Ara-Cell 1000mg Infusionslösung
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL
ARA-cell® 1000 mg Infusionslösung 50 mg/ml Infusionslösung
ARA-cell® 4000 mg Infusionslösung 50 mg/ml Infusionslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Durchstechflasche ARA-celf® 1000 mg Infusionslösung mit 20 ml Infusionslösung enthält 1000 mg Cytarabin (50 mg/ml)
1 Durchstechflasche ARA-celf® 4000 mg Infusionslösung mit 80 ml Infusionslösung enthält 4000 mg Cytarabin (50 mg/ml)
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1
3. DARREICHUNGSFORM
Klare, farblose bis gelbliche Lösung frei von Partikeln. Infusionslösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
ARA-cell® 50 mg/ml wird in Kombination mit anderen Zytostatika in der Hochdosistherapie eingesetzt bei:
• refraktären Non-Hodgkin-Lymphomen
• refraktären akuten nichtlymphatischen Leukämien
• refraktären akuten lymphoblastischen Leukämien
• Rezidiven akuter Leukämien
• Leukämien mit besonderem Risiko:
sekundären Leukämien nach vorausgegangener Chemotherapie und/oder Bestrahlung
manifesten Leukämien nach Transformation von Präleukämien
• Konsolidierung der Remission akuter nichtlymphatischer Leukämien bei Patienten unter 60 Jahren
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
ARA-cell® 50 mg/ml wird in Kombination mit anderen zytostatisch wirksamen Substanzen im Rahmen komplexer Therapieprotokolle in der Hochdosistherapie angewendet.
Hochdosisbehandlungen werden meist mit 1 bis 3 g Cytarabin/m2 Körperoberfläche als intravenöse Infusion über 1 bis 3 Stunden im Abstand von 12 Stunden für 4 bis 6 Tage durchgeführt.
Die exakte Dosierung ist Behandlungsprotokollen in der speziellen Fachliteratur zu entnehmen.
ARA-celf® 50 mg/ml sollte nur intravenös appliziert werden.
Bei der Hochdosistherapie sollte bei der Dosisfestlegung das erhöhte Risiko von Komplikationen im Bereich des Zentralnervensystems bedacht werden.
Cytarabin ist hämodialysierbar. Bei dialysepflichtigen Patienten sollte daher ARA-cell® nicht unmittelbar vor oder während der Dialyse verabreicht werden.
Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt in Abhängigkeit von der Diagnose.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
Leuko,- Thrombo- und Erythrozytopenie nichtmaligner Ätiologie stellen ebenfalls eine Kontraindikation dar.
Eine Hochdosistherapie mit Cytarabin sollte bei Patienten über 60 Jahren nur mit besonders strenger Risikoabwägung erfolgen.
Cytarabin sollte während der Schwangerschaft nicht gegeben werden; wird eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich, ist abzustillen (siehe auch Abschnitt 4.6).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Behandlung mit ARA-cell® zur Induktion und Konsolidierung bei akuten Leukämien soll nur stationär unter Aufsicht von erfahrenen Onkologen erfolgen und bedarf einer sorgfältigen Überwachung. Regelmäßige Blutbildkontrollen sind erforderlich, ferner die Überwachung der Leber- und Nierenfunktion sowie der Serum-Harnsäure-Werte. Bei Patienten mit hohen Blastenzahlen oder ausgedehnten Tumormassen (Non-Hodgkin-Lymphome) ist eine Hyperurikämieprophylaxe zu empfehlen. Supportive Maßnahmen sollten zur Verfügung stehen.
Anaphylaxie
Unter der Behandlung mit Cytarabin kann es zu anaphylaktischen Reaktionen kommen. Ein Fall von anaphylaktischem Schock mit akutem Herz-LungenVersagen und erforderlicher Reanimation ist aus der Literatur bekannt. Dies geschah unmittelbar nach der i.v. Verabreichung von Cytarabin.
