Baclofen Meduna Intrathekal 0,5 Mg/Ml Infusionslösung
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Postanschrift: Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Telefon: (0228) 99 307 - 0 (0228) 207 - 30 Telefax: (0228) 99 307 - 5207 (0228) 207 - 5207 e-mail: poststelle@bfarm.de |
E N T W U R F
AB*1 ZULASSUNGSBESCHEID
AZ für ein Arzneimittel zur Anwendung am Menschen
AP Auf der Grundlage der eingereichten Unterlagen und der Angaben des Antragstellers wird gemäß § 25 des Gesetzes über den Verkehr mit Arzneimitteln (AMG) vom 24.08.1976 (BGBl. I S. 2445) in der geltenden Fassung folgende Zulassung erteilt:
AC Zulassungsnummer:
78468.00.00
AD Bezeichnung des Arzneimittels:
Baclofen Meduna Intrathekal0,5 mg/ml Infusionslösung
Stärke:
0,5 mg/ml
AE Darreichungsform:
Infusionslösung
AF Art der Anwendung:
Intrathekale Anwendung
AI Inhaber der Zulassung:
Meduna Arzneimittel GmbH
Weißenburger Strasse 28
63739 Aschaffenburg, Germany
AJ Hersteller:
Sirton Pharmaceuticals SpA
Piazza XX Settembre, 2
22079 Villa Guardia (CO)
Italien
Laboratoire Aguettant
1, rue Alexander Fleming
69007 Lyon
Frankreich
AK Zusammensetzung:
1 ml Infusionslösungenthält:
AL Wirkstoff:
Baclofen 0,5 mg
AS sonstige Bestandteile:
Natriumchlorid 8,80 mg
Wasser für Injektionszwecke 995,70 mg
AV Verkaufsabgrenzung:
Verschreibungspflichtig
AN Zum Zulassungsbescheid gehören folgende Anlagen:
- Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
- Wortlaut der für das Behältnis und die äußere Umhüllung vorgesehenen Angaben
- Wortlaut der für die Packungsbeilage vorgesehenen Angaben
- Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
- Hersteller
Hinweis
Die Zuordnung der Packungsgrößen zu den in den Anlagen zur Packungsgrößenverordnung-PackungsV vom 22.06.2004 (BGBl. I S. 1318) aufgeführten Messzahlen ist vom pharmazeutischen Unternehmer eigenverantwortlich durchzuführen. Diese Zuordnung wird vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nicht geprüft und ist daher nicht Gegenstand des Bescheides.
AO Rechtsbehelfsbelehrung
Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch erhoben werden. Der Widerspruch ist beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, 53175 Bonn, schriftlich oder zur Niederschrift einzulegen.
53175 Bonn, den
Im Auftrag
PD Dr. Dr. M. Weiergräber
BA Anlage
zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 78468.00.00
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BB Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
BC 1. Bezeichnung des Arzneimittels
Baclofen Meduna Intrathekal0,5 mg/ml Infusionslösung
BD 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 ml Infusionslösung enthält 0,5 mg (500 Mikrogramm) Baclofen.
1 Ampulle enthält 10 mg (10000 Mikrogramm) Baclofen.
Sonstige Bestandteile: Natrium 3,5 mg/ml; 70 mg/Ampulle
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
BE 3. Darreichungsform
Infusionslösung.
Klare, farblose Lösung in Ampullen.
Der pH-Wert der Lösung liegt zwischen 5,5 und 6,8.
Die Osmolarität der Lösung liegt zwischen 270 und 300 mOsm/kg.
BG 4. Klinische Angaben
BH 4.1 Anwendungsgebiete
Baclofen Meduna Intrathekal wird angewendet zur Behandlung schwerer chronischer Spastizität nach Verletzungen, bei Multipler Sklerose oder anderen Erkrankungen des Rückenmarks, die mit oralem Baclofen oder anderen oralen Antispastika nicht erfolgreich behandelt werden können und/oder wenn wirksame orale Dosen unzumutbare Nebenwirkungen hervorrufen.
Baclofen Meduna ist wirksam bei erwachsenen Patienten mit schwerer chronischer Spastizität zerebraler Genese, beispielsweise infolge einer Zerebralparese, eines Hirntraumas oder eines zerebrovaskulären Insults; die klinischen Erfahrungen sind jedoch begrenzt.
Kinder und Jugendliche
Baclofen Meduna Intrathekalwird bei Kindern von 4 bis <18 Jahren mit schwerer chronischer zerebraler oder spinaler Spastik (durch Verletzung, multiple Sklerose oder andere Rückenmarkserkrankungen) mit fehlendem Ansprechen oder nicht akzeptablen Nebenwirkungen bei wirksamen Dosierungen oral eingenommener Antispastika angewendet.
BN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Baclofen Meduna Intrathekalist für die Gabe als Einzelbolus-Testdosis (über Spinalkatheter oder Lumbalpunktion) sowie, bei chronischer Behandlung, für die Gabe über implantierbare Dosierungspumpen, die für eine kontinuierliche Verabreichung von Baclofen Meduna Intrathekalunmittelbar in den Intrathekalraum geeignet sind (EU-zertifizierte Pumpen), vorgesehen. Die Festlegung des optimalen Dosisschemas erfordert, dass zunächst jeder Patient eine anfängliche Screeningphase durchläuft, in der er mit einer Bolusdosis behandelt wird, gefolgt von einer Phase mit sehr vorsichtiger Dosistitrierung, bevor mit der Erhaltungstherapie begonnen wird. Eine intrathekale Darreichung von Baclofen Meduna Intrathekalüber ein implantierbares Dosierungssystem sollte nur durch Ärzte mit den erforderlichen Kenntnissen und der entsprechenden Erfahrung in diesem Bereich erfolgen. Spezifische Anweisungen für die Implantation, Programmierung und/oder Befüllung der implantierten Pumpe sind von den Herstellern solcher Pumpen erhältlich und müssen streng befolgt werden.
Die Wirksamkeit von Baclofen Intrathekal wurde in kontrollierten randomisierten Studien nachgewiesen, unter Verwendung eines zertifizierten Infusionssystems. Dabei handelt es sich um ein implantierbares Verabreichungssystem mit einem nachfüllbaren Reservoir, das subkutan - in der Regel in die Bauchdecke - implantiert wird. Das Gerät ist mit einem intrathekalen Katheter verbunden, der ebenfalls subkutan in den Subarachnoidalraum verläuft.
