iMedikament.de

Cysticide







EMD 29810

Fachinformation



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Cysticide


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 Tablette enthält 500 mg Praziquantel.


Sonstige Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Tablette


Weiße Oblongtablette mit Teilungsrille.


KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Zur Behandlung von Infektionen durch die Larven des Schweinebandwurms (Cysticercus cellulosae) im zentralen Nervensystem (Neurozystizerkose).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Als Tagesdosis werden 50 mg Praziquantel/kg KG für Erwachsene und Kinder ab 2 Jahren empfohlen. Die dieser Dosierung entsprechende Anzahl von Cysticide Tabletten soll auf 3 Einzelgaben verteilt werden.


Über die Zweckmäßigkeit einer zusätzlichen Verabreichung von Kortikosteroiden ist von Fall zu Fall zu entscheiden; in Betracht kommt z. B. Dexamethason, 4 - 16 mg täglich.


Entsprechendes gilt für die Notwendigkeit der Anwendung von Arzneimitteln zur Verhütung oder Abschwächung von Krampfanfällen.


Die Tabletten sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit während einer Mahlzeit einzu­nehmen.


Cysticide wird 15 Tage lang verabreicht; ggf. ist eine Wiederholung der Behandlung nach drei Monaten notwendig.


Es wird empfohlen, die Behandlung mit Cysticide nur stationär durchzuführen.


Während der Behandlung sollen die Patienten von neurologisch bzw. neurochirurgisch erfahrenen Ärzten überwacht werden.


4.3 Gegenanzeigen


Cysticide darf nicht angewandt werden bei erwiesener Überempfindlichkeit gegen Praziquantel oder einen der sonstigen Bestandteile sowie bei intraokulärer Zystizerkose oder bei gleichzeitiger Anwendung von Rifampicin.


Bei intraokulärer Zystizerkose ist mit Praziquantel nach bisherigen Erfahrungen keine Vernichtung der Larven, sondern nur deren vorübergehende Schädigung zu erzielen, wobei Entzündungs­reaktionen des Auges auftreten können.


Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bei nicht kompensierter Leberinsuffizienz bzw. Patienten mit hepatosplenischer Schistosomiasis ist Vorsicht geboten, da durch verminderte Metabolisierung des Medikaments in der Leber und/oder Kollateralkreisläufen wesentlich höhere Serum­konzentrationen erreicht werden und die Halbwertszeit verlängert sein kann. Die Therapie sollte in diesen Fällen unter stationären Bedingungen erfolgen.


Da Praziquantel und seine Metaboliten zu 80 % über die Nieren ausgeschieden werden, ist bei Patienten mit herabgesetzter Nierenfunktion mit verzögerter Ausscheidung zu rechnen. Nephrotoxische Wirkungen sind nicht bekannt.


Bei vorliegenden Herzrhythmusstörungen sollten die Patienten während der Therapie überwacht werden. Gleiches gilt für Patienten mit digitalisbedürftiger Herzinsuffizienz, da im Tierversuch eine digitalisantagonistische Wirkung nachgewiesen wurde.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bei einem Kollektiv von 8 Patienten wurde unter gleichzeitiger Gabe von Dexa­methason eine Herabsetzung der Praziquantel-Konzentration im Blut beobachtet.


Die gleichzeitige Gabe von Chloroquin kann zu verminderten Plasmaspiegeln von Praziquantel führen.


Die gleichzeitige Gabe von Medikamenten, die das arzneimittelabbauende Enzym­system der Leber (Cytochrom P450) induzieren, z. B. Antiepileptika, kann zu ver­minderten Plasmaspiegeln von Praziquantel führen.

Rifampicin darf nicht gleichzeitig mit Praziquantel angewandt werden, da hierbei keine therapeutisch wirksamen Praziquantel-Plasmaspiegel erreicht werden.


Die gleichzeitige Gabe von Medikamenten, die das arzneimittelabbauende Enzymsystem der Leber (Cytochrom P450) inhibieren, z.B. Cimetidin, kann zu erhöhten Plasmaspiegeln und einer längeren Verweildauer von Praziquantel führen.


Der gleichzeitige Konsum von Grapefruitsaft kann zu erhöhten Praziquantelspiegeln führen.


Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft


Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung bei Schwangeren liegen bislang nicht vor, im Tierexperiment konnten bisher keine embryo- und fetotoxischen Effekte, keine teratogenen Wirkungen sowie keine Beeinträchtigung der männlichen und weiblichen Fertilität festgestellt werden. Dennoch sollte vor einer Anwendung in der Schwangerschaft, vor allem im ersten Trimenon, eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.


