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Carbabeta 300 Retard

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FACHINFORMATION


1. Bezeichnung der Arzneimittel

Carbabeta 200

Carbabeta 300 retard

Carbabeta 400 retard

Carbabeta 600 retard


200 mg, Tabletten

300 mg / 400 mg / 600 mg, Retardtabletten


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Carbabeta 200:

1 Tablette enthält 200 mg Carbamazepin


Carbabeta 300 retard:

1 Retardtablette enthält 300 mg Carbamazepin


Carbabeta 400 retard:

1 Retardtablette enthält 400 mg Carbamazepin


Carbabeta 600 retard:

1 Retardtablette enthält 600 mg Carbamazepin


Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1


3. Darreichungsform

Carbabeta 200:

Tablette

Weiße, runde, biplane Tablette mit einseitiger Bruchkerbe

Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.


Carbabeta 300 retard:

Retardtablette

Weiße, runde, gewölbte Tablette mit einseitiger Bruchkerbe

Die Retardtablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.


Carbabeta 400 retard:

Retardtablette

Weiße Oblongtablette, beidseitig gewölbt, mit beidseitiger Bruchkerbe

Die Retardtablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.


Carbabeta 600 retard:

Retardtablette

Weiße, bikonvexe Oblongtablette mit beidseitger Bruchkerbe

Die Retardtablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von:

- Epilepsien

– einfache partielle Anfälle (fokale Anfälle)

– komplexe partielle Anfälle (psychomotorische Anfälle)

– Grand mal, insbesondere fokaler Genese (Schlaf-Grand mal, diffuses Grand mal)

– gemischte Epilepsieformen

- Trigeminus-Neuralgie

- Genuine Glossopharyngeus-Neuralgie

- Schmerzhafte diabetischer Neuropathie

- Nichtepileptische Anfälle bei Multipler Sklerose, wie z.B. Trigeminus-Neuralgie, tonische Anfälle, paroxysmale Dysarthrie und Ataxie, paroxysmale Parästhesien und Schmerzanfälle

- Anfallsverhütung beim Alkoholentzugssyndrom

- Zur Prophylaxe manisch-depressiver Phasen, wenn die Therapie mit Lithium versagt hat bzw. wenn Patienten unter Lithium schnelle Phasenwechsel erlebten und wenn mit Lithium nicht behandelt werden darf


Hinweis:

Bei Umstellung von bisherigen (nicht retardierten) Darreichungsformen auf Carbabeta retard ist auf ausreichende Serumspiegel von Carbamazepin zu achten.



4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Vor der Entscheidung zur Behandlung mit Carbamazepin sollten Patienten han-chinesischer oder thailändischer Abstammung auf die Genvariante HLA-B*1502 hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist. Dieses Allel ist ein starker Prädiktor für das Risiko des Auftretens des Stevens-Johnson-Syndroms bei einer Behandlung mit Carbamazepin (siehe Hinweise zu Gentests und Hautreaktionen in Abschnitt 4.4).


Dosierung

Die Behandlung mit Carbamazepin wird einschleichend, in einer niedrigen Initialdosis, je nach Art und Schwere des Krankheitsbildes, individuell begonnen, danach wird die Dosis langsam bis zur am besten wirksamen Erhaltungsdosis erhöht.


Die Tagesdosis wird in der Regel in mehreren Einzel­gaben (bei Retardtabletten in 1 - 2 Einzelgaben) verabreicht. Der allgemeine Tagesdosisbereich liegt zwischen 400 und 1200 mg Carbamazepin.


Eine Gesamttagesdosis von 1600 mg Carbamazepin sollte in der Regel nicht überschritten werden, da in höherer Dosierung vermehrt Nebenwirkungen auftreten.


Die Festlegung der therapeutischen Dosis sollte, insbesondere bei Kombinationstherapie, über die Bestimmung der Plasmaspiegel und in Abhängigkeit von der Wirksamkeit erfolgen. Der therapeutische Carbamazepinspiegel liegt erfahrungsgemäß zwischen 4 und 12 µg/ml.


Im Einzelfall kann die erforderliche Dosis erheblich von der angegebenen Anfangs- und Erhaltungsdosis abweichen (z.B. wegen Beschleunigung des Metabolismus durch Enzyminduktion oder wegen Arzneimittelinteraktionen bei eventuell kombinierter Medikation).

Carbabeta sollte zur Behandlung der Epilepsie bevorzugt allein (Monotherapie) angewendet werden. Die Behandlung ist von einem in der Epilepsiebehandlung erfahrenen Facharzt zu überwachen.


Bei Umstellung auf die Behandlung mit Carbabeta ist die Dosis des abzusetzenden Antiepileptikums schrittweise herabzusetzen.


Folgendes allgemeines Dosierschema wird zur Behandlung von epileptischen Anfallsleiden empfohlen:



Anfangsdosis

täglich

Erhaltungsdosis

täglich


Erwachsene


Tablette

1 mal 200 mg


Retard­tablette

abends 200 - 300 mg


Tablette

3 mal 200 - 400 mg


Retard­tablette

morgens 200 (300) - 600 mg

abends (300) 400 - 600 mg



Kinder*



1 - 5 Jahre


Tablette

1 – 2 mal 100 mg


Tablette

1 – 2 mal 200 mg


6 - 10 Jahre


Tablette

2 mal 100 mg


Retardtablette
abends 150 - 200 mg


Tablette

3 mal 200 mg


Retardtablette

morgens 200 mg

abends 200 - 400 mg



11 - 15 Jahre


Tablette

2 – 3 mal 100 mg


Retardtablette
abends 150 - 200 mg



Tablette

3 mal 200 - 400 mg bzw.

3 – 5 mal 200 mg


Retardtablette

morgens 200 - 400 mg

abends 400 - 600 mg



* Hinweise:


Carbabeta 200:
Bei Kindern unter 4 Jahren wird aufgrund klinischer Erfahrungen empfohlen, bevorzugt mit einer Tagesdosis von 20 - 60 mg zu beginnen. Bis zum Erreichen der therapeutisch notwendigen Dosis kann diese Tagesdosis um 20 - 60 mg Carbamazepin jeden zweiten Tag gesteigert werden. Jedoch sollten die oben genannten Dosierungs­bereiche nicht über­schritten werden.

Bei Kindern über 4 Jahren kann, aufgrund klinischer Erfahrungen die Anfangsdosis 100 mg Carbamazepin pro Tag betragen. Diese Tagesdosis kann jeden zweiten Tag oder wöchentlich um bis zu 100 mg Carbamazepin pro Tag bis zur erforderlichen Dosis gesteigert werden. Jedoch sollten die oben ge­nannten Dosierungsbereiche nicht überschritten werden.

Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

Für Kinder unter 6 Jahren stehen zur Initial- und Erhaltungsdosierung nicht-retardierte Darrei­chungs­formen zur Verfügung (Suspension, Saft oder Tabletten).
Die Verabreichung von Retardtabletten kann wegen unzu­reichender Erkenntnis nicht empfoh­len werden.


Es gelten folgende Dosierungsempfehlungen:


Epilepsien

Carbabeta 200/ -400 retard:

Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen die Anfangsdosis von 200 - 400 mg Carbamazepin/Tag langsam auf die Erhaltungsdosis von 800 - 1200 mg Carbamazepin/Tag gesteigert.


Im Allgemeinen beträgt die Erhaltungsdosis für Kinder durchschnittlich 10 - 20 mg Carbamazepin/kg Körpergewicht/Tag.

Empfohlenes Dosierungsschema siehe Tabelle.


Carbabeta 300 retard/ -600 retard:

Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen die Anfangsdosis von 300 mg Carbamazepin/Tag langsam auf die Erhaltungsdosis von 600 - 1200 mg Carbamazepin/Tag gesteigert.


Im Allgemeinen beträgt die Erhaltungsdosis für Kinder durchschnittlich 10 - 20 mg/kg Körpergewicht/Tag.

Empfohlenes Dosierschema: siehe Tabelle


Aufgrund der Dosisstärke ist Carbabeta 600 retard für Kinder nicht geeignet.


Trigeminus-Neuralgie, genuine Glossopharyngeus-Neuralgie

Carbabeta 200/ -400 retard:

Die Tagesdosis wird von einer Anfangsdosis von 200 - 400 mg Carbamazepin, in 1 - 2 Gaben, bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit auf 400 - 800 mg Carbamazepin erhöht. Im Anschluß daran ist es bei einem Teil der Fälle möglich, die Behandlung mit einer geringeren Erhaltungsdosis von 400 mg Carbamazepin täglich fortzusetzen.


Bei älteren und empfindlichen Patienten ist eine Anfangsdosis von 200 mg/ Tag Carbamazepin morgens oder abends ausreichend.


Carbabeta 300 retard:

Die Tagesdosis wird von einer Anfangsdosis von 150 - 300 mg Carbamazepin bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit auf durchschnittlich 300 - 900 mg Carbamazepin - verteilt auf 2 Gaben - erhöht. Im Anschluss daran ist es bei einem Teil der Fälle möglich, die Behandlung mit einer geringeren Erhaltungsdosis von 300 - 450 mg Carbamazepin/Tag, verteilt auf 2 Gaben, fortzusetzen.


Bei älteren und empfindlichen Patienten ist eine Anfangsdosis von 150 mg Carbamazepin morgens oder abends ausreichend.


Carbabeta 600 retard:

Die Tagesdosis wird von einer Anfangsdosis von 150 - 300 mg Carbamazepin (wofür niedriger dosierbare Darreichungsformen zur Verfügung stehen) bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit auf durchschnittlich 300 - 900 mg Carbamazepin verteilt auf 1-2 Gaben erhöht. Im Anschluss daran ist es bei einem Teil der Fälle möglich, die Behandlung mit einer geringeren Erhaltungsdosis von täglich 300 Carbamazepin fortzusetzen.


Bei älteren und empfindlichen Patienten ist auf eine Darreichungsform mir niedrigerer Dosisstärke auszuweichen, da als Anfangsdosis 150 mg Carbamazepin morgens oder abends ausreichend sind


Schmerzzustände bei diabetischer Neuropathie

Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 600 mg Carbamazepin, in Ausnahmefällen bis zu 1200 mg Carbamazepin, verteilt auf 2 Gaben


Carbabeta 200:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 600 mg Carbamazepin, in Ausnahmefällen bis zu 1200 mg Carbamazepin, verteilt auf 3 Gaben


Nichtepileptische Anfälle bei Multipler Sklerose

Carbabeta 200:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 400 - 800 mg Carbamazepin, in 2 - 4 Einzelgaben.


Carbabeta 400 retard:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 400 - 800 mg Carbamazepin, in 2 Einzelgaben.


Carbabeta 300 retard/ -600 retard:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 300 - 900 mg Carbamazepin in 1 – 2 Einzelgaben.


Anfallsverhütung während der stationären Alkoholentzugssyndrombehandlung

Carbabeta 200:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 600 mg Carbamazepin.

In schweren Fällen kann die Dosis in den ersten Tagen bis auf täglich 1200 mg Carbamazepin, verteilt auf 3 Gaben, erhöht werden.


Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 600 mg Carbamazepin.

In schweren Fällen kann die Dosis in den ersten Tagen bis auf täglich 1200 mg Carbamazepin erhöht werden, jeweils in 2 Einzelgaben.


Die Kombination von Carbamazepin mit sedativ-hypnotischen Mitteln wird nicht empfohlen. Entsprechend der klinischen Erfordernisse kann Carbamazepin jedoch mit anderen in der Alkoholentzugsbehandlung eingesetzten Substanzen bei Bedarf kombiniert werden.


Es sind regelmäßige Kontrollen des Carbamazepinspiegels vorzunehmen. Wegen der zentralnervösen und vegetativen Nebenwirkungen (siehe Abschnitt 4.8) wird eine sorgfältige klinische Beobachtung empfohlen.


Prophylaxe manisch-depressiver Phasen

Carbabeta 200:

Die Anfangsdosis, die in der Regel auch als Erhaltungsdosis ausreichend ist, beträgt 200 - 400 mg Carbamazepin täglich, in 1 - 2 Gaben. Gegebenenfalls kann die Dosis bis auf täglich 800 mg Carbamazepin täglich, in 3- 4 Gaben, erhöht werden.


Carbabeta 400 retard:

Die Anfangsdosis, die in der Regel auch als Erhaltungsdosis ausreichend ist, beträgt 200 - 400 mg Carbamazepin täglich. Gegebenenfalls kann die Dosis bis auf täglich 800 mg Carbamazepin, verteilt auf 2 Gaben, erhöht werden.


Carbabeta 300 retard/ -600 retard:

Die Anfangsdosis, die in der Regel auch als Erhaltungsdosis ausreichend ist, beträgt 300 mg Carbamazepin/ Tag. Gegebenenfalls kann die Dosis bis auf täglich 600 - 900 mg Carbamazepin, verteilt auf 1-2 Gaben, erhöht werden.


Hinweis:
Bei Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkran­kungen, bei Leber- und Nierenleiden sowie bei älteren Patienten ist eine niedrigere Dosierung angezeigt.


Art der Anwendung


Die Tabletten/ Retardtabletten sind teilbar und werden während oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser) eingenommen.


In manchen Fällen hat sich die Verteilung der Tages­dosis auf 4 - 5 Einzelgaben als besonders wirkungsvoll erwiesen.


In diesen Fällen sind nicht-retardierte Darreichungsformen von Carbamazepin retardierten Darreichungsformen vorzuziehen.


Die Anwendungsdauer richtet sich nach der jeweiligen Indikation und der in­dividuellen Reaktion des Patienten. In jedem Fall darf das Arzneimittel durch den Patienten nicht eigenmächtig abgesetzt werden.


Die antiepileptische Therapie ist grundsätzlich eine Langzeittherapie.

Über die Einstellung, Behandlungsdauer und das Ab­setzen von Carbabeta sollte im Einzelfall ein Facharzt (Neurologe, Neuropädiater) entscheiden. Im Allgemeinen ist eine Dosisreduktion und ein Absetzen der Medi­kation frühestens nach zwei- bis dreijähriger Anfalls­freiheit zu erwägen.

Das Absetzen muß in schrittweiser Dosisreduktion über ein bis zwei Jahre erfolgen, Kinder können der Dosis pro kg Körpergewicht entwachsen, anstelle alters­gemäßer Dosisanpassung, wobei sich der EEG-Befund nicht ver­schlechtern sollte.


Bei der Neuralgie-Behandlung hat es sich bewährt, die Therapie mit einer für die Schmerzfreiheit gerade noch ausreichenden Erhaltungsdosis über einige Wochen durchzuführen. Durch vorsichtige Dosisreduktion sollte festgestellt werden, ob es inzwischen zu einer Spontanremission gekommen ist.

Beim Wiederauftreten von Schmerzattacken ist mit der ursprünglichen Erhaltungsdosis weiterzubehandeln.


Für die Behandlungsdauer der Schmerzzustände bei diabetischer Neuropathie und der nichtepileptischen Anfälle bei Multipler Sklerose gilt das gleiche.


Zur Anfallsverhütung bei der Alkoholentzugssyndrom­behandlung sollte die Therapie mit Carbabeta unter ausschleichender Dosierung nach 7 - 10 Tagen beendet werden.


Die Prophylaxe manisch-depressiver Phasen ist eine Langzeitbehandlung.


4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, trizyklische Antidepressiva oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile

Knochenmarksschädigung, Knochenmarkdepression in der Vorgeschichte

atrioventrikulärer Block

akute intermittierende Porphyrie

- gleichzeitige Behandlung mit einem Monoaminoxidase-Hemmer

- gleichzeitige Behandlung mit Voriconazol, da es zum Therapieversagen dieses Medikamentes kommen kann.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Da Carbamazepin Absencen hervorrufen bzw. bereits bestehende verstärken kann, sollte Carbabeta bei Patienten, die unter diesen Anfallsformen leiden, nicht ange­wendet werden.


Carbabeta darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ange­wendet werden bei:

früheren oder bestehenden hämatologischen Erkrankungen, hämatologischen Reaktionen auf andere Arzneimittel in der Vorgeschichte

gestörtem Natrium-Stoffwechsel,

schweren Herz-, Leber- und Nierenfunktionsstörungen (siehe Abschnitt 4.8 und 4.2).

- bei Patienten mit myotoner Dystrophie, da bei dieser Patientengruppe häufig kardiale Überleitungsstörungen auftreten


Warnhinweise und sonstige Hinweise


Carbabeta 200:

Bei Kindern unter 6 Jahren darf die Anwendung von Carbamazepin nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.


Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

Carbabeta retard ist wegen des zu hohen Wirkstoffgehaltes und fehlender Erfahrung mit Retardtabletten für Kinder unter 6 Jahren ungeeignet.


Beim Auftreten von Fieber, Halsschmerzen, allergischen Hautreaktionen wie Hautausschlag mit Lymphknoten­schwellungen und/oder grippeähnlichen Krankheitsbeschwer­den unter der Behandlung mit Carbamazepin sollte der Patient sofort den Arzt aufsuchen und das Blutbild bestimmt werden. Bei schweren allergischen Reaktionen ist Carbabeta sofort abzusetzen.


Der Patient ist anzuweisen, beim Auftreten von Symp­tomen einer Leberentzündung wie Schlappheit, Appetit­losigkeit, Übelkeit, Gelbfärbung der Haut, Vergrö­ßerung der Leber umgehend den Arzt aufzusuchen.


Bei Auftreten bestimmter Blutbildveränderungen (insbesondere Leukozytopenien und Thrombozytopenien) kann das Absetzen von Carbamezepin erforderlich sein; dies ist immer der Fall, wenn gleichzeitig Beschwerden wie allergische Symptome, Fieber, Halsschmerzen oder Hautblutungen auftreten.


Aufgrund der oben genannten möglichen Nebenwirkungen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen sind, insbe­sondere bei Langzeittherapie, regelmäßig Blutbild, Nieren- und Leberfunktion und der Carbamazepinspiegel sowie bei Kombinationstherapie die Plasmakonzentra­tionen der anderen Antiepilep­tika zu kontrollieren, ggf. sind die Tagesdosen zu reduzieren.


Es empfiehlt sich, Blutbild und Leberwerte zunächst vor der Behandlung mit Carbamazepin, dann in wöchentlichen Abständen im ersten Monat der Behandlung, danach in monatlichen Abständen zu kontrollieren. Nach 6 monatiger Behandlung reichen teilweise 2 – 4 malige Kontrollen im Jahr aus.


Bei Patienten mit Glaukom (grüner Star) soll der Augeninnendruck regelmäßig gemessen werden.


Wird eine Umstellung der Therapie bei Patienten mit Epilepsie, die mit Carbabeta behandelt werden, er­forderlich, darf die Umstellung nicht plötzlich erfolgen, sondern es muss ausschleichend auf die Behandlung mit einem anderen Antiepileptikum umgestellt werden.


Warnhinweis:

Im Anwendungsgebiet Anfallsverhütung beim Alkoholentzugssyndrom darf Carbamazepin nur unter stationären Bedingungen angewendet werden.


Zu beachten ist, dass die auftretenden Nebenwirkungen von Carbamazepin bei der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms den Entzugserscheinungen ähnlich sein bzw. mit ihnen verwechselt werden können.


Wenn Carbamazepin zur Prophylaxe manisch-depressiver Phasen bei unzureichender Wirksamkeit von Lithium alleine in Ausnahmefällen zusammen mit Lithium gegeben werden soll, ist zur Vermeidung von unerwünschten Wechsel­wirkungen (siehe Abschnitt 4.5) darauf zu achten, dass eine bestimmte Plasma­konzentration von Carbamazepin nicht überschritten wird (8 µg/ml), der Lithiumspiegel in einem niedrigen therapeutischen Bereich gehalten wird (0,3 bis 0,8 mval/L) und eine Behandlung mit Neuroleptika länger als 8 Wochen zurückliegt und auch nicht gleichzeitig erfolgt.


Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung sollten sich die Patienten während der Behandlung mit Carbamazepin vor starker Sonnenbestrahlung schützen.


1. Kurzfristige Kontrollen (innerhalb 1 Woche) er­forderlich bei
Fieber, Infekt,

Hautausschlag,

allgemeinem Schwächegefühl,

Halsentzündung, Mundulzera,

rascher Ausbildung blauer Flecken,

Anstieg der Transaminasen,

Abfall der Leukozyten unter 3000/mm3bzw. der Granulozyten unter 1500/mm3,

Abfall der Thrombozyten unter 125 000/mm3,

Abfall der Retikulozyten unter 0,3 % = 20 000/mm3,

Anstieg des Serumeisen über 150 µg %.


2. Absetzen von Carbamazepin erforderlich bei

petechialen oder Purpura-Blutungen,

Abfall der Erythrozyten unter 4 Mio/mm3,

Abfall des Hämatokrits unter 32 %,

Abfall des Hämoglobin unter 11 g %,

Abfall der Leukozyten unter 2000/mm3bzw. der Granulozyten unter 1000/mm3bzw. der Thrombozyten unter 80 000/mm3.

- bzw. bei symptomatischen Blutbildungsstörungen


Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Carbabeta nicht aus.


Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.


Hautreaktionen

Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) wurden in Zusammenhang mit der Anwendung von Carbamazepin berichtet. Die Patienten sollten über die Anzeichen und Symptome dieser schweren Nebenwirkungen informiert und engmaschig bezüglich des Auftretens von Hautreaktionen überwacht werden.

Das Risiko für das Auftreten von SJS oder TEN ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS oder eine TEN auftreten (z.B. ein progredienter Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen), muss die Therapie mit Carbamazepin beendet werden. Der Verlauf von SJS und TEN wird maßgeblich von der frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen Arzneimittel bestimmt, d.h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.

Nach Auftreten eines SJS oder einer TEN in Zusammenhang mit der Anwendung von Carbamazepin darf der Patient/die Patientin nie wieder mit Carbamazepin behandelt werden.“


Schwere und in einigen Fällen tödliche Hautreaktionen, wie toxische epidermaler Nekrolyse (TEN) und Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), treten bei schätzungsweise 1–6 von 10.000 neuen Anwendern in Ländern mit hauptsächlich kaukasischer Bevölkerung auf, aber in einigen asiatischen Ländern liegt das Risiko den Schätzungen nach etwa 10-mal höher.

Es liegen vermehrt Hinweise darauf vor, dass verschiedene HLA-Allele bei der Prädisposition von Patienten für immunvermittelte unerwünschte Reaktionen eine Rolle spielen (siehe Abschnitt 4.2).


Allel HLA-A*3101 – Personen europäischer und japanischer Abstammung

Es liegen Daten vor, die darauf hinweisen, dass das Allel HLA-A*3101 bei Personen mit europäischer Abstammung sowie bei Japanern mit einem erhöhten Risiko von Carbamazepin-induzierten unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Haut assoziiert ist, z. B. SJS, TEN, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom) oder weniger schwerer akuter generalisierter exanthematischer Pustulose (AGEP) und makulopapulösem Arzneimittelexanthem (siehe Abschnitt 4.8).

Die Häufigkeit des HLA-A*3101-Allels zeigt starke Variationen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Das Allel HLA-A*3101 hat eine Prävalenz von 2 % bis 5 % in der europäischen Bevölkerung und von etwa 10 % bei der japanischen Bevölkerung.

Das Vorliegen des Allels HLA-A*3101 kann das Risiko Carbamazepin-induzierter Hautreaktionen (in den meisten Fällen von geringerem Schweregrad) von 5,0 % bei der Allgemeinbevölkerung auf 26,0 % bei Patienten europäischer Abstammung steigern, wohingegen das Fehlen dieses Allels das Risiko von 5,0 % auf 3,8 % senken kann.

Es liegen keine ausreichenden Daten für die Empfehlung einer Untersuchung auf das Vorliegen des Allels HLA-A*3101 vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin vor.

Ist bei Patienten europäischer oder japanischer Herkunft bekannt, dass sie das Allel HLA-A*3101 tragen, kann die Anwendung von Carbamazepin in Erwägung gezogen werden, wenn der voraussichtliche Nutzen größer ist als das Risiko.“


Allel HLA-B*1502 bei Han-Chinesen, Thailändern und anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen

Es wurde nachgewiesen, dass das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 bei Personen, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, stark mit dem Risiko des Auftretens schwerer Hautreaktionen, und zwar des Stevens-Johnson-Syndroms, verbunden ist. Die Prävalenz von Trägern des HLA-B*1502-Allels beträgt bei Han-Chinesen und Thailändern etwa 10 %. Diese Personen sollten vor Beginn der Therapie mit Carbamzepin genetisch auf dieses Allel hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist (siehe Abschnitt 4.2). Wenn der Test positiv ausfällt, sollte die Behandlung mit Carbamazepin nicht begonnen werden, es sei denn, es steht keine Behandlungsalternative zur Verfügung. Getestete Personen, bei denen kein HLAB* 1502 gefunden wurde, haben ein geringes Risiko für das Auftreten des Stevens-Johnson-Syndroms; dennoch können diese Reaktionen selten auftreten.


Einige Daten weisen bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen auf ein erhöhtes Risiko von schweren Carbamazepin-assoziierten TEN-/SJS-Fällen hin. Aufgrund der Prävalenz dieses Allels bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen (z. B. über 15 % auf den Philippinen und in Malaysia) kann erwogen werden, Patienten aus genetisch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen auf das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 zu testen.

Die Prävalenz des Allels HLA-B*1502 ist zu vernachlässigen bei Personen europäischer Abstammung, in getesteten afrikanischen und lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppen sowie bei Japanern und Koreanern (< 1 %).


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Mindestens zwei Wochen vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin muss eine Be­handlung mit MAO-Hemmern beendet worden sein.


Beeinflussung der Plasmakonzentration anderer Arzneimittel durch Carbamazepin:


Carbamazepin induziert das Cytochrom-P-450-System (überwiegend das Isoenzym CYP3A4), so dass die Plasmakonzentration von Substanzen, die über das Cytochrom-P-450-System abgebaut werden, verringert werden kann und deren Dosis ggf. den klinischen Erfordernissen anzupassen ist.


Dies gilt beispielsweise für:

andere Antikonvulsiva (Clonazepam, Ethosuximid, Felbamat, Primidon, Lamotrigin, Tiagabin, Topiramat, Valproin­säure),

Benzodiazepine (Alprazolam, Clobazam),

typische Neuroleptika (Haloperidol, Bromperidol) und atypische Neuroleptika (Clozapin, Olanzapin, Risperidon, Quetiapin),

trizyklische Antidepressiva (z.B. Imipramin, Amitryptilin, Nortrypti­lin, Clomipramin),

Tetrazykline (z.B. Doxycyclin),

Antimykotika vom Azol-Typ (z.B. Voriconazol, Itraconazol, so dass es zum Therapieversagen der Antimykotika kommen kann),

Praziquantel, Caspofungin, Indinavir,

Fentanyl, Midazolam, Phenazon, Methylphenidat, Methadon, Theophyllin, Chinidin, Digoxin, Propranolol, Felodipin, Flunarizin,

Kortikosteroide (z.B. Predni­solon, Dexamethason),Ciclosporin, Tacrolimus,

blutgerinnungshemmende Mittel (wie Warfarin, Phenpro­coumon, Dicoumarol),

hormonale Kontrazeptiva.


Bei Einnahme der "Pille" können, zusätzlich zur Wirkungs­abschwächung der hormonalen Kontrazeptiva, plötzliche Zwischenblutungen auftreten. Deshalb sollte das orale Kontrazeptivum mehr als 50 mg Estrogen enthalten oder es sollten andere, nicht­hormonale Verhütungsmethoden empfohlen werden.
Die Plasmakonzentration von Phenytoin kann durch Carbamazepin sowohl erhöht als auch vermindert werden, wodurch in Ausnahmefällen Verwirrtheitszustände bis hin zum Koma auftreten können.

Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von Bupropion senken und den des Metaboliten Hydroxbupropion erhöhen und somit die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Bupropion verringern.

Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von Trazodon senken, scheint jedoch den antidepressiven Effekt von Trazodon zu verstärken.

Carbamazepin kann möglicherweise die Metabolisierung von Zotepin beschleunigen.


Verminderte Plasmakonzentration von Carbamazepin:

Carbamazepin wird durch das Cytochrom-P-450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher durch Induktoren des Cytochrom-P-450-Systems vermindert werden, z.B. durch:


Andere Antikonvulsiva (Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Valproinsäure), Theophyllin, Rifampicin, Doxorubicin, Cisplatin, Johanniskraut (Hypericum perforatum). Andererseits können die Plasmaspiegel des pharmakologisch wirksamen Metaboliten Carbamazepin-10,11-Epoxid durch Valproinsäure, sowie Primidon erhöht werden.


Durch gleichzeitige Gabe von Felbamat kann der Plasmaspiegel von Carbamazepin vermindert und der von Carbamazepin-10, 11-epoxid erhöht werden, gleichzeitig kann der Felbamat-Spiegel gesenkt werden.


Aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung, insbe­sondere bei gleichzeitiger Verabreichung mehrerer Antiepileptika, empfiehlt es sich, die Plasmaspiegel zu kontrollieren und die Dosierung von Carbamazepin ggf. anzupassen.


Erhöhte Plasmakonzentration von Carbamazepin:

Carbamazepin wird durch das Cytochrom-P-450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher durch Inhibitoren des Cytochrom-P-450-Systems erhöht werden, z.B. durch:


Makrolidantibiotika (z.B. Erythromycin, Troleandomycin, Josamycin, Clarithromycin), Isoniazid, Calcium-Antago­nisten (z.B. Verapamil, Diltiazem), Acetazolamid, Dextropropoxyphen/Prop­oxyphen, Viloxazin, Danazol, Ritonavir, Antimykotika vom Azol-Typ (wie z.B. Itraconazol, Ketoconazol, Fluconazol), Nicotinamid (in hoher Dosierung bei Erwachsenen), Fluoxetin, Nefazodon, Terfenadin, Loratadin, Cimetidin möglicherweise auch Desipramin und Fluvoxamin.


Erhöhte Plasmaspiegel von Carbamazepin (und/oder Carbamazepin 10,11-epoxid) können zu den unter Nebenwirkungen genannten Symptomen (z.B. Schwindel, Müdigkeit, Gangunsicherheit, Doppeltsehen) führen. Daher sollte die Carbamazepin-Plasmakonzen­tration bei Auftreten solcher Symptome überprüft und die Dosis nötigenfalls verringert werden.


Andere Wechselwirkungen:

Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Neuroleptika oder Metoclopramid kann das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen begünstigen. Bei Patienten, die mit Neuroleptika behandelt werden, ist darauf zu achten, dass Carbamazepin den Plasmaspiegel dieser Arzneimittel reduzieren und dadurch eine Verschlechterung des Krankheitsbildes verursachen kann. Eine Dosisanpassung des jeweiligen Neuroleptikums kann erforderlich sein.


Es wird darauf hingewiesen, dass insbesondere die gleichzeitige Anwendung von Lithium und Carbamazepin die neurotoxische Wirkung beider Wirkstoffe verstärken kann. Daher ist eine sorgfältige Überwachung der Blut­spiegel von beiden notwendig. Eine vorherige Be­handlung mit Neuroleptika soll länger als 8 Wochen zurückliegen und auch nicht gleichzeitig erfolgen. Auf folgende Anzeichen neurotoxischer Symptome ist zu achten: unsicherer Gang, Ataxie, horizontaler Nystag­mus, gesteigerte Muskeleigen­reflexe, Muskelzucken (Muskelfaszikula­tionen).


In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Carbamazepin bei vorbestehender Neuroleptikatherapie das Risiko für das Auftreten eines Malignen Neuroleptischen Syndroms oder eines Steven-Johnson-Syndroms erhöht.


Die Leberschädlichkeit von Isoniazid kann durch Carbamazepin erhöht werden.


Die kombinierte Gabe von Carbamazepin und einigen harn­treibenden Mitteln (Hydrochlorothiazid, Furosemid) kann zu einer symptomatischen Hyponatriämie führen.


Die Wirksamkeit von Muskelrelaxanzien, wie z.B. Pancuronium, kann durch Carbamazepin beeinträchtigt werden. Dadurch ist eine raschere Aufhebung der neuro­muskulären Blockade möglich. Patienten, die mit Muskelrelaxanzien behandelt werden, sollten dies­bezüglich überwacht und die Dosierung dieser Arznei­mittel ggf. erhöht werden.


Bei gleichzeitiger Gabe von Isotretinoin (Wirkstoff zur Aknebehandlung) und Carbamazepin sollten die Carbamazepin-Plasmaspiegel kontrolliert werden.


Die gleichzeitige Gabe von Carbamazepin mit Paracetamol kann die Bioverfügbarkeit von Paracetamol vermindern.


Carbamazepin scheint die Elimination von Schilddrüsen­hormonen zu verstärken und den Bedarf an diesen bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion zu erhöhen. Deshalb sind bei solchen Patienten, die eine Substitu­tionstherapie erhalten, zu Beginn und am Ende einer Therapie mit Carbamazepin die Schilddrüsenpara­meter zu bestimmen. Gegebenenfalls ist eine Dosis­anpassung der Schilddrüsenhormonpräparate vorzunehmen. Insbesondere die gleichzeitige Behandlung mit Carbamazepin und anderen Antikonvulsiva (z.B. Phenobarbital) kann die Schilddrüsenfunktion verändern.


Die gleichzeitige Gabe von Antidepressiva vom Typ der Serotinin-Wiederaufnahme-Hemmer (z.B. Fluoxetin) kann zu einem toxischen Serotonin-Syndrom führen.


Es wird empfohlen Carbamazepin nicht in Kombination mit Nefazodon (depressionslösendes Mittel) anzuwenden, da Carbamazepin zu einer deutlichen Reduktion der Nefazodonplasmaspiegels bis hin zum Wirkungsverlust führen kann. Darüber hinaus wird bei gleichzeitiger Einnahme von Nefazodon und Carbamazepin der Carbamazepin-Plasmaspiegel erhöht und der seines aktiven Abbauproduktes Carbamazepin-10,11-epoxid erniedrigt.


Durch gleichzeitige Einnhame von Carbamazepin und Antiarrhythmika, zyklische Antidepressiva oder Erythromycin erhöht sich das Risiko für kardiale Überleitungstörungen.


Über eine Erhöhung der Carbamazepin-Bioverfügbarkeit und –Plasmaspiegel durch Genuss von Grapefruit-Saft wurde berichtet.


Carbamazepin kann, wie andere psychoaktive Stoffe, die Alkoholtoleranz der Patienten vermindern. Die Patienten sollten daher während der Behandlung keinen Alkohol trinken.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Carbamazepin darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer Schwangerschaft hingewiesen werden. Carbamazepin sollte bei gebährfähigen Frauen und besonders während der Schwangerschaft wenn möglich als Monotherapie angewendet werden, da sich das Risiko von Fehlbildungen bei einer Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika erhöht.


Wenn unter einer Carbamazepin-Behandlung eine Schwanger­schaft eintritt oder wenn die Behandlung mit Carbamazepin in der Schwangerschaft erforderlich ist, muss die Notwendigkeit einer Anfallskontrolle sorgfältig gegen das mögliche Risiko dieser Therapie für das ungeborene Kind abgewogen werden. Während der für Fehlbildungen besonders anfälligen ersten drei Monate der Schwangerschaft und besonders zwischen dem 20. und 40. Tag nach der Befruchtung soll die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden, da Fehlbil­dungen wahrscheinlich durch hohe Plasmakonzentrationen hervorgerufen werden. Eine Kontrolle der Plasmaspiegel wird empfohlen. Sie sollten im unteren Bereich des therapeutischen Bereiches (3 - 7 µg/ml) liegen. In keinem Fall sollte die Behandlung ohne ärztlichen Rat abgebrochen werden, da es bei epileptischen Anfällen zur Schädigung des Kindes kommen kann.

Erfahrungen mit der Anwendung von Carbamazepin im ersten Trimester liegen für über 500 Schwangerschaften vor. Wie auch für andere Antikonvulsiva sind nach Carbamazepinex­position in utero verschiedene Fehlbildungen beschrieben

worden. Es treten vermehrt Kombinationen von Anomalien (leichte kraniofaziale Dysmorphien, Fingernagelhypo­plasien, Entwicklungsverzögerungen) auf. Aus epidemiolo­gischen Studien ergibt sich ein auf 1% erhöhtes Risiko für das Auftreten von Spina bifida, das damit etwa 10fach höher ist als die Normalrate. Es ist bisher ungeklärt, in welchem Maß die Behandlung mit Carbamazepin für die Fehlbildungen verantwortlich ist, da auch ein Zusammenhang mit der Grunderkrankung oder genetischen Faktoren nicht ganz ausgeschlossen werden können. Die Patientinnen sollen über das erhöhte Risiko von Fehlbildungen informiert und auf die Möglichkeit des pränatalen Screenings hingewiesen werden.

Folsäuremangel, hervorgerufen durch die enzyminduzierende Wirkung von Carbamazepin, kann ein zusätzlicher Faktor für die Entstehung von Fehlbildungen sein. Deshalb kann die Gabe von Folsäure vor und während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Vermeidung von Blutgerinnungsstörungen wird auch die prophylaktische Gabe von Vitamin K1 in den letzten Wochen der Schwangerschaft an die Mutter bzw. post partum an das Neugeborene empfohlen.


In Zusammenhang mit der Einnahme von Carbabeta und anderen Antiepileptika wurde über einige wenige Fälle von Krämpfen und/oder Atemdepression bei Neugeborenen berichtet, ebenso über einige Fälle von Erbrechen, Diarrhöe und/oder vermin­derter Nahrungsaufnahme. Dies könnten Anzeichen eines Entzugssyndroms beim Neugeborenen sein.


Stillzeit

Carbamazepin und sein wirksamer Metabolit treten in geringen Mengen in die Muttermilch über (Milch/Plasma-Konzentrationsverhältnisse von 0,24-0,69). Deshalb darf Carbabeta in der Stillzeit eingenommen werden. Der gestillte Säugling sollte jedoch auf mögliche Substanzwirkungen hin beobachtet werden (verringerte Gewichtszunahme, Sedierung). Beim Auftreten solcher Substanzwirkungen sollte abgestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Durch das Auftreten zentralnervöser Nebenwirkungen, wie z.B. Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, zu Beginn der Behandlung oder in höheren Dosen und/oder bei gleich­zeitiger Einnahme anderer, ebenfalls am Zentralnerven­system angreifender Arzneimittel kann Carbabeta auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen - unabhängig von der Auswirkung des zu behandelnden Grundleidens - soweit verändern, dass z.B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen­verkehr oder zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt vermindert wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 10 %) 

Häufig (≥1 % - < 10 %)

Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)

Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (<0,01 % oder unbekannt)


Die beobachteten Nebenwirkungen traten bei alleiniger Verabreichung von Carbamazepin (Monotherapie) seltener als bei gleichzeitiger Gabe anderer Antiepileptika (Kombinationstherapie) auf.


Ein Großteil der Nebenwirkungen kann dosisabhängig, ins­besondere bei Behandlungsbeginn auftreten, und verschwinden meist nach 8-14 Tagen von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion. Daher sollte Carbabeta möglichst einschleichend dosiert werden.


Herzerkrankungen
Gelegentlich bis selten können Bradykardie und Herz­rhythmusstörungen sowie Verschlechterung einer vorbestehenden koronaren Herzkrankheit auftreten, insbesondere bei älteren Patienten oder Patienten mit bekannten Herzfunktionsstörungen.

Gelegentlich tritt ein AV-Block, in Einzelfällen mit Synkopen sowie Hyper- oder Hypotonie auf. Besonders in hoher Dosierung kann Blutdruckabfall auftreten.


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig bis sehr häufig treten Blutbildveränderungen in Form von Leukozytose, Eosinophilie oder Leukopenie, Thrombozytopenie auf. Nach Literaturangaben tritt davon am häufigsten eine gutartige Leukopenie, in etwa 10 % der Fälle vorübergehend, in 2 % persistierend, auf. Eine gutartige Leukopenie tritt vor allem innerhalb der ersten vier Therapiemonate auf.


Sehr selten wurde über zum Teil lebensbedrohende Blut­zellschäden wie Agranulozytose, aplastische Anämie, neben anderen Anämieformen (hämolytisch, megalo­blastisch), Retikulozytose und über Lymphadenopathie, Milz­vergrößerung berichtet.


Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig können Somnolenz, Sedierung, Schläfrigkeit, Schwindel, Ataxie (ataktische und zerebellare Störungen), gelegentlich auch Kopfschmerzen, bei älteren Patienten Verwirrtheit und Unruhe (Agitation), auftreten.


Gelegentlich treten unwillkürliche Bewegungen, wie z.B. Asterixis oder Ticks, Störungen der Okulomotorik einhergehend mit Nystagmus und/oder Doppelbildern sowie Akkomodationsstörungen auf. Darüber hinaus können bei älteren und hirngeschädigten Patienten dyskinetische Störungen wie orofaziale Dyskinesien, Choreoathetose (unwillkürliche Bewegungen im Mund-Gesichtsbereich wie Grimassieren, verschraubte Bewegungen) auftreten.


Sehr selten wurden Sprech­störungen, Missempfindungen, Muskelschwäche, Polyneuropahtie, peri­phere Neuritis sowie Lähmungserscheinungen der Beine (Paresen) und Geschmacksstörungen berichtet.


Es gibt Hinweise darauf, dass Carbamazepin zu einer Verschlechterung der Symptome einer Multplen Sklerose führen kann.

Es wurden Fälle von aseptischer Meningitis unter Carbamazepintherapie berichtet.


Wie bei Einnahme anderer Medikamente gegen Anfallsleiden auch kann es unter Carbamazepin zu einer Anfallshäufung kommen; insbesondere Absencen (spezielle von beiden Hirnhälfte ausgehende Anfallsform) können verstärkt oder neu auftreten.


Augenerkrankungen
Sehr selten treten Konjunktividen auf. Über Linsentrübung wurde berichtet. Bei zwei Patienten wurde in Zusammenhang mit einer Carbamazepin-Langzeittherapie über Retinotoxizität berichtet, die nach Absetzen des Carbamazepins rückläufig war.


Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Sehr selten wurden Tinnitus und Hyper- und Hypoakusis sowie Änderung der Wahrnehmung von Tonhöhen beobachtet.


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten wurde von Hypersensitivitätsreaktionen der Lunge mit Fieber, Dyspnoe und Pneumonitis oder Pneumonie (Alveolitiden) und Lungenfibrose in der Literatur berichtet.


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig treten Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Nausea und Vomitus, selten Diarrhöe oder Obstipation auf. Sehr selten ist von Bauchschmerz sowie Schleimhaut­entzün­dungen im Mund-Rachenbereich (Stomatitis, Gingi­vitis, Glossitis) berichtet worden.


In der Literatur finden sich Hinweise, dass Carbama­zepin möglicherweise eine Pankreatitis verursachen kann.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich treten Nierenfunktionsstörungen, die zum Teil auf den antidiuretischen Effekt von Carbamazepin zurückzu­führen sind, wie z.B. Proteinurie, Hämaturie, Oligurie, sowie andere Symptome einer Nierenerkran­kung, sehr selten bis hin zu interstitieller Nephritis oder Nierenversagen, und andere Harnbeschwerden (Dysurie, Pollakisurie, Harnretention) auf.


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig bis sehr häufig wird über allergische Hautreak­tionen mit und ohne Fieber, wie z.B. Urtikaria oder Pruritus, sowie vereinzelt über exfoliative Dermatitis, Erythrodermie, Lyell-Syndrom, Photosen­sibilität, Erythema exsudativum multiforme et nodosum, Steven-Johnson-Syndrom, Purpura, Lupus erythematodes dis­seminatus berichtet. Alopezie, vermehrtes Schwitzen, Veränderung der Hautpigmentierung, Akne, Hirsutismus traten vereinzelt bis gelegentlich auf.


Es gibt zunehmend Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Genmarkern und dem Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Haut wie SJS, TEN, DRESS, AGEP und makulopapulösem Ausschlag. Bei japanischen und europäischen Patienten wurde berichtet, dass eine Assoziation zwischen diesen Reaktionen und der Anwendung von Carbamazepin bei gleichzeitigem Vorliegen des Allels HLA-A*3101 besteht. Bei einem weiteren Marker, dem Allel HLA-B*1502, konnte gezeigt werden, dass ein starker Zusammenhang mit dem Auftreten von SJS und TEN bei Han-Chinesen, Thailändern und einigen anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen besteht (siehe Abschnitt 4.2 und 4.4 für weitere Informationen).


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Kochenerkrankungen
Sehr selten wurde über Arthralgien und Myalgien sowie Muskel­krämpfe berichtet. Nach Absetzen von Carbama­zepin verschwanden diese Erscheinungen.


Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte unter dem Bild der Osteoporose bis hin zu pathologischen Frakturen bei Patienten, die Carbamazepin über eine lange Zeit angewendet haben. Der Mechanismus, über den Carbamazepin den Knochen-Metabolismus beeinflusst, ist nicht bekannt.


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig tritt eine Hyponatriämie auf, die gelegentlich zu Flüssigkeitsretention, Ödem, Gewichtszunahme und verminderter Plasmaosmolalität und selten zu Wasserintoxikation mit Erbrechen, Kopfschmerz, Verwirrung, Lethargie und anderen neurologischen Anomalien führt.


Carbamazepin kann den Serum-Calciumspiegel durch be­schleunigten Metabolismus des 25-OH-Cholecalciferols senken. Dies führte vereinzelt zu einer Osteomalazie.


Insbesondere bei einer Kombinationstherapie mit anderen Antikonvulsiva können Schilddrüsenfunktionsparameter verändert sein.


Erhöhte Cholesterinspiegel, einschließlich HDL-Cholesterin und Triglyceride, können sehr selten auftreten, ebenso eine Erhöhung des freien Cortisols im Serum.


Carbamazepin kann den Folsäurespiegel im Serum senken, darüber hinaus gibt es Hinweise auf verminderte Vitamin-B 12-Spiegel und erhöhte Homocystein-Spiegel im Serum unter Carbamazepin.


In 2 Fällen wurde eine akute intermittierende Porphyrie ausgelöst.


Gefäßerkrankungen

Vaskulitis trat gelegentlich auf.

Darüber hinaus wurde über Thrombophlebitis und Thromboembolie berichtet.


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich sind verzögerte, mehrere Organsysteme betref­fende, Überempfindlichkeitsreaktionen mit Fieber, Hautausschlag, Vaskulitis, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerz, Leuko­penie, Eosinophilie, Vergrößerung von Leber und Milz oder veränderte Leberfunktions­werte. Diese Erscheinungen können in verschiedenen Kombinationen auftreten und auch andere Organe wie Lunge, Niere, Bauchspeicheldrüse und Herzmuskel und Dickdarm be­treffen. Sehr selten wurden akute allergische Allgemein­reaktionen und aseptische Hirnhautentzündung mit Myoklonus und Eosinophilie anaphylaktische Reaktionen und Angioödeme beobachtet.


Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig finden sich Veränderungen von Leberfunk­tionswerten, selten Ikterus, vereinzelt verschiedene Formen von Hepatitis (cholestatisch, hepatozellulär, granulomatös, gemischt).


Selten tritt insbesondere innerhalb der ersten Therapiemonate eine lebensbedrohliche akute Hepatitis mit Leberversagen auf allergischer Basis auf (s.a. „Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort“).


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr selten wird über Gynäkomastie oder Galaktorrhöe berichtet.


Weiterhin traten sehr selten sexuelle Funktionsstörungen, wie z.B. Impotenz, verminderte Libido, verminderte männliche Fertilität und/oder abnorme Spermiogenese auf.


Psychiatrische Erkrankungen

Im psychischen Bereich wurden sehr selten Stimmungsveränderungen wie depressive oder manische Verstimmungen, phobische Störungen, aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Antriebsverarmung sowie Halluzinationen (akustisch und visuell) beobachtet. Unter der Behandlung von Carbamazepin können latente Psychosen aktiviert werden.


4.9 Überdosierung

Bei jeder Beurteilung einer Intoxikation muss auch an die Möglichkeit einer evtl. vorliegenden Mehrfach­intoxi­kation durch mögliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, beispielsweise in suizidaler Absicht, gedacht werden.


Carbamazepin-Intoxikationen treten meist bei sehr hohen Dosen (4 - 20 g) auf, wobei die Plasmaspiegel immer über 20 µg/ml liegen. Akzidentelle oder suizidale Einnahmen mit Plasmakonzentrationen von 38 µg/ml wurden überlebt.


In der Literatur wurde über Intoxikationen (nach Ein­nahme von Carbamazepin in suizidaler Absicht oder accidenteller Einnahme) mit zum Teil letalem Ausgang berichtet.


a) Symptome einer Überdosierung
Bei einer Überdosierung mit Carbamazepin können die unter „Nebenwirkungen“ genannten Symptome verstärkt in Er­scheinung treten:
Schwindel, Ataxie, Benommenheit, Stupor, Nausea, Vomitus, Unruhe, Verwirrtheit, unwillkürliche Be­wegungen, Mydriasis, Nystagmus, Flushing, Harn­retention, Zyanose, Opisthotonus, Reflexanomalien (abgeschwächte oder gesteigerte Reflexe).

Zusätzlich können noch folgende Symptome auftreten:
Tremor, Erregung, tonisch-klonische Konvulsionen, sowie respiratorische und kardiovaskuläre Störungen mit meist hypotonen Blutdruckwerten (evtl. auch Hypertonus), Tachykardie und AV-Block, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Atem- und Herzstillstand.

EEG-Dysrhythmien und EKG-Veränderungen (Arrythmien, Überleitungsstörungen) können vorkommen. In Einzel­fällen wurden veränderte Laborparameter gemessen:
Leukozytose, Leukopenie, Neutropenie, Glykosurie, Azetonurie.


b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Ein spezifisches Antidot bei Intoxikation mit Carbamazepin gibt es bislang nicht.

Die Behandlung erfolgt daher symptomatisch: möglichst schnelle Entfernung der Noxe (Auslösung von Erbrechen, Magenspülungen) sowie Verminderung der Resorption (Verabreichen von z.B. Aktivkohle oder eines Laxans).

Die Vitalfunktionen müssen unter klinischen Be­dingungen gesichert werden: die Plasmakonzentra­tion und Herzfunktion ist zu überprüfen, ggf. sind Korrekturen der Elektrolytverschiebungen notwendig.

Bei Krampfanfällen können geeignete Antikonvulsiva verabreicht werden. Der Einsatz von Barbituraten wird in der Literatur, wegen der Induzierung einer respiratorischen Depression, besonders bei Kindern, nicht empfohlen.

Forcierte Diurese sowie Hämo- und Peritonealdialyse sind wegen der hohen Protein­bindung von Carbamazepin wenig erfolg­versprechend.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika

ATC Code: N03AF01


Carbamazepin ist ein Dibenzoazepin-Derivat. Pharmakolo­gisch hat es Gemeinsamkeiten mit Phenytoin.

Der Wirkungsmechanismus ist bislang nicht geklärt. Ähnlich wie Phenytoin hemmt Carbamazepin die synap­tische Übertragung und reduziert dadurch die Fort­leitung von konvulsiven Entladungen. In höheren Konzentrationen verursacht Carbamazepin eine Herabsetzung der postteta­nischen Potenzierung.
Die Schmerzlinderung bei der Trigeminus-Neuralgie kommt wahrscheinlich durch eine Hemmung der synap­tischen Reizübertragung im spinalen Trigeminuskern zustande.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Resorption

Carbamazepin wird (abhängig von der Darreichungsform) nach oraler Verabreichung relativ langsam und fast vollständig resorbiert.


Die Resorptionshalbwertszeit liegt durchschnittlich bei 8,5 h und zeigt große intra- und interindividuelle Unterschiede auf (ca. 1,72 bis 12 Stunden).


Die maximalen Plasmakonzentrationen werden nach einmaliger Gabe (je nach Darreichungsformen) bei Erwachsenen nach 4 bis 16 Stunden (ganz selten bis 35 h), bei Kindern etwa 4 - 6 h erreicht. Die Plasma­spiegel hängen nicht linear von der Dosis ab und zeigen im höheren Dosisbereich einen flachen Kurvenverlauf.


Maximale Plasmakonzentrationen werden bei Verab­reichung der Suspension schneller erreicht als bei Gabe von Tabletten oder Retardtabletten.


Die Plasmaspiegel sind nach Gabe von Retardtabletten niedriger als bei nicht-retardierten Tabletten.


Der steady-state wird nach 2 bis 8 Tagen erreicht. Es besteht keine enge Korrelation zwischen der Dosis von Carbamazepin und der Plasmakonzentration im steady-state.
Im steady-state sind die Fluktuationen im Plasma­spiegel von Carbamazepin und seines Metaboliten Carbamazepin-10,11-epoxid beim Dosierungsintervall von 8 bzw. 12 Stunden nur gering.


In Literaturberichten wird hinsichtlich therapeu­tischer und toxischer Plasmakonzentrationen darauf hingewiesen, dass die Anfallsfreiheit bei Plasma­spiegeln von 4 bis 12 µg/ml erzielt werden kann. Eine Über­schreitung des Plasmaspiegels von 20 µg/ml führte zur Verschlechterung des Krankheitsbildes. Bei Plasma­konzentrationen von 5 bis 18 µg/ml wird eine Schmerz­linderung bei Trigeminusneuralgie erreicht.
Die Schwellenkonzentrationen für das Auftreten von Nebenwirkungen liegt bei ca. 8 bis 9 µg/ml.


Verteilung

Das Verteilungsvolumen beim Menschen wird mit Werten zwischen 0,8 - 1,9 l/kg angegeben.
Die Plasmaproteinbindung von Carbamazepin liegt zwischen 70 und 80 %. Der Anteil an ungebundenen Carbamazepin ist bei einer Konzentration bis 50 µg/ml konstant. Der pharmakologisch aktive Metabolit Carba­mazepin-10,11-epoxid wird zu 48 - 53 % (etwa 0,74 l/kg) an das Plasmaprotein gebunden.
Mit pharmakokinetischen Interaktionen ist zu rechnen (siehe Abschnitt 4.5).


Die Carbamazepin-Konzentration im Liquor beträgt 33 % der jeweiligen Plasmakonzentration.
Die Carbamazepin-Konzentration im Speichel entspricht der Konzentration freier Muttersubstanz und steht in guter Korrelation zum Plasmaspiegel (etwa 20 - 30 %). Sie lässt sich durch den Multiplikator 4 zur Plasmaspiegelschätzung im Rahmen der Therapie verwenden.
Carbamazepin durchdringt die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über (Konzentration etwa 58 % derjenigen im Plasma). Beim gestillten Säug­ling kann dies zu Konzentrationen im Plasma führen, die denen der Muttermilch entsprechen.


Biotransformation

Carbamazepin wird in der Leber oxidiert, desaminiert, hydroxiliert und anschließend mit Glucuronsäure verestert.
Bislang wurden 7 Metabolite von Carbamazepin im Urin des Menschen identifiziert. Davon hat der pharma­kologisch nicht aktive Metabolit trans-10,11-Dihydroxy-10,11-dihydrocarbamazepin den größten Mengenanteil. Der Metabolit Carbamazepin-10,11-epoxid wird zu etwa 0,1 bis 2 % gefunden; er besitzt anti­konvulsive Wirkungen.


Elimination

Nach Einzelgaben wird Carbamazepin mit einer Halb­wertszeit von ca. 36 Stunden (Bereich: 18 - 65 h) aus dem Plasma eliminiert.
Bei Dauertherapie sinkt die Halbwertszeit infolge Enzyminduktion um etwa 50 % (10 - 20 h). Die Halb­wertszeiten sind in Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika kürzer (durchschnittlich 6 - 10 h) als bei Monotherapie (11 - 13 h); bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen, bei Neugeborenen sind sie länger als bei Säuglingen.


Die Plasma-Clearance beträgt bei Gesunden etwa 19,8 + 2,7 ml/h/kg, bei Patienten in Monotherapie etwa 54,6 + 6,7 ml/h/kg, bei Patienten in Kombinationsthe­rapie etwa 113,3 + 33,4 ml/h/kg.


Nach einmaliger oraler Applikation werden etwa 72 % der Dosis in Form von Metaboliten über die Nieren ausgeschieden. Der Rest von etwa 28 % wird über die Faeces ausgeschieden, dabei teilweise in unveränderter Form. Nur 2 - 3 % der im Urin ausgeschiedenen Sub­stanzmenge liegt als unverändertes Carbamazepin vor.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In-vitro-Untersuchungen und Studien am Tier ergaben keine Hinweise auf ein relevantes mutagenes Potential von Carbamazepin.

In einer Kanzerogenitätsstudie über 2 Jahre an Ratten mit Carbamazepin wurden erhöhte Inzidenzen von hepatozellulären Tumoren bei weiblichen Tieren sowie benigne Testestumoren bei männlichen Tieren beobachtet. Es liegen jedoch keine Hinweise vor, dass diese Beobachtungen für die therapeutische Anwendung am Menschen von Bedeutung sind.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Carbabeta 200:

Mikrokristalline Cellulose

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)

Magnesiumstearat

Hochdisperses Siliciumdioxid


Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

Ammoniummethacrylat-Copolymer (Typ B)

mikrokristalline Cellulose

Talkum

Croscarmellose-Natrium

Macrogol 6000

hochdisperses Siliciumdioxid

Magnesiumstearat (Ph.Eur.)


6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Carbabeta 200:

5 Jahre


Carbabeta 300 retard/ -400 retard/ -600 retard:

3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Carbabeta 200:

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich


Carbabeta 300 retard/ -400 retard:

Nicht über 30 °C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.


Carbabeta 600 retard:

Nicht über 25 °C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

PVC/PVdC-Aluminiumblisterpackungen


Carbabeta 200:

Packungen mit 50, 100 und 200 Tabletten


Carbabeta 300 retard:

Packungen mit 50, 100 und 200 Retardtabletten

Klinikpackungen mit 1000 und 5000 Retardtabletten


Carbabeta 400 retard:

Packungen mit 20, 50, 100 und 200 Retardtabletten

Klinikpackungen mit 1000 und 5000 Retardtabletten


Carbabeta 600 retard:

Packungen mit 50, 100 und 200 Retardtabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung

betapharm

Arzneimittel GmbH

Kobelweg 95

86156 Augsburg


Telefon 08 21/74 88 10

Telefax 08 21/74 88 14 20

e-mail info@betapharm.de


Unsere Service-Nummern für Sie:

Telefon 0800/74 88 100

Telefax 0800/74 88 120


8. Zulassungsnummern

Carbabeta 200: 37290.00.00

Carbabeta 300 retard: 31188.00.00

Carbabeta 400 retard: 13720.00.00

Carbabeta 600 retard: 11423.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

Carbabeta 200: 14.06.2000 / 07.05.2007

Carbabeta 300 retard: 09.12.1996 / 17.06.2003

Carbabeta 400 retard: 22.07.1996 / 17.06.2003

Carbabeta 600 retard: 13.03.1996 / 17.06.2003


10. Stand der Information

Mai 2013


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig



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