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Cisplatin Neocorp 1 Mg/Ml - Konzentrat Zur Herstellung Einer Infusionslösung

Document: 01.02.2005   Gebrauchsinformation (deutsch) change

Seite 9 vom 01.02.2005/zk

Gebrauchsinformation


Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie mit der Anwendung dieses Arzneimittels beginnen.

- Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen.

- Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.


Die Packungsbeilage beinhaltet:

1. Was ist Cisplatin NeoCorp 1 mg/ml - Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung und wofür wird es angewendet?

2. Was muss vor der Anwendung dieses Arzneimittels beachtet werden?

3. Wie ist das Arzneimittel anzuwenden?

4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?

5. Wie ist das Arzneimittel aufzubewahren?

6. Weitere Angaben


Cisplatin NeoCorp 1 mg/ml

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung


Der arzneilich wirksame Bestandteil ist Cisplatin.

Jede Durchstechflasche mit 50 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 50 mg Cisplatin.

Jede Durchstechflasche mit 100 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 100 mg Cisplatin. 1 ml enthält 1,0 mg Cisplatin.


Die sonstigen Bestandteile sind: Natriumchlorid, Salzsäure 10% (m/m), Wasser für Injektionszwecke.


Jede Packung enthält 1 Durchstechflasche mit 50 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.

Jede Packung enthält 1 Durchstechflasche mit 100 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.


1. Was ist Cisplatin NeoCorp und wofür wird es angewendet?


Cisplatin Neocorp gehört zur Arzneimittelgruppe der so genannten Zytostatika. Diese werden zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt.


1.2 Pharmazeutischer Unternehmer:NeoCorp AG, Am Weidenbach 6, D-82362 Weilheim

Hersteller:EBEWE Pharma Ges.m.b.H. Nfg. KG, Mondseestr. 11, A-4866 Unterach, Österreich


1.3 Cisplatin NeoCorp wird angewendet als Einzelsubstanz bzw. im Rahmen einer kombinierten Chemotherapie zur Behandlung von fortgeschrittenen oder metastasierenden Tumoren:

• bei Hodentumoren (palliative und kurative Polychemotherapie),

• bei Krebserkrankungen der Eierstöcke in bestimmten Stadien (Ovarialkarzinomen Stadien III und IV) sowie

• bei bestimmten Krebserkrankungen des Kopf- und Halsbereiches (Plattenepithelkarzinomen; palliative Therapie).


2. Was muss vor der Anwendung von Cisplatin NeoCorp beachtet werden ?


Cisplatin NeoCorp darf nicht angewendet werden


Besondere Vorsicht ist bei der Anwendung von Cisplatin NeoCorp erforderlich.


Cisplatin NeoCorp darf nur unter Aufsicht eines Arztes mit besonderen Kenntnissen und Erfahrungen auf dem Gebiet der Krebserkrankungen und deren Behandlung mit speziellen Arzneimitteln (Zytostatika) verabreicht werden.


Cisplatin hat von der Gesamtdosis abhängige (kumulative) schädigende Wirkungen auf das Gehör, die Nieren und das Nervensystem. Diese unerwünschten Wirkungen können verstärkt werden durch die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die auf die gleichen Organe bzw. Organsysteme schädigend wirken.


Vor der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp und vor jedem neuen Behandlungszyklus muss das Hörvermögen untersucht werden (Aufnahme von Audiogrammen).


Eine Nierenschädigung kann durch angemessene Zufuhr von Flüssigkeit vor, während und nach der intravenösen Infusion von Cisplatin NeoCorp vermieden bzw. eingeschränkt werden.


Vor, während und nach der Verabreichung von Cisplatin NeoCorp sind von ärztlicher Seite folgende Untersuchungen durchzuführen:

Untersuchung der Nieren- und Leberfunktion;

Blutbildendes System (Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen);

Elektrolyte (Kalzium, Natrium, Kalium, Magnesium) im Blut.


Diese Untersuchungen müssen jede Woche über den gesamten Zeitraum der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp wiederholt werden.


