Biperiden-Neuraxpharm
Text Fachinformation Biperiden-neuraxpharm (Injektionslösung)
V ersion: Bip2/2 Stand: 08/2008 Muster: 12/1998+(T)
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Biperiden-neuraxpharm
Injektionslösung 5 mg/ml
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Biperidenlactat
1 Ampulle zu 1 ml Injektionslösung enthält 5 mg Biperidenlactat, entsprechend 3,88 mg Biperiden.
Sonstige Bestandteile: Natrium-(RS)-lactat.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Klare, farblose Injektionslösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
- Parkinson-Syndrome, insbesondere Rigor und Tremor.
- Medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome.
- Nikotinvergiftung.
Hinweis:
Die Injektionslösung ist insbesondere geeignet, wenn ein rascher Wirkungseintritt erforderlich ist, oder zur einleitenden Therapie in schweren Fällen von Parkinsonismus.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dieses Arzneimittel muss individuell dosiert werden.
Die Behandlung sollte mit der niedrigsten Dosis beginnen und dann bis zu der für den Patienten günstigsten Dosis gesteigert werden.
Dosierungsempfehlung:
Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Parkinsonismus:
Zu Beginn einer Behandlung können 10 - 20 mg Biperidenlactat (entsprechend 2 - 4 ml Injektionslösung) auf mehrere Einzelgaben über den Tag verteilt, intramuskulär oder langsam intravenös verabreicht werden.
Medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome:
Erwachsene:
2,5 - 5 mg Biperidenlactat (entsprechend 0,5 - 1 ml Injektionslösung) als Einzeldosis intramuskulär oder langsamintravenös injizieren. Im Bedarfsfall kann die gleiche Dosis nach 30 Minuten wiederholt injiziert werden. Die Tageshöchstdosis beträgt 10 - 20 mg Biperidenlactat (entsprechend 2 - 4 ml Injektionslösung).
Kinder:
Kinder bis zu 1 Jahr:
1 mg Biperidenlactat (0,2 ml),
Kinder bis zu 6 Jahren:
2 mg Biperidenlactat (0,4 ml),
Kinder bis zu 10 Jahren:
3 mg Biperidenlactat (0,6 ml),
langsamintravenös injizieren.
Verschwinden die Symptome während der Injektion, so sollte sie abgebrochen werden. Bei Bedarf kann die Injektion der gleichen Dosis nach 30 Minuten wiederholt werden.
Nikotinvergiftung:
5 - 10 mg Biperidenlactat (entsprechend 1 - 2 ml Injektionslösung) intramuskulär. In bedrohlichen Fällen sind 5 mg Biperidenlactat (entsprechend 1 ml Injektionslösung) intravenös (zusätzlich zu den sonst üblichen Maßnahmen) zweckmäßig.
Hinweis:
Für eine orale Fortführung der Therapie stehen Tabletten zur Verfügung.
Art und Dauer der Anwendung:
Die Injektionslösung wird intramuskulär oder langsam intravenös injiziert oder intravenös infundiert.
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde für 24 Stunden bei Raumtemperatur nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden.
Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach Art und Verlauf der Erkrankung und kann von einer kurzfristigen Gabe (insbesondere bei Kindern) bis zur Dauermedikation reichen bzw. bis die Behandlung mit oralen Darreichungsformen fortgeführt werden kann oder beendet werden kann.
4.3 Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen Biperidenlactat oder einen der sonstigen Bestandteile,
- unbehandeltes Engwinkelglaukom,
- mechanische Stenosen im Magen-Darm-Kanal,
- Megakolon,
- Ileus.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Biperiden-neuraxpharm darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
- Prostataadenom mit Restharnbildung,
- Harnverhaltung,
- Myasthenia gravis,
- Erkrankungen, die zu bedrohlichen Tachykardien führen können,
- Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.6).
Außer beim Auftreten vitaler Komplikationen ist abruptes Absetzen wegen der Gefahr überschießender Gegenregulationen zu vermeiden.
Ältere Patienten, speziell solche mit hirnorganischen Veränderungen vaskulärer oder degenerativer Art, können häufig schon gegenüber therapeutischen Dosen des Wirkstoffes eine erhöhte Empfindlichkeit aufweisen. Eine vorsichtige Dosierung ist erforderlich.
Zentralwirksame Anticholinergika wie Biperiden können zu einer erhöhten zerebralen Anfallsbereitschaftführen. Bei Patienten mit erhöhter Krampfbereitschaft ist Biperiden-neuraxpharm vorsichtig zu dosieren.
Beim Auftreten von Harnverhalten sollte der Patient jeweils vor der Anwendung/Injektion von Biperiden die Blase entleeren.
Der Augeninnendruck sollte regelmäßig kontrolliert werden (siehe auch Abschnitt 4.8).
Tritt eine ausgeprägte Mundtrockenheit auf, lässt sich diese durch häufiges Trinken kleiner Flüssigkeitsmengen oder durch Kauen von zuckerfreiem Kaugummi bessern.
Die Erfahrungen mit Biperiden bei Kindernsind begrenzt und erstrecken sich in erster Linie auf die zeitlich befristete Anwendung bei medikamentös ausgelösten Dystonien (z. B. durch Neuroleptika oder Metoclopramid und analoge Verbindungen), die als Nebenwirkungen oder Intoxikationssymptome auftreten können.
Biperiden-neuraxpharm enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Arzneimitteln, z. B. Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln und Spasmolytika, kann zu einer Verstärkung der zentralen und peripheren Nebenwirkungen führen.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Chinidin kann es zur Verstärkung der anticholinergen Herz-Kreislauf-Wirkungen (insbesondere AV-Überleitung) kommen.
Levodopa und gleichzeitige Gabe von Biperiden-neuraxpharm können Dyskinesien verstärken.
Durch Neuroleptika ausgelöste tardive Dyskinesien können durch Biperiden-neuraxpharm verstärkt werden. Gelegentlich sind Parkinson-Symptome bei bestehenden Spätdyskinesien so gravierend, dass eine anticholinerge Therapie notwendig bleibt.
Eine Zunahme des Alkoholeffektes unter Biperiden-neuraxpharm kann auftreten (Alkohol meiden).
Die Wirkung von Metoclopramid und wirkungsähnlichen Verbindungen auf den Magen-Darm-Trakt wird durch Anticholinergika wie Biperiden-neuraxpharm antagonisiert.
Anticholinergika können die zentralnervösen Nebenwirkungen von Pethidin verstärken.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Biperiden-neuraxpharm sollte während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden, da keine Erfahrungen mit der Anwendung in der Schwangerschaft vorliegen.
Anticholinergika können die Laktation hemmen. Biperiden geht in die Muttermilch über, gleiche Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma können erreicht werden. Daher sollte Biperiden-neuraxpharm in der Stillzeit nicht angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann aufgrund der zentralnervösen und peripheren Nebenwirkungen, wie z. B. Müdigkeit, Schwindel und Benommenheit, auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit - unabhängig von der durch das zu behandelnde Grundleiden gegebenen Einschränkung - zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen weiter beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen zentral wirksamen Arzneimitteln, Anticholinergika und insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10 %)
Häufig (≥ 1 %, < 10 %)
Gelegentlich (≥ 0,1 %, < 1 %)
Selten (≥ 0,01 %, < 0,1 %)
Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)
Nebenwirkungen treten besonders zu Beginn der Behandlung und bei zu rascher Dosissteigerung auf.
Bei parenteraler Gabe kann es zu einer Blutdrucksenkung kommen.
Darüber hinaus können auch die bei oraler Anwendung beobachteten Nebenwirkungen auftreten:
Zentralnervensystem:
Müdigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, vornehmlich bei höheren Dosen Unruhe, Angst, Erregung, Euphorie, Verwirrtheit, gelegentlich Gedächtnisstörung sowie selten delirante Syndrome, Halluzinationen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen. Vereinzelt wurden durch Biperiden ausgelöste Dyskinesien, Ataxie, Muskelzuckungen und Sprechstörungen beobachtet.
Eine zentral erregende Wirkung ist häufig bei Patienten mit Hirnleistungsstörungen und kann zu einer Dosisverminderung zwingen.
Periphere Nebenwirkungen (vegetatives Nervensystem) sind:
Mundtrockenheit, selten mit Parotitis, Akkommodationsstörungen, Mydriasis (mit erhöhter Lichtempfindlichkeit), Verminderung der Schweißabsonderung, Obstipation und Tachykardie, sehr selten auch Bradykardie.
Vereinzelt kann Biperiden insbesondere bei Patienten mit Prostatahypertrophiezu Miktionsbeschwerden, seltener zu Harnverhaltung führen.
Sonstige:
Weiterhin treten Überempfindlichkeitsreaktionen sowie vereinzelt allergische Hautausschläge auf. Gelegentlich kann es zu Miktionsstörungen kommen, insbesondere bei Patienten mit Prostataadenom (Dosisreduktion), seltener zu Harnverhaltung (Antidot: Carbachol).
Das Auftreten eines Engwinkelglaukoms ist möglich (Augeninnendruck kontrollieren).
4.9 Überdosierung
Symptome einer Überdosierung:
Das Vergiftungsbild gleicht im Prinzip dem einer Atropinvergiftung mit peripheren anticholinergen Symptomen (weite, träge Pupillen; Trockenheit der Schleimhäute; Gesichtsrötung; Herzfrequenzanstieg; Darm- und Blasenatonie; erhöhte Temperaturen, besonders bei Kindern) und zentralnervösen Störungen (wie Erregung, Delir, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung und/oder Halluzinationen). Bei massiven Vergiftungen besteht das Risiko eines Kreislaufversagens und einer zentralen Atemlähmung.
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:
Als Antidote empfehlen sich Acetylcholinesterasehemmer, besonders das liquorgängige Physostigmin, das auch die zentral ausgelöste Symptomatik beeinflusst (bzw. Physostigminsalicylat bei positivem Physostigmintest). Bei Bedarf sind, den Symptomen entsprechend, Unterstützung der Herz-Kreislauf- und Atemfunktion (Sauerstoff-Beatmung), Wärmeabfuhr bei Fieber und das Anlegen eines Blasenkatheters vorzunehmen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:Anticholinergikum, Antiparkinsonmittel.
ATC-Code:N04AA02
Biperiden ist ein vorwiegend zentral wirkendes Anticholinergikum. Es besitzt eine periphere Wirkung, die im Vergleich zu Atropin gering ist. Biperiden bindet kompetitiv an periphere und zentrale Muskarin-Rezeptoren (vornehmlich M1).
Tierexperimentell beeinflusst Biperiden parkinsonähnliche Zustände (Tremor, Rigor), die durch zentral wirksame Cholinergika hervorgerufen werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Angaben über Resorption und Plasmakonzentrationen nach Applikation intramuskulärerGabe liegen nicht vor.
Nach i.v.-Gabe sind die Plasmakonzentrationendurchgehend höher als bei oraler Gabe und sinken biphasisch mit einer Halbwertszeit von etwa 1,5 Stunden für die erste und etwa 24 Stunden für die terminale Phase.
Das scheinbare Verteilungsvolumenwurde mit 24 ± 4,1 l/kg angegeben.
Biperiden wurde bei Frauen zu 94 %, bei Männern zu 93 % an Plasmaproteinegebunden.
Die terminale Plasmaeliminationshalbwertszeitwurde bei einmaliger i.v.-Applikation von 4 mg Biperidenlactat mit 24,3 h (Mittelwert von 6 Probanden, 23 - 27 Jahre) bestimmt.
Im Steady-state(2 x 2 mg Biperidenhydrochlorid oral an 6 Tagen) ergaben sich Halbwertszeiten zwischen 15,7 und 33,3 h bei jüngeren Probanden sowie zwischen 26,3 und 40,7 h bei älteren Patienten. Die Plasmaclearancebetrug 11,6 ± 0,8 ml/min/kg KG.
Biperiden wird nahezu vollständig metabolisiert, unverändertes Biperiden wurde im Urin nicht nachgewiesen. Der Hauptmetabolit des Biperiden entsteht durch Hydroxylierung am Bicycloheptenring (60 %), daneben findet z. T. zusätzlich eine Hydroxylierung am Piperidinring (40 %) statt. Die zahlreichen Metabolite (als Hydroxylierungsprodukte und deren Konjugate) werden etwa je zur Hälfte über Harn und Stuhl ausgeschieden.
Pharmakokinetische Daten für Patienten mit gestörter Leber- und Nierenfunktionsind nicht bekannt. Angaben über Plazenta-Passageliegen nicht vor. Biperiden geht in die Muttermilchüber, gleiche Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma können in der Muttermilch erreicht werden. Da Art und Umfang der Metabolisierung beim Neugeborenen nicht bekannt sind und pharmakologisch-toxikologische Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können, sollte im Regelfall abgestillt werden (siehe Abschnitt 5.3 - Reproduktionstoxizität).
Daten über die Bioverfügbarkeit nach intramuskulärer Gabe liegen nicht vor.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität:
Siehe Abschnitt 4.9.
Chronische Toxizität:
Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratten und Hunden ergaben keine Hinweise auf Organtoxizität.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential:
In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen mit Biperiden ergaben keine Anhaltspunkte für eine mutagene oder klastogene Wirkung.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential von Biperiden liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität:
Biperiden ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften am Tier geprüft worden. Es liegen keine Untersuchungen über Effekte auf die Fertilität, die Fetal- und Postnatalentwicklung vor. Embryotoxizitätsstudien haben keine Hinweise auf ein teratogenes Potential oder andere embryotoxische Eigenschaften im therapeutischen Dosisbereich ergeben.
Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen über die Sicherheit einer Anwendung während der Schwangerschaft und der Stillzeit vor.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natrium-(RS)-lactat
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen!
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Ampullen aus farblosem Glas.
OP mit 5 Ampullen zu je 1 ml Injektionslösung (N1)
Klinikpackung mit 50 (10 x 5) Ampullen zu je 1 ml Injektionslösung (Bündelpackung)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
neuraxpharm
Arzneimittel GmbH u. Co. KG
Elisabeth-Selbert-Straße 23
40764 Langenfeld
Tel. 02173/1060-0
Fax 02173/1060-333
8. ZULASSUNGSNUMMER
10178.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
18.07.2006
10. STAND DER INFORMATION
08/2008
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Bip2/2 9812
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