Biviol
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben:
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)
1. Bezeichnung
des Arzneimittels
BiviolÒ, Tablette
2. Qualitative
und quantitative Zusammensetzung
- jede blaue Tablette enthält 0,025 mg Desogestrel
und 0,040 mg Ethinylestradiol
- jede weiße Tablette enthält 0,125 mg Desogestrel
und 0,030 mg Ethinylestradiol
Sonstiger Bestandteil: Lactose-Monohydrat < 100
mg
Die vollständige Auflistung der sonstigen
Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Tabletten zum
Einnehmen.
Die Tabletten sind rund, flach mit abgeschrägten
Kanten und haben einen Durchmesser von 6 mm. Die Tabletten sind auf
einer Seite mit dem Wort Organon und einem Stern "*", auf der
anderen Seite mit dem Code ”TR 8” (weiße Tabletten) oder "TR 9"
(blaue Tabletten) gekennzeichnet.
4. Klinische Angaben
4.1
Anwendungsgebiete
Kontrazeption
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
4.2.1 Anwendung
von Biviol
Die Tabletten sind in der auf der Blisterpackung
angegebenen Reihenfolge jeden Tag möglichst zur gleichen Tageszeit
mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Hierbei wird an 22
aufeinander folgenden Tagen täglich 1 Tablette eingenommen,
beginnend mit den blauen Tabletten (7 Tage), gefolgt von den weißen
Tabletten (15 Tage). Vor jeder weiteren Blisterpackung ist ein
6-tägiges einnahmefreies Intervall einzulegen, in dem es
üblicherweise zu einer Entzugsblutung kommt. Diese beginnt
normalerweise 2 bis 3 Tage nach der letzten Tabletteneinnahme und
kann noch andauern, wenn bereits mit der nächsten Blisterpackung
begonnen wird.
4.2.2 Beginn der Einnahme von Biviol
Frauen, die im letzten Monat keine hormonellen
Kontrazeptiva eingenommen haben
Mit der Tabletteneinnahme ist am 1. Tag des
normalen Menstruationszyklus (also am 1. Tag der Regelblutung) zu
beginnen. Ein Beginn ist auch vom 2. bis 5. Tag an möglich, wobei
während der ersten 7 Tage der Tabletteneinnahme im 1. Zyklus die
zusätzliche Anwendung eines mechanischen Verhütungsmittels
empfohlen wird.
Umstellung von einem kombinierten hormonellen
Kontrazeptivum (kombiniertes orales Kontrazeptivum
[KOK]), Vaginalring oder
transdermales Pflaster)
Mit der Einnahme von Biviolist vorzugsweise am folgenden Tag nach der letzten Einnahme
der letzten wirkstoffhaltigen Tablette des bisher eingenommenen
kombinierten oralen Kontrazeptivums, spätestens jedoch am Tag nach
dem üblichen einnahmefreien Intervall bzw. der Placebophase des
vorhergehenden kombinierten oralen Kontrazeptivums zu beginnen.
Wurde bisher ein Vaginalring oder ein transdermales Pflaster
verwendet, so sollte mit der Einnahme von Biviol vorzugsweise am
Tag der Entfernung begonnen werden, jedoch spätestens dann, wenn
die nächste Anwendung fällig wäre.
Wenn die Anwenderin ihre bisherige Methode
konsequent und korrekt angewendet hat und wenn eine Schwangerschaft
mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, kann sie auch an jedem
beliebigen Zyklustag von ihrem bisher angewandten kombinierten
hormonellen Kontrazeptivum wechseln.
Das hormonfreie Intervall der bisherigen Methode
sollte niemals über den empfohlenen Zeitraum hinaus ausgedehnt
werden.
Es könnte sein, dass nicht alle kontrazeptiven
Methoden (transdermales Pflaster, Vaginalring) in jedem Land der
Europäischen Union vermarktet werden.
Umstellung von einem Gestagenmonopräparat
(Minipille, Injektion, Implantat) oder einem intrauterinen
Gestagen-Freisetzungssystem (IUS)
Die Umstellung
von der Minipille kann an jedem beliebigen Tag erfolgen, von einem
Implantat oder einem IUS am Tag der Entfernung und von einem
Injektionspräparat zum Zeitpunkt, an dem die nächste Injektion
fällig wäre. In all diesen Fällen ist während der ersten 7 Tage der
Tabletteneinnahme zusätzlich ein mechanisches Verhütungsmittel
anzuwenden.
Nach einem Abort im 1. Trimenon
Mit der Einnahme von Biviol kann sofort begonnen
werden. Zusätzliche Verhütungsmaßnahmen sind in diesem Fall nicht
erforderlich.
Nach einer Geburt oder einem Abort im 2.
Trimenon
Hinweise für stillende Frauen siehe Abschnitt
4.6.
Mit der Einnahme von Biviolsollte zwischen dem 21. und 28. Tag nach einer Geburt oder
einem Abort im 2. Trimenon begonnen werden. Bei einem späteren
Beginn ist an den ersten 7 Tagen der Tabletteneinnahme zusätzlich
ein mechanisches Verhütungsmittel anzuwenden. Hat in der
Zwischenzeit bereits Geschlechtsverkehr stattgefunden, ist vor dem
Beginn der Einnahme eine Schwangerschaft auszuschließen oder die
erste Monatsblutung abzuwarten.
4.2.3 Vorgehen bei vergessener Tabletteneinnahme
Wird innerhalb von 12
Stundennach dem üblichen Einnahmezeitpunkt
bemerkt, dass die Einnahme einer Tablette vergessen wurde, soll die
Tablette sofort eingenommen werden. Alle darauf folgenden Tabletten
sind dann wieder zur gewohnten Tageszeit einzunehmen. Der
kontrazeptive Schutz ist dann nicht eingeschränkt.
Wurde die Tabletteneinnahme länger als 12 Stundenüber den üblichen
Einnahmezeitpunkt hinaus vergessen, ist möglicherweise kein
vollständiger Konzeptionsschutz mehr gegeben.
Für das Vorgehen bei vergessener Tabletteneinnahme
gelten die folgenden zwei Grundregeln:
1. Die Einnahme darf nicht länger als 6 Tage
unterbrochen werden.
2. Eine regelmäßige Einnahme über mindestens 7
Tage ist erforderlich, um
wirkungsvoll die
Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse zu unterdrücken.
In der täglichen Praxis kann folgende Vorgehensweise empfohlen werden:
1. Einnahmewoche
Die vergessene Tablette soll sofort eingenommen
werden, sobald die vergessene Einnahme bemerkt wird - auch dann,
wenn dadurch gleichzeitig 2 Tabletten einzunehmen sind. Die darauf
folgenden Tabletten sollen zur gewohnten Zeit eingenommen werden.
Während der nächsten 7 Tage ist zusätzlich ein mechanisches
Verhütungsmittel, wie z. B. ein Kondom, anzuwenden. Hat in den
vorausgegangenen 7 Tagen bereits Geschlechtsverkehr stattgefunden,
muss die Möglichkeit einer Schwangerschaft berücksichtigt werden.
Je mehr Tabletten vergessen wurden und je näher dies am
regelmäßigen einnahmefreien Intervall lag, desto größer ist das
Risiko einer Schwangerschaft.
2. Einnahmewoche
Die vergessene Tablette soll sofort eingenommen werden, sobald die vergessene Einnahme bemerkt wird - auch dann, wenn dadurch gleichzeitig 2 Tabletten einzunehmen sind. Die darauf folgenden Tabletten sollen zur gewohnten Zeit eingenommen werden. Vorausgesetzt, dass an den 7 vorangegangenen Tagen eine regelmäßige Einnahme erfolgte, ist keine zusätzliche Anwendung eines mechanischen Verhütungsmittels erforderlich. War dies nicht der Fall oder wurde mehr als 1 Tablette vergessen, ist während der nächsten 7 Tage zusätzlich ein mechanisches Verhütungsmittel anzuwenden.
3. Einnahmewoche
Es besteht in Anbetracht des bevorstehenden einnahmefreien Intervalls ein erhöhtes Schwangerschaftsrisiko, das aber bei entsprechender Anpassung des Einnahmemodus verringert werden kann. Wird eine der beiden folgenden Einnahmemöglichkeiten angewendet, sind keine zusätzlichen kontrazeptiven Maßnahmen erforderlich, sofern die Einnahme an den 7 Tagen vor der ersten ausgelassenen Tablette regelmäßig erfolgte. Andernfalls muss die Anwenderin angewiesen werden, die erste der beiden Einnahmemöglichkeiten zu befolgen und während der nächsten 7 Tage zusätzlich ein mechanisches Verhütungsmittel anzuwenden.
Die vergessene Tablette soll sofort eingenommen werden, sobald die vergessene Einnahme bemerkt wird - auch dann, wenn dadurch gleichzeitig 2 Tabletten einzunehmen sind. Die weiteren Tabletten sollen zur gewohnten Zeit eingenommen werden. Mit der Einnahme der Tabletten aus der nächsten Blisterpackung ist unmittelbar nach Ende der aktuellen Blisterpackung, d. h. ohne Einhaltung des einnahmefreien Intervalls, fortzufahren. Es wird dabei wahrscheinlich nicht zur üblichen Entzugsblutung bis zum Aufbrauchen dieser zweiten Blisterpackung kommen. Es können aber gehäuft Durchbruchblutungen bzw. Schmierblutungen während der Tabletteneinnahme auftreten.
Alternativ kann die weitere Einnahme von Tabletten aus der aktuellen Blisterpackung abgebrochen werden. Nach einem einnahmefreien Intervall von bis zu 6 Tagen, einschließlich jener Tage, an denen die Einnahme vergessen wurde, wird die Einnahme mit Tabletten aus der nächsten Blisterpackung fortgesetzt.
Sollte es nach vergessener Einnahme im nächsten regulären einnahmefreien Intervall zu keiner Entzugsblutung kommen, muss die Möglichkeit einer Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.
4.2.4 Verhalten
bei gastrointestinalen Beschwerden
Bei schweren gastrointestinalen Beschwerden kann
die Resorption möglicherweise unvollständig sein. Es sind dann
zusätzliche kontrazeptive Schutzmaßnahmen zu treffen.
Bei Erbrechen innerhalb von 3 bis 4 Stunden nach
der Tabletteneinnahme ist gemäß den Anleitungen unter "Vorgehen bei
vergessener Tabletteneinnahme", wie im Abschnitt 4.2.3 beschrieben,
zu verfahren. Wenn das gewohnte Einnahmeschema beibehalten werden
soll, muss die zusätzlich einzunehmende Tablette aus einer anderen
Blisterpackung eingenommen werden.
4.2.5 Verschiebung oder Verzögerung der Menstruation
Die Verschiebung der Menstruation ist keine Indikation für dieses Präparat. Um die Menstruation in Ausnahmefällen zu verschieben, sollte die Anwenderin direkt ohne einnahmefreies Intervall mit der Einnahme der weißen Tabletten aus der nächsten Blisterpackung Biviol fortfahren. Die Entzugsblutung kann so lange hinausgeschoben werden wie gewünscht (maximal 15 Tage), bis die zweite Blisterpackung aufgebraucht ist. Während dieser Zeit kann es gehäuft zu Durchbruch- oder Schmierblutungen kommen. Nach dem darauf folgenden regulären 6-tägigen einnahmefreien Intervall kann die Einnahme von Biviol wie üblich fortgesetzt werden.
