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Carbamazepin Aristo 200 Mg Tabletten

Textspezifikation ARI SP T PFI 146000-07

Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten


Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben

Stand: 012013


1. Bezeichnung des Arzneimittels


Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten


2. Qualitative und quantitative Zusam-mensetzung


(Arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge)


Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten:

Jede Tablette enthält 200 mg Carbamazepin


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform


Tabletten


Die Tabletten können in gleiche Hälften geteilt werden


4. Klinische Angaben


4.1. Anwendungsgebiete


Anfangs-dosis

täglich

Erhaltungs-dosis

täglich


Erwach-sene


1mal 200 mg


3mal 200 - 400 mg



Kinder*




1 - 5 Jahre


1 - 2mal

100 mg


1 - 2mal 200 mg



6 - 10 Jahre


2mal 100 mg


3mal 200 mg



11 - 15 Jahre


2 - 3mal

100 mg


3mal 200 - 400 mg bzw. 3 - 5mal 200 mg



Zur Behandlung von:


Epilepsien:

  • Einfache partielle Anfälle (fokale Anfälle)

  • Komplexe partielle Anfälle (psycho-motorische Anfälle)

  • Grand mal, insbesondere fokaler Genese (Schlaf-Grand mal, diffuses Grand mal)

  • gemischte Epilepsieformen

  • Trigeminus-Neuralgie

  • Genuine Glossopharyngeus-Neuralgie

  • Schmerzhafte diabetische Neuropathie

  • Nichtepileptische Anfälle bei Multipler Sklerose, wie z.B. Trigeminus-Neuralgie, tonische Anfälle, paroxysmale Dysarthrie und Ataxie, paroxysmale Parästhesien und Schmerzanfälle

  • Anfallsverhütung beim Alkoholentzugs-syndrom


4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Vor der Entscheidung zur Behandlung mit Carbamazepin sollten Patienten han-chinesischer oder thailändischer Abstammung auf die Genvariante HLA-B*1502 hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist. Dieses Allel ist ein starker Prädiktor für das Risiko des Auftretens des Stevens-Johnson-Syndroms bei einer Behandlung mit Carbamazepin (siehe Hinweise zu Gentests und Hautreaktionen in Abschnitt 4.4)


Die Behandlung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten wird einschleichend, in einer niedrigen Initialdosis, je nach Art und Schwere des Krankheitsbildes, individuell begonnen, danach wird die Dosis langsam bis zur am besten wirksamen Erhaltungsdosis erhöht.


Die Tagesdosis wird in der Regel in mehreren Einzelgaben verabreicht.


Der allgemeine Tagesdosisbereich liegt zwischen 400 – 1200 mg Carbamazepin. Eine Gesamttagesdosis von 1600 mg Carbamazepin sollte in der Regel nicht überschritten werden, da in höherer Dosierung vermehrt Nebenwirkungen auftreten.


Die Festlegung der therapeutischen Dosis sollte, insbesondere bei Kombinations-therapie, über die Bestimmung der Plasmaspiegel und in Abhängigkeit von der Wirksamkeit erfolgen. Der therapeutische Carbamazepin-Spiegel liegt erfahrungs-gemäß zwischen 4 und 12 µg/ml.


Im Einzelfall kann die erforderliche Dosis erheblich von der angegebenen Anfangs- und Erhaltungsdosis abweichen (z.B. wegen Beschleunigung des Metabolismus durch Enzyminduktion oder wegen Arzneimittel-interaktionen bei eventuell kombinierter Medikation).


Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten sollten zur Behandlung der Epilepsie bevorzugt allein (Monotherapie) angewendet werden. Die Behandlung ist von einem in der Epilepsiebehandlung erfahrenen Facharzt zu über-wachen.

Bei Umstellung auf die Behandlung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten ist die Dosis des abzusetzenden Antiepileptikums schrittweise herabzusetzen.


Folgendes allgemeines Dosierschema wird zur Behandlung von epileptischen Anfalls-leiden empfohlen:


* Hinweise:

Für Kinder unter 4 Jahren sind Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten aufgrund des hohen Wirkstoffgehaltes nicht geeignet. Hierfür eignet sich die niedriger dosierbare Darreichungsform Suspension, Saft. Aufgrund klinischer Erfahrungen wird empfohlen, bevorzugt mit einer Tagesdosis von 20 - 60 mg zu beginnen. Bis zum Erreichen der therapeutisch notwendigen Dosis kann diese Tagesdosis um 20 - 60 mg Carbamazepin jeden zweiten Tag gesteigert werden. Jedoch sollten die oben genannten Dosierungsbereiche nicht überschritten werden.


Bei Kindern über 4 Jahren kann aufgrund klinischer Erfahrungen die Anfangsdosis 100 mg Carbamazepin pro Tag betragen. Hierfür eignen sich Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten, da die Tablette teilbar ist. Diese Tagesdosis kann jeden zweiten Tag oder wöchentlich um bis zu 100 mg Carbamazepin pro Tag bis zur erforderlichen Dosis gesteigert werden. Jedoch sollten die oben genannten Dosierungsbereiche nicht überschritten werden.


Es gelten folgende Dosierungsempfehlungen:


Epilepsien:

Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen die Anfangsdosis von 1 - 2 Tabletten Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 200 - 400 mg Carbamazepin/Tag) langsam auf die Erhaltungsdosis von 4 - 6 Tabletten Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 800 - 1200 mg Carbamazepin) gesteigert.

Im Allgemeinen beträgt die Erhaltungsdosis für Kinder durchschnittlich 10 - 20 mg Carbamazepin/kg Körpergewicht/Tag.


Empfohlenes Dosierschema siehe oben.


Trigeminus-Neuralgie, genuine Glossopha-ryngeus Neuralgie:

Die Tagesdosis wird von einer Anfangs-dosis von 1 - 2 Tabletten Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten (entsprechend 200 – 400 mg Carbamazepin), in 1 - 2 Gaben, bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit auf 2 - 4mal 1 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten (entsprechend 400 - 800 mg Carbamazepin) erhöht. Im Anschluss daran ist es bei einem Teil der Fälle möglich, die Behandlung mit einer geringeren Erhaltungsdosis von 2mal 1 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 400 mg Carbamazepin) täglich fortzusetzen.

Bei älteren und empfindlichen Patienten ist eine Anfangsdosis von 2mal täglich 1/2 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 200 mg Carbamazepin) ausreichend.


Schmerzzustände bei diabetischer Neuro-pathie:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 3mal 1 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 600 mg Carbamazepin), in Ausnahmefällen bis zu 3mal täglich 2 Tabletten Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 1200 mg Carbamazepin).


Nichtepileptische Anfälle bei Multipler Sklerose:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 2 - 4mal 1 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 400 – 800 mg Carbamazepin).


Anfallsverhütung während der stationären Alkoholentzugssyndrombehandlung:

Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 3mal 1 Tablette Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 600 mg Carbamazepin). In schweren Fällen kann die Dosis in den ersten Tagen bis auf 3mal täglich 2 Tabletten Carbamazepin Aristo® 200 mg (entsprechend 1200 mg Carbamazepin) erhöht werden.


Die Kombination von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten mit sedativ-hypnotischen Mitteln wird nicht empfohlen. Entsprechend den klinischen Erfordernissen können Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten jedoch mit anderen in der Alkohol-entzugsbehandlung eingesetzten Substan-zen bei Bedarf kombiniert werden.


Es sind regelmäßige Kontrollen des Car-bamazepin-Spiegels vorzunehmen. Wegen der zentralnervösen und vegetativen Nebenwirkungen (siehe zu Entzugs-erscheinungen unter "Nebenwirkungen") wird eine sorgfältige klinische Beobachtung empfohlen.


Hinweis:

Bei Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Leber- und Nierenleiden sowie bei älteren Patienten ist eine niedrigere Dosierung angezeigt.


Art und Dauer der Anwendung


Die Tabletten sind teilbar und werden während oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser) eingenommen.


In manchen Fällen hat sich die Verteilung der Tagesdosis auf 4 - 5 Einzelgaben als besonders wirkungsvoll erwiesen.


Vor der Entscheidung zur Behandlung mit Carbamazepin sollten Patienten hanchine-sischer oder thailändischer Abstammung auf die Genvariante HLA-B*1502 hin untersucht werden, wenn dies möglich ist. Dieses Allel ist ein starker Prädiktor für das Risiko des Auftretens des Stevens-Johnson-Syndroms bei einer Behandlung mit Carbamazepin (siehe Abschnitte 4.4).


Die Anwendungsdauer richtet sich nach der jeweiligen Indikation und der individuellen Reaktion des Patienten. In jedem Fall darf das Arzneimittel durch den Patienten nicht eigenmächtig abgesetzt werden.


Die antiepileptische Therapie ist grund-sätzlich eine Langzeittherapie. Über die Einstellung, Behandlungsdauer und das Absetzen von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten sollte im Einzelfall ein in der Epilepsiebehandlung erfahrener Facharzt entscheiden. Im Allgemeinen ist eine Dosisreduktion und ein Absetzen der Medikation frühestens nach zwei- bis dreijähriger Anfallsfreiheit zu erwägen.

Das Absetzen muss in schrittweiser Dosis-reduktion über ein bis zwei Jahre erfolgen; Kinder können der Dosis pro kg Körper-gewicht entwachsen anstelle altersgemäßer Dosisanpassung, wobei sich der EEG-Befund nicht verschlechtern sollte.


Bei der Neuralgie-Behandlung hat es sich bewährt, die Therapie mit einer für die Schmerzfreiheit gerade noch ausreichenden Erhaltungsdosis über einige Wochen durchzuführen. Durch vorsichtige Dosis-reduktion sollte festgestellt werden, ob es inzwischen zu einer Spontanremission gekommen ist.


Beim Wiederauftreten von Schmerzattacken ist mit der ursprünglichen Erhaltungsdosis weiterzubehandeln.


Für die Behandlungsdauer der Schmerz-zustände bei diabetischer Neuropathie und der nichtepileptischen Anfälle bei Multipler Sklerose gilt das gleiche.


Zur Anfallsverhütung bei der Alkohol-entzugssyndrombehandlung sollte die Therapie mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten unter aus-schleichender Dosierung nach 7 - 10 Tagen beendet werden.


Die Dauer der Anwendung ist individuell verschieden und wird vom behandelnden Arzt festgelegt.


4.3. Gegenanzeigen


Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten dürfen nicht angewendet werden bei:


  • Vorliegen einer Knochenmark-schädigung, Knochenmarkdepression in der Vorgeschichte

  • atrioventrikulärem Block

  • bekannter Überempfindlichkeit gegen Carbamazepin oder trizyklische Antidepressiva oder gegen andere Bestandteile des Arzneimittels (s. "Zusammensetzung")

  • akuter intermittierender Porphyrie

  • gleichzeitiger Behandlung mit einem Monoaminoxidase-Hemmer

  • gleichzeitiger Behandlung mit Voricon-azol, da es zum Therapieversagen dieses Medikamentes kommen kann


4.4. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Da Carbamazepin Absencen hervorrufen bzw. bereits bestehende verstärken kann, sollten Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten bei Patienten, die unter diesen Anfallsformen leiden, nicht angewendet werden.


Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten dürfen nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei:


  • früheren oder bestehenden hämatologi-schen Erkrankungen, hämatologischen Reaktionen auf andere Arzneimittel in der Vorgeschichte

  • gestörtem Natrium-Stoffwechsel

  • schweren Herz-, Leber- und Nieren-funktionsstörungen (siehe Nebenwir-kungen und Dosierung)

  • bei Patienten mit myotoner Dystrophie, da bei dieser Patientengruppe häufig kardiale Überleitungsstörungen auftre-ten


Warnhinweise und sonstige Hinweise

Hautreaktionen

Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom

(SJS) und Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) wurden in Zusammenhang

mit der Anwendung von Carbamazepin berichtet. Die Patienten sollten über die

Anzeichen und Symptome dieser schweren Nebenwirkungen informiert und

engmaschig bezüglich des Auftretens von Hautreaktionen überwacht werden.

Das Risiko für das Auftreten von SJS oder TEN ist in den ersten

Behandlungswochen am höchsten. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein

SJS oder eine TEN auftreten (z.B. ein progredienter Hautausschlag, oft mit

Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen), muss die Therapie mit

Carbamazepin beendet werden. Der Verlauf von SJS und TEN wird maßgeblich von der

frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen

Arzneimittel bestimmt, d.h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.

Nach Auftreten eines SJS oder einer TEN in Zusammenhang mit der

Anwendung von Carbamazepin darf der Patient/die Patientin nie wieder mit Carbamazepin behandelt werden.


Schwere und in einigen Fällen tödliche Hautreaktionen, wie toxische epidermaler Nekrolyse (TEN) und Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), treten bei schätzungsweise 1–6 von 10.000 neuen Anwendern in Ländern mit hauptsächlich kaukasischer Bevölkerung auf, aber in einigen asiatischen Ländern liegt das Risiko den Schätzungen nach etwa 10-mal höher.

Es liegen vermehrt Hinweise darauf vor, dass verschiedene HLA-Allele bei der Prädisposition von Patienten für immunvermittelte unerwünschte Reaktionen eine Rolle spielen (siehe Abschnitt 4.2).


Allel HLA-A*3101 – Personen europäischer und japanischer Abstammung

Es liegen Daten vor, die darauf hinweisen, dass das Allel HLA-A*3101 bei Personen mit europäischer Abstammung sowie bei Japanern mit einem erhöhten Risiko von Carbamazepin-induzierten unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Haut assoziiert ist, z. B. SJS, TEN, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom) oder weniger schwerer akuter generalisierter exanthematischer Pustulose (AGEP) und makulopapulösem Arzneimittelexanthem (siehe Abschnitt 4.8).

Die Häufigkeit des HLA-A*3101-Allels zeigt starke Variationen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Das Allel HLA-A*3101 hat eine Prävalenz von 2 % bis 5 % in der europäischen Bevölkerung und von etwa 10 % bei der japanischen Bevölkerung.

Das Vorliegen des Allels HLA-A*3101 kann das Risiko Carbamazepin-induzierter Hautreaktionen (in den meisten Fällen von geringerem Schweregrad) von 5,0 % bei der Allgemeinbevölkerung auf 26,0 % bei Patienten europäischer Abstammung steigern, wohingegen das Fehlen dieses Allels das Risiko von 5,0 % auf 3,8 % senken kann.

Es liegen keine ausreichenden Daten für die Empfehlung einer Untersuchung auf das Vorliegen des Allels HLA-A*3101 vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin vor.

Ist bei Patienten europäischer oder japanischer Herkunft bekannt, dass sie das Allel HLA-A*3101 tragen, kann die Anwendung von Carbamazepin in Erwägung gezogen werden, wenn der voraussichtliche Nutzen größer ist als das Risiko.


Allel HLA-B*1502 bei Han-Chinesen, Thailändern und anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen

Es wurde nachgewiesen, dass das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 bei Personen, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, stark mit dem Risiko des Auftretens schwerer Hautreaktionen, und zwar des Stevens-Johnson-Syndroms, verbunden ist. Die Prävalenz von Trägern des HLA-B*1502-Allels beträgt bei Han-Chinesen und Thailändern etwa 10 %. Diese Personen sollten vor Beginn der Therapie mit Carbamzepin genetisch auf dieses Allel hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist (siehe Abschnitt 4.2). Wenn der Test positiv ausfällt, sollte die Behandlung mit Carbamazepin nicht begonnen werden, es sei denn, es steht keine Behandlungsalternative zur Verfügung. Getestete Personen, bei denen kein HLAB* 1502 gefunden wurde, haben ein geringes Risiko für das Auftreten des Stevens-Johnson-Syndroms; dennoch können diese Reaktionen selten auftreten.

Einige Daten weisen bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen auf ein erhöhtes Risiko von schweren Carbamazepin-assoziierten TEN-/SJS-Fällen hin. Aufgrund der Prävalenz dieses Allels bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen (z. B. über 15 % auf den Philippinen und in Malaysia) kann erwogen werden, Patienten aus genetisch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen auf das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 zu testen.

Die Prävalenz des Allels HLA-B*1502 ist zu vernachlässigen bei Personen europäischer Abstammung, in getesteten afrikanischen und lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppen sowie bei Japanern und Koreanern (< 1 %).


Kinder und Jugendliche

Bei Kindern unter 6 Jahren darf die Anwendung von Carbamazepin nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.


Beim Auftreten von Fieber, Halsschmerzen, allergischen Hautreaktionen wie Hautausschlag mit Lymphknoten-schwellungen und/oder grippeähnlichen Krankheitsbeschwerden unter der Behand-lung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten sollte der Patient sofort den Arzt aufsuchen und das Blutbild bestimmt werden. Bei schweren allergischen Reaktionen sind Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten sofort abzusetzen.


Der Patient ist anzuweisen, beim Auftreten von Symptomen einer Leberentzündung wie Schlappheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gelbfärbung der Haut, Vergrößerung der Leber umgehend den Arzt aufzusuchen.


Bei Auftreten bestimmter Blutbildverän-derungen (insbesondere Leukozytopenien und Thrombozytopenien) kann das Absetzen von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten erforderlich sein; dies ist immer der Fall, wenn gleichzeitig Beschwerden wie allergische Symptome, Fieber, Halsschmerzen oder Hautblutungen auftreten.


Aufgrund der oben genannten möglichen Nebenwirkungen sowie Überempfindlich-keitsreaktionen sind, insbesondere bei Langzeittherapie, regelmäßig Blutbild, Nieren- und Leberfunktion und der Carbamazepin-Spiegel sowie bei Kombinationstherapie die Plasmakonzen-trationen der anderen Antiepileptika zu kontrollieren, ggf. sind die Tagesdosen zu reduzieren.


Es empfiehlt sich, Blutbild und Leberwerte zunächst vor der Behandlung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten dann in wöchentlichen Abständen im ersten Monat der Behandlung, danach in monatlichen Abständen zu kontrollieren. Nach 6monatiger Behandlung reichen teilweise 2 - 4malige Kontrollen im Jahr aus.


Bei Patienten mit Glaukom (grüner Star) soll der Augeninnendruck regelmäßig gemes-sen werden.


Wird eine Umstellung der Therapie bei Patienten mit Epilepsie, die mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten behandelt werden, erforderlich, darf die Umstellung nicht plötzlich erfolgen, sondern es muss ausschleichend auf die Behandlung mit einem anderen Antiepileptikum umgestellt werden.


Warnhinweis: Im Anwendungsgebiet Anfallsverhütung beim Alkoholentzugs-syndrom dürfen Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten nur unter stationären Bedingungen angewendet werden.


Zu beachten ist, dass die auftretenden Nebenwirkungen von Carbamazepin bei der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms den Entzugserscheinungen ähnlich sein bzw. mit ihnen verwechselt werden können.


Wenn Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten zur Prophylaxe manisch-depressiver Phasen bei unzureichender Wirksamkeit von Lithium alleine in Ausnahmefällen zusammen mit Lithium gegeben werden soll, ist zur Vermeidung von unerwünschten Wechselwirkungen (siehe "Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln") darauf zu achten, dass eine bestimmte Plasmakonzentration von Carbamazepin nicht überschritten wird (8 µg/ml), der Lithiumspiegel in einem niedrigen therapeutischen Bereich gehalten wird (0,3 bis 0,8 mmol/l) und eine Behandlung mit Neuroleptika (Arzneimittel gegen seelische Erkrankungen) länger als 8 Wochen zurückliegt und auch nicht gleichzeitig erfolgt.


Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, plazebokon-trollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizi-dalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Carbamazepin nicht aus.


Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden, medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.


Es wurde nachgewiesen, dass das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 bei Personen, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, stark mit dem Risiko des Auftretens schwerer Hautreak-tionen, und zwar des Stevens-Johnson-Syndroms, verbunden ist, wenn sie mit Carbamazepin behandelt werden. Diese Personen sollten vor Beginn der Therapie mit Carbamazepin auf dieses Allel hin untersucht werden, wenn dies möglich ist. Wenn der Test positiv ausfällt (d.h. das Allel vorliegt), sollte die Behandlung mit Carbamazepin nicht begonnen werden, es sei denn, es steht keine Behandlungs-alternative zur Verfügung. Getestete Personen, bei denen kein HLA-B*1502 gefunden wurde, haben ein geringes Risiko für das Auftreten des Stevens-Johnson-Syndroms; dennoch können diese Reaktionen sehr selten auch bei diesen Patienten auftreten.

Aufgrund fehlender Daten ist nicht sicher, ob dieses Risiko auf alle Menschen mit südostasiatischen Ahnen zutrifft. Bei der kaukasischen Bevölkerung hat das Allel HLA-B*1502 kein erhöhtes Risiko für das Auftreten des Stevens-Johnson-Syndroms gezeigt.


Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung sollten sich die Patienten während der Behandlung mit Carbamazepin vor starker Sonnen-bestrahlung schützen.


Hinweise zur Durchführung von Laboruntersuchungen

1. Kurzfristige Kontrollen (innerhalb 1 Woche) erforderlich bei

  • Fieber, Infekt

  • Hautausschlag

  • allgemeinem Schwächegefühl

  • Halsentzündung, Mundulzera

  • rascher Ausbildung blauer Flecken

  • Anstieg der Transaminasen

  • Abfall der Leukozyten unter 3000/mm3 bzw. der Granulozyten unter 1500/mm3

  • Abfall der Thrombozyten unter 125 000/mm3

  • Abfall der Retikulozyten unter 0,3 % = 20000/mm3

  • Anstieg des Serumeisen über 150 µg %


2. Absetzen von Carbamazepin erforderlich bei

  • petechialen oder Purpura-Blutungen

  • Abfall der Erythrozyten unter 4 Mio/mm3

  • Abfall des Hämatokrits unter 32 %

  • Abfall des Hämoglobin unter 11 g %

  • Abfall der Leukozyten unter 2000/mm3 bzw. der Granulozyten unter 1000/mm3 bzw. der Thrombozyten unter 80 000/mm3

  • bzw. bei symptomatischen Blutbildungs-störungen


4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Mindestens zwei Wochen vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten muss eine Behandlung mit MAO-Hemmern beendet worden sein.


Beeinflussung der Plasmakonzentration anderer Arzneimittel durch Carbamazepin:


Carbamazepin induziert das Cytochrom-P-450-System (überwiegend das Isoenzym CYP3A4), so dass die Plasmakonzentration von Substanzen, die über das Cytochrom-P-450-System abgebaut werden, verringert werden können und deren Dosis ggf. den klinischen Erfordernissen anzupassen ist.


Dies gilt beispielsweise für:


andere Antikonvulsiva (Clonazepam, Ethosuximid, Felbamat, Primidon, Lamo-trigin, Levetiracetam, Tiagabin, Topiramat, Valproinsäure, Zonisamid),

Benzodiazepine (Alprazolam, Clobazam),

typische Neuroleptika (Haloperidol, Brom-peridol) und atypische Neuroleptika (Cloza-pin, Olanzapin, Risperidon, Quetiapin, Ziprasidon),

trizyklische Antidepressiva (z.B. Imipramin, Amitriptylin, Nortriptylin, Clomipramin), Antidepressiva (Mirtazapin, Citalopram, Sertralin, Nefazodon),

Tetrazykline (z. B. Doxycyclin),

Antimykotika vom Azol-Typ (z.B. Voricon-azol, Itraconazol), so dass es zum Thera-pieversagen der Antimykotika kommen kann,

Praziquantel, Caspofungin, Indinavir,

Fentanyl, Midazolam, Phenazon, Methylphenidat, Methadon, Theophyllin, Chinidin, Digoxin, Propranolol, Felodipin, Nilvadipin, Flunarizin,

Kortikosteroide (z.B. Prednisolon, Dexa-methason), Ciclosporin, Tacrolimus,

blutgerinnungshemmende Mittel (wie Warfarin, Phenprocoumon, Dicoumarol),

hormonale Kontrazeptiva,

Rapacuronium, Vecuronium,

Vincristin, Simvastatin.


Bei Einnahme der "Pille" können, zusätzlich zur Wirkungsabschwächung der hormo-nalen Kontrazeptiva, plötzliche Zwischen-blutungen auftreten. Deshalb sollte das orale Kontrazeptivum mehr als 50 mg Estrogen enthalten oder es sollten andere, nichthormonale Verhütungsmethoden em-pfohlen werden.

Die Plasmakonzentration von Phenytoin kann durch Carbamazepin sowohl erhöht als auch vermindert werden, wodurch in Ausnahmefällen Verwirrtheitszustände bis hin zum Koma auftreten können.

Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von Bupropion senken und den des Metaboliten Hydroxbupropion erhöhen und somit die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Bupropion verringern.

Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von Trazodon senken, scheint jedoch den antidepressiven Effekt von Trazodon zu verstärken.

Carbamazepin kann möglicherweise die Metabolisierung von Zotepin beschleunigen.


Verminderte Plasmakonzentration von Carbamazepin:


Carbamazepin wird durch das Cytochrom-P-450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher durch Induktoren des Cytochrom-P-450-Systems vermindert werden, z.B. durch:


Andere Antikonvulsiva (Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Valproinsäure, Vigabatrin), Theophyllin, Rifampicin, Doxorubicin, Cisplatin, Johanniskraut (Hypericum perforatum). Andererseits können die Plasmaspiegel des pharmakologisch wirksamen Metaboliten Carbamazepin-10,11-Epoxid durch Valproinsäure, sowie Primidon erhöht werden.


Durch gleichzeitige Gabe von Felbamat kann der Plasmaspiegel von Carbamazepin vermindert und der von Carbamazepin-10,11-epoxid erhöht werden, gleichzeitig kann der Felbamat-Spiegel gesenkt werden.


Aufgrund der wechselseitigen Beein-flussung, insbesondere bei gleichzeitiger Verabreichung mehrerer Antiepileptika, empfiehlt es sich, die Plasmaspiegel zu kontrollieren und die Dosierung von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten ggf. anzupassen.


Erhöhte Plasmakonzentration von Carbamazepin:


Carbamazepin wird durch das Cytochrom-P-450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher durch Inhibitoren des Cytochrom-P-450-Systems erhöht werden, z.B. durch:


Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin, Troleandomycin, Josamycin, Clarithro-mycin), Isoniazid, Calcium-Antagonisten (z.B. Verapamil, Diltiazem, Nimodipin), Acetazolamid, Dextropropoxyphen/Propoxy-phen, Viloxazin, Danazol, Omeprazol, Mentat, Cassia auriculata Tee, Ritonavir, Antimykotika vom Azol-Typ (wie z.B. Itraconazol, Ketoconazol, Fluconazol), Nicotinamid (in hoher Dosierung bei Erwachsenen), Fluoxetin, Nefazodon, Terfenadin, Loratadin, Cimetidin möglicherweise auch Desipramin und Fluvoxamin.


Erhöhte Plasmaspiegel von Carbamazepin (und/oder Carbamazepin-10,11-epoxid) können zu den unter Nebenwirkungen genannten Symptomen (z.B. Schwindel, Müdigkeit, Gangunsicherheit, Doppelt-sehen) führen. Daher sollte die Carbamazepin-Plasmakonzentration bei Auftreten solcher Symptome überprüft und die Dosis nötigenfalls verringert werden.


Andere Wechselwirkungen:


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten und Neuroleptika oder Metoclopramid kann das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen begün-stigen. Bei Patienten, die mit Neuroleptika behandelt werden, ist darauf zu achten, dass Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten den Plasmaspiegel dieser Arzneimittel reduzieren und dadurch eine Verschlech-terung des Krankheitsbildes verursachen können. Eine Dosisanpassung des jeweiligen Neuroleptikums kann erforderlich sein.


Es wird darauf hingewiesen, dass insbesondere die gleichzeitige Anwendung von Lithium und Carbamazepin die neurotoxische Wirkung beider Wirkstoffe verstärken kann. Daher ist eine sorgfältige Überwachung der Blutspiegel von beiden notwendig. Eine vorherige Behandlung mit Neuroleptika soll länger als 8 Wochen zurückliegen und auch nicht gleichzeitig erfolgen. Auf folgende Anzeichen neurotoxischer Symptome ist zu achten: unsicherer Gang, Ataxie, horizontaler Nystagmus, gesteigerte Muskeleigenrefle-xe, Muskelzucken (Muskelfaszikulationen).


In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Carbamazepin bei vorbestehender Neuro-leptikatherapie das Risiko für das Auftreten eines Malignen Neuroleptischen Syndroms oder eines Steven-Johnson-Syndroms erhöht.


Die gleichzeitige Gabe von Antidepressiva vom Typ der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (z. B. Fluoxetin) kann zu einem toxischen Serotonin-Syndrom führen.


Die Leberschädlichkeit von Isoniazid kann durch Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten erhöht werden.


Die kombinierte Gabe von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten und einigen harntreibenden Mitteln (Hydrochlorothiazid, Furosemid) kann zu einer symptomatischen Hyponatriämie führen.


Die Wirksamkeit von Muskelrelaxanzien, wie z.B. Pancuronium, kann durch Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten beeinträchtigt werden. Dadurch ist eine raschere Aufhebung der neuromuskulären Blockade möglich. Patienten, die mit Muskelrelaxanzien behandelt werden, sollten diesbezüglich überwacht und die Dosierung dieser Arzneimittel ggf. erhöht werden.


Bei gleichzeitiger Gabe von Isotretinoin (Wirkstoff zur Aknebehandlung) und Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten sollten die Carbamazepin-Plasmaspiegel kontrolliert werden.


Die gleichzeitige Gabe von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten mit Paracetamol kann die Bioverfügbarkeit von Paracetamol vermindern. Durch demzufolge erhöhte Plasmaspiegel von Paracetamolmetaboliten besteht ein erhöhtes Risiko von Hepatotoxizität durch Paracetamol.


Carbamazepin scheint die Elimination von Schilddrüsenhormonen zu verstärken und den Bedarf an diesen bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion zu erhöhen. Deshalb sind bei solchen Patienten, die eine Substitutionstherapie erhalten, zu Beginn und am Ende einer Therapie mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten die Schilddrüsenparameter zu bestimmen. Gegebenenfalls ist eine Dosisanpassung der Schilddrüsenhormonpräparate vorzunehmen. Insbesondere die gleichzeitige Behandlung mit Carbamazepin und anderen Antikonvulsiva (z.B. Phenobarbital) kann die Schilddrüsen-funktion verändern.


Es wird empfohlen, Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten nicht in Kombination mit Nefazodon (depressionslösendes Mittel) anzuwenden, da Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten zu einer deutlichen Reduktion der Nefazodon-Plasmaspiegels bis hin zum Wirkungsverlust führen kann. Darüber hinaus wird bei gleichzeitiger Einnahme von Nefazodon und Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten der Carbamazepin-Plasmaspiegel erhöht und der seines aktiven Abbauproduktes Carbamazepin-10,11-epoxid erniedrigt.


Durch gleichzeitige Einnahme von Carbamazepin und Antiarrhythmika, tri- oder tetrazyklische Antidepressiva oder Erythromycin erhöht sich das Risiko für kardiale Überleitungstörungen.


Über eine Erhöhung der Carbamazepin-Bioverfügbarkeit und -Plasmaspiegel durch Genuss von Grapefruit-Saft wurde berichtet.


Carbamazepin kann, wie andere psychoaktive Stoffe, die Alkoholtoleranz der Patienten vermindern. Die Patienten sollten daher während der Behandlung keinen Alkohol trinken.


4.6. Schwangerschaft und Stillzeit


Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit:

Carbamazepin darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer Schwangerschaft hingewiesen werden. Carbamazepin sollte bei gebärfähigen Frauen und besonders während der Schwangerschaft, wenn möglich, als Monotherapie angewendet werden, da sich das Risiko von Fehlbildungen bei einer Kombinationstherapie mit anderen Anti-epileptika erhöht.


Wenn unter einer Carbamazepin-Behandlung eine Schwangerschaft eintritt oder wenn die Behandlung mit Carbamazepin in der Schwangerschaft erforderlich ist, muss die Notwendigkeit einer Anfallskontrolle sorgfältig gegen das mögliche Risiko dieser Therapie für das ungeborene Kind abgewogen werden. Während der für Fehlbildungen besonders anfälligen ersten drei Monate der Schwangerschaft und besonders zwischen dem 20. und 40. Tag nach der Befruchtung soll die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden, da Fehlbildungen wahrscheinlich durch hohe Plasmakonzen-trationen hervorgerufen werden. Eine Kontrolle der Plasmaspiegel wird empfohlen. Sie sollten im unteren Bereich des therapeutischen Bereiches (3 - 7 µg/ml) liegen. In keinem Fall sollte die Behandlung ohne ärztlichen Rat abgebrochen werden, da es bei epileptischen Anfällen zur Schädigung des Kindes kommen kann.

Erfahrungen mit der Anwendung von Carbamazepin im ersten Trimester liegen für über 500 Schwangerschaften vor. Wie auch für andere Antikonvulsiva sind nach Carbamazepinexposition in utero verschie-dene Fehlbildungen beschrieben worden. Es treten vermehrt Kombinationen von Anomalien (leichte kraniofaziale Dysmor-phien, Fingernagelhypoplasien, Entwick-lungsverzögerungen) auf. Aus epidemio-logischen Studien ergibt sich ein auf 1% erhöhtes Risiko für das Auftreten von Spina bifida, das damit etwa 10fach höher ist als die Normalrate. Es ist bisher ungeklärt, in welchem Maß die Behandlung mit Carbamazepin für die Fehlbildungen verantwortlich ist, da auch ein Zusammenhang mit der Grunderkrankung oder genetischen Faktoren nicht ganz ausgeschlossen werden können. Die Patientinnen sollen über das erhöhte Risiko von Fehlbildungen informiert und auf die Möglichkeit des pränatalen Screenings hingewiesen werden.

Folsäuremangel, hervorgerufen durch die enzyminduzierende Wirkung von Carbam-azepin, kann ein zusätzlicher Faktor für die Entstehung von Fehlbildungen sein. Deshalb kann die Gabe von Folsäure vor und während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Vermeidung von Blutgerinnungs-störungen wird auch die prophylaktische Gabe von Vitamin K1 in den letzten Wochen der Schwangerschaft an die Mutter bzw. post partum an das Neugeborene empfohlen.


In Zusammenhang mit der Einnahme von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten und anderen Antiepileptika wurde über einige wenige Fälle von Krämpfen und/oder Atemdepression bei Neugeborenen berichtet, ebenso über einige Fälle von Erbrechen, Diarrhöe und/oder verminderter Nahrungsaufnahme. Dies könnten Anzeichen eines Entzugssyndroms beim Neugeborenen sein.


Carbamazepin und sein wirksamer Metabolit treten in geringen Mengen in die Muttermilch über (Milch/Plasma-Konzentra-tionsverhältnisse von 0,24-0,69). Deshalb dürfen Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten in der Stillzeit eingenommen werden. Der gestillte Säugling sollte jedoch auf mögliche Substanzwirkungen hin beobachtet werden (verringerte Gewichtszunahme, Sedierung). Beim Auftreten solcher Substanzwirkungen sollte abgestillt werden. Es wurde in seltenen Fällen über Hepatitis beim gestillten Säugling berichtet.


4.7. Auswirkungen auf die Verkehrs-tüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Durch das Auftreten zentralnervöser Nebenwirkungen, wie z.B. Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, zu Beginn der Behandlung oder in höheren Dosen und/oder bei gleichzeitiger Einnahme anderer, ebenfalls am Zentralnervensystem angreifender Arzneimittel können Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen - unabhängig von der Auswirkung des zu behandelnden Grundleidens - soweit verändern, dass z. B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt vermindert wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8. Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig ( 10%), Häufig ( 1% - < 10%), Gelegentlich ( 0,1% - < 1%), Selten ( 0,01 % - < 0,1%), Sehr selten (< 0,01% oder unbekannt)


Die beobachteten Nebenwirkungen traten bei alleiniger Verabreichung von Carbam-azepin (Monotherapie) seltener als bei gleichzeitiger Gabe anderer Antiepileptika (Kombinationstherapie) auf.


Ein Großteil der Nebenwirkungen können dosisabhängig, insbesondere bei Behand-lungsbeginn auftreten, und verschwinden meist nach 8-14 Tagen von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion. Daher sollten Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten möglichst einschleichend dosiert werden.


Die folgenden Nebenwirkungen können unter Carbamazepin auftreten:

Es gibt zunehmend Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Genmarkern und dem Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Haut wie SJS, TEN, DRESS, AGEP und makulopapulösem Ausschlag. Bei japanischen und europäischen Patienten wurde berichtet, dass eine Assoziation zwischen diesen Reaktionen und der Anwendung von Carbamazepin bei gleichzeitigem Vorliegen des Allels HLA-A*3101 besteht. Bei einem weiteren Marker, dem Allel HLA-B*1502, konnte gezeigt werden, dass ein starker Zusammenhang mit dem Auftreten von SJS und TEN bei Han-Chinesen, Thailändern und einigen anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen besteht (siehe Abschnitt 4.2 und 4.4 für weitere Informationen).


Erkrankungen des Nervensystems/ Psychiatrische Erkrankungen:

Sehr häufig können Somnolenz, Sedierung, Schläfrigkeit, Schwindel, Ataxie (ataktische und zerebellare Störungen), gelegentlich auch Kopfschmerzen, bei älteren Patienten Verwirrtheit und Unruhe (Agitation), auftreten.


Im psychischen Bereich wurden sehr selten Stimmungsveränderungen wie depressive oder manische Verstimmungen, phobische Störungen, aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Antriebsverarmung sowie Halluzinationen (akustisch und visuell), Tinnitus und Hyper- und Hypoakusis sowie Änderung der Wahrnehmung von Tonhöhen beobachtet. Unter der Behandlung von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten können latente Psychosen aktiviert werden.


Gelegentlich treten unwillkürliche Bewe-gungen, wie z.B. Asterixis oder Ticks, Störungen der Okulomotorik einhergehend mit Nystagmus und/oder Doppelbildern sowie Akkomodationsstörungen auf. Darüber hinaus können bei älteren und hirngeschädigten Patienten dyskinetische Störungen wie orofaziale Dyskinesien, Choreoathetose (unwillkürliche Bewe-gungen im Mund-Gesichtsbereich wie Grimassieren, verschraubte Bewegungen) auftreten. Sehr selten wurden Sprech-störungen, Missempfindungen, Muskel-schwäche, Polyneuropahtie, periphere Neuritis sowie Lähmungserscheinungen der Beine (Paresen) und Geschmacks-störungen berichtet.


Es gibt Hinweise darauf, dass Carbamazepin zu einer Verschlechterung der Symptome einer Multiplen Sklerose führen kann.


Es wurden Fälle von aseptischer Meningitis unter Carbamazepintherapie berichtet.


Wie bei Einnahme anderer Medikamente gegen Anfallsleiden auch kann es unter Carbamazepin zu einer Anfallshäufung kommen; insbesondere Absencen (spezielle von beiden Hirnhälfte ausge-hende Anfallsform) können verstärkt oder neu auftreten.


Augenerkrankungen:

Sehr selten treten Konjunktividen auf. Über Linsentrübung wurde berichtet. Bei zwei Patienten wurde in Zusammenhang mit einer Carbamazepin-Langzeittherapie über Retinotoxizität berichtet, die nach Absetzen des Carbamazepins rückläufig war.


Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths:

Sehr selten: Tinnitus und Hyper- und Hypoakusis sowie Änderung der Wahrnehmung von Tonhöhen


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:

Sehr selten wurde über Arthralgien und Myalgien sowie Muskelkrämpfe berichtet. Nach Absetzen von Carbamazepin verschwanden diese Erscheinungen.


Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte unter dem Bild der Osteoporose bis hin zu pathologischen Frakturen bei Patienten, die Carbamazepin über eine lange Zeit angewendet haben. Der Mechanismus, über den Carbamazepin den Knochen-Metabolismus beeinflusst, ist nicht bekannt


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Häufig bis sehr häufig wird über allergische Hautreaktionen mit und ohne Fieber, wie z. B. Urtikaria oder Pruritus, sowie vereinzelt über exfoliative Dermatitis, Erythrodermie, Lyell-Syndrom, Photosensibilität, Erythema exsudativum multiforme et nodosum, , Purpura, Lupus erythematodes disseminatus, generalisierte Pustulose und kutanes Pseudolymphom berichtet. Alopezie, vermehrtes Schwitzen, Veränderung der Hautpigmentierung, Akne, Hirsutismus und Vaskulitis traten vereinzelt bis gelegentlich auf.


Erkrankungen des Blutes und des Lymph-system:

Häufig bis sehr häufig treten Blutbild-veränderungen in Form von Leukozytose, Eosinophilie oder Leukopenie, Thrombo-zytopenie auf. Nach Literaturangaben tritt davon am häufigsten eine gutartige Leukopenie, in etwa 10 % der Fälle vorübergehend, in 2 % persistierend, auf. Eine gutartige Leukopenie tritt vor allem innerhalb der ersten vier Therapiemonate auf.


Sehr selten wurde über zum Teil lebensbedrohende Blutzellschäden wie Agranulozytose, aplastische Anämie, neben anderen Anämieformen (hämolytisch, megaloblastisch), Retikulozytose und über Lymphadenopathie, Milzvergrößerung berichtet.


Erkrankungen des Immunsystems:

Gelegentlich: Allergische Reaktionen (siehe auch Überempfindlichkeitsreaktionen)


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Häufig treten Appetitlosigkeit, Mund-trockenheit, Nausea und Vomitus, selten Diarrhöe oder Obstipation auf. Einzelfälle von Bauchschmerz, Schleimhaut-entzündungen im Mund-Rachenbereich (Stomatitis, Gingivitis, Glossitis) sowie Enteritis sind berichtet worden.


In der Literatur finden sich Hinweise, dass Carbamazepin möglicherweise eine Pan-kreatitis verursachen kann.


Leber- und Gallenerkrankungen:

Häufig finden sich Veränderungen von Leberfunktionswerten, selten Ikterus, vereinzelt verschiedene Formen von Hepatitis (cholestatisch, hepatozellulär, granulomatös, gemischt).


Selten tritt insbesondere innerhalb der ersten Therapiemonate eine lebens-bedrohliche akute Hepatitis mit Leber-versagen auf allergischer Basis auf (s.a. “Überempfindlichkeitsreaktionen”).


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen/ Endokrine Erkrankungen

Häufig tritt eine Hyponatriämie auf, die gelegentlich zu Flüssigkeitsretention, Ödem, Gewichtszunahme und verminderter Plasmaosmolalität und selten zu Wasser-intoxikation mit Erbrechen, Kopfschmerz, Verwirrung, Lethargie und anderen neurologischen Anomalien führt.


Sehr selten wird über Gynäkomastie oder Galaktorrhöe berichtet.


Carbamazepin kann den Serum-Calciumspiegel durch beschleunigten Metabolismus des 25-OH-Cholecalciferols senken. Dies führte vereinzelt zu einer Osteomalazie.


Insbesondere bei einer Kombinations-therapie mit anderen Antikonvulsiva können Schilddrüsenfunktionsparameter verändert sein.


Erhöhte Cholesterinspiegel, einschließlich HDL-Cholesterin und Triglyceride, können sehr selten auftreten, ebenso eine Erhöhung des freien Cortisols im Serum.


Carbamazepin kann den Folsäurespiegel im Serum senken, darüber hinaus gibt es Hinweise auf verminderte Vitamin-B 12-Spiegel und erhöhte Homocystein-Spiegel im Serum unter Carbamazepin.


In 2 Fällen wurde eine akute inter-mittierende Porphyrie ausgelöst.


Erkrankungen der Atemwege, des Brust-raums und Mediastinums:

Einzelfälle von Hypersensitivitätsreaktionen der Lunge mit Fieber, Dyspnoe und Pneumonitis oder Pneumonie (Alveolitiden) und Lungenfibrose sowie Bronchiolitis obliterans wurden in der Literatur beschrieben.


Erkrankungen der Nieren und Harnwege:

Gelegentlich treten Nierenfunktions-störungen, die zum Teil auf den anti-diuretischen Effekt von Carbamazepin zurückzuführen sind, wie z.B. Proteinurie, Hämaturie, Oligurie, sowie andere Symptome einer Nierenerkrankung, sehr selten bis hin zu interstitieller Nephritis oder Nierenversagen, und andere Harn-beschwerden (Dysurie, Pollakisurie, Harn-retention) auf.


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:

Weiterhin traten Einzelfälle sexueller Funktionsstörungen, wie z.B. Impotenz, verminderte Libido, verminderte männliche Fertilität und/oder abnorme Spermiogenese auf.


Herzerkrankungen/ Gefäßerkrankungen:

Gelegentlich bis selten können Bradykardie und Herzrhythmusstörungen sowie Verschlechterung einer vorbestehenden koronaren Herzkrankheit auftreten, insbesondere bei älteren Patienten oder Patienten mit bekannten Herzfunktions-störungen. Gelegentlich tritt ein AV-Block, in Einzelfällen mit Synkopen sowie Hyper- oder Hypotonie auf. Besonders in hoher Dosierung kann Blutdruckabfall auftreten. Darüber hinaus wurde über Thrombo-phlebitis und Thromboembolie berichtet.


Überempfindlichkeitsreaktionen:

Gelegentlich sind verzögerte, mehrere Organsysteme betreffende, Überempfind-lichkeitsreaktionen mit Fieber, Hautaus-schlag, Vaskulitis, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerz, Leukopenie, Eosinophilie, Vergrößerung von Leber und Milz oder veränderte Leberfunktionswerte. Diese Erscheinungen können in verschiedenen Kombinationen auftreten und auch andere Organe wie Lunge, Niere, Bauchspeichel-drüse und Herzmuskel und Dickdarm betreffen. Sehr selten wurden akute allergische Allgemeinreaktionen und aseptische Hirnhautentzündung mit Myo-klonus und Eosinophilie anaphylaktische Reaktionen und Angioödeme beobachtet. Das Entstehen von Überempfindlichkeits-reaktionen kann in sehr seltenen Fällen bei gleichzeitiger Infektion mit HHV-6 (human herpesvirus-6) begünstigt werden.


Selten: Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) (siehe Abschnitt 4.2. und 4.4)


4.9. Überdosierung


Bei jeder Beurteilung einer Intoxikation muss auch an die Möglichkeit einer evtl. vorliegenden Mehrfachintoxikation durch mögliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, beispielsweise in suizidaler Absicht, gedacht werden.


Carbamazepin-Intoxikationen treten meist bei sehr hohen Dosen (4 - 20 g) auf, wobei die Plasmaspiegel immer über 20 µg/ml liegen. Akzidentelle oder suizidale Einnahmen mit Plasmakonzentrationen von 38 µg/ml wurden überlebt.


In der Literatur wurde über Intoxikationen (nach Einnahme von Carbamazepin in suizidaler Absicht oder akzidentelle Einnahme) mit zum Teil letalem Ausgang berichtet.


a) Symptome einer Überdosierung

Bei einer Überdosierung mit Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten können die unter Nebenwirkungen genannten Symptome verstärkt in Erscheinung treten:

Schwindel, Ataxie, Benommenheit, Stupor, Nausea, Vomitus, Unruhe, Verwirrtheit, unwillkürliche Bewegungen, Mydriasis, Nystagmus, Flushing, Harnretention, Zyanose, Opisthotonus, Reflexanomalien (abgeschwächte oder gesteigerte Reflexe).

Zusätzlich können noch folgende Symptome auftreten:

Tremor, Erregung, tonisch-klonische Konvulsionen, sowie respiratorische und kardiovaskuläre Störungen mit meist hypotonen Blutdruckwerten (evtl. auch Hypertonus), Tachykardie und AV-Block, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Atem- und Herzstillstand.


EEG-Dysrhythmien und EKG-Veränderungen (Arrhythmien, Überleitungsstörungen) können vorkommen. In Einzelfällen wurden veränderte Laborparameter gemessen:

Leukozytose, Leukopenie, Neutropenie, Glykosurie, Azetonurie.


b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung

Ein spezifisches Antidot bei Intoxikation mit Carbamazepin gibt es bislang nicht.


Die Behandlung erfolgt daher sympto-matisch: möglichst schnelle Entfernung der Noxe (Auslösung von Erbrechen, Magenspülungen) sowie Verminderung der Resorption (Verabreichen von z.B. Aktivkohle oder eines Laxans).


Die Vitalfunktionen müssen unter klinischen Bedingungen gesichert werden: die Plasmakonzentration und Herzfunktion ist zu überprüfen, ggf. sind Korrekturen der Elektrolytverschiebungen notwendig.


Bei Krampfanfällen können geeignete Antikonvulsiva verabreicht werden. Der Einsatz von Barbituraten wird in der Literatur, wegen der Induzierung einer respiratorischen Depression, besonders bei Kindern, nicht empfohlen.


Forcierte Diurese sowie Hämo- und Peritonealdialyse sind wegen der hohen Proteinbindung von Carbamazepin wenig erfolgversprechend.


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1. Pharmakodynamische Eigen-schaften


ATC Code: N03A F01


Carbamazepin ist ein Dibenzoazepin-Derivat. Pharmakologisch hat es Gemein-samkeiten mit Phenytoin.

Der Wirkungsmechanismus ist bislang nicht geklärt. Ähnlich wie Phenytoin hemmt Carbamazepin die synaptische Übertragung und reduziert dadurch die Fortleitung von konvulsiven Entladungen. In höheren Konzentrationen verursacht Carbamazepin eine Herabsetzung der posttetanischen Potenzierung.


Die Schmerzlinderung bei der Trigeminus-Neuralgie kommt wahrscheinlich durch eine Hemmung der synaptischen Reizüber-tragung im spinalen Trigeminuskern zustande.


5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften


- Resorption, Plasmakonzentrationen


Carbamazepin wird (abhängig von der Darreichungsform) nach oraler Verab-reichung relativ langsam und fast vollständig resorbiert.


Die Resorptionshalbwertszeit liegt durchschnittlich bei 8,5 h und zeigt große intra- und interindividuelle Unterschiede auf (ca. 1,72 bis 12 Stunden).


Die maximalen Plasmakonzentrationen werden nach einmaliger Gabe (je nach Darreichungsform) bei Erwachsenen nach 4 bis 16 Stunden (ganz selten bis 35 h), bei Kindern etwa 4 – 6 h erreicht. Die Plasmaspiegel hängen nicht linear von der Dosis ab und zeigen im höheren Dosisbereich einen flachen Kurvenverlauf.


Maximale Plasmakonzentrationen werden bei Verabreichung der Suspension schneller erreicht als bei Gabe von Tabletten oder Retardtabletten.


Die Plasmaspiegel sind nach Gabe von Retardtabletten niedriger als bei nicht-retardierten Tabletten.


Der steady-state wird nach 2 bis 8 Tagen erreicht. Es besteht keine enge Korrelation zwischen der Dosis von Carbamazepin und der Plasmakonzentration im steady-state.

Im steady-state sind die Fluktuationen im Plasmaspiegel von Carbamazepin und seines Metaboliten Carbamazepin-10,11-epoxid beim Dosierungsintervall von 8 bzw. 12 Stunden nur gering.


In Literaturberichten wird hinsichtlich therapeutischer und toxischer Plasma-konzentrationen darauf hingewiesen, dass die Anfallsfreiheit bei Plasmaspiegeln von 4 bis 12 µg/ml erzielt werden kann. Eine Überschreitung des Plasmaspiegels von 20 µg/ml führte zur Verschlechterung des Krankheitsbildes. Bei Plasmakonzentratio-nen von 5 bis 18 µg/ml wird eine Schmerzlinderung bei Trigeminusneuralgie erreicht.

Die Schwellenkonzentrationen für das Auftreten von Nebenwirkungen liegt bei ca. 8 bis 9 µg/ml.


- Plasmaproteinbindung, Verteilung


Das Verteilungsvolumen beim Menschen wird mit Werten zwischen 0,8 - 1,9 l/kg angegeben.

Die Plasmaproteinbindung von Carbam-azepin liegt zwischen 70 und 80 %. Der Anteil an ungebundenem Carbamazepin ist bei einer Konzentration bis 50 µg/ml konstant. Der pharmakologisch aktive Metabolit Carbamazepin-10,11-epoxid wird zu 48 – 53 % (etwa 0,74 l/kg) an das Plasmaprotein gebunden.

Mit pharmakokinetischen Interaktionen ist zu rechnen, siehe Abschnitt "Wechsel-wirkungen".


Die Carbamazepin-Konzentration im Liquor beträgt 33 % der jeweiligen Plasma-konzentration.

Die Carbamazepin-Konzentration im Speichel entspricht der Konzentration freier Muttersubstanz und steht in guter Korrelation zum Plasmaspiegel (etwa 20 – 30 %). Sie lässt sich durch den Multiplikator 4 zur Plasmaspiegelschätzung im Rahmen der Therapie verwenden.

Carbamazepin durchdringt die Plazenta-schranke und geht in die Muttermilch über (Konzentration etwa 58 % derjenigen im Plasma). Beim gestillten Säugling kann dies zu Konzentrationen im Plasma führen, die denen der Muttermilch entsprechen.


- Metabolismus


Carbamazepin wird in der Leber oxidiert, desaminiert, hydroxyliert und anschließend mit Glucuronsäure verestert.

Bislang wurden 7 Metabolite von Carbamazepin im Urin des Menschen identifiziert. Davon hat der pharmakologisch nicht aktive Metabolit trans-10,11-Dihydroxy-10,11-dihydrocarbamazepin den größten Mengenanteil. Der Metabolit Carbamazepin-10,11-epoxid wird zu etwa 0,1 bis 2 % gefunden; er besitzt antikonvulsive Wirkungen.


- Ausscheidung, Plasmaclearance, Plasmahalbwertszeit


Nach Einzelgaben wird Carbamazepin mit einer Halbwertszeit von ca. 36 Stunden (Bereich: 18 - 65 h) aus dem Plasma eliminiert.

Bei Dauertherapie sinkt die Halbwertszeit infolge Enzyminduktion um etwa 50 % (10 – 20 h). Die Halbwertszeiten sind in Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika kürzer (durchschnittlich 6 – 10 h) als bei Monotherapie (11 – 13 h); bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen, bei Neugeborenen sind sie länger als bei Säuglingen.


Die Plasma-Clearance beträgt bei Gesunden etwa 19,8 ± 2,7 ml/h/kg, bei Patienten in Monotherapie etwa 54,6 ± 6,7 ml/h/kg, bei Patienten in Kombinations-therapie etwa 113,3 ± 33,4 ml/h/kg.


Nach einmaliger oraler Applikation werden etwa 72 % der Dosis in Form von Metaboliten über die Nieren ausgeschieden. Der Rest von etwa 28 % wird über die Faeces ausgeschieden, dabei teilweise in unveränderter Form. Nur 2 – 3 % der im Urin ausgeschiedenen Substanzmenge liegt als unverändertes Carbamazepin vor.


- Bioverfügbarkeit/Bioäquivalenz


Eine im Jahr 1990 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 22 männlichen Probanden (Alter: 27,0 ± 4,8 Jahre (Mittelwert ± Standardabweichung)) ergab im Vergleich zum Referenzpräparat (je 200 mg Einmaldosis, cross-over-Design) folgende Werte:



Test-
präparat

Referenz-präparat

maximale Plasma-konzentration (Cmax):


2,62 g/ml
± 0,42


2,32 g/ml
± 0,28

Zeitpunkt der maximalen Plasma-konzentration (tmax):


10,36 h
± 5,49


8,50 h
± 5,67

Fläche unter der Konzen-trations-Zeit-Kurve

(AUC):


156,68 g/ml•h ± 34,43


148,83 g/ml•h ± 30,29


Angabe der Werte mit Lage- und Streumaß (Mittelwert ± Standardabweichung)



Mittlere Serumspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm.


5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit


Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

In-vitro-Untersuchungen und Studien am Tier ergaben keine Hinweise auf ein relevantes mutagenes Potential von Carbamazepin.

In einer Kanzerogenitätsstudie über 2 Jahre an Ratten mit Carbamazepin wurden erhöhte Inzidenzen von hepatozellulären Tumoren bei weiblichen Tieren sowie benigne Testestumoren bei männlichen Tieren beobachtet. Es liegen jedoch keine Hinweise vor, dass diese Beobachtungen für die therapeutische Anwendung am Menschen von Bedeutung sind.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1. Liste der sonstigen Bestandteile


Croscarmellose-Natrium, hochdisperses Silici-umdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), mikrokristalline Cellulose.


6.2. Inkompatibilitäten


Keine.


6.3. Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit von Carbamazepin Aristo® 200 mg Tabletten beträgt 5 Jahre.


Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25 °C lagern. In der Original-verpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen


6.5. Art und Inhalt des Behältnisses


Blisterpackung aus PVC-Folie (250 µm, weiß-opak) und Aluminiumfolie (siegelbar gegen PVC)


Originalpackung mit 50 Tabletten (N1)

Originalpackung mit 100 Tabletten (N2)

Originalpackung mit 200 Tabletten (N3)

(Folienbündelung 2 x 100)

Klinikpackung mit 250 Tabletten


6.6. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung


Aristo Pharma GmbH

Wallenroder Str. 8-10

13435 Berlin

Tel.: +49 30 71094-4200

Fax: +49 30 71094-4250



8. Zulassungsnummer


33994.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung


15.06.1995


10. Stand der Information


Januar 2013


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig



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