Angocin Anti-Infekt N
Stand: Juli 2013
Nr.:
Kapuzinerkressenkrautpulver, Meerrettichwurzelpulver |
Filmtabletten |
<SI-Einheit> |
Stoff |
Darreichungsform |
Menge |
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Anlage
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
ANGOCIN®Anti-Infekt N
Filmtabletten
Wirkstoffe: Kapuzinerkressenkrautpulver, Meerrettichwurzelpulver
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Filmtablette enthält: Kapuzinerkressenkrautpulver 200 mg, Meerrettichwurzelpulver 80 mg.
Sonstige Bestandteile: Siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtablette
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre: 3-5mal täglich 4-5 Filmtabletten (Standarddosis: 3mal täglich 4 Filmtabletten).
Kinder von 6 bis 12 Jahren: 3-4mal täglich 2-4 Filmtabletten (Standarddosis: 3mal täglich 3 Filmtabletten).
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit nach den Mahlzeiten eingenommen.
Die Anwendungsdauer ist nicht begrenzt.
Der Patient wird in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, dass bei Beschwerden, die länger als eine Woche andauern (bei Harnwegsinfekten länger als 5 Tage), bei Blut im Urin bzw. blutigem oder eitrigem Auswurf sowie bei Atemnot oder Fieber ein Arzt aufzusuchen ist.
4.3 Gegenanzeigen
Bei Überempfindlichkeit gegen Meerrettichwurzel, Kapuzinerkressenkraut oder gegen einen der Hilfsstoffe sowie bei akuten Magen- und Darmgeschwüren bzw. akuten Nierenentzündungen soll ANGOCIN®Anti-Infekt Nnicht eingenommen werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Der Patient wird in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, dass ANGOCIN Anti-Infekt N bei Kindern von 6 bis 12 Jahren nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden sollte.
Zur Anwendung von ANGOCIN Anti-Infekt N bei Kindern unter 6 Jahren liegen keine ausreichenden Untersuchungen vor. Es soll deshalb bei dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Der Wirkstoff Kapuzinerkressenkrautpulver enthält Vitamin K. Eine Verminderung der Wirkung gerinnungshemmender Medikamente wie Phenprocoumon und Warfarin (sog. Vitamin-K-Antagonisten) bei gleichzeitiger Einnahme von ANGOCIN®Anti-Infekt N kann nicht ausgeschlossen werden.
Der Patient wird in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, bei Einnahme der genannten Gerinnungshemmer (z.B. Coumadin®, Marcumar® oder andere Produkte mit diesen Wirkstoffen) den Quick- bzw. INR-Wert engmaschiger zu kontrollieren bzw. kontrollieren zu lassen und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu nehmen.
Gegebenenfalls erforderliche ärztliche Maßnahmen können in einer Dosisreduktion von Angocin Anti-Infekt N bzw. in einer Dosisanpassung des Gerinnungshemmers bestehen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine ausreichenden Daten für die Verwendung von ANGOCIN Anti-Infekt N bei Schwangeren vor. Das Arzneimittel ist im Tierversuch unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht (s. Abschnitt 5.3.3 Reproduktionstoxizität). Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. ANGOCIN Anti-Infekt N soll daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Es ist nicht bekannt, ob die Wirkstoffe von ANGOCIN Anti-Infekt N in die Muttermilch übergehen. Das Arzneimittel soll daher während der Stillzeit nicht angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
ANGOCIN Anti-Infekt N hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 Behandelter von 10
Häufig: 1 bis 10 Behandelte von 100
Gelegentlich: 1 bis 10 Behandelte von 1.000
Selten: 1 bis 10 Behandelte von 10.000
Sehr selten: Weniger als 1 Behandelter von 10.000
Bei ANGOCIN Anti-Infekt N wurden folgende Nebenwirkungen beobachtet:
Häufig:
Magen- und Darmbeschwerden wie Übelkeit, Oberbauchdruck, Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen.
In der Packungsbeilage wird dem Patienten empfohlen, beim Auftreten dieser Nebenwirkung die Dosis des Arzneimittels zu reduzieren. Bei Persistieren dieser Nebenwirkungen nach Dosisreduktion wird der Patient aufgefordert, das Arzneimittel abzusetzen und mit einem Arzt oder Apotheker zu sprechen.
Gelegentlich:
Systemische allergische Reaktionen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (z. B. Hautrötungen mit Hitzegefühl (Flush), Hautausschlag und/oder Juckreiz).
In der Packungsbeilage wird dem Patienten empfohlen, beim Auftreten dieser Nebenwirkung das Arzneimittel abzusetzen und Rücksprache mit einem Arzt zu nehmen.
Der Patient wird in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, dass darüber hinaus auch bei erheblichen Beeinträchtigungen durch die beschriebenen Nebenwirkungen ein Arzt oder Apotheker informiert werden soll.
Wenn Nebenwirkungen beobachtet werden, die nicht in der Packungsbeilage aufgeführt sind, sollen diese dem Arzt oder Apotheker mitgeteilt werden.
4.9 Überdosierung
Intoxikationen mit Zubereitungen aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel sind bisher nicht bekannt geworden. Möglicherweise treten bei Überdosierung die oben aufgeführten Nebenwirkungen verstärkt auf. Beim Auftreten von Überdosierungserscheinungen ist eine symptomatische Therapie erforderlich.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Pflanzliches Arzneimittel bei Infektionen des Respirations- und des Harnwegtraktes.
ATC-Codes: R05X und G04BP50
Antibakterielle Eigenschaften
Die Wirkung von ANGOCIN Anti-Infekt N bei Infektionen der Harnwege und des Respirationstraktes beruht auf den pharmakologischen Eigenschaften der Meerrettichwurzel und des Kapuzinerkressenkrautes. Aktuelle in-vitro-Untersuchungen verschiedener Konzentrationen von ANGOCIN Anti-Infekt N an klinisch relevanten Erregern von Infektionen der Atemwege und der Harnwege am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg haben für ANGOCIN Anti-Infekt N breite antibakterielle Eigenschaften gezeigt. Diese wurde durch zwei Parameter charakterisiert:
1) Für jede Spezies wurde zunächst die MHK90bestimmt, welche angibt, bei welchen Mengen der Wirkstoffkombinationmindestens 90 % der getesteten Stämme einer Spezies vollständig eliminiert wurden (= kein Wachstum auf der Testplatte). Nachfolgend sind die Ergebnisse aufgelistet (in mg Kapuzinerkresse/mg Meerrettichwurzel):
Grampositive Bakterien:
Staphylococcus aureus (MSSA): 400/160
Staphylococcus aureus (MRSA): 400/160
Streptococcus pyogenes: 400/160
Streptococcus pneumoniae: 400/160
Vergrünende Streptokokken: 1000/400
Enterococcus faecalis: > 1200/480
Enterococcus faecium: > 1200/480
Gramnegative Bakterien:
Haemophilus influenzae: 50/20
Moraxella catarrhalis: 100/40
Pseudomonas aeruginosa: 400/160
Escherichia coli: 400/160
Proteus vulgaris: 400/160
Klebsiella pneumoniae: 1000/400
Bei sieben der getesteten Erreger reichte demnach eine Menge Wirkstoffmischung aus, die 2 Tabletten ANGOCIN Anti-Infekt N entspricht, um 90 % aller getesteten Bakterienstämme abzutöten. Bei zwei weiteren Erregern waren nur Bruchteile einer Tablette nötig.
Zwei Erreger zeigten sich weniger empfindlich: Hier entsprach eine Menge von fünf Tabletten der errechneten MHK90.
Für die beiden getesteten Enterokokken-Spezies konnte unter den Versuchsbedingungen keine MHK90bestimmt werden. Sie liegt demnach über einer Menge von 6 Tabletten des Fertigarzneimittels.
2) Um eine Wachstumshemmung charakterisieren zu können, wenn eine vollständige Abtötung des Isolates nicht gelang, wurde für jeden einzelnen Bakterienstamm sowohl nach 24 h als auch nach 92 h die Reduktion der KBE im Verhältnis zur Einsaat ermittelt und die durchschnittliche KBE-Reduktion aller getesteten Stämme einer Spezies errechnet.
Bei allen getesteten Erregern ergab sich (bei Einsatz von 400 mg/160 mg der Wirkstoffkombination) nach 24 h eine Hemmung von 100 %.
Bei einer Verlängerung der Gesamtinkubationszeit auf 92 Stunden wiesen 10 der 13 Spezies im Vergleich zur Wachstumskontrolle ebenfalls eine nahezu vollständige Wachstumshemmung auf.
Allerdings zeigten bei dieser Wirkstoffmenge nach der Inkubationszeitverlängerung drei Erreger eine von 100 % abweichende Wachstumshemmung:
Enterococcus faecalis (93 %), Enterococcus faecium (62 %) und vergrünende Streptokokken (88 %).
Dies ist – wie auch die jeweils korrelierende MHK90mit > 400 mg/160 mg – ein Hinweis auf eine eingeschränkte Empfindlichkeit dieser Erreger.
Der Sachverhalt deutet auf eine sehr starke anfängliche Wachstumshemmung hin. Die drei letztgenannten Bakterien wurden aber offensichtlich nur gehemmt und nicht vollständig eliminiert, so dass sie im weiteren Verlauf wieder wuchsen.
Dieses Modell kann somit die in-vitro-Situation aufzeigen, in vivo kann durch wiederholte Gabe der Wirkstoffkombination das klinische Bild durchaus different sein.
Weitere ergänzende in-vitro-Untersuchungen wiesen eine antibakterielle Wirkung der Isothiocyanate, eingesetzt in Konzentrationen von 0,01 – 10 mg/ml in einem im ANGOCIN®Anti-Infekt N vorkommenden Mischungsverhältnis, nach. Es wurden neben den klinisch relevanten Erregern auch Antibiotika-resistente Stämme getestet und die MHK90bzw. MBK90bestimmt. Letztere ist definiert als die minimale Konzentration, welche 90% der getesteten Stämme einer Spezies abtötet. Dabei zeigten Antibiotika-resistente Bakterienstämme und nicht-resistente Stämme eine vergleichbare Empfindlichkeit. Nachfolgend sind die Ergebnisse der in-vitro-Untersuchungen zusammengefasst:
Eine hohe Empfindlichkeit wurde bei H. influenza, M. catarrhalis, Serratia marcensces und P. vulgaris mit MHK90Werten von 0,005 – 0,04 mg/ml und vergleichbaren MBK90Werten beobachtet.
Für S. aureus (MSSA, MRSA), S. pyogenes, S. pneumoniae (inkl. Penicillin-, Makrolid-resistente Stämme), K. pneumoniae (inkl. ESBL-bildende Stämme), E. coli(inkl. ESBL-bildende, Ciprofloxacin-resistente Stämme) und P. aeruginosa (inkl. Imipenem-, Ceftazidim-, multi-resistente Stämme) wurde eine intermediäre Empfindlichkeit mit MHK90Werten von 0,04 – 1,35 mg/ml und um zumindest Faktor 2 erhöhten MBK90Werten beobachtet.
Vergrünende Streptokokken, E. faecalis, E. faecium(inkl. VRE) zeigten eine eingeschränkte Empfindlichkeit gegenüber Isothiocyanaten mit MHK90Werten von 0,16 – 0,32 mg/ml und relativ hohen MBK90Werten von ≥10 mg/ml. Letzteres spricht für einen überwiegend bakteriostatischen Effekt.
Wirkmechanismus
Träger der antimikrobiellen Wirkung sind die in beiden Pflanzen enthaltenen Glucosinolate. Aus diesen werden nach oraler Aufnahme auf enzymatischem Wege Senföle (Isothiocyanate) gebildet (aus Kapuzinerkresse Benzylisothiocyanat und aus Meerrettich Allyl- bzw. Phenylethylisothiocyanat), welche die eigentlichen antimikrobiell aktiven Substanzen darstellen (s. nachfolgende Abbildung).
Die Wirkung der Isothiocyanate auf Bakterien und Pilze beruht auf ihrer großen Reaktionsaffinität zu den freien SH-(Thiol)Gruppen von Enzymen. Durch diese Reaktionen können wichtige Stoffwechselfunktionen wie z. B. die Atmung blockiert werden und je nach Zeitdauer und Konzentrationsbedingungen zur Wachstumshemmung oder zum Absterben der Mikroorganismen führen. Die Erreger sind, bedingt durch ihren niedrigen Gehalt an Thiol-Gruppen, im Gegensatz zum Menschen nicht in der Lage, den Stoffwechselweg der Mercaptursäurebiosynthese (s. Abschnitt 5.2) zu benutzen, um das Isothiocyanat zu eliminieren.
Antivirale Eigenschaften
Bei Küken, die letale Dosen des Newcastle-Virus, dem Überträger der atypischen Hühnerpest, erhielten, ging die Mortalitätsrate unter Behandlung mit Benzylisothiocyanat auf 22 % (unter Behandlung mit Allylisothiocyanat auf 48 %) gegenüber 80 % bei der unbehandelten Kontrollgruppe zurück. Bei künstlich mit Hühnerpocken-Virus infizierten Tieren, deren Ernährung vorher mit Kapuzinerkressenkraut-Zubereitungen supplementiert wurde, konnte ein fast vollständiger Infektionsschutz aufgebaut werden. Ähnliche Ergebnisse konnten bei mit Enzephalitis-Viren infizierten Mäusen erzielt werden.
Am exembryonierten Hühnerei konnte unter dem Einfluss von Benzyl- bzw. Allylisothiocyanat eine starke Hemmung der Vermehrung von Influenza-Viren beobachtet werden. In den Versuchen zeigte sich allerdings kein viruzider Effekt, d. h. die Isothiocyanate sind offenbar nicht in der Lage, das Virus selbst zu inaktivieren.
Der Mechanismus der antiviralen Wirkung der Isothiocyanate wird daher mit einer Beeinflussung des Stoffwechsels der Wirtszelle erklärt. Diese führt zur Hemmung der Biosynthese der Proteine und folglich der intrazellulären Virusproduktion.
Es wurde eine antivirale Wirkung der in ANGOCIN®Anti-Infekt N enthaltenen Isothiocyanate gegenüber dem Influenzavirus H1N1 in-vitro gezeigt. Die Behandlung mit Isothiocyanaten führte zu einem inhibitorischen Effekt auf die Replikation des H1N1 Virus. Dies äußerte sich im Vergleich zur Kontrolle als eine Reduktion des Virustiters um bis zu 7 Log-Stufen, wobei die Reduktion sowohl mit der Verdünnung der eingesetzten Isothiocyanaten als auch mit der Inkubationszeit korrelierte.
Zur Verifizierung der Befunde und zur Klärung der klinischen Relevanz beim Menschen sind weitere Untersuchungen notwendig.
Antiphlogistische Eigenschaften
In-vitro-Untersuchungen zeigten erste Hinweise auf ein mögliches anti-inflammatorisches Potential der Isothiocyanate. Es wurde in-vitro eine Hemmung der LPS-induzierten COX-2 Expression in humanen Lymphozyten durch Isothiocyanate sowohl einzeln als auch in Kombination beobachtet. Weitere Untersuchungen zur Verifizierung der Ergebnisse und Klärung der klinischen Relevanz beim Menschen sind notwendig.
Klinische Studien
Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie wurden Daten von über 1.600 Patienten im Alter von über 4 Jahren erfasst. Ziel der Studie war die Dokumentation der Wirksamkeit und Verträglichkeit von ANGOCIN®Anti Infekt N bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung im Vergleich zu anderen Behandlungen unter den Bedingungen der täglichen Praxis. Das Hauptzielkriterium, die relative Änderung des mittleren Beschwerdescores zwischen Ausgangs- und Abschlussbefund, betrug bei akuter Sinusitis in der Prüfgruppe 81,3% und in der Kontrollgruppe 84,6%, bei akuter Bronchitis in der Prüfgruppe 78,3% und in der Kontrollgruppe 80,3%, bei akuter Blasenentzündung in der Prüfgruppe 81,2% und in der Kontrollgruppe 87,9%. Bei einer Grenze von -10% des 95%-Konfidenzintervalls kann die Nicht-Unterlegenheit der Prüfbehandlung bei Sinusitis und Bronchitis angenommen werden. Bei akuter Blasenentzündung wird die Grenze um 3% unterschritten. Es wurden signifikant weniger Nebenwirkungen in der Prüfgruppe beobachtet (p=0,001).
In einer prospektiven, epidemiologischen Kohortenstudie wurden die Daten von 858 Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren mit einer akuten Sinusitis, akuter Bronchitis oder akuter Blasenentzündung gesammelt. Ziel der Studie war die Dokumentation der Wirksamkeit und Verträglichkeit von ANGOCIN®Anti Infekt N im Vergleich zu anderen Behandlungen unter den Bedingungen der täglichen Praxis. Das Hauptzielkriterium, die relative Änderung des mittleren Beschwerdescores zwischen Ausgangs- und Abschlussbefund, zeigte in keiner Indikation signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen und betrug über alle Indikationen zusammengefasst in der Prüfgruppe 85,3% und in der Kontrollgruppe 85,7% (p=0,828). Das 95%-Konfidenzintervall für die Differenz der Erwartungswerte zwischen Prüf- und Kontrollgruppe reicht von -1,4% bis 5,38%. Bei einer Schwelle von ±10% erwies sich die Therapie mit ANGOCIN®Anti Infekt N gegenüber der Standardmedikation als nicht unterlegen. Es wurden signifikant weniger Nebenwirkungen in der Prüfgruppe beobachtet (p=0,001).
In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Studie wurden 174 erwachsene Patienten randomisiert, davon 84 Patienten in die Wirkstoff und 90 Patienten in die Placebo Gruppe. Ziel der Studie war die Prüfung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von ANGOCIN®Anti Infekt N in der Prophylaxe von unkomplizierten, rezidivierenden Harnwegsinfekten im Vergleich zu Placebo nach Heilung einer akuten Exazerbation. Der 90-tägigen prophylaktischen Behandlung mit 2x2 Filmtabletten des Wirkstoffes oder Placebo pro Tag folgte eine 90-tägige Follow-Up Periode. Das Hauptzielkriterium, die Häufigkeit von Harnwegsinfekten während der gesamten Studiendauer, betrug in der Per Protocol Analyse 43% für die Wirkstoff und 77% für die Placebo Gruppe mit einem statistisch signifikanten Behandlungsunterschied (p=0,035).
In einer prospektiven, doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Studie der Phase III wurden 351 erwachsene Probanden in drei Gruppen randomisiert und mit ANGOCIN®Anti Infekt N in der Dosierung 3x2 Filmtabletten bzw. 2x2 Filmtabletten pro Tag behandelt. Ziel der Studie war der Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit von ANGOCIN®Anti Infekt N in der Prophylaxe von Erkrankungen des Atemwegtraktes im Vergleich zu Placebo in einer 84-tägigen Behandlung von gesunden Probanden mit mindestens 2 akuten Atemwegsinfekten in der Anamnese. Die Behandlung mit 3x2 Filmtabletten pro Tag zeigte sich in Bezug auf das Hauptzielkriterium, die Häufigkeit des Auftretens von Erkältungsepisoden, der Placebo-Behandlung als signifikant überlegen. Eine Trendanalyse bestätigte die dosisabhängige Zunahme der Wirksamkeit mit weniger Infekten bei zunehmender Dosierung des Wirkstoffs. Die Verträglichkeit wurde in jeder Gruppe in ≥94% der Fälle mit „gut“ beurteilt.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Pharmakokinetik und Metabolismus der Isothiocyanate aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel wurden bei gesunden Probanden untersucht.
Das pharmakokinetische Profil von ANGOCIN Anti-Infekt N ist gekennzeichnet durch eine rasche und vollständige Resorption der lipophilen Isothiocyanate in den oberen Darmabschnitten, vorwiegend im Duodenum. Im Stuhl ist eine antibakterielle Aktivität nicht mehr nachzuweisen. Die physiologische Flora in den tieferen Darmabschnitten wird somit nicht beeinflusst.
Im Blut werden die Isothiocyanate an Erythrozyten und Serumproteine gebunden transportiert. Sie werden vorwiegend im Harnwegs- und Respirationstrakt in aktiver Form freigesetzt.
Isothiocyanate werden beim Menschen mittels Glutathion zu Mercaptursäuren metabolisiert und größtenteils renal eliminiert. Das Maximum der Ausscheidung wird nach 4 bis 6 Stunden erreicht. Mercaptursäuren sind aufgrund der Thioesterbindung in wässriger Lösung instabil und spalten das Isothiocyanat unter pH-abhängigen Gleichgewichtsbedingungen wieder ab. Das somit erneut freigesetzte Isothiocyanat steht dann zur Einwirkung auf empfindliche Mikroorganismen zur Verfügung. Eine Ausscheidung erfolgt daneben auch über Atemluft und Speichel.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
5.3.1 Akute Toxizität:
Die einmalige perorale Gabe von ANGOCIN Anti-Infekt N bei Ratten in Dosierungen von 100, 500 und 2.500 mg/kg Körpergewicht ergab keine klinischen Anzeichen einer Intoxikation. Pathologische Organschädigungen wurden nicht beobachtet.
Mäuse, die oral Einzeldosen von 1.000 bis 2.000 mg/kg Körpergewicht der Drogenmischung erhielten, zeigten innerhalb 24 (bis 48) Stunden keine Anzeichen einer Toxizität bzw. Letalität.
Untersuchungen mit isolierten Isothiocyanaten:
Die orale Applikation von Benzylisothiocyanat aus Kapuzinerkressenkraut zeitigte folgende LD50-Werte:
Maus: 134 mg/kg
Ratte: 128 mg/kg
Meerschweinchen: 81 mg/kg
Für Allylisothiocyanat aus Meerrettichwurzel wurde nach oraler Zufuhr bei der Maus ein LD50-Wert von 308 mg/kg, für Phenylethylisothiocyanat aus Meerrettichwurzel bei vergleichbarer Versuchsanordnung ein Wert von 700 mg/kg erhalten.
Verglichen mit der maximalen therapeutischen Dosis beim Menschen liegen die ermittelten LD50-Werte um das ca. 200 bis 1400fache höher.
5.3.2 Chronische Toxizität:
Tierexperimentelle Untersuchungen zur chronischen Toxizität der in ANGOCIN Anti-Infekt N verwendeten Wirkstoffkombination wurden bisher nicht durchgeführt.
Untersuchungen mit Benzylisothiocyanat:
Mäuse erhielten 14 Tage lang 70 mg/kg Körpergewicht/Tag Benzylisothiocyanat oral zugeführt. Anzeichen einer Intoxikation wurden nicht beobachtet. Nach Gabe von 100 bzw. 250 mg/kg Körpergewicht pro Tag betrug die Mortalität 17 % bzw. 100 %.
Ratten, die 20 Tage lang 0,15 bis 15 µg/kg Körpergewicht/Tag eines öligen Auszuges aus Kapuzinerkresse mit 95 Prozent Benzylisothiocyanat erhielten, zeigten keine Zeichen einer Intoxikation.
Meerschweinchen erhielten über 8 Wochen oral 36 mg/kg Körpergewicht/Tag Benzyl-isothiocyanat. Es trat kein Einfluss auf den Hämoglobingehalt und das Differenzialblutbild auf. Bei Langzeitgabe von Benzylisothiocyanat über 3 bis 4 Monate in hohen Tagesdosen waren keine Reizerscheinungen an den Ausscheidungsorganen zu beobachten. Außer einem leichten Anstieg der großen Lymphozyten war keine Veränderung des Blutbildes zu erkennen. Auch fehlten Zeichen einer Sensibilisierung.
5.3.3 Reproduktionstoxizität:
Für ANGOCIN Anti-Infekt N liegen derzeit keine ausreichenden tierexperimentellen Untersuchungen zur Fertilität sowie zum Einfluss auf die embryonal-fetale bzw. prä- und postnatale Entwicklung vor.
5.3.4 Mutagenes Potential:
Weder in vitro (im klassischen Reverse Mutation Assay, dem AMES-Test) noch in vivo (Mikrokerntest) konnten Hinweise auf ein mutagenes bzw. Chromosomen- oder den Mitoseapparat schädigendes Potential von ANGOCIN Anti-Infekt N gefunden werden.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Cellulose, Eisenoxide und –hydroxide E 172, Hypromellose, Kartoffelstärke, Macrogol, Natriumcarboxymethylstärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Stearinsäure, Talkum, Titandioxid E 171.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
Der Patient wird in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, dass das Arzneimittel nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden darf.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Originalpackung mit 50 Filmtabletten (N1)
Originalpackung mit 100 Filmtabletten (N2)
Originalpackung mit 200 Filmtabletten (N3)
Originalpackung mit 500 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
REPHA GmbH
Biologische Arzneimittel
Alt-Godshorn 87
30855 Langenhagen
Telefon: (05 11) 7 86 10-0
Telefax: (05 11) 7 86 10-99
E-Mail: info@repha.de
Internet: www.repha.de
8. Zulassungsnummer(n)
6711008.00.00
9. Datum der Verlängerung der Zulassung
30.11.2005
10. Stand der Information
Juli 2013
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig