iMedikament.de

Arcasin Mio

Document: 22.08.2007   Fachinformation (deutsch) change

1/23






Fachinformation

___________________________________________________________________



MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Arcasin®Mio / 1,5 Mio / Saft

___________________________________________________________________




1. Bezeichnung der Arzneimittel


Arcasin®Saft, Suspension zum Einnehmen

Arcasin®Mio, Filmtabletten

Arcasin®1,5 Mio, Filmtabletten



Wirkstoff: Phenoxymethylpenicillin-Kalium



2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht


Verschreibungspflichtig



3. Zusammensetzung der Arzneimittel


3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe


Antibiotikum, oral anwendbares Schmalspektrum-Penicillin


3.2 Arzneilich wirksame Bestandteile



Arcasin®Saft:

1 Flasche mit 100 ml Suspension zum Einnehmen enthält 3921,6 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.

1 Messlöffel bzw. 5 ml Suspension zum Einnehmen enthalten 196,08 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.



Arcasin®Mio:

1 Filmtablette enthält 1 Million (1 Mega) Einheiten, entsprechend 653,6 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 590 mg Phenoxymethylpenicillin.


Arcasin®1,5 Mio:

1 Filmtablette enthält 1,5 Millionen (1,5 Mega)Einheiten, entsprechend 980,4 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 885 mg Phenoxymethylpenicillin


3.3 Sonstige Bestandteile


Arcasin®Saft:

Sorbitol (Ph.Eur.), Aspartam, mittelkettige Triglyceride, leichtes Magnesiumoxid, hochdisperses Siliciumdioxid, Vanillin, Aromastoffe (Banane, Contramarum, Sahnearoma).

5 ml (1 Messlöffel) Suspension enthalten 0,625 g Sorbitol = 0,052 BE.


Arcasin®Mio / Arcasin®1,5 Mio:

Povidon (K 25), Crospovidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich], Talkum, Titandioxid, Eisenoxid, Macrogol 6000, basisches Butylmethacrylat-Copolymer (Ph.Eur.) ((MW: ca. 150000)), Citronensäure, Saccharin-Natrium, Aromastoff (Orange).


4. Anwendungsgebiete


Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Infektionen, die durch Phenoxymethylpenicillin-sensible Erreger bedingt und einer oralen Penicillin-Therapie zugänglich sind, wie z. B.


Gegebenenfalls ist eine Kombination mit einem weiteren geeigneten Antibiotikum möglich.


Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Arcasin®-Präparaten zu berücksichtigen.



5. Gegenanzeigen


Wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks dürfen Arcasin®-Präparate bei Patienten mit Penicillin-Überempfindlichkeit nicht angewendet werden.

Eine mögliche Kreuzallergie mit anderen -Laktam-Antibiotika kann bestehen.

Bei Patienten mit allergischer Reaktionsbereitschaft (z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale) ist das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlich-keitsreaktionen erhöht, weshalb Arcasin®-Präparate in solchen Fällen mit besonderer Vorsicht angewendet werden sollten.


Arcasin®–Präparate dürfen nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen einen der anderen Bestandteile der Arzneimittel.

Bei Beachtung der Dosierungsanleitung werden bei jeder Anwendung bis zu 1,25 g Sorbitol zugeführt. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte dieses Arzneimittel wegen der Möglichkeit einer bisher nicht erkannten ererbten Fructose-Unverträglichkeit nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt

angewendet werden.

Ein gesundheitliches Risiko besteht auch bei jugendlichen und erwachsenen Patienten mit angeborener Fructose-Unverträglichkeit. Für diese Patienten ist die Anwendung des Arzneimittels nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zulässig.

Bei Vorliegen einer Phenylketonurie ist zu beachten, dass das Präparat den Süßstoff Aspartam enthält.


Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit:

Beobachtungen am Menschen haben bisher keinen Hinweis auf Schädigung des im Mutterleib befindlichen Kindes ergeben. Experimentelle Studien haben keine fruchtschädigende Wirkung erkennen lassen.

Da bisher keinerlei schädigende Wirkungen von Phenoxymethylpenicillin bekannt geworden sind, ist eine Anwendung während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit bei entsprechender Indikation möglich.


Phenoxymethylpenicillin wird in die Muttermilch ausgeschieden. Die maximalen Milchspiegel betragen etwa 50 % der maximalen Serumspiegel.


Beim gestillten Säugling ist die Möglichkeit einer Sensibilisierung bzw. einer Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Auftreten von Durchfall oder Sprosspilzbesiedlung zu beachten.



6. Nebenwirkungen


Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt:

Gastrointestinale Störungen kommen häufig ( 1 % bis 10 %) unter der Therapie mit Arcasin®-Präparaten vor. Dazu zählen Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Magendrücken, Bauchschmerzen, Flatulenz und Durchfälle. Diese Störungen sind meist leichter Natur und klingen häufig während, sonst nach Absetzen der Therapie ab.

Sehr selten (<0,01 %) kann sich unter der Therapie mit Arcasin eine pseudomembranöse Enterokolitis, meist verursacht durch Clostridium difficile, entwickeln (siehe auch unter: Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel).


Haut- und Hautanhangsgebilde (siehe auch Überempfindlichkeitserscheinungen):

Häufig (1% - 10%) können Hautausschläge (Exantheme) und Schleimhautentzündungen, besonders im Bereich des Mundes (Glossitis, Stomatitis) auftreten. Selten (0,01 - 0,1%) kann es zur Ausbildung einer schwarzen Haarzunge kommen. Nach Einnahme von Arcasin kann es vorübergehend zu trockenem Mund und zu Geschmacksveränderungen kommen.

Sehr selten (<0,01 %) wurde über vorübergehende Zahnverfärbungen berichtet.


Überempfindlichkeitserscheinungen:

Häufig (1% - 10%) sind allergische Reaktionen zu erwarten, meist in Form von Hautreaktionen (z. B. Exantheme, Juckreiz, Urtikaria).

Eine urtikarielle Sofortreaktion deutet meist auf eine echte Penicillin-Allergie hin und zwingt zum Therapieabbruch.

Sehr selten (<0,01) werden schwerwiegende allergische Reaktionen als Folge einer Sensibilisierung gegen die 6-Amino-Penicillansäure-Gruppe, z. B. in Form von Arzneimittelfieber, Gelenkschmerzen, angioneurotischem Ödem, Larynxödem, Bronchospasmen, Herzjagen, Luftnot, Serumkrankheit, allergischer Vaskulitis sowie Blutdruckabfall bis hin zu bedrohlichem Schock beobachtet.


Überempfindlichkeitsreaktionen aller Schweregrade - bis zum anaphylaktischen Schock - sind auch nach oraler Gabe von Penicillinen beobachtet worden.

Schwere anaphylaktoide Reaktionen, die nach oraler Gabe von Penicillinen

wesentlich seltener auftreten als nach intravenöser oder intramuskulärer Gabe, erfordern unter Umständen entsprechende Notfallmaßnahmen. (Siehe auch Abschnitt: Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel.)



Blut und Blutkörperchen:

Sehr selten (<0,01 %) sind Blutbildveränderungen in Form von Granulozytopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Panzytopenie, hämolytische Anämieund Eosinophilie beobachtet worden. Diese Erscheinungen sind reversibel.


Niere, Harnwege und Geschlechtsorgane:

Sehr selten (<0,01 %) kann es zu einer interstitiellen Nephritis kommen.



7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln


Arcasin®sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika / Antibiotika (z. B. Tetracycline, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da ein antagonistischer Effekt möglich ist.


Die gleichzeitige Gabe von Probenecid führt als Folge einer Hemmung der renalen Ausscheidung zu höheren und länger anhaltenden Phenoxymethyl­penicillin-Konzentrationen im Serum und in der Galle. Auch Indometacin, Phenylbutazon, Salicylate, Sulfinpyrazon führen zu erhöhten und verlängerten Serumspiegeln.


Die Resorption oral applizierter Penicilline kann bei unmittelbar vorausgegangener oder andauernder Darmsterilisation mit nicht resorbierbaren Aminoglykosiden (z. B. Neomycin) reduziert sein.


