Arctuvan Bärentraubenblätter Filmtabletten
Fachinformation
ARCTUVAN® Bärentraubenblätter Filmtabletten
1. Bezeichnung des Arzneimittels
ARCTUVAN®Bärentraubenblätter Filmtabletten
105 mg, Filmtablette
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Bärentraubenblätter-Trockenextrakt
1 Filmtablette enthält:
425,25 - 519,75 mg Trockenextrakt aus Bärentraubenblättern (2,5 - 4,5 : 1) entsprechend 105 mg Hydrochinonderivate berechnet als wasserfreies Arbutin (Photometrie Ph.Eur. 1998), Auszugsmittel: Wasser.
Sonstiger Bestandteil: Lactose
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtablette
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege.
In der
Gebrauchsinformation wird der Patient auf Folgendes
hingewiesen:
“Bei Blut im Urin, bei Fieber oder bei Anhalten
der Beschwerden über 5 Tage
muss ein Arzt aufgesucht werden.”
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Erwachsene und Kinder ab 12 Jahre nehmen 2 - 4 x täglich 2 Filmtabletten ein.
Art und Dauer der Anwendung:
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen.
Bärentraubenblätterextrakt-haltige Arzneimittel sollten wie alle arbutinhaltigen Arzneimittel ohne ärztlichen Rat nicht länger als jeweils 1 Woche und höchstens fünfmal jährlich eingenommen werden.
Kinder:
Dieses Arzneimittel soll bei Kindern unter 12 Jahren nicht angewendet werden.
4.3 Gegenanzeigen
-
Bekannte Allergie gegen Bärentraubenblätter oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels,
-
Kinder unter 12 Jahren.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten ARCTUVAN®Bärentraubenblätter Filmtabletten nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bärentraubenblätterextrakt-haltige Arzneimittel sollten nicht
zusammen mit Arzneimitteln eingenommen werden, die zur Bildung
eines sauren Harns führen,
da nicht auszuschließen ist, dass diese die
antibakterielle Wirkung vermindern.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Dieses Arzneimittel soll bei Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf
die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen
von Maschinen
ARCTUVAN®Bärentraubenblätter Filmtabletten haben keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Die folgenden Nebenwirkungen wurden nach der Markteinführung spontan berichtet, sodass keine Angaben zur Häufigkeit gemacht werden können.
Magen-Darm-Erkrankungen:
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall
Immunsystem:
Überempfindlichkeitsreaktionen, z.B. Juckreiz, Dermatitis.
In der Gebrauchsinformation wird der Patient auf Folgendes hingewiesen:
„Informieren Sie
bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn eine der aufgeführten
Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen
bemerken,
die nicht in dieser Gebrauchsinformation
angegeben sind.“
4.9 Überdosierung
Vergiftungen mit Zubereitungen aus Bärentraubenblättern sind nicht bekannt.
In der
Gebrauchsinformation wird der Patient auf Folgendes
hingewiesen:
“Von ARCTUVAN®Bärentraubenblätter
Filmtabletten sollen pro Tag nicht mehr eingenommen werden, als in
der Dosierungsanleitung angegeben oder vom Arzt verordnet. Wenn Sie
versehentlich eine Filmtablette mehr als vorgesehen eingenommen
haben, so hat dies in der Regel keine nachteiligen Folgen. Die
Einnahme von deutlich darüber hinausgehenden Mengen kann jedoch
erhebliche Beschwerden (z. B. Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit
und Erbrechen, aber auch Blut im Urin und Leberschäden)
hervorrufen. In diesem Falle, auch wenn
noch keine Beschwerden aufgetreten sind, sollten
Sie Ihren Arzt aufsuchen.”
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pflanzliches Arzneimittel bei Harnwegserkrankungen.
ATC-Code: G04BX
Zubereitungen aus Bärentraubenblättern wirken in vitro antibakteriell gegen Proteus vulgaris, E. coli, Ureaplasma urealyticum, Mycoplasma hominis, Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella pneumoniae, Enterococcus faecalis, Streptococcusstämme sowie Candida albicans.
Die antibakterielle Wirkung wird mit dem aus Arbutin oder aus Arbutin-Ausscheidungs-produkten freigesetzten Aglykon Hydrochinon in Verbindung gebracht. Bei der Freisetzung können enzymatische Aktivitäten von Harnwegsinfektionen hervorrufenden Mikroorganismen eine Rolle spielen.
Aufgrund des hohen Gerbstoffgehaltes werden der Droge adstringierende Eigenschaften zugeschrieben. Die hohen Gerbstoffgehalte sollen für akute Unverträglichkeitsreaktionen (Reizungen der Magenschleimhaut, Übelkeit und Erbrechen) verantwortlich sein.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Pharmakokinetische Untersuchungen wurden bisher ausschließlich an gesunden Probanden, jedoch nicht an Patienten oder Risikopatienten (Kinder, etc.) durchgeführt.
Eine Studie an 16 Probanden trug wesentlich zur Klärung von Verfügbarkeit und Metabolismus von Arbutin bei. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Verfügbarkeit der gesamten Hydrochinonäquivalente nach Applikation von Bärentraubenblätterextrakt oder einer wässrigen Lösung sowie die Exkretion der wichtig-
sten Arbutinmetabolite (freies Hydrochinon, Hydrochinonglucuronid sowie -sulfat) untersucht.
Die Probanden erhielten entweder Filmtabletten oder eine wässrige Lösung mit Bärentraubenblätterextrakt, entsprechend jeweils 210 mg Arbutin. Urinproben wurden über 36 Stunden gesammelt. Die Bestimmung der Hydrochinonäquivalente im Urin erfolgte mittels einer validierten HPLC-Methode (Schindler et al., 2002).
Resorption
Nach oraler Gabe wurde Arbutin schnell resorbiert. Metaboliten im Urin waren bereits in der ersten Stunde nach Applikation nachweisbar.
Die Verfügbarkeit der gesamten Hydrochinonäquivalente im Urin nach Applikation von Bärentraubenblätterextrakt oder einer wässrigen Lösung des Extraktes wurde mit 65 % der applizierten Arbutin-Dosis bestimmt.
Metabolismus
Als Hauptmetabolit wurde Hydrochinonglucuronid bestimmt, Hydrochinonsulfat als zweitwichtigster Metabolit. Die Metabolisierung erfolgte schnell, innerhalb 4 Stunden nach Applikation der Medikation wurden ca. 70 % der insgesamt in 36 Stunden eliminierten Hydrochinonäquivalente im Urin ausgeschieden. Dagegen wurden nur 0,1 % der applizierten Dosis als freies Hydrochinon eliminiert.
Elimination
Die Hydrochinonkonjugate (Glucuronide und Sulfate) werden rasch renal eliminiert. Innerhalb 4 Stunden nach Applikation wurden bereits knapp 70 % des innerhalb 36 Stunden ausgeschiedenen Hydrochinonglucuronids eliminiert. Dagegen wurden nur 0,1 % der applizierten Dosis als freies Hydrochinon eliminiert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bezüglich der akuten, chronischen und Reproduktionstoxizität wurden in der Literatur bisher keine entsprechenden Daten für Bärentraubenblätter bzw. Bärentraubenblätterextrakt berichtet.
Bei Untersuchungen zur Genotoxizität von Urinproben waren sowohlin vitromit dem Ames-Test als auch in vivoan Mäusen mit Hilfe des Mikronukleus-Tests die Testergebnisse negativ.
Im Ames-Test unter Verwendung von Salmonella typhimuriumTA98 und TA100 sowie im Rekombinationstest an Bacillus subtiliserwies sich ein wässriger Extrakt von pulverisierten Bärentraubenblättern weder mit noch ohne metabolische Aktivierung als nicht mutagen.
Die Vorgaben zur Beschränkung der Anwendungsdauer auf nicht länger als jeweils 1 Woche und höchstens fünfmal jährlich beruhen darauf, dass sich für Hydrochinon aus Tierexperimenten bei oraler Anwendung der Verdacht auf mutagene und schwach kanzerogene Wirkung ergibt.
Zur tierexperimentellen Überprüfung der chronischen Toxizität und Kanzerogenität von Hydrochinon erhielten je 65 weibliche und männliche Ratten (F344/N) über einen Zeitraum von zwei Jahren an 5 Tagen pro Woche 0, 25 oder 50 mg Hydrochinon/kg Körpergewicht in deionisiertem Wasser. Bei Studienende gab es keine signifikanten Unterschiede in den Überlebensquoten zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe. Das Risiko einer Nephropathie war bei den Tieren der Hydrochinon-Gruppe erhöht. Bei weiblichen Ratten kam es dosisabhängig zu Monozytenleukämie, bei männlichen Ratten dosisabhängig zu Nierenadenomen.
Zudem erhielten je 65 männliche und weibliche Mäuse über einen Zeitraum von zwei Jahren an 5 Tagen pro Woche 0, 50 oder 100 mg Hydrochinon/kg Körpergewicht in deionisiertem Wasser. Nach zwei Jahren gab es auch hier keine signifikanten Unterschiede in den Überlebensquoten. Bei männlichen Tieren traten dosisabhängig vermehrt Leberschäden auf. Tiere beiderlei Geschlechts zeigten hyperplastische Veränderungen der Kolloidfollikel der Schilddrüse. Bei weiblichen Mäusen kam es zu hepatozellulären Adenomen oder Karzinomen. Bei männlichen Mäusen wurde die dosisabhängige Zunahme von Leberzelladenomen durch die Abnahme von Leberzellkarzinomen aufgewogen (Kari et al., 1992).
Diese Studienergebnisse sind jedoch nicht direkt auf die Einnahme von Bärentraubenblätter-Trockenextrakt übertragbar. In den tierexperimentellen Studien wurden über zwei Jahre hinweg hohe Dosen reinen Hydrochinons gegeben, die deutlich über der täglich im Urin freigesetzten Menge freien Hydrochinons liegt, wenn die Behandlung mit ARCTUVAN®Bärentraubenblätter Filmtabletten gemäß den Vorgaben der Fach- bzw. Gebrauchsinformation erfolgt. 0,1 % der applizierten Dosis an Hydrochinonderivaten berechnet als Arbutin wird in Form von freiem Hydrochinon ausgeschieden. Bei einer Tagesdosis von maximal 840 mg Arbutin entspricht dies lediglich 0,84 mg freiem Hydrochinon.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Mikrokristalline Cellulose, Lactose-Monohydrat, Talkum, Poly(O-carboxymethyl)-stärke, Natriumsalz, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Macrogol 3350, Titandioxid, Polyvinylalkohol, Eisen(II, III)-oxid, Eisen(III)-oxid.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Faltschachteln mit Blisterstreifen.
Eine Packung enthält 60 Filmtabletten.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Astellas Pharma GmbH
Postfach 50 01 66
80971 München
Tel.: (0 89) 45 44 01
Fax: (0 89) 45 44 13 29
Mitvertreiber
KLINGE PHARMA GmbH
Postfach 50 01 67
80971 München
Tel.: (0 89) 45 44-02
Fax: (0 89) 45 44-13 17
E-Mail: info@klinge.de
Internet: www.astellas.com/de
8. Zulassungsnummer
6012405.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
11.03.2003
10. Stand der Information
01/2013
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig
3641b062abc554b43024e2f001e7daeb.rtf Seite 10 von 10