Testphase
Vor Beginn der intrathekalen Dauerinfusion von Baclofen muss der Patient in einer anfänglichen Testphase ein positives Ansprechen auf die intrathekale Verabreichung einer Testdosis zeigen. In der Regel wird die Testdosis als Bolusinjektion mittels Lumbalpunktion oder über einen intrathekalen Katheter verabreicht, um eine Reaktion hervorzurufen. Vor Beginn der Testphase sollten die Patienten infektionsfrei sein, da eine systemische Infektion die Beurteilung des Ansprechens beeinträchtigen kann. Die übliche Testdosis beträgt initial 25 oder 50 Mikrogramm und wird in mindestens 24-stündigen Abständen um jeweils 25 Mikrogramm erhöht, solange bis eine 4- bis 8-stündige Reaktion zu beobachten ist. Die Dosis muss durch Barbotage im Verlauf von mindestens 1 Minute verabreicht werden.
Für diese Testphase stehen niedrig dosierte Ampullen (0,05 mg/ml) zur Verfügung.
Während der Injektion der ersten Dosis muss eine intensivmedizinische Ausstattung unmittelbar verfügbar sein.
Der Patient muss eine signifikante Verminderung des Muskeltonus und/oder der Häufigkeit bzw. des Schweregrads von Spasmen aufweisen, damit seine Reaktion als Ansprechen auf die Behandlung gewertet werden kann.
Die Empfindlichkeit gegenüber intrathekal verabreichtem Baclofen ist sehr unterschiedlich. Bei einem erwachsenen Patienten wurden nach einer einzelnen Testdosis von 25 Mikrogramm Anzeichen einer schweren Überdosierung (Koma) beobachtet.
Patienten, die auf eine Testdosis von 100 Mikrogramm nicht ansprechen, dürfen keine weitere Dosis erhalten und sind für eine kontinuierliche intrathekale Infusion nicht geeignet.
Während dieser Phase sind die respiratorischen und kardiovaskulären Funktionen sorgfältig zu überwachen. Dies gilt besonders für Patienten mit Herz‑Lungen‑Krankheiten und Schwäche der Atemmuskulatur sowie Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel der Benzodiazepin‑Gruppe oder Opiate erhalten und dadurch ein höheres Risiko für eine Atemdepression haben.
Kinder und Jugendliche
Screeningphase
Die anfängliche Testdosis für die Lumbalpunktion sollte bei Patienten ab 4 bis <18 Jahren 25–50 μg/Tag betragen, basierend auf Alter und Größe des Kindes. Bei Patienten, bei denen kein Ansprechen auf diese Dosis festgestellt wird, kann die Dosis alle 24 Stunden auf 25 μg/Tag erhöht werden. Die maximale Screeningdosis sollte bei Kindern nicht mehr als 100 μg/Tag betragen.
Dosisanpassungsphase
Nachdem sich anhand der Testdosen bestätigt hat, dass der Patient auf Baclofen Meduna Intrathekal anspricht, wird unter Verwendung eines geeigneten Verabreichungssystems mit der intrathekalen Infusion begonnen. Infektionen können das Risiko für chirurgische Komplikationen erhöhen und die Dosisanpassung erschweren.
Zur Bestimmung der initialen Gesamttagesdosis ist nach der Implantation die Dosis, mit der in der Testphase eine positive Reaktion erzielt wurde, zu verdoppeln und über 24 Stunden zu verabreichen, es sei denn, die Wirkung der Bolus-Testdosis hält länger als 12 Stunden an. In diesem Fall sollte die Testdosis als anfängliche Tagesdosis über 24 Stunden verabreicht werden. Während der ersten 24 Stunden darf die Dosis nicht erhöht werden. Nach den ersten 24 Stunden kann die Dosis von Tag zu Tag langsam angepasst werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Um eine Überdosierung zu vermeiden, dürfen die Dosiserhöhungen 10 bis 30% nicht überschreiten. Spastizität zerebraler Genese: Nach den ersten 24 Stunden kann die Dosis von Tag zu Tag langsam angepasst werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Um eine Überdosierung zu vermeiden, dürfen die Dosiserhöhungen 5 bis 15% nicht überschreiten.
Bei Verwendung einer programmierbaren Pumpe sollte die Dosis nur einmal innerhalb von 24 Stunden angepasst werden. Für nicht programmierbare Pumpen mit 76 cm Katheterlänge, die pro Tag 1 ml Lösung abgeben, wird empfohlen, die Reaktion nur in Intervallen von 48 Stunden zu beurteilen. Wenn eine erhebliche Erhöhung der Tagesdosis die klinische Wirkung nicht verbessert, so sind die Funktionstüchtigkeit der Pumpe und die Durchgängigkeit des Katheters zu überprüfen.
Die Erfahrungen mit Dosierungen über 1.000 Mikrogramm/Tag sind begrenzt.
Während der Testphase und der Dosierungsanpassungsphase, die unmittelbar auf die Implantation folgt, muss der Patient in einer Einrichtung, die über eine komplette Ausrüstung und entsprechendes Personal verfügt, sorgfältig überwacht werden. Für Reanimationsmaßnahmen nach lebensbedrohenden Reaktionen oder schwerwiegenden Nebenwirkungen sollte die entsprechende Ausstattung unmittelbar verfügbar sein. Die Implantation der Pumpen darf nur in Zentren mit erfahrendem Personal durchgeführt werden, um die Risiken in der perioperativen Phase möglichst gering zu halten.
Erhaltungstherapie
Das klinische Ziel der Behandlung ist die Erhaltung eines Muskeltonus, der so normal wie möglich sein sollte, sowie die Minimierung der Häufigkeit und des Schweregrads der Spasmen, ohne dass es zu nicht tolerierbaren Nebenwirkungen kommen würde. Es sollte die niedrigste Dosis gewählt werden, die zu einem ausreichenden Ansprechen führt. Der Erhalt eines gewissen Grads von Spastizität ist wünschenswert, um das Gefühl einer „Lähmung“ beim Patienten zu vermeiden. Außerdem könnten ein bestimmter Muskeltonus und gelegentliche Spasmen die Herz-Kreislauf-Funktion unterstützen und möglicherweise vor tiefen Venenthrombosen schützen.
Bei Patienten mit Spastizität spinaler Genese kann die Tagesdosis allmählich um 10 bis 30% erhöht werden, um eine angemessene Kontrolle der Symptome zu gewährleisten. Bei Spastizität zerebraler Genese sollte die Dosis höchstens um 20% (im Bereich von 5 bis 20%) erhöht werden.
In beiden Fällen kann die Tagesdosis auch um 10 bis 20% verringert werden, wenn der Patient unter Nebenwirkungen leidet.
Wird plötzlich eine beträchtliche Steigerung der Dosis erforderlich, liegt unter Umständen ein Problem am Katheter (z.B. Knick oder Verlagerung des Katheters) oder eine Funktionsstörung der Pumpe vor.
Die Erhaltungsdosis zur Langzeitbehandlung mit kontinuierlicher intrathekaler Infusion von Baclofen bei Spastizität spinaler Genese liegt zwischen 10 und 1.000 Mikrogramm/Tag, wobei die meisten Patienten auf 300 bis 800 Mikrogramm/Tag ausreichend ansprechen.
Bei Spastizität zerebraler Genese liegt die Erhaltungsdosis zwischen 22 und 1.400 Mikrogramm/Tag, wobei die mittlere Tagesdosis nach 12 Monaten mit 276 Mikrogramm/Tag und nach 24 Monaten mit 307 Mikrogramm/Tag angegeben wird.
Kinder und Jugendliche:
Bei Kindern ab 4 bis <18 Jahren mit zerebraler oder spinaler Spastik liegt die anfängliche Erhaltungsdosis für eine langfristige Erhaltungsinfusion mit Baclofen Meduna Intrathekalzwischen 25 und 200 μg/Tag (Medianwert der Dosis: 100 μg/Tag). Die tägliche Gesamtdosis steigt tendenziell im ersten Jahr der Behandlung an. Die Erhaltungsdosis muss somit auf der Grundlage des individuellen klinischen Ansprechens angepasst werden. Zu Dosierungen über 1000 Mikrogramm/Tag liegen nur begrenzte Erfahrungen vor.
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Baclofen Intrathekal für die Behandlung schwerer zerebraler oder spinaler Spasmen bei Kindern unter 4 Jahren ist nicht nachgewiesen (siehe auch Abschnitt 4.4).
Bei ca. 5% der Patienten kann es während der Langzeitbehandlung zu einem erhöhten Dosisbedarf infolge eines Wirkverlusts kommen. Es liegen nicht genügend Erfahrungen vor, um klare Empfehlungen hinsichtlich der Behandlung bei Wirkverlust zu geben. Dieses Phänomen ist jedoch gelegentlich stationär behandelt worden, und zwar durch die befristete Unterbrechung der Behandlung („drug holiday“) in Form einer allmählichen Reduktion der Dosis von Baclofen Intrathekal über einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen und dem Wechsel auf andere Möglichkeiten der Spastikbehandlung (z. B. intrathekale Verabreichung von konservierungsmittelfreiem Morphinsulfat). Nach diesem Intervall ist ein Ansprechen auf die Behandlung mit Baclofen Intrathekal unter Umständen wieder möglich. Die Therapie sollte dann mit der Anfangsdosis für die kontinuierliche Infusion wieder aufgenommen werden. Im Anschluss daran muss die Dosis neu angepasst werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Bei der Umstellung von Baclofen Intrathekal auf Morphin und umgekehrt ist Vorsicht geboten (siehe „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln“).
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind notwendig, um die Dosis und das Funktionieren des Infusionssystems zu überprüfen und den Patienten auf mögliche Nebenwirkungen oder Anzeichen einer Infektion untersuchen zu können.
Absetzen des Arzneimittels
Außer bei überdosisbedingten Notfällen sollte die Behandlung mit allmählich ausschleichender Dosierung beendet werden. Baclofen Meduna Intrathekal darf nicht abrupt abgesetzt werden (siehe „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).
Besondere Hinweise für die Anwendung
Baclofen Meduna Intrathekal 2 mg/ml und 0,5 mg / ml Infusionslösung Ampullen wurden speziell für Infusionspumpen entwickelt.
Die genaue Konzentration hängt von der benötigten Gesamttagesdosis und der minimalen Infusionsgeschwindigkeit der Pumpe ab. Bitte beachten Sie die speziellen Empfehlungen im Handbuch des Herstellers.
Art der Anwendung
Baclofen Meduna Intrathekal wird meist in Form einer kontinuierlichen Infusion sofort nach der Implantation verabreicht. Ist der Patient im Hinblick auf seine Tagesdosis und seinen funktionalen Status stabilisiert, so kann - sofern die Pumpe dies ermöglicht - mit einem etwas komplizierteren Verabreichungsmodus begonnen werden, um die Spastizität zu unterschiedlichen Tageszeiten optimal unter Kontrolle zu bringen. Beispielsweise kann es nachts verstärkt zu Spasmen kommen, die unter Umständen eine 20%ige Steigerung der Infusionsrate pro Stunde erfordern. Veränderungen der Infusionsgeschwindigkeit sollten so programmiert werden, dass sie 2 Stunden, bevor der klinische Effekt gewünscht wird, einsetzen.
Jede Ampulle ist nur für den Einmalgebrauch bestimmt. Nicht wiederholt sterilisieren.
Das Arzneimittel muss vor Gebrauch visuell überprüft werden. Nur klare Lösungen ohne Partikel dürfen verwendet werden.
Anweisungen zur Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.
BI 4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
Therapieresistente Epilepsie.
Das Arzneimittel darf nur intrathekal angewendet werden.
BK 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Medizinisches Umfeld
Das Infusionssystem sollte nicht implantiert werden, bevor die Reaktion des Patienten auf die intrathekalen Bolusinjektionen von Baclofen und/oder die Dosisanpassung hinreichend feststeht. Die erstmalige intrathekale Verabreichung sowie Dosisanpassungen von Baclofen Intrathekal sind mit Risiken wie ZNS-Dämpfung, Herz-Kreislaufkollaps und/oder respiratorische Insuffizienz verbunden. Daher müssen diese Schritte unter ärztlicher Überwachung und in entsprechend eingerichteter Umgebung und unter Beachtung der Anweisungen im Abschnitt „Dosierung, Art und Dauer der Anwendung“ vorgenommen werden. Zur sofortigen Durchführung von Reanimationsmaßnahmen im Falle lebensbedrohender Symptome einer schweren Überdosierung sollte die erforderliche Ausrüstung zur Verfügung stehen. Der behandelnde Arzt muss über ausreichende Erfahrungen in der Langzeitbehandlung mittels intrathekaler Infusionen verfügen.
Überwachung des Patienten
Nach chirurgischer Implantation der Pumpe und besonders während der Anfangsphase der Pumpentätigkeit sowie bei Veränderungen der Infusionsgeschwindigkeit und/oder der Baclofen-Konzentration im Reservoir der ist der Patient sorgfältig zu überwachen, bis seine Reaktion auf die Infusion akzeptabel und ausreichend stabil ist.
Der Patient, die behandelnden Ärzte und alle an der Betreuung beteiligten Personen müssen unbedingt genau über die Risiken dieser Behandlungsmethode informiert sein. Alle Personen, die an der Behandlung und Versorgung des Patienten beteiligt sind, müssen genau über die Symptome einer Unter- bzw. Überdosierung, die im Fall einer Intoxikation zu ergreifenden Maßnahmen sowie die Pflege der Pumpe und der Implantationsstelle Bescheid wissen.
Bei Patienten mit Spasmen aufgrund einer Kopfverletzung wird empfohlen, mit einer Langzeitbehandlung mit Baclofen Meduna Intrathekalerst zu beginnen, wenn sich die Symptomatik der Spastik stabilisiert hat (d. h. mindestens ein Jahr nach der Verletzung).
Testphase
Bei Applikation der initialen Testdosen sind die respiratorischen und kardiovaskulären Funktionen sorgfältig zu überwachen. Dies gilt besonders für Patienten mit Herz- bzw. Lungenerkrankungen und einer Schwäche der Atemmuskulatur. Bei Patienten, die gleichzeitig Benzodiazepine oder Opiate erhalten, ist auf das erhöhte Risiko der Atemdepression zu achten.
Vor der Testphase mit Baclofen Meduna Intrathekal müssen die Patienten infektionsfrei sein, da eine systemische Infektion die Beurteilung der Reaktion des Patienten auf die intrathekale Injektion mit Baclofen Meduna Intrathekal beeinträchtigen kann.
Implantation der Pumpe
Auch vor der Pumpenimplantation sollten die Patienten infektionsfrei sein, da eine Infektion das Risiko von Komplikationen bei der Operation erhöht. Darüber hinaus kann eine systemische Infektion die Dosisanpassung erschweren. Eine lokale Infektion oder die Fehlplatzierung des Katheters können ebenfalls eine Unterbrechung der Arzneimittelzufuhr nach sich ziehen, was einen plötzlichen Entzug von Baclofen Meduna Intrathekal und die entsprechenden Symptome zur Folge haben kann (siehe „Absetzen des Arzneimittels“).
Nachfüllen des Pumpenreservoirs
Das Nachfüllen des Pumpenreservoirs ist durch speziell ausgebildetes Personal nach den Anweisungen des Pumpenherstellers vorzunehmen. Die Zeitabstände zwischen dem Nachfüllen sind sorgfältig zu berechnen, um eine vollständige Leerung des Reservoirs zu vermeiden. Dies könnte erneut zu schwerer Spastizität führen oder potentiell lebensbedrohende Symptome eines plötzlichen Entzugs von Baclofen Meduna Intrathekal nach sich ziehen. Das Nachfüllen ist unter streng aseptischen Bedingungen durchzuführen, um eine Kontamination durch Mikroorganismen und schwere ZNS-Infektionen zu vermeiden. Nach jedem Auffüllen und jeder Manipulation am Pumpenreservoir sollte eine der klinischen Situation entsprechende Beobachtungsphase folgen.
Äußerste Vorsicht ist beim Füllen einer implantierten Pumpe angezeigt, die eine Zugangsöffnung (Zugangsport) mit direktem Zugang zum intrathekalen Katheter besitzt. Eine durch diese Zugangsöffnung direkt in den Katheter erfolgende Injektion kann zu einer lebensbedrohenden Überdosierung führen.
Dosisanpassung: zusätzliche Hinweise
Gelegentlich ist eine gewisse Spastizität erforderlich, um die Körperhaltung und das Gleichgewicht oder sonstige Funktionen aufrechtzuerhalten. Um übermäßige Schwäche und einen Sturz des Patienten zu vermeiden, ist Baclofen Meduna Intrathekal in diesen Fällen mit Vorsicht anzuwenden. Auch zur Unterstützung der Kreislauffunktionen und möglicherweise zur Verhütung einer tiefen Venenthrombose können ein gewisser Muskeltonus sowie gelegentliche Spasmen notwendig sein.
Zur Vermeidung einer eventuellen Überdosierung oder von unerwünschten Wechselwirkungen sollte – vorzugsweise noch vor Beginn der Infusion mit Baclofen Meduna Intrathekal – unter strenger ärztlicher Kontrolle versucht werden, eine gleichzeitige orale antispastische Medikation abzusetzen. Während der intrathekalen Langzeittherapie mit Baclofen Meduna Intrathekal sollte jedoch vermieden werden, gleichzeitig verwendete Antispastika plötzlich abzusetzen oder ihre Dosierung zu verringern.
Vorsichtsmaßnahmen bei speziellen Patientengruppen
Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen
Kinder, die eine implantierbare Pumpe für die Langzeitinfusion erhalten sollen, müssen eine ausreichende Körpermasse aufweisen. Baclofen Intrathekal sollte bei Kindern und Jugendlichen nur durch Ärzte verordnet werden, die über entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Über die Sicherheit und Wirksamkeit von Baclofen bei Kindern unter 4 Jahren liegen nur sehr begrenzte Daten vor.
Die transkutane Platzierung eines Katheters während der Implantation der Pumpe bei vorhandener PEG-Sonde erhöht bei Kindern die Inzidenz von Infektionen.
Spezielle Patientengruppen
Bei Patienten mit verlangsamter Liquorzirkulation, z. B. bei entzündlich oder traumatisch bedingten Passagebehinderungen, kann die verlangsamte Ausbreitung von Baclofen Meduna Intrathekal die antispastische Wirksamkeit vermindern und Nebenwirkungen verstärken.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss unter Umständen die Dosis entsprechend der klinischen Situation bzw. dem Grad der verminderten renalen Clearance reduziert werden.
Patienten mit psychotischen Zuständen, Schizophrenie, Verwirrtheitszuständen oder Morbus Parkinson sind mit Vorsicht und unter strenger Kontrolle mit Baclofen Meduna Intrathekal zu behandeln, wenn unter oraler Therapie mit Baclofen Exazerbationen dieser Zustände beobachtet wurden.
Besondere Vorsicht ist bei Epileptikern angezeigt, da bei Überdosierung oder beim Absetzen von Baclofen Meduna Intrathekal sowie auch bei Patienten unter therapeutischen Dosen von Baclofen Meduna Intrathekal gelegentlich Anfälle auftreten können.
Bei Patienten mit autonomer Dysreflexie in der Anamnese ist Baclofen Meduna Intrathekal mit Vorsicht anzuwenden. Nozizeptive Stimuli oder ein abruptes Absetzen von Baclofen Meduna Intrathekal können unter Umständen solche Episoden hervorrufen.
Bei Patienten mit zerebrovaskulärer oder respiratorischer Insuffizienz ist ebenfalls Vorsicht geboten, da Baclofen eine Exazerbation dieser Zustände bewirken kann.
Eine Wirkung von Baclofen Meduna Intrathekal auf andere, nicht mit dem ZNS zusammenhängende Grundkrankheiten ist unwahrscheinlich, da die systemische Verfügbarkeit des Arzneimittels nach intrathekaler Verabreichung wesentlich geringer ist als nach oraler Verabreichung.
Dennoch legen Erfahrungen mit oral verabreichtem Baclofen Vorsicht bei folgenden Zuständen nahe: anamnestisch bekannte gastroduodenale Ulzera, vorbestehende Sphinkterhypertonie und Nierenfunktionsstörungen.
Unter oraler Verabreichung von Baclofen kam es in seltenen Fällen zu einer Erhöhung der SGOT (AST), der alkalischen Phosphatase und der Blutglucose.
Ältere Patienten
Im Rahmen klinischer Studien sind einige Patienten über 65 Jahre mit Baclofen Intrathekal behandelt worden, ohne dass spezielle Probleme zu beobachten waren. Bei älteren Patienten kann es in der Dosisanpassungsphase von oral verabreichtem Baclofen eher zu Nebenwirkungen kommen und möglicherweise gilt dies auch für die intrathekale Verabreichung von Baclofen Meduna Intrathekal. Da die optimale Dosierung jedoch individuell angepasst wird, dürften sich bei der Behandlung älterer Patienten keine besonderen Probleme ergeben.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tageshöchstdosis, d. h., es ist nahezu „natriumfrei“.
Unterbrechen der Behandlung
Eine abrupte Unterbrechung der Gabe von Baclofen Intrathekal kann sich, unabhängig von den Ursachen, als verstärkte Spastizität, Pruritus, Parästhesien und Hypotonie manifestieren. Als Folgeerscheinungen können hyperaktive Zustände mit schnellen unkontrollierten Spasmen, Hyperthermie und Symptome auftreten, die dem Malignen Neuroleptischen Syndrom (MNS) ähneln (z. B. Veränderungen des Geisteszustands und Muskelstarre). In seltenen Fällen entwickelten sich diese Symptome weiter zu Krampfanfällen/Status epilepticus, Rhabdomyolyse, Koagulopathie, Multiorganversagen und Tod. Alle Patienten, die eine intrathekale Therapie mit Baclofen erhalten, sind einem potentiellen Entzugsrisiko ausgesetzt. Einige klinische Anzeichen in Zusammenhang mit dem Absetzen von intrathekalem Baclofen ähneln einer autonomen Dysreflexie, einer Infektion (Sepsis), einer malignen Hyperthermie, einem Malignen Neuroleptischen Syndrom oder anderen Zuständen, die mit einem hypermetabolen Zustand oder einer ausgedehnten Rhabdomyolyse einhergehen.
Die Patienten und deren Pflegepersonen müssen auf die Notwendigkeit hingewiesen werden, die festgelegten Termine für das Nachfüllen einzuhalten und über die Anzeichen und Symptome eines Baclofen-Entzugs - insbesondere über die Symptome, die in den frühen Stadien eines Entzugssyndroms auftreten – unterrichtet werden.
In den meisten Fällen traten Entzugssymptome innerhalb weniger Stunden nach Unterbrechung der intrathekalen Behandlung mit Baclofen auf. Häufige Gründe für die abrupte Unterbrechung der intrathekalen Baclofen‑Gabe sind Funktionsstörungen des Katheters (besonders Störungen am Anschluss), eine zu geringe Menge Infusionslösung im Reservoir der Pumpe oder eine leere Pumpenbatterie; in manchen Fällen können auch menschliche Fehler beteiligt gewesen sein. Um eine abrupte Unterbrechung der intrathekalen Gabe von Baclofen zu verhindern, muss der Programmierung und Überwachung des Infusionssystems, den Zeitplänen und Verfahren für das Nachfüllen sowie den Alarmsignalen der Pumpe besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Die Hersteller geben spezielle Anweisungen für die Implantation, die Programmierung der Pumpen und/oder das Nachfüllen des Reservoirs, denen genau Folge zu leisten ist.
BM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die bisherigen Erfahrungen mit der Anwendung von Baclofen Meduna Intrathekal in Kombination mit anderen Arzneimitteln reichen nicht aus, um spezifische Wechselwirkungen vorherzusagen.
Zur Vermeidung einer eventuellen Überdosierung oder von unerwünschten Wechselwirkungen sollte unter strenger ärztlicher Kontrolle - vorzugsweise noch vor Beginn der Infusion mit Baclofen Meduna Intrathekal - versucht werden, eine gleichzeitige orale antispastische Medikation abzusetzen.
Während der intrathekalen Langzeittherapie mit Baclofen Meduna Intrathekal sollte jedoch vermieden werden, gleichzeitig verwendete Antispastika plötzlich abzusetzen oder ihre Dosierung zu verringern.
Bei Kombination von Baclofen Intrathekal mit Morphin ist es in einem Fall zu einem Blutdruckabfall gekommen. Es ist nicht auszuschließen, dass eine solche Kombination auch zu Dyspnoe oder anderen ZNS-Symptomen führen kann.
Die gleichzeitige Anwendung mit anderen intrathekal verabreichten Arzneimitteln wurde bislang nur in begrenztem Ausmaß untersucht, und über die Unbedenklichkeit solcher Kombinationen ist wenig bekannt.
Der ZNS-dämpfende Effekt von Alkohol und anderen ZNS-wirksamen Substanzen kann die Wirkung von Baclofen Meduna Intrathekal verstärken.
Trizyklische Antidepressiva können bei gleichzeitiger Einnahme von oralem Baclofen den Effekt verstärken und es kann dadurch eine erhebliche Muskelerschlaffung auftreten. Bei Anwendung von Baclofen Meduna Intrathekal in dieser Kombination ist Vorsicht angezeigt.
Da es bei Kombination von oralem Baclofen mit Antihypertensiva zu einem verstärkten Blutdruckabfall kommen kann, sollte der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden. Gegebenenfalls muss die Dosierung der Antihypertensiva entsprechend angepasst werden.
Bei gleichzeitiger Gabe von Levodopa besteht das Risiko, dass die mit Levodopa assoziierten Nebenwirkungen (Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, Agitation) verstärkt werden.
Bei Kombination von Morphin mit intrathekalem Baclofen ist es in einem Fall zu einem Blutdruckabfall gekommen; es ist nicht auszuschließen, dass eine solche Kombination auch zu Dyspnoe oder anderen zentralnervösen Störungen führen kann.
BL 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Fertilität
Bei ca. % der Patientinnen mit Multipler Sklerose, die bis zu einem Jahr mit oralem Baclofen behandelt worden waren, wurden palpatorisch Ovarialzysten festgestellt. Trotz Fortsetzen der Therapie bildeten sich in den meisten Fällen die Zysten spontan zurück. Es ist bekannt, dass Ovarialzysten spontan bei einem bestimmten Prozentsatz der weiblichen Bevölkerung auftreten.
Schwangerschaft
Es wurden keine geeigneten und ausreichend kontrollierten Studien zur Anwendung bei Schwangeren durchgeführt. Baclofen passiert die Plazentaschranke. Baclofen Meduna Intrathekal darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, die Vorteile für die Mutter überwiegen die möglichen Risiken für den Fetus. Tierexperimentelle Studien mit oralem Baclofen haben einen teratogenen Effekt gezeigt (siehe Abschnitt 5.3).
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob messbare Mengen des Arzneimittels in die Muttermilch von stillenden Müttern übergehen, die mit Baclofen Meduna Intrathekal behandelt werden. Bei Gabe von oralen therapeutischen Dosen wird der Wirkstoff in die Muttermilch ausgeschieden, die Mengen sind jedoch so gering, dass bei Kind wahrscheinlich keine Nebenwirkungen auftreten.
BQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Unter der Behandlung mit Baclofen Intrathekal trat bei einigen Patienten Schläfrigkeit auf. Patienten müssen beim Autofahren, beim Bedienen gefährlicher Maschinen oder bei Aktivitäten, die durch verminderte Aufmerksamkeit gefährlich werden können, zur Vorsicht angehalten werden.
BJ 4.8 Nebenwirkungen
Eine kausale Verbindung zwischen den beobachteten Ereignissen und der Verabreichung von Baclofen ist oft nicht möglich, da die meisten beschriebenen Nebenwirkungen auch Symptome der Grundkrankheit sein können. Einige der häufig auftretenden Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Blutdruckabfall und Muskelhypotonie scheinen jedoch medikamentös bedingt zu sein. Diese Effekte sind meist vorübergehend und treten hauptsächlich während der Testphase oder bei einer Änderung der Konzentration auf.
Tabelle 1.
Die Nebenwirkungen sind nach Systemorganklasse und Häufigkeit geordnet. Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad wie folgt klassifiziert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1.000, <1/100), selten (≥1/10.000, <1/1.000), sehr selten (<1/10.000)
Erkrankungen des Nervensystems |
Schläfrigkeit (vor allem während der Testphase) |
Sehr häufig |
|
Häufig |
Sedierung, Schwindel/Benommenheit, Krampfanfälle (insbesondere nach abruptem Abbruch der Behandlung), Kopfschmerzen, Parästhesie, Akkommodationsstörungen/Verschwommensehen/Diplopie, verwaschene, leise Sprache, Lethargie, Asthenie, respiratorische Depression, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit/Desorientierung, Angstzustände, Agitation, Depressionen. |
Gelegentlich |
Hypothermie, Nystagmus, Dysphagie, Ataxie, Gedächtnisverlust, Suizidgedanken und -versuch, Euphorie, Dysphorie, Halluzinationen, Paranoia. |
Herzerkrankungen |
|
Häufig |
Hypotonie. |
Gelegentlich |
Hypertonie, Bradykardie, tiefe Venenthrombosen, vasomotorischer Flush, Blässe. |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
|
Häufig |
Dyspnoe, Bradypnoe, Pneumonie. |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
|
Häufig |
Übelkeit/Erbrechen, Obstipation, Mundtrockenheit, Diarrhoe, Appetitlosigkeit, vermehrter Speichelfluss. |
Gelegentlich |
Dehydratation, Ileus, Ageusie. |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
|
Häufig |
Urtikaria, Pruritus, Gesichts- oder peripheres Ödem. |
Gelegentlich |
Alopezie, Diaphorese. |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
|
Sehr häufig |
Muskelhypotonie (vor allem während der Testphase - vorübergehende Nebenwirkung). |
Häufig |
Muskelhypertonie |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
|
Häufig |
Harninkontinenz, Harnretention |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse |
|
Häufig |
sexuelle Störungen |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
|
Häufig |
Schmerzen, Fieber/Schüttelfrost. |
Selten |
unter Umständen lebensbedrohendes Entzugssyndrom aufgrund einer plötzlichen Unterbrechung der Arzneimittelgabe (siehe „Unterbrechen der Behandlung“) |
Unerwünschte Vorkommnisse, die mit dem Infusionssystem in Zusammenhang stehen (z. B. durch Dislokation des Katheters, lokale Infektionen, Meningitis, Überdosierung durch falsche Handhabung des Gerätes) werden hier nicht aufgeführt.
In einer Screeningstudie erhöhte eine vorhandene PEG‑Sonde bei Kindern die Inzidenz von tiefen Infektionen.
BO 4.9 Überdosierung
Der Patient ist während der gesamten Behandlung engmaschig auf Symptome einer Überdosierung zu kontrollieren, insbesondere während der initialen Testphase und der Dosisanpassungsphase sowie bei erneuter Anwendung von Baclofen Meduna Intrathekal nach kurzer Unterbrechung der Behandlung.
Anzeichen einer Überdosierung können plötzlich oder allmählich auftreten.
Symptome der Überdosierung:Ausgeprägte Muskelhypotonie, Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel, Sedierung, Krampfanfälle, Bewusstseinstrübung, Hypersalivation, Übelkeit und Erbrechen.
Bei einer massiven Überdosierung können Atemdepression, Apnoe und Koma auftreten.
Eine hohe Überdosierung kann z. B. die Folge einer versehentlichen Zufuhr des Katheterinhalts während einer Überprüfung der Durchgängigkeit oder der Position des Katheters sein. Andere mögliche Ursachen sind Fehler bei der Programmierung, extrem rasche Dosiserhöhungen, die gleichzeitige orale Verabreichung von Baclofen oder eine Funktionsstörung der Pumpe.
Behandlung
Ein spezifisches Antidot zur Behandlung der Überdosierung von Baclofen Meduna Intrathekal ist nicht bekannt. Im Allgemeinen werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
Möglichst rasche Entfernung der restlichen Baclofen‑Lösung aus der Pumpe.
Patienten mit Atemdepression sollten notfalls so lange intubiert werden, bis das Arzneimittel eliminiert ist.
Es gibt Beobachtungen, dass Physostigmin den Wirkungen auf das Zentralnervensystem, besonders Schläfrigkeit und Atemdepression, entgegenwirken kann.
Bei der intravenösen Verabreichung von Physostigmin ist jedoch Vorsicht angebracht, da es mit der Auslösung von Krampfanfällen, Bradykardie und kardialen Reizleitungsstörungen in Zusammenhang gebracht wurde. Versuchsweise kann eine Gesamtdosis von 1‑2 mg Physostigmin im Verlauf von 5 bis 10 Minuten intravenös verabreicht werden. Während dieser Zeit sind die Patienten sorgfältig zu überwachen. Erweist sich die Therapie als wirksam, so können zur Aufrechterhaltung der Atmung und des Wachzustandes wiederholt Dosen von 1 mg Physostigmin in Abständen von 30 bis 60 Minuten gegeben werden.
Physostigmin alleine kann möglicherweise zur Behandlung hoher Überdosen nicht ausreichend sein, so dass der Patient künstlich beatmet werden muss.
Falls eine Lumbalpunktion nicht kontraindiziert ist, kann zur Verringerung der Baclofen‑Konzentration im Liquor in der Anfangsphase der Intoxikation eine Entnahme von 30‑40 ml Liquor vorgenommen werden.
Unterstützung der kardiovaskulären Funktionen. Bei Auftreten von Krämpfen sollte vorsichtig Diazepam i.v. gegeben werden.
Die Anwendung von Physostigmin wird nur bei schwerer Intoxikation empfohlen, wenn mit unterstützenden Maßnahmen kein Erfolg erzielt wird. Bei Kindern kann eine Dosis von 0,02 mg/kg Physostigmin intravenös verabreicht werden, maximal 0,5 mg/Minute. Die Gabe kann in Intervallen von 5 bis 10 Minuten wiederholt werden, bis der therapeutische Effekt erreicht ist. Eine Maximaldosis von 2 mg sollte nicht überschritten werden.
BF 5. Pharmakologische Eigenschaften
B1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Antispastikum mit spinalem Angriffspunkt
Muskelrelaxanzien, zentral wirkende Mittel, andere zentral wirkende Mittel
ATC-Code: M03B X01
Pharmakodynamik.
Baclofen ist ein chemisches Analogon des inhibitorischen Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und dämpft sowohl die mono- als auch die polysynaptische Reflexübertragung im Rückenmark durch Stimulation der GABAB-Rezeptoren.
Die neuromuskuläre Erregungsübertragung wird durch Baclofen nicht beeinflusst. Baclofen übt einen antinozizeptiven Effekt aus. Bei neurologischen Krankheiten, die mit Spastizität der Skelettmuskulatur einhergehen, zeigen sich die klinischen Wirkungen von Baclofen durch günstige Beeinflussung der reflektorischen Muskelkontraktionen und deutliche Verminderung von schmerzhaften Spasmen und Kloni. Baclofen fördert die Beweglichkeit des Patienten und seine Unabhängigkeit und erleichtert die Physiotherapie.
Baclofen bewirkt eine allgemeine Dämpfung des Zentralnervensystems, was zu Sedierung, Somnolenz sowie zu respiratorischer und kardiovaskulärer Depression führen kann.
Baclofen Meduna Intrathekal kann als Alternative zu destruktiven neurochirurgischen Eingriffen betrachtet werden.
Die direkte Abgabe von Baclofen in den Liquorraum ermöglicht eine wirksame Behandlung der Spastizität mit Dosierungen, die mindestens 400 bis 1.000mal niedriger sind als bei oraler Therapie.
Intrathekale Bolusinjektion
Die Wirkung einer intrathekalen Einzeldosis setzt im Allgemeinen eine halbe bis eine Stunde nach Verabreichung ein. Der maximale spasmolytische Effekt tritt ungefähr 4 Stunden nach Verabreichung ein und hält 4 bis 8 Stunden an. Wirkungseintritt, Wirkungsmaximum und Wirkungsdauer sind von Patient zu Patient verschieden und abhängig von der Dosis, der Schwere der Symptome sowie der Art und Geschwindigkeit der Verabreichung.
Kontinuierliche Infusion
Die antispastische Wirkung von Baclofen setzt 6 bis 8 Stunden nach Beginn der kontinuierlichen Infusion ein und erreicht ihr Maximum innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
B2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bei Interpretation der folgenden kinetischen Parameter sind die Auswirkungen der intrathekalen Verabreichung und der verlangsamten Liquorzirkulation zu berücksichtigen.
Resorption.
Die Infusion direkt in den spinalen Subarachnoidalraum umgeht Resorptionsprozesse und ermöglicht über Adsorption den Zugang zu den Rezeptorstellen im Hinterhorn des Rückenmarks.
Verteilung.
Nach einer einzelnen intrathekalen Bolusinjektion/Kurzzeitinfusion liegt das aus den Liquorkonzentrationen errechnete Distributionsvolumen zwischen 22 und 157 ml. Mit der kontinuierlichen intrathekalen Infusion von Tagesdosen zwischen 50 und 1.200 Mikrogramm werden Steady-State-Konzentrationen von Baclofen im Liquor des Lumbalbereiches von 130 bis 1.240 Nanogramm/ml erreicht. Ausgehend von der im Liquor gemessenen Halbwertszeit werden die Steady-State-Konzentrationen im Liquor innerhalb von 1 bis 2 Tagen erreicht. Während der intrathekalen Infusion betragen die Plasmakonzentrationen nicht mehr als 5 ng/ml. Daraus ergibt sich, dass Baclofen die Blut-Hirn-Schranke nur langsam passiert.
Elimination.
Die Eliminationshalbwertszeit aus dem Liquor beträgt nach Verabreichung einer einzelnen intrathekalen Bolusinjektion/Kurzzeitinfusion von 50-136 Mikrogramm Baclofen 1 bis 5 Stunden. Die Eliminationshalbwertszeit von Baclofen nach Erreichen des Steady State im Liquor wurde nicht bestimmt.
Sowohl nach einer einzelnen Bolusinjektion als auch nach kontinuierlicher Infusion in den spinalen Subarachnoidalraum mittels einer implantierten Pumpe betrug die mittlere Liquor-Clearance ungefähr 30 ml/h.
Im Steady State ergab sich während der kontinuierlichen intrathekalen Infusion ein Baclofen-Konzentrationsgradient zwischen dem Liquor im Lumbalbereich und dem Liquor in der Cisterna cerebellomedullaris von 1,8:1 bis 8,7:1 (im Mittel 4:1). Dies ist klinisch insofern von Bedeutung, als die Spastizität der unteren Extremitäten ohne starken Effekt auf die oberen Extremitäten wirksam behandelt werden kann; zudem treten aufgrund der geringeren Wirkung auf die Hirnzentren weniger Nebenwirkungen auf, die das ZNS betreffen.
B3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Eine zweijährige Studie an Ratten mit oraler Verabreichung hat gezeigt, dass Baclofen nicht karzinogen ist. In dieser Studie zeigten sich eine dosisabhängige Erhöhung der Inzidenz von Ovarialzysten sowie eine weniger ausgeprägte Erhöhung der Inzidenz von vergrößerten und/oder hämorrhagischen Nebennieren. Die klinische Relevanz dieser Befunde ist unbekannt. In‑vivo-und in‑vitro‑Studien ergaben keinen Hinweis auf mutagene Wirkungen.
Bei Gaben von hochdosiertem oralem Baclofen zeigte sich bei Rattenfeten eine erhöhte Inzidenz von Omphalozelen (Ventralhernie). Bei Mäusen wurden keine teratogenen Effekte beobachtet.
Bei Gaben von hochdosiertem oralem Baclofen wurde bei Rattenfeten vermehrt eine inkomplette Ossifikation der Sternebrae beobachtet. Bei hohen Dosen oralem Baclofen erhöhte sich bei Kaninchenfeten auch die Inzidenz für nicht ossifizierte Phalangenkerne der vorderen und hinteren Gliedmaßen.
BR 6. Pharmazeutische Angaben
B7 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumchlorid
Wasser für Injektionszwecke
BS 6.2 Inkompatibilitäten
Glucose hat sich wegen einer chemischen Reaktion mit Baclofen als inkompatibel erwiesen.
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
BT 6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
BX 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
BY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
20 ml-Ampullen aus farblosem Klarglas Typ I mit Sollbruchstelle und rotem Markierungsring.
Eine Packung enthält 1 Ampulle mit 20 ml Lösung.
B4 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Alle Reste des Arzneimittels müssen entsorgt werden.
Hinweisefür dieAnwendung
Baclofen Meduna Intrathekal ist für die intrathekale Injektion und die kontinuierliche intrathekale Infusion gemäß Anwendungsvorschriften des Infusionssystems vorgesehen.
Stabilität.
In implantierten EU-zertifizierte Pumpen blieb Baclofen Intrathekal 90 Tage lang stabil.
Arzneimittel zur parenteralen Anwendung sollten wenn möglich vor der Anwendung auf Partikel und Verfärbungen überprüft werden.
Spezielle Hinweise für die Anwendung
Die genaue Konzentration hängt von der benötigten Gesamttagesdosis und der minimalen Infusionsgeschwindigkeit der Pumpe ab. Bitte beachten Sie die speziellen Empfehlungen im Handbuch des Herstellers.
Verdünnung.
Für Patienten, die andere Konzentrationen als 50, 500 oder 2.000 Mikrogramm/ml benötigen, muss Baclofen Meduna Intrathekal unter aseptischen Bedingungen mit steriler, konservierungsmittelfreier Natriumchlorid-Injektionslösung verdünnt werden.
Applikationssysteme.
Für die intrathekale Langzeitanwendung von Baclofen werden verschiedene Systeme verwendet. Dazu gehören EU-zertifizierte Pumpen; es handelt sich um implantierbare Infusionssysteme mit einem nachfüllbaren Reservoir, die unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose meist subkutan oder in eine Tasche in der Bauchdecke implantiert werden. Diese Systeme sind mit einem intrathekalen Katheter verbunden, der subkutan in den Subarachnoidalraum verläuft.
Vor Verwendung dieser Systeme muss sichergestellt werden, dass die technischen Spezifikationen, einschließlich der chemischen Stabilität der Baclofenlösung im Reservoir, den Anforderungen für die intrathekale Anwendung von Baclofen entsprechen.
BZ 7. Inhaber der Zulassung
Meduna Arzneimittel GmbH
Weißenburger Strasse 28
63739 Aschaffenburg, Germany
B5 8. Zulassungsnummer
78468.00.00
B6 9. Datum der Erteilung der Zulassung
25.06.2010
B10 10. Stand der Information
(07.2011)
WA Anlage
zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 78468.00.00
___________________________________________________________
WB Wortlaut der für das Behältnis und die äußere Umhüllung vorgesehenen Angaben
WC Wortlaut der für das Behältnis vorgesehenen Angaben:
Baclofen Meduna Intrathekal0,5 mg/ml Infusionslösung
Baclofen
Nur zur intrathekalen Infusion mit Pumpe
Packungsbeilage beachten.
Verw. bis:
Sofort nach dem ersten Öffnen verwenden.
Ch.-B.
1 Ampulle mit 20 ml Infusionslösung enthält 10 mg Baclofen, 176 mg Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke
Die Ampullen zu 20 ml Infusionslösung sind nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt.
Alle Reste des Arzneimittels müssen entsorgt werden.
Meduna Arzneimittel GmbH
63739 Aschaffenburg, Germany
___________________________________________________________
Bei Musterpackungen zusätzlich: Unverkäufliches Muster
WD Wortlaut der für die äußere Umhüllung vorgesehenen Angaben:
Baclofen Meduna Intrathekal0,5 mg/ml Infusionslösung
Baclofen
1 ml Infusionslösung enthält 0,5 mg Baclofen.
1 Ampulle enthält 10 mg Baclofen.
Enthält Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Packungsbeilage beachten.
Infusionslösung
1 Ampulle mit 20 ml Infusionslösung
Nur zur intrathekalen Infusion mit Pumpe
Nur zur einmaligen Anwendung. Packungsbeilage beachten.
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.