T umorlyse-Syndrom
Wie andere Zytostatika kann auch Cytarabin nach rascher Lyse von neoplastischen Zellen eine sekundäre Hyperurikämie verursachen. Deshalb sollten die Harnsäurewerte im Blut regelmäßig überprüft und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
Leber- und Nierenfunktion
Bei bereits bestehender Leber- oder Nierenfunktionsstörung kann sich das Risiko einer zentralnervösen Toxizität erhöhen, vor allem in höheren Dosisierungen. Bei diesen Patienten ist Cytarabin nur mit Vorsicht und mit gegebenenfalls angepasster Dosierung zu verwenden.
Hochdosistherapie
Bei einer Hochdosistherapie mit 2-3 g/m2 Cytarabin kann es zu schwerwiegender, teilweise fataler zentralnervöser, gastrointestinaler und pulmonaler Toxizität kommen. Dabei können folgende Reaktionen auftreten: reversible korneale Toxizität und hämorrhagische Konjunktivitis; meist reversible zerebrale und zerebellare Dysfunktion inklusive Persönlichkeitsveränderungen, Somnolenz, Konvulsionen und Koma; schwere gastrointestinale Ulzerationen inklusive Pneumatosis cystoides intestinalis, welche zu Peritonitis, Sepsis und Leberabszess führen kann, Darmnekrosen, nekrotisierende Colitis, Leberschaden mit Hyperbilirubinämie. Die pulmonale Toxizität umfasst insbesondere folgende Reaktionen: Lungenödem und Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS).
Bei Hochdosisbehandlungen sollten laufende Kontrollen der ZNS- und Lungenfunktion durch Ärzte erfolgen, die mit dieser Therapie nachweislich Erfahrung haben. Zur Vermeidung ophthalmologischer Komplikationen sind bei der Hochdosistherapie regelmäßige Spülungen der Augen erforderlich.
Sehr selten kommt es zu schwerem Exanthem mit Desquamation.
Bei erwachsenen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie traten nach der Verabreichung von hochdosiertem Cytarabin mit Daunorubicin und Asparaginase seltene Fälle von peripheren motorischen und sensorischen Neuropathien auf. Engmaschige Überwachung und eine allfällige Dosisanpassung werden empfohlen, um irreversible neurologische Schäden zu verhindern.
Bei experimenteller Hochdosistherapie mit Cytarabin und Cyclophosphamid zur Vorbereitung von Knochenmarktransplantationen wurden Fälle von Kardiomyopathie mit teilweise fatalem Ausgang beobachtet.
Bei Hochdosistherapie kann die rasche intravenöse Verabreichung zu Übelkeit und stundenlang anhaltendem Erbrechen führen. Durch Verabreichung als Infusion kann dies gemildert werden.
Bei schweren gastrointestinalen Reaktionen sind antiemetische und supportive Maßnahmen indiziert.
Wegen der ausgeprägten Knochenmarkdepression sollte bei der Induktionsund Konsolidierungstherapie eine Unterbringung des Patienten in steriler Isolation erfolgen.
Während einer Therapie mit ARA-cell® sollten keine Impfungen mit lebenden Erregern durchgeführt werden.
Bei der Therapie mit ARA-cell® besteht ebenso wie bei der Behandlung mit anderen Tumorhemmstoffen aufgrund der Knochenmarkhemmung das Risiko von Blutungskomplikationen und gefährlichen Infektionen.
Bei Anzeichen einer ZNS-Toxizität ist eine besondere Risikoabwägung zu empfehlen, ebenso bei Hinweisen auf die Entwicklung einer Allergie.
Wenn Cytarabin sowohl intrathekal als auch intravenös verabreicht wird, erhöht sich das Risiko einer Rückenmarkstoxizität.
Die intrathekale Anwendung von Cytarabin kann systemisch toxische Wirkungen haben, weshalb eine sorgfältige Kontrolle der hämatologischen Parameter angezeigt ist.
Cytarabin ist eine teratogene und mutagene Substanz.
Haut- und Schleimhautkontakte, insbesondere im Bereich der Augen, sind zu vermeiden.
Eine Extravasation von Cytarabin während der intravenösen Verabreichung muss vermieden werden, es könnten schwere lokale Gewebsschäden auftreten. Bei Anzeichen einer Extravasation ist die Verabreichung sofort abzubrechen.
Kombinationstherapie
Bei der Anwendung von Cytarabin in Kombination mit anderen Präparaten kann es zu Abdominalschmerzen (Peritonitis) und Guajaktest positiver Colitis mit gleichzeitiger Neutropenie und Thrombozytopenie kommen, wobei die Patienten auf eine medikamentöse Therapie ansprechen.
Bei Kindern mit akuter myeloischer Leukämie werden sehr seltene Fälle verspäteter progressiver aszendierender Paralyse mit Todesfolge nach gleichzeitiger intrathekaler und intravenöser Verabreichung von Cytarabin in Kombination mit anderen Präparaten berichtet.
Bei Patienten, die mit Cytarabin in Kombination mit anderen Präparaten behandelt werden, kann es zu einer akuten Pankreatitis kommen.
ARA-cell® Injektion und Infusionslösung enthalten Natrium.
1 Durchstechflasche ARA-cell® 1000 mg Infusionslösung enthält 2,231 mmol (51,3 mg) Natrium.
1 Durchstechflasche ARA-cell® 4000 mg Infusionslösung enthält 8,924 mmol (205,2 mg) Natrium.
Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/-kochsalzarmer) Diät.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Myelotoxische Interaktionen mit anderen knochenmarktoxischen Therapiemodalitäten (insbesondere andere Zytostatika, Bestrahlung) sind bei entsprechender Komedikation zu erwarten.
Bei Patienten, die auch Digoxin / ß-Acetyldigoxin erhalten, sind während der Cytarabintherapie die Digoxinspiegel laufend zu überwachen. Bereits eine Einzeldosis Cytarabin kann zu einer reversiblen Senkung des Steady-State-Digoxin-Plasmaspiegels und zu einer verminderten renalen Glykosidelimination führen. Da dies bei Digitoxin offensichtlich nicht der Fall ist, bietet sich für Patienten unter Cytarabintherapie eine Umstellung von Digoxin auf Digitoxin an.
Gentamicin-A ntagonismus:
Cytarabin scheint in vitro (im Laborversuch) die Empfindlichkeit von K. pneumoniae gegenüber Gentamicin zu vermindern. Bei Nichtansprechen auf Gentamicin ist gegebenenfalls ein Wechsel des Antibiotikums angezeigt.
In Einzelfällen wurde gezeigt, dass die antimykotische Aktivität von Flucytosin durch Cytarabin gehemmt werden kann.
Cytarabin kann mit der Bestimmung des Proteinanteils in der Zerebrospinalflüssigkeit durch Turbidimetrie (Trübungsmessung) oder mittels Folin-Ciocalteau-Methode interferieren.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Cytarabin verursacht vermutlich schwerwiegende Schädigungen des Ungeborenen, wenn es während der Schwangerschaft angewendet wird.
Cytarabin darf nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich (vitale Indikation). Wird in diesem Fall eine schwangere Patientin behandelt, sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen. Frauen sollten während der Behandlung mit ARA-cell® nicht schwanger werden.
Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen.
Während der Behandlung darf nicht gestillt werden.
Cytarabin kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit ARA-cell® behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monate danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität nach Therapie mit ARA-cell® über eine Spermakonservierung beraten zu lassen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Cytarabin kann auf Grund seiner Nebenwirkungen (Erbrechen, Schwindel, Augenbeschwerden) Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen haben.
4.8 Nebenwirkungen
Die durch Cytarabin hervorgerufenen Nebenwirkungen sind abhängig von der Dosierung, der Anwendungsart und der Therapiedauer. Die wichtigste Nebenwirkung von ARA-cell® ist die Knochenmarkdepression.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>10%)
Häufig (>1%-<10%)
Gelegentlich (>0,1%-<1%)
Selten (>0,01%-<0,1%)
Sehr selten (<0,01%)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
Selten: Lentigo
Erkrankungen des Blutes und desLymphsystems
Häufig: Blutbildveränderungen (Leukopenie, Thrombozytopenie,
Anämie, Megaloblastose); treten dosisabhängig auf, bei
konventionellen Dosen die Leukopenie mit einem Tiefstwert an
den Tagen 12 bis 24. Verminderte Retikulozyten,
morphologische Veränderungen des Knochenmarks. Die
Hochdosistherapie ist mit einer erheblichen Myelotoxizität
verbunden. Hämorrhagien.
Gelegentlich: Immunsuppression, Sepsis
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr häufig: Myalgien,
Unwohlsein. Die nach Applikation bei der Prophylaxe Gelegentlich: Anaphylaxie)
Cytarabin-Syndrom: gekennzeichnet durch Fieber,
Knochenschmerzen, gelegentlich Brustschmerzen, makulopapulösen Ausschlag, Konjunktivitis und
Symptome treten gewöhnlich 6 bis 12 Stunden auf. Kortikosteroide erwiesen sich als effektiv dieses Syndroms.
allergische Reaktionen vom Soforttyp (Urtikaria,
Erkrankungen des Nervensystems:
Zentralnervöse Störungen werden vorwiegend bei der Hochdosistherapie beobachtet. Bei Gesamtdosen unter 36 g Cytarabin/m2 Körperoberfläche sind die toxischen Reaktionen des ZNS selten. Dispositionsfaktoren sind hohes Alter, Leber- und Niereninsuffizienz, vorausgegangene ZNS-Behandlung (Bestrahlung, intrathekale Zytostatikaapplikationen) und Alkoholmissbrauch. Die zentralnervösen Störungen sind meist reversibel.
Häufig: zerebrale/zerebellare Störungen (Nystagmus, Dysarthrie,
Ataxie, Verwirrtheitszustände), Kopfschmerzen,
Denkstörungen, Somnolenz, Lethargie,Koma,
Krampfanfällen und Anorexie Selten: Schwindel, Nervenentzündungen
Nicht bekannt: In Einzelfällen wurde über periphere Nervenschäden nach
hoch dosiertem Cytarabin berichtet sowie über Fälle von verzögerter progressiver aszendierender Paralyse.
Augenerkrankungen
Häufig: Konjunktivitis, Keratitis, Photophobie, Augenbrennen,
starker Tränenfluss und Sehbeschwerden; hämorrhagische
Konjunktivitis, ulzerative Keratitis.
Durch häufiges Spülen der Augen oder prophylaktische Anwendung corticoidhaltiger Augentropfen können die Beschwerden verhütet bzw. gemildert werden.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: akute Perikarditis
Sehr selten: Herzmuskelschäden, vorübergehende Störungen des
Herzrhythmus
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Lungenödeme durch Erhöhung der Permeabilität der
Alveolarkapillaren, Atembeschwerden, diffuse interstitielle Pneumonie
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Mukositis, Schleimhautulzerationen (oral, anal) vor allem
bei der Hochdosisbehandlung; schwere Diarrhöen mit
entsprechendem Kalium- und Eiweißverlust. Übelkeit und
Erbrechen (besonders nach schneller intravenöser Injektion),
Dysphagie
Gelegentlich: Darmnekrose, nekrotisierende Kolitis. Insbesondere bei der
Hochdosistherapie kommt es gelegentlich zu Darmnekrosen mit Ileus und Peritonitis.
Selten: Ösophagusulzeration, Ösophagitis
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Anstieg der cholestaseanzeigenden Enzyme und
Hyperbilirubinämie Selten: Gelbsucht
Nicht bekannt: Einzelne Mitteilungen über das Auftreten von
Lebervenenthrombosen (Budd-Chiari-Syndrom) liegen vor. Es können Leberabszesse auftreten. In Einzelfällen wurde über das Auftreten von Pankreatitiden bei der Cytarabin-Hochdosistherapie berichtet.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Häufig: makulopapulösen Exantheme, Erythrodermien, Erytheme,
Alopezie '
Nach hoch dosiertem Cytarabin entwickeln bis zu 75%der Patienten ein generalisiertes Erythem mitunter mit Blasenbildung und Desquamation. Gelegentlich: brennende Schmerzen an den Handinnenflächen und
Fußsohlen
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Gelegentlich: Myalgien und/oder Arthralgien im Bereich des Nackens und
der Beine
Sehr selten: Das Auftreten einer Rhabdomyolyse wurde beschrieben.
Erkrankungen der Nieren und der Harnwege
Gelegentlich: Anstieg des Plasmakreatinins, Nierenfunktionsstörungen
Selten: Harnretention
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Häufig: Gewebeschädigungen am Injektionsort, Thrombophlebitis,
Fieber und Halsentzündung.