Eine erneute Anwendung von Cisplatin NeoCorp darf erst erfolgen, wenn die Ergebnisse der folgenden Untersuchungen im normalen Bereich liegen:
• Nierenfunktion (Kreatinin im Serum unter 130 µmol/l bzw. 1,5 mg/dl; Harnstoff unter 25 mg/dl);
• Anzahl der weißen Blutkörperchen (über 4.000/µl bzw. über 4, 0 x 109/l)
• Anzahl der Blutplättchen (über 100.000/µl bzw. über 100 x 109/l)
• Hörvermögen (Audiogramm).


Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine Erkrankung des peripheren Nervensystems vorliegt, die nicht durch Cisplatin verursacht ist.


Besondere Vorsicht ist erforderlich, wenn eine akute bakterielle oder virale Infektion vorliegt.


Besondere Vorsicht ist erforderlich, wenn durch Erbrechen oder Durchfall während der Behandlung zusätzlicher Flüssigkeitsverlust auftritt. Dieser muss entsprechend ausgeglichen werden.


Während und über mindestens 6 Monate nach der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp müssen männliche Patienten geeignete Methoden anwenden, um die Zeugung eines Kindes zu verhindern. Vor Therapiebeginn sollten sich Männer mit Kinderwunsch wegen der Möglichkeit einer bleibenden Zeugungsunfähigkeit nach einer Behandlung mit Cisplatin NeoCorp über eine Spermakonservierung beraten lassen. Wenn nach Abschluss der Therapie Kinderwunsch besteht, sollte unbedingt eine genetische Beratung in Anspruch genommen werden.


Schwangerschaft:Es liegen keine Daten zu der Anwendung von Cisplatin bei schwangeren Frauen vor, aber auf Grund seiner pharmakologischen Eigenschaften darf Cisplatin NeoCorp darf während der gesamten Schwangerschaft nicht angewendet werden, da das Arzneimittel schwere Fehlbildungen und Tumoren beim Kind verursachen kann.


Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und mindestens 6 Monate nach der Therapie mit Cisplatin NeoCorp geeignete Mittel zur Empfängnisverhütung anwenden, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Wenn nach Abschluss der Therapie Kinderwunsch besteht, sollte unbedingt eine genetische Beratung in Anspruch genommen werden.

Stillzeit:Während der Therapie mit Cisplatin NeoCorp darf nicht gestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen:

Cisplatin NeoCorp kann aufgrund von unerwünschten Wirkungen (auf das zentrale Nervensystem und die Sinnesorgane) zu einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit oder der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen führen.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel anwenden bzw. vor kurzem angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die die Funktion des Knochenmarks beeinträchtigen, kann die schädigende Wirkung von Cisplatin NeoCorp auf das Knochenmark verstärkt werden. Gleiches gilt bei gleichzeitiger Strahlentherapie.

Wird Cisplatin NeoCorp während einer Therapie mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Furosemid, Hydralazin, Diazoxid oder Propranolol verabreicht, kann es zur Verstärkung der nierenschädigenden Wirkung von Cisplatin kommen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von nierenschädigenden Arzneimitteln (z.B. Cephalosporine, Aminoglykoside oder Amphotericin B oder Kontrastmittel) oder das Gehör schädigenden Arzneimitteln (z.B. Aminoglycoside) kann die schädigende Wirkung von Cisplatin NeoCorp auf diese Organe erhöht werden.

Während oder nach der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp ist Vorsicht geboten bei der Anwendung von Arzneistoffen, die vorwiegend über die Nieren ausgeschieden werden (z.B. Arzneistoffe zur Behandlung von Krebserkrankungen wie Bleomycin und Methotrexat); die Ausscheidung diese Arzneistoffe über die Nieren könnte verringert werden.

Cisplatin NeoCorp erhöht die Harnsäure-Konzentration im Blut. Deshalb kann bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln zur Behandlung von Gicht (Allopurinol, Colchicin, Probenecid oder Sulfinpyrazon) eine Anpassung der Dosierung dieser Arzneimittel erforderlich sein.

Unter der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp sollte im Hinblick auf eine mögliche Schädigung der Nieren und des Gehörs eine verstärkte Harnausscheidung mit sogenannten Schleifendiuretika nur unter bestimmten Bedingungen herbeigeführt werden (bei Patienten, die mit Cisplatin in Dosierungen über 60 mg/m² behandelt werden und deren Urinausscheidung unter 1000 ml in 24 Stunden liegt).

Durch gleichzeitige Gabe von Antihistaminika (Arzneimittel z. B. zur Behandlung von Allergien), Buclizin, Cyclizin, Loxapin, Meclozin, Phenathiazinen, Thioxanthenen oder Trimethobenzamiden können Anzeichen einer Hörschädigung (wie Schwindel und Ohrgeräusche) verschleiert werden.

Durch gleichzeitige Verabreichung von Ifosfamid wird die Eiweißausscheidung erhöht. Es wurde über eine Erhöhung der gehörschädigenden Wirkung von Cisplatin durch die gleichzeitige Gabe von lfosfamid berichtet – einem Arzneimittel, das nicht gehörschädigend wirkt, wenn es alleine verabreicht wird.

In einer Untersuchung an Patientinnen mit Krebserkrankungen der Eierstöcke in fortgeschrittenen Stadien wurde das Ansprechen auf die Therapie mit Cisplatin durch gleichzeitige Gabe von Pyridoxin und Hexamethylmelamin verschlechtert.

Cisplatin in Kombination mit Bleomycin und Vinblastin kann zu einem Raynaud-Phenomen führen.

Es liegen Beobachtungen vor, dass eine Behandlung mit Cisplatin vor der Infusion von Paclitaxel (Arzneimittel zur Behandlung von bestimmten Krebserkrankungen) zu einer Verringerung der Ausscheidung von Paclitaxel (um 70-75%) führen kann und dadurch zu einer Intensivierung der schädigenden Wirkung auf das Nervensystem (Neurotoxizität in 70% der Patienten oder mehr).

In einer Studie mit Krebspatienten mit metastasierenden oder forgeschrittenen Tumoren verursachte Docetaxel in Kombination mit Cisplatin schwere neurotoxische Effekte (dosisabhängig und sensorisch) als mit einer der Substanzen alleine bei gleicher Dosierung.

Nach Behandlung mit Cisplatin in Kombination mit Bleomycin und Etoposid wurde in einigen Fällen eine Erniedrigung der Lithium-Konzentrationen im Blut festgestellt. Daher wird empfohlen, während der Therapie mit Cisplatin die Lithium-Konzentrationen zu kontrollieren.

Cisplatin kann die Aufnahme von Phenytoin vermindern und somit zu einer verringerten Wirksamkeit bei Epilepsie führen wenn Phenytoin als laufende Behandlung verabreicht wird. Der Beginn einer antikonvulsiven Behandlung mit Phenytoin während der Cisplatin-Therapie ist streng kontraindiziert.

Chelatbildner wie Penicillamin können die Wirksamkeit von Cisplatin verringern.

Die hohen intra-individuellen Unterschiede der Gerinnungsfähigkeit und die Möglichkeit einer Interaktion zwischen oralen Antikoagulantien und Antikrebsmitteln macht eine erhöhte Kontrolle der INR (Prothrombinzeit) erforderlich.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Cisplatin und Ciclosporin muss eine verstärkte Immunsuppression mit dem Risiko einer Lymphoproliferation in Betracht gezogen werden.

Anwendung von Lebendimpfstoffen innerhalb von drei Monaten nach Beendigung der Therapie mit Cisplatin NeoCorp wird nicht empfohlen.

Gelbfiebervaccine sind auf Grund des Risikos fataler systemischer Erkrankungen streng kontraindiziert.


3. Wie ist Cisplatin NeoCorp anzuwenden?

3.1 Cisplatin NeoCorp 1 mg/ml muss vor der Anwendung verdünnt werden.Cisplatin reagiert mit Aluminium. Daher ist bei der Herstellung und Anwendung einer gebrauchsfertigen Infusionslösung Kontakt mit Hilfsmitteln, die Aluminium enthalten (Sets zur intravenösen Infusion, Kanülen, Katheter, Spritzen), zu vermeiden.

Die Herstellung einer Infusionslösung muss unter aseptischen (keimfreien) Bedingungen erfolgen. Zur Verdünnung des Konzentrates ist eine der folgenden Lösungen zu verwenden:
• 0,9%ige Natriumchloridlösung;
• Mischung aus 0,9%iger Natriumchloridlösung und 5%iger Glucoselösung (1:1) (resultierende Endkonzentrationen: Natriumchlorid 0,45%, Glucose 2,5%).

Sollte eine angemessene Zufuhr von Flüssigkeit vor der Behandlung mit Cisplatin NeoCorp nicht möglich sein, kann das Konzentrat verdünnt werden mit:

einer Mischung aus 0,9%iger Natriumchloridlösung und 5%iger Mannitollösung (1:1) (resultierende Endkonzentrationen: Natriumchlorid 0,45%, Mannitol 2,5%).

Mit anderen Lösungen oder anderen Arzneimitteln darf Cisplatin NeoCorp nicht gemischt werden.

Das Cisplatin 1 mg/ml Konzentrat darf nicht mit 5%iger Glucoselösung alleine oder mit 5%iger Mannitollösung alleine verdünnt werden, sondern nur mit den oben genannten Mischungen, die zusätzlich Natriumchlorid enthalten. Antioxidantien (wie z.B. Natriummetabisulfit), Hydrogencarbonate (Natriumhydrogencarbonat), Sulfate, Fluorouracil und Paclitaxel können Cisplatin in Infusionslösungen inaktivieren.


Herstellung einer Cisplatin Infusionslösung:

Die gewünschte Menge (Dosis) an Cisplatin Konzentrat 1 mg/ml berechnet nach den Anleitungen im Abschnitt 3.2 sollte mit 1 bis 2 Litern von einer der oben genannten Lösungen verdünnt werden.

Nur klare und farblose Lösungen ohne sichtbare Partikel (Teilchen) dürfen verwendet werden.

Jede Durchstechflasche ist nur zur einmaligen Verwendung bestimmt.

Die verdünnte Lösung darf nur inträvenös als Infusion verabreicht werden (siehe Abschnitt 3.2).


3.2 ‑Dosierung für Erwachsene und Kinder
Die Dosierung von Cisplatin richtet sich nach der Art der Erkrankung, dem individuellen Ansprechen und der Anwendung als Einzelsubstanz (Monotherapie) oder als eine Komponente im Rahmen einer Kombinationschemotherapie. Die Dosierungsrichtlinien gelten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Für die Anwendung als Monotherapiewerden folgende Dosierungsschemata empfohlen:
• Einzeldosis von 50 bis 120 mg/m2 Körperoberfläche alle 3 bis 4 Wochen;
• 15 bis 20 mg/m2/Tag über 5 Tage, alle 3 bis 4 Wochen.
Wird Cisplatin NeoCorp im Rahmen einer Kombinationschemotherapieeingesetzt, muss die Cisplatin-Dosis verringert werden. Eine typische Dosierung ist einmal 20 mg/m2 oder mehr alle 3 bis 4 Wochen.

Zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen, die vor Beginn des nächsten Therapiezyklus zu beachten sind, siehe Abschnitt 2.2.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder verminderter Knochenmarksfunktion ist die Dosierung entsprechend zu erniedrigen.

Die entsprechend den Anweisungen zubereitete Infusionslösung (siehe Abschnitt 3.1) sollte als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 6 bis 8 Stunden verabreicht werden.

Im Zeitraum 2 bis 12 Stunden vor Verabreichung von Cisplatin NeoCorp bis mindestens 6 Stunden nach Beendigung der Anwendung muss für eine ausreichende Hydratation(Zufuhr von Flüssigkeit) gesorgt werden. Eine Hydratation ist erforderlich, um eine ausreichende Harnausscheidung während und nach der Anwendung von Cisplatin NeoCorp auszulösen. Dies wird durch intravenöse Infusion einer der folgenden Lösungen erreicht:
• 0,9%ige Natriumchloridlösung;
• Mischung von 0,9%iger Natriumchloridlösung und 5%iger Glucoselösunq (1:1).

Hydratation vorBehandlung mit Cisplatin NeoCorp: Intravenöse Infusion von 100 bis 200 ml/Stunde über einen Zeitraum von 6 bis 12 Stunden.

Hydratation nachBeendigung der Gabe von Cisplatin NeoCorp: Intravenöse Infusion von weiteren 2 Litern mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 100 bis 200 ml/Stunde über einen Zeitraum von 6 bis 12 Stunden.

Sollte die Urinausscheidung nach der intravenösen Hydratation weniger als 100 bis 200 ml/Stunde betragen, kann eine Steigerung der Harnausscheidung erforderlich sein. Eine verstärkte Harnausscheidung kann durch die intravenöse Gabe von 37, g Mannitol als 10%ige Lösung (375 ml einer 10%igen Mannitollösung) bzw. bei normaler Nierenfunktion durch Verabreichung eines Diuretiktums erfolgen. Auch wenn Cisplatin in einer Dosierung über 60 mg/m2 Körperoberfläche angewendet wird, sollte Mannitol oder ein Diuretikum verabreicht werden.

Nach der Infusion von Cisplatin NeoCorp sollte der Patient über 24 Stunden reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen, damit eine ausreichende Harnbildung sichergestellt werden kann.


3.3 Wenn eine größere Menge Cisplatin NeoCorp verabreicht wurde, als im Abschnitt 3.2 empfohlen:
Bei einer Überdosierung treten die im Abschnitt 4. beschriebenen Nebenwirkungen verstärkt auf. Eine ausreichende Hydratation (Zufuhr von Flüssigkeit) und osmotische Diurese (Harnausscheidung mittels bestimmter Arzneimittel) können die unerwünschten Wirkungen von Cisplatin NeoCorp vermindern, wenn diese Maßnahmen von ärztlicher Seite sofort nach der Überdosierung eingeleitet werden.

Eine Überdosis von Cisplatin ≥ 200 mg/m2) kann durch Passage der Blut-Hirn-Schranke (Übertritt in das Gehirn) zu einer direkten Beeinflussung des Atemzentrums und damit zu lebensbedrohlichen Störungen der Atmung und des Säure-Base-Gleichgewichts führen.

Im Falle einer Überdosierung wird der Arzt über die weitere Behandlung entscheiden.


4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Cisplatin NeoCorp kann Nebenwirkungen haben.


Die Nebenwirkungen sind dosisabhängig und können mit steigender Dosis zunehmen.

Funktionsstörungen der Nieren: Nach einmaliger Verabreichung von mittelhohen Dosen (20 mg/m2 bis < 50 mg/m2) können geringgradige Nierenfunktionsstörungen auftreten, die sich zurückbilden. Nach Verabreichung hoher Einzeldosen (50-120 mg/m2) oder wiederholten täglichen Gaben von Cisplatin NeoCorp kann eine schwere Nierenfunktionsstörung mit Tubulusnekrose (Untergang von Nierenzellen) die Folge sein, die sich als Anurie (starke Abnahme der Harnbildung) oder Urämie (Harnvergiftung) äußert. Die Nierenschädigung ist unter Umständen nicht mehr rückläufig.

Die Nierenschädigung kann 2-3 Tage oder 2 Wochen nach Gabe der ersten Cisplatin-Dosis auftreten. Es kann zu einer Erhöhung von bestimmten harnpflichtigen Stoffen (Kreatinin und Harnstoff) im Blut kommen. Eine verstärkte Harnausscheidung durch Zufuhr von Flüssigkeit vor und nach der Verabreichung von Cisplatin NeoCorp senkt jedoch das Risiko einer Nierenschädigung. Nach Gabe einer Einzeldosis von 50 mg/m2 Cisplatin und unzureichender Zufuhr von Flüssigkeit wurde eine Nierenschädigung bei etwa einem Drittel (28-36%) der Patienten festgestellt.

Eine Erhöhung der Harnsäure-Konzentration im Blut kann ohne Beschwerden oder in Verbindung mit Beschwerden einer Gicht auftreten. In 25-30% der Fälle traten Harnsäure-Erhöhung und Nierenschädigung zusammen auf. Erhöhte Harnsäure-Konzentration und erhöhte Albuminspiegel können zu einer Cisplatin-induzierten Nierenschädigung führen.

Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion: Es wurden eine Abnahme der weißen Blutkörperchen, der Blutplättchen und Anämie (“Blutarmut”) beobachtet; diese Störungen nahmen mit steigender Dosis zu und bildeten sich in den meisten Fällen zurück. Es wurde über Fälle einer bestimmten Art von Anämie (Coombs-positive hämolytische Anämie) berichtet, die nach Absetzen von Cisplatin rückläufig war. In der Fachliteratur wurde über eine möglicherweise durch Cisplatin ausgelöste Hämolyse (Zerfall von roten Blutkörperchen) berichtet. Schwere Beeinträchtigungen der Knochenmarksfunktion (einschließlich Agranulozytose und/oder aplastische Anämie) sind nach hohen Cisplatin-Dosen möglich. Eine starke Verringerung der Zahl der weißen Blutkörperchen wird oft zirka 14 Tage nach der Behandlung beobachtet (unter 1,5 x 109/l bei 5% der Patienten). Eine Erniedrigung der Zahl der Blutplättchen wird zirka 21 Tage nach der Behandlung beobachtet (unter 50 x 109/l bei weniger als 10% der Patienten). Die Erholungsphase beträgt ungefähr 39 Tage.

Störungen im Magen-Darm-Bereich: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall treten häufig 1-4 Stunden nach Gabe von Cisplatin auf. Bei den meisten Patienten verschwinden diese Beschwerden nach 24 Stunden wieder. Weniger schwerwiegende Übelkeit und Appetitlosigkeit können bis zu 7 Tage nach der Behandlung bestehen bleiben. (Siehe Abschnitt 4.2.) Eine Entzündung der Mundschleimhaut tritt selten auf.

Hörschädigung: Wurde bei zirka 30% der Patienten, die mit 50 mg/m2 Cisplatin behandelt wurden, festgestellt. Die Schädigung des Gehörs nimmt mit steigender Dosis zu, kann bleibend sein und betrifft manchmal nur ein Ohr. Die Hörschädigung äußert sich als Ohrgeräusche und/oder Beeinträchtigungen des Gehörs bei höheren Frequenzen (4000-8000 Hz). Hörstörungen bei Frequenzen zwischen 250 und 2000 Hz (normaler Hörfrequenzbereich) wurden bei 10 bis 15% der Patienten festgestellt. Taubheit und Schädigung des Gleichgewichtssinns verbunden mit Schwindel können ebenfalls auftreten. Eine vorherige oder gleichzeitige Schädelbestrahlung erhöht das Risiko des Auftretens eines Hörverlustes. Nur selten verliert ein Patient die Fähigkeit zur Teilnahme an einem normalen Gespräch. Bei Kindern und älteren Patienten kann die Hörschädigung schwere Ausmaße annehmen. (Siehe Abschnitt 2.2.)

Sehstörungen: Selten wurden Erblindungen während einer Kombinationsbehandlung mit Cisplatin beobachtet. Nach Verabreichung hoher Cisplatin-Dosen wurde über eine Beeinflussung des Farbsehens und verstärkte Augenbewegungen berichtet. Gelegentlich wurden Pupillenödeme mit Sehstörungen festgestellt, die nach Beendigung der Behandlung rückläufig waren. Bisher wurde nur ein Fall einer einseitigen retrobulbären Neuritis mit Visusverlust (Verlust der Sehkraft infolge Entzündung des Sehnervs) nach einer Kombinationschemotherapie und anschließender Behandlung mit Cisplatin beschrieben.

Störungen des Nervensystems: Diese sind charakterisiert durch Erkrankungen von peripheren Nerven (gewöhnlich beidseitig und sensible Nervenfasern betreffend) sowie selten Verlust des Geschmacks- und Tastsinns oder retrobulbäre Neuritis (Entzündung des Sehnervs) und vom Gehirn ausgehende Störungen (Verwirrtheit, verwaschene Sprache, einzelne Fälle von kortikaler Erblindung, Gedächtnisverlust, Lähmungen). Lhermittische Zeichen, autonome Neuropathie und Myelopathie des Rückenmarks wurde beobachtet. Über den Ausfall lebenswichtiger Gehirnfunktionen (Einzelfälle von akuten zerebrovaskulären Komplikationen, zerebraler Arteriitis, Verschluss der Arteria carotis, Enzephalopathie) wurde berichtet. Bei Auftreten eines dieser Symptome sollte Cisplatin NeoCorp von ärztlicher Seite sofort abgesetzt werden. Die durch Cisplatin bedingte Nervenschädigung kann rückläufig sein. Bei 30-50% der Patienten ist sie jedoch bleibend, auch nach Beendigung der Behandlung. Eine Nervenschädigung durch Cisplatin kann nach der ersten Dosis oder nach fortgesetzter Therapie auftreten. Schwere Schädigungen des Nervensystems können bei Patienten auftreten, die über eine längere Zeit hohe Konzentrationen von Cisplatin erhielten.

Elektrolyte im Blut: Selten kommt es zu einem Abfall von Magnesium, Kalzium, Natrium, Phosphat, Kalium mit Muskelkrämpfen und/oder EKG-Veränderungen als Folge einer durch Cisplatin verursachten Schädigung des Nierentraktes.

Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen wurde über anaphylaktische Reaktionen berichtet. Sie können in Form von Hautreaktionen (Exanthemen, Nesselsucht, Hautrötung oder Juckreiz) auftreten. In seltenen Fällen wurden Blutdruckabfall, beschleunigter Herzschlag, Atemnot, Bronchospasmen, Gesichtsschwellung und Fieber mitgeteilt. (Siehe Abschnitt 4.2.)

Leber: Leberfunktionsstörungen mit Erhöhung der Transaminasen und Bilirubin im Blut sind selten und rückläufig. Selten wurden erniedrigte Konzentrationen des Eiweißes Albumin im Blut festgestellt, die mit der Behandlung mit Cisplatin in Zusammenhang stehen könnten.

Herz: Selten treten Herzrhythmusstörungen einschließlich Bradykardie und Tachykardie, und Arrhythmie auf. Selten wurden EKG-Veränderungen beobachtet. In sehr seltenen Fällen wurde über Herzstillstände nach Behandlung mit Cisplatin in Kombination mit anderen Zytostatika berichtet.

Bluthochdruck und Herzinfarkt können auftreten, sogar nach einigen Jahren nach der Chemotherapie.

Immunsystem: Immunsuppressive Reaktionen (Unterdrückung oder Abschwächung von Reaktionen des Immunsystems) wurden beobachtet.

Sonstige:Nach intravenöser Verabreichung können an der Injektionsstelle lokale Schwellungen und Schmerzen, Rötungen, Hautgeschwüre und Venenentzündung auftreten.

Eine metallische Ablagerung im Zahnfleisch wurde beobachtet.

Haarausfall, Störungen der Spermatogenese (Bildung von Samenzellen) und der Ovulation (Eisprung) sowie schmerzhafte Gynäkomastie (Brustschwellung) können auftreten.

Cisplatin erhöht das Risiko sekundärer Leukämien. Das Risiko einer Leukämie ist dosisabhängig und nicht abhängig von Alter und Geschlecht.

In unabhängigen Berichten werden Fälle von Durchblutungsstörungen (zerebrale und koronare Ischämie, periphere Durchblutungsstörungen im Sinne eines Raynaud-Syndroms) mit Cisplatin im Rahmen einer Chemotherapie in Zusammenhang gebracht.

Die Entstehung von Krebserkrankungen ist theoretisch möglich (basierend auf dem Wirkungsmechanismus von Cisplatin), jedoch nicht bewiesen.

Ein Anstieg von Cholesterin im Blut (selten), inadäquate ADHSekretion (Einzelfälle), Erhöhung der Amylase im Blut (selten), thrombotische Mikroangiopathie verbunden mit hämolytisch-urämischem Syndrom (Einzelfälle) wurden berichtet.

Erhöhte Eisen-Konzentrationen wurden gelegentlich festgestellt.


4.2. Gegenmaßnahmen bei Nebenwirkungen:
Übelkeit, Erbrechen und Durchfall treten nach Anwendung von Cisplatin NeoCorp häufig auf (siehe Abschnitt 4.1). Es ist möglich, dass durch vorbeugende Anwendung von Arzneimitteln gegen Übelkeit und Erbrechen diese Beschwerden gelindert oder vermieden werden.

Der durch Erbrechen und Durchfall verursachte Flüssigkeitsverlust muss durch Zufuhr von Flüssigkeit ausgeglichen werden.

Bei schweren Überempfindlichkeitsreaktionen (siehe Abschnitt 4.1) kann es notwendig sein, dass von ärztlicher Seite eine Behandlung mit Antihistaminika, Epinephrin (Adrenalin) und Steroiden vorgenommen wird.


4.3 Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind.


5. Wie ist Cisplatin NeoCorp aufzubewahren?
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.

Das Arzneimittel darf nach dem Verfallsdatum, das auf dem Umkarton und dem Behältnis angegeben ist, nicht mehr verwendet werden. Nicht über 25°C lagern. Nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren. Das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Nach Verdünnung (siehe Abschnitt 3.1): Chemische und physikalische Stabilität wurde über 24 Stunden bei 25°C für gebrauchsfertige Lösungen mit einer Cisplatin Endkonzentration von 0,1 mg/ml nachgewiesen nach Verdünnung des Cisplatin 1 mg/ml Konzentrats mit einer der folgenden Lösungen:
• 0,9%ige Natriumchloridlösung;
• Mischung aus 0,9%iger Natriumchloridlösung und 5%iger Glucoselösung (1:1);
• Mischung aus 0,9%iger Natriumchloridlösung und 5%iger Mannitollösung (1:1).

Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Lösung sofort verwendet werden. Wenn sie nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2°C bis 8°C aufzubewahren.


Stand der Information: 01. Februar 2005


6. Weitere Angaben
Hinweise für Fachkreise für die Handhabung und Entsorgung:
Wie bei anderen Zytostatika muss bei der Handhabung von Cisplatin äußerste Sorgfalt eingehalten werden:

Bei der Zubereitung der gebrauchsfertigen Infusionslösung sind Schutzhandschuhe, Gesichtsmaske und Schutzkleidung unbedingt erforderlich und lebenswichtig. Der Umgang mit Cisplatin sollte möglichst unter einem Abzug erfolgen. Kontakt mit Haut und/oder Schleimhäuten ist zu vermeiden.

Schwangeres Krankenhauspersonal sollte nicht mit Cisplatin umgehen.


Bei Hautkontakt: Mit reichlich Wasser abspülen. Tritt ein vorübergehendes Brennen auf, sollte eine Salbe aufgetragen werden. (Hinweis: Manche Personen sind empfindlich gegenüber Platin, bei ihnen kann es zu Hautreaktionen kommen.)

Nicht verwendetes Arzneimittel und Hilfsmittel für die Herstellung und Anwendung der gebrauchsfertigen Infusionslösung sind entsprechend den örtlichen Anforderungen zu entsorgen.

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