Einfluss auf Laboruntersuchungen:

Unter der Therapie mit Arcasin®können nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung ein positives Resultat ergeben. Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört werden.



8. Warnhinweise


Bei gleichzeitiger Einnahme von Arcasin und oralen Kontrazeptiva kann eine Wirksamkeitsminderung der hormonellen Kontrazeptiva nicht ausgeschlossen werden. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nicht-hormonale empfängnis­verhütende Maßnahmen anzuwenden.


Bei Patienten mit viralen Begleitinfektionen, insbesondere mit Mononucleosis infectiosa oder mit lymphatischer Leukämie, sollten gleichzeitige bakterielle Infektionen nicht mit Arcasin®behandelt werden, da diese Patienten verstärkt zu erythematösen Hautreaktionen neigen.


Bei Patienten mit schweren Magen-Darm-Störungen mit Erbrechen und Durchfällen sollte von der Behandlung mit Phenoxymethylpenicillin abgesehen werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist. (Hier empfiehlt sich eine parenterale Therapie, z. B. mit Benzylpenicillin oder einem anderen geeigneten Antibiotikum.)


Langfristige und wiederholte Anwendung von Arcasin®kann zu Superinfektion mit resistenten Keimen oder mit Sprosspilzen führen.


Bei Patienten mit Herzerkrankungen oder schweren Elektrolytstörungen anderer Genese sollte auf die Kaliumzufuhr durch das Präparat geachtet werden.


Arcasin Saft enthält 0,48 mmol (19,08 mg) Kalium pro Messlöffel (5 ml).

Arcasin Mio enthält 1,6 mmol (63,6 mg) Kalium pro Filmtablette.

Arcasin 1,5 Mio enthält 2,4 mmol (95,44 mg) Kalium pro Filmtablette. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Patienten mit kontrollierter Kaliumdiät ist der Kaliumgehalt zu berücksichtigen.


Hinweis für Diabetiker:


5 ml (1 Messlöffel) Suspension zum Einnehmen enthalten 0,625 g Sorbitol = 0,052 BE.


9. Wichtigste Inkompatibilitäten


Bisher keine bekannt.



10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben


Die antibakterielle Aktivität des Phenoxymethylpenicillin wird sowohl auf der Basis von Einheiten als auch auf Masse (Gewichts)-Basis festgelegt. Dabei gilt folgende Beziehung:

1 mg Phenoxymethylpenicillin (freie Säure) entspricht 1.695 Einheiten und

1 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium entspricht 1.530 Einheiten.

500.000 Einheiten entsprechen ungefähr 295 mg Phenoxymethylpenicillin bzw. 326,8 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.


Dosierung (generelle Rahmenempfehlungen):


Üblicherweise wird die Tagesdosis in 3 bis 4 Einzeldosen gleichmäßig über den Tag verteilt – möglichst im Abstand von 6 bis 8 Stunden – verabreicht.

Bei Infektionen des Hals-, Nasen-, Ohrenbereichs ist die Verabreichung
der Tagesdosis in nur zwei Einzeldosen – vorzugsweise im Abstand von
12 Stunden – möglich.


Zur Beachtung:

Alle Milligramm-Angaben in den folgenden Ausführungen beziehen sich auf Phenoxymethylpenicillin (freie Säure).


Erwachsene und Kinder über 12 Jahren:

Diese erhalten je nach Schwere und Lokalisation der Infektion üblicherweise
3- bis 4mal täglich jeweils 295 – 885 mg Phenoxymethylpenicillin (0,5 - 1,5 Millionen Einheiten).


Kinder unter 12 Jahren:

Reife Neugeborene, ältere Säuglinge, Kleinkinder und ältere Kinder bis zum Alter von 12 Jahren erhalten eine auf das jeweilige Körpergewicht und Lebensalter abgestimmte Tagesdosis.



