iMedikament.de

Bicalutamid Medac

Document: 10.12.2008   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)



1. Bezeichnung des Arzneimittels


Bicalutamid medac50 mg Filmtabletten



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Eine Filmtablette enthält 50 mg Bicalutamid.


Sonstiger Bestandteil: Lactose-Monohydrat (siehe Abschnitt 4.4).


Die vollständige Auflistung der sonstigenBestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Filmtablette


Weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten mit der Markierung „BCL“ auf der einen Seite und der Markierung „50“ auf der anderen Seite.



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Kombinationstherapie mit Bicalutamid medac 50 mg


Bicalutamid medac 50 mg ist angezeigt zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom, bei denen in Kombination mit Maßnahmen zur Suppression des Plasmatestosterons auf Kastrationsniveau eine maximale Androgenblockade (MAB) erreicht werden soll.


Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid medac 50 mg (150 mg Bicalutamid)


Bicalutamid medac in einer Dosierung von 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Bicalutamid medac 50 mg ist kontraindiziert bei Kindern (siehe Abschnitt 4.3).


Kombinationstherapie mit Bicalutamid medac 50 mg


Erwachsene Männer sowie ältere Patienten: Eine Filmtablette 1-mal täglich.



Die Dauer der Behandlung bestimmt der behandelnde Arzt.


Im Rahmen der Kombinationstherapie sollte die Behandlung mit Bicalutamid medac 50 mg gleichzeitig mit der LHRH-Analogon-Therapie bzw. Orchiektomie begonnen werden.


Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid medac 50 mg (150 mg Bicalutamid)


Erwachsene Männer sowie ältere Patienten: 3 Filmtabletten 1-mal täglich. Die Einnahme der 3 Filmtabletten sollte gleichzeitig erfolgen.

Im Rahmen der Monotherapie sollte Bicalutamid medac 50 mg ohne Unterbrechung mindestens 2 Jahre oder bis zum Auftreten einer Progression der Erkrankung eingenommen werden.


Die Filmtabletten werden unzerkaut mit Wasser eingenommen.


Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Sie sollte wegen der besseren Compliance stets zur gleichen Tageszeit erfolgen.


Nierenfunktionsstörungen:

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich.


Leberfunktionsstörungen:

Bei Patienten mit leichten Leberfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Leberfunktionsstörungen kann eine erhöhte Kumulation auftreten (siehe Abschnitt 4.4 ).


Gegenanzeigen


Bicalutamid medac 50 mg ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bicalutamid wird extensiv in der Leber metabolisiert. Bisherige Untersuchungen legen nahe, dass die Elimination bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen langsamer ist und dies zu einer Kumulation von Bicalutamid führen kann. Daher sollte Bicalutamid medac 50 mg bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Leberfunktionsstörungen mit Vorsicht angewendet werden.


Wegen möglicher Leberveränderungen sollten regelmäßige Leberfunktionstests in Erwägung gezogen werden. Die Mehrheit der Fälle ist in den ersten 6 Monaten der Behandlung mit Bicalutamid zu erwarten.

Schwere Leberfunktionsstörungen und Leberversagen wurden bei der Behandlung mit Bicalutamid medac 50 mg selten beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Wenn schwere Leberfunktionsstörungen auftreten, sollte die Behandlung mit Bicalutamid medac 50 mg abgebrochen werden.


Bicalutamid hemmt die Aktivität des Cytochrom-P‑450-Systems (CYP 3A4); daher ist bei der gleichzeitigen Verabreichung von Arzneimitteln, die überwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, Vorsicht geboten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).


Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid medac 50 mg:
Bei Patienten mit einer objektiven Progression der Erkrankung und einem erhöhten PSA-Wert sollte ein Abbruch der Bicalutamid-Therapie in Betracht gezogen werden.


Bei männlichen Patienten, die LHRH Agonisten erhalten, wurde eine Verminderung der Glucose-Toleranz beobachtet. Dieses kann sich als Diabetes oder Verlust der glykämischen Kontrolle bei Patienten mit vorbestehendem Diabetes manifestieren. Daher sollte bei Patienten, die Bicalutamid in Kombination mit LHRH Agonisten erhalten, eine Überwachung des Blutzuckerspiegels in Betracht gezogen werden.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Bicalutamid medac 50 mg nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Es gibt bisher keine Hinweise auf pharmakodynamische oder pharmakokinetische Interaktionen zwischen Bicalutamid medac 50 mg und anderen üblicherweise gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln (insbesondere LHRH-Analoga).


In-vitro-Untersuchungen haben gezeigt, dass R‑Bicalutamid die Aktivität des CYP 3A4 hemmt sowie in geringerem Ausmaß auch die Aktivität von CYP 2C9, 2C19 und 2D6.


Obwohl klinische Studien mit Phenazon als Marker für die Cytochrom-P‑450 (CYP)-Aktivität keine Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit Bicalutamid ergaben, erhöhte sich die Fläche unter der Plasmaspiegel-Zeit-Kurve (AUC) von Midazolam um bis zu 80 % nach gleichzeitiger Verabreichung von Bicalutamid über 28 Tage. Ein derartiger Anstieg könnte für Arzneimittel mit einer geringen therapeutischen Breite relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid zusammen mit Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3), und bei der gleichzeitigen Verabreichung von Bicalutamid und Wirkstoffen wie Ciclosporin und Calciumantagonisten ist Vorsicht geboten.


Eine Reduzierung der Dosis dieser Arzneimittel kann erforderlich sein, insbesondere bei Anzeichen für verstärkte oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Bei der Gabe von Ciclosporin wird eine sorgfältige Überwachung der Plasmakonzentrationen und des Krankheitsbildes nach Beginn und Beendigung der Behandlung mit Bicalutamid empfohlen.


Bicalutamid sollte bei Patienten, die mit Arzneimitteln behandelt werden, die die Oxidationsprozesse in der Leber hemmen, wie z. B. Cimetidin und Ketoconazol mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Theoretisch könnte dies die Plasmakonzentration von Bicalutamid erhöhen und zu vermehrten Nebenwirkungen führen. Die bisherigen Erfahrungen mit höheren Dosen in der Monotherapie zeigen jedoch keine Veränderungen in der Verträglichkeit.


In-vitro-Untersuchungen haben gezeigt, dass Bicalutamid Warfarin, ein blutgerinnungshemmendes Arzneimittel vom Cumarintyp, aus seiner Eiweißbindung verdrängen kann. Es wird daher empfohlen, die Prothrombinzeit bei Patienten, die gleichzeitig blutgerinnungshemmende Arzneimittel vom Cumarintyp erhalten, engmaschig zu überwachen , wenn die Behandlung mit Bicalutamid medac 50 mg begonnen wird.


Es gibt bisher keine Hinweise, dass eine Dosierung von Bicalutamid medac bis zu 150 mg täglich zu einer Enzyminduktion in der Leber führt.


Schwangerschaft und Stillzeit


Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf nicht an Schwangere oder stillende Mütter verabreicht werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Während der Behandlung mit Bicalutamid medac 50 mg sind Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen unwahrscheinlich. Gelegentlich kann Somnolenz (Schläfrigkeit) auftreten. Betroffene Patienten sollten vorsichtig sein.


Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt: sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100 bis < 1/10), gelegentlich (≥ 1/1000 bis < 1/100), selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000), sehr selten (< 1/10 000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).


Im Zusammenhang mit Bicalutamid medac 50 mg wurden in der Monotherapie bzw. in der Kombination mit LHRH-Analoga die folgenden Nebenwirkungen beobachtet:


Untersuchungen

Häufig: Gewichtszunahme


Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr häufig: Spannungsgefühl der Brust1,2, Gynäkomastie1,2,

Häufig: Potenzstörungen bis hin zur Impotenz


Allgemeine Störungen

Sehr häufig: Asthenie, Brustschmerzen3, Ödeme3(Körperoberfläche: Gesicht, Extremitäten bzw. Stamm)

Häufig: Beckenschmerzen, Schmerzen allgemein, Schüttelfrost

Gelegentlich: Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen


Störungen des Nervensystems

Sehr häufig: Schwindel3

Häufig: Schläfrigkeit

Gelegentlich: Schlaflosigkeit


Störungen des Gastrointestinaltraktes

Sehr häufig Bauchschmerzen3, Verstopfung3, Übelkeit3

Häufig: Diarrhö, Dyspepsie, Blähungen

Gelegentlich: Mundtrockenheit, Magen-Darm Beschwerden

Selten: Erbrechen


Störungen der Leber und Gallenblase

Häufig: Änderungen der Leberfunktion (einschließlich erhöhter Transaminasen, Cholestase und Gelbsucht/ hepatobiliäre Störungen), die selten schwerwiegend waren. Diese Änderungen waren häufig vorübergehend und verschwanden oder besserten sich bei fortgesetzter Behandlung bzw. nach Absetzen der Therapie.

Selten: Leberversagen bei Patienten, die mit Bicalutamid behandelt wurden, trat selten auf, ein kausaler Zusammenhang konnte nicht sicher hergestellt werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte sollte daher in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt 4.4).


Störungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Sehr häufig: Ausschlag (Rash, makulopapulöser Ausschlag)4

Häufig: Schwitzen, Nachwachsen von Haaren / Hirsutismus, Alopezie, trockene Haut, Pruritus



Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig: Diabetes mellitus, Anorexie

Gelegentlich: Erhöhung des Blutzuckers, Gewichtsverlust


Störungen des Blutes und des Lymphsystems

Häufig: Anämie

Sehr selten: Thrombozytopenie


Gefäßerkrankungen

Sehr häufig: Hitzewallungen3


Störungen des Immunsystems

Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen, darunter angioneurotisches Ödem und Urtikaria


Störungender Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: interstitielle Lungenerkrankung, Atemnot


Funktionsstörungen der Nieren und Harnwege

Sehr häufig Hämaturie3

Gelegentlich: nächtliches Wasserlassen


Funktionsstörungen des Herz-Kreislauf-Systems

Sehr selten: Angina pectoris, Arrhythmien, Herzinsuffizienz, PR- und QT-Verlängerungen, unspezifische EKG-Veränderungen


Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: verminderte Libido, Depression


1 Kombinationstherapie mit Bicalutamid medac 50 mg: Möglicherweise bei gleichzeitiger Kastration reduziert.


2 Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid medac 50 mg: Der Großteil der Patienten entwickelt eine Gynäkomastie und/oder bekommt Brustschmerzen.

In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwerwiegend erachtet. Die Gynäkomastie wird sich unter Umständen nach Abbruch der Therapie spontan nicht zurückbilden, insbesondere nach längerer Behandlung.


3 Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid medac 50 mg: Möglicherweise reduziert.


4Kombinationstherapie mit Bicalutamid medac 50 mg: Möglicherweise reduziert.


In klinischen Prüfungen wurde über Herzversagen (als mögliche Nebenwirkung nach Meinung des untersuchenden Arztes, mit einer Häufigkeit von > 1 %) bei der Kombinationstherapie unter Bicalutamid und einem LHRH Analogon berichtet. Es gibt keine Evidenz für den kausalen Zusammenhang zur Arzneimittelgabe.


4.9 Überdosierung


Es gibt keine Erfahrungen mit Überdosierung beim Menschen. Es existiert kein spezifisches Antidot. Eine Überdosierung sollte daher symptomatisch behandelt werden. Da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden ist und nicht unverändert mit dem Urin ausgeschieden wird, ist eine Dialyse nicht zweckmäßig. Es empfehlen sich allgemeine unterstützende Maßnahmen, einschließlich einer engmaschigen Überwachung der Vitalfunktionen des Patienten.

Bei Patienten mit ungetrübter Bewusstseinslage sollte man Erbrechen auslösen, falls es nicht spontan auftritt.



5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe:Nichtsteroidales Antiandrogen

ATC-Code: L02 B B03


Bicalutamidist ein nichtsteroidales Antiandrogen ohne andere endokrine Aktivität und liegt als Racemat vor. Die antiandrogene Aktivität geht nahezu ausschließlich vom R‑Enantiomer aus. Bicalutamid bindet kompetitiv an den normalen („wild type“) zellulären Androgen-Rezeptor ohne die Genexpression zu aktivieren und unterbindet den Androgen-Stimulus auf die Prostata- bzw. Prostatakarzinomzelle.


Neben dieser peripheren Wirkung wird durch die Besetzung der zentralen Androgen-Rezeptoren das negative Feedback am Hypothalamus blockiert. Als Folge kommt es zu einem Anstieg der Gonadotropinsekretion und nachfolgend des Testosterons. Bezogen auf den Ausgangswert lag der Testosteronanstieg bei dem 1,6-fachen innerhalb eines Monats nach Therapiebeginn (Monotherapie-Studien). Bei der Kombinationsbehandlung Bicalutamid 50 mg plus LHRH-Analogon bzw. nach Orchiektomie spielt dieser zentrale Effekt keine Rolle, da die LH-Freisetzung bzw. Testosteron-Produktion bereits unterdrückt ist.


Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid bei einem Teil der Patienten zu einem Antiandrogen-Entzugssyndrom führen.


Bicalutamid in einer Dosierung von 150 mg wurde untersucht bei Patienten mit lokal begrenztem (T1‑T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3‑T4, alle N, M0; T1‑T2, N+, M0) nicht-metastasiertem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studien an 8113 Patienten, in denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren trat bei 27,4 % und 30,7 % aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.


Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.


Bei einer Mortalität von 22,9 % (HR=0,99; 95 % CI 0,91 bis 1,09) wurde nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren kein Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.


Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:


Tabelle 1 Progressionsfreies Überleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen


Analyse-Population

Ereignisse (%) bei
Bicalutamid -Patienten

Ereignisse (%) bei
Placebo-Patienten

Hazard ratio
(95 % CI)

Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten)

193/335 (57,6)

222/322 (68,9)

0,60
(0,49 bis 0,73)

Strahlentherapie

66/161 (41,0)

86/144 (59,7)

0,56
(0,40 bis 0,78)

Radikale Prostatektomie

179/870 (20,6)

213/849 (25,1)

0,75
(0,61 bis 0,91)


Tabelle 2 Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen


Analyse-Population

Todesfälle (%) bei
Bicalutamid -Patienten

Todesfälle (%) bei
Placebo-Patienten

Hazard ratio
(95 % CI)

Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten)

164/335 (49,0)

183/322 (56,8)

0,81
(0,66 bis 1,01)

Strahlentherapie

49/161 (30,4)

61/144 (42,4)

0,65
(0,44 bis 0,95)

Radikale Prostatektomie

137/870 (15,7)

122/849 (14,4)

1,09
(0,85 bis 1,39)


Bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung, die Bicalutamid alleine erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei diesen Patienten gab es einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR=1,16; 95 % CI 0,99 bis 1,37). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei dieser Patientengruppe als unvorteilhaft erachtet.


Pharmakokinetische Eigenschaften


Bicalutamid wird nach oraler Gabe gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf einen klinisch relevanten Effekt der Nahrung auf die Bioverfügbarkeit.

Bicalutamid liegt als Racemat, d. h. als Gemisch aus (R)- bzw. (S)‑Enantiomer vor. Beide Enantiomere unterscheiden sich deutlich in ihrer Pharmakokinetik:


Einmalgabe: (S)‑Bicalutamid wird schnell resorbiert und eliminiert. Nach Einmalgabe von 50 mg Bicalutamid bei gesunden Freiwilligen wurde innerhalb von 2,5 Stunden für S‑Bicalutamid eine Plasmaspitzenkonzentration von durchschnittlich 66,1 ng/ml erreicht. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit betrug 1,3 Tage.


Im Gegensatz dazu stieg der Plasmaspiegel des R‑Enantiomers, von dem die hauptsächliche antiandrogene Wirkung ausgeht, langsamer an; er erreichte nach 29 + 3 Stunden eine durchschnittliche Spitzenkonzentration von 741 + 27 (SE; n = 27) ng/ml. Die Eliminationshalbwertszeit betrug 5,75 + 0,46 Tage.


Bei einmal täglicher Verabreichung von Bicalutamid 50 mg oder 150 mg akkumuliert das (R)-Enantiomer wegen seiner langen Halbwertszeit im Plasma um etwa das Zehnfache; der Steady-state-Plasmaspiegel wird nach etwa einem Monat erreicht.


Die durchschnittliche Steady-state-Konzentration des R‑Enantiomers liegt bei 8,9 Mikrogramm/ml (Bereich: 1,5 – 17,5 Mikrogramm/ml) bei täglicher Gabe von Bicalutamid 50 mg. Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit, die sich aus der täglichen Dosierung ergab, betrug 7,4 Tage (Bereich: 2,3 – 22,2 Tage).


Bei täglicher Verabreichung von150 mg Bicalutamid wurden Steady-state-Plasmaspiegel des (R)‑Enantiomers von etwa 22 µg/ml beobachtet. Im Steady state liegen ca. 99 % der Substanz in Form des hauptsächlich wirksamen (R)‑Enantiomers im Plasma vor.


Die pharmakokinetischen Eigenschaften des (R)‑Enantiomers werden weder durch das Alter der Patienten noch durch Nierenfunktionsstörungen oder leichte bis mittelschwere Leberfunktionsstörungen beeinflusst. Es gibt Hinweise, dass bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung das (R)‑Enantiomer langsamer eliminiert wird.


Bicalutamid wird stark an Proteine gebunden (Racemat 96 %, (R)‑Enantiomer > 99 %) und extensiv verstoffwechselt (Oxidation und Glukuronidierung). Die Metaboliten werden zu annähernd gleichen Teilen über Niere und Galle ausgeschieden.


In einer klinischen Studie betrug bei einer Tagesdosis von 150 mg Bicalutamid die durchschnittliche Konzentration von R‑Bicalutamid im Sperma des Mannes 4.9 µg/ml. Die Menge an Bicalutamid, die der weiblichen Partnerin beim Sexualverkehr potentiell übertragen werden kann, ist gering und entspricht ungefähr 0,3 µg/kg. Dies liegt unter dem Wert, der erforderlich ist, um bei Labortieren Effekte bei der Nachkommenschaft auszulösen.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Bicalutamid ist ein wirksames Antiandrogen und im Tierversuch ein Induktor mischfunktioneller Oxidasen. Veränderungen am Zielorgan, einschließlich einer Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren, werden auf diese Wirkung zurückgeführt. Eine Enzyminduktion wurde beim Menschen nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird für die Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant erachtet. Eine Atrophie der Hodenkanälchen ist ein vorhersehbarer Klasseneffekt der Antiandrogene und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. Hodenatrophien waren 24 Wochen nach einer 12-monatigen Toxizitätsuntersuchung bei wiederholter Verabreichung an Ratten vollständig reversibel, wobei die Wiederherstellung der Funktion in Reproduktionsstudien 7 Wochen nach 11-wöchiger Behandlungsdauer offensichtlich war. Einen Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann ist anzunehmen.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Lactose-Monohydrat, Poly(O‑carboxymethyl)stärke-Natriumsalz, Povidon (K 29‑32), Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Macrogol 300, Hypromellose, Titandioxid


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend


6.3 Dauer der Haltbarkeit


5 Jahre


Dieses Arzneimittel darf nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 30 °C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Packung mit 30 Filmtabletten [N 1]

Packung mit 90 Filmtabletten [N 3]

Klinikpackung mit 40 Filmtabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Arzneimittel dürfen nicht mit dem Abwasser entsorgt werden. Geben Sie nicht mehr benötigte Arzneimittel in der Apotheke ab. Sie tragen damit zum Schutz der Umwelt bei.


7. Inhaber der Zulassung


medac

Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH

Fehlandtstr. 3

20354 Hamburg

Deutschland

Tel.: +49 (0)4103 8006-0

Fax: +49 (0)4103 8006-100



8. Zulassungsnummer


34058.00.00



9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung


20.03.1996 / 22.04.2004



10. Stand der Information


Dezember 2008



11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

15


Version date: 12/2008