Der Beginn der Menstruation im nächsten Zyklus kann auf einen anderen Wochentag vorgezogen werden, indem das einnahmefreie Intervall beliebig verkürzt wird. Je kürzer das einnahmefreie Intervall ist, desto unwahrscheinlicher kommt es zu einer Entzugsblutung bzw. desto häufiger können während der Einnahme der nächsten Blisterpackung Schmier- bzw. Durchbruchblutungen auftreten (ähnlich wie beim Hinausschieben der Menstruation).
4.3 Gegenanzeigen
Kombinierte orale Kontrazeptiva dürfen unter folgenden Umständen nicht eingenommen bzw. müssen unverzüglich abgesetzt werden, wenn während der Einnahme erstmalig eine der folgenden Situationen eintritt:
·Bestehende oder vorausgegangene venöse Thrombosen (z. B. tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie).
·Bestehende oder vorausgegangene arterielle Thrombosen (z. B. Myokardinfarkt, zerebrovaskuläre Ereignisse) oder Prodrome einer Thrombose (z. B. transitorische ischämische Attacken, Angina pectoris).
·Bekannte Prädisposition für venöse oder arterielle Thrombosen, wie z. B. Resistenz gegen Aktiviertes Protein C (APC), Antithrombin-III-, Protein-C- und Protein-S-Mangelerscheinungen sowie Hyperhomocysteinämie und Antikörper gegen Phospholipide.
·Akute schwerwiegende Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen oder Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen in der Anamnese (siehe Abschnitt 4.4.1).
·Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen.
·Das Vorliegen eines schweren Risikofaktors oder mehrerer Risikofaktoren für eine venöse oder arterielle Thrombose könnten ebenfalls eine Gegenanzeige darstellen (siehe Abschnitt 4.4.1).
·Bestehende oder vorausgegangene Pankreatitis, falls verbunden mit schwerer Hypertriglyzeridämie.
·Bestehende oder vorausgegangene schwere Lebererkrankung, solange abnorme Leberfunktionsparameter bestehen.
·Bestehende oder vorausgegangene benigne oder maligne Lebertumoren.
·Bestehende oder vermutete sexualhormonabhängige maligne Erkrankungen (z. B. der Genitale oder der Mammae).
·Endometriumhyperplasie.
·Nicht abgeklärte vaginale Blutungen.
·Schwangerschaft (bestehend oder vermutet).
·Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile von Biviol.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
4.4.1 Warnhinweise
Wenn eine der folgenden
Erkrankungen/Risikofaktoren vorliegt, muss gemeinsam mit der
potenziellen Anwenderin vor Verordnung eines kombinierten oralen
Kontrazeptivums eine sorgfältige, individuelle
Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen. Tritt während der Anwendung eine
der genannten Erkrankungen bzw. einer der Risikofaktoren erstmals
auf oder verstärken bzw. verschlechtern sich bestehende
Erkrankungen/Risikofaktoren, sollte sich die Anwenderin an ihren
Arzt wenden. Er wird entscheiden, ob die Einnahme des kombinierten
oralen Kontrazeptivums unterbrochen werden sollte.
1. Venöses und arterielles
Thromboembolierisiko
-
Jede Behandlung mit kombinierten oralen Kontrazeptiva beinhaltet das erhöhte Risiko des Auftretens einer venösen Thromboembolie (VTE) verglichen mit der Nicht-Anwendung. Die geschätzte VTE-Inzidenz liegt bei 5 - 10 pro 100.000 Frauenjahre bei Nicht-Anwenderinnen. Das zusätzliche Risiko einer VTE ist bei Erstanwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva im ersten Behandlungsjahr am größten. Das mit einer Schwangerschaft verbundene VTE-Risiko wird auf 60 Fälle pro 100.000 Schwangerschaften geschätzt. Eine VTE mit tödlichem Ausgang wurde in 1 - 2 % der Fälle berichtet.
-
In mehreren epidemiologischen Studien wurde berichtet, dass Frauen, welche mit kombinierten oralen Kontrazeptiva bestehend aus Ethinylestradiol (meist in einer Dosis von 30 Mikrogramm) und einem Gestagen wie z. B. Desogestrel behandelt wurden, ein erhöhtes VTE-Risiko im Vergleich zu Frauen aufweisen, die kombinierte orale Kontrazeptiva mit weniger als 50 Mikrogramm Ethinylestradiol und dem Gestagen Levonorgestrel anwenden.
-
Bei Handelspräparaten, welche 30 Mikrogramm Ethinylestradiol in Kombination mit Desogestrel oder Gestoden enthalten, wurde das relative VTE-Risiko im Vergleich zu Handelspräparaten, welche weniger als 50 Mikrogramm Ethinylestradiol in Kombination mit Levonorgestrel enthalten, auf 1,5 – 2,0 geschätzt. Die Inzidenz des Auftretens einer VTE für Levonorgestrel-haltige Kombinationen von oralen Kontrazeptiva mit weniger als 50 Mikrogramm Ethinylestradiol liegt bei ca. 20 pro 100.000 Frauen-Anwendungsjahre. Für Biviol beträgt die Inzidenz ca. 30 - 40 pro 100.000 Frauen-Anwendungsjahre, was 10 - 20 zusätzlichen Fällen pro 100.000 Frauen-Anwendungsjahre entspricht. Die Auswirkung des relativ erhöhten Risikos auf die Anzahl zusätzlicher Fälle ist im ersten Jahr einer erstmaligen KOK-Anwendung am größten - dann, wenn das VTE-Risiko bei allen diesen Arzneimitteln am höchsten ist.
-
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für venöse Thromboembolien:
- Zunehmendes Alter.
- Familiäre Vorbelastung (d. h. eine venöse oder arterielle thromboembolische Erkrankung bei einem Geschwister- oder Elternteil in relativ jungen Jahren). Bei Verdacht auf eine erbliche Prädisposition muss vor einer eventuellen Verordnung eines oralen Kontrazeptivums der Ratschlag eines Spezialisten eingeholt werden.
- Adipositas (Body Mass Index ³30 kg/m2).
- Längerfristige Immobilisierung, größere chirurgische Eingriffe, jeder chirurgische Eingriff an den Beinen sowie schwere Verletzungen. In diesen Fällen sollten kombinierte orale Kontrazeptiva abgesetzt (bei geplanten chirurgischen Eingriffen mindestens 4 Wochen vorher) und die Einnahme frühestens 2 Wochen nach vollständiger Remobilisierung wieder aufgenommen werden.
- Sowie möglicherweise Varikose bzw. spontan auftretende oberflächliche Thrombophlebitis. Es herrscht kein Konsens über die mögliche Rolle dieser Krankheitsbilder in der Ätiologie der tiefen Venenthrombose.
Die Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva im Allgemeinen ist mit einem erhöhten Risiko für den akuten Myokardinfarkt (AMI) bzw. Schlaganfall verbunden. Dieses Risiko wird stark durch andere Risikofaktoren mitbeeinflusst (z. B. Rauchen, erhöhter Blutdruck und Alter; siehe unten). Diese Ereignisse treten selten auf. Es wurde nicht untersucht, wie Biviol das Risiko von Myokardinfarkten modifiziert.
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für arterielle Thromboembolien:
- Zunehmendes Alter.
- Rauchen (mit steigendem Nikotinkonsum und zunehmendem Alter steigt das Risiko weiter an, insbesondere bei Frauen jenseits des 35. Lebensjahres).
- Dyslipoproteinämie.
- Adipositas (Body Mass Index ³30 kg/m2).
- Hypertonie.
- Migräne.
- Herzklappenerkrankung.
- Vorhofflimmern.
- Familiäre Vorbelastung (z. B. arterielle Thrombosen bei Geschwistern oder Eltern in verhältnismäßig jungen Jahren). Bei Verdacht auf eine erbliche Prädisposition muss vor einer eventuellen Verordnung eines hormonellen Kontrazeptivums der Ratschlag eines Spezialisten eingeholt werden.
-
Äußerst selten wurde unter kombinierten oralen Kontrazeptiva auch über Thrombosen in anderen Blutgefäßen, z. B. in Leber-, Mesenterial-, Nieren- oder Netzhautvenen bzw. -arterien, berichtet. Ob deren Auftreten in einem Zusammenhang mit der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva steht, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden.
-
Zu den möglichen Symptomen einer venösen und/oder arteriellen Thrombose gehören u. a.: Unilaterale Beinschmerzen und/oder ‑schwellungen; plötzlich auftretende heftige Schmerzen im Brustkorb mit oder ohne Ausstrahlen in den linken Arm; unvermittelt auftretende Atemnot; plötzlich auftretender Husten; ungewöhnliche, starke und persistierende Kopfschmerzen; plötzlicher partieller oder vollständiger Verlust des Sehvermögens; Diplopie; undeutliche Sprache oder Aphasie; Vertigo; Kollaps mit oder ohne fokalem Anfall; plötzlich in einer Körperhälfte bzw. in einem Körperteil auftretendes Schwächegefühl oder starke Gefühllosigkeit; motorische Störungen; akutes Abdomen. Das Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome kann ein Grund für das sofortige Absetzen von Biviol sein.
-
Andere Erkrankungen, die mit kardiovaskulären Störungen assoziiert werden, sind
u. a. Diabetes mellitus, systemischer Lupus erythematodes, hämolytisch-urämisches Syndrom, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) und Sichelzellenanämie.
-
Das im Wochenbett erhöhte thromboembolische Risiko muss berücksichtigt werden (Informationen bezüglich Schwangerschaft und Stillzeit siehe bitte im Abschnitt 4.6).
-
Eine zunehmende Häufigkeit bzw. Schwere von Migräne, was möglicherweise ein Prodrom zerebrovaskulärer Störungen sein könnte, kann Grund für das sofortige Absetzen eines kombinierten oralen Kontrazeptivums sein.
-
Biochemische Faktoren, die eventuell auf eine angeborene oder erworbene Neigung zu venösen oder arteriellen Thrombosen hindeuten, sind u. a. Resistenz gegen Aktiviertes Protein C (APC), Hyperhomocysteinämie, Mangel an Antithrombin III, Protein-C- oder Protein-S-Mangel sowie positive Phospholipid-Antikörper (Anti-Cardiolipin-Antikörper, LE-Antikörper).
-
Bei der Nutzen-Risiko-Bewertung muss berücksichtigt werden, dass die adäquate Behandlung einer Erkrankung das damit verbundene Thromboserisiko vermindert und dass eine Schwangerschaft ein höheres Thromboserisiko birgt als die Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva.
2.
Tumorerkrankungen
-
Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass die Langzeiteinnahme oraler Kontrazeptiva für Frauen, die mit dem humanen Papillomavirus (HPV) infiziert sind, das Risiko in sich birgt, ein Zervixkarzinom zu entwickeln. Es ist allerdings noch ungewiss, inwieweit dieser Befund durch andere Faktoren (wie z. B. Anzahl der Sexualpartner oder Verwendung von mechanischen Verhütungsmitteln) beeinflusst wird.
-
Eine Metaanalyse von 54 epidemiologischen Studien hat ergeben, dass das relative Risiko der Diagnosestellung eines Mammakarzinoms bei Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, geringfügig erhöht (RR = 1,24) ist. Nach Absetzen kombinierter oraler Kontrazeptiva sinkt das erhöhte Risiko kontinuierlich und verschwindet innerhalb von 10 Jahren. Da Mammakarzinome bei Frauen vor dem 40. Lebensjahr selten sind, ist bei Frauen, die ein kombiniertes orales Kontrazeptivum einnehmen oder bis vor kurzem eingenommen haben, die zusätzlich diagnostizierte Anzahl an Mammakarzinomen im Verhältnis zum Mammakarzinom-Gesamtrisiko gering. Diese Studien liefern keine Hinweise auf eine Kausalität. Die beobachtete Risikoerhöhung kann sowohl auf eine bei Anwenderinnen von kombinierten oralen Kontrazeptiva frühzeitigere Erkennung als auch auf biologische Wirkungen von kombinierten oralen Kontrazeptiva oder auf beide Faktoren gemeinsam zurückzuführen sein. Mammakarzinome bei Frauen, die ein kombiniertes orales Kontrazeptivum eingenommen haben, waren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung tendenziell weniger weit fortgeschritten als bei Frauen, die nie ein kombiniertes orales Kontrazeptivum eingenommen haben.
-
In seltenen Fällen wurde unter Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva über das Auftreten von gutartigen und noch seltener bösartigen Lebertumoren berichtet. In Einzelfällen haben diese Tumoren zu lebensbedrohlichen intraabdominalen Blutungen geführt. Kommt es unter der Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva zu starken Schmerzen im Oberbauch, zu einer Lebervergrößerung oder zu Hinweisen auf intraabdominale Blutungen, muss differentialdiagnostisch ein Lebertumor in Erwägung gezogen werden.
3. Sonstige
Erkrankungen
-
Bei Frauen mit bestehender oder familiärer Hypertriglyzeridämie ist unter der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva möglicherweise mit einem erhöhten Pankreatitis-Risiko zu rechnen.
-
Obwohl unter der Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva relativ häufig über geringfügigen Blutdruckanstieg berichtet wird, sind klinisch relevant erhöhte Blutdruckwerte selten. Es gibt keinen gesicherten Zusammenhang zwischen der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva und Hypertonie. Kommt es jedoch unter Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva zu einer deutlichen Blutdruckerhöhung, sollten diese abgesetzt und eine antihypertensive Behandlung eingeleitet werden. Die neuerliche Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva kann erwogen werden, sobald sich die Blutdruckwerte unter antihypertensiver Behandlung normalisiert haben.
-
Über Auftreten oder Verschlechterung folgender Erkrankungen wurde sowohl bei Schwangeren als auch unter Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva berichtet, doch lassen die verfügbaren Daten keine klaren kausalen Schlüsse zu: Cholestatischer Ikterus und/oder Pruritus; Cholelithiasis; Porphyrie; systemischer Lupus erythematodes; hämolytisch-urämisches Syndrom; Chorea minor; Herpes gestationis; Otosklerose-bedingter Hörverlust; (hereditäres) Angioödem.
-
Akute und chronische Leberfunktionsstörungen können ein Absetzen von kombinierten oralen Kontrazeptiva erforderlich machen, bis sich die Leberfunktionsparameter wieder normalisiert haben. Beim Wiederauftreten eines cholestatischen Ikterus, der erstmalig während einer Schwangerschaft oder während einer früheren Einnahme von Sexualsteroidhormonen aufgetreten ist, müssen kombinierte orale Kontrazeptiva abgesetzt werden.
-
Obwohl es unter der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva zu einer Beeinflussung der peripheren Insulinresistenz und der Glukosetoleranz kommen kann, scheint eine Änderung des Therapieschemas bei Diabetikerinnen nicht erforderlich. Dennoch sollten Frauen mit Diabetes, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, sorgfältig überwacht werden.
-
M. Crohn und Colitis ulcerosa sind in Zusammenhang mit der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva gebracht worden.
-
Insbesondere bei Frauen mit anamnestisch bekanntem Chloasma gravidarum kann es gelegentlich zu einem Chloasma kommen. Bei Chloasma-Neigung sind daher unter der Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva Sonnenlicht und UV-Strahlung zu meiden.
-
Biviol enthält weniger als 100 mg Lactose pro Tablette. Diese Menge sollte bei Anwenderinnen mit der selten auftretenden, angeborenen Galactose-Intoleranz, mit Lactase-Mangel oder mit Glucose-Galactose-Malabsorption, die eine Lactose-freie Diät einhalten müssen, berücksichtigt werden.
Alle oben aufgeführten Informationen müssen bei der Abwägung und Auswahl einer geeigneten kontrazeptiven Methode Berücksichtigung finden.
4.4.2 Ärztliche
Untersuchung/Beratung
Vor der ersten bzw. neuerlichen Einnahme von
Biviol muss unter besonderer Berücksichtigung der Gegenanzeigen
(Abschnitt 4.3) und Warnhinweise (Abschnitt 4.4) eine ausführliche
Anamnese (einschließlich familiärer Anamnese), Blutdruckmessung
sowie, falls klinisch angezeigt, eine gründliche somatische
Untersuchung erfolgen. Eine Schwangerschaft muss ausgeschlossen
sein. Die Anwenderin sollte darauf hingewiesen werden, die
Packungsbeilage sorgfältig zu lesen und den Hinweisen zu folgen.
Der Umfang und die Häufigkeit weiterer, regelmäßiger Kontrollen
müssen sich an den jeweilig gültigen Standard der medizinischen
Praxis orientieren und für jede Anwenderin individuell angepasst
werden.
Es muss darüber aufgeklärt werden, dass orale
Kontrazeptiva keinen Schutz vor HIV-Infektionen (AIDS) und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten bieten.
4.4.3
Verminderte Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von kombinierten oralen
Kontrazeptiva kann beeinträchtigt sein z. B. bei vergessener
Tabletteneinnahme (Abschnitt 4.2.3), gastrointestinalen Beschwerden
(Abschnitt 4.2.4) oder gleichzeitiger Anwendung weiterer
Arzneimittel (Abschnitt 4.5.1).
Pflanzliche Arzneimittel, die Johanniskraut
(Hypericum perforatum) enthalten, sollten nicht gleichzeitig mit
Biviol angewendet werden, da das Risiko besteht, dass die
Plasmakonzentrationen erniedrigt werden und die Wirksamkeit von
Biviol eingeschränkt wird (siehe Abschnitt 4.5
Wechselwirkungen).
4.4.4
Beeinträchtigung der Zykluskontrolle
Bei allen kombinierten oralen Kontrazeptiva kann
es, insbesondere in den ersten Monaten der Einnahme, zu
unregelmäßigen Blutungen (Schmier- bzw. Durchbruchblutungen)
kommen. Daher ist eine diagnostische Abklärung unregelmäßiger
Blutungen erst nach einer Anpassungsphase von ca. 3 Zyklen
sinnvoll.
Persistieren die Blutungsunregelmäßigkeiten oder
treten sie nach zuvor regelmäßigen Zyklen auf, müssen auch nicht
hormonell bedingte Ursachen in Betracht gezogen werden. Demnach
sind entsprechende diagnostische Maßnahmen zum Ausschluss einer
Schwangerschaft oder einer malignen Erkrankung, ggf. auch eine
Kürettage, angezeigt.
Die Entzugsblutung kann während des einnahmefreien
Intervalls ausbleiben. Falls das kombinierte orale Kontrazeptivum
entsprechend den unter 4.2 gegebenen Anweisungen eingenommen wurde,
ist eine Schwangerschaft unwahrscheinlich. Wurden kombinierte orale
Kontrazeptiva allerdings vor der ersten ausgebliebenen
Entzugsblutung nicht vorschriftsmäßig eingenommen oder sind zwei
Entzugsblutungen ausgeblieben, muss vor der weiteren Einnahme von
kombinierten oralen Kontrazeptiva eine Schwangerschaft
ausgeschlossen werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
4.5.1
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen zwischen oralen Kontrazeptiva und
anderen Arzneimitteln können zu Durchbruchblutungen und/oder zu
kontrazeptivem Versagen führen. Über folgende Wechselwirkungen wird
in der Literatur berichtet:
Leberstoffwechsel: Wechselwirkungen können mit
Arzneimitteln auftreten, die mikrosomale Enzyme induzieren und
dadurch die Clearance von Sexualhormonen beschleunigen können, z.
B. Hydantoine, Barbiturate, Primidon, Bosentan, Carbamazepin,
Rifampicin, Rifabutin und möglicherweise auch Oxcarbazepin,
Modafinil, Topiramat, Felbamat, Ritonavir, Griseofulvin sowie
Produkte, die Johanniskraut enthalten. Zudem können
HIV-Proteaseinhibitoren mit induzierendem Potenzial (z. B.
Ritonavir und Nelfinavir) sowie nichtnukleosidische
Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (z. B. Nevirapin und
Efavirenz) den Leberstoffwechsel beeinflussen. Die Enzyminduktion
erreicht zwar im Allgemeinen erst nach 2 bis 3 Wochen ihr Maximum,
hält aber mindestens 4 Wochen über das Absetzen der medikamentösen
Behandlung hinaus an.
Über ein Versagen von oralen Kontrazeptiva wurde
auch unter verschiedenen Antibiotika, wie z. B. unter
Aminopenicillinen und Tetracyclinen, berichtet. Der Mechanismus
dieser Wechselwirkung ist noch nicht geklärt.
Frauen, die mit einem dieser Arzneimittel
behandelt werden, sollten vorübergehend zusätzlich zum kombinierten
oralen Kontrazeptivum ein mechanisches Verhütungsmittel anwenden
oder eine andere Verhütungsmethode wählen. Während und bis 28 Tage
nach einer Begleitbehandlung mit Induktoren mikrosomaler Enzyme
sollte zusätzlich ein mechanisches Verhütungsmittel angewendet
werden. Bei Langzeitbehandlung mit Induktoren mikrosomaler Enzyme
sollte eine andere Verhütungsmethode in Betracht gezogen werden.
Frauen unter Antibiotikatherapie (außer Rifampicin und Griseofulvin
- ebenfalls Induktoren mikrosomaler Enzyme) sollten bis 7 Tage nach
Absetzen des Antibiotikums mechanische Verhütungsmittel anwenden.
Muss die gleichzeitige Anwendung eines mechanischen
Verhütungsmittels über das Ende der aktuellen Blisterpackung des
kombinierten oralen Kontrazeptivums fortgesetzt werden, dann ist
mit der nächsten Blisterpackung des kombinierten oralen
Kontrazeptivums ohne Unterbrechung, also ohne Einhalten des
üblichen einnahmefreien Intervalls, zu beginnen.
Orale Kontrazeptiva können den Metabolismus
anderer Arzneimittel beeinflussen. Plasma- und
Gewebskonzentrationen können folglich ansteigen (z. B. Cyclosporin)
oder abnehmen (z. B. Lamotrigin).
Anmerkung:Die
Produktinformationen der Begleitmedikationen sollten zu Rate
gezogen werden, um mögliche Wechselwirkungen zu
ermitteln.
4.5.2
Labortests
Unter Anwendung kombinierter oraler Kontrazeptiva
können die Ergebnisse bestimmter Labortests beeinflusst werden, u.
a. biochemische Parameter der Leber-, Schilddrüsen-, Nebennieren-
und Nierenfunktion, ferner Plasmaspiegel von (Carrier-)Proteinen,
wie Transcortin (CBG) und Lipid- bzw. Lipoproteinfraktionen,
Parameter des Kohlenhydratstoffwechsels sowie der Blutgerinnung und
Fibrinolyse. Diese Änderungen bewegen sich im Allgemeinen innerhalb
des entsprechenden Normalbereichs.
4.6
Schwangerschaft und Stillzeit
Biviol ist während der Schwangerschaft nicht
angezeigt. Tritt während der Anwendung von Biviol eine
Schwangerschaft ein, ist das Präparat abzusetzen. In den meisten
epidemiologischen Untersuchungen fand sich jedoch weder ein
erhöhtes Risiko für Missbildungen bei Kindern, deren Mütter vor der
Schwangerschaft kombinierte orale Kontrazeptiva eingenommen hatten,
noch eine teratogene Wirkung bei versehentlicher Einnahme von
kombinierten oralen Kontrazeptiva in der
Frühschwangerschaft.
Die Laktation kann durch kombinierte orale
Kontrazeptiva beeinflusst werden, da sie die Menge der Muttermilch
reduzieren und deren Zusammensetzung verändern können. Bis die
stillende Mutter ihr Kind vollkommen abgestillt hat, sollte eine
Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva daher generell nicht
empfohlen werden. Zwar können geringe Mengen der kontrazeptiv
wirksamen Steroide und/oder deren Metaboliten in die Milch
gelangen, Hinweise auf nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit
des Kindes liegen jedoch nicht vor.
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum
Bedienen von Maschinen
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das
Bedienen von Maschinen wurden nicht beobachtet.
4.8 Nebenwirkungen
Wie bei allen KOK können Veränderungen des vaginalen Blutungsmusters auftreten, insbesondere während der ersten Monate der Anwendung. Dies kann Änderungen der Häufigkeit (ausbleibend, seltener, häufiger oder kontinuierlich), Intensität (erhöht oder vermindert) oder Dauer der Blutung beinhalten.
Nebenwirkungen, die möglicherweise mit der Anwendung von Biviol oder anderen KOK in Zusammenhang stehen, sind in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet1. Alle Nebenwirkungen sind nach Systemorganklasse und Häufigkeit aufgeführt: häufig (≥1/100), gelegentlich (≥1/1.000 bis <1/100) und selten (<1/1.000).
Organsystemklasse |
Häufig (≥ 1/100) |
Gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100) |
Selten (< 1/1.000) |
Erkrankungen des Immunsystems |
|
|
Überempfindlichkeit |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
|
Flüssigkeitsretention |
|
Psychiatrische Erkrankungen |
depressive Verstimmung,
Stimmungs- |
verminderte Libido |
vermehrte Libido |
Erkrankungen des Nervensystems |
Kopfschmerzen |
Migräne |
|
Augenerkrankungen |
|
|
Beschwerden beim Tragen von Kontaktlinsen |
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes |
Übelkeit, abdominale Schmerzen |
Erbrechen, Diarrhoe |
|
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
|
Hautausschlag, Urtikaria |
Erythema nodosum, |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse |
Brustschmerzen, Spannungsgefühl in den Brüsten |
Brustvergrößerung |
Fluor vaginalis, |
Untersuchungen |
Gewichtszunahme |
|
Gewichtsabnahme |
1In der Tabelle ist der passendste MedDRA Terminus (Version 11.0) zur Beschreibung einer bestimmten unerwünschten Arzneimittelwirkung aufgeführt. Synonyme oder ähnliche Erkrankungsbilder sind nicht aufgeführt, sollten jedoch ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Bei Anwenderinnen von kombinierten oralen Kontrazeptiva wird über eine Reihe von Nebenwirkungen berichtet, die detaillierter im Abschnitt 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung" erläutert werden. Darunter sind venöse thromboembolische Erkrankungen, arterielle thromboembolische Erkrankungen, Hypertonie, hormonabhängige Tumoren (z. B. Lebertumoren, Brustkrebs), Chloasma.
4.9
Überdosierung
Es liegen keine Meldungen über schwerwiegende
Folgen bei Überdosierung vor. Symptome einer Überdosierung sind:
Übelkeit, Erbrechen sowie geringfügige vaginale Blutungen bei
jungen Mädchen. Ein Antidot ist nicht bekannt, die Behandlung hat
symptomatisch zu erfolgen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1
Pharmakodynamische Eigenschaften
ATC-Klassifizierung G03A B05
Biviol stellt ein kombiphasisches orales
Kontrazeptivum dar, das Desogestrel als Gestagen-Komponente
enthält. Das kombiphasische Konzept steht für eine niedrige und
schrittweise erhöhte Gestagen-Dosis währenddessen die
Estrogen-Dosis reduziert wird. Mit diesem Konzept kann die
Zykluskontrolle im Vergleich zu monophasischen oralen Kontrazeptiva
verbessert werden, wobei der hohe kontrazeptive Schutz beibehalten
wird.
Die empfängnisverhütende Wirkung von kombinierten
oralen Kontrazeptiva beruht auf verschiedenen Faktoren, als deren
wichtigste die Ovulationshemmung und die Veränderung des
Zervikalsekrets anzusehen sind. Neben der kontrazeptiven Wirkung
haben kombinierte orale Kontrazeptiva verschiedene günstige
Eigenschaften, die unter Berücksichtigung der negativen Wirkungen
(siehe Warnhinweise, Nebenwirkungen) die Wahl der Verhütungsmethode
beeinflussen können. Die Zyklen werden regelmäßiger, die
Menstruation oft weniger schmerzvoll und die Blutungen sind
schwächer. Letzteres verringert die Häufigkeit von Eisenmangel.
Zusätzlich zeigte sich, zumindest unter höher dosierten
kombinierten oralen Kontrazeptiva (50 Mikrogramm Ethinylestradiol),
ein verringertes Risiko von fibrozystischen Mastopathien,
Ovarialzysten, Infektionen innerer Genitalorgane (Pelvic
inflammatory disease), ektopischen Schwangerschaften und
Endometrium- bzw. Ovarialkarzinomen. Inwieweit dies auch für
niedriger dosierte kombinierte orale Kontrazeptiva zutrifft, bleibt
nachzuweisen.
Kinder und Jugendliche
Es liegen keine Studien zur Wirksamkeit und
Unbedenklichkeit bei Jugendlichen unter 18 Jahren
vor.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Desogestrel
Resorption
Desogestrel wird nach oraler Verabreichung rasch
und vollständig resorbiert und in Etonogestrel umgewandelt.
Maximale Blutspiegel werden ca. 1,5 Stunden nach Verabreichung
erreicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt 62 bis 81 %.
Verteilung
Etonogestrel wird sowohl an Albumin als auch an
sexualhormonbindendes Globulin (SHBG) gebunden. Nur 2 bis 4 % der
Gesamtkonzentration im Serum sind freies Steroid, 40 bis 70 % sind
spezifisch an SHBG gebunden. Die Ethinylestradiol-bedingte Zunahme
der SHBG-Konzentration beeinflusst die relative Bindung an
Serumproteine, was zu einem Anstieg der SHBG-Bindung und zu einer
Abnahme der Albumin-Bindung führt. Das (scheinbare)
Verteilungsvolumen von Desogestrel beträgt 1,5 l/kg.
Metabolismus
Etonogestrel wird komplett über die bekannten Wege
des Steroidabbaus metabolisiert. Die metabolische Clearance aus dem
Serum beträgt 2 ml/min/kg. Es gibt keine metabolischen
Interaktionen auf Grund der gleichzeitigen Verabreichung von
Ethinylestradiol.
Elimination
Die Etonogestrel-Serumspiegel nehmen zweiphasig
mit einer Halbwertszeit von 30 Stunden in der terminalen
Dispositionsphase ab. Desogestrel und seine Metaboliten werden mit
dem Harn und der Galle in einem Verhältnis von ca. 6 : 4
ausgeschieden.
Steady-State-Bedingungen
Die Pharmakokinetik von Etonogestrel wird durch
die SHBG-Spiegel beeinflusst, die durch Ethinylestradiol um das
Dreifache erhöht werden. Bei täglicher Einnahme nehmen die
Serumspiegel um etwa das Zwei- bis Dreifache zu, wobei der
Steady-State in der zweiten Hälfte des Verabreichungszyklus
erreicht wird.
Ethinylestradiol
Resorption
Ethinylestradiol wird nach oraler Verabreichung
rasch und vollständig resorbiert. Maximale Blutspiegel werden nach
1 bis 2 Stunden erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt
infolge präsystemischer Konjugatbildung und des First-Pass-Effekts
ca. 60 %.
Verteilung
Ethinylestradiol ist zu einem Großteil, aber
unspezifisch an Serumalbumin gebunden (ca. 98,5 %) und verursacht
eine Zunahme der Serumkonzentration von SHBG. Das (scheinbare)
Verteilungsvolumen beträgt ca. 5 l/kg.
Metabolismus
Ethinylestradiol wird präsystemisch sowohl in der
Schleimhaut des Dünndarms als auch in der Leber konjugiert. Es wird
primär durch aromatische Hydroxylierung verstoffwechselt und in
eine Vielzahl von hydroxylierten und methylierten Metaboliten
umgewandelt, die sowohl in freier Form als auch als Glucuronide und
Sulfate vorliegen. Die metabolische Clearance beträgt ca. 5
ml/min/kg.
Elimination
Der Ethinylestradiol-Serumspiegel nimmt in zwei
Dispositionsphasen mit einer Halbwertszeit von ca. 24 Stunden in
der terminalen Dispositionsphase ab. Ethinylestradiol wird nicht in
unveränderter Form ausgeschieden. Die Metaboliten werden mit dem
Harn und der Galle im Verhältnis von 4 : 6 mit einer Halbwertszeit
von ca. 1 Tag eliminiert.
Steady-State-Bedingungen
Der Steady-State wird nach 3 bis 4 Tagen erreicht,
wobei die Serumkonzentration um 30 bis 40 % höher als nach
Verabreichung einer Einzeldosis ist.
5.3
Präklinische Daten zur Sicherheit
Präklinische Daten zeigen kein spezielles Risiko
für den Menschen, wenn kombinierte orale Kontrazeptiva wie
empfohlen angewendet werden. Diese Aussage stützt sich auf
konventionelle Studien zur chronischen Toxizität, zur
Genotoxizität, zum kanzerogenen Potenzial und zur
Reproduktionstoxizität. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass
Sexualsteroide das Wachstum gewisser hormonabhängiger Gewebe und
Tumoren fördern können.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der
sonstigen Bestandteile
Blaue Tabletten:
Kartoffelstärke, Povidon (K 27,0 - 32,4),
Stearinsäure (Ph.Eur.), Hochdisperses Siliciumdioxid, -Tocopherol
(Ph.Eur.), Indigocarmin [E 132], Lactose-Monohydrat.
Weiße Tabletten:
Kartoffelstärke, Povidon (K 27,0 - 32,4),
Stearinsäure (Ph.Eur.), Hochdisperses Siliciumdioxid, -Tocopherol
(Ph.Eur.), Lactose-Monohydrat.
6.2
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der
Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere
Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern. Nicht
einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den
Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.
6.5 Art und
Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminium-Blisterpackung, verpackt in einem
Aluminium-beschichteten Beutel.
Packungsgrößen: 22, 3 x 22 und 6 x 22
Tablettten.
Jede Blisterpackung enthält 22 Tabletten (7 blaue
und 15 weiße Tabletten).
6.6 Besondere
Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine speziellen Hinweise.
7. Inhaber der
Zulassung
MSD SHARP & DOHME GMBH
Lindenplatz 1
85540 Haar
Postanschrift:
Postfach 1202
85530 Haar
Tel.: 0800/673 673 673
Fax: 0800/673 673 329
E-Mail: e-mail@msd.de
Mitvertrieb:
ORGANON GMBH, 85530 Haar
8.
Zulassungsnummer
30264.00.00
9. Datum der Verlängerung der Zulassung
12. Dezember 2007
10. Stand der
Information
Dezember 2011
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig