Clift 20 Mg/Ml Injektionslösung In Einer Fertigspritze
FACHINFORMATION
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
CLIFT 20 mg/ml Injektionslösung in einer Fertigspritze
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 ml Injektionslösung (1 Fertigspritze) enthält 20 mg Glatirameracetat*, entsprechend 18 mg Glatiramer.
* Das durchschnittliche Molekulargewicht von Glatirameracetat liegt im Bereich von
5.000 bis 9.000 Dalton. Aufgrund der Komplexität der Bestandteile kann kein spezifisches Polypeptid vollständig bezüglich der Aminosäuresequenz charakterisiert werden, jedoch ist die vollständige Zusammensetzung von Glatirameracetat nicht gänzlich zufällig.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionslösung in einer Fertigspritze
Klare, farblose bis leicht gelb/bräunliche Lösung.
Die Injektionslösung hat einen pH-Wert von 5,5 - 7,0 und eine Osmolarität von 265 mOsmol/l.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Glatirameracetat ist angezeigt zur Behandlung von rezidivierenden Formen von Multipler Sklerose (MS) (siehe Abschnitt 5.1 für wichtige Informationen zur Patientengruppe, bei der die Wirksamkeit belegt wurde).
Glatirameracetat ist nicht indiziert bei primär oder sekundär progredienter MS.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die empfohlene Dosis bei Erwachsenen beträgt 20 mg Glatirameracetat (entsprechend einer Fertigspritze), angewendet als einmal tägliche subkutane Injektion.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen keine Erkenntnisse über die notwendige Behandlungsdauer des Patienten vor.
Die Entscheidung über eine Langzeitbehandlung ist vom behandelnden Arzt individuell zu treffen.
Kinder und Jugendliche
Es wurden keine prospektiven, randomisierten, kontrollierten klinischen Studien oder Untersuchungen zur Pharmakokinetik bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Die in begrenztem Umfang vorhandenen veröffentlichten Daten weisen jedoch darauf hin, dass das Sicherheitsprofil bei Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren, die täglich Glatirameracetat subkutan erhalten, mit dem von Erwachsenen vergleichbar ist.
Zur Anwendung von Glatirameracetat bei Kindern unter 12 Jahren liegen nicht genügend Daten vor, um eine Empfehlung zur Anwendung geben zu können. Daher ist Glatirameracetat bei dieser Patientengruppe nicht anzuwenden.
Besondere Patientengruppen
Ältere Patienten
Es liegen keine speziellen Studien mit Glatirameracetat bei älteren Patienten vor. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Es liegen keine speziellen Studien mit Glatirameracetat bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vor (siehe Abschnitt 4.4).
Art der Anwendung
CLIFT 20 mg/ml ist zur subkutanen Anwendung.
Die Patienten sind in die Technik der Selbstinjektion einzuweisen und bei der ersten Selbstinjektion und in den darauf folgenden 30 Minuten von medizinischem Fachpersonal zu überwachen.
Die Injektionsstelle ist jeden Tag zu wechseln, um das Risiko möglicher Irritationen oder Schmerzen an der Injektionsstelle zu verringern. Mögliche Injektionsstellen sind: Bauch, Arme, Hüften und Oberschenkel.
4.3 Gegenanzeigen
Glatirameracetat ist in den folgenden Situationen kontraindiziert:
• Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
• während der Schwangerschaft
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Glatirameracetat ist ausschließlich subkutan zu injizieren. Glatirameracetat darf nicht intravenös oder intramuskulär angewendet werden.
Die Einleitung der Therapie mit Glatirameracetat sollte von einem Neurologen oder von einem in der Behandlung der MS erfahrenen Arzt überwacht werden.
Die Patienten sind vom Arzt aufzuklären, dass innerhalb von Minuten nach einer Injektion mit Glatirameracetat Reaktionen mit mindestens einem der folgenden Symptome auftreten können: Gefäßerweiterung (Flush), Brustschmerzen, Dyspnoe, Palpitationen oder Tachykardie. Die meisten dieser Reaktionen sind von kurzer Dauer und gehen spontan, ohne weitere Folgen zurück. Tritt eine schwere unerwünschte Reaktion auf, muss die Behandlung mit Glatirameracetat umgehend beendet und ein Arzt oder Notarzt verständigt werden. Über die Einleitung einer symptomatischen Behandlung entscheidet der betreffende Arzt.
Es gibt keine Hinweise dafür, dass für bestimmte Patientengruppen bezüglich dieser Reaktionen ein besonderes Risiko besteht. Trotzdem ist Vorsicht geboten, wenn Glatirameracetat bei Patienten mit bereits bestehenden Herzerkrankungen angewendet wird. Diese Patienten sollten während der Behandlung regelmäßig überwacht werden.
Über Konvulsionen und/oder anaphylaktoide oder allergische Reaktionen wurde selten berichtet.
Selten können schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Bronchospasmus, Anaphylaxie oder Urtikaria) auftreten. In schweren Fällen ist eine entsprechende Therapie einzuleiten und die Behandlung mit Glatirameracetat abzubrechen.
Unter der Langzeittherapie mit täglicher Gabe von Glatirameracetat wurden in den Seren der Patienten Antikörper gegen Glatirameracetat gefunden. Diese erreichten nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 3-4 Monaten ihre maximale Konzentration und nahmen danach bis zu einer Konzentration wieder ab, die geringfügig höher war als die Ausgangskonzentration.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Antikörper gegen Glatirameracetat neutralisierend wirken oder dass deren Bildung die klinische Wirksamkeit von Glatirameracetat möglicherweise beeinflusst.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte während der Behandlung mit Glatirameracetat die Nierenfunktion überwacht werden. Obwohl es keine Hinweise auf eine Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli beim Menschen gibt, kann diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Wechselwirkungen zwischen Glatirameracetat und anderen Arzneimitteln wurden bisher nicht systematisch untersucht.
Beobachtungen aus vorhandenen klinischen Studien und Erfahrungen nach Markteinführung weisen auf keine signifikanten Wechselwirkungen zwischen Glatirameracetat und häufig angewendeten Therapien bei MS-Patienten, einschließlich der gleichzeitigen Anwendung von Kortikosteroiden für bis zu 28 Tage, hin.
In-vitro--Untersuchungen deuten an, dass Glatirameracetat in hohem Maße an Plasmaproteine gebunden wird. Jedoch wird Glatirameracetat nicht durch Phenytoin oder Carbamazepin aus der Bindung an Plasmaproteine verdrängt und verdrängt selbst diese Substanzen nicht. Da Glatirameracetat trotzdem theoretisch das Potenzial besitzt, die Verteilung von proteingebundenen Substanzen zu beeinflussen, ist die gleichzeitige Gabe solcher Arzneimittel sorgfältig zu überwachen.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine ausreichenden Daten zur Anwendung von Glatirameracetat bei Schwangeren vor. Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen Studien bezüglich der Auswirkungen auf Schwangerschaft, Embryonal-/Fetalentwicklung, Geburt und postnatale Entwicklung vor (siehe Abschnitt 5.3). Über ein potenzielles Risiko für den Menschen ist nichts bekannt. Glatirameracetat darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Während der Anwendung dieses Arzneimittels sollten kontrazeptive Maßnahmen in Erwägung gezogen werden
Stillzeit
Daten zur Exkretion von Glatirameracetat, seiner Metabolite oder Antikörper in die Muttermilch liegen nicht vor. Bei der Gabe von Glatirameracetat an eine stillende Mutter ist Vorsicht geboten. Sowohl für die Mutter als auch für das Kind ist das jeweilige Risiko gegen den Nutzen der Behandlung abzuwägen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
4.8 Nebenwirkungen
In allen klinischen Studien wurden als häufigste Nebenwirkungen Reaktionen an der Injektionsstelle beobachtet und von der Mehrheit der Patienten, die Glatirameracetat erhielten, berichtet. In kontrollierten Studien war die Zahl der Patienten, die von diesen Reaktionen mindestens einmal berichteten, in der Gruppe, die mit Glatirameracetat behandelt wurde (70%), höher als in der Gruppe, die Placebo-Injektionen erhielt (37%). Die häufigsten lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle, die in klinischen Studien und nach Markteinführung berichtet wurden, waren: Erythem, Schmerz, Quaddelbildung, Pruritus, Ödem, Entzündung und Überempfindlichkeit und seltene Fälle von Lipodystrophie und Hautnekrose.
Als unmittelbare Post-Injektions-Reaktion wurde eine Reaktion in Verbindung mit mindestens einem der folgenden Symptome beschrieben: Gefäßerweiterung (Flush), Brustschmerz, Dyspnoe, Herzklopfen oder Tachykardie. Diese Reaktion kann innerhalb von Minuten nach einer Injektion von Glatirameracetat auftreten. Über mindestens ein Symptom der unmittelbaren Post-Injektions-Reaktion wurde wenigstens einmal von 31% der Patienten, die mit Glatirameracetat behandelt wurden, gegenüber 13% der Patienten, die Placebo erhielten, berichtet.
In der folgenden Tabelle sind alle unerwünschten Ereignisse aufgeführt, die häufiger bei mit Glatirameracetat behandelten als bei mit Placebo behandelten Patienten auftraten. Die Daten wurden erhoben aus vier grundlegenden, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studien, in denen insgesamt 512 Patienten mit Glatirameracetat und 509 Patienten mit Placebo bis zu 36 Monate behandelt wurden. In drei Studien zur schubförmig remittierenden MS („relapsing remitting multiple sclerosis“, RRMS) wurden insgesamt 269 Patienten mit Glatirameracetat und 271 Patienten mit Placebo bis zu 35 Monate behandelt. Die vierte Studie bei Patienten mit einer ersten klinischen Episode und einem hohen Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln, schloss 243 mit Glatirameracetat behandelte Patienten und 238 mit Placebo behandelte Patienten ein, die bis zu 36 Monate behandelt wurden.
Systemorganklasse |
Sehr häufig (> 1/10) |
Häufig (> 1/100 bis < 1/10) |
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100) |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
Infektion, Influenza |
Bronchitis, Gastroenteritis, Herpes simplex, Otitis media, Rhinitis, Zahnabszess, |
Abszess, Zellulitis, Furunkel, Herpes zoster, Pyelonephritis |
Candida-Mykose der Vagina* | |||
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen) |
benignes HautNeoplasma, Neoplasma |
Hautkrebs | |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Lymphadenopathie* |
Leukozytose, Leukopenie, Splenomegalie, Thrombozytopenie, abnorme Lymphozyten Morphologie | |
Erkrankungen des Immunsystems |
Überempfindlichkeits reaktionen | ||
Endokrine Erkrankungen |
Struma, Hyperthyreose | ||
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
Anorexie, Gewichtszunahme* |
Alkohol-Intoleranz, Gicht, Hyperlipidämie, erhöhtes Blutnatrium, verringertes Serumferritin | |
Psychiatrische Erkrankungen |
Angst*, Depression |
Nervosität |
abnorme Träume, Verwirrtheit, Euphorie, Halluzinationen, Feindseligkeit, Manie, Persönlichkeitsstörung , Suizidversuch |
Erkrankungen des Nervensystems |
Kopfschmerz en |
Dysgeusie, erhöhter Muskeltonus, Migräne, Sprachstörungen, Synkope, Tremor* |
Karpaltunnelsyndrom, kognitive Störungen, Konvulsion, Dysgraphie, Dyslexie, Dystonie, motorische Störungen, Myoklonus, Neuritis, neuromuskuläre Blockade, Nystagmus, Lähmung, Peroneuslähmung, Stupor, Gesichtsfeldstörungen |
Augenerkrankungen |
Diplopie, Funktionsstörungen der Augen* |
Katarakt, Schädigung der Hornhaut, trockenes Auge, Augenblutung, Ptosis, Mydriasis, Optikusatrophie | |
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths |
Funktionsstörungen der Ohren | ||
Herzerkrankungen |
Palpitationen*, Tachykardie* |
Extrasystolen, Sinusbradykardie, paroxysmale |
Tachykardie | |||
Gefäßerkrankungen |
Vasodilatatio n* |
Krampfadern | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
Dyspnoe* |
Husten, saisonale Rhinitis |
Apnoe, Nasenbluten, Hyperventilation, Laryngospasmus, Funktionsstörungen der Lunge, Gefühl des Erstickens |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Übelkeit* |
anorektale Funktionsstörungen, Obstipation, Zahnkaries, Dyspepsie, Dysphagie, Darminkontinenz, Erbrechen* |
Kolitis, Dickdarmpolypen, Enterokolitis, Aufstoßen, ösophageales Geschwür, Parodontitis, rektale Blutung, Vergrößerung der Speicheldrüse |
Leber- und Gallenerkrankungen |
abnormer Leberfunktionstest |
Cholelithiasis, Hepatomegalie | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
Rash* |
Ekchymose, Hyperhidrose, Pruritus, Störungen der Haut*, Urtikaria |
Angioödem, Kontaktdermatitis, Erythema nodosum, Hautknötchen |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
Arthralgie, Rückenschm erzen* |
Nackenschmerzen |
Arthritis, Bursitis, Flankenschmerzen, Muskelatrophie, Osteoarthritis |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
Harndrang, Pollakisurie, Harnretention |
Hämaturie, Nephrolithiasis, Harnwegserkrankunge n, Harnanomalie | |
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen |
Abort | ||
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse |
Brustschwellung, Erektionsstörung, Beckenvorfall, Priapismus, Funktionsstörungen der Prostata, anormaler Zervix-Abstrich, Störungen der Testis, Vaginalblutung, Störungen der Vulva und der Vagina | ||
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Asthenie, Brustschmer zen*, Reaktionen an der Injektionsstel le*§, |
Schüttelfrost*, Gesichtsödem*, Atrophie an der Injektionsstelle* lokale Reaktionen*, peripheres Ödem, Ödem, Pyrexie |
Zyste, Katergefühl, allgemeine Unterkühlung, unmittelbare Post-Injektions-Reaktion, Entzündung, Nekrose an der Injektionsstelle, |
Schmerz* |
Schleimhautstörungen | ||
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen |
Post-Impfungs Syndrom |
* Mehr als 2 % (> 2/100) häufigeres Auftreten in der mit Glatirameracetat behandelten Gruppe als in der Placebo-Gruppe. Bei Nebenwirkungen ohne das Zeichen * beträgt der Unterschied zwischen beiden Gruppen 2 % oder weniger.
§ Der Begriff „Reaktionen an der Injektionsstelle“ (verschiedene Formen) umfasst alle Nebenwirkungen, die an der Injektionsstelle auftreten, mit Ausnahme von Atrophie sowie Nekrose an der Injektionsstelle, die in der Tabelle separat aufgeführt sind.
* Umfasst Bezeichnungen, die mit lokaler Lipodystrophie an der Injektionsstelle im Zusammenhang stehen.
In der oben erwähnten vierten Studie folgte auf einen Placebo-kontrollierten Zeitraum eine open-label Behandlungsphase (siehe Abschnitt 5.1). Während des open-label Follow-up Zeitraums von bis zu 5 Jahren wurde keine Veränderung des Risikoprofils von Glatirameracetat beobachtet.
Folgende Nebenwirkungen wurden nach Markteinführung und aus nicht-kontrollierten klinischen Studien bei MS-Patienten, die mit Glatirameracetat behandelt wurden, gesammelt: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich seltene Fälle von Anaphylaxie, > 1/10.000 bis < 1/1.000.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Es wurde über wenige Fälle einer Überdosierung von Glatirameracetat (bis zu 300 mg Glatirameracetat) berichtet. In diesen Fällen traten keine anderen als die in Abschnitt 4.8 erwähnten Nebenwirkungen auf.
Im Falle einer Überdosierung sind die Patienten zu überwachen und gegebenenfalls ist eine entsprechende symptomatische und unterstützende Therapie einzuleiten.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Immunstimulanzien
ATC-Code: L03AX13
Wirkmechanismus
Der (die) Mechanismus (Mechanismen), durch den (die) Glatirameracetat seine Wirkung auf MS-Patienten entfaltet, ist (sind) nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass Glatirameracetat modifizierend in Immunprozesse eingreift, die für die Pathogenese von MS verantwortlich gemacht werden. Diese Hypothese wird durch Ergebnisse unterstützt, die sich aus Untersuchungen der Pathogenese der experimentellen allergischen Enzephalomyelitis (EAE) ergaben. Die EAE wird häufig als experimentelles Tiermodell für MS verwendet und kann bei verschiedenen Tierspezies durch Immunisierung gegen myelinhaltiges Material aus dem zentralen Nervensystem induziert werden. Studien an Tieren und MS-Patienten weisen darauf hin, dass nach Verabreichung von Glatirameracetat wirkstoffspezifische T-Suppressorzellen induziert und in der Peripherie aktiviert werden.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS):
Insgesamt wurden 269 Patienten in drei kontrollierten Studien mit Glatirameracetat behandelt. Bei der ersten handelte es sich um eine Studie über zwei Jahre mit 50 Patienten (Glatirameracetat n=25, Placebo n=25), bei denen gemäß den damals gültigen Standardkriterien eine schubförmig remittierende MS diagnostiziert wurde und die in den letzten beiden Jahren mindestens zwei Schübe mit neurologischen Funktionsstörungen hatten. Die zweite Studie mit denselben Einschlusskriterien schloss 251 Patienten ein, die bis zu 35 Monate behandelt wurden Glatirameracetat n=125, Placebo n=126). Die dritte Studie, eine Studie über 9 Monate, umfasste 239 Patienten (Glatirameracetat n=119, Placebo n=120). Die Einschlusskriterien dieser Studie waren ähnlich zu denen der ersten und zweiten Studie, bei diesen Patienten konnte zusätzlich mindestens eine Gadolinium-anreichernde Läsion im MRT nachgewiesen werden.
Bei MS-Patienten, die in klinischen Studien Glatirameracetat erhielten, wurde eine signifikante Reduktion der Anzahl der Schübe im Vergleich zu Placebo beobachtet.
In der größten kontrollierten Studie wurde die Schubrate um 32% reduziert, von 1,98 unter Placebo auf 1,34 unter Glatirameracetat.
Langzeitdaten über bis zu 12 Jahre liegen von 103 mit Glatirameracetat behandelten Patienten vor.
Außerdem konnte gezeigt werden, dass sich Glatirameracetat gegenüber Placebo günstig auf die kernspintomografischen (MRT) Parameter der schubförmig remittierenden MS auswirkt.
Glatirameracetat hatte jedoch keinen günstigen Einfluss auf die Progression von Behinderungen bei Patienten mit schubförmig remittierend verlaufender MS.
Es ist nicht nachgewiesen, dass die Behandlung mit Glatirameracetat die Dauer oder den Schweregrad eines Schubes beeinflusst.
Der Nutzen von Glatirameracetat bei Patienten mit primär oder sekundär progredienter Erkrankung wurde bislang noch nicht nachgewiesen.
Einmaliges auf eine Multiple Sklerose hinweisendes Ereignis:
Eine placebo-kontrollierte Studie schloss 481 Patienten (Glatirameracetat n=243, Placebo n=238) mit einem einzelnen, klar definierten, monofokalen neurologischen Ereignis und einem MRT-Befund ein, der stark auf eine MS hindeutete (mindestens zwei zerebrale Läsionen im T2-gewichteten MRT mit einem Durchmesser über 6 mm). Jede andere Erkrankung, auf die die Symptome des Patienten hinweisen konnten, musste ausgeschlossen sein. Dem placebo-kontrollierten Zeitraum folgte eine offene Behandlung: Patienten, die entweder MS Symptome präsentierten oder für drei Jahre asymptomatisch waren, was auch immer zuerst auftrat, wurden für eine aktive Arzneimittelbehandlung in einer offenen Behandlungsphase über einen weiteren Zeitraum von zwei Jahren, aber höchstens für eine maximale Gesamtbehandlungsdauer von 5 Jahren, bestimmt. Von den anfangs 243 randomisierten Patienten für Glatirameracetat setzten 198 die Glatirameracetat-Behandlung in der offenen Phase fort. Von den anfangs 283 randomisierten Patienten für Placebo wechselten 211 zur Glatirameracetat-Behandlung.
Während der bis zu dreijährigen placebokontrollierten Phase verzögerte Glatirameracetat die Progression vom ersten klinischen Ereignis zu einer klinisch gesicherten Multiplen Sklerose (CDMS) gemäß der Poser-Kriterien in statistisch signifikanter und klinisch relevanter Weise, entsprechend einer Risikoreduktion um 45% (Hazard Ratio = 0,55;
95% Konfidenzintervall [0,40; 0,77], p-Wert=0,0005). Der Anteil an Patienten, der eine klinisch gesicherte MS entwickelte, betrug 43% in der Placebo-Gruppe und 25% in der Glatirameracetat-Gruppe.
Der positive Effekt von Glatirameracetat im Vergleich zu Placebo wurde auch in zwei sekundären MRT-Endpunkten gezeigt: Anzahl an neuen T2-Läsionen und Volumen der T2-Läsionen.
Bei Patienten mit unterschiedlichen Ausgangssymptomen wurden Post-hoc-Subgruppen-Analysen durchgeführt, die dazu dienen sollten, eine Population mit einem hohen Risiko für einen zweiten Schub zu identifizieren. Bei Patienten, die bereits vor Behandlungsbeginn im MRT-Befund mindestens eine T1-Gadolinium-anreichernde Läsion und 9 oder mehr T2-Läsionen aufwiesen, betrug das Risiko, in 2,4 Jahren eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln, 50 % unter Placebo und 28 % unter Glatirameracetat. Bei Patienten mit 9 oder mehr T2-Läsionen vor Behandlungsbeginn entwickelte sich in 2,4 Jahren bei 45% der Placebo-Patienten eine klinisch gesicherte MS verglichen mit 26% unter Glatirameracetat. Der Einfluss einer frühen Behandlung mit Glatirameracetat auf die Langzeitentwicklung der Krankheit ist jedoch auch bei diesen Hochrisiko-Untergruppen unbekannt, da die Studie hauptsächlich darauf ausgelegt war, die Zeitspanne bis zum zweiten Ereignis zu ermitteln. Auf jeden Fall sollte die Behandlung nur für Hochrisikopatienten in Betracht gezogen werden.
Die in der placebo-kontrollierten Phase gezeigte Wirkung wurde im langfristigen Beobachtungszeitraum von bis zu 5 Jahren aufrechterhalten. Der Zeitverlauf vom ersten klinischen Ereignis zur CDMS wurde durch eine frühe Glatirameracetat-Behandlung im Vergleich zu einer verzögerten Behandlung verlängert, was sich in einer 41%igen Risikosenkung einer früheren gegen eine spätere Behandlung (Risikoquotient = 0.59;
95 % CI [0.44; 0.80], p-Wert=0.0005) wiederspiegelt. Das Verhältnis der Testpersonen, die Fortschritte machten, war in der Gruppe mit verzögertem Start höher (49.6%) als in der Gruppe mit frühem Start (32.9%).
Eine gleich bleibende Wirkung, zugunsten einer frühen Behandlung gegenüber einer verzögerten Behandlung über die Zeit hinweg, hat sich bei der aufs Jahr umgerechneten Anzahl von Läsionen, bei neuen T1-Gadolinium-anreichernde Läsionen (reduziert um 54%; p<0.0001), neuen T2-Läsionen (reduziert um 42%; p<0.0001) und neuen T1-hypointensen Läsionen (reduziert um 52%; p<0.0001) über den gesamten Studienzeitraum gezeigt. Ein Reduzierungseffekt zugunsten des frühen Behandlungsbeginns versus späterem Behandlungsbeginn wurde auch bei der Gesamtzahl von neuen T1-Gadolinium-anreichernde Läsionen (reduziert um 46%; p=0.001), vom T1-Gadolinium-anreichernde Läsionsvolumen (eine Mittelwertdifferenz von -0.06 ml; p<0.001) und auch bei der Gesamtzahl von neuen T1-hypointensen Läsionen (reduziert um 46%; p<0.001) über den gesamten Studienzeitraum gemessen, beobachtet.
Es wurden über 5 Jahre hinweg keine nennenswerten Unterschiede, weder für das hypointense T1-Läsionsvolumen noch für die Hirnatrophie, zwischen den frühen Start-und den verzögerten Startgruppen beobachtet. Die Analyse der Hirnatrophie zeigte jedoch am letzten beobachteten Wert (angepasst an die Behandlungsdauer) einen Rückgang zugunsten einer frühen Behandlung mit Glatirameracetat (die prozentuale Mittelwertdifferenz bei der Veränderung des Hirnvolumens war 0.28%; p=0.0209).
CLIFT 20 mg/ml ist ein Arzneimittel, das aufgrund eines Hybrid-Antrags zugelassen wurde. Ausführliche Informationen sind im MRI Produktindex unter http://mri.medagencies.org/Human/ verfügbar.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Pharmakokinetische Studien bei Patienten wurden nicht durchgeführt. In-vitro-Daten und begrenzte Ergebnisse von Probanden zeigen, dass subkutan verabreichtes Glatirameracetat leicht resorbiert wird. Der überwiegende Teil der Dosis wird bereits im subkutanen Gewebe schnell in kleinere Fragmente abgebaut.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktionstoxizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen, die nicht bereits in anderen Abschnitten der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels aufgeführt sind.
Aufgrund fehlender pharmakokinetischer Daten am Menschen können keine Aussagen über die Expositionsmargen zwischen Mensch und Tier getroffen werden.
Von einigen wenigen Ratten und Affen, die über mindestens 6 Monate behandelt worden waren, liegen Berichte über Immunkomplexablagerungen in den Glomeruli der Nieren vor. In einer 2-Jahres-Studie an Ratten wurden keinerlei Hinweise auf eine glomeruläre Ablagerung von Immunkomplexen gefunden.
Bei sensibilisierten Tieren (Meerschweinchen oder Mäuse) wurde nach Verabreichung von Glatirameracetat über anaphylaktische Reaktionen berichtet. Die Relevanz dieser Ergebnisse für den Menschen ist nicht bekannt.
Nach wiederholter Verabreichung bei Tieren wurden häufig toxische Reaktionen an der Injektionsstelle beobachtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Mannitol (Ph. Eur.)
Wasser für Injektionszwecke 6.2 Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Im Kühlschrank lagern (2 °C - 8 °C).
Nicht einfrieren.
Ist eine Lagerung im Kühlschrank nicht möglich, können die Fertigspritzen einmalig bis zu einem Monat zwischen 15 °C - 25 °C aufbewahrt werden.
Fertigspritzen, die nicht innerhalb dieses einen Monats angewendet wurden und sich noch in der Originalverpackung befinden, müssen anschließend wieder im Kühlschrank gelagert werden (2 °C - 8 °C).
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Fertigspritze besteht aus einem Glas-Spritzenzylinder mit integrierter Nadel zur Einmalanwendung.
Ein Gummistopfen (Bromobutyl, Typ 1) ist in den Zylinder als Verschluss eingepasst und wirkt als Kolben während der Injektion. In den Gummistopfen ist eine Kunststoffkolbenstange eingeschraubt. Die Nadel ist mit einem Nadelschutz versehen.
Das Volumen der Lösung in der Fertigspritze beträgt 1,0 ml.
Packungsgrößen:
7,28,30,90 (3 x 30) Fertigspritzen
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nur zur einmaligen Anwendung. Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Mylan dura GmbH Wittichstraße 6 64295 Darmstadt
8. ZULASSUNGSNUMMER
92742.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG
11.05.2016
10. STAND DER INFORMATION
April 2016