Apomorphin
Apomorphin |
ENR: 0543338 |
Änderung gemäß § 29 AMG vom 09.11.2005 |
Fachinformation gemäß § 11a AMG |
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Apomorphin
2. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
3. Zusammensetzung des Arzneimittels
Stoff- oder Indikationsgruppe:
Emetikum; Dopamin-Agonist.
Wirksame Bestandteile nach Art und Menge:
1 ml Injektionslösung enthält:
3.2.1. arzneilich wirksamer Bestandteil:
Apomorphinhydrochlorid 0,5 H2O 10,0 mg
3.3. sonstige wirksame Bestandteile:
Natriumdisulfit (Ph. Eur.) 1,0 mg
Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) 1,2 mg
3.4. sonstige Bestandteile:
Wasser für Injektionszwecke, Stickstoff.
4. Anwendungsgebiete
Emetikum bei akuten Vergiftungen, bei denen eine rasche Giftentfernung notwendig ist und mit letalem Ausgang oder schweren Komplikationen gerechnet werden muss. Es soll unmittelbar nach Giftaufnahme, wenn noch keine Symptome aufgetreten sind, gegeben werden.
Zur Behandlung von Alkohol-, Heroin- bzw. Opiatsucht.
Hinweis:
Apomorphin ist für die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren nicht indiziert.
5. Gegenanzeigen
Apomorphin darf nicht bei Verätzungen mit Laugen oder Säuren, bei Patienten im Schock, in Bewußtseinstrübung oder in Bewusstlosigkeit (Aspirationsgefahr!), bei dekompensierter Herzinsuffizienz, bei respiratorischen und obstruktiven Atemwegserkrankungen sowie Störungen des Atemzentrums, bei hirnorganischen Erkrankungen (mit Ausnahme für bestimmte Behandlungsformen beim Morbus Parkinson) angewendet werden.
Apomorphin darf nicht angewendet werden bei: Überempfindlichkeit gegenüber Apomorphinhydrochlorid, Natriummetabisulfit (Ph. Eur.) oder einen der sonstigen Bestandteile.
Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit:
Es wurden keine Studien zur Reproduktionstoxizität mit Apomorphin an Tieren durchgeführt. Erfahrungen mit der Anwendung während der Schwangerschaft beim Menschen liegen nicht vor. Deshalb darf Apomorphin bei Frauen im gebärfähigen Alter mit Ausnahme einer vitalen Indikation unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung nicht verwendet werden.
6. Nebenwirkungen
Persistierendes Erbrechen mit der Folge eines akuten Kreislaufversagens; Stimulation oder auch Dämpfung des Zentralnervensystems: Müdigkeit, Sedation, Atemdepression, Ruhelosigkeit, Tremor, Euphorie.“
Besonderer Hinweis:
Aufgrund des Gehaltes an Natriumdisulfit kann es im Einzelfall, insbesondere bei Bronchialasthmatikern, zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, die sich als Erbrechen, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörung oder Schock äußern können. Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen und selten Bronchospasmen (Bronchialkrampf).
7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Durch Dopamin-Antagonisten kann die emetische bzw. dopaminerge Wirkung von Apomorphin abgeschwächt oder aufgehoben werden. Durch Dopamin-Agonisten kann die Wirkung von Apomorphin verstärkt werden.
8. Warnhinweise
Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen und selten Bronchospasmen.
Apomorphin darf nicht bei Bronchialasthmatikern mit Sulfit-Überempfindlichkeit angewendet werden.
9. Wichtigste Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
Auslösen von Erbrechen
Erwachsene:
10 mg Apomorphinhydrochlorid ½ H2O (= 1 Ampulle Apomorphin) , i.m.;
Schulkinder:
0,1 mg Apomorphinhydrochlorid ½ H2O / kg Körpergewicht, s.c..
Wenn nach fünf Minuten kein Erbrechen erfolgt ist, sollte man den Patienten noch einmal Wasser trinken lassen und den Rachen reizen.
Abstinenzsyndrome bei Opiatabhängigen
Erwachsene:
3 bis 4 mal 10 mg Apomorphinhydrochlorid ½ H2O pro Tag s.c. in ca. 6-stündigem Abstand. In der Regel ist eine Therapie von 2 Tagen ausreichend.
Akute Alkoholintoxikation
Erwachsene:
5 bis 10 mg Apomorphinhydrochlorid ½ H2O, s.c. oder i.m.
11. Art und Dauer der Anwendung
Aufgrund des seltenen Auftretens von Hypotonie, Atemdepression, Kollaps oder Koma nach Apomorphin-Gabe ist eine sorgfältige Überwachung der Kreislauffunktion erforderlich. Apomorphin wird s.c. bzw. i.m. injiziert. Vor der Injektion sollte der Patient ein Glas lauwarmes Wasser trinken.
Apomorphin soll am liegenden Patienten verabreicht werden. Nach der Applikation sollen Puls und Blutdruck anfangs in 5-minütlichem Abständen überwacht werden. Ein frühes Aufstehen und Herumgehen ist zu vermeiden. Eine zweistündige Ruhezeit nach der Injektion wird empfohlen.
Eine Begrenzung der Anwendungsdauer ergibt sich aus der Art der Erkrankung. Eine wiederholte Gabe des Arzneimittels innerhalb von 6 Stunden ist zu vermeiden.
12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel
Bei einer akuten Überdosierung kann es durch anhaltendes Erbrechen zum Flüssigkeitsverlust mit der Gefahr eines Kreislaufversagens kommen. Als weitere Symptome können auftreten: zentrale Erregungszustände, Tremor, zerebrale Krampfzustände, Blutdruckabfall bis zum Kollaps, Koma und Atemlähmung.
Bei der Behandlung kommen je nach individueller Symptomatik Sympathomimetika, z.B. Neuroleptika, und Dopamin-Antagonisten zur Anwendung.
Als Antidot bei unstillbarem Erbrechen kann z.B. der Opiat-Antagonist Naloxon intravenös gegeben werden.
13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind
13.1. Pharmakologische Eigenschaften:
Apomorphin ist ein tetrazyklisches Dibenzochinolin-Derivat, in dem die Partialstruktur des Dopamins enthalten ist. Es entsteht durch säurekatalytische Umlagerung von Morphin, bindet aber nicht an Opiat-Rezeptoren. Apomorphin bindet an Dopamin-Rezeptoren (D1 und D2) und führt über die Erregung dopaminerger Bahnen dosisabhängig durch Stimulation der Chemorezeptor-Triggerzone in der Medulla oblongata unmittelbar zu Übelkeit und Erbrechen. Die effektive emetische Dosis beträgt 5 bis 10 mg s.c. Die emetische Wirkung unterliegt einer Tachyphylaxie und kann durch Dopamin-Antagonisten (z.B. Domperidon) oder Opiat-Antagonisten (z.B. Naloxon) abgeschwächt werden. Weitere Apomorphin-vermittelte, dopaminerge Wirkungen betreffen im Hypophysenvorderlappen die Hemmung der Prolaktin-Freisetzung und Förderung der Sekretion des Wachstumshormon-Releasing-Faktors GRF sowie über periphere vaskuläre Dopamin-Rezeptoren eine Blutdrucksenkung.
13.2. Toxikologische Eigenschaften:
Tierexperimentelle Studien mit wiederholter subkutaner Gabe zeigten außer den in anderen Abschnitten der Fachinformation bereits beschriebenen Effekten keine speziellen Risiken für die klinische Anwendung beim Menschen. In-vitro-Genotoxizitätsuntersuchungen zeigten mutagene und klastogene Wirkungen, die höchstwahrscheinlich auf Oxidationsprodukte des Apomorphins zurückzuführen sind. Apomorphin war jedoch in In-vivo-Studien nicht gentoxisch. Es gibt keine Daten zur Beeinflussung der Fertilität und zur embryo-fetalen Toxizität. Kanzerogenitätsstudien wurden nicht durchgeführt.
13.3 Pharmakokinetik:
Apomorphin wird beim Menschen nach s.c. Injektion rasch resorbiert. Nach einmaliger s.c. Injektion von 30 µg / kg Körpergewicht wurde durchschnittlich eine maximale Plasmakonzentration von 63 pmol / ml nach 7 bis 10 Minuten (in Abhängigkeit vom Injektionsort) gemessen. Die maximale Plasmakonzentration (cmax) und der Zeitpunkt der maximalen Plsmakonzentration (tmax) unterliegen großen individuellen Schwankungen. Auf der Basis eines Zweikompartimentenmodells wurde eine Plasma-Eliminationshalbwertszeit von 33 Minuten errechnet. Über die Verhältnisse bei intramuskulärer Injektion liegen keine Angaben vor.
Bei gastrointestinaler Aufnahme unterliegt Apomorphin einem starken hepatischen first-pass-Effekt.
Die Substanz passiert rasch die Blut-Hirn-Schranke. Bei der Ratte wurde nach i.p. Injektion im Gehirn eine höhere Maximalkonzentration gemessen als im Plasma. Die Metabolisierung bei der Maus und Ratte erfolgt vorwiegend durch Glukuronisierung mit anschließender renaler Ausscheidung.
13.4. Bioverfügbarkeit:
Entfällt.
14. Sonstige Hinweise
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Das Führen eines Kraftfahrzeuges während der Behandlung sollte unterbleiben.
15. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt bei Lagerung zwischen +2° C und +8° C 5 Jahre. Falls sich Kristalle abscheiden, genügt ein kurzes Eintauchen der Ampulle in heißes Wasser und Schütteln bis zum vollständigen Auflösen.
Bei einer braunen Verfärbung der Injektionslösung sollte Apomorphin nicht mehr angewendet werden.
Haltbarkeit nach Öffnung: Apomorphin soll nach Öffnung der Ampulle sofort angewendet werden.
16. Besondere Lagerungs- und Aufbewahrungshinweise
Vor Licht geschützt und bei +2°C und +8°C aufbewahren.
16a) Besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Beseitigung von nicht verwendeten Arzneimtteln
Keine.
17. Packungsgrößen
Packung mit 10 Ampullen (N2).
18. Stand der Information
November 2005
19. Name und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
Teclapharm GmbH
Heiligenthaler Straße 4
21335 Lüneburg
Telefon: 04131/404100
Telefax: 04131/43380
6 von 6