Dibenzyran 10
Fachinformation
Dibenzyran5/10
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Dibenzyran5, Dibenzyran10
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
(Arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge)
1 Hartkapsel Dibenzyran 5 enthält 5 mg Phenoxybenzaminhydrochlorid.
1 Hartkapsel Dibenzyran 10 enthält 10 mg Phenoxybenzaminhydrochlorid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Dibenzyran5: Hartkapseln, mit rubinrot transparentem Oberteil und orange transparentem Unterteil
Dibenzyran10: Hartkapseln, mit rubinrot transparentem Oberteil und Unterteil
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
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kurzzeitige Behandlung urodynamisch gesicherter neurogener Blasenentleerungsstörungen mit erhöhtem Blasensphinktertonus, wenn andere therapeutische Maßnahmen nicht ausreichend wirksam oder nicht möglich sind
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Phäochromozytom vor operativen oder diagnostischen Eingriffen
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inoperables Phäochromozytom
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung von Dibenzyran muss individuell ermittelt werden.
Kurzzeitbehandlung neurogener Blasenentleerungsstörungen:
Erwachsene erhalten initial 10 mg/Tag, die Dosierung kann langsam und in Abständen von 4 - 7 Tagen jeweils um 10 mg Phenoxybenzamin bis auf insgesamt 60 mg/Tag, verteilt auf 2 - 3 Einzeldosen, gesteigert werden.
Blutdruckkontrolle bei Phäochromozytom:
Ein bis drei Wochen vor dem geplanten Eingriff muss die Therapie mit Dibenzyran beginnen. Erwachsene erhalten initial 10 mg/Tag Phenoxybenzaminhydrochlorid, eine Dosissteigerung kann bis auf 100 mg/Tag vorgenommen werden.
Die Dosierung bei inoperablem Phäochromozytom orientiert sich an obigen Dosisrichtlinien. Die Dosis sollte so lange langsam und in Intervallen gesteigert werden, bis eine Besserung der Symptome und/oder eine messbare Blutdrucksenkung ohne starke Nebenwirkungen infolge der Rezeptorenblockade erreicht ist. Im Allgemeinen werden 20 - 40 mg Phenoxybenzaminhydrochlorid 2 - 3mal täglich ausreichen. Bei Kindern wird die Behandlung mit 0,2 - 0,4 mg/kg Körpergewicht pro Tag, orientiert am Blutdruck- und Kreislaufverhalten, begonnen.
Dibenzyran sollte zu einer Mahlzeit aufrecht sitzend mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Die Kapseln sind unzerkaut zu schlucken.
4.3 Gegenanzeigen
Dibenzyran soll nicht eingenommen werden bei:
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Überempfindlichkeit gegen Phenoxybenzaminhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile von Dibenzyran®
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koronarer Herzkrankheit
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Myokardinfarkt
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manifester Herzinsuffizienz
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zerebrovaskulärer Insuffizienz
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Niereninsuffizienz
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei primär vorhandener oder unter Dibenzyran sich einstellender Arrhythmie und/oder Tachykardie (100 - 120 Schläge/min) muss zusätzlich mit einem ß-Rezeptorenblocker behandelt werden.
Die Aufnahme größerer Nahrungsmengen, körperliche Belastung, Alkohol, Narkotika und Medikamente, die eine direkte relaxierende Wirkung auf die glatte Gefäßmuskulatur haben, können die blutdrucksenkende Wirkung von Dibenzyran verstärken.
Patienten mit seltener hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Dibenzyran nicht einnehmen.
Kinder und Jugendliche
Aufgrund der Mutagenitäts-/Kanzero-genitätsdaten sollte eine Langzeitbehandlung bei jüngeren Patienten nicht erfolgen.
Ältere Patienten
Das Risiko einer Phenoxybenzamin-induzierten Hypothermie nimmt bei älteren Patienten zu.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung von Antihypertensiva und Vasodilatantien mit Dibenzyran kann es zu einem verstärkten Blutdruckabfall kommen.
Dibenzyran kann die blutdrucksteigernde Wirkung von -Sympatho-mimetika abschwächen.
Adrenalin verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung von Dibenzyran, da es bei vorhandener -Rezeptorenblockade über die verbleibende ß-sympatho-mimetische Stimulation selbst blutdrucksenkend wirkt ("Wirkungsumkehr").
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Aus Serien von Einzelfallberichten über die Anwendung von Phenoxybenzamin bei Schwangeren ergeben sich keine Hinweise auf embryotoxische/ fetotoxische Schädigungen durch das Arzneimittel.
Hypotonie und Atemdepression des Neugeborenen können in den ersten Lebenstagen auftreten (siehe auch Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“).
Die Entscheidung über eine Anwendung von Phenoxybenzamin in der Schwangerschaft sollte nur nach strenger Nutzen/ Risiko-Abwägung getroffen werden.
Patientinnen im gebärfähigen Alter sollten daher vom behandelnden Arzt aufgefordert werden, eine während der Behandlung auftretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen.
Im Fall einer Anwendung von Dibenzyran 5/10 in der Schwangerschaft bis zur Entbindung ist eine intensive Überwachung des Neugeborenen bezüglich Hypotonie und respiratorischer Probleme in den ersten Lebenstagen erforderlich (siehe auch Abschnitt 4.8 “Nebenwirkungen”).
Es ist nicht bekannt, ob Phenoxybenzamin in die Muttermilch übergeht.
Dibenzyran sollte daher nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Durch individuell unterschiedliche Reaktionen kann Dibenzyran auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Wie alle Arzneimittel kann Dibenzyran Nebenwirkungen haben.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig ( 10%), Häufig ( 1% - < 10%), Gelegentlich ( 0,1% - < 1%), Selten ( 0,01 % - < 0,1%), Sehr selten (< 0,01% oder unbekannt)
Die folgenden Nebenwirkungen können besonders zu Beginn der Behandlung auftreten:
Psychiatrische Erkrankungen
Ohne Häufigkeitsangabe: motorische Unruhe (insbesondere bei höherer Dosierung)
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Schwindel, Benommenheit
Ohne Häufigkeitsangabe: Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Krampfanfälle (insbesondere bei höherer Dosierung)
Augenerkrankungen
Sehr häufig: Miosis
Herz-Kreislauferkrankungen
Sehr häufig: Reflextachykardie
Gefäßerkrankungen
Sehr häufig: orthostatische Hypotension
Häufig: ausgeprägte Hypotension
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr häufig: Schwellung der Nasenschleimhaut
Ohne Häufigkeitsangabe: Hyperventilation (insbesondere bei höherer Dosierung)
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Ohne Häufigkeitsangabe: Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit, Diarrhoe, Übelkeit und Erbrechen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Ohne Häufigkeitsangabe: unspezifische Hautreaktionen
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Nebenwirkungen
Sehr selten: Hypotonie und respiratorische Probleme bei Neugeborenen, deren Mütter vor der Entbindung mit dem Wirkstoff von Dibenzyran behandelt wurden
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Ohne Häufigkeitsangabe: Verlust der Ejakulationsfähigkeit (unter Erhalt der Potentia coeundi)
Ohne Häufigkeitsangabe: unregelmäßige Menstruationsblutungen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Ohne Häufigkeitsangabe: Müdigkeit, Antriebsarmut
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation:
Klinische Zeichen einer Phenoxybenzamin-Überdosierung sind Erregungszustände, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Hypoglykämie sowie Tachykardie, Blutdruckabfall bis zum Schock, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Miosis, Oligurie bis Anurie.
b) Therapie der Intoxikation:
Hypotension bzw. Schock werden mit intravenöser Infusion von Noradrenalin behandelt, die Dosierung orientiert sich an der erzielten Wirkung.
Adrenalin ist kontraindiziert, da es bei vorhandener -Rezeptorblockade über eine ß-Stimulation weitere Vasodilatation und Blutdrucksenkung hervorruft.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
ATC-Code: C04AX02 (Antihypertonikum), G04BD (Urologikum)
Phenoxybenzamin gehört zur Gruppe der Haloalkylamine und ist ein irreversibel wirkender 1- und 2-Rezeptorenblocker.
Durch spontane Abspaltung des Halogen-Substituenten bildet sich ein hochreaktives Carbenium-lon, das unter Ausbildung einer kovalenten Bindung -Rezeptoren alkyliert.
Die Blockade der -Rezeptoren kann nicht kompetitiv durch -Sympathomimetika aufgehoben werden. Die Wirkung wird erst nach 2 - 3 Tagen durch Neusynthese von Proteinstrukturen an den -Rezeptoren beendet.
Aufgrund der -Rezeptorenblockade hemmt Phenoxybenzamin die Wirkung nerval freigesetzten Noradrenalins und führt zu einer Vasodilatation und Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes. Die Senkung des arteriellen Mitteldruckes geht mit einer Barorezeptor-vermittelten Reflextachykardie einher, die durch präsynaptische Noradrenalin-Freisetzung (2-Blockade) noch verstärkt wird.
Bei erhöhtem -adrenergem Tonus des Sphinkters der Harnblase kann durch Phenoxybenzamin eine Verminderung des Blasenauslasswiderstandes erzielt werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Phenoxybenzamin wird enteral nur zu 20 - 30% resorbiert. Aufgrund starker Lipidlöslichkeit bei Körper-pH kommt es zur Kumulation erheblicher Mengen von Phenoxybenzamin im Neutralfett.
Bei zwei Patienten, die oral 10 mg Phenoxybenzamin pro Tag erhielten, wurde im Urin N-Benzyl-N-(p-hydroxyphenoxy-isopropyl)-amin als hauptsächlicher Metabolit identifiziert.
Nach intravenöser Applikation von radioaktiv markiertem Phenoxybenz-amin werden mehr als 50% der Radioaktivität innerhalb von 12 h und mehr als 80% innerhalb voll 24 h renal ausgeschieden.
Das Wirkungsmaximum nach oraler Applikation ist nach 1 - 2 h erreicht, die Wirkungsdauer beträgt ca. 12 h nach einmaliger Gabe bzw. 3 - 4 Tage nach wiederholter Gabe.
Angaben zur absoluten und relativen Bioverfügbarkeit von Dibenzyran liegen nicht vor.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität:
LD50-Werte (in mg/kg Körpergewicht)
Meerschweinchen p.o. 500
Ratte p.o. 2500
Chronische Toxizität:
Bei Ratten, Meerschweinchen und Hunden, die Phenoxybenzamin in Dosen von 10 - 50 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 5 bzw. 6 Monate oral verabreicht bekamen, wurden keine Anzeichen für toxische Effekte festgestellt.
Mutagenität/Kanzerogenität:
Phenoxybenzaminhydrochlorid zeigt in vitro im AMES-Test und im Maus-Lymphom-Test eine mutagene Wirkung; es hat fragliche mutagene Wirkung im Micronucleus-Test an der Maus gezeigt.
Bei Ratten und Mäusen führte wiederholte intraperitoneale Applikation von Phenoxybenzaminhydrochlorid zu peritonealen Sarkomen. Die chronische orale Gabe hat bei Ratten maligne Tumoren im Gastrointestinaltrakt erzeugt.
Reproduktionstoxizität:
Adäquate Reproduktionsstudien am Tier liegen nicht vor.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph. Eur.)
Kapsel: Gelatine, Erythrosin, Indigocarmin, Chinolingelb
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Durchdrückpackungen (PVDC/Aluminium).
Dibenzyran® 5, Dibenzyran® 10
OP: 18 Kapseln
OP: 20 Kapseln
OP: 30 Kapseln
OP: 45 Kapseln
OP: 60 Kapseln
OP: 90 Kapseln
OP: 120 Kapseln
Klinikpackung 450 Kapseln bzw. 500 Kapseln
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine speziellen Hinweise
7. Inhaber der Zulassung
Aristo Pharma GmbH
Wallenroder Str. 8-10
13435 Berlin
Tel.: +49 30 71094-4200
Fax: + 49 30 71094-4250
Mitvertrieb:
esparma GmbH
Seepark 7
D-39116 Magdeburg
Tel.: +49 391 63609870
Fax: +49 0 391 63609879
8. Zulassungsnummern
Dibenzyran® 5: 6337952.00.00
Dibenzyran® 10: 6337975.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung
14.12.2005
10. Stand der Information
Juni 2010
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
1