Der Packung Arcasin®Saft liegt ein entsprechend markierter Messlöffel mit folgender Einteilung bei:

Teilstrich ¼ = 1,25 ml = 75 000 I.E. Phenoxymethylpenicillin

Teilstrich ½ = 2,5 ml = 150 000 I.E. Phenoxymethylpenicillin

Randvoll = 5,0 ml = 300 000 I.E. Phenoxymethylpenicillin


Spezielle Dosierungsangaben für einzelne Altersgruppen:


Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:



Arcasin®Saft


Säuglinge im 2. und 3. Monat (4 – 5 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal
¼ Messlöffel ein (entsprechend 106,2 – 171 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 180 000 bis 290 000 Einheiten; 40 000 – 64 000 Einheiten/kg Körpergewicht).


Kinder ab dem 4. Monat bis zu 1 Jahr (bis 10 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal ½ Messlöffel ein (entsprechend 236 – 354 mg Phenoxymethyl-penicillin; ca. 400 000 – 600 000 Einheiten).


Kleinkinder 1 – 2 Jahre (10 – 15 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal
1 Messlöffel ein (entsprechend 354 – 531 mg Phenoxymethylpenicillin;
ca. 600 000 – 900 000 Einheiten).


Kinder 2 – 4 Jahre (15 – 22 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal
1 ¼ Messlöffel ein (entsprechend 531 – 826 mg Phenoxymethylpenicillin;
ca. 900 000 – 1,4 Millionen Einheiten).


Kinder 4 – 8 Jahre (22 – 30 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal
1 ½ Messlöffel ein (entsprechend 708 – 1062 mg Phenoxymethylpenicillin;
ca. 1,2 – 1,8 Millionen Einheiten).


Kinder 8 – 12 Jahre (über 30 kg Körpergewicht) nehmen täglich 3mal
2 Messlöffel ein (entsprechend 708 – 1416 mg Phenoxymethylpenicillin;
ca. 1,2 – 2,4 Millionen Einheiten).



Arcasin®Mio / Arcasin®1,5 Mio:

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre nehmen 3mal täglich 1 Filmtablette der jeweils verordneten Stärke ein.


Hinweise für Diabetiker:


Arcasin®Saft:

5 ml (1 Messlöffel) Suspension zum Einnehmen enthalten 0,625 g Sorbitol = 0,052 BE.


Bei schweren Fällen bzw. bei minderempfindlichen Erregern oder ungünstig gelegenem Infektionsort kann die Tagesdosis auf das Doppelte und mehr gesteigert werden.


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:

Bis zu einer Kreatininclearance von 30 – 15 ml/min ist es bei einem Dosierungsintervall von 8 Stunden im allgemeinen nicht erforderlich, die Dosis von Phenoxymethylpenicillin zu verringern.



11. Art und Dauer der Anwendung


Arcasin®-Präparate sollten jeweils etwa 1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um eine möglichst hohe Resorptionsquote zu erreichen.


Die Filmtabletten sind unzerkaut (schlechter Geschmack des Wirkstoffes) mit reichlich Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) einzunehmen.


Um Kindern die regelmäßige Einnahme zu erleichtern, können sie die Präparate auch während der Mahlzeiten einnehmen.


Arcasin®Saft: Arcasin®Saft ist ein Fertigsaft, kein Wasser zusetzen. Die Flasche vor jedem Gebrauch gut schütteln.



Arcasin®- Präparate sollen in der Regel 7 (- 10) Tage lang eingenommen werden, mindestens bis 2 - 3 Tage nach Abklingen der Krankheits­erscheinungen.


Die Behandlungsdauer ist vom Ansprechen der Erreger bzw. dem klinischen Erscheinungsbild abhängig. Sollte nach 3 - 4 Tagen ein Therapieeffekt nicht erkennbar sein, so ist eine erneute Sensibilitätsbestimmung durchzuführen und gegebenenfalls das Antibiotikum zu wechseln.


Bei der Behandlung von Infektionen mit -hämolysierenden Streptokokken sollte die Therapiedauer mindestens 10 Tage betragen, um Spätkomplikationen (rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis) vorzubeugen.



12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel


Die Toxizität von Phenoxymethylpenicillin ist äußerst gering, die therapeutische Breite ist außerordentlich groß.

Wie bei anderen Penicillinen ist die einmalige orale Aufnahme mehrfach therapeutischer Dosen von Phenoxymethylpenicillin nicht akut toxisch.

Bei oraler Verabreichung ist es praktisch unmöglich, Konzentrationen zu erreichen, die zur Auslösung neurotoxischer Symptome führen.



Notfallmaßnahmen:

Spezielle Maßnahmen bei Überdosierung, außer dem Absetzen des Medikamentes, sind nicht erforderlich.


Anaphylaktische Reaktionen

Bei anaphylaktischen Reaktionen muss die Behandlung mit Arcasin®sofort abgebrochen werden und die üblichen Sofortmaßnahmen (z. B. die Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden , Sympathomimetika und ggf. Durchführung einer Beatmung) müssen eingeleitet werden.


Pseudomembranöse Enterokolitis

Hier ist eine Beendigung der Therapie mit Arcasin®in Abhängigkeit von der Indikation zu erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einzuleiten (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika / Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert.

Eine Elimination von Phenoxymethylpenicillin kann mittels Hämodialyse erzielt werden.



13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind


13.1 Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe

Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V ) ist ein biosynthetisches, säurestabiles, nicht Betalaktamase-festes Betalaktam-Antibiotikum.


ATC-Code

J01CE02


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Phenoxymethylpenicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.


Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der MHK des Erregers liegt.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Phenoxymethylpenicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

Eine partielle oder vollständige Kreuzresistenz von Phenoxymethylpenicillin besteht mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.


Grenzwerte

Die Testung auf Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin erfolgt mit Hilfe von Benzylpenicillin unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:


DIN (Deutsches Institut für Normung) Grenzwerte für Benzylpenicillin

Erreger

Sensibel

Resistent

Alle Bakterien außer Staphylococcus spp.

0,125 mg/l

>1 mg/l

Staphylococcus spp.

0,125 mg/l

> 0,125 mg/l


CLSI (US Clinical Laboratory Standards Institute) Grenzwerte für Benzylpenicillin

Erreger

Sensibel

Resistent

Staphylococcus spp.

0,125 mg/l

0,25 mg/l

Enterococcus spp.

8 mg/l

16 mg/l

Streptococcus pneumoniae

0,06 mg/l

2 mg/l

Beta-hämolysierende Streptokokken

 0,12 mg/l

kein Grenzwert angegeben


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin anzustreben.



Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzen 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: 19.12.06):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Actinomyces israeli°

Corynebacterium diphtheriae°

Enterococcus faecalis$

Erysipelothrix rusiopathiae°

Gardnerella vaginalis°

Streptococcus agalactiae

Streptococcus pneumoniae

Streptococcus pyogenes

Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilis°
(Streptokokken der Gruppen C & G)

Streptokokken der “Viridans”-Gruppe°^

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Borrelia burgdorferi°

Eikenella corrodens°$

Haemophilus influenzae°$

Neisseria gonorrhoeae°

Neisseria meningitidis

Anaerobe Mikroorganismen

Clostridium perfringens°

Clostridium tetani°

Fusobacterium spp.°

Peptococcus spp.°

Peptostreptococcus spp.°

Veillonella parvula°

Andere Mikroorganismen

Treponema pallidum°

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Staphylococcus aureus+

Staphylococcus epidermidis+

Staphylococcus haemolyticus+

Staphylococcus hominis+

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecium

Nocardia asteroides

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Alle Enterobacteriaceae-Spezies

Moraxella catarrhalis

Pseudomonas aeruginosa

Anaerobe Mikroorganismen

Bacteroides spp.

Andere Mikroorganismen

Chlamydia spp.

Chlamydophila spp.

Legionella pneumophila

Mycoplasma spp.

° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.

+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.



13.2 Toxikologische Eigenschaften


Bisherige Genotoxizitätsuntersuchungen von Phenoxymethylpenicillin ergaben keine Hinweise auf klinisch relevante Effekte.

Langzeituntersuchungen an Ratten und Mäusen ergaben keine Anhaltspunkte für ein tumoriges Potential von Phenoxymethylpenicillin.

Untersuchungen an verschiedenen Tierspezies haben keine Hinweise auf teratogene Wirkung von Phenoxymethylpenicillin ergeben.



13.3 Pharmakokinetik


Soweit nicht ausdrücklich erwähnt, beziehen sich die folgenden Angaben

ausschließlich auf Phenoxymethylpenicillin-Kalium. Phenoxymethylpenicillin wird aufgrund seiner Säurestabilität nach weitgehend verlustfreier Magenpassage in den oberen Dünndarmabschnitten resorbiert. Die Resorptionsquote beträgt etwa 60 %. Das Ausmaß der Resorption hängt auch von der galenischen Form ab. Feste Darreichungsformen sind unproblematischer als Granulate zur Zubereitung einer Lösung/Suspension. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme führt zu einer Verminderung der Resorption. Maximale Serumkonzentrationen werden nach ca. 30 - 60 Minuten erreicht.

Nach oraler Gabe von 0,4 g, 1 g, 2 g und 3 g Penicillin-V wurden mittlere Spitzenkonzentrationen von 6,1; 15; 26,3 und 35,5 mg/l gemessen. In dem Dosisbereich von 0,12 bis 3 g besteht eine annähernd lineare Beziehung zwischen der Höhe der Dosis und der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC).

Nach Gabe von Phenoxymethylpenicillin-Calcium in Form von Tabletten waren die mittleren Serumkonzentrationen niedriger als nach Gabe einer gleich hohen Dosis des Kalium-Salzes.


Die Bioverfügbarkeit des Phenoxymethylpenicillins ist am geringsten nach Verabreichung des Benzathin-Salzes. Die Resorption scheint verzögert zu sein wie bei einer retardierten Formulierung und die Serumspitzen­konzentrationen sind 3 bis 4mal niedriger als beim Kalium-Salz.

Der limitierende Faktor bei der Resorption des Benzathin-Salzes ist wahrscheinlich die geringe Lösungsgeschwindigkeit und nicht die Resorptionskapazität der Dünndarmmukosa.


Verteilung:

Phenoxymethylpenicillin ist gut gewebegängig, und in verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten werden therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht. Die Liquorgängigkeit von Phenoxymethylpenicillin ist auch bei entzündeten Meningen gering.


Die Serumproteinbindung von Phenoxymethylpenicillin liegt bei 75 14 % und ist damit höher als die des Benzylpenicillin mit 48 %. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt 15,3 1,17 l.


Plazentagängigkeit/Übergang in die Muttermilch:

29 Schwangere erhielten Phenoxymethylpenicillin unter der Geburt. Die fetalen Blutspiegel betrugen 44 % der Konzentrationen im mütterlichen Blut. Im Fruchtwasser wurden 58 % der mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht. Nach einmaliger Einnahme von Phenoxymethylpenicillin lag der Quotient aus Milchkonzentrationen und korrespondierenden Serumkonzentrationen zwischen 0,05 und 1,02 mit einem Mittelwert von 0,15. Etwa 0,2 % der Dosis, die eine stillende Mutter einnimmt, gelangen durch das Stillen in den kindlichen Organismus.


Elimination:

Etwa 34 20 % einer Dosis werden in Form von inaktiven Umwandlungs-produkten (z. B. Penicilloinsäure) im Urin aufgefunden. Die Exkretion von unverändertem Phenoxymethylpenicillin und seinen Umwandlungsprodukten erfolgt fast ausschließlich über die Nieren. Phenoxymethylpenicillin wird durch glomeruläre Filtration und tubuläre Sekretion ausgeschieden. Innerhalb von
12 Stunden werden 29 bis 43 % der verabreichten Dosis in unveränderter mikrobiologisch aktiver Form im Urin wiedergefunden. Innerhalb von 24 Stunden wird praktisch die gesamte resorbierte Menge in Form der Muttersubstanz und der Umwandlungsprodukte mit dem Urin ausgeschieden.

Bei Nierengesunden liegt die Serum-Halbwertszeit bei 30 bis 45 Minuten. Die Halbwertszeit ist dosisabhängig. Bei Untersuchungen der Halbwertszeit fand sich nach Gabe einer 0,4 g Dosis eine Halbwertszeit von 0,5 Stunden und nach einer 3 g Dosis eine Halbwertszeit von 1,1 Stunden. Bei Neugeborenen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung verzögert. Für die totale Clearance von Phenoxymethylpenicillin wurde nach intravenöser Gabe ein Wert von ca. 800 ml/min ermittelt und in einer anderen Untersuchung ein niedrigerer Wert von 476 236 ml/min.




13.4 Bioverfügbarkeit


Arcasin®Saft:

Eine im Jahr 1991 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an
16 männlichen Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat nach Applikation von jeweils 10 ml Suspension:


Applikationsbedingungen:
Nach 10-stündiger Nüchternphase standardisierte Mahlzeiten vor der Einnahme


Arcasin® Saft

Referenzpräparat

Parameter

Mittelwert

Streuung

Mittelwert

Streuung

Maximale Plasma­konzentration
Cmax (µg/ml) :

2,87

0,98

1,03

0,56

Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
AUC (µg/ml·h) :

3,96

1,44

2,26

1,09

Zeitpunkt der maximalen
Plasmakonzentration
tmax (h) :

0,74

0,106

1,09

0,265

Angabe der Werte als arithmetische Mittelwerte und Streubreite von AUC, Cmaxund tmax.


Arcasin®Mio:

Eine im Jahr 1990 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an
12 Probanden (5 weibliche, 7 männliche Probanden) ergab im Vergleich
zum Referenzpräparat:


Applikationsbedingungen:
Nach Nüchternphase standardisierte Mahlzeiten vor der Einnahme


Arcasin® Mio

Referenzpräparat

Parameter

Mittelwert

Streuung

Mittelwert

Streuung

Maximale Plasma­konzentration
Cmax (µg/ml) :

9,26

2,84

7,79

2,21

Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
AUC (µg/ml·h) :

10,2

2,9

9,65

2,63

Zeitpunkt der maximalen
Plasmakonzentration
tmax (h) :

0,56

0,19

0,71

0,32


Angabe der Werte als arithmetische Mittelwerte und Streubreite von AUC, Cmaxund tmax.


Arcasin®1,5 Mio:

Eine im Jahr 1990 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an
12 Probanden (5 weibliche, 7 männliche Probanden) ergab im Vergleich
zum Referenzpräparat:


Applikationsbedingungen:
Nach Nüchternphase standardisierte Mahlzeiten vor der Einnahme


Arcasin® 1,5 Mio

Referenzpräparat

Parameter

Mittelwert

Streuung

Mittelwert

Streuung

Maximale Plasma­konzentration
Cmax (µg/ml) :

11,6

4,9

9,88

4,15

Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
AUC (µg/ml·h) :

13,9

4,6

12,9

3,9

Zeitpunkt der maximalen
Plasmakonzentration
tmax (h) :

0,73

0,20

0,60

0,17


Angabe der Werte als arithmetische Mittelwerte und Streubreite von AUC, Cmaxund tmax.


14. Sonstige Hinweise

Keine


15. Dauer der Haltbarkeit


Arcasin®Saft:

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 2 Jahre.


Arcasin®Mio / Arcasin®1,5 Mio:

Die Filmtabletten sind 5 Jahre haltbar.


Diese Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.



Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise


Nicht über 25 Grad C lagern.



17. Darreichungsformen und Packungsgrößen



Arcasin®Saft:

Packung mit 100 ml Suspension zum Einnehmen (N1)

Packung mit 200 ml Suspension zum Einnehmen (N2)


Arcasin®Mio:

Packung mit 10 Filmtabletten (N1)

Packung mit 20 Filmtabletten (N2)

Packung mit 30 Filmtabletten (N2)



Arcasin®1,5 Mio:

Packung mit 10 Filmtabletten (N1)

Packung mit 20 Filmtabletten (N2)

Packung mit 30 Filmtabletten (N2)


18. Stand der Information

August 2007

19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers



MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Benzstraße 1

61352 Bad Homburg


Telefon (06172) 888-01

Telefax (06172) 888-2740