iMedikament.de

Baymycard Rr 30 Mg Retardtabletten



FACHINFORMATION


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Baymycard®RR 10 mg Retardtabletten

Baymycard® RR 20 mg Retardtabletten

Baymycard® RR 30 mg Retardtabletten


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Baymycard RR 10 mg Retardtabletten:

1 Tablette enthält 10 mg Nisoldipin.


Baymycard RR 20 mg Retardtabletten:

1 Tablette enthält 20 mg Nisoldipin.


Baymycard RR 30 mg Retardtabletten:

1 Tablette enthält 30 mg Nisoldipin.


Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:

Jede Tablette Baymycard RR 10 mg enthält 122 mg, Baymycard RR 20 mg 111 mg bzw. Baymycard RR 30 mg 102 mg Lactose-Monohydrat, siehe Abschnitt 4.4.


Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Retardtabletten


Die Retardtabletten bestehen aus einer Hülle, die den Wirkstoff langsam freigibt, und einem Kern, der den Wirkstoff rasch freisetzt.


Baymycard RR 10 mg Retardtabletten:

Hellgelbe, runde Tabletten, die auf einer Seite mit "NIS 10" und auf der anderen Seite mit dem "Bayerkreuz" gekennzeichnet sind.


Baymycard RR 20 mg Retardtabletten:

Grau-gelbe, runde Tabletten, die auf einer Seite mit "NIS 20" und auf der anderen Seite mit dem "Bayerkreuz" gekennzeichnet sind.


Baymycard RR 30 mg Retardtabletten:

Braun-gelbe, runde Tabletten, die auf einer Seite mit "NIS 30" und auf der anderen Seite mit dem "Bayerkreuz" gekennzeichnet sind.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Zur Behandlung der essentiellen Hypertonie.


4.2 Dosierung und Art der Anwendung


Dosierung


Die Behandlung soll möglichst individuell nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem Ansprechen des Patienten auf die Behandlung durchgeführt werden.


Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien:


1 x täglich 10 mg Nisoldipin (1 x täglich 1 Tablette Baymycard RR 10 mg Retardtabletten).


Bei Bedarf kann die Dosis stufenweise (üblicherweise in wöchentlichen Intervallen) auf maximal 1 x täglich 40 mg Nisoldipin erhöht werden.


Zur individuellen Dosierungsanpassungstehen Baymycard RR 10 mg Retardtabletten (10 mg Nisoldipin), Baymycard RR 20 mg Retardtabletten (20 mg Nisoldipin) und Baymycard RR 30 mg Retardtabletten (30 mg Nisoldipin) zur Verfügung.


Patienten, die von einer schnell freisetzenden Nisoldipin-Darreichungsform auf Baymycard RR Retardtabletten umgestellt werden, sollten zunächst die empfohlene Anfangsdosis von 10 mg Nisoldipin pro Tag erhalten. Danach kann die Dosis, falls klinisch erforderlich, stufenweise erhöht werden.


Bei der gleichzeitigen Gabe von Arzneimitteln, die das Cytochrom P450 3A4-System hemmen oder induzieren, kann es erforderlich sein, die Nisoldipin-Dosis anzupassen oder ggf. ganz auf die Anwendung von Nisoldipin zu verzichten (siehe Abschnitt 4.5).


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion (siehe auch Abschnitte 4.3, 4.4 und 5.2)

Nisoldipin wird in der Leber metabolisiert. Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollten daher die Behandlung mit der niedrigsten Tagesdosis von 10 mg beginnen, wobei die Patienten sorgfältig auf klinische Reaktionen zu überwachen sind, da die Arzneimittelwirkung verstärkt oder verlängert sein kann.


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (siehe auch Abschnitt 5.2)

Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Anpassung der Dosis erforderlich.


Ältere Patienten (siehe auch Abschnitt 5.2)

Bei älteren Patienten können erhöhte Plasmakonzentrationen auftreten. Die Behandlung sollte deshalb mit der niedrigsten empfohlenen Dosis von 10 mg pro Tag begonnen werden.


Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Baymycard RR bei Kindern ist nicht erwiesen.


Art der Anwendung


Die Baymycard RR-Retardtabletten sollten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit auf nüchternen Magen eingenommen werden.


Die Retardtabletten sollen in einem 24-stündigen Abstand eingenommen werden, d. h. immer zu derselben Tageszeit – vorzugsweise morgens vor dem Frühstück (siehe Abschnitt 4.5).


Um erhöhte maximale Plasmakonzentrationen zu vermeiden und die Wirksamkeit über 24 Stunden zu gewährleisten, sind die Retardtabletten unbedingt ungeteilt, unzerbissen und unzerkaut einzunehmen (siehe Abschnitt 4.4).


Baymycard RR darf nicht zusammen mit Grapefruit-Saft eingenommen werden, da dies eine verstärkte und verlängerte Wirkung von Nisoldipin (Anstieg der Cmaxund AUC) zur Folge haben kann. Der Konsum von Grapefruit / ‑Saft sollte spätestens 4 Tage vor Beginn der Therapie mit Baymycard RR eingestellt werden (siehe Abschnitt 4.5).


Das Absetzen von Baymycard RR sollte schrittweise erfolgen.


Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.


4.3 Gegenanzeigen


Baymycard RR darf nicht angewendet werden bei:


Nisoldipin wird über das Cytochrom P450 3A4-System metabolisiert. Daher können Arzneimittel, die dieses Enzymsystem starkinhibieren oder induzieren, den First-Pass-Metabolismus oder die Ausscheidung von Nisoldipin verändern (siehe Abschnitte 4.5 und 4.4). Deshalb darf Baymycard RR nicht verabreicht werden, wenn die Patienten folgende andere Arzneimittel anwenden:


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Die Baymycard RR-Retardtabletten sind unbedingt ungeteilt, unzerbissen und unzerkaut einzunehmen (siehe Abschnitt 4.2).


Gelegentlich kann es, insbesondere zu Beginn der Behandlung, zum Auftreten von Angina pectoris-Anfällen bzw. bei Patienten mit bestehender Angina pectoris zu einer Zunahme von Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der Anfälle kommen. Vereinzelt ist das Auftreten eines Herzinfarktes beschrieben worden.


Vorsicht ist geboten bei dekompensierter Herzinsuffizienz oder eingeschränkter Herzkammerfunktion, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Beta-Rezeptorenblockern.

Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kann die Wirkung von Baymycard RR verstärkt oder verlängert sein. Daher sollten diese Patienten sorgfältig überwacht werden; ggf. kann eine Dosisreduktion notwendig sein (siehe Abschnitt 5.2).


Nisoldipin wird über das Cytochrom P450 3A4-System metabolisiert. Daher können Arzneimittel, die dieses Enzymsystem inhibieren oder induzieren, den First-Pass-Metabolismus oder die Ausscheidung von Nisoldipin verändern (siehe Abschnitte 4.5 und 4.3).


Die Plasmaspiegel von Nisoldipin können z. B. durch folgende Arzneimittel, die als schwache oder mittelmäßige Inhibitoren des Cytochrom P450 3A4-Enzymsystems bekannt sind, erhöht werden:

Wenn Baymycard RR zusammen mit einem dieser Arzneimittel angewendet wird, sollte der Blutdruck überwacht werden und, falls erforderlich, eine Verringerung der Nisoldipin-Dosis in Betracht gezogen werden.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Baymycard RR nicht einnehmen.


Kinder


Wegen fehlender Erfahrungen sollen Kinder nicht mit Baymycard RR behandelt werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Arzneimittel, die Nisoldipin beeinflussen:


Nisoldipin wird über das Cytochrom P450 3A4-System metabolisiert, das sowohl in der Darmschleimhaut als auch in der Leber vorkommt. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die dieses System induzieren oder hemmen, grundsätzlich zu Wechselwirkungen dieser Arzneimittel mit Nisoldipin führen (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4).


Sowohl das Ausmaß wie auch die Dauer der Interaktionen sollten in Betracht gezogen werden, wenn Baymycard RR zusammen mit den nachfolgend aufgeführten Arzneimitteln verabreicht werden soll.


Arzneimittel, die das Cytochrom P450 3A4-System induzieren, wie z. B.:


Phenytoin

Bei gleichzeitiger Einnahme von Phenytoin über einen längeren Zeitraum wird die Bioverfügbarkeit von Nisoldipin verringert. Daher darf Nisoldipin nicht gleichzeitig mit Phenytoin eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.3).


Phenobarbital, Carbamazepin

Studien zur Interaktion zwischen Nisoldipin und Carbamazepin oder Phenobarbital liegen nicht vor. Da von dem strukturell verwandten Calciumkanalblocker Nimodipin bekannt ist, dass die Plasmakonzentration aufgrund der Enzyminduktion verringert wird, kann eine ebensolche Wirkung bei Nisoldipin und damit eine verringerte Wirksamkeit nicht ausgeschlossen werden (siehe Abschnitt 4.3).


Rifampicin

Aufgrund von Erfahrungen mit dem strukturell ähnlichen Calciumantagonisten Nifedipin ist zu erwarten, dass Rifampicin wegen seiner enzyminduzierenden Wirkung die Metabolisierung von Nisoldipin beschleunigt. Da hierdurch die Wirksamkeit von Nisoldipin abgeschwächt werden kann, darf Nisoldipin nicht gleichzeitig mit Rifampicin angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).


Arzneimittel mit stark inhibierender Wirkung auf das Cytochrom P450 3A4-System:


Antimykotika vom Azol-Typ (z. B. Ketoconazol)

Bei gleichzeitiger Einnahme von 200 mg Ketoconazol wird die Bioverfügbarkeit von Nisoldipin um mehr als das 20fache erhöht. Wegen des Ausmaßes dieser Interaktion kann eine Dosisreduktion von Nisoldipin nicht empfohlen werden. Die gleichzeitige Anwendung von Nisoldipin mit einem Wirkstoff dieser Arzneimittelgruppe ist somit kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).


Makrolid-Antibiotika (z. B. Erythromycin)

Es wurden keine Interaktionsstudien mit Nisoldipin und Makrolid-Antibiotika durchgeführt. Da aber bekannt ist, dass bestimmte Makrolid-Antibiotika das Cytochrom P450 3A4-System hemmen, kann ein Anstieg der Plasmakonzentration von Nisoldipin nicht ausgeschlossen werden. Die gleichzeitige Anwendung von Nisoldipin mit Makrolid-Antibiotika ist daher kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).

Azithromycin (obwohl strukturell verwandt mit den Makrolid-Antibiotika) zeigt keine enzyminhibierende Wirkung und ist daher nicht kontraindiziert.


Anti-HIV-Arzneimittel, Protease-Inhibitoren (z. B. Ritonavir)

Formale Interaktionsstudien mit Nisoldipin und bestimmten Anti-HIV-Protease-Inhibitorenwurden nicht durchgeführt. Da aber bekannt ist, dass diese Arzneimittel das Cytochrom P450 3A4-System stark hemmen, kann ein ausgeprägter, klinisch relevanter Anstieg der Plasmakonzentration von Nisoldipin nicht ausgeschlossen werden. Die gleichzeitige Anwendung von Nisoldipin mit einem dieser Protease-Inhibitorenist daher kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).


Nefazodon

Formale Studien zur möglichen Interaktion mit Nefazodon wurden nicht durchgeführt. Aufgrund der bekannten starken Hemmwirkung dieses Antidepressivums auf das Cytochrom P450 3A4-System, kann bei gleichzeitiger Anwendung ein klinisch relevanter Anstieg der Nisoldipin-Plasmakonzentration nicht ausgeschlossen werden (siehe Abschnitt 4.3).


Arzneimittel mit schwach- oder mäßig-inhibierender Wirkung auf das Cytochrom P450 3A4-System:


Bei gleichzeitiger Anwendung von Nisoldipin und den nachfolgend aufgeführten Wirkstoffen sollte der Blutdruck überwacht und ggf. die Nisoldipin-Dosis angepasst werden (siehe Abschnitt 4.2):


Fluoxetin

Erfahrungen mit dem strukturähnlichen Calciumantagonisten Nimodipin haben gezeigt, dass die gleichzeitige Verabreichung von Nimodipin und dem Antidepressivum Fluoxetin zu ca. 50 % höheren Nimodipin-Plasmakonzentrationen führt. Der Fluoxetin-Plasmaspiegel wurde deutlich erniedrigt, während der aktive Metabolit, Norfluoxetin, davon nicht betroffen war. Ein klinisch relevanter Anstieg der Nisoldipin-Plasmakonzentration kann daher nicht ausgeschlossen werden (siehe Abschnitt 4.4).


Quinupristin/Dalfopristin

Aufgrund der Erfahrungen mit dem strukturähnlichen Calciumantagonisten Nifedipin können die Plasmakonzentrationen von Nisoldipin erhöht werden (siehe Abschnitt 4.4).


Valproinsäure

Aus Ergebnissen mit dem strukturähnlichen Calciumantagonisten Nimodipin wird erwartet, dass auch der Metabolismus von Nisoldipin durch Valproinsäure inhibiert wird. Mit erhöhten Plasmakonzentrationen und somit auch einer Zunahme der Nisoldipin-Wirkungen muss gerechnet werden (siehe Abschnitt 4.4).


Cimetidin

Bei gleichzeitiger Anwendung von Nisoldipin und Cimetidin kann es zu einer verstärkten Wirkung von Nisoldipin kommen. Bei gleichzeitiger 2mal täglicher Gabe von 400 mg Cimetidin wurden AUC und Cmaxvon Nisoldipin um 30 – 45 % erhöht (siehe Abschnitt 4.4).


Chinidin

Durch Chinidin kann die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) von Baymycard RR in geringem Ausmaß verringert werden. Obwohl die klinische Relevanz dieses Effekts möglicherweise gering ist, sollte in Betracht gezogen werden, dass evtl. die Dosis von Baymycard RR erhöht werden muss, um den gewünschten klinischen Effekt zu erzielen.


Blutdrucksenkende Arzneimittel:


Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts von Nisoldipin.


Wirkungen von Nisoldipin auf andere Arzneimittel:


Blutdrucksenkende Arzneimittel

Nisoldipin kann den blutdrucksenkenden Effekt von gleichzeitig verabreichten Antihypertensiva verstärken, wie z. B.:


Beta-Rezeptorenblocker

Bei gleichzeitiger Anwendung von Nisoldipin und Beta-Rezeptorenblockern ist eine sorgfältige Überwachung der Patienten angezeigt, da in Einzelfällen Zeichen einer Herzinsuffizienz auftreten können.


Interaktionen mit Nahrungsmitteln und Getränken:


Grapefruitsaft

Grapefruitsaft hemmt das Cytochrom P450 3A4-System. Aufgrund eines verringerten First-Pass-Metabolismus und einer verlangsamten Ausscheidung führt die Einnahme von Nisoldipin mit Grapefruitsaft zu höheren Plasmakonzentrationen von Nisoldipin und zu einer verlängerten Wirkungsdauer.

Als Folge kann eine verstärkte blutdrucksenkende Wirkung auftreten. Dieser Effekt kann über mindestens 4 Tage nach der letzten Einnahme von Grapefruitsaft anhalten.

In zeitlichem Zusammenhang mit der Nisoldipin-Behandlung ist deshalb der Genuss von Grapefruit bzw. Grapefruitsaft zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.2).


Andere Nahrungsmittel

Gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann zu einer 2-3fachen Erhöhung der maximalen Plasmaspiegel führen. Die Bioverfügbarkeit kann bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme um ca. 20 % vermindert sein. Es wird daher empfohlen, Baymycard RR im Nüchternzustand, z. B. vor dem Frühstück, einzunehmen (siehe Abschnitt 4.2).


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.3)

Baymycard RR darf in der gesamten Schwangerschaft nicht angewendet werden. Die Sicherheit von Baymycard RR für die Anwendung während der Schwangerschaft ist nicht nachgewiesen. Tierexperimentelle Studien mit maternal-toxischen Dosen gaben Hinweise auf Fruchtschädigungen (Missbildungen).


Stillzeit (siehe Abschnitt 4.3)

In der Stillzeit darf Baymycard RR nicht angewendet werden, da Nisoldipin möglicherweise in die Muttermilch übergeht.


Fertilität

In Einzelfällen von In-vitro-Fertilisation wurde der vergleichbare Calciumantagonist Nifedipin mit reversiblen biochemischen Veränderungen in der Kopfregion von Spermatozoen in Verbindung gebracht, die zu einer Beeinträchtigung der Spermienfunktion führen könnten. In Fällen, bei denen wiederholte In-vitro-Fertilisationen erfolglos blieben und bei denen keine andere Erklärung dafür gefunden werden kann, sollte eine Nisoldipin-Behandlung des Mannes als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Die Behandlung mit diesen Arzneimitteln bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen auf diese Arzneimittel (wie z. B. einen verstärkten Blutdruckabfall) kann das Reaktionsvermögen so weit verändert sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen


Unerwünschte Begleiterscheinungen treten vorzugsweise zu Therapiebeginn, bei Dosiserhöhung oder bei hoher Dosierung auf. Die meisten unter Behandlung von Nisoldipin beobachteten Nebenwirkungen ergeben sich aus seinen vasodilatatorischen Eigenschaften. Sie sind meist leichter und vorübergehender Natur.


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig: ≥ 1/10

Häufig: ≥ 1/100 bis < 1/10

Gelegentlich: ≥ 1/1.000 bis < 1/100

Selten: ≥ 1/10.000 bis < 1/1.000

Sehr selten: < 1/10.000


Folgende Nebenwirkungen wurden nach Gabe von Nisoldipin berichtet:


Systemorganklassen gemäß MedDRA Datenbank

sehr häufig

häufig

gelegentlich

selten

sehr selten

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems




Leukopenie

Petechien


Erkrankungen des Immunsystems






Allergische Reaktionen

Anaphylaktischer Schock/Angioödem/Lungenödem

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen




Hyperglykämie


Erkrankungen des Nervensystems und psychiatrische Erkrankungen

Kopfschmerzen


Benommenheit


Nervosität
Parästhesien
Hypästhesien
Schläfrigkeit
Schlafstörungen

Schwindel
Tremor

Agitiertheit
Alpträume


Augenerkrankungen



Sehstörungen
Amblyopie

Augenschmerzen
Diplopie


Herz- und Gefäßerkrankungen

Ödeme, besonders in Händen und Füßen


Gesichtsrötung (Flush)

Wärmegefühl
Erweiterung der Blutgefäße

Palpitationen

Tachykardie

Schmerzen im Brustkorb
Angina pectoris-Anfälle*

Hypotone Kreislaufreaktionen (evtl. mit Synkope)

Migräne

EKG-Veränderungen

Herzrhythmusstörungen
Bradykardie

Supraventrikuläre Tachykardie

Ventrikuläre Extrasystolen

Herzinfarkt

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums


Dyspnoe

Epistaxis



Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts


Nausea

Völlegefühl


Erbrechen
Mundtrockenheit
Verstopfung
Diarrhoe
Abdominale Schmerzen
Dyspepsie
Flatulenz

Gingiva-Hyperplasie



Leber- und Gallenerkrankungen



Leberfunktionsstörungen (Anstieg der Leberenzyme)

GGTP Anstieg


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes



Allergische Hautreaktionen
(z. B. Exanthem, Pruritus, Urtikaria)

Gesichtsödem
Schwitzen

Exfoliative Dermatitis
Makulopapulöser Hautausschlag
Vesikulobullöser Hautausschlag


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen



Myalgie

Wadenkrämpfe

Myasthenie

Arthralgie



Erkrankungen der Nieren und Harnwege



Vermehrter Harn-
drang

Nierenfunktionsstörungen

Dysurie

Nykturie
Polyurie


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse





Gynäkomastie

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort


Schwächegefühl
Müdigkeit

Unwohlsein
Schmerzen (Arme, Beine)




* Bei Patienten mit bestehender Angina pectoris kann es zu einer Zunahme von Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der Anfälle kommen.


Meldungen des Verdachts auf Nebenwirkungen


Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.


4.9 Überdosierung


Symptome der Intoxikation

Aufgrund der vasodilatatorischen Eigenschaften von Nisoldipin und der möglichen Einwirkung auf die Herzfunktion ist mit folgenden Symptomen zu rechnen:


Therapie der Intoxikation

Therapeutisch stehen die Wirkstoffelimination (ausgiebige Magenspülung mit Zusatz medizinischer Kohle) und die Wiederherstellung stabiler Herz-Kreislaufverhältnisse (Sauerstoffgabe, evtl. Beatmung, Volumensubstitution) im Vordergrund.


Bradykarde Herzrhythmusstörungen werden symptomatisch mit Atropin und/oder Beta-sympathomimetika behandelt. Bei bedrohlichen bradykarden Herzrhythmusstörungen ist eine temporäre Schrittmachertherapie erforderlich.


Die Hypotonie als Folge von kardiogenem Schock und arterieller Vasodilatation wird mit Calcium (10 – 20 ml einer 10 %igen Calciumgluconat-Lösung als langsame intravenöse Injektion) behandelt; falls erforderlich kann die Calcium-Injektion wiederholt werden. Der Serum-Calciumspiegel sollte hochnormal bis leicht erhöht gehalten werden. Bei Nichtansprechen dieser Maßnahme können vasokonstriktive Sympathomimetika wie z. B. Dopamin oder Noradrenalin zusätzlich verabreicht werden. Die Dosierung dieser Arzneimittel orientiert sich an der erzielten Wirkung.


Eine Hämodialyse ist wegen der fehlenden Dialysierbarkeit von Nisoldipin (Eiweißbindung > 99%) nicht sinnvoll; eine extrakorporale Entgiftung mittels Hämoperfusion oder Plasmapherese erscheint nicht Erfolg versprechend (hohes Verteilungsvolumen von ca. 300 Litern bei einem Körpergewicht von 70 kg).


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Dihydropyridin-Derivat, Calciumkanalblocker

ATC-Code: C08C A07


Baymycard RR enthält als Wirkstoff den Calciumantagonisten Nisoldipin, der spezifisch den langsamen, spannungsabhängigen Calciumkanal blockiert. Durch hohe Gefäßselektivität, starke peripher vasodilatatorische und damit nachlastsenkende Wirkungen von Nisoldipin sowie durch seine initialen natriuretischen Eigenschaften wird die antihypertensive Wirksamkeit bedingt.

In therapeutischen Dosen hat Nisoldipin keine negativ inotrope Wirkung und beeinflusst nicht die Erregungsbildung und ‑leitung.

Die blutdrucksenkende Wirkung von Nisoldipin beruht auf der Dilatation peripherer Gefäße und der hieraus resultierenden Verringerung des peripheren Gefäßwiderstandes.

Eine Toleranzentwicklung in der Langzeittherapie mit Nisoldipin wurde nicht beobachtet.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Resorption des oral verabreichten Wirkstoffes erfolgt praktisch vollständig über die Schleimhäute des Gastrointestinaltraktes. Nisoldipin unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus in der Leber und dem Gastrointestinaltrakt, so dass die systemische Verfügbarkeit von oral verabreichtem Nisoldipin bei 4 – 8 % liegt. Bereits 15 - 30 Minuten nach Verabreichung einer oralen Lösung kann der unveränderte Wirkstoff im Plasma nachgewiesen werden. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach 0,5 –2 Stunden erreicht. Die Metaboliten werden zu 70 – 80 % renal ausgeschieden. Die Eliminationskinetik ist im empfohlenen Dosierungsbereich linear. Die Halbwertszeiten für Nisoldipin betragen ca. 2 Stunden (-Phase) und 10 – 12 Stunden (-Phase). Nisoldipin wird zu über 99 % an Plasmaproteine gebunden.


Nach Gabe von Baymycard RR bei älteren Patienten ist ein Anstieg der AUC- und Cmax-Werte um das Doppelte zu verzeichnen (siehe Abschnitt 4.2).


Ein Vergleich der pharmakokinetischen Daten von gesunden Personen und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (inkl. anurischen Patienten unter Dialyse-Therapie) zeigte keine Unterschiede im Hinblick auf Cmaxund AUC. Eine Dosisanpassung von Baymycard RR bei diesen Patienten ist daher nicht erforderlich. Renale Funktionsstörungen beeinflussen die Eiweißbindung von Nisoldipin nicht (siehe Abschnitt 4.2).


Bei Patienten mit Leberzirrhose können die AUC- und Cmax-Werte um das 3 ‑ 4fache erhöht sein (siehe Abschnitte 4.2, 4.3 und 4.4).


Bioverfügbarkeit


Baymycard RR-Retardtabletten erlauben eine einmal tägliche Gabe. Die Retardtabletten bestehen aus einer Hülle, die den Wirkstoff langsam freigibt und einem Kern, der den Wirkstoff rasch freisetzt.


Die Pharmakokinetik von Baymycard RR (Retardtablette) im Vergleich zu der schnell freisetzenden Nisoldipin-Tablette ist gekennzeichnet durch geringere maximale Plasmaspiegel und eine verminderte peak-trough-Fluktuation. Die 24h-Plasmaprofile im steady-state zeigen ein Plateau, wodurch eine einmal tägliche Applikation ermöglicht wird.

Die absolute Bioverfügbarkeit der Baymycard RR-Retardtablette beträgt 5,5 %.


In der folgenden Tabelle sind die pharmakokinetischen Parameter (arithmetische Mittelwerte ± SD) nach Einmalgabe von Nisoldipin-haltigen Retardtabletten (10, 20, 30 und 40 mg Nisoldipin) zusammengestellt [Cmax: maximaler Plasmaspiegel; tmax: Zeit bis zum Erreichen von Cmax; AUC (0‑48): Fläche unter der Plasmaspiegel-Kurve über 48 Stunden]:


Dosis

(mg Nisoldipin)

n

AUC (0-48)

[µg x h/l]

Cmax

[µg/l]

tmax

[h]

1 x 10

24

15,2

± 5,0

0,90

± 0,39

8,6

± 3,8

1 x 20

24

27,1

± 10,1

1,45

± 0,57

8,3

± 3,7

1 x 30

14

39,9

± 16,8

2,27

± 1,37

8,1

± 6,8

1 x 40

14

64,0

± 32,5

3,14

± 1,91

8,6

± 6,8


Die apparente Halbwertszeit von Nisoldipin nach Gabe der Baymycard RR-Retardtablette beträgt 6,8 ‑ 22,7 h. Im Dosisbereich von 10 - 40 mg Nisoldipin kann ein dosis-proportionaler Anstieg der Nisoldipin-Plasmakonzentrationen gesehen werden.


Abb.: Plasmakonzentrationen (im steady-state) von Nisoldipin nach Gabe von Nisoldipin-haltigen Retardtabletten (10, 20, 30 und 40 mg Nisoldipin) (arithmetische Mittelwerte ± SD).


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Nach akuter oraler Verabreichung von Nisoldipin ist der Wirkstoff nur gering toxisch.


Bei der Ratte wurde in subakuten und subchronischen Versuchen Nisoldipin in Dosen bis 100 mg/kg p. o. schädigungslos vertragen. Nach chronischer Verabreichung an Mäuse (21 Monate) und an Ratten (2 Jahre) zeigten sich keine Hinweise auf kanzerogene Effekte.


Nisoldipin-Dosen bis zu 3 mg/kg p. o. - über ein Jahr verabreicht - wurden beim Hund ohne Schädigung vertragen.


In Studien zu Fertilität, Embryotoxizität und peri-/postnataler Entwicklung an Ratten wurden Dosen bis 10 mg/kg p. o. schädigungslos vertragen.


Untersuchungen am Kaninchen ließen nach Dosen bis 10 mg/kg p. o. weder allgemein embryotoxische noch spezifische teratogene Effekte erkennen.


Ergebnisse einer Embryotoxizitätsstudie an Affen zeigten, dass die deutlich maternal-toxische Dosis von 100 mg/kg p. o. Defekte im Bereich der Phalangen hervorrief.


Nisoldipin zeigte in breit angelegten Tests in vitro und in vivo keine mutagenen Eigenschaften.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Alle 3 Wirkstärken der Baymycard RR Retardtabletten enthalten die folgenden sonstigen Bestandteile:

Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Lactose-Monohydrat, Povidon 25, Natriumdodecylsulfat, Magnesiumstearat, Hypromellose, Hyprolose, Crospovidon, Macrogol 4000, Titandioxid (E 171), Eisenoxid gelb (E 172).


Baymycard RR 30 mg Retardtabletten zusätzlich: Eisenoxid rot (E 172).


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


4 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Blister im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Polypropylen/Aluminiumfolie-Blister in Faltschachteln


Baymycard RR 10 mg Retardtabletten:

Packungen mit 30, 50 und 100 Retardtabletten


Baymycard RR 20 mg Retardtabletten:

Packungen mit 30, 50 und 100 Retardtabletten


Baymycard RR 30 mg Retardtabletten:

Packungen mit 50 und 100 Retardtabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung


Bayer Vital GmbH

51368 Leverkusen

Tel.: (0214) 30-5 13 48

Fax: (0214) 30-5 16 03

E-mail: bayer-vital@bayerhealthcare.com


8. ZULASSUNGSNUMMERN


Baymycard RR 10 mg Retardtabletten: 10143.00.01

Baymycard RR 20 mg Retardtabletten: 10143.01.01

Baymycard RR 30 mg Retardtabletten: 10143.02.01


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN


Datum der Erteilung der Zulassungen:

Baymycard RR 10 mg Retardtabletten: 03. April 1996

Baymycard RR 20 mg Retardtabletten: 03. April 1996

Baymycard RR 30 mg Retardtabletten: 03. April 1996


Datum der letzten Verlängerung der Zulassungen:

Baymycard RR 10 mg Retardtabletten: 26. Juni 2001

Baymycard RR 20 mg Retardtabletten: 26. Juni 2001

Baymycard RR 30 mg Retardtabletten: 26. Juni 2001


10. STAND DER INFORMATION


07/2013


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

spcde-baymycard-rr-10-20-30-de13-jul13 24