Azur Compositum Sc
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Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Stand: Mai 2008
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Azur compositum SC Tablette
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoffe: Paracetamol, Codeinphosphat-Hemihydrat.
1 Tablette enthält 500 mg Paracetamol und 30 mg
Codeinphosphat-Hemihydrat.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3.
Darreichungsform
Tabletten
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Mäßig starke bis starke Schmerzen.
4.2
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben:
Erwachsene
und Jugendliche über 12 Jahre nehmen
jeweils 1 bis 2 Tabletten Azur® compositum SC ein,
wenn erforderlich, bis zu 4-mal täglich (in der
Regel im Abstand von 6 bis 8 Stunden). Die Maximaldosis pro Tag (24
Stunden) beträgt 4 000 mg
Paracetamol plus 240 mg Codeinphosphat-Hemihydrat (das entspricht 8
Tabletten).
Das jeweilige Dosierungsintervall richtet sich nach der Symptomatik und der maximalen Tagesgesamtdosis. Es sollte 6 Stunden nicht unterschreiten.
Körpergewicht Alter |
Einzeldosis in Anzahl der Tabletten |
max. Tagesdosis in Anzahl der Tabletten |
ab 43 kg Jugendliche (ab 12 J.) und Erwachsene |
1 – 2 Tabletten (entsprechend 500 – 1000 mg Paracetamol und 30-60 mg Codeinphosphat-Hemihydrat) |
8 Tabletten (entsprechend 4000 mg Paracetamol und |
Art der Anwendung:
Tabletten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen.
Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann zu einem verzögerten Wirkungseintritt führen.
Dauer der Anwendung:
Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt.
4.3 Gegenanzeigen
Azur compositum SC ist kontraindiziert bei:
Überempfindlichkeit gegen Paracetamol, Codein
oder einen der sonstigen Bestandteile,
schwerer hepatozellulärer Insuffizienz (Child-Pugh > 9),
schwerer Ateminsuffizienz,
Pneumonie,
akutem Asthmaanfall,
nahender Geburt,
drohender Frühgeburt,
Kindern unter 12 Jahren.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Um das Risiko einer Überdosierung zu vermeiden, sollte sichergestellt werden, dass gleichzeitig eingenommene Medikamente kein Paracetamol oder Codein enthalten.
Azur compositum SC sollte nur unter strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden bei:
- Abhängigkeit von Opioiden,
- Bewusstseinsstörungen,
Zuständen mit erhöhtem Hirndruck,
gleichzeitiger Anwendung von MAO-Hemmern,
chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung.
Dosisreduktion oder Verlängerung des Dosierungsintervalls sind erforderlich bei:
- Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh < 9),
- Chronischer Alkoholmissbrauch,
- Gilbert-Syndrom (Meulengracht-Krankheit),
Schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-
Clearance < 10 ml/min) und Dialysepatienten
Wegen der
genetischen Variabilität des CYP2D6 können selbst therapeutische
Dosen von Codein zu einer verstärkten Bildung des aktiven
Metaboliten Morphin mit den klinischen Zeichen einer
Morphin-Vergiftung führen (siehe Abschnitt 4.9).
Daher sollte zu Beginn der Behandlung die individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament kontrolliert werden, um eventuelle relative Überdosierungen schnell erkennen zu können. Dies gilt insbesondere für ältere Patienten, bei eingeschränkter Nierenfunktion und bei Atemfunktionsstörungen.
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. anaphylaktischer Schock) werden sehr selten beobachtet. Bei ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion nach Einnahme von Azur compositum SC muss die Therapie abgebrochen werden. Der Symptomatik entsprechende, medizinisch erforderliche Maßnahmen müssen durch fachkundige Personen eingeleitet werden.
Ein Überschreiten der empfohlenen Dosis kann zu schweren Leberschäden führen.
Bei längerem hoch dosiertem, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Paracetamol können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen. In solchen Fällen darf ohne eine ärztliche Beratung keine weitere Einnahme des Schmerzmittels erfolgen.
Ganz allgemein kann die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere bei Kombination mit Schmerzmitteln vom Typ der Antiphlogistka/ Anti-pyretika, zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.
Bei abruptem Absetzen nach längerem hoch dosiertem, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Analgetika können Kopfschmerzen sowie Müdigkeit, Muskelschmerzen, Nervosität und vegetative Symptome auftreten. Diese Absetzungssymptomatik klingt innerhalb weniger Tage ab. Bis dahin soll die Wiedereinnahme von Schmerzmitteln unterbleiben und die erneute Einnahme nicht ohne ärztlichen Rat erfolgen.
Bei Hypotension und gleichzeitig bestehender Hypovolämie sollte dieses Arzneimittel nicht in höheren Dosen eingesetzt werden.
Codein als
Bestandteil der fixen Kombination besitzt ein primäres
Abhängigkeitspotential. Bei längerem und hoch dosiertem Gebrauch
entwickeln sich
Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit. Es besteht
Kreuztoleranz zu anderen Opioiden. Bei vorher bestehender
Opiatabhängigkeit (auch solche in Remission) ist mit schnellen
Rückfällen zu rechnen.
Codein wird von Heroinabhängigen als Ersatzstoff betrachtet. Auch Abhängige von Alkohol und Sedativa neigen zu Missbrauch von Codein.
Codein-haltige Arzneimittel dürfen nur nach ärztlicher Verschreibung und unter ständiger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Eine Weitergabe der für den persönlichen Gebrauch verschriebenen Arzneimittel an Dritte ist nicht zu verantworten.
Die Behandlung von Patienten mit Z. n. Cholezystektomie sollte mit Vorsicht erfolgen. Infolge der Kontraktion des Sphincter Oddi können herzinfarktähnliche Symptome sowie eine Symptomverstärkung bei bestehender Pankreatitis auftreten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Paracetamol:
-
Die Einnahme von Probenecid hemmt die Bindung von Paracetamol an Glucuronsäure und führt dadurch zu einer Reduzierung der Paracetamol-Clearance um ungefähr den Faktor 2. Bei gleichzeitiger Einnahme von Probenecid sollte die Paracetamoldosis verringert werden.
-
Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die zur Enzyminduktion in der Leber führen, wie
z. B. bestimmte Schlafmittel und Antiepileptika (u. a. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) sowie Rifampicin, können auch durch sonst unschädliche Dosen von Paracetamol Leberschäden hervorgerufen werden.
Gleiches gilt für potentiell hepatotoxische Substanzen, wie z.B. Imatinib, sowie für Alkoholmissbrauch.
-
Bei gleichzeitiger Anwendung von Paracetamol und Zidovudin (AZT oder Retrovir) wird die Neigung zur Ausbildung einer Neutropenie verstärkt. Dieses Arzneimittel soll daher nur nach ärztlichem Anraten gleichzeitig mit Zidovudin angewendet werden.
-
Bei gleichzeitiger Einnahme von Mitteln, die zu einer Verlangsamung der Magenentleerung führen, können Aufnahme und Wirkungseintritt von Paracetamol verzögert werden.
-
Bei gleichzeitiger Einnahme von Mitteln, die zu einer Beschleunigung der Magenentleerung führen, wie z. B. Metoclopramid, können Aufnahme und Wirkungseintritt von Paracetamol beschleunigt werden.
-
Colestyramin verringert die Aufnahme von Paracetamol.
Auswirkungen auf Laborwerte:
Die Einnahme von Paracetamol kann die Harnsäurebestimmung mittels Phosphorwolframsäure sowie die Blutzuckerbestimmung mittels Glucose-Oxydase-Peroxydase beeinflussen.
Codein:
-
Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral dämpfender Arzneimittel wie Sedativa, Hypnotika oder Psychopharmaka (Phenothiazine, wie z. B. Chlorpromazin, Thioridazin, Perphenazin), sowie Antihistaminika (wie z. B. Promethazin, Meclozin), Antihypertonika, aber auch anderer Analgetika sowie Alkohol kann die sedierende und atemdepressive Wirkung verstärkt werden.
-
Alkohol ist bei der Behandlung mit diesem Arzneimittel zu meiden, da sich die psychomotorische Leistungsfähigkeit wesentlich vermindert (additive Wirkung der Einzelkomponenten).
-
Unter trizyklischen Antidepressiva (Imipramin,
Amitriptylin) sowie Opipramol kann eine codeinbedingte Atemdepression verstärkt werden. -
Bei gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern, wie
z. B. Tranylcypromin, kann es zu einer Verstärkung der zentralnervösen Wirkung und zu anderen Nebenwirkungen in nicht vorhersehbarem Ausmaß kommen. Dieses Arzneimittel darf daher erst zwei Wochen nach dem Ende einer Therapie mit MAO-Hemmern angewendet werden. -
Die Wirkung von Schmerzmitteln wird verstärkt. Bei gleichzeitiger Anwendung mit partiellen Opioid-agonisten/- antagonisten wie z. B. Buprenorphin, Pentazocin ist eine Wirkungsabschwächung des Arzneimittels möglich.
-
Cimetidin und andere Arzneimittel, die den Leberstoffwechsel beeinflussen, können die Wirkung von Azur compositum SC verstärken. Unter Morphinbehandlung wurde eine Hemmung des Morphinabbaus mit konsekutiv erhöhten Plasmakonzentrationen beobachtet. Für Codein ist eine solche Wechselwirkung nicht auszuschließen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Beim
Menschen wurde eine Assoziation zwischen Missbildung des
Respirationstraktes und der Anwendung von Codein in den ersten drei
Monaten der Schwangerschaft festgestellt. Hinweise auf andere
Missbildungen liegen auch aus epidemiologischen Studien mit
Narkoanalgetika, einschließlich Codein vor.
Azur compositum SC darf daher während der Schwangerschaft, insbesondere während der ersten drei Monate nur nach strenger Indikationsstellung und sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.
Bei nahender Geburt oder drohender Frühgeburt ist eine Anwendung von Azur compositum SC kontraindiziert, da Codein die Plazentaschranke passiert und beim Neugeborenen zu Atemdepression führen kann.
Bei
längerfristiger Einnahme von Codein kann sich eine
Opioid-Abhängigkeit des Feten entwickeln.
Berichte über Entzugssymptome bei Neugeborenen nach wiederholter Anwendung von Codein im letzten Trimenon der Schwangerschaft liegen vor.
Stillzeit
Paracetamol und Codein sowie dessen Metabolit Morphin werden in die Muttermilch ausgeschieden. Im Allgemeinen ist die einmalige Anwendung von Azur compositum in der empfohlenen Dosierung mit dem Stillen zu vereinbaren. Jedoch können unerwünschte Wirkungen auf den Säugling bei einer wiederholten Behandlung während der Stillzeit nicht ausgeschlossen werden. Ist eine derartige Therapie erforderlich, ist das Stillen während der Behandlung zu unterbrechen. Es muss auf Nebenwirkungen geachtet werden wie Trinkschwäche, Somnolenz oder Lethargie, die auf eine Morphin-Intoxikation hindeuten.
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die
Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Das im Arzneimittel enthaltene Codein kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen verändern, so dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen sowie das Ausüben gefahrvoller Tätigkeiten, beeinträchtigt wird.
4.8 Nebenwirkungen
Zu Beginn der Therapie kann es sehr häufig zu Reaktionen wie Übelkeit und Erbrechen kommen, die im Verlauf der Behandlung abklingen.
Ebenfalls sehr häufig können Obstipation, Müdigkeit und leichte Kopfschmerzen auftreten.
Nebenwirkungen wie Agranulozytose, Panzytopenie sowie schwere allergische Reaktionen bis hin zum Schock treten sehr selten auf. Schwere allergische Reaktionen der Haut einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom sowie allergische Thrombozytopenie und Leukozytopenie treten selten auf.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig ≥1/10 |
Häufig ≥1/100 bis <1/10 |
Gelegentlich ≥1/1.000 bis <1/100 |
Selten ≥1/10.000 bis <1/1.000 |
Sehr selten <1/10.000 |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
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allergische Thrombo-zytopenie, Leukozytopenie |
Agranulo-zytose, Pan-zytopenie |
Erkrankungen des Immunsystems |
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Überempfindlichkeitsreaktionen wie Quincke-Ödem, Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit, Blutdruckabfall bis hin zum Schock |
Erkrankungen des Zentral-Nervensystems |
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Müdigkeit, leichte Kopfschmerzen |
leichte Schläfrigkeit |
Schlafstörungen |
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Erkrankungen des Ohres und des Innenohres |
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Tinnitus |
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Herz-Kreislauferkrankungen |
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bei der Einnahme hoher Dosen kommt es häufig zu Blutdruckabfall, Synkopen
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Erkrankungen der Atemwege |
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Kurzatmigkeit |
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Bronchospasmen (Analgetika-Asthma) |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
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Übelkeit, Erbrechen (initial), Obstipation |
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Mundtrockenheit |
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Leber- und Gallenerkrankungen |
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Anstieg der leberspezifischen Laborwerte (Anstieg der Lebertransaminasen) |
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Erkrankungen der Haut und des Unterzellgewebes |
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Pruritus, Hautrötungen, |
schwere allergische Reaktionen einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom |
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Bei hohen Dosen, insbesondere bei vorher bestehenden
Lungenfunktionsstörungen, kann sich ein Lungenödem entwickeln.
Bei höheren Dosen oder besonders empfindlichen Patienten können dosisabhängig die visuomotorische Koordination und die Sehleistung verschlechtert sein. Ebenfalls können Atemdepression und Euphorie auftreten.
Abhängigkeitsentwicklung bei längerer Anwendung höherer Dosen möglich.
Hinweis:
Der Patient ist anzuhalten, bei ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion das Arzneimittel abzusetzen und sofort Kontakt mit einem Arzt aufzunehmen.
Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch durch die fixe Kombination Umfang und Art der Nebenwirkungen der Einzelsubstanzen verstärkt oder im Spektrum erweitert werden.
Überdosierung
Ein
Intoxikationsrisiko besteht insbesondere bei älteren Menschen,
kleinen Kindern, Personen mit Lebererkrankungen, chronischem
Alkoholmissbrauch, chronischer Fehlernährung und bei gleichzeitiger
Einnahme von Arzneimitteln, die zu einer Enzyminduktion führen oder
die selbst hepatotoxisch sind, wie z.B.
Imatinib. In diesen Fällen kann eine Überdosierung zum Tod
führen.
Symptomatologie:
Die Symptome einer Überdosierung von Azur compositum SC setzen sich aus den Symptomen der Intoxikationen mit den Einzelstoffen zusammen.
Paracetamol:
In der Regel treten Symptome innerhalb von 24 Studen auf: Übelkeit, Erbrechen, Anorexie, Blässe und Unterleibsschmerzen. Danach kann es zu einer Besserung des subjektiven Befindens kommen, es bleiben jedoch leichte Leibschmerzen als Hinweis auf eine Leberschädigung.
Eine Überdosierung mit mehr als 6 g Paracetamol als Einzeldosis bei Erwachsenen oder mit mehr als 140 mg/kg Körpergewicht als Einzeldosis bei Kindern führt in der Regel zu Leberzellnekrosen, die zu einer totalen irreversiblen Nekrose und später zu hepatozellulärer Insuffizienz, metabolischer Azidose und Enzephalopathie führen können. Diese wiederum können zu Koma, auch mit tödlichem Ausgang, führen. Gleichzeitig wurden erhöhte Konzentrationen der Lebertransaminasen (AST, ALT), Laktatdehydrogenase und des Bilirubins in Kombination mit einer erhöhten Prothrombinzeit beobachtet, die 12 bis 48 Stunden nach der Anwendung auftreten können. Klinische Symptome der Leberschäden werden in der Regel nach 2 Tagen sichtbar und erreichen nach 4 bis 6 Tagen ein Maximum.
Auch wenn keine schweren Leberschäden vorliegen, kann es zu akutem Nierenversagen mit akuter Tubulusnekrose kommen. Zu anderen, leberunabhängigen Symptomen, die nach einer Überdosierung mit Paracetamol beobachtet wurden, zählen Myokardanomalien und Pankreatitis.
Codein:
Das
Charakteristische einer Überdosierung mit Codein ist die
Atemdepression. Weiterhin können Somnolenz bis zu Stupor und Koma
sowie Erbrechen, Kopfschmerzen, Harn- und Stuhlverhalten, mitunter
auch Bradykardie und Blutdruckabfall auftreten. Gelegentlich
treten, vor allem bei Kindern, Krämpfe auf.
Diese
Symptome können durch die gleichzeitige Einnahme von Alkohol oder
zentral dämpfenden Arzneimitteln verstärkt werden.
Codein
kann, insbesondere bei Einzeldosen über
60 mg, den Muskeltonus der glatten Muskulatur erhöhen.
Therapie von Intoxikationen
Bereits bei Verdacht auf Intoxikation mit Paracetamol ist in den ersten 10 Stunden die intravenöse Gabe von SH-Gruppen-Donatoren wie z. B.
N-Acetylcystein sinnvoll. N-Acetylcystein kann aber auch nach 10 und bis zu 48 Stunden noch einen gewissen Schutz bieten. In diesem Fall erfolgt eine längerfristige Einnahme.
Durch Hämodialyse kann die Plasmakonzentration von Paracetamol gesenkt werden.
Eine
Aufhebung der Codein-Wirkung bei manifester
Atemdepression ist durch Opiat-Antagonisten, wie z. B.
Naloxon, möglich.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Paracetamol ist ein Anilinderivat- Analgetikum/Antipyretikum, Codein ist ein Opioid- Analgetikum.
ATC-Code: N02AA69
Paracetamol ist eine analgetisch und antipyretisch, jedoch
sehr schwach antiphlogistisch wirkende Substanz. Der
Wirkungsmechanismus ist nicht eindeutig geklärt.
Nachgewiesen ist, dass durch Paracetamol eine deutlich stärkere Hemmung der zentralen als der peripheren Prostaglandinsynthese bewirkt wird. Ferner kommt
es zu einer Hemmung des Effektes endogener Pyrogene auf das hypothalamische Temperaturregulationszentrum als wahrscheinliches Korrelat zur antipyretischen Wirkung.
Codein ist ein Phenanthren-Alkaloid mit opiatagonistischen Eigenschaften und wirkt zentral analgetisch und antitussiv. Die Wirkung ist dosisabhängig und wird zum Teil über die Bindung an supraspinale Opiatrezeptoren (µ-Rezeptoren) vermittelt, wobei Codein eine außergewöhnlich niedrige Affinität zu den Opiatrezeptoren besitzt. Ein Teil der Wirkung wird über den Metaboliten Morphin vermittelt.
Die Kombination von Paracetamol und Codein ist in klinischen Studien mit unterschiedlichen Analgetika und Placebo verglichen worden. Die fixe Kombination war Placebo in allen Fällen statistisch signifikant überlegen. Einige Studien geben Hinweise darauf, dass die analgetische Wirksamkeit der Kombination auch bei einer Steigerung der Dosis der einzelnen Arzneistoffe der analgetischen Wirksamkeit der Einzelstoffe unter der Voraussetzung vertretbarer Risiken überlegen ist.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Paracetamol:
Resorption:
Paracetamol wird nach oraler Gabe rasch (0,5 - 1,5 Stunden bis zum Erreichen der maximalen Serumkonzentrationen) und vollständig resorbiert. Die maximalen Plasmakonzentrationen werden 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme erreicht.
Die Metabolisierung erfolgt überwiegend in der Leber durch direkte Konjugation mit Glucuronsäure oder Schwefelsäure. Ein geringer Teil der Metabolisierung erfolgt über das Cytochrom P 450-System (hauptsächlich CYP2E1) mit Bildung des toxischen Metaboliten N-Acetyl-p-benzochinonimin, der normalerweise gebunden und ausgeschieden wird, dessen Konzentration jedoch im Falle einer massiven Intoxikation stark erhöht ist.
Elimination:
Die Ausscheidung erfolgt renal. 90% der aufgenommenen Menge werden innerhalb von 24 Stunden vorwiegend als Glucuronide (60 bis 80%) und Sulfatkonjugate (20 bis 30 %) über die Nieren ausgeschieden. Weniger als 5 % werden in unveränderter Form ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt in etwa zwei Stunden. Bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen, nach Überdosierung sowie bei Neugeborenen ist die Halbwertszeit verlängert. Das Maximum der Wirkung und die durchschnittliche Wirkdauer (4 bis 6 Stunden) korrelieren in etwa mit der Plasmakonzentration.
Niereninsuffizienz:
Bei schwerer Niereninsuffizienz (Kreatin-Clearance < 10 ml/ min) ist die Ausscheidung von Paracetamol und seinen Metaboliten verzögert.
Codein:
Resorption:
Codein wird nach oraler Gabe rasch resorbiert, wobei die maximale Plasmakonzentration nach etwa einer Stunde erreicht wird.
Die
Metabolisierung erfolgt in der Leber (große interindividuelle
Unterschiede).
Hauptmetaboliten sind Morphin, Norcodein sowie Morphin- und Codeinkonjugate wobei die Konjugatkonzentrationen wesentlich höher als die der Ausgangssubstanzen liegen.
Elimination:
Die Eliminationshalbwertszeit von 3 - 5 Stunden verlängert sich bei Niereninsuffizienz auf 9 - 18 Stunden und ist auch im Alter verlängert. Die Ausscheidung erfolgt vorwiegend renal, etwa 10 % Codein werden unverändert ausgeschieden.
Codein durchdringt die Plazentaschranke und geht in den fetalen Kreislauf über. In der Muttermilch werden nach hohen Codeindosen pharmakologisch relevante Konzentrationen erreicht.
Paracetamol und Codein zeigen vergleichbare Resorptionsgeschwindigkeiten und Zeitpunkte maximaler Plasmakonzentrationen, etwa gleiche Wirkdauer, sich nicht behindernde Biotransformationsschritte und keine gegenseitige Behinderung bei der renalen Elimination.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Paracetamol
Im Tierversuch zur akuten, subchronischen und chronischen Toxizität von Paracetamol an Ratte und Maus wurden gastrointestinale Läsionen, Veränderungen im Blutbild, degenerative Veränderungen des Leber- und Nierenparenchyms sowie Nekrosen beobachtet. Der Grund für diese Veränderungen ist einerseits im
Wirkmechanismus und andererseits im Metabolismus von Paracetamol zu suchen. Diejenigen Metaboliten, die vermutlich Ursache der toxischen Wirkung und der daraus folgenden Veränderung an Organen sind, wurden auch beim Menschen gefunden. Während einer Langzeitanwendung (das heißt 1 Jahr) im Bereich maximaler therapeutischer Dosen wurden auch sehr seltene Fälle einer reversiblen chronischen aggressiven Hepatitis beobachtet.
Bei subtoxischen Dosen können nach dreiwöchiger Einnahme Intoxikationssymptome auftreten. Daher sollte Paracetamol nicht über längere Zeit und nicht in höheren Dosen eingenommen werden.
Umfangreiche Untersuchungen ergaben keine Evidenz für ein relevantes genotoxisches Risiko von Paracetamol im therapeutischen, das heißt nicht-toxischen Dosisbereich.
Aus Langzeituntersuchungen an Ratten und Mäusen liegen keine Hinweise auf relevante tumorigene Effekte in nicht-hepatotoxischen Dosierungen von Paracetamol vor.
Paracetamol passiert die Plazenta.
Aus Tierstudien und den bisherigen Erfahrungen an Menschen ergeben sich keine Hinweise auf Fruchtschädigung.
Codein
In-vitro-
und in-vivo- Untersuchungen mit Codein ergaben keine Hinweise auf
ein mutagenes Potential.
Langzeitstudien an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf ein Tumor erzeugendes Potential von Codein.
Aus Tierversuchen liegen Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Copovidon, mikrokristalline Cellulose, hoch-
disperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Keine besonderen Lagerungsbedingungen.
6.5. Art und Inhalt des Behältnisses
Originalpackungen mit 10 (N1) und 20 Tabletten (N2) Azurcompositum SC sowie Anstaltspackungen.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. Inhaber der Zulassung
Steiner & Co.
Deutsche Arzneimittelgesellschaft mbH & Co. KG
Ostpreußendamm 72/74
12207 Berlin
Telefon: (030) 710 94-0
Telefax: (030) 712 50 12
E-mail: info@steinerarznei-berlin.de
Homepage: www.steinerarznei-berlin.de
8. Zulassungsnummer
Zul.-Nr.: 37570.00.00
9. Datum
der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der
Zulassung
07.11.1996 / 02.04.2003
10. Stand der Information
Mai 2008
Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig