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Cipro-Acis 500 Mg

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Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Cipro-acis®500 mg


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält 582 mg Ciprofloxacinhydrochlorid 1 H2O, entsprechend 500 mg Ciprofloxacin


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Filmtabletten

Weiße, oblonge Filmtabletten mit beidseitiger Bruchkerbe und Prägung „Cipro 500“ auf einer Seite.


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Cipro-acis®500 mg ist zur Behandlung der folgenden Infektionen angezeigt (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1). Vor Behandlungsbeginn sollten besonders die verfügbaren Informationen zu Re­sistenzen beachtet werden.


Offizielle Empfehlungen zum angemessenen Ge­brauch von Antibiotika sollten berücksichtigt wer­den.


Erwachsene

Untere Atemwegsinfektionen verursacht durch gramnegative Bakterien

  • Exazerbationen der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)

  • bronchopulmonale Infektionen bei zystischer Fibrose oder bei Bronchiektasen

  • Pneumonie


Für die oben genannten Infektionen des Genital­traktes, sofern sie durch Neisseria gonorrhoeae verursacht worden sind, ist es besonders wichtig, Informationen zur lokalen Prävalenz von Resi­stenzen gegenüber Ciprofloxacin zu beschaffen und mikrobiologische Resistenztestungen durch­zuführen.



Kinder und Jugendliche


Ciprofloxacin kann auch zur Behandlung von schweren Infektionen bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden, wenn dies als notwendig angesehen wird.


Die Behandlung sollte nur von einem in der Behandlung von zystischer Fibrose und/oder schweren Infektionen bei Kindern und Jugendlichen erfahrenen Arzt initiiert werden (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung wird durch die Indikation, die Schwere und den Ort der Infektion, die Ciprofloxacin-Empfindlichkeit der(s) verursachenden Erreger(s), der Nierenfunktion des Patienten und dem Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen bestimmt.


Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Schwere der Erkrankung sowie nach dem klinischen und bakteriologischen Verlauf.


Die Behandlung von Infektionen durch bestimmte Erreger (z. B. Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter oder Staphylokokken) erfordern gegebenenfalls höhere Ciprofloxacindosen und die begleitende Verabreichung weiterer geeigneter antibakterieller Substanzen.


Die Behandlung bestimmter Infektionen (z.B. entzündlicher Erkrankung des Beckens, intraabdominale Infektionen, Infektionen neutropenischer Patienten und Infektionen der Knochen und Gelenke) erfordern unter Umständen, je nach Erreger, die zusätzliche Verabreichung weiterer antimikrobieller Substanzen.


Erwachsene


Anwendungsgebiete

Tagesdosis in mg


Gesamtbehandlungsdauer (eventuell einschließlich einer anfänglichen parenteralen Behandlung mit Ciprofloxacin)

Infektionen der unteren Atemwege

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

7 bis 14 Tage

Infektionen der oberen Atemwege

Akute Exazerbation einer chronischen Sinusitis

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

7 bis 14 Tage

Chronische eitrige Otitis media

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

7 bis 14 Tage

Maligne externe Otitis

750 mg 2‑mal täglich

28 Tage bis zu 3 Monate

Harnwegs­infektionen

Unkomplizierte Zystitis

250 mg 2‑mal täglich
bis 500 mg 2‑mal täglich

3 Tage

Bei präklimakterischen Frauen können 500 mg als Einzeldosis gegeben werden.

Komplizierte Zystitis, Unkomplizierte Pyelonephritis

500 mg 2‑mal täglich

7 Tage

Komplizierte Pyelonephritis

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

mindestens 10 Tage, unter bestimmten Umständen (wie bei Abszessen) ist eine Behandlungsdauer über 21 Tage hinaus möglich

Prostatitis

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

2 bis 4 Wochen (akut)
bis 4 bis 6 Wochen (chronisch)

Infektionen des Genitaltraktes

Gonokokken‑Urethritis und ‑Zervizitis

500 mg als Einzeldosis

1 Tag (Einzeldosis)

Epididymoorchitis und entzündliche Erkrankun-gen des Beckens

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

mindestens 14 Tage

Infektionen des Gastrointestinal­trakts und intra-abdominale Infektionen

Durch bakterielle Erreger einschließlich Shigella spp. außer Shigella dysenteriae Typ 1 verursachte Diarrhö und empirische Therapie der schweren Reisediarrhö

500 mg 2‑mal täglich

1 Tag

Durch Shigella dysenteriae Typ 1 verursachte Diarrhö

500 mg 2‑mal täglich

5 Tage

Durch Vibrio cholerae verursachte Diarrhö

500 mg 2‑mal täglich

3 Tage

Typhus

500 mg 2‑mal täglich

7 Tage

Durch gramnegative Bakterien verursachte intraabdominale Infek-tionen

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

5 bis 14 Tage

Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

7 bis 14 Tage

Infektionen der Knochen und Gelenke

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

höchstens 3 Monate

Behandlung oder Prophylaxe von Infektionen bei neutropenischen Patienten

Ciprofloxacin sollte gemäß offiziellen Empfehlungen mit geeigneten antibakteriellen Substanzen kombiniert werden.

500 mg 2‑mal täglich
bis 750 mg 2‑mal täglich

Die Therapie sollte über den gesamten Zeitraum der Neutropenie fortgesetzt werden

Prophylaxe invasiver Infektionen durch Neisseria meningitidis

500 mg als Einzeldosis

1 Tag (Einzeldosis)

Inhalation von Milzbranderregern – postexpositionelle Prophylaxe und Heilbehandlung für Personen, die in der Lage sind, oral behandelt zu werden, sofern klinisch erforderlich.

Die Behandlung sollte schnellstmöglich nach vermuteter oder bestätigter Exposition begonnen werden.

500 mg 2‑mal täglich

60 Tage ab Bestätigung der Bacillus anthracis-Exposition


Kinder und Jugendliche


Anwendungs­gebiete

Tagesdosis in mg und in ml

Gesamtbehandlungsdauer (eventuell einschließlich einer anfänglichen parenteralen Behandlung mit Ciprofloxacin)

Zystische Fibrose

20 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich mit einer maximalen Einzeldosis von 750 mg

10 bis 14 Tage

Komplizierte Harn­wegsinfektionen und Pyelonephritis

10 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich bis 20 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich mit einer maximalen Einzeldosis von 750 mg

10 bis 21 Tage

Inhalation von Milzbranderregern – postexpositionelle Prophylaxe und Heilbehandlung für Personen, die in der Lage sind, oral behandelt zu werden, sofern klinisch erforderlich.

Die Behandlung sollte schnellstmöglich nach vermuteter oder bestätigter Exposition begonnen werden.

10 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich bis 15 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich mit einer maximalen Einzeldosis von 500 mg

60 Tage ab Bestätigung der Bacillus anthracis-Exposition

Andere schwere Infektionen

20 mg/kg Körpergewicht 2‑mal täglich mit einer maximalen Einzeldosis von 750 mg

Entsprechend der Art der Infektionen


Ältere Patienten

Patienten im höheren Lebensalter sollten eine Dosis erhalten, die entsprechend der Schwere der Infektion und der Kreatinin-Clearance des Patienten ausgewählt wurde.


Eingeschränkte Nieren- bzw. Leberfunktion

Empfohlene Anfangs- und Erhaltungsdosen für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:


Kreatinin-Clearance

[ml/min/1,73m²]

Serum-Kreatinin

[µmol/l]

Orale Dosis
[mg]

> 60

< 124

Siehe übliche Dosierung.

30–60

124 bis 168

250 - 500 mg alle 12 h

< 30

> 169

250 - 500 mg alle 24 h

Patienten unter Hämodialyse

> 169

250 - 500 mg alle 24 h (nach Dialyse)

Patienten unter Peritonealdialyse

> 169

250 - 500 mg alle 24 h


Für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich.

Die Dosierung für Kinder mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion wurde nicht un­tersucht.


Art der Anwendung

Die Filmtabletten sind unzerkaut mit Flüssigkeit einzunehmen. Sie können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Einnahme auf nüchternen Magen beschleunigt die Aufnahme des Wirkstoffes. Ciprofloxacin Tabletten sollten nicht mit Milchprodukten (z. B. Milch, Joghurt) oder mit Mineralstoffen angereicherten Getränken (z. B. mit Kalzium angereicherter Orangensaft) eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.5).


In schweren Fällen oder wenn der Patient nicht in der Lage ist, Tabletten einzunehmen (z. B. bei Patienten mit enteraler Ernährung), empfiehlt es sich, die Therapie mit intravenös angewendetem Ciprofloxacin zu beginnen, bis der Wechsel zu einer oralen Einnahme möglich ist.


4.3 Gegenanzeigen



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Schwere Infektionen und gemischte Infektionen mit grampositiven und anaeroben Erregern

Ciprofloxacin-Monotherapie ist für die Behandlung von schweren Infektionen und solchen Infektionen, die durch grampositive oder anaerobe Erreger verursacht sein könnten, nicht geeignet. In derartigen Fällen muss Ciprofloxacin mit anderen geeigneten antibakteriellen Substanzen kombiniert werden.


Streptokokken-Infektionen (einschließlich Streptococcus pneumoniae)

Wegen seiner unzureichenden Wirksamkeit wird Ciprofloxacin nicht für die Behandlung von Strep­tokokken-Infektionen empfohlen.


Infektionen des Genitaltraktes

Epididymoorchitis und entzündliche Erkrankungen des Beckens können durch Fluorchinolon-resistente Neisseria gonorrhoeaeverursacht werden. Ciprofloxacin sollte zusammen mit einer anderen geeigneten antibakteriellen Substanz kombiniert werden, es sei denn, Ciprofloxacin resistente Neisseria gonorrhoeae kann ausgeschlossen werden. Wenn nach 3-tägiger Behandlung keine klinische Besserung erzielt wurde, sollte die Therapie überdacht werden.


Intraabdominale Infektionen

Zur Behandlung von postoperativen intraabdominalen Infektionen liegen begrenzte Daten zur Wirksamkeit vor.


Reisediarrhö

Bei der Wahl von Ciprofloxacin sollte die Information zur Resistenz gegenüber Ciprofloxacin für besuchte Länder mit relevanten Erregern berücksichtigt werden.


Infektionen der Knochen und Gelenke

In Abhängigkeit von den Ergebnissen der mikrobiellen Untersuchung sollte Ciprofloxacin in Kombination mit anderen antimikrobiellen Substanzen gegeben werden.


Inhalation von Milzbranderregern

Die empfohlene Anwendung beim Menschen basiert hauptsächlich auf in vitroEmpfindlichkeitstestungen und auf tierexperimentellen Daten zusammen mit limitierten humanen Daten. Die Behandlung sollte unter Berücksichtigung entsprechender nationaler und/oder internationaler Leitlinien erfolgen.


Kinder und Jugendliche

Bei der Gabe von Ciprofloxacin bei Kindern und Jugendlichen sind die offiziellen Empfehlungen zu berücksichtigen. Eine Ciprofloxacin-Behandlung sollte nur von Ärzten initiiert werden, die in der Behandlung von zystischer Fibrose und/oder schweren Infektionen bei Kindern und Jugendlichen erfahren sind.


Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass Ciprofloxacin an den gewichttragenden Gelenken von Jungtieren Arthropathien verursacht. Sicherheitsdaten einer randomisierten doppelblinden klinischen Studie über die Gabe von Ciprofloxacin an Kindern (Ciprofloxacin n = 335, Durchschnittsalter = 6,3 Jahre; Kontrollgruppe n = 349, Durchschnittsalter = 6,2 Jahre, Altersspanne = 1 - 17 Jahre) traten bei 7,2 % und 4,6 % am Tag +42 Verdachtsfälle medikamenteninduzierter Arthropathie (gemäß klinischer Gelenkbefunde) auf. Die Nachuntersuchung ergab nach einem Jahr eine Inzidenz medikamenteninduzierter Arthropathie von 9,0 % und. 5,7 %. Der Häufigkeitsanstieg der Arthropathie-Verdachtsfälle über die Zeit war zwischen den beiden Gruppen nicht statistisch signifikant. Aufgrund möglicher unerwünschter Wirkungen auf Gelenke und/oder gelenknaher Gewebe ist Ciprofloxacin nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden.


Bronchopulmonale Infektionen bei zystischer Fibrose

An den klinischen Studien nahmen Kinder und Jugendliche im Alter von 5 - 17 Jahren teil. Über die Behandlung von Kindern zwischen 1 und 5 Jahren liegen nur begrenzte Erfahrungen vor.


Komplizierte Harnwegs- und Nierenbeckeninfektionen

Eine Behandlung von Harnwegsinfektionen mit Ciprofloxacin sollte in Betracht gezogen werden, wenn andere Behandlungen nicht in Frage kom­men, und auf den Ergebnissen mikrobiologischer Tests beruhen. An den klinischen Studien nahmen Kinder und Jugendliche im Alter von 1 - 17 Jahren teil.


Andere spezifische schwere Infektionen

Andere schwere Infektionen gemäß offiziellen Empfehlungen, oder nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung bei Nichtdurchführbarkeit an­derer Therapien oder Scheitern einer konventionellen Therapie sowie begründete Anwendung von Ciprofloxacin basierend auf den Ergebnissen mikrobiologischer Untersuchungen.


Der Einsatz von Ciprofloxacin bei spezifischen schweren Infektionen außer den oben erwähnten wurde in klinischen Studien nicht untersucht, und die klinischen Erfahrungen sind begrenzt. Daher wird bei der Behandlung der Patienten, die an diesen Infektionen erkrankt sind, zur Vorsicht geraten.


Überempfindlichkeit

Überempfindlichkeits- und allergische Reaktionen, einschließlich anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen, können bereits nach einer Einzeldosis auftreten (siehe Abschnitt 4.8) und können lebensbedrohlich sein. In diesen Fällen ist Ciprofloxacin abzusetzen und eine adäquate ärztliche Behandlung erforderlich.


Skelettmuskulatur

Ciprofloxacin sollte generell nicht angewendet werden bei Patienten mit einer positiven Anamnese für Sehnenerkrankungen/-beschwerden, die mit einer Chinolonbehandlung assoziiert auftreten. Dennoch kann nach mikrobiologischer Abklärung des Erregers und sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung in sehr seltenen Fällen Cipro­floxacin an diese Patienten für die Behandlung bestimmter schwerer Infektionen verordnet wer­den, insbesondere nach Scheitern der Standardtherapie oder Vorliegen einer bakteriellen Resistenz, bei der die mikrobiologischen Daten die Anwendung von Ciprofloxacin rechtfertigen.


Unter Behandlung mit Ciprofloxacin kann es bereits innerhalb der ersten 48 Stunden nach Behandlungsbeginn zu einer manchmal beidseitigen Tendinitis und Sehnenruptur (insbesondere der Achillessehne) kommen. Das Risiko einer Tendinopathie kann bei älteren Patienten oder bei Patienten, die gleichzeitig mit Kortikosteroiden behandelt werden, erhöht sein (siehe Abschnitt 4.8).


Bei jeglichem Anzeichen einer Tendinitis (z. B. schmerzhafte Schwellung, Entzündung) sollte die Behandlung mit Ciprofloxacin sofort beendet werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass die betroffene Extremität ruhig gestellt wird.


Bei Patienten mit Myasthenia gravis sollte Cipro­floxacin mit Vorsicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.8).


Photosensibilisierung

Es wurde nachgewiesen, dass Ciprofloxacin zu einer Photosensibilisierung führt. Daher sollte mit Ciprofloxacin behandelten Patienten geraten werden, während der Behandlung ausgiebiges Sonnenlicht oder Bestrahlungen mit UV-Licht zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.8).


Zentrales Nervensystem

Von Chinolonen ist bekannt, dass sie Krampfanfälle auslösen oder die Krampfschwelle senken können. Daher sollte Ciprofloxacin bei Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die für Krampfanfälle prädisponieren, mit Vorsicht angewendet werden. Beim Auftreten von Krampfanfällen ist Ciprofloxacin sofort abzusetzen (siehe Abschnitt 4.8). Psychiatrische Reaktionen können schon nach Erstanwendung von Ciprofloxacin auftreten. In seltenen Fällen können Depression oder Psychose zu selbstgefährdendem Verhalten voranschreiten. In diesen Fällen ist Ciprofloxacin sofort abzusetzen.


Es wurden Fälle von Polyneuropathie (beruhend auf beobachteten neurologischen Symptomen wie Schmerz, Brennen, sensorische Störungen oder Muskelschwäche, allein oder in Kombination), bei Patienten, die mit Ciprofloxacin behandelt wurden, berichtet. Die Behandlung mit Ciprofloxacin sollte bei Patienten, die Neuropathiesymptome entwickeln, einschließlich Schmerz, Brennen, Kribbeln, Benommenheit und/oder Schwäche, abgebrochen werden, um der Entwicklung einer irreversiblen Schädigung vorzubeugen (siehe Abschnitt 4.8).


Herzerkrankungen

Flurochinolone, einschließlich Ciprofloxacin, sollten nur unter Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die bekannte Risikofaktoren für eine Verlängerung des QT-Intervalls aufweisen, wie zum Beispiel:


(siehe auch Abschnitte 4.2 „Ältere Patienten“, 4.5, 4.8 und 4.9).


Gastrointestinaltrakt

Das Auftreten von schwerem und anhaltendem Durchfall während oder nach der Behandlung (einschließlich einiger Wochen nach der Behandlung) kann eine Antibiotika-assoziierte Kolitis (möglicherweise lebensbedrohlich mit tödlichem Ausgang) anzeigen, die sofort behandelt werden muss (siehe Abschnitt 4.8). In solchen Fällen ist Ciprofloxacin sofort abzusetzen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Peristaltikhemmende Präparate sind in dieser Situation kontraindiziert.


Nieren und ableitende Harnwege

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Ciprofloxacin wurde über Kristallurie berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Patienten, die mit Ciprofloxacin behandelt werden, sollten ausreichend Flüssigkeit erhalten, und eine ausgeprägte Alka­lisierung des Urins sollte vermieden werden.


Leber und Gallenwege

Unter der Anwendung von Ciprofloxacin wurde über Fälle von Lebernekrose und lebensbedrohlichem Leberversagen berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim Auftreten von Anzeichen und Symptomen einer Lebererkrankung (wie Appetitlosigkeit, Ikterus, dunkler Urin, Pruritus oder schmerzempfindliches Abdomen) sollte die Behandlung abgesetzt werden.


Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel

Hämolytische Reaktionen unter der Behandlung mit Ciprofloxacin wurden bei Patienten mit Gluco­se-6-Phosphatdehydrogenasemangel berichtet. Ciprofloxacin sollte bei diesen Patienten vermieden werden, sofern der potentielle Vorteil gegen-über dem möglichen Risiko nicht überwiegt. In solchen Fällen ist das potentielle Auftreten einer Hämolyse zu überwachen.


Resistenz

Während oder nach der Behandlung mit Cipro­floxacin können Erreger, die gegen Ciprofloxacin resistent sind, isoliert werden und zwar sowohl bei klinisch offensichtlicher Superinfektion als auch ohne Superinfektion. Ein besonderes Risiko der Selektion Ciprofloxacin-resistenter Erreger besteht während einer längeren Behandlungsdauer und/oder bei nosokomialen Infektionen und/oder Infektionen durch Staphylococcus-und Pseudomonas-Erreger.


Cytochrom P450

Ciprofloxacin inhibiert CYP 1A2 und kann daher zu erhöhten Serumkonzentrationen von gleichzeitig angewendeten Substanzen führen, die ebenfalls über dieses System metabolisiert werden (z. B. Theophyllin, Clozapin, Ropinirol, Tizanidin). Die gemeinsame Anwendung von Ciprofloxacin und Tizanidin ist kontraindiziert. Daher sollten Patienten, die diese Substanzen gleichzeitig mit Ciprofloxacin einnehmen, engmaschig auf Zeichen der Überdosierung hin überwacht werden, und Bestimmungen der Serumkonzentrationen (z. B. Theophyllin) können erforderlich sein (siehe Abschnitt 4.5).


Methotrexat

Die gleichzeitige Gabe von Ciprofloxacin und Methotrexat wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.5).


Interaktionen mit Laboruntersuchungen

Die in vitro Aktivität von Ciprofloxacin gegen My­cobacterium tuberculosis kann zu falsch-nega­tiven bakteriologischen Ergebnissen bei Proben von Patienten führen, die derzeitig Ciprofloxacin einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Wirkungen anderer Produkte auf Ciprofloxacin:


Arzneimittel, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern

Wie andere Fluorchinolone auch, sollte Ciprofloxacin nur unter Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die gleichzeitig andere Arzneimittel einnehmen, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika der Klassen IA und III, trizyklische Antidepressiva, Makrolide, Antipsychotika; siehe Abschnitt 4.4).


Chelatkomplexbildung

Die zeitgleiche Anwendung von Ciprofloxacin (oral) mit multivalenten kationenhaltigen Arzneimitteln und Mineralzusätzen (z. B. Kalzium, Magnesium, Aluminium, Eisen), polymeren Phos­phatbindern (z. B. Sevelamer), Sucralfat oder Antazida sowie Präparaten mit hoher Pufferkapazität (z. B. Didanosintabletten), die Magnesium, Aluminium oder Kalzium enthalten, verringern die Resorption von Ciprofloxacin. Deshalb sollte Ciprofloxacin entweder 1 - 2 Stunden vor oder mindestens 4 Stunden nach diesen Präparaten eingenommen werden. Diese Einschränkung gilt nicht für Antazida vom Typ der H2-Rezeptorblocker.


Nahrungsmittel und Milchprodukte

Kalzium als Bestandteil einer Mahlzeit beeinflusst die Resorption des Wirkstoffs nur unwesentlich, jedoch sollte die gleichzeitige Einnahme von Milchprodukten oder mineralstoffangereicherten Getränken (z. B. Milch, Joghurt, mit Kalzium angereicherter Orangensaft) und Ciprofloxacin vermieden werden, da die Resorption von Cipro-floxacin vermindert werden kann.


Probenecid

Probenecid beeinflusst die renale Sekretion von Ciprofloxacin. Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid und Ciprofloxacin steigert die Serumkonzentrationen von Ciprofloxacin.


Wirkungen von Ciprofloxacin auf andere Arzneimittel:


Tizanidin

Tizanidin darf nicht zusammen mit Ciprofloxacin verabreicht werden (siehe Abschnitt 4.3). In einer klinischen Studie mit gesunden Probanden gab es einen Anstieg der Tizanidin-Serumkonzentra­tion (Cmax-Anstieg: 7fach, Spanne: 4 - 21fach; AUC-Anstieg: 10fach, Spanne: 6 - 24fach), wenn Ciprofloxacin gleichzeitig gegeben wurde. Mit einer erhöhten Tizanidin-Serumkonzentration ist ein potenzierter hypotensiver und sedativer Effekt verbunden.


Methotrexat

Der renale tubuläre Methotrexattransport kann durch die gleichzeitige Gabe von Ciprofloxacin inhibiert werden und so zu erhöhten Methotrexat-Plasmaspiegeln führen und dies kann das Risiko Methotrexat-bedingter toxischer Reaktionen stei­gern. Die gleichzeitige Gabe wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.4).


Theophyllin

Die zeitgleiche Gabe von Ciprofloxacin und Theophyllin kann zu einem unerwünschten An­stieg der Theophyllin-Serumkonzentration führen. Das kann zu Theophyllin-verursachten Nebenwirkungen führen, die selten lebensbedrohlich oder tödlich sein können. Während der gleichzeitigen Anwendung sollten die Serumkonzentrationen von Theophyllin kontrolliert und die Theophyllindosis nach Bedarf reduziert werden (siehe Abschnitt 4.4).


Andere Xanthin-Derivate

Nach zeitgleicher Gabe von Ciprofloxacin und Koffein oder Pentoxifyllin (Oxpentifyllin) wurden erhöhte Serumkonzentrationen dieser Xanthin-Derivate gemessen.


Phenytoin

Die gleichzeitige Gabe von Ciprofloxacin und Phenytoin kann zu erhöhten oder verminderten Phenytoin-Serumkonzentrationen führen, weswegen eine Überwachung der Arzneimittelspiegel empfohlen wird.


Orale Antikoagulanzien

Die gleichzeitige Gabe von Ciprofloxacin und Warfarin kann die antikoagulierende Wirkung verstärken. In vielen Berichten wurde die verstärkte Wirkung oraler Antikoagulantien bei Patienten mit der Behandlung von antibakteriellen Substanzen, insbesondere bei Fluorchinolonen, beschrieben. Das Risiko variiert je nach vorliegender Infektion sowie Alter und Allgemeinzustand des Patienten, so dass das Ausmaß der durch Fluorchinolone verursachten Anstiegs des INR-Wertes (international normalised ratio) schwierig abzuschätzen ist.


Eine häufigere INR-Überwachung bei Patienten mit oraler Antikoagulation während und kurz nach Beendigung der Behandlung mit Ciprofloxacin ist anzuraten.


Ropinirol

In einer klinischen Studie wurde gezeigt, dass bei gleichzeitiger Anwendung von Ropinirol und Ciprofloxacin, einem mittelstarken Inhibitor des CYP450 1A2-Isoenzyms, die Cmaxvon Ropinirol um 60 % und die AUC um 84 % anstiegen. Es wird zu einer Überwachung und entsprechender Anpassung der Ropinirol-Dosierung während und kurz nach Beendigung der Behandlung mit Ciprofloxacin geraten (siehe Abschnitt 4.4).


Clozapin

Die gleichzeitige Anwendung von 250 mg Cipro­floxacin und Clozapin über 7 Tage führte zu einem Anstieg der Serumkonzentrationen von Clozapin um 29 % und von N-Desmethylclozapin um 31 %. Es wird zu einer klinischen Überwachung und entsprechender Anpassung der Clozapin-Dosierung während und kurz nach der Behandlung mit Ciprofloxacin geraten (siehe Abschnitt 4.4).


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft:

Die verfügbaren Daten zur Anwendung von Ciprofloxacin bei schwangeren Frauen zeigen keine Hinweise auf Fehlbildungen oder fötale/neonatale Toxizität durch Ciprofloxacin. Tierstudien zeigten keine direkte oder indirekte schädigende Wirkung in Hinsicht auf Reproduk-tionstoxizität. Bei Jungtieren und ungeborenen Tieren, wurden unter Chinolon-Exposition Auswirkungen auf den unreifen Knorpel beobachtet. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Arzneimittel Schaden am Gelenkknorpel des kindlichen oder jugendlichen Organismus/Fötus verursacht (siehe Abschnitt 5.3). Als Vorsichtsmaßnahme sollte die Anwendung von Ciprofloxacin während der Schwangerschaft vermieden werden.


Stillzeit:

Ciprofloxacin geht in die Muttermilch über. Wegen des möglichen Risikos von Gelenkschäden sollte Ciprofloxacin während der Stillzeit nicht eingenommen werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Aufgrund seiner neurologischen Wirkungen kann Ciprofloxacin das Reaktionsvermögen beeinflussen. Daher kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beein-trächtigt sein.


4.8 Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) sind Übelkeit und Diarrhö.


Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen aus klinischen Studien und der Postmarketing-Überwachung von Ciprofloxacin (oral, intravenös und sequentielle Therapie) sind entsprechend der Häufigkeitsgruppen nachfolgend aufgeführt. Die Häufigkeitsanalyse berücksichtigt Daten, die bei oraler und intravenöser Anwendung von Ciprofloxacin gewonnen wurden.


Systemorgan­klasse

Häufig

1/100 bis <1/10

Gelegentlich

1/1000 bis <1/100

Selten

1/10000 bis <1/1000

Sehr selten

<1/10000

Häufigkeit nicht bekannt

(kann aus verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen


Mykotische Super-infektionen

Antibiotika-assoziierte Kolitis (sehr selten mit möglichem tödlichen Ausgang) (siehe Abschnitt 4.4)



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems


Eosinophilie

Leukozytopenie

Anämie

Neutropenie

Leukozytose

Thrombo-zytopenie

Thrombo-zythämie

Hämolytische Anämie

Agranulozytose

Panzytopenie (lebens-bedrohlich)

Knochenmark­depression (lebens-bedrohlich)


Erkrankungen des Immunsystems



Allergische Reaktion

Allergisches Ödem / Angioödem

Anaphylak-tische Reaktion

Anaphylak-tischer Schock (lebensbedroh-lich) (siehe Abschnitt 4.4)

serumkrank-heitsähnliche Reaktion


Stoffwechsel- und Ernährungs­störungen


Appetitlosigkeit

Hyperglykämie



Psychiatrische Erkrankungen


Psychomoto-rische Hyperaktivität / Agitiertheit

Verwirrtheit und Des-orientiertheit

Angstzustände

Albträume

Depressionen

Halluzinationen

Psychotische Reaktionen (siehe Abschnitt 4.4)


Erkrankungen des Nervensystems


Kopfschmerz

Benommenheit

Schlafstörungen

Geschmacks­störungen

Par- und Dysästhesie

Hypoästhesie

Zittern

Krampfanfälle (siehe Abschnitt 4.4)

Schwindel

Migräne

Koordinations­störung

Gangstörung

Störungen des Geruchsnervs

Intrakranieller Hochdruck

Periphere Neuropathie (siehe Abschnitt 4.4)

Augenerkran-kun­gen



Sehstörungen

Störungen beim Farbensehen


Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths



Tinnitus

Hörverlust / beeinträchtigtes Hörvermögen



Herzerkrankun­gen



Tachykardie


Ventrikuläre Arrhythmien und Torsades de pointes (vorwiegend berichtet bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung), EKG QT-Verlängerung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.9)

Gefäßerkran-kun­gen



Vasodilatation

Hypotonie

Synkope

Vaskulitis


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums



Dyspnoe (einschließlich asthmatische Zustände)



Erkrankungen des Gastrointesti-nal­trakts

Übelkeit

Diarrhö

Erbrechen

Gastrointesti-nale und abdominale Schmerzen

Dyspepsie

Blähungen


Pankreatitis



Leber- und Gallenerkran-kun­gen



Anstieg der Transaminasen

Bilirubinanstieg


Leberfunktions­störung

Gallestauung Hepatitis


Lebernekrose (sehr selten voranschreitend bis zum lebens-bedrohlichen Leberversagen) (siehe Abschnitt 4.4)


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzell­gewebes


Hautausschlag

Juckreiz

Urtikaria

Photosensibili­sierung (siehe Abschnitt 4.4)

Petechien

Erythema multiforme

Erythema nodosum

Stevens-Johnson Syndrom (potenziell lebensbedroh-lich)

Toxisch epidermale Nekrolyse (potenziell lebensbedroh-lich)


Skelettmusku-la­tur-, Bindegewebs- und Knochen­erkrankungen


Schmerzen der Skelett-muskulatur (z.B. Schmerzen der Extremitäten, Rücken-schmerzen, Brust-schmerzen)

Gelenk-schmerzen

Myalgie

Arthritis

gesteigerte Muskel-spannung und Muskelkrämpfe

Myasthenie

Tendinitis

Sehnenruptur (vorwiegend Achillessehne) (siehe Abschnitt 4.4)

Verschlimme-rung der Symptome einer Myasthenia gravis (siehe Abschnitt 4.4)


Erkrankungen der Nieren und Harnwege


Nierenfunktions­störung

Nierenversagen

Hämaturie

Kristallurie (siehe Abschnitt 4.4)

Tubulointersti-tielle Nephritis



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabrei-chungs­ort


Asthenie

Fieber

Ödem

Schwitzen (übermäßige Schweiß-bildung)



Untersu-chungen


Anstieg der alkalischen Phosphatase im Blut

abnormale Prothrombin-werte

Amylaseanstieg




Pädiatrische Patienten

Die oben erwähnte Inzidenz von Arthropathien bezieht sich auf Daten, die in Studien an Erwachsenen erhoben wurden. Es wurde berichtet, dass Arthropathien bei Kindern häufig auftreten (siehe Abschnitt 4.4).


4.9 Überdosierung

Von einer Überdosierung von 12 g wurden leichte Toxizitätssymptome berichtet. Eine akute Überdosierung von 16 g verursachte akutes Nierenversagen.


Symptome einer Überdosierung sind Benommenheit, Zittern, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Krampfanfälle, Halluzinationen, Verwirrtheit, abdominale Beschwerden, beeinträchtigte Nieren- und Leberfunktion sowie Kristallurie und Hämaturie. Reversible Nierentoxizität wurde berichtet.


Es wird empfohlen, neben den Routine-Notfall­maßnahmen die Nierenfunktion zu kontrollieren, einschließlich Bestimmung des Urin-pH-Werts und gegebenenfalls Azidifizierung, um eine Kristallurie zu vermeiden. Es muss eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein. Eine EKG-Überwachung sollte aufgrund des möglichen Auftretens einer QT-Intervallverlängerung durchgeführt werden.


Lediglich eine geringe Menge an Ciprofloxacin (<10 %) wird mittels Hämodialyse oder Peritonealdialyse entfernt.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe

Fluorchinolone


ATC-Code:J01MA02


Wirkungsmechanismus

Als ein Fluorchinolon-Antibiotikum besitzt Cipro­floxacin eine bakterizide Wirkung, die auf der Hemmung der Topoisomerase II (DNS-Gyrase) und Topoisomerase IV, beruht. Beide Enzyme werden für die bakterielle Replikation, Transkription, Rekombination und Reparatur der DNS benötigt.


PK/PD-Beziehungen

Die Wirksamkeit ist vorwiegend vom Verhältnis zwischen der Maximalkonzentration im Serum (Cmax) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) von Ciprofloxacin auf bakterielle Erreger und dem Verhältnis zwischen der Fläche unter der Kurve (AUC) und der minimalen Hemmkonzentration abhängig.


Resistenzmechanismus

In vitroResistenzen gegen Ciprofloxacin können durch einen schrittweisen Mutationsprozess der DNS-Gyrase und Topoisomerase IV entstehen. Der Grad der hierdurch entstehenden Kreuzresistenz zwischen Ciprofloxacin und anderen Fluorchinolonen ist variabel. Einzelmutationen führen gewöhnlich nicht zu klinischen Resistenzen, während Mehrfachmutationen generell zu klinischen Resistenzen gegenüber vielen oder allen Wirkstoffen der Stoffklasse führen. Undurchlässigkeit der bakteriellen Zellwand und/ oder Resistenzen, die auf der Aktivität von Effluxpumpen beruhen, können unterschiedliche Auswirkung auf den Grad der Empfindlichkeit gegenüber Chinolonen haben. Dies ist abhängig von physikochemischen Eigenschaften der jeweiligen aktiven Substanz innerhalb ihrer Klasse sowie der Affinität zum Transportsystem.


Alle in vitro Resistenzmechanismen werden häufig in klinischen Isolaten beobachtet. Resistenzmechanismen, die andere Antibiotika inaktivieren, wie Permeationsbarrieren (häufig bei Pseudomonas aeruginosa) und Effluxmechanismen, können die Empfindlichkeit gegen Ciprofloxacin beeinflussen. Von plasmidvermittelten, durch qnr-Gene codierten Resistenzen sowie von Resistenzen, die auf einer enzymatischen Modifikation des Ciprofloxacinmoleküls beruhen, wurde berichtet.


Antibakterielles Wirkspektrum

Grenzwerte trennen empfindliche Stämme von Stämmen mit intermediärer Empfindlichkeit und letztere von resistenten Stämmen.


EUCAST-Empfehlungen

Erreger

Empfindlich

Resistent

Enterobacteriaceae

S 0,5 mg/l

R > 1 mg/l

Pseudomonas spp.

S 0,5 mg/l

R > 1 mg/l

Acinetobacter spp.

S 1 mg/l

R > 1 mg/l

Staphylococcus spp.1)

S 1 mg/l1)

R > 1 mg/l1)

Streptococcus pneumoniae

S 0,12 mg/l

R 2 mg/l

Haemophilus influenzae und

Moraxella catarrhalis

S 0,5 mg/l

R > 0,5 mg/l

Neisseria gonorrhoeae

S 0,03 mg/l

R > 0,06 mg/l

Neisseria meningitidis

S 0,03 mg/l

R > 0,06 mg/l

Keiner Spezies

zuzuordnende Grenzwerte*

S 0,5 mg/l

R > 1 mg/l


1)Staphylococcusspp.-Grenzwerte für Ciprofloxacin beziehen sich auf die Hochdosistherapie.

* Keiner Spezies zuzuordnende Grenzwerte wurden hauptsächlich auf Basis von PK/PD-Daten ermittelt und sind unabhängig von den MHK-Verteilungen bestimmter Spezies. Ihre Anwendung soll sich auf Spezies beschränken, denen kein speziesspezifischer Grenzwert zugeordnet wurde. Sie gelten nicht für Spezies, bei denen ein Empfindlichkeitstest nicht empfohlen wird.


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz ausgewählter Spezies kann geografisch und mit der Zeit variieren, und Informationen über lokale Resistenzlagen sind insbesondere bei der Behandlung schwerer Infektionen wünschenswert. Sollte auf Grund der lokalen Resistenzlage die Anwendung der Substanz zumindest bei einigen Infektionsformen fraglich erscheinen, sollte eine Beratung durch Experten angestrebt werden.


Gruppierung relevanter Erreger entsprechend der Ciprofloxacin-Empfindlichkeit (zu Streptokokkenerregern siehe Abschnitt 4.4) (Stand: Dezember 2011):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe grampositive Mikroorganismen

Bacillus anthracis (1)°

Staphylococcus saprophyticus°

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Enterobacter aerogenes°

Enterobacter cloacae

Haemophilus influenzae*

Moraxella catarrhalis*

Neisseria meningitidis

Proteus vulgaris

Salmonella enterica (inkl. S. typhi/paratyphi)*

Serratia marcescens

Shigella spp.*

Andere Mikroorganismen

Chlamydia trachomatis°$

Chlamydophila pneumoniae°$

Legionella pneumophila°

Mycoplasma hominis°$

Mycoplasma pneumoniae°$

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe grampositive Mikroorganismen

Enterococcus faecalis$

Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel) (2)

Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent) (2)+

Staphylococcus epidermidis (2)+

Staphylococcus haemolyticus (2)+

Staphylococcus hominis (2)+

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Acinetobacter baumannii

Burkholderia cepacia$*

Campylobacter jejuni$*

Citrobacter freundii*

Escherichia coli&*

Klebsiella oxytoca

Klebsiella pneumoniae*

Morganella morganii*

Neisseria gonorrhoeae*

Proteus mirabilis*

Pseudomonas aeruginosa*

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe grampositive Mikroorganismen

Enterococcus faecium

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Stenotrophomonas maltophilia

Anaerobe Mikroorganismen

Bacteroides spp.

Clostridium difficile

Andere Mikroorganismen

Treponema pallidum

Ureaplasma urealyticum

(1)In tierexperimentellen Studien mit Inhalation von Bacillus anthracis Sporen konnte gezeigt werden, dass ein früher Beginn der Antibiotikatherapie nach Exposition das Ausbrechen der Erkrankung verhindern kann, wenn die Behandlung so aufgebaut ist, dass die Infektionsdosis der Sporen wieder unterschritten wird. Die empfohlene Anwendung beim Menschen basiert hauptsächlich auf in vitroEmpfindlichkeitstestungen und auf tierexperimentellen Daten zusammen mit limitierten humanen Daten. Bei Erwachsenen wird eine Behandlung mit 500 mg Ciprofloxacin oral zweimal täglich über die Dauer von zwei Monaten als effektiv zur Prävention einer Milzbrandinfektion beim Menschen erachtet. Die Behandlung von Milzbranderregern kann der behandelnde Arzt den nationalen und/oder internationalen Leitlinien entnehmen.


(2) Methicillin-resistente S. aureus sind im Allgemeinen auch gegen Fluorchinolone resistent. Die Methicillin-Resistenzrate beträgt circa 20 bis 50 % unter allen Staphylokokkenerreger und ist normalerweise in nosokomialen Isolaten höher.


°Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

*Die klinische Wirksamkeit wurde für empfindliche Isolate in den zugelassenen Inidikationen nachgewiesen

$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.

+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

&Bei Isolaten von Patientinnen mit unkomplizierter Cystitis beträgt die Resistenzrate <10%, sonst 10%.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Ciprofloxacin wird nach oraler Gabe von Einzeldosen von 250 mg, 500 mg und 750 mg Cipro-floxacin Tabletten vorwiegend aus dem Dünndarm rasch und weitgehend resorbiert und erreicht nach 1 - 2 Stunden maximale Konzentra-tionen im Serum.


Einzeldosen von 100 - 750 mg ergaben dosisabhängige Maximalkonzentrationen im Serum (Cmax) zwischen 0,56 und 3,7 mg/l. Die Serumkonzentrationen steigen proportional mit Dosen bis zu 1000 mg an.


Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt circa 70 -80 %.


Es ist gezeigt worden, dass eine orale Dosis von 500 mg alle 12 Stunden zu einer Fläche unter der Serumkonzentrations-Zeit-Kurve (AUC) führt, die derjenigen nach einer intravenösen Infusion von 400 mg Ciprofloxacin über 60 Minuten alle 12 Stunden entspricht.


Verteilung

Die Proteinbindung von Ciprofloxacin ist gering (20 - 30 %). Ciprofloxacin liegt im Blutplasma überwiegend in nicht ionisierter Form vor und hat ein großes Verteilungsvolumen im Steady-State von 2 - 3 l/kg Körpergewicht. Ciprofloxacin erreicht hohe Konzentrationen in verschiedenen Geweben wie Lungengewebe (Epithelflüssigkeit, Alveolarmakrophagen, Biopsiegewebe), Nasennebenhöhlen, entzündeten Läsionen (Kantharidinblasenflüssigkeit) und Urogenitaltrakt (Urin, Prostata, Endometrium), wo Gesamtkonzentrationen erreicht werden, die oberhalb der Plasmakonzentrationen liegen.


Metabolisierung

Es sind geringe Konzentrationen von vier Metaboliten gefunden worden, die identifiziert wurden als: Desethylenciprofloxacin (M1), Sulfociprofloxacin (M2), Oxociprofloxacin (M3) und Formylcipro-floxacin (M4). Die Metaboliten weisen in vitro eine antimikrobielle Aktivität auf, die allerdings deutlich niedriger als die der Muttersubstanz ist.


Ciprofloxacin ist als moderater Inhibitor des CYP450 1A2 Isoenzyms bekannt.


Elimination

Ciprofloxacin wird im Wesentlichen unverändert sowohl renal als auch in geringerem Umfang fäkal ausgeschieden. Die Serumeliminations-Halbwertszeit von Patienten mit normaler Nierenfunktion beträgt ca. 4 - 7 Stunden.


Ausscheidung von Ciprofloxacin (in % der Dosis):


Orale Anwendung

Urin

Faeces

Ciprofloxacin

44,7

25,0

Metaboliten (M1-M4)

11,3

7,5


Die renale Clearance liegt zwischen 180 -300 ml/kg/h, und die Gesamtkörper-Clearance beträgt 480 - 600 ml/kg/h. Ciprofloxacin wird sowohl glomerulär filtriert als auch tubulär sezerniert. Eine erheblich eingeschränkte Nierenfunktion führt zu erhöhten Halbwertzeiten von bis zu 12 Stunden.


Die nicht-renale Clearance von Ciprofloxacin erfolgt hauptsächlich durch aktive transintestinale Sekretion und Metabolismus. Über die Galle wird 1 % der Dosis ausgeschieden. Ciprofloxacin ist in der Galle in hohen Konzentrationen vorhanden.


Bioverfügbarkeit

Eine im Jahr 1999 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 28 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:


Testpräparat

Referenz­präparat

maximale Plasmakonzentration

(cmax) [µg/ml]

3,74 ± 0,96

3,74 ± 0,68

Zeitpunkt der max. Plasmakonzentration

(tmax) [h]

1,57 ± 0,79

1,73 ± 0,76

Fläche unter der Konz.-Zeit-Kurve

(AUC) [µg..h/ml]

18,4 ± 5,7

19,2 ± 4,8

Angabe der Werte als arithmetische Mittelwerte und Streubreite (Standardabweichung).


Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:



Pädiatrische Patienten

Es sind nur begrenzte Daten zur Pharmakokinetik bei pädiatrischen Patienten verfügbar.


In einer Studie mit Kindern (älter als ein Jahr) wurde keine Altersabhängigkeit von Cmaxund AUC festgestellt. Bei Mehrfach-Dosierung (dreimal täglich 10 mg/kg) trat kein relevanter Anstieg von Cmaxund AUC auf.


Nach einer einstündigen intravenösen Infusion von 10 mg/kg bei 10 Kindern unter 1 Jahr mit schwerer Sepsis betrug Cmax6,1 mg/l (Bereich 4,6 - 8,3 mg/l) während im Vergleich dazu bei Kindern von 1 - 5 Jahren Cmaxbei 7,2 mg/l (Bereich 4,7 - 11,8 mg/l) lag. Die AUC-Werte in den genannten Altersgruppen betrugen 17,4 mg*h/l (Bereich 11,8 - 32,0 mg*h/l) und 16,5 mg*h/l (Bereich 11,0 - 23,8 mg*h/l).


Diese Werte liegen in dem Bereich, der bei Erwachsenen bei entsprechenden therapeutischen Dosen ermittelt wurde. Basierend auf populationspharmakokinetischen Analysen bei pädiatrischen Patienten mit verschiedenen Infektionen wurde eine Halbwertzeit von ca. 4 -5 Stunden berechnet, und die Bioverfügbarkeit der oral verabreichten Suspension beträgt ca. 50 -80 %.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Basierend auf konventionellen Studien zur Toxizität nach Einmalgabe, Toxizität bei wiederholter Gabe, zum kanzerogenen Potential und zur Reproduktionstoxizität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Ciprofloxacin ist wie viele andere Chinolone bei Tieren in klinisch relevanten Expositionen phototoxisch. Daten zur Photomutagenität/Photokan­zerogenität zeigen eine schwach photomutagene oder photokanzerogene Wirkung von Ciprofloxacin in vitround in Tierversuchen. Diese Wirkung war mit der anderer Gyrasehemmer vergleichbar.


Gelenkverträglichkeit

Wie andere Gyrasehemmer verursacht Cipro-floxacin bei Jungtieren Schäden an den großen gewichttragenden Gelenken. Das Ausmaß der Knorpelschäden variiert abhängig vom Alter, von der Versuchstier-Spezies und der Dosis; eine Gewichtsentlastung der Gelenke reduziert die Knorpelschäden. Studien mit ausgewachsenen Tieren (Ratte, Hund) zeigten keine Knorpelschädigungen. In einer Studie mit jungen Beagle-Hunden rief Ciprofloxacin nach zweiwöchiger Behandlung mit therapeutischen Dosen schwere Gelenkschäden hervor, die auch nach 5 Monaten noch gesehen wurden.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Hyprolose, Magnesiumstearat, Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid, Talkum


6.2 Inkompatibilitäten

Keine bekannt


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Keine


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Packungen mit 10 und 20 Filmtabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. Inhaber der Zulassung

DENK PHARMA GmbH & Co. KG

Prinzregentenstr. 79

81675 München


Mitvertrieb durch:


acis Arzneimittel GmbH

Lil-Dagover-Ring 7

82031 Grünwald


Telefon: 089 / 44 23 24 60

Telefax: 089 / 44 23 24 666

e-mail: info@acis.de


8. Zulassungsnummer

50427.02.00


9. Datum / Verlängerung der Zulassung

21.05.2003


10. Stand der Information

Februar 2012


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig


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