Bicalutamid Winthrop 50 Mg Filmtabletten
Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels) Bicalutamid Winthrop® 50 mg Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Bicalutamid Winthrop® 50 mg Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Eine Filmtablette enthält 50 mg Bicalutamid.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:
Enthält Lactose-Monohydrat (siehe Abschnitt 4.4).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette.
Weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten mit der Markierung „BCM 50“ auf einer Seite.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Kombinationstherapie
Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms in Kombination mit einer LHRH-(Luteinisierendes Hormon-Releasing-Hormon-)Analogon-Therapie oder einer operativen Kastration.
Monotherapie mit 3 Filmtabletten Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten (150 mg Bicalutamid)
Bicalutamid in einer Dosierung von 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Kombinationstherapie:
Erwachsene Männer einschließlich älterer Patienten 1-mal täglich eine Filmtablette.
Die Behandlung mit Bicalutamid sollte ununterbrochen mindestens 3 Tage vor Beginn einer Behandlung mit einem LHRH-Analogon oder zur gleichen Zeit wie eine operative Kastration begonnen werden.
Die Dauer der Behandlung bestimmt der behandelnde Arzt.
Monotherapie mit 3 Filmtabletten Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten (150 mg Bicalutamid):
3 Filmtabletten 1-mal täglich. Die Einnahme der 3 Filmtabletten sollte gleichzeitig erfolgen.
Die Dauer der Behandlung sollte ohne Unterbrechung mindestens 2 Jahre betragen oder bis zum Auftreten einer Progression der Erkrankung.
Besondere Patientengruppen:
Kinder und Jugendliche
Bicalutamid ist bei Kindern und Jugendlichen nicht indiziert.
Ni erenfunkti onsstörung
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Es liegen keine Erfahrungen zur Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion vor (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) (siehe Abschnitt 4.4).
Leberfunktionsstörung
Bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Das Arzneimittel kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung akkumulieren (siehe Abschnitt 4.4).
Art der Anwendung Zum Einnehmen.
Die Filmtabletten sollten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.
Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Sie sollte wegen der besseren Compliance stets zur gleichen Tageszeit erfolgen.
4.3 Gegenanzeigen
- Bicalutamid ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bicalutamid wird extensiv in der Leber metabolisiert. Wissenschaftliche Ergebnisse weisen darauf hin, dass es bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung zu einer verlangsamten Elimination und dadurch zu einer vermehrten Akkumulation von Bicalutamid kommen kann. Daher sollte Bicalutamid bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Leberfunktionsstörung mit Vorsicht angewendet werden.
Wegen möglicher Leberveränderungen sollten regelmäßige Leberfunktionstests in Erwägung gezogen werden. Es wird erwartet, dass die Mehrzahl der Veränderungen in den ersten 6 Monaten der Bicalutamid-Therapie auftritt.
Schwere Leberschädigungen und Leberversagen wurden während der Anwendung von Bicalutamid selten beobachtet, über Todesfälle wurde berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Wenn schwere Leberfunktionsstörungen auftreten, sollte die Behandlung mit Bicalutamid abgebrochen werden.
Aufgrund fehlender Erfahrung zur Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) sollte Bicalutamid bei diesen Patienten mit Vorsicht angewendet werden.
Bei Patienten mit einer Herzerkrankung ist eine regelmäßige Kontrolle der Herzfunktion ratsam.
Bicalutamid hemmt die Aktivität des Cytochrom-P450-Systems (CYP 3A4), daher ist bei der gleichzeitigen Verabreichung mit Arzneimitteln, die überwiegend durch CYP 3 A4 metabolisiert werden, Vorsicht geboten (siehe Abschnitt 4.3 und 4.5).
Monotherapie mit 3 Filmtabletten Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten
Bei Patienten mit einer objektiven Progression der Erkrankung und einem erhöhten PSA-Wert sollte ein Abbruch der Bicalutamid-Therapie in Betracht gezogen werden.
Kombinationstherapie
Bei männlichen Patienten, die LHRH-Agonisten erhalten, wurde eine Verminderung der Glucose-Toleranz beobachtet. Dieses kann sich als Diabetes oder Verlust der glykämischen Kontrolle bei Patienten mit vorbestehendem Diabetes manifestieren. Daher sollte bei Patienten, die Bicalutamid in Kombination mit LHRH-Agonisten erhalten, eine Überwachung des Blutzuckerspiegels in Betracht gezogen werden.
Das Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galaktose-Intoleranz, Laktase-Mangel oder Glucose-Galaktose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es wurden keine pharmakologischen oder pharmakokinetischen Wechselwirkungen zwischen Bicalutamid und LHRH-Analoga nachgewiesen.
In-vitro-Studien zeigten, dass das R-Enantiomer von Bicalutamid ein CYP-3A4-Inhibitor ist und auch in geringerem Ausmaß CYP 2C9, 2C19 und 2D6 hemmt.
Obwohl klinische Studien mit Phenazon als Marker für die Cytochrom-P-450-(CYP-)Aktivität keine Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit Bicalutamid ergaben, vergrößerte sich die Fläche unter der PlasmaspiegelZeit-Kurve (AUC) von Midazolam um bis zu 80 % nach gleichzeitiger Verabreichung von Bicalutamid über 28 Tage. Ein derartiger Anstieg könnte für Arzneimittel mit einer geringen therapeutischen Breite relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid zusammen mit Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3), und bei gleichzeitiger Anwendung von Bicalutamid mit Verbindungen wie Ciclosporin und Calciumantagonisten ist Vorsicht geboten. Bei diesen Arzneimitteln kann eine Dosisreduktion notwendig sein, insbesondere, wenn es Hinweise auf eine verstärkte oder auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen gibt. Bei der Gabe von Ciclosporin wird empfohlen, nach Beginn oder Beendigung einer Behandlung mit Bicalutamid die Plasmakonzentrationen und den klinischen Zustand engmaschig zu überwachen.
Bei Patienten, die Arzneimittel einnehmen, die die Oxidationsprozesse in der Leber hemmen, wie z. B. Cimetidin und Ketoconazol, sollte Bicalutamid mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Dies könnte die Bicalutamid-Plasmakonzentrationen erhöhen, was theoretisch zu vermehrten Nebenwirkungen führen könnte. Die bisherigen Erfahrungen mit höheren Dosen in der Monotherapie zeigen jedoch keine Veränderungen in der Verträglichkeit.
In-vitro-Studien zeigten, dass Bicalutamid Warfarin, ein Antikoagulans vom Cumarin-Typ, aus seiner Proteinbindung verdrängen kann. Daher wird empfohlen, zu Beginn einer Behandlung mit Bicalutamid bei Patienten, die bereits Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ erhalten, die Prothrombinzeit engmaschig zu überwachen.
Es gibt keine Hinweise, dass eine Dosierung von Bicalutamid bis zu 150 mg täglich zu einer Enzyminduktion in der Leber führt.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf daher auch nicht Schwangeren oder stillenden Müttern verabreicht werden.
Fertilität
In tierexperimentellen Studien wurde eine reversible Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit beobachtet (siehe Abschnitt 5.3). Ein Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann ist anzunehmen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt.
Allerdings sollte beachtet werden, dass es gelegentlich zu Benommenheit oder Somnolenz kommen kann (siehe Abschnitt 4.8). Alle davon betroffenen Patienten sollten vorsichtig sein.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig: Häufig: Gelegentlich: Selten:
Sehr selten: Nicht bekannt:
> 1/10
> 1/100 bis < 1/10
> 1/1.000 bis < 1/100
> 1/10.000 bis < 1/1.000 < 1/10.000
Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.
Im Zusammenhang mit Bicalutamid wurden in der Monotherapie bzw. in der Kombinationstherapie mit einem LHRH-Analogon die folgenden Nebenwirkungen beobachtet:
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig: Anämie1
Sehr selten: Thrombozytopenie
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen, Angioödem, Urtikaria
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Diabetes mellitus, verminderter Appetit, Gewichtszunahme
Gelegentlich: Erhöhung des Blutzuckers, Gewichtsverlust
Psychiatrische Erkrankungen:
Sehr häufig: verminderte Libido
Häufig: Depression
Erkrankungen des Nervensystems Sehr häufig: Schwindel/Benommenheit1
Häufig: Somnolenz
Gelegentlich: Schlaflosigkeit
Herzerkrankungen:
Häufig: Myokardinfarkt (über Todesfälle wurde berichtet)2, Herzinsuffizienz2
Sehr selten: Angina Pectoris, Arrhythmien, PR- und QT-Verlängerungen, unspezifische EKG-
Veränderungen
Gefäßerkrankungen
Sehr häufig: Hitzewallungen1
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: interstitielle Lungenerkrankung3 (über Todesfälle wurde berichtet), Atemnot
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Bauchschmerzen1, Verstopfung1, Übelkeit1,
Häufig: Diarrhö, Dyspepsie, Flatulenz
Gelegentlich: Mundtrockenheit, Magen-Darm Beschwerden
Selten: Erbrechen
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Hepatotoxizität. Ikterus, Hypertransaminasämie, Cholestase, Bilirubinämie,
Hepatomegalie. Die Durchführung von regelmäßigen Leberfunktionstests (Bilirubin, Transaminasen, alkalische Phosphatase) ist bei Verdacht auf Leberfunktionsstörungen zu empfehlen4.
Selten: Schwere Leberfunktionsstörungen und Leberversagen5, über Todesfälle wurde berichtet
(siehe Abschnitt 4.4).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Ausschlag (Rash, makulopapulöser Ausschlag)6
Häufig: Schwitzen, Hirsutismus/Nachwachsen von Haaren, Alopezie1, trockene Haut1, Pruritus
Erkrankungen der Nieren und Harnwege Sehr häufig: Hämaturie1
Gelegentlich: nächtliches Wasserlassen
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
n o n o O
Sehr häufig: Spannungsgefühl der Brust ’ , Gynäkomastie ’ , Erektionsstörungen bis hin zur Impotenz
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Sehr häufig: Asthenie, Ödeme1
Häufig: Beckenschmerzen, Schmerzen allgemein, Schüttelfrost, Brustkorbschmerzen
Gelegentlich: Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen
1 Monotherapie mit 3 Filmtabletten Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten: Kategorie „Häufig“. 2Kombinationstherapie mit Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten: Wurde in einer Pharmakoepidemiologie-Studie beobachtet, in der LHRH-Agonisten und Antiandrogene zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt wurden. Das Risiko schien erhöht zu sein, wenn 50 mg Bicalutamid in Kombination mit LHRH-Agonisten verabreicht wurden, aber kein Anstieg des Risikos war zu erkennen, wenn 150 mg Bicalutamid als Monotherapie zur Behandlung von Prostatakrebs verabreicht wurden.
3 Wurde nach Auswertung von Daten nach Markteinführung als Nebenwirkung aufgenommen. Die Häufigkeit wurde anhand des Auftretens von interstitieller Pneumonie als unerwünschtes Ereignis bei Patienten bestimmt, die während der randomisierten Behandlungsphase der EPC-Studien mit 150 mg behandelt wurden.
4 Die Leberveränderungen sind für gewöhnlich nicht schwer und gingen bei Fortsetzung der Behandlung häufig zurück oder wurden schwächer oder verschwanden nach Beendigung der Behandlung völlig.
5 Wurde nach Auswertung von Daten nach Markteinführung als Nebenwirkung aufgenommen. Die Häufigkeit wurde anhand des Auftretens von Leberversagen als unerwünschtes Ereignis bei Patienten bestimmt, die während der offenen Behandlungsphase im Bicalutamid-Arm der ECP-Studien mit 150 mg behandelt wurden. 6Kombinationstherapie mit Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten: Möglicherweise reduziert.
7 Kombinationstherapie mit Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten: Möglicherweise bei gleichzeitiger Kastration reduziert.
8 Monotherapie mit 3 Filmtabletten Bicalutamid Winthrop 50 mg Filmtabletten: Der Großteil der Patienten entwickelt eine Gynäkomastie und/oder bekommt Brustschmerzen. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwerwiegend erachtet. Die Gynäkomastie wird sich unter Umständen nach Abbruch der Therapie nicht spontan zurückbilden, insbesondere nach längerer Behandlung.
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet. Da Bicalutamid zu den Anilid-Verbindungen gehört, besteht ein theoretisches Risiko für das Auftreten einer Methämoglobinurie. Bei Tieren wurde nach einer Überdosierung eine Methämoglobinurie beobachtet. Entsprechend kann bei einem Patienten mit akuter Intoxikation eine Zyanose auftreten. Es gibt kein spezifisches Antidot. Die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen. Da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht in unveränderter Form im Urin nachweisbar ist, ist es unwahrscheinlich, dass eine Dialyse eine Wirkung zeigt. Es sind allgemeine supportive Maßnahmen einschließlich einer engmaschigen Kontrolle der Vitalfunktionen angezeigt.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: nicht steroidales Antiandrogen,
ATC-Code: L02BB03.
Bicalutamid ist ein nicht steroidales Antiandrogen ohne weitere endokrine Aktivität. Es bindet an den Wildtypoder normalen Androgen-Rezeptor, ohne eine Gen-Expression zu bewirken. Damit hemmt es den AndrogenStimulus. Diese Hemmung führt zu einer Regression von Prostatatumoren. Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid bei einer Untergruppe von Patienten zum Antiandrogen-Entzugssyndrom führen.
Bicalutamid ist ein Racemat und die antiandrogene Aktivität geht fast ausschließlich vom R-Enantiomer aus.
Bicalutamid in einer Dosierung von 150 mg wurde untersucht bei Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0) nicht metastasiertem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 placebokontrollierten, doppelblinden Studien an 8.113 Patienten, in denen
Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren trat bei 27,4 % und 30,7 % aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.
Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.
Bei einer Mortalität von 22,9 % (HR = 0,99; 95 % [CI 0,91 bis 1,09]) wurde nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren kein Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.
Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
Tabelle 1: Progressionsfreies Überleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach TherapieSubgruppen
Analyse Population |
Ereignisse (%) bei Bicalutamid-Patienten |
Ereignisse (%) bei Placebo-Patienten |
Hazard ratio (95 % CI) | |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) |
193/335 (57,6) |
222/322 |
(68,9) |
0,60 (0,49 bis 0,73) |
Strahlentherapie |
66/161 (41,0) |
86/144 |
(59,7) |
0,56 (0,40 bis 0,78) |
Radikale |
179/870 (20,6) |
213/849 |
(25,1) |
0,75 (0,61 bis 0,91) |
Tabelle 2: Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen
Hazard ratio
(95 % CI)
Analyse- Todesfälle (%) bei Todesfälle (%) bei
Population Bicalutamid-Patienten Placebo-Patienten
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) |
164/335 |
(49,0) |
183/322 |
(56,8) |
0,81 |
(0,66 bis 1,01) |
Strahlentherapie |
49/161 |
(30,4) |
61/144 |
(42,4) |
0,65 |
(0,44 bis 0,95) |
Radikale |
137/870 |
(15,7) |
122/849 |
(14,4) |
1,09 |
(0,85 bis 1,39) |
Prostatektomie
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid allein erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei diesen Patienten gab es einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR = 1,16; 95 % [CI 0,99 bis 1,37]). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei dieser Patientengruppe als unvorteilhaft erachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bicalutamid wird nach oraler Gabe gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf einen klinisch relevanten Einfluss von Nahrung auf die Bioverfügbarkeit.
Das S-Enantiomer wird im Vergleich zum R-Enantiomer schnell eliminiert. Letzteres besitzt eine Plasmaeliminationshalbwertszeit von etwa 1 Woche.
Nach langfristiger Verabreichung von Bicalutamid beträgt die maximale Plasmakonzentration des R-Enantiomers etwa das 10-Fache des nach einmaliger Verabreichung von 50 mg Bicalutamid erzielten Wertes.
Die Verabreichung von 1-mal täglich 50 mg Bicalutamid ergibt eine Steady-State-Konzentration des R-Enantiomers von 9 gg/ml. Aufgrund der langen Halbwertszeit wird der Steady State nach etwa 1 Behandlungsmonat erreicht.
Bei täglicher Gabe von 150 mg Bicalutamid wurden Steady-State-Plasmaspiegel des R-Enantiomers von etwa 22 gg/ml beobachtet. Im Steady State liegen ca. 99 % der Substanz in Form des hauptsächlich wirksamen R-Enantiomers im Plasma vor.
Bicalutamid wird in hohem Maße an Proteine gebunden (Racemat bis 96 % R-Enantiomer > 99 %) und umfangreich metabolisiert (durch Oxidation und Glucuronidierung). Seine Metaboliten werden zu etwa gleichen Teilen über Niere und Galle ausgeschieden.
Die Pharmakokinetik des R-Enantiomers wird durch das Alter, eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine leichte bis mittelschwere Leberfunktionsstörung nicht beeinflusst. Es gibt Hinweise darauf, dass das R-Enantiomer bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung langsamer aus dem Plasma eliminiert wird.
In klinischen Studien betrug bei einer Tagesdosis von 150 mg Bicalutamid die durchschnittliche Konzentration von R-Bicalutamid im Sperma des Mannes 4,9 gg/ml. Die Menge an Bicalutamid, die der weiblichen Partnerin beim Sexualverkehr potenziell übertragen werden kann, ist gering und entspricht ungefähr 0,3 gg/kg. Dies liegt unter dem Wert, der erforderlich ist, um bei Labortieren Effekte bei der Nachkommenschaft auszulösen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bicalutamid ist bei Versuchstieren und beim Menschen ein Androgen-Rezeptor-Antagonist. Die wichtigste sekundäre pharmakologische Wirkung ist eine Induktion der CYP-450-abhängigen mischfunktionellen Oxidasen in der Leber. Veränderungen an Zielorganen, einschließlich Tumor-Induktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren stehen eindeutig im Zusammenhang mit der primären und sekundären pharmakologischen Wirkung von Bicalutamid. Eine Enzyminduktion wurde beim Menschen nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird für die Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant erachtet. Eine Atrophie der Hodenkanälchen ist ein vorhersehbarer Klasseneffekt der Antiandrogene und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. Hodenatrophien waren 24 Wochen nach einer 12-monatigen Toxizitätsstudie mit wiederholter Verabreichung an Ratten vollständig reversibel, obgleich die Wiederherstellung der Funktion in Reproduktionsstudien 7 Wochen nach 11-wöchiger Behandlungsdauer ersichtlich war. Ein Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann ist anzunehmen.
Studien zur Genotoxizität zeigten kein mutagenes Potenzial von Bicalutamid.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern
Lactose-Monohydrat, Crospovidon, Povidon K-29/32, Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich], Natriumdodecylsulfat [pflanzlich].
Überzug
Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Macrogol 4000, Titandioxid (E 171).
6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit 5 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
PVC/PE/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen.
Erhältlich in Packungen mit 10, 30 und 90 Filmtabletten.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Winthrop Arzneimittel GmbH 65927 Frankfurt am Main Telefon: (01 80) 2 02 00 101
Telefax: (01 80) 2 02 00 111
Mitvertrieb
Zentiva Pharma GmbH 65927 Frankfurt am Main
8. ZULASSUNGSNUMMER
69836.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
08.01.2008
10. STAND DER INFORMATION
Juni 2013
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.
Mat.-Nr.: 324306 8
0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).