratogenität

Tierexperimentelle Untersuchungen zur embryofetalen Entwicklungstoxizität und zur Entwicklung der Geschlechtsorgane ergaben keine Hinweise auf ein teratogenes Potenzial, das über die bekannte Beeinflussung der Differenzierung des männlichen Genitaltraktes hinausginge.

Genotoxizität, Karzinogenität

Die Prüfung von CPA in einer anerkannten Standard-Testbatterie ergab keinen Hinweis auf eine mutagene Wirkung. In weiteren Untersuchungen führte CPA jedoch zu DNA-Adduktbildung (und Anstieg der Reparatursynthese) in Leberzellen von Ratten, Affen und Menschen. In kaninen Leberzellen war die DNA-Adduktkonzentration extrem niedrig.

Diese DNA-Adduktbildung wurde unter Expositionsbedingungen beobachtet, die bei empfohlener therapeutischer Dosierung auftreten könnten. Eine Folge der In-vivo-Behandlung war eine erhöhte Inzidenz fokaler, möglicherweise präneoplastischer Leberzellherde mit veränderter Enzymexpression in weiblichen Ratten und eine erhöhte Mutationshäufigkeit in transgenen Ratten, die ein Bakteriengen als Mutationsmarker trugen.

Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist derzeit ungewiss. Die bisherige klinische Erfahrung weist nicht auf eine erhöhte Inzidenz von Lebertumoren beim Menschen hin.

Untersuchungen zur Tumorigenität an Nagern ergaben für CPA keine im Vergleich zu anderen Steroidhormonen prinzipiell abweichenden Befunde. Dennoch muss daran gedacht werden, dass Sexualsteroide das Wachstum bestimmter hormonabhängiger Gewebe und Tumoren fördern können.

Die verfügbaren Ergebnisse belegen, dass keine Bedenken bestehen, Androcur 10 mg vorschriftsmäßig im Anwendungsgebiet und mit der empfohlenen Dosis einzunehmen.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Lactose-Monohydrat

Maisstärke

Povidon 25000

hochdisperses Siliciumdioxid

Magnesiumstearat (Ph. Eur.)

6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blisterpackungen aus Polyvinylchlorid und gehärtetem Aluminium

Packungsgrößen:

15 Tabletten

3 x 15 Tabletten

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7. INHABER DER ZULASSUNG

Bayer Vital GmbH

D - 51368 Leverkusen

Telefon: (0214) 30-5 13 48

Telefax: (0214) 30-5 16 03

E-Mail-Adresse: bayer-vital@bayerhealthcare.com

8. ZULASSUNGSNUMMER

2956.00.00

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Erteilung der Zulassung: 07.02.1983

Verlängerung der Zulassung: 11.11.2009

10. STAND DER INFORMATION

05/2012

11. VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig



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