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Atracurium-Hameln 10mg/Ml Injektions-/Infusionslösung

Document: 24.02.2005   Gebrauchsinformation (deutsch) change

Atracurium Hexal 10 mg/ml

DE/H/294/001/R001

Februar 2005


Germany

Gebrauchsinformation

Seite 0




PACKUNGSBEILAGE


Atracurium Hexal 10 mg/ml Injektionslösung


Wirkstoff: Atracuriumbesilat



Zusammensetzung:


1 Ampulle mit 2,5 ml Injektionslösung enthält:


Arzneilich wirksamer Bestandteil:

25 mg Atracuriumbesilat

Sonstige Bestandteile:

Benzolsulfonsäure, Wasser für Injektionszwecke


1 Ampulle mit 5 ml Injektionslösung enthält:


Arzneilich wirksamer Bestandteil:

50 mg Atracuriumbesilat

Sonstige Bestandteile:

Benzolsulfonsäure, Wasser für Injektionszwecke



Darreichungsform und Inhalt:


5 Ampullen mit 2,5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion (N1)

10 Ampullen mit 2,5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion (N2)

50 (5 x 10) Ampullen mit je 2,5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion


5 Ampullen mit 5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion (N1)

10 Ampullen mit 5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion (N2)

50 (5 x 10) Ampullen mit je 5 ml Injektionslösung zur intravenösen Injektion und Infusion



Nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans



Pharmazeutischer Unternehmer:

hameln pharmaceuticals gmbh

Langes Feld 13

D–31789 Hameln


Im Vertrieb der:

Hexal AG

Industriestraße 25

D-83607 Holzkirchen




Anwendungsgebiete:


Intravenöse Anwendung bei operativen und anderen Eingriffen sowie in der Intensivmedizin.

Atracuriumbesilat wird als Zusatz bei Allgemeinnarkosen, zur Erleichterung der endotrachealen Intubation sowie der künstlichen Beatmung angewendet.



Gegenanzeigen:


Wann darf Atracurium Hexal nicht angewendet werden?

Atracuriumbesilat darf nicht an Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Benzolsulfonsäure verabreicht werden.



Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise:


Wann ist besondere Vorsicht bei der Anwendung von Atracurium Hexal erforderlich?

Genau wie alle anderen Muskelrelaxantien lähmt auch Atracuriumbesilat die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Atracuriumbesilat ausschließlich von einem erfahrenen Anästhesisten nur an Patienten oder an ausreichend sedierte Intensivpatienten verabreicht werden. Geräte und Personal zur endotrachealen Intubation und zur künstlichen Beatmung müssen – ebenso wie ein Antidot – zur sofortigen Verfügung stehen.


Atracurium Hexal darf nicht intramuskulär verabreicht werden.


Wie bei anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien ist bei Patienten mit Myasthenia gravis, Eaton-Lambert-Syndrom oder anderen neuromuskulären Erkrankungen, bei denen die Wirkung nicht-depolarisierender Substanzen zur neuromuskulären Blockade verstärkt wird, mit erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Atracuriumbesilat zu rechnen. Bei solchen Patienten ist eine Reduktion der Atracuriumbesilat-Dosis und die Prüfung der neuromuskulären Blockade mithilfe eines Stimulators der peripheren Nerven von besonderer Bedeutung. Ähnliche Vorsichtsmaßnahmen sind bei Patienten mit schweren Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts bzw. des Elektrolythaushalts oder mit Karzinomatose erforderlich.


Wie auch andere Muskelrelaxantien kann Atracuriumbesilat während der Verabreichung - bei entsprechend disponierten Patienten - zur Histaminfreisetzung führen.


Die Verabreichung an Patienten mit einer Anamnese, die eine erhöhte Sensibilität gegen Histamin vermuten lässt, sollte deshalb mit Vorsicht erfolgen. Die Histaminfreisetzung kann verringert werden, wenn Atracuriumbesilat langsam oder in mehreren Dosen über einen Zeitraum von mindestens einer Minute verabreicht wird.


Insbesondere bei Patienten mit einer Allergie- oder Asthmaanamnese ist in vereinzelten Fällen nach der Anwendung von Atracuriumbesilat mit einem Bronchospasmus zu rechnen. In solchen Fällen muss die Anwendung von Atracuriumbesilat unter besonders sorgfältiger ärztlicher Beobachtung erfolgen. Bei Asthma-Patienten, die auf der Intensivstation mit hohen Kortikosteroiddosen und Substanzen zur neuromuskulären Blockade behandelt werden, ist die Überwachung des Kreatinphosphokinasespiegels in Erwägung zu ziehen.


Bei Patienten, die besonders empfindlich auf einen Abfall des arteriellen Blutdrucks reagieren können, wie z. B. bei Patienten mit Hypovolämie, sollte Atracuriumbesilat langsam oder in mehreren Dosen über einen Zeitraum von 1 - 2 Minuten verabreicht werden.


Wird Atracuriumbesilat in eine kleine Vene injiziert, sollte diese nach der Injektion mit einer physiologischen Kochsalzlösung durchgespült werden.

Werden weitere Anästhetika durch den gleichen venösen Zugang verabreicht, ist es wichtig, dass nach jedem Arzneimittel eine ausreichende Menge Wasser für Injektionszwecke oder physiologischer Kochsalzlösung nachgespült wird.


Innerhalb des empfohlenen Dosisbereichs weist Atracuriumbesilat keine signifikanten Vagus- oder Ganglien-blockierenden Effekte auf. Infolgedessen hat Atracuriumbesilat innerhalb dieses Bereichs keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Herzfrequenz.

Bradykardien nach Gabe anderer bei der Anästhesie verwendeter Arzneimittel oder nach Vagusreizung während der Operation werden durch Atracuriumbesilat nicht kompensiert und treten daher möglicherweise verstärkt auf.


Atracuriumbesilat ist hypotonisch und darf nicht über die Infusionsleitung einer Bluttransfusion zugeführt werden, da sonst die Gefahr einer Hämolyse besteht. Achtung: Die Lösung hat einen pH-Wert von 3,2 bis 3,7! (Näheres über Unverträglichkeitsreaktionen siehe Punkt Wichtigste Inkompatibilitäten).


Wie bei anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien kann sich bei Patienten mit Verbrennungen eine herabgesetzte Ansprechbarkeit entwickeln (siehe auch Punkt Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung).


Hinweise

Atracuriumbesilat hat keinen direkten Einfluss auf den Innenaugendruck und ist deshalb auch für den Einsatz bei chirurgischen Eingriffen in der Ophthalmologie verwendbar.


Untersuchungen an Schweinen, die für das Auftreten der malignen Hyperthermie besonders disponiert sind, ergaben, dass Atracuriumbesilat dieses Syndrom nicht auslöst. Klinische Untersuchungen bei entsprechend empfindlichen Patienten erbrachten das gleiche Ergebnis.



Was muss in der Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden?


Schwangerschaft

Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Atracuriumbesilat bei Schwangeren vor. Präklinische Untersuchungen zum Einfluss auf Schwangerschaft, Entwicklung des Kindes im Mutterleib, Geburt und Entwicklung des Kindes nach der Geburt sind unvollständig. Wenn Sie schwanger sind, sollte Atracuriumbesilat, der in Atracurium Hexal enthaltene Wirkstoff, bei Ihnen nur nach sorgfältiger Nutzen-/Risiko-Abwägung durch Ihren behandelnden Arzt angewendet werden. Der plazentare Übergang von Atracuriumbesilat ist gering. Der Einsatz im empfohlenen Dosisbereich bei Kaiserschnitt-Patientinnen hat keine nachteiligen Folgen für die Neugeborenen gezeigt. Atracuriumbesilat ist daher auch zur Aufrechterhaltung der Muskelerschlaffung bei Kaiserschnitt geeignet.


Stillzeit

Es ist nicht bekannt ob Atracuriumbesilat, der in Atracurium Hexal enthaltene Wirkstoff, in die Muttermilch übertritt. Da Atracuriumbesilat rasch im Körper abgebaut wird, sind keine Auswirkungen auf den Säugling zu erwarten, wenn die Mutter nach Abklingen der Wirkung von Atracurium Hexal das Stillen (wieder) aufnimmt.

Vorsichtshalber sollten Sie, wenn Atracurium Hexal bei Ihnen angewendet wurde, 24 Stunden auf das Stillen verzichten.



Was muss im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachtet werden?

Da das Arzneimittel unter Vollnarkose verabreicht wird, darf der Patient nach der Narkose nicht am Straßenverkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und nicht ohne sicheren Halt arbeiten. Über den Zeitfaktor hat der Arzt individuell zu entscheiden. Der Patient sollte sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.



Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:


Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Atracurium Hexal und was muss beachtet werden, wenn gleichzeitig andere Arzneimittel angewendet werden?

Der durch Atracuriumbesilat hervorgerufene neuromuskuläre Block kann durch die gleichzeitige Gabe von Inhalationsanästhetika wie z. B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran und Desfluran verstärkt werden.


Die im folgenden aufgeführten Arzneimittel können bei gleichzeitiger Verabreichung mit nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat zu einer Verstärkung und/oder Verlängerung der neuromuskulären Blockade führen:

Ganglienblocker: Trimethaphan und Hexamethonium.


In seltenen Fällen können bestimmte Arzneimittel das Krankheitsbild einer bestehenden Myasthenia gravis verschlechtern, einer latenten Myasthenia gravis zum Ausbruch verhelfen oder selbst diese Erkrankung auslösen. In diesen Fällen ist mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Atracuriumbesilat zu rechnen.

Zu diesen Arzneimitteln, die die vorgenannten Ereignisse auslösen können, zählen:

- Betablocker: Propranolol, Oxprenolol

- Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin

- Chloroquin

- D-Penicillamin

- verschiedene Antibiotika

- Trimethaphan

- Chlorpromazin

- Steroide

- Phenytoin

- Lithium.


Bei Patienten, die regelmäßig mit Antiepileptika (Phenytoin, Carbamazepin) behandelt werden, ist es wahrscheinlich, dass der Wirkungseintritt von Atracuriumbesilat verzögert und die Dauer der neuromuskulären Blockade verkürzt sind.


Die Verabreichung von Kombinationen anderer nicht-depolarisierender Muskelrelaxantien in Verbindung mit Atracuriumbesilat kann einen Relaxationsgrad hervorrufen, der ausgeprägter ist, als nach Gabe einer äquipotenten Atracuriumbesilat-Dosis zu erwarten wäre. Diese synergistischen Effekte können von einer Arzneistoff-Kombination zur anderen variieren.


Depolarisierende Muskelrelaxantien wie Suxamethoniumchlorid sollten nicht zur Verlängerung einer neuromuskulären Blockade, die durch nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat hervorgerufen wurde, verabreicht werden, da dies zu einer verlängerten und komplexen neuromuskulären Blockade führen kann, die mit Cholinesterasehemmstoffen nur noch schwer zu antagonisieren ist.



Wichtigste Inkompatibilitäten:


Atracuriumbesilat darf nicht in derselben Spritze mit Thiopental oder anderen alkalischen Lösungen bzw. Substanzen gemischt werden, da alkalische pH-Werte zur Inaktivierung von Atracuriumbesilat führen.

Daher muss zwischen der Infusion von Atracuriumbesilat und Thiopental eine Spülung der Kanüle erfolgen, um die Bildung von Aggregaten zu verhindern, die eine anaphylaktoide Reaktion hervorrufen können.



Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung:


Zur Ermittlung der individuell erforderlichen Dosis ist bei der Verabreichung von Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat ein neuromuskuläres Monitoring zu empfehlen.


Anwendung als Injektion bei Erwachsenen


Atracurium Hexal wird als intravenöse Injektion verabreicht und darf nicht intramuskulär verabreicht werden.


Relaxation

In Abhängigkeit von der gewünschten vollständigen Relaxationsdauer können 0,3 -0,6 mg Atracuriumbesilat/kg KG i.v. verabreicht werden. Die Wirkungsdauer beträgt 15 - 35 Minuten.


Intubation

Nach i.v. Injektion von 0,5 - 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg KG kann die endotracheale Intubation in der Regel innerhalb von 90 Sekunden durchgeführt werden.


Repetitions-Dosen:

Die vollständige neuromuskuläre Blockade kann mit Repetitions-Dosen von 0,1 - 0,2 mg Atracuriumbesilat/kg verlängert werden. Im Allgemeinen muss die erste Erhaltungsdosis 20 bis 45 Minuten nach dem initialen Bolus gegeben werden, weitere Dosen werden nach Bedarf im Abstand von jeweils 15 bis 25 Minuten verabreicht. In jedem Fall sollte die Gabe von Repetitions-Dosen auf die individuellen Anforderungen und Reaktionen des Patienten abgestimmt werden.

Kumulative Effekte in bezug auf die neuromuskulär blockierende Wirkung sind bei Verabreichung dieser Repetitions-Dosen nicht zu erwarten.


Die Spontanerholung stellt sich ca. 35 Minuten nach Ende der vollständigen Relaxation - gemessen an der Wiederherstellung der tetanischen Antwort auf 95% der neuromuskulären Funktion - wieder ein.


Sobald Zeichen einer Spontanerholung erkennbar sind, kann der neuromuskuläre Block, hervorgerufen durch Atracuriumbesilat, schnell durch übliche Dosen von Cholinesterasehemmstoffen wie Neostigmin oder Edrophonium - nach vorheriger oder gleichzeitiger Verabfolgung von Atropin oder Glycopyrroniumbromid - ohne Anzeichen einer Rekurarisierung aufgehoben werden.


Anwendung als Infusionslösung bei Erwachsenen


Atracuriumbesilat ist hypotonisch und darf nicht über die Infusionsleitung einer Bluttransfusion zugeführt werden. In diesem Fall muss die Substanz über eine separate Infusionsleitung verabreicht werden.


Nach einer initialen Bolusinjektion von 0,3 - 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg KG kann Atracuriumbesilat zur Aufrechterhaltung der neuromuskulären Blockade bei operativen Eingriffen von längerer Dauer als kontinuierliche Infusion in Dosen von 0,3 - 0,6 mg/kg KG/h verabreicht werden.


Atracuriumbesilat kann auch während kardiopulmonaler Bypass-Operationen in der oben angegebenen Dosis infundiert werden.


Da bei Körpertemperaturen von 25 - 26°C (tiefe Hypothermie) die Inaktivierung von Atracuriumbesilat verlangsamt erfolgt, reicht bei diesen niedrigen Körpertemperaturen etwa die Hälfte der oben angegebenen Dosis zur Aufrechterhaltung der vollständigen neuromuskulären Blockade aus.


Die Atracuriumbesilat-Injektionslösung kann mit den unter “Hinweise für die Handhabung” aufgeführten Infusionslösungen verdünnt werden.



Dosisempfehlungen für Kinder, ältere Patienten, Patienten mit beeinträchtigter Leber- und/oder Nierenfunktion, kardiovaskulären Erkrankungen oder Verbrennungen und bei der Anwendung im intensivmedizinischen Bereich


Anwendung bei Kindern:

Kinder über 1 Monat erhalten die für Erwachsene empfohlene Dosis ebenfalls auf der Basis mg/kg KG.

Atracuriumbesilat sollte bei Neugeborenen (Kinder unter 1 Monat) nicht angewendet werden, da nur unzureichende Daten verfügbar sind. Sollte eine neuromuskuläre Blockade bei Neugeborenen oder Frühgeborenen erforderlich sein, so ist die Dosis deutlich zu reduzieren.


Anwendung bei älteren Patienten

Die oben angegebenen Dosierungsempfehlungen gelten auch für ältere Patienten. Die Höhe der Initialdosen sollte sich jedoch im unteren Dosisbereich bewegen, und die Verabreichung des Arzneimittels sollte langsam erfolgen.


Anwendung bei Patienten mit beeinträchtigter Leber- und/oder Nierenfunktion:

Atracuriumbesilat kann unabhängig von dem Schweregrad einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung - auch bei sehr stark eingeschränkten Funktionen dieser Organe - in den oben genannten Standarddosen verabreicht werden.


Anwendung bei Patienten mit Herz- oder Kreislauf-Erkrankungen

Patienten mit schweren Herz- oder Kreislauf-Erkrankungen reagieren unter Umständen empfindlicher auf vorübergehende hypotone Zustände (siehe auch “Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise”). Bei diesen Patienten sollte daher Atracuriumbesilat langsam und/oder in geteilten Dosen über einen Zeitraum von ca. 1 - 2 Minuten verabreicht werden.


Anwendung bei Patienten mit Verbrennungen

Bei Patienten mit Verbrennungen kann sich gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Atracuriumbesilat eine herabgesetzte Ansprechbarkeit entwickeln. Bei diesen Patienten können in Abhängigkeit von der Zeit, die seit der Verbrennung vergangen ist, und dem Ausmaß der Verletzung höhere Atracuriumbesilat-Dosen erforderlich sein.


Anwendung im intensivmedizinischen Bereich (ICU)

Ergibt sich beim Einsatz von Atracuriumbesilat im intensivmedizinischen Bereich im Rahmen der künstlichen Beatmung die Notwendigkeit zur Langzeitanwendung, so sind der Nutzen und das Risiko einer neuromuskulären Blockade gegeneinander abzuwägen.

Nach optionaler Gabe einer initialen Bolusinjektion von 0,3 - 0,6 mg Atracuriumbesilat/kg können zur Aufrechterhaltung der neuromuskulären Blockade durch kontinuierliche Infusion zwischen 11 und 13 mikrogramm/kg/min (entspr. 0,66 - 0,78 mg/kg/h) verabreicht werden. Dabei ist zu beachten, dass nach bisherigen Erfahrungen die im Einzelfall erforderliche Dosis stark variieren kann; so wurden 4,5 mikrogramm/kg/min (0,27 mg/kg/h) bis 29,5 mikrogramm/kg/min (1,77 mg/kg/h) verabreicht. Darüber hinaus können sich die erforderlichen Dosen in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer ändern. Aus diesem Grund sollte die Infusionsrate durch ständige Überwachung peripherer Nerven dem Bedarf angepasst werden.

Die Zeit bis zur Spontanerholung von der neuromuskulären Blockade nach Atracuriumbesilatinfusion bei Intensivpatienten ist unabhängig von der Verabreichungsdauer.


Wie in klinischen Studien beobachtet, stellt sich ein TOF (train of four)-Verhältnis (das Verhältnis des Spitzenwertes der vierten Kontraktion zur ersten in einer Reihe von vieren) 0,75 durchschnittlich 60 Minuten nach Absetzen von Atracuriumbesilat ein (Bereich zwischen 32 und 108 Minuten, n=6).

Die zur Zeit vorliegenden wenigen Untersuchungsergebnisse bezüglich der Langzeitanwendung von Atracuriumbesilat lassen nur einen geringen Einfluss einer Hämofiltration oder Hämodialyse auf die Plasmaspiegel von Atracuriumbesilat und seiner Metaboliten erkennen.


Die Auswirkungen der Hämoperfusion auf die Plasmaspiegel von Atracuriumbesilat und seinen Metaboliten sind nicht bekannt.


Überdosierung und andere Dosierungsfehler:


a) Anzeichen einer Überdosierung

Verlängerte Muskelrelaxation und deren Folgen sind die hauptsächlichen Erscheinungsbilder einer Überdosierung.


b) Therapie bei einer Überdosierung

Patienten, die einer Kreislaufstützung bedürfen, sind entsprechend zu lagern und benötigen neben ausreichender Flüssigkeitszufuhr/Volumenersatz ggf. ein vasokonstriktiv wirkendes Medikament.

In solchen Fällen ist es wichtig, den Luftweg freizuhalten und bis zum Einsetzen der Spontanatmung die künstliche Beatmung (assisted positive pressure ventilation) fortzusetzen. Da das Bewusstsein durch Atracuriumbesilat nicht beeinträchtigt wird, ist der Patient vollständig zu sedieren. Die Erholung kann durch die Verabreichung von Cholinesterasehemmstoffen beschleunigt werden, die zusammen mit Atropin oder Glycopyrroniumbromid verabreicht werden, sobald Zeichen einer Spontanerholung erkennbar sind.



Nebenwirkungen:


Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Atracurium Hexal auftreten und welche Gegenmaßnahmen sind ggf. möglich?


Sehr häufig: >1/10

Häufig: >1/100 und <1/10

Gelegentlich: >1/1000 und <1/100

Selten: >1/10 000 und <1/1000

Sehr selten: <1/10 000 einschließlich isolierte Fälle


Immunerkrankungen

Sehr selten: Es wurden nach Verabreichung von Atracuriumbesilat in Kombination mit einem oder mehreren Anästhetika schwere anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen bis hin zum Schock, Kreislaufversagen und Herzstillstand beobachtet.


Störungen des Nervensystems

Sehr selten: Bei intensivmedizinisch betreuten Patienten, die neben Atracuriumbesilat noch weitere Arzneimittel erhielten, wurde von Krampfanfällen berichtet. Diese Patienten wiesen jedoch eine oder mehrere Vorerkrankungen auf, die Krampfanfälle auslösen können (z. B. Schädel-Hirn-Traumata, zerebrale Ödeme, Virus­enzephalitiden, hypoxische Enzephalopathien und Urämien). In klinischen Studien konnte selbst nach wochenlanger Dauerinfusion des Arzneimittels zwischen den Plasma-Laudanosinspiegeln (Metabolit) und dem Auftreten von Krampfanfällen kein Zusammenhang festgestellt werden (s. auch 5.2).


Herz-Kreislauf-Störungen

Häufig: Tachykardie


Gefäßerkrankungen

Häufig: Geringer vorüber gehender Blutdruckabfall


Störungen an Respiratorischem System, Thorax und Mediastinum

Häufig: Keuchen, Bronchospasmus

Sehr selten: Laryngospasmus


Haut- und Unterhautgewebserkrankungen

Häufig: Hautrötung, Urticaria,


Erkrankungen an Muskuloskeletalem System, Bindegewebe und Knochen

Sehr selten: Nach prolongierter Anwendung von Atracuriumbesilat bei schwerkranken Patienten auf der Intensivstation wurden Muskelschwäche und/oder Myopathie beobachtet. Die meisten Patienten erhielten begleitende Kortikosteroide. Der kausale Zusammenhang mit der Atracuriumbesilat-Therapie ist nicht eindeutig.


Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind.



Hinweise für die Handhabung


Atracurium Hexal wird zur i.v. Injektion und Infusion verwendet.


Vor der Verabreichung sollte das Aussehen des Arzneimittels überprüft werden.

Wenn die Lösung nicht klar, farblos und partikelfrei ist oder wenn die Ampulle beschädigt ist, so ist das Produkt zu verwerfen.

Nur zur einmaligen Verabreichung verwenden.

Nicht verwendete Injektionslösung aus angebrochenen Ampullen ist zu verwerfen!


Atracuriumbesilat ist mit folgenden Infusionslösungen kompatibel (mischbar):


Infusionslösung Haltbarkeit

1. 0,9%ige NaCl-Lösung BP (G/V) 24 Stunden

2. 5%ige Glucose-Lösung BP (G/V) 8 Stunden

3. Ringer-Lösung USP 8 Stunden

4. 0,18%ige NaCl-Lösung mit 8 Stunden

4%iger Glucose-Lösung BP (G/V)

5. Ringer-Lactat-Lösung nach Hartmann BP 4 Stunden

Bei Mischungen mit diesen Lösungen bis zu Konzentrationen von 0,5 mg Atracuriumbesilat/ml und darüber; sind die Lösungen bei Tageslicht und Temperaturen bis zu 30°C in den genannten Zeiträumen haltbar.



Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit:


Geöffnete Ampullen: Nach dem Öffnen der Ampulle sollte das Produkt sofort verwendet werden.


Infusionslösungen nach Herstellung:

In 0,9%iger Natriumchloridlösung wurde eine chemische und physikalische Haltbarkeit bis zu 24 Stunden bei 30°C, in weiteren gebrauchsüblichen Infusionslösungen bis zu 4 bzw. 8 Stunden demonstriert (s. Hinweise für die Handhabung).

Zur Vermeidung einer mikrobiologischen Kontamination sollte das Produkt sofort verwendet werden. Ist dies nicht der Fall, liegt die Verantwortung für Dauer und Bedingungen der Aufbewahrung beim Anwender. In der Regel darf eine maximale Aufbewahrungszeit von 24 Stunden bei einer Temperatur von 2-8°C nicht überschritten werden, falls die Verdünnung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgte.


Das Verfalldatum dieses Arzneimittels ist auf der Faltschachtel und dem Etikett aufgedruckt.

Atracurium Hexal soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Zur Haltbarkeit der Infusionslösungen nach Herstellung siehe “Hinweise für die Handhabung”.



Besondere Lagerungshinweise:


Bei 2°C bis 8°C lagern!

Nicht einfrieren!

Das Behältnis im Umkarton aufbewahren!



Stand der Information:


Februar 2005






Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakodynamische Eigenschaften:

Pharmazeutisch-therapeutische Gruppe: peripheres Muskelrelaxans (Quarternäre Ammoniumverbindung) / ATC-Code: M03A C04.

Atracurium Hexal 10 mg/ml Injektionslösung ist ein nicht-depolarisierendes mittellang wirkendes Muskelrelaxans.


Atracuriumbesilat beeinflusst spezifisch die neurophysiologischen Vorgänge an der motorischen Endplatte, indem es Acetylcholin kompetitiv von seinen Rezeptoren verdrängt.


Durch die Besetzung der Endplatte mit Atracuriumbesilat wird deren weitere Depolarisation verhindert. Der Skelettmuskel wird gelähmt, da die Erregung der motorischen Nerven nicht mehr zur Muskulatur weitergeleitet wird.


Durch die Hemmung des Acetylcholin-Abbaus mittels Cholinesterasehemmstoffen, wie z. B. Neostigmin oder Edrophonium, wird eine Erhöhung der Acetylcholinkonzentration an allen cholinergen Synapsen erzielt. Das Gleichgewicht zwischen Atracuriumbesilat (Antagonist) und Acetylcholin (Agonist) wird zugunsten des Agonisten verschoben. Eine Reizüberleitung ist wieder möglich.


Pharmakokinetische Eigenschaften:

Der Wirkungseintritt und die Wirkdauer von Atracuriumbesilat sind dosisabhängig.

Nach Gabe von 0,3 mg Atracuriumbesilat/kg wurden beim Menschen nach 3 Minuten Plasmakonzentrationen von ca. 3 mikrogramm/ml gemessen.


Die Inaktivierung von Atracuriumbesilat erfolgt auf zwei Wegen:

1. durch Hofmann-Eliminierung, einen nicht-enzymatischen Prozess, der bei physiologischem pH und physio­logischer Temperatur stattfindet und

2. durch Esterhydrolyse, die durch unspezifische Plasmaesterasen katalysiert wird.


Innerhalb des physiologischen Bereichs führen Schwankungen des Blut-pH und der Körpertemperatur zu keiner signifikanten Änderung der Wirkdauer des Arzneimittels.


Untersuchungen mit entsprechendem Patienten-Plasma ergaben, dass die Metabolisierung von Atracuriumbesilat durch einen Pseudocholinesterasemangel im Plasma nicht beeinträchtigt wird.


Plasmaproteinbindung

Die Plasmaproteinbindung von Atracuriumbesilat beträgt etwa 82%. Plasmaproteine beeinflussen weder die Geschwindigkeit noch die Art und Weise des Atracuriumbesilat-Abbaus.


Elimination

Die Eliminationshalbwertszeit für Atracuriumbesilat beträgt 20 bis 30 Minu­ten. Das Ende der neuromuskulär blockierenden Wirkung von Atracuriumbesilat erfolgt unabhängig von seiner hepatischen Metabolisierung oder renalen Ausscheidung. Es ist deshalb nicht zu erwarten, dass eine gestörte Nieren-, Leber- oder Kreislauffunktion die Wirkdauer von Atracuriumbesilat beeinträchtigt.


In tierexperimentellen Untersuchungen wurde die alleinige Verabreichung von Laudanosin - einem Metaboliten von Atracuriumbesilat - mit zerebral erregenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Obwohl bei Intensivpatienten nach der Anwendung von Atracuriumbesilat Krampfanfälle beobachtet wurden, wurden diese in keinem Fall, selbst nach wochenlanger Dauerinfusion, auf Atracuriumbesilat oder Laudanosin zurückgeführt.


Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion sind die Metaboliten in höherer Konzentration vorhanden, die aber keinen Einfluss auf die muskelrelaxierende Wirkung haben.



Präklinische Daten zur Sicherheit:



Genotoxizität:

Atracuriumbesilat war nicht mutagen in Bakterien und Knochenmarkszellen von Ratten. Eine schwache mutagene Aktivität in Säugetierzellen in vitro wurde nur in zytotoxischen Konzentrationen beobachtet.


Kanzerogenität :

Untersuchungen zur Kanzerogenität von Atracuriumbesilat wurden nicht durchgeführt.


Embryo-Fetotoxizität

Aus den Ergebnissen tierexperimenteller Untersuchungen geht hervor, dass Atracuriumbesilat keine signifikanten Effekte auf die Embryonalentwicklung hat. Studien zu Auswirkungen auf die foetale Entwicklungsphase wurden nicht durchgeführt.

Fertilitätsstudien wurden nicht durchgeführt.


Fertilität

Fertilitätsstudien wurden nicht durchgeführt.



Sonstige Hinweise


Hinweise für die Anwendung bei bestimmten Personengruppen siehe Hinweise unter ”Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung”





Zul.-Nr. 45221.00.00




Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren!