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Cisplatin Medac 1 Mg/Ml Konzentrat Zur Herstellung Einer Infusionslösung

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Gebrauchsinformation: Information für Patienten


Cisplatin medac 1 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Wirkstoff: Cisplatin


Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie mit der Anwendung dieses Arzneimittels beginnen, denn sie enthält wichtige Informationen.


Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieses Arzneimittel wurde Ihnen persönlich verschrieben. Geben Sie es nicht an Dritte weiter. Es kann anderen Menschen schaden, auch wenn diese dieselben Symptome haben wie Sie.

Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind.


Was in dieser Packungsbeilage steht

1. Was ist Cisplatin medac und wofür wird es angewendet?

2. Was sollten Sie vor der Anwendung von Cisplatin medac beachten?

3. Wie ist Cisplatin medac anzuwenden?

4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?

5. Wie ist Cisplatin medac aufzubewahren?

6. Inhalt der Packung und weitere Informationen


1. Was ist Cisplatin medac und wofür wird es angewendet?


Cisplatin medacgehört zu einer Gruppe von Arzneimitteln, die als antineoplastische Substanzen oder Krebsbekämpfungsmittel bezeichnet werden. Die Behandlung mit diesen antineoplastischen oder krebsbekämpfenden Arzneimitteln wird auch als Chemotherapie bezeichnet.


Cisplatin medac kann allein oder in Kombination mit anderen gegen Krebszellen wirkende Mittel eingesetzt werden.


Cisplatin medac wird durch Infusion in eine Vene (intravenös) angewendet.


Anwendungsgebiete:

Cisplatin medac wird angewendet

bei Hodentumoren;

bei fortgeschrittenen epithelialen Ovarialkarzinomen (bösartige Eierstocktumore) der FIGO‑Stadien IIb ‑ IV;

bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen (bösartige Tumore der Lunge);

bei fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (bösartige Tumore der Lunge);

bei fortgeschrittenen Ösophaguskarzinomen (bösartige Speiseröhrentumore);

bei Zervixkarzinomen (bösartige Tumore des Gebärmutterhalses) bei Lokalrezidiven (lokales Wiederauftreten des Tumors) oder Fernmetastasierung (Absiedelungen in anderen Organen);

bei metastasierenden und lokal rezidivierenden Endometriumkarzinomen (bösartige Gebärmuttertumore bei Absiedelungen in anderen Organen oder nach lokalem Wiederauftreten des Tumors);

bei Plattenepithelkarzinomen (bösartige Tumore) des Kopf-Hals-Bereiches:

bei unvorbehandelten Patienten mit inoperablen lokal fortgeschrittenen Tumoren;

bei Lokalrezidiven (lokales Wiederauftreten des Tumors) und Fernmetastasierung (Absiedelungen in anderen Organen);

bei fortgeschrittenen Harnblasenkarzinomen (bösartige Harnblasentumore);

zur adjuvanten und neoadjuvanten Therapie von Osteosarkomen (bösartige Knochentumore).


2. Was sollten Sie vor der Anwendung von Cisplatin medac beachten?


Cisplatin medac darf nicht angewendet werden,

Besondere Vorsicht bei der Anwendung von Cisplatin medac ist in folgenden Fällen erforderlich:

Die Behandlung sollte nur durch Ärzte, die in der Tumorbehandlung erfahren sind, in einer Klinik oder in Zusammenarbeit mit einer Klinik erfolgen.


Bei der Anwendung von Cisplatin medac ist eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich, die auch Überlegungen zur Anwendung etwaiger gleich wirksamer nebenwirkungsärmerer Zytostatika einschließen muss.


Gute Funktion der Harnwege und ausreichende Harnabflussmöglichkeiten sind Voraussetzung für die Anwendung von Cisplatin medac. Zur Vermeidung von schweren Nierenschädigungen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach der Behandlung notwendig.


Eine forcierte Diurese darf auf keinen Fall mit Schleifendiuretika (bestimmte Gruppe harntreibender Arzneimittel) durchgeführt werden.


Vor Therapiebeginn, während der Therapie und vor jedem Behandlungskurs müssen die Nierenfunktion, Magnesium-, Natrium-, Kalium- und Calcium-Ionen-Spiegel, das Blutbild, das Gehör sowie die Leber und die neurologischen Funktionen untersucht werden. Das Blutbild sollte während der Therapie zusätzlich in wöchentlichen Abständen überwacht werden.


Ein Therapiekurs sollte erst nach Normalisierung der vorgenannten labordiagnostischen Werte und Organfunktionen durchgeführt werden, insbesondere erst dann, wenn folgende Laborparameter erreicht sind:


Serum-Kreatinin

130 µmol/l bzw.
1,5 mg/100 ml

Harnstoff

< 25 mg/100 ml

Thrombozytenzahl

> 100.000/µl

Leukozytenzahl

> 4.000/µl


Auf eine ausreichende Therapie gegen Übelkeit, am besten mit Serotonin-Rezeptor-Antagonisten mit oder ohne Dexamethason, ist zu achten. Größere Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen oder Durchfälle sind zu ersetzen.


Während der Therapie mit Cisplatin medac ist auf Elektrolytverlust, insbesondere bezüglich Kalium-, Magnesium- und Calcium-Ionen, und einen entsprechenden Ersatz zu achten.


Nach der Anwendung von Cisplatin medac können bei 25 ‑ 30 % der Patienten erhöhte Harnsäurewerte im Blut nachgewiesen werden, besonders nach höheren Dosen von Cisplatin medac. Diese erhöhten Harnsäurewerte, die meist 3 ‑ 5 Tage nach der Anwendung von Cisplatin medac auftreten, können z. B. durch Gabe von Allopurinol gesenkt werden.


Bestehende Infektionen sollten vor Beginn einer Therapie mit Cisplatin medac behandelt werden.


Es muss sichergestellt sein, dass eine schwere Infektion und/oder Blutungsepisode rasch und wirksam behandelt werden kann.


Cisplatin kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit Cisplatin medac behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu sechs Monaten danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Unfruchtbarkeit durch die Therapie mit Cisplatin medac über Spermakonservierung beraten zu lassen.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung eine sichere Kontrazeption durchführen.


Es handelt sich bei Cisplatin, dem Wirkstoff in Cisplatin medac, um eine Erbgut verändernde (mutagene) und möglicherweise Krebs auslösende (potenziell karzinogene) Substanz. Bei Zubereitung und Anwendung sind die Sicherheitsmaßnahmen für gefährliche Stoffe einzuhalten. Die Zubereitung muss mit Schutzhandschuhen, Mundschutz und Schutzkleidung durch hierfür ausgebildetes Personal erfolgen. Das Merkblatt „Sichere Handhabung von Zytostatika“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege ist zu beachten.


Haut- und Schleimhautkontakte mit Cisplatin sind zu vermeiden! Im Falle einer Kontamination sind die betreffenden Stellen sofort mit reichlich Wasser abzuspülen.


Die Cisplatin-Lösung darf vor Gebrauch weder Ausfällungen noch Verfärbungen aufweisen. Ansonsten ist sie zu verwerfen.


Anwendung von Cisplatin medac zusammen mit anderen Arzneimitteln

Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben oder beabsichtigen andere Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden.


Bei der Kombination von Cisplatin, dem Wirkstoff von Cisplatin medac, mit anderen Knochenmark schädigend wirkenden Substanzen oder therapeutischen Maßnahmen wie Strahlentherapie ist mit einer Verstärkung der Knochenmarkschädigung zu rechnen.


Nierenschädigende und gehörschädigende Substanzen (z. B. Antibiotika der Aminoglykosid- und Cephalosporinreihe oder Amphotericin B) sowie nervenschädigende Verbindungen dürfen nicht gleichzeitig mit Cisplatin angewendet werden, da hier mit einer Verstärkung der Nieren-, Gehör- und Nervenschädigung zu rechnen ist.


Wenn Cisplatin bei Patienten angewendet wird, die mit Allopurinol, Colchizin, Probenecid oder Sulfinpyrazon behandelt werden, kann aufgrund einer Cisplatin-bedingten Harnsäureerhöhung eine Dosisanpassung dieser Arzneimittel erforderlich sein.


Chelatbildner, wie Penicillamin (Arzneistoff gegen Schwermetallvergiftung), sollten nicht gleichzeitig mit Cisplatin angewendet werden, da die Wirksamkeit von Cisplatin herabgesetzt wird.


Vorwiegend renal (über die Nieren) ausgeschiedene Substanzen, z. B. Tumorhemmstoffe wie Bleomycin und Methotrexat, sollten wegen einer möglicherweise reduzierten renalen Ausscheidung nur mit Vorsicht während oder nach der Behandlung mit Cisplatin angewendet werden.


Bei gleichzeitiger Behandlung mit Cisplatin und mit Antikonvulsiva (krampflösende Mittel), z. B. Phenytoin zur Behandlung der Epilepsie, kann deren Plasmaspiegel in einen subtherapeutischen Bereich absinken, so dass eine Dosisanpassung der Antikonvulsiva erforderlich sein kann.


In einer randomisierten Studie bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs war das Ansprechen auf die Cisplatin-Therapie durch gleichzeitige Anwendung von Pyridoxin (Vitamin B6) und Hexamethylmelamin (Tumorhemmstoff) negativ beeinflusst.


Ein Raynaud-Phänomen (schmerzhafte Durchblutungsstörungen z. B. an den Fingern) kann auftreten, wenn Cisplatin in Kombination mit Bleomycin oder Vinblastin (Tumorhemmstoffe) angewendet wird.


Die Kombination aus Cisplatin und Docetaxel rief eine dosisabhängige sensorische Neuropathie hervor, die stärker ausgeprägt war als die der Einzelstoffe bei ähnlicher Dosierung.


Bei Anwendung von Cisplatin in Kombination mit Paclitaxel wurde sehr häufig (bei 70 % der Patienten oder darüber) eine Schädigung des Nervensystems beobachtet.


Eine forcierte Diurese (erzwungene Harnausscheidung) sollte auf keinen Fall mit Schleifendiuretika herbeigeführt werden (Gefahr der Nierentubulusschädigung und gesteigerter Gehörschädigung).


Cisplatin unterdrückt die körpereigene Infektionsabwehr. Daher sollten innerhalb von 3 Monaten nach Beendigung der Behandlung mit Cisplatin medackeine Impfungen mit Lebendimpfstoffen (z. B. Virusvakzine) durchgeführt werden.


Kontrastmittel können das nierenschädigende Potenzial von Cisplatin verstärken. In einem Einzelfall wurde über eine lebensbedrohliche Nierenschädigung bei einem Patienten berichtet, dessen Lungentumor mit Cisplatin, Cyclophosphamid, Etoposid und Corticosteroiden behandelt wurde und dem gleichzeitig Kontrastmittel zur Computertomographie intravenös injiziert wurden.


Die Behandlung mit Cisplatin und Etoposid führte in Einzelfällen bei Lungentumorpatienten mit Blutgefäßerkrankungen der Beine und/oder Arme (periphere vaskuläre Erkrankung) zu akutem Arterienverschluss.


In einigen Fällen wurde ein verringerter Lithiumspiegel nach einer Cisplatin-Behandlung (in Kombination mit Bleomycin und Etoposid) beobachtet. Der Lithiumspiegel muss daher während der Cisplatin-Therapie kontrolliert werden.


Wichtigste Inkompatibilitäten (chemische Unverträglichkeiten):

Injektionsnadeln oder Infusionsbestecke dürfen kein Aluminium enthalten, da Aluminium mit Cisplatin reagiert und sich ein Niederschlag bilden kann, der unter anderem auch zu einem Verlust an Wirksubstanz führt.


Cisplatin ist in vitronicht mit Mesna verträglich (inkompatibel). Deshalb müssen bei Behandlungsschemata, in denen Cisplatin, Cyclophosphamid bzw. Ifosfamid und Mesna kombiniert werden, in-vitro-Wechselwirkungen zwischen Cisplatin und Mesna vermieden werden.


Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft:

Cisplatin medac kann schädigende Wirkungen auf das sich entwickelnde Kind ausüben. Daher sollte Cisplatin medacwährend der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, Ihr Arzt hat Ihnen Cisplatin medac ausdrücklich verordnet. Vor Beginn und während der Therapie sind sichere empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden. Sollte es dennoch zu einer Schwangerschaft kommen, sollte die Möglichkeit einer genetischen Beratung genutzt werden.


Stillzeit:

Während der Behandlung mit Cisplatin medac darf nicht gestillt werden.


Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen:

Bei der Behandlung mit Cisplatin medac kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Überempfindlichkeitsreaktionen mit Blutdruckabfall kommen und damit indirekt zu einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit oder der Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen. Dies gilt in besonderem Maße für das Zusammenwirken mit Alkohol. Fahren Sie daher nicht Auto oder andere Fahrzeuge! Bedienen Sie keine elektrischen Werkzeuge oder Maschinen! Arbeiten Sie nicht ohne sicheren Halt!


Cisplatin medac enthält Natrium


1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 0,15 mmol (3,5 mg) Natrium. Wenn Sie eine kochsalzarme Diät einhalten müssen, sollten Sie dies berücksichtigen.


3. Wie ist Cisplatin medac anzuwenden?


Vor und nach der Anwendung von Cisplatin, dem Wirkstoff von Cisplatin medac, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Prähydratation bzw. Posthydratation [ggf. forcierte Diurese]) zu gewährleisten.


Prähydratation:

Etwa 2 ‑ 12 Stunden vor der Anwendung von Cisplatin medac ist eine Prähydratation mit 0,5 ‑ 1,5 (2,0) Liter isotonischer Kochsalzlösung/m² Körperoberfläche (KOF) als Infusion über mindestens 2 ‑ 3 Stunden notwendig.


Posthydratation:

Nach der Anwendung von Cisplatin medac ist für die folgenden (6 ‑ 12) 24 Stunden (dosisabhängig) eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2 ‑ 3 Liter isotonischer Kochsalzlösung/m² KOF mit 5%iger Glucoselösung im Verhältnis 1:1,5) sicherzustellen.

Das Urinvolumen sollte während der Posthydratation mindestens 100 ‑ 200 ml pro Stunde betragen. Bei ungenügender Ausscheidung muss eine forcierte Diurese z. B. durch Mannitol-Gabe veranlasst werden (aber nicht durch Gabe von Schleifendiuretika!).


Forcierte Diurese:

Eine forcierte Diurese darf auf keinen Fall mit Schleifendiuretika durchgeführt werden!

Bei ordnungsgemäßer Prä- und Posthydratation und normaler Nierenfunktion kann bei Cisplatin-Dosen unter 60 mg/m² KOF die Gabe von Mannitol zur Induktion einer Diurese durch sorgfältige Flüssigkeitsbilanzierung und Gewichtskontrolle ersetzt werden. Bei einer Flüssigkeitsretention 1000 ml muss Mannitol gegeben werden.


Bei Cisplatin-Dosen über 60 mg/m² KOF ist die intravenöse Anwendung von Mannitol (8 g/m² KOF = 40 ml/m² KOF einer 20%igen Mannitollösung) unmittelbar vor der ersten Gabe von Cisplatin medac unerlässlich.

Erst nach einer Urinausscheidung von wenigstens 250 ml innerhalb von 30 Minuten darf mit der Anwendung von Cisplatin medac begonnen werden.


Während der Therapie mit Cisplatin medac ist auf Elektrolytverlust, insbesondere bezüglich Kalium-, Magnesium- und Calcium-Ionen, und einen entsprechenden Ersatz zu achten.


Cisplatin-Dosierung

Nachfolgend aufgeführt sind etablierte Cisplatin-enthaltende Therapieprotokolle; ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben.


Hodentumore:

Bei Erwachsenen wird Cisplatin im Rahmen des PEB‑ oder des PEI-Protokolls (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin bzw. Cisplatin, Etoposid, Ifosfamid) als intravenöse Infusion über 30 Minuten in einer Dosis von 20 mg/m² Körperoberfläche (KOF) an den Tagen 1 bis 5 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für 3 ‑ 4 Zyklen.

Bei Kindern (ab einem Lebensalter von 2 Jahren) wird Cisplatin im Rahmen des BEP‑Protokolls (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin) oder des PVB‑Protokolls (Bleomycin, Vinblastin, Cisplatin) als intravenöse 6‑h-Infusion in einer Dosis von 20 mg/m² KOF an den Tagen 4 bis 8 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für 3 ‑ 4 Zyklen.


Fortgeschrittene epitheliale Ovarialkarzinome:

Cisplatin wird im Rahmen des PT-Protokolls (Cisplatin, Paclitaxel) als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 75 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für maximal 6 Zyklen.


Kleinzellige Bronchialkarzinome:

Cisplatin wird im Rahmen des PE-Protokolls (Cisplatin, Etoposid) als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 80 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für insgesamt 4 Zyklen.


Fortgeschrittene nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome:

In Kombination mit Paclitaxel wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 80 mg/m² KOF an Tag 2 eines Therapiezyklus, in Kombination mit Docetaxel in einer Dosis von 75 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen.


In Kombination mit Gemcitabin wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 100 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 4 Wochen.


In Kombination mit Vinorelbin wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 80 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen.


In Kombination mit Etoposid wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 100 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen.


Im Rahmen des MIC-Protokolls (Mitomycin C, Ifosfamid, Cisplatin, [Mesna]) wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 50 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 (‑ 4) Wochen.

Bezüglich der Anwendung von Cisplatin im Rahmen einer kombinierten Radio-Chemotherapie wird auf die Fachliteratur verwiesen.


Fortgeschrittene Ösophaguskarzinome:

In Kombination mit 5‑Fluorouracil wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 2 Stunden in einer Dosis von 100 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 (‑ 4) Wochen.


Bezüglich der Anwendung von Cisplatin im Rahmen einer kombinierten Radio-Chemotherapie wird auf die Fachliteratur verwiesen.


Zervixkarzinome bei Lokalrezidiven oder Fernmetastasierung:

In der palliativen Behandlung von Zervixkarzinomen wird Cisplatin als Monotherapie in einer Dosis von 50‑75 mg/m² KOF als intravenöse Infusion über 1 ‑ 2 Stunden an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für insgesamt 6 Zyklen.


Metastasierende und lokal rezidivierende Endometriumkarzinome:

Als Monotherapie findet Cisplatin in der palliativen Behandlung von Endometriumkarzinomen in einer Dosis von 60 mg/m² KOF als intravenöse Infusion über 1 Stunde an Tag 1 eines Therapiezyklus Anwendung; Wiederholung alle 4 Wochen.

In Kombination mit Doxorubicin wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 50 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 3 Wochen für maximal 8 Zyklen.


Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereiches:

bei unvorbehandelten Patienten mit inoperablen lokal fortgeschrittenen Tumoren:

Im Rahmen einer kombinierten Radiochemotherapie (Radiotherapie plus Cisplatin/5‑Fluorouracil [RT‑PF] bzw. Radiotherapie plus Cisplatin [RT‑P]) wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 75 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus (RT‑PF-Schema; Wiederholung alle 4 Wochen) bzw. 100 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus (RT‑P-Schema; Wiederholung alle 3 Wochen) angewendet.


bei Lokalrezidiven und Fernmetastasierung:

In Abhängigkeit vom Allgemeinzustand und eventuell vorhandenen Komorbiditäten wird Cisplatin als Monotherapie oder im Rahmen einer Kombinationschemotherapie (Cisplatin/5‑Fluorouracil) angewendet:

Monotherapie: Cisplatin 100 mg/m² KOF wöchentlich als intravenöse Infusion über 1 Stunde.

Kombinationschemotherapie: Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 100 mg/m² KOF an Tag 1 eines Therapiezyklus; Wiederholung alle 3 Wochen.

Gegebenfalls zusätzlich chirurgische Tumorreduktion oder lokale Bestrahlung.


Fortgeschrittene Harnblasenkarzinome:

In Kombination mit Gemcitabin wird Cisplatin als intravenöse Infusion über 1 Stunde in einer Dosis von 70 mg/m² KOF an Tag 2 eines Therapiezyklus angewendet; Wiederholung alle 4 Wochen.


Adjuvante und neoadjuvante Therapie von Osteosarkomen:
Im Rahmen des COSS‑86-Schemas wird Cisplatin in einer Dosis von 40 mg/m² KOF als intravenöse Infusion über 24 Stunden an den Tagen 3, 4 und 5 in den Wochen 5, 8, 15 und 24 des Therapieschemas angewendet.


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
Bei einem Serumkreatinin > 130 μmol/l bzw. > 1,5 mg/100 ml sollte die Therapie bis zur Normalisierung der Nierenfunktion (Serumkreatinin ≤ 130 μmol/l bzw. ≤ 1,5 mg/100 ml) unterbrochen werden.


Art der Anwendung:

Cisplatin medac ist nur zur intravenösen Anwendung (Infusion) bestimmt.


Die zu verabreichende Cisplatin-Dosis wird mit 1 ‑ 2 Liter isotonischer Kochsalzlösung verdünnt. Die Lösung kann 50 g Glucose und 18,75 g Mannitol pro Liter enthalten.


Injektionsnadeln oder Infusionsbestecke dürfen kein Aluminium enthalten (siehe Abschnitt 2 unter „Anwendung von Cisplatin medac zusammen mit anderen Arzneimitteln“).


Dauer der Anwendung:

Die Dauer der Behandlung bestimmt der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes, des angewendeten Therapieprotokolls sowie der individuellen Therapiesituation.


Wenn Sie eine größere Menge von Cisplatin medac angewendet haben, als Sie sollten:


Symptome einer Intoxikation:

Bei einer Überdosierung treten die beschriebenen Nebenwirkungen verstärkt auf. In der Regel steht die Knochenmarkschädigung im Vordergrund.


Eine Überdosierung kann tödlich verlaufen und führt u.a. zu folgender Symptomatik: Leberversagen, Taubheit, Schädigung am Auge (einschließlich Netzhautablösung), unstillbares Erbrechen bzw. Brechreiz und/oder Nervenentzündung.


Eine direkte Beeinflussung des Atemzentrums im Gehirn mit lebensbedrohlichen Atemstörungen und Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts im Blut ist bei Überdosierung ( 200 mg/m² KOF) durch Passage der Blut-Hirn-Schranke möglich.


Nach Überdosierung sollten die Patienten wegen der Gefahr einer verspätet auftretenden Schädigung (Toxizität) für weitere 3 ‑ 4 Wochen beobachtet werden.


Therapie von Intoxikationen und Nebenwirkungen:

Ein spezifisches Gegenmittel gegen Cisplatin ist nicht bekannt. Die Sofortmaßnahmen bei schweren Unverträglichkeitsreaktionen bestehen in sofortigem Abbruch der Therapie, symptomatischer Behandlung und ggf. Schocktherapie.


Im Einzelnen werden folgende Gegenmaßnahmen empfohlen:


Bei Nierenfunktionsstörungen:

Durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach der Verabreichung von Cisplatin medac können die Häufigkeit und der Schweregrad der Nierenfunktionsstörungen erheblich reduziert werden (siehe Abschnitt 3 „Wie ist Cisplatin medac anzuwenden?“ unter „Prähydratation“ und „Posthydratation“). Modulatoren können zur Verringerung der Nieren schädigenden Wirkung von Cisplatin medac verwendet werden.


Bei Hyperurikämie (Harnsäurevermehrung im Blut):

Erhöhte Serumharnsäurespiegel können durch Allopurinol-Gabe reduziert werden).


Bei Plasmaelektrolytverlust (Verlust bestimmter Mineralstoffe im Blut):

Klinisch relevante Elektrolytverluste (meist Natrium, Magnesium, Calcium, siehe Abschnitt 4 „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“) können durch entsprechenden Ersatz der Elektrolyte ausgeglichen werden).


Bei Überempfindlichkeitsreaktionen:

Symptomatische Behandlung, z. B. mit Sympathomimetika, Kortikoiden und Antihistaminika (Mittel gegen allergische Reaktionen).


Entfernung von Cisplatin durch Blutwäsche (Dialyse):

Cisplatin ist 2 Stunden nach der Anwendung zu über 90 % an Plasmaproteine gebunden. Aufgrund dieser schnellen Proteinbindung ist Cisplatin nur in den ersten 2 Stunden nach der Anwendung dialysierbar. Unmittelbar nach der Anwendung von Cisplatin können ca. 8 % der verabreichten Dosis durch Dialyse aus dem Plasma entfernt werden.


Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung dieses Arzneimittels haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.


4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?


Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:


Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten

Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten

Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1.000 Behandelten

Selten: weniger als 1 von 1.000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten

Sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten


Die Nebenwirkungen sind dosisabhängig und können kumulativ sein, d.h. je mehr Cisplatin angewendet wurde, desto stärker und/oder häufiger können die Nebenwirkungen auftreten.


Infektionen und parasitäre Erkrankungen:

Selten:

Infektionen infolge Neutropenie

Sehr selten:

Tödlich verlaufende Infektionen infolge Agranulozytose (starke Verminderung bestimmter weißer Blutzellen) oder aplastischer Anämie (starke Verminderung aller Blutzellen) nach hohen Cisplatin-Dosen (120 mg/m² KO bzw. 4 ‑ 6 mg/kg KG) oder hoher Cisplatin-Gesamtdosis


Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschließlich Zysten und Polypen):

Gelegentlich:

Akute nicht-lymphatische Leukämie,

Sehr selten:

Einzelfälle eines Myelodysplastischen Syndroms (krankhaft veränderte Blutzellbildung im Knochenmark)


Die o.g. Neubildungen traten im Allgemeinen nach Behandlung mit Cisplatin-haltigen Arzneimittelkombinationen auf.


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:

Sehr häufig:

Einschränkung der Knochenmarkfunktion mit Abfall der Zahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Erythrozyten (rote Blutkörperchen); normochrome Anämie (Blutarmut) in 9 ‑ 40 % nach zumeist längerer Therapie

Häufig:

Neutropenie (verminderte Anzahl einer Untergruppe weißer Blutkörperchen); Hämoglobinabfall (Verringerung des roten Blutfarbstoffes)

Gelegentlich:

Thrombotische Mikroangiopathie (krankhafte Veränderung der kleinsten Blutgefäße) mit dem Auftreten eines hämolytisch-urämischen Syndroms (Gefäßveränderungen in der Niere mit Nierenversagen)

Selten:

direkte Coombs-positive hämolytische Anämie (Blutarmut durch Abbau der roten Blutzellen)

Sehr selten:

febrile Neutropenie (Neutropenie mit Fieber); Agranulozytose und/oder aplastische Anämie nach hohen Cisplatin-Dosen bzw. nach hoher Cisplatin-Gesamtdosis


Cisplatin hat bei 25 ‑ 30 % der Patienten eine meist nur schwache, umkehrbare und dosisabhängige Hemmwirkung auf die Knochenmarkfunktion.


Der stärkste Abfall der Leukozytenzahl (unter 1.500/µl Blut bei 5 % der Patienten) wird nach etwa 14 Tagen Behandlung mit Cisplatin medac erreicht, die Erholungszeit beträgt 21 ‑ 45 Tage. Der stärkste Abfall der Thrombozytenzahl (unter 50.000/µl Blut bei weniger als 10 % der Patienten) wird nach 21 Tagen beobachtet. Die Erholungszeit beträgt 28 ‑ 45 Tage. Häufig steht auch ein Hämoglobinabfall (Verringerung des roten Blutfarbstoffes) im Vordergrund.


Schwere Beeinträchtigungen der Knochenmarkfunktion einschließlich Agranulozytose und/oder aplastischer Anämie sind nach hohen Cisplatin-Dosen ( 120 mg/m² Körperoberfläche bzw. 4 ‑ 6 mg/kg Körpergewicht) bzw. nach hoher Cisplatin-Gesamtdosis beobachtet worden.


Cisplatin kann die roten Blutzellen sensibilisieren und somit manchmal eine direkte Coombs-positive hämolytische Anämie (Blutarmut durch Abbau der roten Blutzellen) hervorrufen. Schwere und Bedeutung dieses Effektes im Verhältnis zu anderen hämatologischen Toxizitätsreaktionen sind nicht gesichert; trotzdem sollte die Möglichkeit eines hämolytischen Prozesses bei jedem Patienten, der mit Cisplatin behandelt wird und einen ungeklärten Hämoglobinabfall zeigt, in Erwägung gezogen werden. Der hämolytische Prozess ist nach Absetzen der Therapie reversibel (umkehrbar).


Erkrankungen des Immunsystems:

Gelegentlich:

Allergische Reaktionen mit Hautausschlag, fleckig-blasigen Hautausschlägen, Nesselsucht (Urtikaria), Hautrötung, Juckreiz; Überempfindlichkeitsreaktionen mit Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz), Blutdruckabfall, Atemnot, Bronchospasmus (Krampf der Bronchialmuskeln), Ödemen (Schwellungen) und Fieber; immunsuppressive Reaktionen (Unterdrückung der Abwehrreaktion gegen Krankheitserreger)

Sehr selten:

anaphylaktischer Schock


Bei Auftreten von Hypersensitivitätsreaktionen ist die Gabe von Sympathomimetika, Corticoiden und Antihistaminika (Mittel gegen allergische Reaktionen) angezeigt.


Endokrine Erkrankungen:

Sehr selten:

Gestörte Adiuretin-Sekretion (körpereigenes Hormon, das u.a. die Urinproduktion regelt).


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:

Sehr häufig:

Häufig:

Gelegentlich:

Hyperurikämie (erhöhter Harnsäuregehalt des Blutes) in 25 ‑ 30 %

erhöhte Eisenspiegel im Blut, Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte im Blut)

klinisch relevante Verminderung von Natrium, Phosphat, Kalium, Magnesium und Calcium im Blut mit Muskelkrämpfen und/oder EKG-Veränderungen; Tumorlysesyndrom (rascher Tumorzellzerfall mit Anstieg von Harnsäure, Kalium, Phosphat im Serum); Gicht


Die Elektrolytstörungen sind die Folge einer Cisplatin-induzierten Schädigung der Nierentubuli (Nierenkanälchen), die eine Abnahme der tubulären Rückresorption dieser Ionen bewirkt.


Erkrankungen des Nervensystems:

Häufig:

Periphere Polyneuropathien (Störungen der Nervenfunktion in Armen und Beinen) mit Parästhesien (Kribbeln, Taubheitsgefühl), Abnahme der tiefen Sehnenreflexe, Muskelschwäche, Krämpfen, Verlust der Bewegungsfunktionen, Verlust des Tast- und Geschmackssinns; Hörverlust und Sehstörungen infolge Nervenschädigung

Gelegentlich:

Arterienentzündung im Gehirn (zerebrale Arteriitis); zerebrale Störungen (Störungen der Hirnfunktion) mit Verwirrtheitszuständen, verwaschener Sprache, Gedächtnisverlust und Paralyse (Bewegungsunfähigkeit); Lhermitte's Zeichen (Nackenbeugezeichen), Myelopathie (Erkrankung des Knochenmarks) im Wirbelsäulenbereich, Neuropathie des vegetativen Nervensystems

Sehr selten:

akute zerebrovaskuläre (Blutgefäße des Hirns betreffende) Komplikationen; Verschluss der Halsschlagader mit dadurch bedingter Schädigung des Hirns; Enzephalopathien (Hirnschädigungen)


Die Schädigung des Nervensystems (Neurotoxizität) stellt nach der Nierenschädigung die zweitwichtigste Form der chronischen Schädigung dar und kann z.B. in Form von peripheren Neuropathien (Nervenschädigungen an Armen und Beinen), Hörverlust, Sehstörungen und Krämpfen auftreten.


Schwere Schäden des Nervensystems sind bei Patienten aufgetreten, die Cisplatin in höherer Dosierung oder häufiger als empfohlen erhalten haben.


Periphere Polyneuropathien werden vor allem nach längerer Cisplatin-Anwendung (4 ‑ 7 Monate) beobachtet. Sie können aber auch nach einmaliger Anwendung auftreten. Die bei peripherer Nervenschädigung praktisch immer auftretende Verminderung oder der Verlust der Wahrnehmung im Bereich der Hände und/oder Füße ähnelt klinisch der Neuropathie bei Vitamin-B12-Mangel.


Neurotoxizität kann auch nach Absetzen der Behandlung fortschreiten. Bei ersten Anzeichen für das Auftreten eines Lhermitte's Zeichens, einer Myelopathie im Wirbelsäulenbereich oder einer Neuropathie des vegetativen Nervensystems sollte die Behandlung abgesetzt werden.


Die Neurotoxizität kann sich zurückbilden, sie ist jedoch bei 30 ‑ 50 % der Patienten nicht umkehrbar, auch nicht nach Abbruch der Behandlung.


Die Häufigkeit und der Schweregrad der peripheren Neuropathien scheinen primär von der Höhe der kumulativen (insgesamt seit Beginn der Behandlung verabreichten) Cisplatin-Dosis abzuhängen.


Augenerkrankungen:

Gelegentlich:

Opticusneuritis (Entzündungen der Sehnerven) mit Sehstörungen einschließlich Erblindung; Papillenödeme (Stauungen am Augenhintergrund) mit Sehstörungen; Störungen der Augenbewegung; retrobulbäre Neuritis (Sehnervenentzündung) mit Sehverlust; Störungen der Farbwahrnehmung (Verlust der Farbunterscheidung besonders im blau-gelb-Bereich) bei Hochdosistherapie

Sehr selten:

Veränderungen der Netzhaut mit Sehstörungen (bei hohen Cisplatin-Dosen); kortikale Blindheit (Zerstörung der Sehzentren im Gehirn)


Leichtere Fälle von Opticusneuritis waren nach sofortigem Absetzen der Therapie im Allgemeinen reversibel (umkehrbar).


Bei Störungen der Farbwahrnehmung findet sich in der Fundoskopie lediglich eine irregulär retinale Pigmentierung im Bereich der Makula.


Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths:

Sehr häufig:

Hörstörungen im Sprechbereich (250 ‑ 2000 Hz), Hörstörungen außerhalb des Sprechbereichs (> 2000 Hz) mit Hörverlust im hohen Frequenzbereich (4000 ‑ 8000 Hz), Tinnitus (Ohrenklingen)

Häufig:

Taubheit, Vestibularis-Toxizität (Schädigung des Gleichgewichtssinnes) mit Schwindel


Die Hörschädigung erstreckt sich überwiegend auf einen Verlust der Wahrnehmung im Bereich hoher Frequenzen über 2000 Hz, erfasst in ca. 10 ‑ 15 % der Fälle auch den normalen Hörfrequenzbereich (250 ‑ 2000 Hz). Über Hörstörungen mit Ohrenklingen oder Hörverlust im hohen Frequenzbereich (4000 ‑ 8000 Hz) wurde bei bis zu ca. 30 % der Patienten berichtet, die eine Einzeldosis von 50 mg Cisplatin/m² Körperoberfläche erhielten. Der Hörverlust kann ein- oder beidseitig auftreten, häufig wurden auch Fälle von Taubheit sowie Vestibularis-Toxizität mit Schwindel beobachtet.


Die Häufigkeit und der Schweregrad der Nebenwirkungen am Gehörorgan scheinen von der angehäuften (kumulativen) Gesamtdosis, aber auch von der Höhe der verabreichten Einzeldosis und der Höhe der Serumspiegel abhängig zu sein. Der Mechanismus besteht in einer Schädigung der Haarzellen der basalen Windungen der Cochlea. Durch Cisplatin hervorgerufene Schädigungen des Gehörorgans können möglicherweise unumkehrbar sein.


Bei Kindern und älteren Patienten scheinen Hörstörungen ausgeprägter zu sein.


Eine vorherige oder gleichzeitige Schädelbestrahlung erhöht das Risiko des Auftretens einer Hörschädigung.


Audiometrische Veränderungen (Veränderungen bei der Messung der Hörfunktion) fanden sich bei 65 ‑ 86 % der Patienten, die Cisplatin als Bolusinjektion (d.h. die gesamte Menge wird in kurzer Zeit gespritzt) erhalten hatten. Bei der Anwendung von Cisplatin als 1 ‑ 2-stündige Infusion scheint die Hörschädigung mit 27 % geringer zu sein.


Eine sorgfältige Untersuchung des Gehörorgans (inkl. Hörfunktionsmessung) sollte sowohl vor Behandlungsbeginn als auch vor jedem therapeutischen Wiederholungskurs erfolgen.


Herzerkrankungen

Gelegentlich:

EKG-Veränderungen; Angina pectoris (Brustenge) und Herzinfarkt infolge akuter Durchblutungsstörungen (insbesondere in Kombination mit anderen Zytostatika, unabhängig von Dosierung oder Therapiedauer)

Sehr selten:

Herzrhythmusstörungen, Bradykardie (verringerte Herzfrequenz), Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz), Herzversagen; Einzelfälle von Herzstillstand (bei Kombinationstherapie mit anderen Zytostatika)


Gefäßerkrankungen:

Häufig:

Verschluss eines Blutgefäßes (z.B. einer Vene oder Arterie, eines Blutgefäßes in der Lunge oder im Gehirn) durch ein Blutgerinnsel bei der Behandlung mit Cisplatin in Kombination mit anderen Arzneimitteln gegen Krebs

Selten:

Reizungen der inneren Wand (Intima) der Blutgefäße; Raynaud-Syndrom (schmerzhafte Durchblutungsstörungen z. B. der Finger) und Schlaganfall infolge akuter Durchblutungsstörungen (insbesondere in Kombination mit anderen Zytostatika, unabhängig von Dosierung oder Therapiedauer)


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Sehr selten:

Lungenschädigung (bei Kombination von Cisplatin und Bleomycin); ein Einzelfall einer pulmonalen Fibrose (Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge) nach Behandlung mit Cisplatin und 5‑Fluorouracil


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Sehr häufig:

Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Flüssigkeitsverluste (infolge Erbrechen und Durchfall)

Gelegentlich:

Schluckauf, Mukositis (Schleimhautentzündung), Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut; teilweise stärker ausgeprägt), Zahnfleischbluten; Erhöhung der Serumamylase

Selten:

Metallablagerungen im Zahnfleisch

Sehr selten:

Einzelfälle von Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)


Cisplatin, der Wirkstoff in Cisplatin medac, zählt zu den stark Brechreiz erzeugenden (emetogen wirkenden) Zytostatika. Übelkeit und Erbrechen beginnen meist 1 ‑ 4 Stunden nach der Anwendung von Cisplatin und halten in der Regel 1 ‑ 2 Tage an, können aber bis zu 1 Woche andauern. Aus diesem Grund muss eine vorbeugende effektive Therapie gegen Übelkeit, eventuell unter zusätzlicher Gabe von Sedativa bzw. Neuroleptika (Beruhigungsmittel), integraler Bestandteil einer Therapie mit Cisplatin medacsein. Überlegene Wirkung haben dabei Serotonin-Antagonisten vom Typ des Ondansetron, eventuell kombiniert mit Dexamethason. Auch eine Cisplatin-Langzeitinfusion kann die Beschwerden abschwächen. Flüssigkeitsverluste als Folge von Erbrechen und Durchfall müssen ausgeglichen werden.


Leber- und Gallenerkrankungen:

Gelegentlich:

Reversible Leberfunktionsstörungen mit Erhöhung von Leberwerten (Serum-Transaminasen, Bilirubin)


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Selten:

Haarausfall; Dermatitis (Hautentzündung)

Sehr selten:

ein Einzelfall einer exfoliativen Dermatitis („Schälrötelsucht“)


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:

Selten:

Muskelschmerzen (Myalgie)


Erkrankungen der Nieren und Harnwege:

Sehr häufig:

Nierenschädigung mit Beeinträchtigung der Nierenfunktion; akute Einschränkung der Urinproduktion in den Nierenkörperchen; Erhöhung des Serumharnstoffs und des Serumkreatinins

Gelegentlich:

Mikrohämaturie (Nachweis von Blutspuren im Harn)

Selten:

akutes Nierenversagen (rasch fortschreitende Einschränkung der Nierenfunktion) infolge von Tubulusnekrosen (Absterben von Nierenkanälchen), das zu Urämie (Harnvergiftung) oder Oligurie/Anurie (Versagen der Urinausscheidung) führt.


Die Nierenschädigung stellt den dosisbegrenzenden Faktor für Cisplatin, den Wirkstoff von Cisplatin medac, dar. Es kommt zu einer dosisabhängigen und bei Mehrfachgabe zunehmenden Beeinträchtigung der Nierenfunktion.


Dispositionsfaktoren (wegbereitende Faktoren) für die Nierenschädigung sind eine Hyperurikämie (erhöhter Harnsäuregehalt im Blut) oder Hypalbuminämie (Verminderung von Albumin im Blut).


Die durch Cisplatin ausgelöste Nierenschädigung kann in eine akute Phase mit einer Elektrolytverschiebung, insbesondere Magnesiummangel im Blut sowie akuter Einschränkung der Urinproduktion in den Nierenkörperchen, und eine chronische Phase mit Einschränkung der Kreatinin-Ausscheidung mit erhöhtem oder ohne erhöhtem Serumkreatinin unterschieden werden.


Die Nierenfunktionsstörungen können 2 ‑ 3 Tage oder 2 Wochen nach der ersten Cisplatin-Dosis auftreten.


Bei der Verabreichung höherer Dosen oder bei wiederholter Gabe in kurzen Zeitabständen kann ein akutes Nierenversagen infolge von Tubulusnekrosen (Absterben von Nierenkanälchen) auftreten, das zu Harnvergiftung (Urämie) oder Versagen der Urinausscheidung (Anurie) führen kann. Das Nierenversagen kann irreversibel (nicht rückbildungsfähig) sein.


Um diese schwerwiegenden Nierenfunktionsstörungen zu verhindern, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach der Behandlung unbedingt erforderlich.


Die gleichzeitige Gabe von anderen Nieren schädigenden Arzneimitteln wie Aminoglykosiden oder Amphotericin B erhöht das Risiko für eine Nierenschädigung.


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:

Gelegentlich:

Störungen der Spermatogenese (Samenreifung) und Ovulation (des Eisprunges)

Selten:

Infertilität (Unfruchtbarkeit), schmerzhafte Gynäkomastie (Vergrößerung der Brust bei Männern)


Die Cisplatin-bedingte Infertilität ist dosisabhängig und teilweise umkehrbar, teilweise nicht umkehrbar.


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:

Häufig:

schmerzhafte Venenreizungen, Ödeme (Schwellungen), Erythem (Hautrötung), Geschwüre und Venenentzündungen an der Einstichstelle; Schwäche und Unwohlsein

Selten:

Lokale Gewebereizungen (Entzündungen, Vermehrung des Bindegewebes [Fibrose], Absterben von Gewebe [Nekrose]) bei versehentlicher Injektion neben das Blutgefäß (Extravasation); Blutungen infolge Knochenmarkfunktionsstörung


Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind. Besprechen Sie bitte beim Auftreten von Nebenwirkungen das weitere Vorgehen möglichst umgehend mit Ihrem Arzt.


5. Wie ist Cisplatin medac aufzubewahren?


Bewahren Sie dieses Arzneimittel für Kinder unzugänglich auf.


Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf dem Umkarton angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwenden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des angegebenen Monats.


Aufbewahrungsbedingungen:

Cisplatin muss vor Licht geschützt bei + 15 °C bis + 25 °Caufbewahrt werden.


Sie dürfen dieses Arzneimittel nach dem auf dem Umkarton angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwenden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des angegebenen Monats..


Hinweise auf Haltbarkeit nach Anbruch und nach Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung

Die gebrauchsfertige Zubereitung muss sofort verwendet werden.


Die Cisplatin-Lösung darf vor Gebrauch weder Ausfällungen noch Verfärbungen aufweisen. Ansonsten ist sie zu verwerfen.


Entsorgen Sie Arzneimittel nicht im Abwasser oder Haushaltsabfall. Fragen Sie Ihren Apotheker, wie das Arzneimittel zu entsorgen ist, wenn Sie es nicht mehr verwenden. Sie tragen damit zum Schutz der Umwelt bei.


6. Inhalt der Packung und weitere Informationen


Was Cisplatin medac enthält

Der Wirkstoff ist Cisplatin.

Eine Durchstechflasche mit 10 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 10 mg Cisplatin.

Eine Durchstechflasche mit 25 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 25 mg Cisplatin.

Eine Durchstechflasche mit 50 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 50 mg Cisplatin.

Eine Durchstechflasche mit 100 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 100 mg Cisplatin.


Die sonstigen Bestandteile sind:

Natriumchlorid, Salzsäure, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke.


Wie Cisplatin medacaussieht und Inhalt der Packung

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Cisplatin medac ist in folgenden Packungsgrößen erhältlich:

10 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (10 mg Cisplatin)/Durchstechflasche

OP mit 1 Durchstechflasche

OP mit 5 Durchstechflaschen

OP mit 10 Durchstechflaschen


25 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (25 mg Cisplatin)/Durchstechflasche

OP mit 1 Durchstechflasche

OP mit 5 Durchstechflaschen

OP mit 10 Durchstechflaschen


50 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (50 mg Cisplatin)/Durchstechflasche

OP mit 1 Durchstechflasche

OP mit 5 Durchstechflaschen

OP mit 10 Durchstechflaschen


100 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (100 mg Cisplatin)/Durchstechflasche

OP mit 1 Durchstechflasche

OP mit 5 Durchstechflaschen

OP mit 10 Durchstechflaschen


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


Pharmazeutischer Unternehmer und Hersteller


medac

Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH

Fehlandtstr. 3

20354 Hamburg

Deutschland

Tel.: +49 (0)4103 80 06-0

Fax: +49 (0)4103 80 06-100


Produktionsstätte:

Theaterstr. 6, 22880 Wedel, Deutschland


Diese Packungsbeilage wurde zuletzt überarbeitet Oktober 2012.


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pal (DE) Cisplatin medac 1 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

National Version: 04.10.2012