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Atracurium-Actavis 10 Mg/Ml Injektionslösung

Document: 09.12.2011   Fachinformation (deutsch) change

FI-905-12/11

FACHINFORMATION


BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung


QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Wirkstoff:


1 ml Injektionslösung enthält 10 mg Atracuriumbesilat.


1 Ampulle mit 2,5 ml / 5 ml Injektionslösung enthält:

25 mg / 50 mg Atracuriumbesilat.


Sonstige Bestandteile:


Wasser für Injektionszwecke, Benzolsulfonsäure


DARREICHUNGSFORM

Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion


KLINISCHE ANGABEN

Anwendungsgebiete

Atracuriumbesilat wird intravenös als Zusatz bei Allgemeinnarkosen, bei operativen und

anderen Eingriffen sowie in der Intensivmedizin zur Erleichterung der endotrachealen Intubation sowie der künstlichen Beatmung angewendet.


Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Zur Ermittlung der individuell erforderlichen Dosis ist bei der Verabreichung von Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat ein neuromuskuläres Monitoring zu empfehlen.


1. Anwendung in der Anästhesie

Anwendung als Injektion bei Erwachsenen

Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung wird als intravenöse Injektion verabreicht und darf nicht intramuskulär appliziert werden.


Relaxation:

In Abhängigkeit von der gewünschten vollständigen Relaxationsdauer können 0,3 – 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg i.v. verabreicht werden. Die Wirkungsdauer beträgt 15 – 35 Minuten.


Intubation:

Nach der i.v. Injektion von 0,5 – 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg kann die endotracheale Intubation in der Regel innerhalb von 90 Sekunden durchgeführt werden.


Repetitions-Dosen:

Die vollständige neuromuskuläre Blockade kann mit Repetitions-Dosen von 0,1 – 0,2 mg

Atracuriumbesilat/kg verlängert werden. Im Allgemeinen ist die erste Erhaltungsdosis 20 – 45 Minuten nach der initialen Bolusinjektion erforderlich, danach üblicherweise in Intervallen von 15 bis 25 Minuten; individuelle Erfordernisse des Patienten sollten jedoch berücksichtigt werden. Repetitive Dosen führen nicht zu einem Akkumulationseffekt der neuromuskulären Blockade.


Die Spontanerholung stellt sich ca. 35 Minuten nach Ende der vollständigen Relaxation

- gemessen an der Wiederherstellung der tetanischen Antwort auf 95 % der neuromuskulären

Funktion - wieder ein.


Der neuromuskuläre Block, hervorgerufen durch Atracuriumbesilat, kann schnell durch übliche Dosen von Cholinesterasehemmstoffen wie Neostigmin oder Edrophonium - nach vorheriger oder gleichzeitiger Verabfolgung von Atropin oder Glycopyrroniumbromid - ohne Anzeichen einer Rekurarisierung aufgehoben werden.


Anwendung als Infusionslösung bei Erwachsenen

Atracuriumbesilat ist hypotonisch und darf nicht über die Infusionsleitung einer Bluttransfusion zugeführt werden. In diesem Fall ist Atracuriumbesilat über eine separate Infusionsleitung zu verabreichen.


Nach einer initialen Bolusinjektion von 0,3 – 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg kann Atracuriumbesilat zur Aufrechterhaltung der neuromuskulären Blockade bei operativen Eingriffen von längerer Dauer als kontinuierliche Infusion in Dosen von 0,3 – 0,6 mg/kg/h verabreicht werden.


Atracuriumbesilat kann auch während kardiopulmonaler Bypass-Operationen in der oben angegebenen Dosis infundiert werden.


Da bei Körpertemperaturen von 25 – 26°C (tiefe Hypothermie) die Inaktivierung von Atracuriumbesilat verlangsamt erfolgt, reicht bei diesen niedrigen Körpertemperaturen etwa

die Hälfte der oben angegebenen Dosis zur Aufrechterhaltung der vollständigen neuromuskulären Blockade aus.