Stillzeit


Praziquantel geht in die Muttermilch über (bis zu 20 % der Serumkonzentration). Über pharmakologische Wirkungen einer Praziquantelmenge in dieser Größenordnung ist beim Säugling nichts bekannt. Dennoch wird eine strenge Indikationsstellung für den Einsatz in der Stillzeit empfohlen. Gelangt Cysticide zur Anwendung, sollte auf das Stillen während der Behandlung und anschließend für weitere 24 Stunden vorsichtshalber verzichtet werden.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Cysticide kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verän­dern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt auch bei Arbeiten ohne sicheren Halt und in ver­stärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen


Sehr häufig: 1/10

Häufig: 1/100 und <1/10

Gelegentlich: 1/1000 und <1/100

Selten: 1/10 000 und <1/1000

Sehr selten: <1/10 000

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Die Nebenwirkungen sind abhängig von der Höhe und Dauer der Praziquantel-Medikation, von Art, Ausmaß und Lokalisation des Parasitenbefalls sowie von der Infektionsdauer. Unabhängig von diesen Faktoren treten auf:


Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit

Gelegentlich: Meningismus, Verwirrtheit


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Leibschmerzen, Übelkeit, Erbrechen


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Urtikaria


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig: Inappetenz


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Schwäche, Müdigkeit, Temperaturerhöhung


Soweit Symptome durch die krankheitsbedingte Hirndrucksteigerung bereits vorher bestanden haben, ist deren vorübergehende Verstärkung gegebenenfalls möglich. Die genannten Erscheinungen sind zum Teil als Reaktion auf die durch Praziquantel im Gehirn absterbenden Larven zu betrachten, wobei auch von einem Herd ausgehende Krämpfe auftreten können. Über verzögerte Reaktionen etwa zwei Wochen nach Abschluss der Praziquantel-Behandlung ist vereinzelt berichtet worden.


Häufig ist unklar, ob die von Patienten berichteten Beschwerden oder vom Arzt fest­gestellten unerwünschten Wirkungen unmittelbar durch Praziquantel hervorgerufen sind (I, direkte Beziehung), als körpereigene Reaktion auf die Abtötung der Parasiten durch Praziquantel zu betrachten sind (II, indirekte Beziehung) oder symptomatische Erschei­nungen des Parasitenbefalls darstellen (III, keine Beziehung). Eine sichere Differen­zierung zwischen den Möglichkeiten I, II und III ist nicht selten schwierig, besonders im Fall der Neurozystizerkose.



Überdosierung


Symptome und Therapie der Intoxikationen

Intoxikationen mit Praziquantel und hierbei zu ergreifende Maßnahmen sind bisher nicht bekannt geworden.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Anthelminthika


ATC-Code: P02BA01


Praziquantel ist eine anthelminthisch wirkende Substanz gegen Trematoden und Zestoden. Seine Wirkungsweise gegen adulte Bandwürmer und deren Larven unterscheidet sich im Prinzip kaum. Bei den Bandwurmlarven im Gewebe wie im Fall von Cysticercus cellulosae muss Praziquantel die Zystenwand durchdringen, um wirksam werden zu können. Hierbei kommt es zur Schädigung des Teguments der Parasiten mit Permeabilitätsstörung. Die Zysti­zerken werden immobilisiert, degenerieren zur steifen Masse und verfallen der Mazeration.


Pharmakokinetische Eigenschaften


Praziquantel wird nach oraler Gabe rasch und vollständig resorbiert. Die maximale Konzentration des unveränderten Wirkstoffs im Serum des Menschen wird innerhalb von 1 - 2 Stunden erreicht und liegt nach Verabreichung von 5 - 50 mg/kg KG bei 0,05 bis 5,0 µg/ml im peripheren Blut. Die Konzentration im Mesenterialvenenblut ist 3- bis 4mal höher als im peripheren Blut.


Das unveränderte Praziquantel passiert die Liquorschranke, bei Tieren wurde im Liquor 10 - 20 % der Serumkonzentrationen gemessen. Soweit die geringen Fallzahlen eine Aussage zulassen, beträgt auch bei Menschen die Praziquantelkonzentration im Liquor etwa 10 - 20 % des Serumspiegels. Die Liquorkonzentration entspricht damit quantitativ etwa der freien, nicht an Eiweiß gebundenen Serumfraktion.


Praziquantel erscheint mit 20 % der Serumkonzentration in der Milch von stillenden Müttern. 24 Stunden nach einmaliger Dosis von 50 mg/kg KG bzw. 32 Stunden nach einer Eintagesbehandlung mit 3 x 20 mg Praziquantel/kg KG liegt die Konzentration in der Milch unter einer Nachweisgrenze von 4 µg/l.


Die Substanz unterliegt einem ausgeprägten Eliminationseffekt bei der ersten Leberpassage (First-pass-Effekt).


Die Halbwertszeit des unveränderten Praziquantel beträgt 1 - 2,5 Stunden, die Halb­wertszeit von Praziquantel + Metaboliten (gemessen als Radioaktivität) 4 Stunden. Die Serumproteinbindung liegt bei 85 %.


Praziquantel wird über die Niere ausschließlich als Metabolit eliminiert. 80 % der Dosis werden innerhalb von 4 Tagen kumulativ ausgeschieden, von diesen 80 % wiederum 80 - 90

% in den ersten 24 Stunden. Hauptmetaboliten sind hydroxylierte Abbauprodukte von Praziquantel (4-Hydroxy-Cyclohexylcarbonyl-Analoga). Die Elimination der hydroxylierten Metaboliten erfolgt zu 60 - 80 % renal, zu 15 - 37 % mit der Galle und zu 6 % über eine Sekretion in den Darm.


Bioverfügbarkeit


Die physikochemischen Eigenschaften von Praziquantel ermöglichen beim Menschen keine intravenöse Anwendung, die zur Bestimmung der absoluten Bioverfügbarkeit erforderlich wäre. Aus diesem Grunde erscheint auch die Ermittlung einer relativen Bioverfügbarkeit für diesen Wirkstoff problematisch.


Als Index für die Bioverfügbarkeit von Praziquantel in Tablettenform können folgende Befunde herangezogen werden, die bei Probanden nach Einnahme von 50 mg Praziquantel/kg KG erhoben wurden:


Mittelwerte von Cmaxim Bereich von 1,32 - 1,36 µg/ml und für AUC0-24im Bereich von 3,93 - 5,25 µg h/ml.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Die akute Toxizität von Praziquantel bei Mäusen, Ratten und Kaninchen nach oraler, subkutaner, intraperitonealer und intramuskulärer Gabe ist gering.


Bei Hunden konnte die akute Toxizität wegen des emetischen Effektes höherer Dosen von Praziquantel nicht exakt bestimmt werden.


Für die LD50ergaben sich bei einer Nachbeobachtung von 14 Tagen folgende Werte:


Oral: Maus 2454 mg/kg KG, Ratte (6 Wochen alt) 2840 mg/kg KG, Kaninchen
1050 mg/kg KG1, Hund > 200 mg/kg KG.


1approximativer Wert


Subkutan: Maus 7172 mg/kg KG, Ratte > 16000 mg/kg KG.


Intramuskulär: Maus > 2000 mg/kg KG, Ratte > 1000 mg/kg KG.


Intraperitoneal: Ratte (6 Wochen alt) 796 mg/kg KG, Ratte (3 Wochen alt) 584 mg/kg KG.


In oralen 4-Wochen-Versuchen zur Ermittlung der subakuten Toxizität vertrugen Ratten bis zu 1000 mg/kg KG/die und Beaglehunde bis zu 180 mg/kg KG/die, ohne dass substanzbedingte Veränderungen beobachtet wurden. Entsprechendes gilt für Beaglehunde, die oral bis zu 180 mg/kg KG/die 13 Wochen lang erhielten (subchro­nische Toxizität).


Zwei Studien zur chronischen Toxizität und Karzinogenität ergaben bei Goldhamstern (80-Wochen-Studie) und bei Ratten (2-Jahres-Studie) nach oraler Zufuhr von jeweils 100 und 250 mg/kg KG pro Woche keine Hinweise auf substanzbedingte Verände­rungen oder auf kanzerogene Effekte.


Bei reproduktionstoxikologischen Untersuchungen fand sich weder ein Einfluss auf die Fertilität von männlichen und weiblichen Ratten, noch war die embryonale und fetale Entwicklung der Jungtiere gestört.


Es fanden sich keine Hinweise auf mutagene Eigenschaften.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Sonstige Bestandteile


Maisstärke, Povidon 25, Natriumdodecylsulfat, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid.


Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


5 Jahre.


6.4 Besondere Lagerungshinweise


Nicht zutreffend.


Art und Inhalt des Behältnisses


Cysticide Tabletten sind in weißen Containern aus Polypropylen mit Polyethylen-Stopfen verpackt.


90 (N3) Tabletten


Hinweise für die Handhabung


Keine speziellen Hinweise


7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER


Merck Pharma GmbH

Alsfelder Straße 17

64289 Darmstadt


E-Mail: medizinpartner@merck-pharma.de


Service-Nummer (zum Ortstarif):

Telefon: (0180) 222 76 00

Telefax: (0 61 51) 72 32 50


8. ZULASSUNGSNUMMER


3943.00.01


DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


11.06.1985/11.07.1995


STAND DER INFORMATION


Januar 2008


11. VERSCHREIBUNGSSTATUS/APOTHEKENPFLICHT


Verschreibungspflichtig

RevNum.: 2 Save Date:2/14/2008 4:40:00 PM 13/13