Nicht bekannt: In Einzelfällen wurde nach hoch dosiertem Cytarabin das
Syndrom einer inadäquaten Adiuretin-Inkretion beobachtet.
Nach intrathekaler Applikation von ARA-cell® 40 mg/100 mg Injektion kommt es gelegentlich zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und/oder Fieber. Diese Beschwerden können auch Folgezustände der Lumbalpunktion sein. Die Symptome sind meist mild und reversibel. Bei intrathekal applizierten Cytarabin-Dosen über 30 mg/m2 Körperoberfläche kommt es häufig zu neurotoxischen Reaktionen. Insbesondere kann es bei engen Dosisintervallen zu kumulativen Neurotoxizitäten kommen (siehe auch „Dosierung" und „Art der Anwendung").
Vereinzelte Fälle einer nekrotisierenden Leukenzephalopathie sowie von Paraplegie und Erblindung nach intrathekal appliziertem Cytarabin wurden beschrieben. Die intrathekale Applikation von Benzylalkohol oder anderen Lösungsmittelzusätzen muß unbedingt vermieden werden.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de
anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Eine chronische Überdosierung kann zu schweren Knochenmarkdepressionen führen, u. a. mit massiver Hämorrhagie und lebensbedrohlichen Infektionen sowie zu Neurotoxizität.
Dosislimitierend ist die Myelotoxizität von Cytarabin. Bereits im Rahmen der Hochdosistherapie muss bei einer kumulativen Gesamtdosis von etwa 18 bis 36 g Cytarabin pro Therapiezyklus dosisabhängig sowie abhängig unter anderem vom Alter, vom klinischen Zustand und der Knochenmarkreserve des Patienten sowie sonstiger myelotoxischer Zusatztherapie mit schweren Knochenmarktoxizitäten bis zur Myelophthise gerechnet werden, die erst nach 1 bis 2 Wochen klinisch voll in Erscheinung tritt.
Auch bei Verdacht auf Überdosierung müssen für eine längere Zeit engmaschige hämatologische Kontrollen erfolgen. Da effektive Gegenmittel nicht verfügbar sind, ist bei jeder Applikation größte Vorsicht geboten.
Bei Überdosierung werden geeignete supportive Maßnahmen (z. B. Bluttransfusionen, Antibiotikatherapie) durchgeführt. Bei versehentlicher schwerer Überdosierung bei der intrathekalen Applikation ist ein möglichst umgehender Austausch des Liquors mit isotonischer Natriumchloridlösung vorzunehmen.
Cytarabin ist hämodialysierbar. Zur Wirksamkeit bei Überdosierung liegen jedoch keine Informationen vor.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Zytostatikum aus der Reihe der
Antimetaboliten
ATC-Code: L01BC01
In der Literatur gebräuchliche Synonyma sind
• Cytarabin (INN)
• Cytosin-Arabinosid
• Arabinofuranosylcytosin
• Ara-C
Die chemische Bezeichnung für dieses synthetische Nukleosid lautet 4-Amino-1-(b-arabinofuranosyl)-1H-pyrimidin-2-on. Es unterscheidet sich von dem natürlichen DNS Baustein Cytidin nur durch sterische Vertauschung der OH-Gruppe am C2'-Atom. Die chemische Summenformel ist C9Hi305N3, das Molgewicht beträgt 243,22. In wässriger Lösung ist Cytarabin instabil und geht in saurem Milieu in Uracil-Arabinosid (Ara-U) über, im stark alkalischen Bereich erfolgt eine Öffnung des Pyrimidin-rings. Am stabilsten ist es in neutraler oder schwach alkalischer Lösung.
Die antineoplastische Wirkung von Cytarabin beruht auf einer selektiven Hemmung der DNS-Synthese, vor allem in der S-Phase. Cytarabin wird als Pyrimidin-Antagonist intrazellulär in das Arabinosylcytosintriphosphat (Ara-CTP) umgewandelt. Ara-CTP hemmt kompetitiv DNS-Polymerasen. Darüber hinaus wird die DNS-Synthese durch Einbau von Cytarabin in die DNS gehemmt. Die zytostatische Wirkung des Cytarabins erfolgt dosisabhängig entweder unmittelbar in der S-Phase oder durch eine protrahierte Hemmung der DNS-Synthese.
Für Cytarabin sind zahlreiche Resistenzmechanismen bekannt:
Hemmung des Membrantransportes, Mangel an phosphorylierenden Enzymen, erhöhte Aktivität inaktivierender Enzyme, verminderte Affinität der DNS-Polymerase oder erhöhter dCTP-Pool. Entscheidend für die zytotoxische Wirkung sind anhaltend hohe intrazelluläre Ara-CTP-Konzentrationen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bei oraler Gabe von Cytarabin sind messbare Blutspiegel nicht nachweisbar. Nach intravenöser Gabe wird Cytarabin durch die Cytidin-Desaminase in der Leber und in anderen Geweben rasch und nahezu vollständig zu dem inaktiven Uracil-Metaboliten Ara-U abgebaut. Die initiale Halbwertszeit beträgt 1,4 bis 7,5 Minuten.
Die terminale Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 10 bis 200 Minuten, im Durchschnitt 120 Minuten. Aus dem Liquor wird Cytarabin wegen der geringen Desaminase-Aktivität im ZNS nur langsam mit einer Halbwertszeit von 2 bis 11 Stunden eliminiert. Bei kontinuierlicher intravenöser Infusion konventioneller Dosen (100 bis 200 mg Cytarabin/m2 Körperoberfläche) werden Konzentrationen von 0,04 bis 0,6 pMol/l erreicht. Bei s.c.-Injektion werden Plasmapeaks innerhalb von 20 bis 60 Minuten erreicht, die dann biphasisch abfallen. Die Kinetik ist mit der nach i.v.-Bolusinjektion vergleichbar, wobei die Bioverfügbarkeit bei beiden Anwendungen gleich ist. Zur Überwindung von Cytarabin-Resistenzen werden Hochdosisbehandlungen (> 1 g Cytarabin/m2 Körperoberfläche) durchgeführt, meist in Form einer 6-tägigen Gabe von 1 bis 3 g Cytarabin/m2 Körperoberfläche alle 12 Stunden als 1- bis 2-Stunden-Infusion. Dabei werden Cytarabin- Plasmaspiegel von 10 bis 140 pMol/l erreicht. Ein kleiner Teil des Cytarabins wird intrazellulär mithilfe von Kinasen zu dem aktiven Metaboliten Ara-CTP phosphoryliert. Die Plasmaeiweißbindung des Cytarabins beträgt 2 bis 20%.
Cytarabin passiert die Blut-Liquor-Schranke. Im Liquor findet man bei Dauerinfusion 10 bis 40% der Plasmakonzentrationen. Die Elimination des Cytarabins aus dem Plasma geht mit seiner Metabolisierung einher. Nach konventionellen oder hohen Dosen werden nur 4 bis 10% der applizierten Dosen als unverändertes Cytarabin renal ausgeschieden, während 71 bis 96% in den ersten 24 Stunden als Ara-U im Urin erscheinen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität
Untersuchungen zur akuten Toxizität ergaben folgende LD50-Werte:
Maus: ca. 2000 mg Cytarabin/kg i.v.
> 5000 mg Cytarabin/kg i.p.
1930 mg Cytarabin/kg p.o. Weibchen 3550 mg Cytarabin/kg p.o. Männchen Ratte: > 1000 mg Cytarabin/kg i.p.
Rhesusaffe: > 2000 mg Cytarabin/kg i.v.
b) Subchronische und chronische Toxizität
Die durchgeführten Untersuchungen zur subchronischen Toxizität (8 Tage bis maximal 4 Wochen) an Mäusen, Ratten, Hunden und Affen entsprechen teilweise nicht dem derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Es wurden vor allem Knochenmarkdepressionen mit Blutveränderungen (Leukopenien) beobachtet.
Es liegen keine Untersuchungen zur chronischen Toxizität von Cytarabin vor.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Cytarabin ist im Tierversuch mutagen. Im Menschen sind vermehrt Chromosomenschäden in peripheren Lymphozyten nach Behandlung mit Cytarabin beobachtet worden.
Langzeituntersuchungen zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor. Untersuchungen über sechs Monate an Mäusen und Ratten ergaben keine Hinweise auf ein erhöhtes tumorerzeugendes Potential.
Lokale Verträglichkeit:
In langjährigem Gebrauch (über 25 Jahre) in den verschiedenen zugelassenen Applikationsformen, nämlich i.v., i.m., s.c. und intrathekale Injektion hat sich Cytarabin als verträglich erwiesen.
d) Reproduktionstoxizität
Cytarabin hat bei mehreren Tierspezies teratogene Wirkungen gezeigt. Es traten Anomalien am Skelett, Augen, Gehirn und Nieren auf. Beim Menschen liegen unzureichende Daten vor. Das relative Fehlbildungsrisiko beträgt circa 1:8. Bisher beobachtete Anomalien betrafen Extremitäten, das äußere Ohr und den Gehörgang. Die Exposition im 3. Trimester der Schwangerschaft kann zu Wachstumsretardierung und Panzytopenie beim Feten/Neugeborenen führen oder beitragen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natrium-(S)-lactat-Lösung (50%)
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
In-vitro-Inkompatibilitäten bestehen mit Fluorouracil, Gentamicin, Penicillin G, Oxacillin, Heparin (nicht bei Fertiglösung), Insulin, Methylprednisolon und Methotrexat.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Nach Anbruch Reste verwerfen.
Zubereitung
Die chemische und physikalische Stabilität der Zubereitung (unter Verwendung von 0,9%iger Natriumchloridlösung oder 5%iger Glucoselösung) wurde bei Lagerung bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank für 10 Tage nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die Zubereitung sofort verwendet werden. Falls ein sofortiger Verbrauch nicht vorgesehen ist, liegt die sachgemäße Aufbewahrung der Zubereitung in der Verantwortung des Benutzers und sollte eine Frist von 24 h bei +2°C bis +8°C nicht überschreiten, es sei denn, die Zubereitung hat unter kontrollierten und nachweisbar aseptischen Bedingungen stattgefunden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über +25°C lagern.
Lagerungsbedingungen des verdünnten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Klare Durchstechflaschen mit Gummistopfen und Aluminium Flip-off Kappen mit farbiger PP-Scheibe.
ARA-celf® 1000 mg Infusionslösung:
Packungen mit 1, 5 oder 10 Durchstechflaschen mit 20 ml Infusionslösung. Klinikpackungen
ARA-celf® 4000 mg Infusionslösung:
Packungen mit 1, 5 oder 10 Durchstechflaschen mit 80 ml Infusionslösung. Klinikpackungen
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
ARA-cell® 50 mg/ml liegt als gebrauchsfertige Lösungen vor.
Zur Herstellung einer Infusionslösung kann 0,9%ige Natriumchloridlösung oder 5%ige Glucoselösung dienen.
Bei der Zubereitung und Anwendung sind Sicherheitsmaßnahmen für gefährliche Stoffe einzuhalten. Beim Umgang mit ARA-cell® sind die für die Handhabung von Zytostatika bekannten Sicherheitsmaßnahmen zu beachten (vgl. das jeweils gültige Merkblatt M620 der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege).
Bei Temperaturen unterhalb +15°C kann die Lösung auskristallisieren. Trübe Lösungen und solche, die einen Niederschlag zeigen, sind von der Anwendung auszuschließen. Nur klare Lösungen anwenden.
Hinweise zur Beseitigung des nicht verwendeten Arzneimittels:
Nicht verwendetes ARA-cell® und alle Materialien, die mit ARA-cell® in Kontakt gekommen sind, müssen gemäß den geltenden Richtlinien für zytostatische Substanzen sachgerecht entsorgt werden.
7. INHABER DER ZULASSUNG
cell pharm GmbH Theodor-Heuss-Str. 52 61118 Bad Vilbel Telefon: 0 61 01 / 30 42-0 Telefax: 0 61 01 / 30 42-11
8. ZULASSUNGSNUMMERN
ARA-cell® 1000 mg Infusionslösung: 44694.00.00
ARA-cell® 4000 mg Infusionslösung: 44695.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
ARA-cell® 1000 mg Infusionslösung: 01.09.2002/ 02.04.2013
ARA-cell® 4000 mg Infusionslösung: 12.09.2002/ 02.04.2013
10. STAND DER INFORMATION
Mai 2015
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
14