Die Atracuriumbesilat-Injektionslösungen sind mit folgenden Infusionslösungen kompatibel

(mischbar):

Infusionslösung Haltbarkeit

1. 0,9%ige NaCl-Lösung (G/V) 24 Stunden

2. 5%ige Glucose-Lösung (G/V) 8 Stunden

3. Ringer-Lösung 8 Stunden

4. 0,18%ige NaCl-Lösung mit 4%iger Glucose-Lösung (G/V) 8 Stunden

5. Ringer-Lactat-Lösung nach Hartmann 4 Stunden


Gemischt mit diesen Lösungen ergeben sich Konzentrationen von 0,5 mg Atracuriumbesilat/ml und darüber; die Lösungen sind bei Tageslicht und Temperaturen bis zu 30°C in den genannten Zeiträumen haltbar.


Aus mikrobiologischer Sicht sind diese Lösungen sofort zu verwenden; andernfalls liegt die Aufbewahrung nach Herstellung in der Verantwortung des medizinischen Personals und sollte normalerweise nicht länger als 24 Stunden bei 2°C – 8°C erfolgen, falls die Verdünnung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen vorgenommen wurde.


Anwendung bei Kindern

Kinder über 1 Monat erhalten die für Erwachsene empfohlene Dosis ebenfalls auf der Basis mg/kg KG.


Anwendung bei Neugeborenen

Für Neugeborene (unter einem Monat) sind aufgrund fehlender klinischer Daten keine Dosisempfehlungen möglich. Falls eine neuromuskuläre Blockade bei Neugeborenen oder Frühgeborenen erforderlich ist, muss die Dosis erheblich verringert werden.


Anwendung bei speziellen Patientengruppen

Anwendung bei älteren Patienten:

Die oben angegebenen Dosierungsempfehlungen gelten auch für ältere Patienten. Die Höhe der Initialdosen sollte sich jedoch im unteren Dosisbereich bewegen, und die Verabreichung des Arzneimittels sollte langsam erfolgen.


Anwendung bei Patienten mit beeinträchtigter Leber- oder Nierenfunktion:

Atracuriumbesilat kann unabhängig von dem Schweregrad einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung - auch bei sehr stark eingeschränkten Funktionen dieser Organe - in den oben genannten Standarddosen verabreicht werden.


Anwendung bei Patienten mit Herz- oder Kreislauf-Erkrankungen:

Patienten mit schweren Herz- oder Kreislauf-Erkrankungen reagieren unter Umständen empfindlicher auf vorübergehende hypotone Zustände (siehe auch 4.4). Bei diesen Patienten sollte daher Atracuriumbesilat langsam und/oder in geteilten Dosen über einen Zeitraum von ca. 1 – 2 Minuten verabreicht werden.


Anwendung bei Patienten mit Verbrennungen:

Bei Patienten mit Verbrennungen kann sich gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat eine herabgesetzte Ansprechbarkeit entwickeln. Bei diesen Patienten können in Abhängigkeit von der Zeit, die seit der Verbrennung vergangen ist, und dem Ausmaß der Verletzung höhere Atracuriumbesilat-Dosen erforderlich sein.


2. Anwendung im intensivmedizinischen Bereich (ICU)

Ergibt sich beim Einsatz von Atracuriumbesilat im intensivmedizinischen Bereich im Rahmen der künstlichen Beatmung die Notwendigkeit zur Langzeitanwendung, so sind der Nutzen und das Risiko einer neuromuskulären Blockade gegeneinander abzuwägen.

Nach Gabe eines initialen Bolus von 0,3 – 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg können zur Aufrechterhaltung der neuromuskulären Blockade durch kontinuierliche Infusion zwischen

11 und 13 μg Atracuriumbesilat/kg/min (entspr. 0,65 – 0,78 mg/kg/h) verabreichtwerden. Dabei ist zu beachten, dass nach bisherigen Erfahrungen die im Einzelfall erforderliche Dosis stark variieren kann; so wurden 4,5 μg Atracuriumbesilat/kg/min(0,27 mg/kg/h) bis 29,5 μg Atracuriumbesilat/kg/min (1,77 mg/kg/h) verabreicht.

Darüber hinaus können sich die erforderlichen Dosen in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer ändern.

Die Zeit bis zur Spontanerholung von der neuromuskulären Blockade nach Atracuriumbesilat bei Intensivpatienten ist unabhängig von der Verabreichungsdauer. Ein TOF (train of four) Verhältnis (das Verhältnis des Spitzenwertes der vierten Kontraktion zur ersten in einer Reihe von vieren) >0,75 stellt sich durchschnittlich 60 Minuten nach Absetzen von Atracuriumbesilat ein (Bereich zwischen 32 und 108 Minuten, n=6).


Die zurzeit vorliegenden wenigen Untersuchungsergebnisse bezüglich der Langzeitanwendung von Atracuriumbesilat lassen nur einen geringen Einfluss einer Hämofiltration oder Hämodialyse auf die Plasmaspiegel von Atracuriumbesilat und seiner Metaboliten erkennen. Die Auswirkungen der Hämoperfusion auf die Plasmaspiegel von Atracurium und seinen Metaboliten sind nicht bekannt.


Gegenanzeigen

Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung darf nicht verabreicht werden an Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Benzolsulfonsäure.


Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Genau wie alle anderen Muskelrelaxantien lähmt auch Atracuriumbesilat die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Atracuriumbesilat nur unter Vollnarkose von einem erfahrenen Anästhesisten verabreicht werden. Adäquate Ausrüstung und Personal zur endotrachealen Intubation und zur künstlichen Beatmung müssen - ebenso wie ein Antidot - zur sofortigen Verfügung stehen.


Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung darf nicht intramuskulär appliziert

werden.


Bei Patienten mit Erkrankungen, bei denen eine Potenzierung der neuromuskulären Blockade zu beobachten ist (Myasthenia gravis, Eaton-Lambert-Syndrom oder andere neuromuskuläre Erkrankungen) kann Atracuriumbesilat massive klinische Effekte hervorrufen. Bei diesen Patienten ist eine Reduzierung der Dosis sowie die Überwachung der neuromuskulären Blockade mit Hilfe eines Nervstimulators besonders wichtig. Gleiche Vorsichtsmaßnahmen sind bei Patienten mit Carcinomatose oder auch schweren Störungen des Säure-Base- und/ oder Elektrolythaushalts zu berücksichtigen.


Wie andere Muskelrelaxantien kann Atracuriumbesilat während der Verabreichung - bei entsprechend empfindlichen Patienten - zur Histaminfreisetzung führen.

Die Verabreichung an Patienten mit einer Anamnese, die eine erhöhte Sensibilität gegen Histamin vermuten lässt, sollte deshalb mit Vorsicht erfolgen. Die Histaminfreisetzung kann

verringert werden, wenn Atracuriumbesilat langsam oder in aufgeteilten Dosen über einen Zeitraum von mindestens einer Minute verabreicht wird.


Insbesondere bei Patienten mit einer Allergie- oder Asthmaanamnese ist in vereinzelten Fällen nach der Anwendung von Atracuriumbesilat mit einem Bronchospasmus zu rechnen.

In solchen Fällen muss die Anwendung von Atracuriumbesilat unter besonders sorgfältiger ärztlicher Beobachtung erfolgen. Bei Asthmapatienten unter hochdosierter Gabe von Kortikosteroiden und Muskelrelaxantien in der Intensivmedizin ist ein CPK-Monitoring (Überwachung der Creatinphosphokinase) zu beachten.


Atracuriumbesilat ist hypotonisch und darf wegen möglicher Verursachung einer Hämolyse nicht über die Infusionsleitung einer Bluttransfusion zugeführt werden. Der pH-Wert

von 3,2 – 3,7 ist zu beachten (vgl. auch 6.2. Inkompatibilitäten).


Bei Patienten, die besonders empfindlich auf einen Abfall des arteriellen Blutdrucks reagieren können, wie z. B. bei Patienten mit Hypovolämie, sollte Atracuriumbesilat langsam oder in geteilten Dosen über einen Zeitraum von 1 – 2 Minuten verabreicht werden.


Innerhalb des empfohlenen Dosisbereichs weist Atracuriumbesilat keine signifikanten Vagus- oder Ganglien-blockierenden Effekte auf. Infolgedessen hat Atracuriumbesilat innerhalb dieses Bereichs keinen bedeutsamen Einfluss auf die Herzfrequenz. Bradykardien nach Gabe anderer bei der Anästhesie verwendeter Arzneimittel oder nach Vagusreizung werden durch Atracuriumbesilat nicht kompensiert und treten daher möglicherweise verstärkt auf.


Wird Atracuriumbesilat in eine kleine Vene injiziert, sollte diese nach der Injektion mit einer physiologischen Kochsalzlösung durchgespült werden.

Werden weitere Anästhetika durch den gleichen venösen Zugang verabreicht, ist es wichtig, dass nach jedem Arzneimittel eine ausreichende Menge Wasser für Injektionszwecke oder physiologischer Kochsalzlösung nachgespült wird.


Bei Patienten mit Verbrennungen kann sich gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat eine herabgesetzte

Ansprechbarkeit entwickeln (vgl. 4.2. Anwendung bei Patienten mit Verbrennungen).


Hinweise:

Atracuriumbesilat hat keinen direkten Einfluss auf den Innenaugendruck und ist deshalb auch für den Einsatz bei chirurgischen Eingriffen in der Ophthalmologie verwendbar.


Untersuchungen an Schweinen, die für das Auftreten der malignen Hyperthermie besonders disponiert sind, ergaben, dass Atracuriumbesilat dieses Syndrom nicht auslöst. Klinische Untersuchungen bei entsprechend empfindlichen Patienten erbrachten das gleiche Ergebnis.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Der durch Atracuriumbesilat hervorgerufene neuromuskuläre Block kann durch die gleichzeitige Gabe von Inhalationsanästhetika wie z. B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran und Desfluran verstärkt werden.


Die im Folgenden aufgeführten Arzneimittel können bei gleichzeitiger Verabreichung mit nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat zu einer Verstärkung und/oder Verlängerung der neuromuskulären Blockade führen:

Antibiotika einschließlich Aminoglykoside, Polymyxine, Spectinomycin, Tetrazykline, Lincomycin, Clindamycin und Vancomycin

Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin, Lidocain

Betablocker: Propranolol

Calciumantagonisten

Diuretika: Furosemid und möglicherweise Mannitol, Thiazid-Diuretika

Acetazolamid

Magnesiumsulfat

Ketamin

Lithiumsalze

Dantrolen

Ganglienblocker: Trimethaphan und Hexamethonium.


In seltenen Fällen können bestimmte Arzneimittel das Krankheitsbild einer bestehenden Myasthenia gravis verschlechtern, einer latenten Myasthenia gravis zum Ausbruch verhelfen oder selbst diese Erkrankung auslösen. In diesen Fällen ist mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Atracuriumbesilat zu rechnen.


Zu diesen Arzneimitteln, die die vorgenannten Ereignisse auslösen können, zählen:

Betablocker: Propranolol, Oxprenolol

Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin

Chloroquin

D-Penicillamin

verschiedene Antibiotika

Trimethaphan

Chlorpromazin

Steroide

Phenytoin

Lithium.


Bei Patienten, die regelmäßig mit Antiepileptika (Phenytoin, Carbamazepin) behandelt werden, ist es wahrscheinlich, dass der Wirkungseintritt von Atracuriumbesilat verzögert und die Dauer der neuromuskulären Blockade verkürzt ist.


Die Verabreichung von Kombinationen anderer nicht-depolarisierender Muskelrelaxantien in Verbindung mit Atracuriumbesilat kann einen Relaxationsgrad hervorrufen, der ausgeprägter ist als nach Gabe einer äquipotenten Atracuriumbesilat-Dosis zu erwarten wäre. Diese synergistischen Effekte können von einer Arzneistoff-Kombination zur anderen variieren.


Depolarisierende Muskelrelaxantien wie Suxamethoniumchlorid sollten nicht zur Verlängerung einer neuromuskulären Blockade, die durch nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat hervorgerufen wurde, verabreicht werden, da dies zu einer verlängerten und komplexen neuromuskulären Blockade führen kann, die mit Cholinesterasehemmstoffen nur noch schwer zu antagonisieren ist.


Schwangerschaft und Stillzeit


Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Atracuriumbesilat bei Schwangeren vor. Obwohl tierexperimentelle Untersuchungen keine Hinweise auf Störungen der Embryonalentwicklung ergeben haben, sollte Atracuriumbesilat nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung in der Schwangerschaft verabreicht werden.

Der Plazentaübergang ist gering. Der Einsatz im empfohlenen Dosisbereich bei Kaiserschnitt-Patientinnen hatte keine nachteiligen Folgen für die Neugeborenen (s. a. Präklinische Daten zur Verträglichkeit). Daher ist Atracuriumbesilat auch für die Muskelrelaxation während des Kaiserschnitts geeignet.


Es ist nicht bekannt, ob Atracuriumbesilat in die Muttermilch übertritt. Wegen der kurzen Halbwertszeit sind Auswirkungen auf den Säugling nicht zu erwarten, wenn die Mutter nach Abklingen der Substanzwirkung das Stillen (wieder) aufnimmt. Aus Vorsichtsgründen sollte das Stillen erst 24 Stunden nach Gabe von Atracuriumbesilat (wieder) aufgenommen werden.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Da das Arzneimittel unter Vollnarkose verabreicht wird, darf der Patient nach der Narkose nicht am Straßenverkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und nicht ohne sicheren Halt arbeiten. Über den Zeitfaktor hat der Arzt individuell zu entscheiden. Der Patient sollte sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.


Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:


Sehr häufig (1/10)

Häufig (1/100, <1/10)

Gelegentlich (1/1.000, <1/100)

Selten (1/10.000, <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000), nicht bekannt (auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)



Erkrankungen des Immunsystems

Sehr selten: Es wurden nach Verabreichung von Atracuriumbesilat in Kombination mit einem oder mehreren Anästhetika schwere anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen bis hin zum Schock, Kreislaufversagen und Herzstillstand beobachtet.


Erkrankungen des Nervensystems

Sehr selten: Bei intensivmedizinisch betreuten Patienten, die neben Atracuriumbesilat noch weitere Arzneimittel erhielten, wurde von Krampfanfällen berichtet. Diese Patienten wiesen jedoch eine oder mehrere Vorerkrankungen auf, die Krampfanfälle auslösen können (z.B. Schädel-Hirn-Traumata, zerebrale Ödeme, Virusenzephalitiden, hypoxische Enzephalopathien und Urämien). In klinischen Studien konnte selbst nach wochenlanger Dauerinfusion des Arzneimittels zwischen den Plasma-Laudanosinspiegeln (Metabolit) und dem Auftreten von Krampfanfällen kein Zusammenhang festgestellt werden (s. auch 5.2).


Herzerkrankungen

Häufig: Tachykardie


Gefäßerkrankungen

Häufig: Geringer vorüber gehender Blutdruckabfall


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Häufig: Keuchen, Bronchospasmus

Sehr selten: Laryngospasmus


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Hautrötung, Urticaria


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Sehr selten: Nach prolongierter Anwendung von Atracuriumbesilat bei schwerkranken Patienten auf der Intensivstation wurden Muskelschwäche und/oder Myopathie beobachtet. Die meisten Patienten erhielten begleitende Kortikosteroide. Der kausale Zusammenhang mit der Atracuriumbesilat-Therapie ist nicht eindeutig.


Überdosierung

Anzeichen einer Überdosierung

Verlängerte Muskelrelaxation und deren Folgen sind die hauptsächlichen Erscheinungsbilder einer Überdosierung.


Therapie bei einer Überdosierung

Wenn eine kardiovaskuläre Unterstützung notwendig ist, sollte diese erforderlichenfalls eine geeignete Lagerung des Patienten, Flüssigkeitsgabe/Volumensubstitution und die Anwendung von Vasopressoren einschließen.


Es ist wichtig, den Luftweg freizuhalten und bis zum Einsetzen der Spontanatmung die künstliche Beatmung fortzusetzen. Da das Bewusstsein durch Atracuriumbesilat nicht beeinträchtigt wird, ist der Patient vollständig zu sedieren. Die Erholung kann durch die Verabreichung von Cholinesterasehemmstoffen beschleunigt werden, die zusammen mit Atropin oder Glycopyrroniumbromid verabreicht werden, sobald Zeichen einer Spontanerholung erkennbar sind.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: peripheres Muskelrelaxans (Quarternäre Ammoniumverbindung), ATC-Code: M03A C04.


Atracuriumbesilat ist ein nicht-depolarisierendes mittellang wirkendes Muskelrelaxans.


Atracuriumbesilat beeinflusst spezifisch die neurophysiologischen Vorgänge an der motorischen Endplatte, indem es Acetylcholin kompetitiv von seinen Rezeptoren verdrängt.


Durch die Besetzung der Endplatte mit Atracuriumbesilat wird deren weitere Depolarisation verhindert. Der Skelettmuskel wird gelähmt, da die Erregung der motorischen Nerven nicht mehr zur Muskulatur weitergeleitet wird.


Durch die Hemmung des Acetylcholin-Abbaus mittels Cholinesterasehemmstoffen, wie z. B. Neostigmin oder Edrophonium, wird eine Erhöhung der Acetylcholinkonzentration an allen cholinergen Synapsen erzielt. Das Gleichgewicht zwischen Atracuriumbesilat (Antagonist) und Acetylcholin (Agonist) wird zugunsten des Agonisten verschoben. Eine Muskelstimulation ist wieder möglich.


Pharmakokinetische Eigenschaften

Der Wirkungseintritt und die Wirkdauer von Atracuriumbesilat sind dosisabhängig. Nach Gabe von 0,3 mg Atracuriumbesilat/kg wurden beim Menschen nach 3 Minuten Plasmakonzentrationen von ca. 3 μg/ml gemessen.


Die Inaktivierung von Atracuriumbesilat erfolgt auf zwei Wegen:

1. durch Hofmann-Eliminierung, einem nicht-enzymatischen Prozess, der bei physiologischem pH und physiologischer Temperatur stattfindet und


2. durch Esterhydrolyse, die durch unspezifische Plasmaesterasen katalysiert wird.


Innerhalb des physiologischen Bereichs führen Schwankungen des Blut-pH und der Körpertemperatur zu keiner signifikanten Änderung der Wirkdauer des Arzneimittels.


Untersuchungen mit entsprechendem Patienten-Plasma ergaben, dass die Metabolisierung

von Atracuriumbesilat durch einen Pseudocholinesterasemangel im Plasma nicht beeinträchtigt wird.


Plasmaproteinbindung

Die Plasmaproteinbindung von Atracuriumbesilat beträgt etwa 82 %. Plasmaproteine beeinflussen weder die Geschwindigkeit noch die Art und Weise des Atracuriumbesilat-

Abbaus.


Elimination

Die Eliminationshalbwertszeit für Atracuriumbesilat beträgt 20 bis 30 Minuten. Das Ende der neuromuskulär blockierenden Wirkung von Atracuriumbesilat erfolgt unabhängig von seiner hepatischen Metabolisierung oder renalen Ausscheidung. Es ist deshalb nicht zu erwarten, dass eine gestörte Nieren-, Leber- oder Kreislauffunktion die Wirkdauer von Atracurium-besilat beeinträchtigt.


In tierexperimentellen Untersuchungen wurde die alleinige Verabreichung von Laudanosin

- einem Metaboliten von Atracuriumbesilat - mit zerebral erregenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Obwohl bei Intensivpatienten nach der Anwendung von Atracuriumbesilat Krampfanfälle beobachtet wurden, wurden diese in keinem Fall, selbst nach wochenlanger Dauerinfusion, auf Atracuriumbesilat oder Laudanosin zurückgeführt.


Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion sind die Metaboliten in höherer Konzentration vorhanden, die aber keinen Einfluss auf die muskelrelaxierenden Wirkung haben.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Mutagenität

Atracuriumbesilat war nicht mutagen in Bakterien und Knochenmarkszellen von Ratten. Eine schwache mutagene Aktivität in Säugetierzellen in vitro wurde nur in zytotoxischen Konzentrationen beobachtet.


Kanzerogenität

Untersuchungen zur Kanzerogenität von Atracuriumbesilat wurden nicht durchgeführt.


Embryotoxizität/Fetotoxizität

Aus den Ergebnissen tierexperimenteller Untersuchungen geht hervor, dass Atracuriumbesilat

keine signifikanten Effekte auf die Embryonalentwicklung hat. Studien zu Auswirkungen auf die fötale Entwicklungsphase wurden nicht durchgeführt.


Fertilität

Fertilitätsstudien wurden nicht durchgeführt.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

Liste der sonstigen Bestandteile

Wasser für Injektionszwecke

Benzolsulfonsäure


Inkompatibilitäten

Atracuriumbesilat darf in der Mischspritze nicht mit Thiopental oder anderen alkalischen Lösungen bzw. Substanzen gleichzeitig verabreicht werden, da alkalische pH-Werte zur vorzeitigen Inaktivierung von Atracuriumbesilat führen.

Daher muss zwischen der Infusion von Atracuriumbesilat und Thiopental eine Spülung der Kanüle erfolgen, um die Bildung von Aggregaten zu verhindern, die eine anaphylaktoide Reaktion hervorrufen können.


Dauer der Haltbarkeit

Die Haltbarkeit von Atracurium-Actavis 10 mg/ml Injektionslösung beträgt 2 Jahre. Nicht verwendetes Atracuriumbesilat aus angebrochenen Ampullen ist zu verwerfen!

Zur Haltbarkeit der Infusionslösungen nach Herstellung siehe 4.2.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C).

Behältnis im Umkarton aufbewahren.

Nicht einfrieren!


Art und Inhalt des Behältnisses

Originalpackung mit 10 Ampullen zu je 2,5 ml (Klarglas, Typ I)

Originalpackung mit 10 Ampullen zu je 5 ml (Klarglas, Typ I)

Bündelpackung mit 5x 5 Ampullen zu je 2,5 ml (Klarglas, Typ I)

Bündelpackung mit 5x 5 Ampullen zu je 5 ml (Klarglas, Typ I)

Bündelpackung mit 5x 10 Ampullen zu je 2,5 ml (Klarglas, Typ I)

Bündelpackung mit 5x 10 Ampullen zu je 5 ml (Klarglas, Typ I)


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Keine besonderen Anforderungen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


Inhaber der Zulassung

Pharmazeutischer Unternehmer:

Actavis Group PTC ehf.

Reykjavikurvegur 76 - 78

220 Hafnarfjördur

Island


Mitvertrieb:

Actavis Deutschland GmbH & Co. KG

Willy-Brandt-Allee 2

81829 München


ZULASSUNGSNUMMER

43888.01.00


DATUM DER erteilung der ZULASSUNG/ verlängerung der zulassung

09.06.1999 / 07.09.2004


STAND DER INFORMATION

Dezember 2011


Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

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689918614005df77bd80b541b79fd58c.rtf Dezember 2011