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Carbamazepin Generics Retard 400 Mg

Document: 16.09.2009   Fachinformation (deutsch) change

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FACHINFORMATION (ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS/SPC)


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Carbamazepin 400 mg Generics retard


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 Retardtablette enthält 400 mg Carbamazepin.

Sonstige Bestandteile siehe 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Retardtabletten.


Weiße oder gelbliche, runde, flache, kleeblattförmige Retardtablette mit abgeschrägten Kanten, doppelseitiger Kreuzbruchkerbe und 4 Einkerbungen am Tablettenrand.

Die Tabletten können in zwei gleiche Hälften geteilt werden.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Epilepsie

- generalisierte tonisch-klonische Anfälle

- partielle Anfälle

anfallsartiger Schmerz bei Trigeminus-Neuralgie

zur Prophylaxe manischer oder hypomanischer Phasen manisch-depressiver Psychosen bei Patienten, die auf eine Therapie mit Lithium nicht ansprechen oder bei denen diese kontraindiziert ist.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Therapie mit Carbamazepin wird mit einer niedrigen Anfangsdosis, je nach Art und Schwere des Krankheitsbildes, begonnen. Die Dosis wird dann schrittweise auf die für den Patienten geeignete optimale Erhaltungsdosis erhöht.


Die Dosierung sollte auf die Anfallskontrolle und die Entwicklung einer Unverträglichkeit ausgerichtet sein. Die Plasmaspiegel sind ein Indikator dafür, ob der Patient sich innerhalb oder außerhalb des therapeutischen Bereichs befindet, um eine unzureichende Anfallskontrolle oder die Entwicklung einer Unverträglichkeit zu erklären. Dies kann besonders dann hilfreich sein, wenn eine Kombinationstherapie angewendet wird. Der therapeutische Plasmaspiegel von Carbamazepin liegt normalerweise bei 4‑12 µg/l, entsprechend einer Dosierung von 400-1200 mg/Tag.

Bei Erwachsenen kann eine Höchstdosis von 1600-2000 mg pro Tag erforderlich sein.


Bei Umstellung eines Patienten von einer schnell freisetzenden Darreichungsform mit Carbamazepin ist im Allgemeinen die gleiche Tagesgesamtdosis geeignet. Bei einigen Patienten kann eine Erhöhung der Tagesgesamtdosis erforderlich sein, insbesondere wenn gleichzeitig andere Antiepileptika angewendet werden.


Die Tagesdosis wird in der Regel verteilt auf zwei Einzelgaben während oder nach einer Mahlzeit mit Wasser eingenommen. Die Retardtabletten sollen ganz geschluckt und nicht zerkaut oder zerstoßen werden.


Patienten, die Schwierigkeiten beim Schlucken haben, können die Retardtabletten auch in Wasser auflösen, bis diese in ihr Granulat zerfallen sind, und dann einnehmen. Die Retardwirkung bleibt nach Auflösung der Tabletten nur kurze Zeit erhalten. Deshalb soll die Suspension sofort eingenommen werden.


Bei Patienten mit schwerer kardiovaskulärer Erkrankung, Lebererkrankung oder Schädigung der Niere und bei älteren Patienten kann eine niedrigere Dosis ausreichend sein.


Bei einigen Patienten kann die erforderliche Dosis infolge eines gesteigerten Metabolismus durch Autoinduktion hepatischer Enzyme oder durch Wechselwirkungen bei Kombinationstherapie erheblich von der weiter unten empfohlenen Anfangs- und Erhaltungsdosis abweichen.


Vor der Entscheidung zur Behandlung mit Carbamazepin sollten Patienten, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, genetisch auf HLA-B*1502 untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist. Denn dieses Allel ist ein starker Prädiktor für das Risiko für das Auftreten eines schweren Stevens Johnson-Syndroms bei einer Behandlung mit Carbamazepin. (siehe Abschnitt 4.4).


Dosierungsempfehlungen:


Epilepsie:

Die Behandlung wird mit niedriger Dosierung, je nach Art und Schwere der Symptome, begonnen. Die Dosis wird dann langsam auf die für den Patienten geeignete optimale Erhaltungsdosis erhöht.


Es wird empfohlen, wenn möglich, eine Monotherapie mit Carbamazepin durchzuführen. Bei der Umstellung von einem anderen Antiepileptikum auf Carbamazepin soll die Dosis des anderen Antiepileptikums langsam reduziert werden.


Ist die Umstellung der Therapie auf ein anderes Antiepilepti­kum erforderlich, soll diese nicht abrupt, sondern allmählich in kleinen Schritten erfolgen.


Das Absetzen der Carbamazepinbehandlung erfolgt ausschleichend.



Anfangsdosis

Erhaltungsdosis

Erwachsene

100-200 mg 1x oder 2x täglich

400-600 mg morgens und abends

Kinder

5-10 Jahre*

200 mg abends (oder 100 mg morgens und abends)

100-200 mg morgens und

200-400 mg abends

Kinder

10-15 Jahre

200 mg abends (oder 100 mg morgens und abends)

100-400 mg morgens und 400-600 mg abends


Die Carbamazepin-Retardtabletten können halbiert werden, um bei Kindern/Erwachsenen die Dosis, falls notwendig, auf zwei Einnahmen zu verteilen.

*Für Kinder unter 5 Jahren sind die Carbamazepin-Retardtabletten im Allgemeinen nicht geeignet. Anstelle der Retardtabletten kann eine herkömmliche Tabletten- oder Saftzubereitung gegeben werden.


Die Behandlung mit einem Antiepileptikum ist eine Langzeittherapie.


Eine Dosisreduktion oder ein Absetzen der antiepileptischen Behandlung kann generell in Erwägung gezogen werden, wenn der Patient über mindestens 2 oder 3 Jahre anfallsfrei war. Anstelle einer altersabhängigen Dosisanpassung können Kinder der Dosis pro Kilogramm/Körpergewicht entwachsen.


Prophylaxe anfallsartig auftretender Schmerzen bei Trigeminus-Neuralgie:

Die übliche Anfangsdosis beträgt 100-400 mg Carbamazepin pro Tag. Die niedrigere Anfangsdosis kann für ältere oder empfindliche Patienten ausreichen. Die Dosis wird bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit gesteigert, die allgemein mit einer Dosis von 600-800 mg/Tag verteilt auf 1-2 Gaben, bei einer Höchstdosis von 1600 mg, erzielt wird. Die Dosis kann anschließend schritt­weise reduziert werden, wenn der Patient schmerzfrei ist, und die Behandlung kann gegebenenfalls nach ein paar Wochen abgesetzt werden, wenn kein Schmerz mehr auftritt.


Prophylaxe manisch-depressiver Psychosen

Die Anfangsdosis beträgt 100-400 mg täglich in geteilten Dosen und wird schrittweise bis zur Kontrolle der Symptome oder auf insgesamt 800 mg, in Ausnahmefällen maximal 1600 mg, in geteilten Dosen gesteigert. Die übliche Erhaltungsdosis beträgt 400-600 mg täglich in geteilten Dosen.


Die Prophylaxe manisch-depressiver Psychosen ist eine Langzeitbehandlung.


Wenn Carbamazepin in Ausnahmefällen in Kombination mit Lithium zur Prophylaxe manisch-depressiver Psychosen angewendet wird, die nicht mit einer alleinigen Lithiumbehandlung kontrolliert werden können, ist zur Vermeidung von Wechselwirkungen darauf zu achten, den Plasmaspiegel von Carbamazepin unter 8 µg/ml und den Lithiumspiegel in einem niedrigen therapeutischen Bereich (0,3-0,8 mval/l) zu halten. Eine Behandlung mit einem Neuroleptikum darf nicht gleichzeitig erfolgen und muss mindestens 8 Wochen vorher abgesetzt werden.


Die Reaktionsfähigkeit kann insbesondere unter der Kombinationsbehandlung von Carbamazepin und Lithium beeinträchtigt sein (siehe Abschnitt 4.7, “Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen").


4.3 Gegenanzeigen


Carbamazepin darf nicht angewendet werden bei:

- bekannter Knochenmarkdepression,

- atrioventrikulären Überleitungsstörungen,

- Überempfindlichkeit gegenüber Carbamazepin oder strukturverwandten Arzneimitteln (zum Beispiel trizyklische Antidepressiva) oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels,

- akuter intermittierender Porphyrie.


Carbamazepin darf nicht gleichzeitig mit Voriconazol angewendet werden, da die Leberenzyminduktion durch Carbamazepin die Wirkung von Voriconazol mindert und so zu einem Behandlungsversagen führen kann.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Carbamazepin darf nur nach strenger Nutzen/Risiko-Abwägung und unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:

- hämatologischen Störungen,

- gestörtem Natriumstoffwechsel,

- schwerer Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörung,

- Schwangerschaft und Stillzeit,

- myotoner Dystrophie wegen wahrscheinlicher kardialer Überleitungsstörungen.


Der Patient ist anzuweisen, bei Auftreten von Fieber, Halsschmerzen, Ausschlag, Geschwüren im Mund, Neigung zu Blutergüssen, petechialen oder Purpura-Blutungen, Übelkeit, Gelbfärbung der Haut und Vergrößerung der Leber sofort seinen behandelnden Arzt aufzusuchen.


Bei Patienten mit schwerer kardiovaskulärer Erkrankung, Lebererkrankung oder Schädigung der Niere und bei älteren Patienten ist eine besondere Überwachung erforderlich. Die Dosierung sollte entsprechend angepasst werden.


Wenn die Behandlung mit Carbamazepin abgesetzt werden muss, sollen alternative Antiepileptika verordnet werden.


Carbamazepin kann Absencen auslösen oder verschlimmern. Es soll daher nicht bei Patienten eingesetzt werden, die an dieser Anfallsform leiden.


Wie bei anderen Antiepileptika kann es bei einigen Patienten zu einer erhöhten Anfallshäufigkeit oder zu neuen Arten von Anfällen kommen. Diese Phänomene können auch die Folge einer Überdosierung, einer Abnahme der Plasmakonzentration gleichzeitig gegebener Antiepileptika oder ein paradoxer Effekt sein.


Blutbild, Thrombozytenzahl und die biochemische Zusammensetzung des Serums, einschließlich der Elektrolyte, sollen vor Beginn der Behandlung mit Carbamazepin bestimmt werden. Eine Kontrolle des Blutbildes soll während der ersten 5 Monate monatlich und anschließend zwei- bis viermal pro Jahr erfolgen.


Die klinische Überwachung des Patienten ist während der gesamten Dauer der Behandlung äußerst wichtig. Carbamazepin muss bei Auftreten einer schweren Leukopenie oder Thrombozytopenie abgesetzt werden.


Leberfunktionstests sollen ebenfalls vor Beginn der Behand­lung und anschließend periodisch, besonders bei Patienten mit einer Lebererkrankung in der Krankengeschichte und bei älteren Patien­ten durchgeführt werden. Die Behandlung mit Carbamazepin soll bei Auftreten von Anzeichen und Symptomen einer Leberfunktionsstörung ausgesetzt werden.


Bei Auftreten schwerer Überempfindlichkeitsreaktionen soll die Behandlung sofort abgebrochen werden.


Während der Behandlung mit Carbamazepin kommt es häufig zu einer mäßigen Senkung der Leukozyten- oder Thrombozytenzahl, die normalerweise vorübergehend ist. Carbamazepin muss jedoch bei Auftreten einer schweren Leukopenie (hauptsächlich Neutropenie) oder Thrombozytopenie, die mit klinischen Manifestationen wie Fieber, Halsschmerzen oder signifikanter Knochenmarkdepression einhergehen, abgesetzt werden.


Bei Auftreten schwerer Hautreaktionen, einschließlich Lyell-Syndrom (toxische epidermale Nekrolyse), Stevens-Johnson-Syndrom und akute, generalisierte exanthematische Pustulose, muss die Therapie sofort abgebrochen werden. In diesen Fällen ist eine erneute Behandlung mit Carbamazepin kontraindiziert.


Aufgrund einer möglichen Photosensibilisierung sollen sich die Patienten während der Behandlung mit Carbamazepin nicht übermäßig der Sonne aussetzen.


Carbamazepin sollte nicht in Kombination mit Monoaminooxidase (MAO)-Hemmern angewendet werden; MAO-Hemmer sollen mindestens 2 Wochen oder länger, wenn der klinische Zustand des Patienten dies zulässt, vor der Behandlung mit Carbamazepin abgesetzt werden.


Vorsichtsmaßnahmen:

Patienten mit Glaukom sollen über das mögliche Risiko in Verbindung mit der geringen anticholinergen Wirkung von Carbamazepin infor­miert werden. Der Augeninnendruck soll bei diesen Patienten regelmäßig gemessen werden.


Hohe Dosen von Carbamazepin können latente Psychosen aktivieren und bei älteren Patienten Agitiertheit oder Verwirrtheit auslösen.


Carbamazepin kann die Wirkung oraler Kontrazeptiva herabsetzen (siehe Abschnitt 4.5, “Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen”).


Von dem Konsum von Alkohol ist aufgrund einer möglichen Wirkungsverstärkung durch Carbamazepin abzuraten.


Es wurde nachgewiesen, dass das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 bei Personen, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, stark mit demRisiko des Auftretens schwerer Hautreaktionen, und zwar des Stevens Johnson Syndroms, verbunden ist. Diese Personen sollten vor Beginn der Therapie mit Carbamazepin genetisch auf dieses Allel hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist. Wenn der Test positiv ausfällt, sollte die Behandlung mit Carbamazepin nicht begonnen werden, es sei denn, es steht keine andere Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Getestete Personen, bei denen kein HLA-B*1502 gefunden wurde, haben ein geringes Risiko für das Auftreten des Stevens Johnson Syndroms; dennoch können diese Reaktionen sehr selten auftreten.

Aufgrund fehlender Daten ist nicht sicher, ob dieses Risiko auf alle Südostasiaten zutrifft. Bei der kaukasischen Bevölkerung hat das Allel HLA-B*1502 kein erhöhtes Risiko für das Auftreten desStevens Johnson Syndroms gezeigt.


Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenenIndikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von carbadura 200 mg Retardtabletten nicht aus.


Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Antikonvulsiva

Von einer Reihe von Antikonvulsiva weiß man, dass es bei gleichzeitiger Gabe von Carbamazepin zu Wechselwirkungen kommt: Valproinsäure, Ethosuximid, Felbamat, Lamotrigin, Phenobarbital, Primidon und Phenytoin. Blutanalysen haben ergeben, dass die Plasmaspiegel dieser Substanzen von Patient zu Patient unterschiedlich sein können und sehr stark streuen.


Aufgrund möglicher Wechselwirkungen während einer Kombinationstherapie der Epilepsie müssen die Plasmaspiegel regelmäßig kontrolliert und die Dosis, falls notwendig, entsprechend angepasst werden.


Cytochrom-P450-Induktoren

Carbamazepin ist ein starker Induktor verschiedener hepatischer Stoffwechselenzyme. Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin kann den Metabolismus verschiedener Arzneimittel, die über die Metabolisierung ausgeschieden werden, beschleunigen und so deren Plasmaspiegel senken.

Es ist vor allem darauf zu achten, dass auch Rifampicin ein bekannter, sehr starker CYP-450-Induktor ist und die Carbamazepinspiegel senkt.


Monoaminoxidase-Hemmer

Da Carbamazepin und trizyklische Antidepressiva strukturverwandt sind, sollte Carbamazepin nicht gleichzeitig mit Monoaminooxidase (MAO)-Hemmern angewendet werden. Die Behandlung mit MAO-Hemmern soll mindestens 2 Wochen vor Beginn einer Therapie mit Carbamazepin abgesetzt werden, wenn der klinische Zustand des Patienten dies zulässt.


Arzneimittel, die die Plasmaspiegel von Carbamazepin senken können:


Die Plasmaspiegel von Carbamazepin können durch andere Enzyminduktoren gesenkt werden. Hierzu zählen: Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Felbamat (~25%), Valproinsäure, Digoxin, Theophyllin, Rifampicin, Clonazepam, Cisplatin und Doxorubicin.

Andererseits können Valproinsäure, Felbamat (~50%), Primidon, Clonazepam und Digoxin den Plasmaspiegel des aktiven Metaboliten Carbamazepin-Epoxid erhöhen.


Aufgrund möglicher Wechselwirkungen während einer Kombinationstherapie der Epilepsie müssen die Plasmaspiegel regelmäßig kontrolliert und die Dosis, falls notwendig, entsprechend angepasst werden.


Die Plasmaspiegel von Carbamazepin können durch die gleichzeitige Einnahme des pflanzlichen Präparats Johanniskraut (Hypericum perforatum) gesenkt werden. Dies ist auf eine Induktion arzneimittelabbauender Enzyme zurückzuführen, die 2 Wochen oder länger nach Beendigung der Johanniskrautbehandlung anhalten kann. Wenn während der Therapie mit Carbamazepin eine Behandlung mit Johanniskraut begonnen oder beendet wird, sollen die Serumspiegel von Carbamazepin kontrolliert werden.


Arzneimittel, die die Plasmaspiegel von Carbamazepin erhöhen können:


Die Plasmaspiegel von Carbamazepin können durch die folgenden CYP3A4-Inhibitoren gesteigert werden: Azol-Antimykotika (z. B. Itraconazol, Ketoconazol, Fluconazol), Makrolid-Antibiotika (z. B. Erythromycin, Josamycin, Clarithromycin und Troleandomycin), Isoniazid, Calcium-Antagonisten (z. B. Verapamil, Diltiazem), Digoxin, Acetazolamid, Dextropropoxyphen, Propoxyphen, Clonazepam, Fluoxetin, Viloxazin, Danazol, Nicotinamid (in hoher Dosierung bei Erwachsenen), Nefazodon, Fluvoxamin, Terfenadin, Loratadin, Grapefruitsaft und HIV-Proteasehemmer (z. B. Ritonavir), möglicherweise auch Cimetidin (in Dosierungen  800 mg), Felbamat und Desipramin. In seltenen Fällen Phenobarbital, Lamotrigin und Primidon.


Erhöhte Plasmaspiegel von Carbamazepin können zu den unter Abschnitt 4.8, “Nebenwirkungen” aufgeführten Symptomen führen, wie z. B. Schwindel, Müdigkeit, unsicherer Gang, Doppeltsehen. Wenn diese Symptome auftreten, sollen die Plasmaspiegel von Carbamazepin überprüft und die Dosis, falls notwendig, reduziert werden.


Einfluss von Carbamazepin auf die Plasmaspiegel anderer, gleichzeitig angewendeter Arzneimittel:


Carbamazepin kann die Wirkung bestimmter Arzneimittel mindern.

Bei der gleichzeitigen Anwendung von Carbamazepin mit den folgenden Substanzen kann eine Dosisanpassung notwendig sein, um das erforderliche klinische Ansprechen insbesondere zu Beginn und Ende der Carbamazepinbehandlung zu sichern: Clobazam, Clonazepam, Ethosuximid, Primidon, Tiagabin, Valproinsäure, Lamotrigin, Alprazolam, Kortikosteroide (z. B. Prednisolon, Dexamethason), Digoxin, Doxycyclin, Dihydropyridine wie Felodipin, Haloperidol, andere Neuroleptika wie Risperidon, Clozapin, andere trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin, Nortriptylin, Clomipramin, Imipramin; Nefazodon; Trazodon; Topiramat, Indinavir, Ritonavir, Methadon, Tramadol, Theophyllin, Antikoagulanzien wie Warfarin, Phenprocoumon, Dicoumarol, Phenytoin (obwohl die Phenytoinspiegel gelegentlich auch steigen können), Azol-Antimykotika wie Voriconazol und Itraconazol, Bromperidol, Olanzapin, Quetiapin, Praziquantel, Caspofungin, Fentanyl, Midazolam, Phenazon, Propranolol, Methylphenidat, Flunarizin, Chinidin und Hydrochinidin.

Außerdem andere Immunsuppressiva wie Tacrolimus, Sirolimus und Ciclosporin.


Östrogen- und/oder Gestagen-haltige Arzneimittel, einschließlich orale Kontrazeptiva und Hormonersatztherapeutika (siehe Abschnitt 4.4, “Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung”). Zur Empfängnisverhütung sollte eine zuverlässige, alternative Methode angewendet werden. Bei Patientinnen, die die Pille nehmen, kann infolge der verminderten Wirkung des Kontrazeptivums eine Durchbruchsblutung oder Schmierblutung auftreten.


Carbamazepin kann die Plasmaspiegel von Bupropion senken und die Plasmaspiegel des Metaboliten Hydroxybupropion erhöhen.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die zu berücksichtigen sind:


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und anderen psychotropen Arzneimitteln wie Neuroleptika, Antidepressiva, Sedativa, Hypnotika, Analgetika, sedierende Antihistaminika können zu einem erhöhten Auftreten neurologischer Nebenwirkungen führen.


Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Stevens-Johnson-Syndroms bei gleichzeitiger Anwendung von Neuroleptika.


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Paracetamol kann die Bioverfügbarkeit von Paracetamol (Acetaminophen) mindern.


Bei gleichzeitiger Anwendung kann das Risiko für neurotoxische Effekte von Carbamazepin (Ataxie) und Lithium (zerebellares Syndrom) verstärkt werden, auch wenn die Plasmaspiegel von Lithium im normalen Bereich liegen (siehe auch Abschnitt 4.2, “Dosierung, Art und Dauer der Anwendung”). Die folgenden neurotoxischen Symptome wurden ebenfalls beobachtet: unsicherer Gang, horizontaler Nystagmus, gesteigerte unwillkürliche Muskelreflexe, Muskelzucken. Diese neurologischen Effekte sind nach Absetzen von Lithium reversibel.


Carbamazepin kann die Hepatotoxizität von Isoniazid erhöhen.


Die kombinierte Anwendung von Carbamazepin und harntreibenden Arzneimitteln (Schleifen- und Thiaziddiuretika) wie Hydrochlorothiazid und Furosemid kann zu Hyponatriämie führen.


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Antiarrhythmika, zyklischen Antidepressiva oder Erythromycin erhöht das Risiko für kardiale Überleitungsstörungen.


Carbamazepin kann die Wirkung von Muskelrelaxanzien wie Pancuronium mindern. Dadurch ist eine schnelle Aufhebung der neuromuskulären Blockade möglich. Die Patienten müssen dementsprechend überwacht und die Dosierung des Muskelrelaxanz, falls notwendig, erhöht werden.


Die Plasmaspiegel von Carbamazepin müssen bei gleichzeitiger Anwendung von Isotretinoin (Substanz zur Aknebehandlung) kontrolliert werden, da Isotretinoin Berichten zufolge die Bioverfügbarkeit von Carbamazepin und seinem aktiven Metaboliten unvorhersehbar verändert.


Carbamazepin scheint die Elimination von Schilddrüsenhormonen zu verstärken und so deren Bedarf bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion zu erhöhen. Deshalb muss bei Patienten, die eine Substitutionstherapie erhalten, zu Beginn und Ende der Behandlung mit Carbamazepin ein Funktionstest der Schilddrüse durchgeführt werden. Gegebenenfalls ist eine Dosisanpassung des Hormonpräparats vorzunehmen.


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Arzneimitteln, die die Serotonin-Wiederaufnahme hemmen (z. B. Fluoxetin), kann zu einem toxischen Serotonin-Syndrom führen.


Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin kann die schweren hämatologischen Nebenwirkungen von Clozapin verstärken.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Procarbazin kann es zu einer verstärkten Überempfindlichkeit (z. B. Ausschlag, Hypereosinophilie) kommen.


Alkohol kann die Nebenwirkungen von Carbamazepin auf das zentrale Nervensystem verstärken. Der Konsum von Alkohol ist deshalb während der Behandlung mit Carbamazepin zu vermeiden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Risiko für Epilepsie und Antiepileptika im Allgemeinen:

Es wurde festgestellt, dass bei Nachkommen von epileptischen Frauen das Risiko von Fehlbildungen zwei bis drei mal höher liegt als die Rate von 3 % in der Bevölkerung.

Bei den behandelten Personen wurde unter der Kombinationstherapie mit anderen Antiepiletika ein Anstieg von missgebildeten Kindern beobachtet. Allerdings ist bisher nicht aufgeklärt, in welchem Ausmaß die Behandlung und/oder Krankheit verantwortlich sind.

Die am häufigst berichteten Fehlbildungen sind Lippen-Gaumen-Spalte und kardiovaskuläre Missbildungen.


Risiken bedingt durch Carbamazepin:

Tierversuche haben einen teratogenen Effekt gezeigt.

Die Anzahl Frauen, die in verschiedenen prospektiven Studien im 1. Trimenon der Schwangerschaft mit Carbamazepin behandelt wurden ist noch zu gering, um einen sicheren Rückschluss darüber zu treffen, ob das Risiko von Fehlbildungen tatsächlich zutrifft. Einige Studien zeigen jedoch, dass Carbamazepin einen Anstieg von Neuralrohrdefekten, z.B. Spina bifida und Myelozystomeningozele Missbildungen (das Risiko liegt bei 1 %, welches 10-mal höher ist als normal) hervorruft. Für diese Fehlbildungen ist eine pränatale Diagnostik möglich.


Unter Berücksichtigung dieser Daten:

Carbamazepin darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit der Planung und Gewährleistung einer Schwangerschaftsüberwachung hingewiesen werden.


Wenn eine Frau schwanger ist oder beabsichtigt schwanger zu werden muss die Notwendigkeit der Behandlung neu abgewogen werden. Wenn möglich sollte bei Epilepsie Carbamazepin in Monotherapie verschrieben werden und die niedrigste wirksame Dosierung sollte, basierend auf klinischem Ansprechen, gegeben werden. Eine Kontrolle der Plasmaspiegel des ungebundenen Carbamazepin wird empfohlen (s. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung).


Während der Schwangerschaft darf eine erfolgreiche Behandlung mit Carbamazepin nicht abgebrochen werden, da eine Verschlimmerung der Krankheit sowohl Mutter als auch Fötus gefährden kann.


Kontrolle und Prävention:

Die Prävention von Neuralrohrdefekten durch Folsäure bei mit Carbamazepin behandelten schwangeren Frauen ist zur Zeit nicht vollständig belegt. Folsäuremangel, hervorgerufen durch die enzyminduzierende Wirkung von Carbamazepin kann ein zusätzlicher Faktor für die Entstehung von fetalen Fehlbildungen sein. Es kann daher nützlich sein, Folsäure vor (2 Monate) und während der Schwangerschaft einzunehmen.


Patientinnen sollten über das erhöhte Risiko von Fehlbildungen informiert werden. Eine spezifische pränatale Diagnostik kann Frauen - mit zusätzlicher Folsäurebehandlung - vorgeschlagen werden.


Bei Neugeborenen:

Enzyminduzierende Wirkungen, dadurch:

Gelegentlich: Blutgerinnungsstörungen innerhalb der ersten 24 Lebensstunden bei Säuglingen von behandelten Müttern.

Eine orale Vitamin K1 Gabe an die Mutter im Monat vor der Geburt und eine angepasste Dosis für das Neugeborene bei der Geburt scheinen geeignet.

Selten: Probleme mit dem Calcium-Phosphat-Stoffwechsel bzw. Metabolismus und der Knochenmineralisierung.


Stillzeit

Carbamazepin und sein Hauptmetabolit Carbamazepinepoxid werden in die Muttermilch ausgeschieden (etwa 25-60% der Plasmakonzentrationen).


Aufgrund des möglichen Auftretens von nicht-dosisabhängigen unerwünschten Wirkungen beim Neugeborenen wird das Stillen während der Behandlung aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen. Das Stillen sollte unterbrochen werden, wenn Zeichen einer Sedierung auftreten.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Das Arzneimittel hat vor allem im frühen Behandlungsstadium einen starken Einfluss auf das Reaktionsvermögen, der durch die Gabe höherer Dosen, die Kombination mit anderen, zentral wirksamen Arzneimitteln oder in Verbindung mit Alkohol weiter verstärkt werden kann. Die Patienten müssen auf die möglichen Gefahren beim Führen eines Kraftfahrzeugs oder Bedienen von Maschinen hingewiesen werden.


4.8 Nebenwirkungen


Die folgenden Nebenwirkungen treten dosisabhängig, insbesondere zu Behandlungsbeginn, bei einer zu hohen Anfangsdosis und bei älteren Patienten auf. Die Symptome können innerhalb weniger Tage von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion abklingen: Schwindel, Kopfschmerzen, Ataxie, Benommenheit, Erschöpfung, Doppeltsehen, Übelkeit, Erbrechen.


Die Nebenwirkungen sind nach Organsystemen und Häufigkeit aufgelistet: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, ≤1/10), gelegentlich (≥1/1000, ≤1/100), selten (≥1/10000, ≤1/1000) und sehr selten (≤1/10000 einschließlich gemeldeter Einzelfälle):


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich bis häufig: Blutbildveränderungen in Form von Leukozytose, Eosinophilie, Leukopenie oder Thrombozytopenie. Nach Literaturangaben tritt am häufigsten eine gutartige Leukopenie, in 10% der Fälle vorübergehend und in 2% der Fälle persistierend, auf.


Vereinzelt wurde sogar über lebensbedrohliche Blutzellschäden wie Agranulozytose, aplastische Anämie und andere Anämieformen (hämolytische, megaloblastische), reine rote Blutzellaplasie, akute intermittierende Porphyrie, Retikulozytose, Folsäuremangel und über Lymphadenopathie und Milzvergrößerung berichtet.


Erkrankungen des Immunsystems

Selten: verzögerte, mehrere Organsysteme betreffende Überempfindlichkeitsreaktionen mit Fieber, Hautausschlag, Gefäßentzündung, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerz (Arthralgie), Leukopenie, Eosinophilie, Hypogammaglobulinämie, Vergrößerung von Leber und Milz oder veränderten Leberfunktionswerten. Diese Erscheinungen können in verschiedenen Kombinationen auftreten und auch andere Organe wie Lunge, Niere, Bauchspeicheldrüse, Dickdarm und Herzmuskel betreffen.


Einzelfälle einer akuten allergischen Allgemeinreaktion und einer aseptischen Meningitis mit Myoklonien und Eosinophilie wurden beobachtet.


Psychiatrische Erkrankungen

Gelegentlich: Verwirrtheit und Agitiertheit bei älteren Patienten; depressive Verstimmungen, aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Halluzinationen.

Unter der Behandlung mit Carbamazepin können latente Psychosen aktiviert werden.

Sehr selten Phobien und Stimmungsschwankungen, einschließlich Manie.


Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Schwindel, Schläfrigkeit, Sedierung, Benommenheit, Ataxie (ataktische und zerebrale Störungen).

Gelegentlich: Kopfschmerzen, Antriebsarmut.

Selten: unwillkürliche Bewegungen wie Asterixis, Ticks oder Nystagmus. Bei älteren und hirngeschädigten Patienten können Bewegungsstörungen wie orofaziale Dyskinesien (unwillkürliches Grimassieren) und Choreoathetose (verschraubte Bewegungen) auftreten.


Sehr selten: Sprechstörungen, Parästhesien, Muskelschwäche, periphere Neuritis, Lähmungserscheinungen der Beine und Geschmacksstörungen.


Die meisten dieser Erscheinungen klingen während der ersten 8-14 Tage der Behandlung entweder von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion wieder ab. Die Anfangsdosis sollte deshalb niedrig sein und allmählich erhöht werden.


Über Fälle eines malignen neuroleptischen Syndroms wurde berichtet. Inwieweit Carbamazepin, insbesondere in Verbindung mit Neuroleptika, an der Entwicklung dieses Syndroms beteiligt ist, ist nicht geklärt.


Augenerkrankungen

Selten: vorübergehende Sehstörungen wie Akkommodationsstörungen, Doppeltsehen, Nystagmus, Linsentrübung.

Sehr selten: Konjunktivitis und Retinotoxizität.


Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Gelegentlich: Tinnitus

Sehr selten:veränderte Wahrnehmung von Tonhöhen, Hypo- und Hyperakusis.


Herzerkrankungen

Selten: AV-Block, in Einzelfällen mit Synkopen sowie Hyper- oder Hypotonie.

Insbesondere unter hoher Carbamazepindosierung kann es zu einem Blutdruckabfall kommen.

Sehr selten: Bradykardie, Herzrhythmusstörungen.

Einzelfälle: Verschlechterung einer koronaren Herzkrankheit, insbesondere bei älteren Patienten und Patienten mit bekannter Herzfunktionsstörung.


Gefäßerkrankungen

Über Thrombophlebitis und Thromboembolie wurde berichtet.


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

In Einzelfällen Überempfindlichkeitsreaktionen der Lunge mit Fieber, Atemnot, Pneumonitis oder Pneumonie (Alveolitis), Lungenfibrose.


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich: Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen.

Selten: Durchfall, Verstopfung.

Sehr selten: Bauchschmerzen, Mundschleimhaut-, Zahnfleisch- und Zungenentzündung; diese Erscheinungen klingen während der ersten 8-14 Tage der Behandlung entweder von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion wieder ab (niedrige Anfangsdosis).


In sehr seltenen Fällen kann Carbamazepin eine Pankreatitis verursachen.


Leber- und Gallenerkrankungen

Häufig: erhöhtes Gamma-GT (aufgrund der Induktion von Leberenzymen), normalerweise klinisch nicht relevant.

Gelegentlich: Erhöhung der alkalischen Phosphatase, selten der Transaminasen.

Selten: Gelbsucht.

In Einzelfällen Hepatitis (cholestatische, hepatozelluläre, granulomatöse, gemischte Arten) und sehr selten Leberversagen.


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Gelegentlich bis häufig: allergische Hautreaktionen mit und ohne Fieber wie Urtikaria, Pruritus.

Selten bis gelegentlich: Alopezie, Diaphorese und Vaskulitis.

Sehr selten: Änderungen der Hautpigmentierung, Akne, Schwitzen, Hirsutismus, exfoliative Dermatitis, Erythrodermie, Lyell-Syndrom, Lichtempfindlichkeit, Erythema exsudativum multiforme et nodosum, Stevens-Johnson-Syndrom, Purpura, Lupus erythematodes disseminatus, akute generalisierte exanthematische Pustulose.


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Sehr selten: Gelenkschmerz, Muskelschmerz und Muskelkrämpfe.


Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten: Störungen der Nierenfunktion wie Proteinurie, Hämaturie, Oligurie, zusätzlich andere Miktionsstörungen wie Dysurie, Pollakisurie und Harnverhalt.


Sehr selten: in Einzelfällen Nierenversagen, möglicherweise infolge des antidiuretischen Effekts von Carbamazepin, interstitielle Nephritis und erhöhte Harnstoff-Stickstoff-Werte (BUN)/Azothämie.


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Selten: Gynäkomastie; Galaktorrhoe.

In Einzelfällen sexuelle Funktionsstörungen wie Impotenz, verminderte Libido und Beeinträchtigung der Fertilität beim Mann.


Kongenitale, familiäre und genetische Störungen

Zwei Fälle einer akuten intermittierenden Porphyrie wurden beschrieben.


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Erschöpfung.


Untersuchungen

Gelegentlich: verringerte Plasmaosmolalität aufgrund eines antidiuretischen Hormon (ADH)-ähnlichen Effekts, die in seltenen Fällen zu einer Wasserintoxikation begleitet von Lethargie, Erbrechen, Kopfschmerzen, geistiger Verwirrtheit, neurologischen Anomalien führt.

Sehr selten: erhöhte Cholesterinspiegel, einschließlich HDL-Cholesterin und Triglyzeride.


Carbamazepin kann den Metabolismus des 25-OH-Cholecalciferols beschleunigen und so den Kalziumspiegel senken. Dies führt selten zu Osteomalazie.


Carbamazepin kann die Plasmaspiegel von Folsäure und Vitamin B12senken und die Plasmaspiegel von Homozystein erhöhen.


Auffällige Schilddrüsenfunktionstests: vermindertes L-Thyroxin (FT4, T4, T3) und erhöhtes TSH, normalerweise ohne klinische Manifestationen.


4.9 Überdosierung


Über das Auftreten einer Überdosierung von Carbamazepin wurde nur bei sehr hohen Dosen (4-20 g) berichtet. Die Plasmaspiegel lagen immer über 20µg/ml. Ein Plasmaspiegel von 38 µg/ml war nicht tödlich. In der Literatur wurden Fälle einer tödlich verlaufenden Überdosierung von Carbamazepin beschrieben.


Symptome:

Die Zeichen und Symptome einer Überdosierung betreffen das zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf- und das Atemwegssystem.


Zentrales Nervensystem: Dämpfung des ZNS, Desorientiertheit, Schläfrigkeit, Agitiertheit, Halluzinationen, Koma; Schleiersehen, verwaschene Sprache, Dysarthrie, Nystagmus, Ataxie, Dyskinesien, anfänglich Hyperreflexie, später Hyporeflexie; Krampfanfälle, psychomotorische Störungen, Myoklonien, Hypothermie.


Atemwegssystem: Dämpfung der Atmung, Lungenödem.


Herz-Kreislauf-System: Tachykardie, Veränderungen des Blutdrucks (Hypotonie und gelegentlich Hypertonie), Herzrhythmusstörungen, Überleitungsstörungen mit Erweiterung des QRS-Komplexes; Synkope.


Gastrointestinales System: Erbrechen, verzögerte Magenentleerung, eingeschränkte Darmmotilität.


Nierenfunktion: Harnverhalt, Oligurie oder Anurie; Flüssigkeitsretention, Wasserintoxikation infolge des ADH-ähnlichen Effekts von Carbamazepin.


Laborbefunde: Hyponatriämie, mögliche metabolische Azidose, mögliche Hyperglykämie, erhöhte Werte des Muskelenzyms Kreatininphosphokinase.


Behandlung der Symptome

Es gibt kein spezifisches Antidot bei Überdosierung von Carbamazepin.


Die Behandlung der Symptome infolge einer Überdosierung richtet sich nach dem Zustand des Patienten. Dies schließt die Überweisung in ein Krankenhaus ein. Messung der Plasmaspiegel zur Bestätigung einer Carbamazepin-Intoxikation und zur Bestimmung des Ausmaßes der Überdosierung. Auspumpen des Magens, Magenspülung und Gabe von Aktivkohle. Unterstützende ärztliche Behandlung auf einer Intensivstation mit kardialer Überwachung und sorgfältiger Korrektur der Elektrolytstörung, falls erforderlich.


Spezifische Empfehlungen: Hypotonie: intravenöse Gabe von Dopamin oder Dobutamin. Herzrhythmusstörungen: individuelle Behandlung.


Krampfanfälle: Gabe eines Benzodiazepins (z. B. Diazepam) oder eines anderen Antikonvulsivums, z. B. Phenobarbital (nur mit Vorsicht wegen erhöhter Dämpfung der Atmung) oder Paraldehyd.


Hyponatriämie (Wasserintoxikation): Flüssigkeitseinschränkung und langsame, vorsichtige intravenöse Gabe von NaCl 0,9 %. Diese Maßnahmen können einer Hirnschädigung vorbeugen.


Eine Aktivkohle-Hämoperfusion hat sich als empfehlenswert erwiesen. Forcierte Diurese, Hämodialyse und Peritonealdialyse haben sich als nichtwirksam erwiesen.


An einen Rückfall oder eine Verschlechterung der Symptomatik am 2. und 3. Tag nach Überdosierung infolge der verzögerten Resorption ist zu denken.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


ATC-Code: N03AF01

Carbamazepin ist ein Dibenzazepinderivat mit antiepileptischen, neurotropen und psychotropen Eigenschaften. Es wird vermutet, dass Carbamazepin den c-AMP vermittelten Calciumeinstrom, verbunden mit einer Transmitterfreisetzung, blockiert, und es ist bekannt, dass Carbamazepin ein Adenosinrezeptor-Antagonist ist: Eine dieser Eigenschaften könnte für seine antiepileptische Wirkung verantwortlich sein. Tierversuche zeigten, dass es einen Hemmeffekt auf hippokampale Entladungen hat und es auch die reticulär-thalamischen und thalamo-kortikalen Projektionen hemmt, die an tonisch-klonischen Anfällen beteiligt sind.


Antiepileptika haben Membran-stabilisierende Eigenschaften, die sich als nützlich zur Linderung neurogener Schmerzen erwiesen haben, besonders wenn diese wie bei einer Trigeminus-Neuralgie eine stechende Komponente aufweisen.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Resorption

Carbamazepin wird fast vollständig resorbiert. Die Resorptionsgeschwindigkeit ist jedoch langsam und kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein.


Maximale Plasmakonzentrationen des unveränderten Wirkstoffs werden innerhalb von 24 Stunden erreicht. Die Bioverfügbarkeit von Carbamazepin liegt bei 85-100% und bleibt durch Nahrungsaufnahme unbeeinflusst. Die Plasmaproteinbindung von Carbamazepin beträgt 70-80%.


In der Literatur wird hinsichtlich therapeutischer und toxischer Plasmakonzentrationen darauf hingewiesen, dass eine Anfallsfreiheit bei Plasmaspiegeln von 4‑12 µg/ml erzielt wird. Plasmaspiegel über 20 µg/ml führten zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes. Bei Plasmakonzentrationen von 5-18 µg/ml wird eine Schmerzlinderung bei Trigeminus-Neuralgie erzielt. Nebenwirkungen treten bei Plasmakonzentrationen über 8-9 µg/ml auf.


Verteilung

Die Konzentration des unveränderten Wirkstoffs in Liquor und Speichel repräsentiert den ungebundenen Anteil im Plasma und beträgt 20-30% der gesamten Plasmakonzentration. In der Muttermilch beträgt die Konzentration 25-60% der gesamten Plasmakonzentration. Carbamazepin passiert die Plazentaschranke. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt 0,8-1,5 l/kg.


Metabolismus

Carbamazepin wird weitestgehend in der Leber und haupt­sächlich durch oxidative Schritte metabolisiert, von denen nur der Metabolit Carbamazepin-Epoxid pharmakologisch wirksam ist. Dieser kann bis zu 30% der zirkulierenden Muttersubstanz betragen. Das inaktive 10,11-Diol repräsentiert die Endstufe der Biotransformation von Carbamazepin. Bei Kindern können durch die relativ hohe Metabolisierungsrate höhere Dosen (in mg/kg KG) von Carbamazepin notwendig sein, um therapeutische Konzentrationen aufrecht zu erhalten.


Elimination

Nur etwa 1% der gegebenen Carbamazepindosis wird in unveränderter Form im Harn ausgeschieden. Der Großteil wird fast vollständig in Form seiner Metaboliten mit dem Harn, ein kleiner Teil mit den Faeces ausgeschieden.


Die Eliminationshalbwertszeit des unveränderten Wirkstoffs im Plasma beträgt nach einer Einzeldosis im Durchschnitt unge­fähr 36 Stunden. Nach wiederholter Gabe beträgt sie in Abhängigkeit von der Dauer der Anwendung durchschnittlich nur 16-24 Stunden. Bei Patienten, die gleichzeitig andere Enzym-induzierende Substanzen wie Phenytoin oder Phenobarbital erhalten, wurden Halbwertszeiten von durchschnittlich 9-10 Stunden beobachtet.


Spezifische Patientengruppen

Carbamazepin soll mit Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion angewendet werden.


Bei fortgeschrittener Erkrankung der Leber kann der Metabolismus von Carbamazepin eingeschränkt sein.


Bei älteren Patienten ist die Pharmakokinetik von Carbamazepin unverändert, der Metabolismus kann jedoch durch eine Funktionsstörung der Leber beeinflusst werden. Die Darreichungsform mit verzögerter Freisetzung führt zu einer wesentlichen Senkung der dosisbezogenen Schwankungen der Carbamazepinkonzentrationen. Die Verträglichkeit und Anfallskontrolle bei Epilepsiepatienten kann verbessert werden.


Die Formulierung mit verzögerter Freisetzung soll bei Patienten in Betracht gezogen werden, die hohe Dosen erhalten und bei denen intermittierend Nebenwirkungen wie Doppeltsehen, Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit auftreten und kann die Möglichkeit bieten, die Dosierung zu senken.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


In vitro- und in vivo-Studien zurMutagenität mit Carbamazepin ergaben keinen Hinweis auf ein mutagenes Potential. Eine Karzinogenitätsstudie über 2 Jahre an Ratten zeigte ein erhöhtes Auftreten von Hepatomen. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass diese Beobachtung für die therapeutische Anwendung von Carbamazepin beim Menschen relevant ist.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Sonstige Bestandteile

Poly[ethylacrylat-co-methylmethacrylat-co-[2-(trimethylazaniumyl)ethyl]methacrylat-chlorid] (1:2:0,1) (enthält: Sorbinsäure und Natriumhydroxid), Methacrylsäure-Ethylacrylat Copolymer (1:1) (enthält: Natriumdodecylsulfat und Polysorbat 80), Triacetin, Talkum, Mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


6.4 Besondere Lagerungshinweise


Keine besonderen Anforderungen an die Lagerung.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Kindergesichertes Behältnis:

PVC/PVDC-Blister aus Aluminium mit Pergaminbeschichtung oder

PVC/PVDC-Blister aus Weichaluminiumfolie mit Kreuzperforation


Packungen mit:

50, 100, und 200 Retardtabletten.

Musterpackungen mit 30 Retardtabletten.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung


Keine speziellen Hinweise.


7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER


Mylan dura GmbH

Wittichstraße 6

64295 Darmstadt


8. ZULASSUNGSNUMMER


42802.00.00


9. DATUM DER ZULASSUNG/ VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


Datum der Zulassung: 07.01.1999

Datum der Zulassungsverlängerung: 18.08.2004


10. STAND DER INFORMATION


September 2009


11. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT

Verschreibungspflichtig