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Digoxin

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Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels


Digoxin


Wirkstoff: Digoxin


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


1 Ampulle zu 1 ml Injektionslösung enthält 0,25 mg Digoxin.


Sonstige Bestandteile: Die Injektionslösung enthält 10, 5 Vol.-% Alkohol und Propylenglycol.

Zur vollständigen Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform


Injektionslösung


4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete



Die parenterale Applikation sollte nur erfolgen, wenn ein schneller Wirkungseintritt erwünscht oder eine orale Gabe nicht angezeigt ist.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die intravenöse Anwendung von Digoxin sollte nur er­folgen, wenn ein schneller Wirkungseintritt erwünscht oder eine orale Gabe nicht angezeigt ist./


Wegen der geringen therapeutischen Breite von Digoxin ist eine sorgfältig überwachte Einstellung auf die individuelle therapeutische Dosis notwendig.


Die Höhe der individuellen Dosierung hängt vom Glykosidbedarf sowie von der Eliminationsgeschwindig­keit ab.


Therapeutisch erwünschte Digoxin-Konzentrationen im Serum liegen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 13 Jahren in der Regel zwischen 0,8 und 2,0 ng/ml.


Die Dosierung sollte individuell - vor allem nach dem Behandlungserfolg - festgelegt werden. Sie orientiert sich bei Erwachsenen an der sogenannten Vollwirkdosis (= Körperbestand in mg) von 0,8 - 1,5 mg Digoxin und der Erhaltungsdosis, die durch die Abklingquote (Ver­lust der klinischen Wirkung pro Tag) von 20 - 25 % bestimmt wird, und bei 0,2 - 0,4 mg Digoxin/Tag liegt.


Patienten mit einigen besonderen Krankheitsbildern müssen mit reduzierter Glykosiddosierung und unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung behandelt werden (siehe auch entsprechende Hinweise im Abschnitt Gegen­anzeigen).


Eine regelmäßige Kontrolle des klinischen Bildes bei gleichzeitigem Monitoring der Digoxin-Serumkonzen­trationen ist zu empfehlen.


Folgende Empfehlungen können als Anhaltspunkte für die Einleitung der Behandlung (Aufsättigung) und Dauer­therapie bei Erwachsenen dienen:



durch


- langsame Aufsättigung über ca. 8 - 10 Tage

z. B. 1mal tägl. 1 Ampulle Digoxin
(entsprechend 0,25 mg Digoxin/Tag)


- schnelle Aufsättigung über 2 Tage:

z. B. 2 - 3mal tägl. 1 Ampulle Digoxin
(entsprechend 0,5 - 0,75 mg Digoxin/Tag)


Erhaltungsdosis


Patienten bis 65 Jahre ohne Einschränkung der Nierenfunktion:


z. B. 1mal tägl. 1 Ampulle Digoxin
(entsprechend 0,25 mg Digoxin/Tag)/


Dosierung bei Leberinsuffizienz:


Digoxin kann bei Leberinsuffizienz in üblicher Dosierung verabreicht werden.


Dosierung bei Niereninsuffizienz und bei älteren Patienten:


Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei älteren Patienten (älter als 65 Jahre) ist die Digoxin-Dosis der renalen Clearance anzupassen.


Die renale Kreatinin-Clearance kann folgendermaßen berechnet werden:


Kreatinin-Clearance [ml/min] = (140 - Alter [Jahre]) x Körpergewicht (kg)

72 x Serumkreatinin (mg/100 ml)


Es gelten folgende Richtlinien zur Dosisreduktion für Digoxin bei Niereninsuffizienz:


Kreatinin-Clearance

Dosiswahl

> 100 ml/min

normale Erhaltungsdosis

50 - 100 ml/min

1/2 der normalen Erhaltungsdosis

20 - 50 ml/min

1/2 - 1/3 der normalen Erhaltungsdosis

< 20 ml/min

1/3 der normalen Erhaltungsdosis


Bei stärkerer Ausprägung der Niereninsuffizienz ist eine individuelle Dosisanpassung vorzunehmen.


Hinweis:
--------
Bei älteren Patienten kann es auch ohne nachweisbare Zeichen einer Niereninsuffizienz zu einer Vermin­derung der Glykosidausscheidung kommen. Die Kreatinin­konzentration im Serum muß dabei nicht erhöht sein. Es sollte daher bei älteren Patienten auch bei normalen Serumkreatininwerten an eine reduzierte Glykosidaus­scheidung gedacht und die Dosis ggf. angepaßt werden. Die Erhaltungsdosis bei älteren Patienten bis 65 Jahre sollte 0,375 mg Digoxin, bei Patienten über 65 Jahren 0,25 mg Digoxin, bei Patienten über 80 Jahren 0,125 mg Digoxin nicht überschreiten.


Dosierung bei Kindern:


Bei Kindern wird Digoxin nach Körpergewicht dosiert. Eine Schnelldigitalisierung ist besonders bei Säug­lingen mit der Gefahr von Intoxikationserscheinungen verbunden und sollte daher nur in Notfällen durch­geführt werden.


Die zur Schnellsättigung notwendige Dosis ist inner­halb von 24 Stunden in 3 Einzeldosen im Verhältnis 1/2:1/4:1/4 zu geben.


Die angestrebten Plasmaspiegel bei Kindern liegen zwischen 1,5 und 2,5 ng/ml Digoxin.


Da bei Früh- und Neugeborenen die erforderlichen Digoxindosen stark schwanken können, sind besonders hier Digoxinspiegelbestimmungen zu empfehlen.


Insbesondere beim Frühgeborenen ist die renale Clearance von Digoxin herabgesetzt und eine ent­sprechend erniedrigte Dosis muß zusätzlich zu den allgemeinen Dosierungshinweisen berücksichtigt werden.


Dosierungsempfehlungen für die intravenöseGabe von Digoxin bei Kindern:


Alter

Schnellsättigungs­dosis(µg/kg KG)

Erhaltungsdosis (µg/kg KG)

Frühgeborene

20

5

Neugeborene

30

5 - 10

1 - 12 Monate

35 - 40

10

1 - 3 Jahre

30

5 - 10

4 - 12 Jahre

15 - 20

5


Art und Dauer der Anwendung


Bereits mit Herzglykosiden vorbehandelte Patienten sollten bei Umstellung auf Digoxin besonders eng­maschig kontrolliert werden.


Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.


Die Digitalisbedürftigkeit des Patienten sollte bei Langzeittherapie durch kontrollierte Auslaßversuche überprüft werden.



Digoxin Injektionslösung wird langsam (über 5 - 10 Minuten), unverdünnt oder verdünnt mit 5%iger Glucoselösung bzw. isotonischer NaCl-Lösung, streng intravenös injiziert.


Es ist auf eine streng intravenöse Injektion zu achten, da eine versehentliche paravenöse Verabreichung zu Gewebereizungen führen kann.


In der Regel erfolgt die Anwendung von Digoxin-Injektionslösungen bis eine orale Medikation begonnen werden kann./


Überwachung der Serumspiegel


Digoxin-Serum-Konzentrationen können wie folgt umgerechnet werden:


ng/ml x 1,28 entspr. nmol/l


Digoxin-Serum-Spiegel können mittels Radioimmunoassay bestimmt werden. Die Blutentnahme sollte 6 Stunden oder mehr nach der letzten Digoxin-Dosis erfolgen. Im Konzentrationsbereich von 0,8 ng/ml (1,02 nmol/l) bis 2,0 ng/ml (2,56 nmol/l) kann für die meisten er­wachsenen Patienten ein therapeutischer Nutzen bei geringem Nebenwirkungsrisiko erwartet werden. Oberhalb dieses Bereichs werden die Nebenwirkungen aufgrund der Digoxin-Toxizität häufiger und oberhalb von 3,0 ng/ml (3,84 nmol/l) ist eine Digoxin-Toxizität wahrschein­lich.


Andere Glykoside, Spironolacton und dessen Metabolite sowie die Metaboliten von Digoxin können mit den Radioimmunoassays interferieren. Daher sollten Meß­werte, die mit dem klinischen Zustand des Patienten nicht im Einklang stehen, mit Vorsicht interpretiert werden.


4.3 Gegenanzeigen

Digoxin darf nicht angewendet werden bei:


Überempfindlichkeit gegenüber Digoxin, anderen herzwirksamen Glykosiden oder einem der sonstigen Bestandteile

Verdacht auf Digitalisintoxikation

Kammertachykardie oder Kammerflimmern

AV-Block II. oder III. Grades, pathologischer Sinusknotenfunktion (ausgenommen bei Schrittmacher-Therapie)

akzessorischen atrioventrikulären Leitungsbahnen (z. B. WPW-Syndrom) oder Verdacht auf solche

Hypokaliämie

Hyperkalziämie, Hypomagnesiämie

hypertropher Kardiomyopathie mit Obstruktion

thorakalem Aortenaneurysma

gleichzeitiger intravenöser Gabe von Kalziumsalzen (s. Wechselwirkungen)


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Einnahme/Anwendung


Bradykardie infolge von Erregungsbildungs- und/oder -leitungsstörungen, AV-Block I. Grades

Hyperkaliämie, da vermehrt Erregungsbildungs- und
-leitungsstörungen auftreten können

älteren Patienten oder wenn anzunehmen ist, daß die renale Clearance von Digoxin vermindert ist (Siehe auch Dosierung, Abschnitt 10)

Schilddrüsenerkrankungen (bei einer Hypothyreose sollten Aufsättigungs- und Erhaltungsdosis ver­ringert werden. Bei einer Hyperthyreose kann eine Dosiserhöhung erforderlich sein)

Malabsorption oder nach operativen Eingriffen im Gastrointestinaltrakt, wenn Digoxin oral verabreicht wird (hierbei können höhere Digoxin-Dosen erforder­lich sein)

einer geplanten elektrischen Kardioversion. Digoxin soll 24 Stunden vor einer geplanten Kardioversion nicht verabreicht werden. Das Risiko, gefährliche Arrhythmien durch die Kardioversion auszulösen, ist bei vorliegender Digitalistoxizität stark erhöht und ist ebenfalls von der Kardioversionsenergie abhängig. In Notfällen, wie z. B. bei Defibrilla­tion soll die geringste noch wirksame Energie ange­wendet werden. Eine Defibrillation ist ungeeignet bei von Herzglykosiden hervorgerufenen Arrhythmien.

akutem Myokardinfarkt (Patienten mit akutem Myokardinfarkt sind z. B. häufig hypokaliämisch und/oder neigen zu Herzrhythmusstörungen)

akuter Myokarditis, Cor pulmonale oder Hypoxämie infolge schwerer Atemwegserkrankung, da eine er­höhte Empfindlichkeit gegenüber Digitalis-Glyko­siden besteht

Patienten, die in den vorangegangenen 2 Wochen Herzglykoside erhalten haben. Hier kann eine verringerte Aufsättigungsdosierung nötig sein

Hinweise:

Es bestehen erhebliche interindividuelle Unterschiede der Glykosidempfindlichkeit.


Eine erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht z. B. bei Patienten höheren Lebensalters, Hypothyreose, Hypoxämie, Myokarditis, akutem Myokardinfarkt, Störungen des Säure-, Basen- und Elektrolythaushaltes. Entsprechende Patienten bzw. Krankheitsbilder sollten mit reduzierter Glykosiddosierung behandelt und sorgfältig über­wacht werden.


Eine Digoxin-Toxizität kann sich durch das Auftreten von Arrhythmien äußern, von denen einige solchen Arrhythmien ähneln können, für die das Arzneimittel therapeutisch angezeigt sein könnte. Z. B. ist be­sondere Vorsicht erforderlich bei Vorhoftachykardie mit wechselndem AV-Block, da der Rhythmus klinisch einem Vorhofflimmern entspricht.


Digoxin kann ST-T Veränderungen im EKG verursachen, ohne daß gleichzeitig eine Myokardischämie vorliegt.


Für die Beurteilung, ob ein unerwünschtes Ereignis auf Digoxin zurückzuführen ist, sollte der klinische Zu­stand des Patienten zusammen mit den Serum-Kalium-Spiegeln sowie der Nieren- und Schilddrüsenfunktion als wichtigste Faktoren herangezogen werden.


Bei Kaliummangel wird das Myokard für Digoxin sensi­bilisiert, obwohl die Digoxin-Serumkonzentration im therapeutischen Bereich liegen kann.

Ein Kaliummangel kann z. B. auftreten durch Dialyse, Absaugen von Magen-Darm-Sekret, Unterernährung, Durchfall, längeres Erbrechen, sowie bei hohem Alter oder bei chronischer Herzinsuffizienz (z. B. infolge von Diuretikatherapie).


Im allgemeinen sollten schnelle Änderungen der Serum­kaliumkonzentration oder anderer Elektrolyte (z. B. Magnesium, Calcium) vermieden werden.


Eine Nierenfunktionsstörung ist einer der häufigsten Gründe für die Auslösung einer Digitalisintoxikation.


Kontrollen der Serum-Elektrolyte sowie der Nieren­funktion sollten in regelmäßigen Abständen (in Abhängigkeit vom klinischen Zustand) erfolgen.


Warnhinweise


Dieses Arzneimittel enthält 10,5 Vol.-% Alkohol.

Propylenglycol kann Symptome wie nach Alkoholgenuss verursachen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Wechselwirkungen können resultieren aus einer Beein­flussung der renalen Ausscheidung, der Bindung an Körpergewebe, der Plasmaproteinbindung, der Vertei­lung, der Resorptionskapazität des Darmes und der Empfindlichkeit gegenüber Digoxin.


Als Vorsichtsmaßnahme sollte bei jeglicher zusätz­licher Therapie die Möglichkeit einer Interaktion berücksichtigt werden. Im Zweifelsfall sollten die Digoxin-Serum-Spiegel überprüft werden.


Eine Übersicht von Wechselwirkungen gibt die nach­stehende Tabelle.


Wirkungsverstärkung


Calcium (darf nicht i.v. injiziert werden)

Verstärkung der Glykosidtoxizität

Arzneimittel, die die Elektrolyt-Homöostase beeinflussen, wie z. B.

Diuretika, Laxantien (Abusus),

Benzylpenicillin, Amphotericin B,

Carbenoxolon,

Korticosteroide, ACTH,

Salicylate,

Lithiumsalze

Verstärkung der Glykosidtoxizität durch medikamentös bedingte Hypokaliämie bzw. Hypomagnesiämie

Calciumantagonisten (z. B. Verapamil, Felodipin),

Captopril, Spironolacton,

Itraconazol, Chinin, Atropin, Antiarrhythmika
(z. B.Chinidin, Amiodaron, Flecainid, Propafenon)

Indomethacin, Alprazolam,

Prazosin

Antibiotika (z. B. Tetracycline, Erythromycin, Gentamicin, Trimethoprim)

Erhöhung der Digoxin-serumkonzentration

-Blocker

Verstärkung der bradykardisierenden Wirkung

Suxamethoniumchlorid, Reserpin, trizyklische Antidepressiva

Sympathomimetika, Phosphodiesterasehemmer (z. B. Theophyllin)

Begünstigung von Herzrhythmusstörungen

Diphenoxylat

Erhöhung der Digoxin-resorption durch Ver-minderung der Darm-motilität


Wirkungsabschwächung


Kaliumspiegelerhöhende Arzneimittel
(z. B. Spironolacton, Kaliumcanrenoat, Amilorid, Triamteren, Kaliumsalze)

Verminderung der positiv inotropen Wirkung von Digoxin und Begünstigung von Herzrhythmus-störungen

Aktivkohle, Cholestyramin, Colestipol, Antacida, Kaolin-Pektin, einige Füll- oder Quell-Laxantien

Verminderung der Glykosidresorption durch Bindung - daher Digoxin 2 Stunden vorher ein-nehmen - bzw.
Beschleunigung der Elimination durch Unter-brechung des entero-hepatischen Kreislaufs

Neomycin, PAS, Rifampicin, Zytostatika, Sulfasalazin, Metoclopramid, Adrenalin, Salbutamol, Phenytoin,

Penicillamin, Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Erniedrigung der Digoxinserumkonzen-tration



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Während der Schwangerschaft ist die Patientin be­sonders sorgfältig zu überwachen und auf eine indi­viduelle, bedarfsgerechte Dosierung zu achten. Bisherige Erfahrungen mit Digitalis-Glykosiden in therapeutischen Dosierungen während der Schwanger­schaft haben keine Hinweise auf eine Schädigung des Embryos oder Föten ergeben. Während der letzten Wochen der Schwangerschaft kann der Glykosidbedarf ansteigen. Nach der Geburt ist dagegen häufig eine Dosisredu­zierung angezeigt. Tachyarrhythmien des Föten konnten mit Erfolg behandelt werden, indem der Mutter Digitalis verabreicht wurde. Nach Digitalis-Vergiftung der Mutter wurde auch beim Föten über Intoxikationser­scheinungen berichtet.


Digoxin wird in die Muttermilch abgegeben. Aufgrund der hohen maternalen Proteinbindung der Substanz ist die tatsächliche Exposition des Säuglings gering, so daß das Stillen unter der Therapie möglich ist. Nach­teilige Effekte auf den Säugling wurden bislang nicht beobachtet (siehe auch Punkt 5.3 d) Reproduktions­toxizität und Punkt 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Dieses Arzneimittel hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:


Sehr häufig: ≥ 10 %

Häufig: ≥ 1 % bis < 10 %

Gelegentlich: ≥ 0,1 % bis < 1 %

Selten: ≥ 0,01 % bis < 0,1 %

Sehr selten: < 0,01 %

Unbekannt:


Herz

Grundsätzlich ist jede Form von Herzrhythmusstörungen unter der Therapie mit Digoxin möglich.

Gewöhnlich werden als erstes Anzeichen vorzeitige Kammerkontraktionen beobachtet, denen oftmals eine Bigeminie oder sogar Trigeminie folgt. Vorhoftachy­kardien, die normalerweise eine Indikation für Digoxin darstellen, können bei exzessiver Dosierung auftreten. Insbesondere Vorhoftachykardien mit AV-Block verschie­denen Grades sind charakteristisch, wobei die Herz­frequenz nicht notwendigerweise hoch sein muß.


Magen-Darm-Trakt

Häufig auftretende gastrointestinale Nebenwirkungen sind Appetitlosigkeit, Übelkeit (das Auftreten von Übelkeit sollte als frühes Zeichen einer übermäßig hohen Dosierung angesehen werden) und Erbrechen, seltener treten Durchfälle und abdominelle Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen) auf. In Einzelfällen wurde ein Mesenterialinfarkt beschrieben.


Zentrales Nervensystem

Zentralnervöse Nebenwirkungen umfassen gelegentlich auftretende Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und selten psychische Veränderungen (z. B. Alpträume, Agitiertheit, Verwirrtheit) sowie Depressionen, Hallu­zinationen und Psychosen. In Einzelfällen wurden Apha­sien beschrieben. Es wird auch über Schwäche, Apathie und Unwohlsein berichtet.


Augen

Auch bereits im Bereich therapeutischer Dosierungen kann es zu einer Veränderung des Farbsehens (Grün-/Gelb-Bereich) kommen.


Drüsen, Haut

In seltenen Fällen kann es nach Gabe von Digoxin zu einer Gynäkomastie, zu Muskelschwäche und auch zu allergischen Reaktionen (z. B. urtikariellen oder scharlachartigen Hautausschlägen mit ausgeprägter Eosinophilie, Erythem), zu Thrombozytopenie oder Lupus erythematodes kommen.


4.9 Überdosierung


Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel


a) Symptome einer Überdosierung


Bei Überdosierung können, individuell verschieden, die allgemein von Digitalisglykosiden bekannten kardialen, gastrointestinalen und zentralnervösen Nebenwirkungen auftreten. Eine typische Reihenfolge des Auftretens der Symptome gibt es nicht. Extra­kardiale und kardiale Symptome können gleichzeitig oder nacheinander vorkommen, wobei die kardialen Zeichen einer Digitalisintoxikation weitaus ernster zu bewerten sind.



Hypokaliämie:

Anheben des Serumkaliumspiegels auf hochnormale Werte (Kontraindikation: retrograde AV-Blockie­rungen bei nicht vorhandener Schrittmacher-Therapie)


komplexen ventrikulären Arrhythmien:

Verabreichung von Phenytoin 250 mg i.v. über 10 min, dann Therapie per os fortsetzen oder Lidocain 100 mg i.v. als Bolus, dann Infusion von 2 mg/min


- bradykarden Herzrhythmusstörungen:

Verabreichung von Parasympatholytika (z. B. Atropin, Ipratro­piumbromid), ggf. ist eine passagere transvenöse Schrittmachersonde angezeigt


Ein eventuell vorhandenes Magnesiumdefizit ist auszugleichen.


Lebensbedrohliche Intoxikationen:

Bei Einnahme extrem hoher Dosen erfolgen Maßnahmen der primären Giftelimination:


Magenspülung, wenn die Einnahme nicht lange zurück­liegt, anschließend Aktivkohle, Cholestyramin oder Colestipol.


Therapie der Wahl einer schweren Digoxinintoxi­kation ist die Behandlung mit spezifischem Digoxin­antikörperfragment (Digitalis - Antidot), das freies Glykosid zu unwirksamen Antikörper-Glykosid-Komplexen im Extrazellularraum bindet, die dann über die Nieren ausgeschieden wird.


Digoxin-Serumspiegelmessungen können nach Anti­dotgabe - je nach Bestimmungsmethode - vorüber­gehend sehr hohe Werte anzeigen.


Im Rahmen schwerer Intoxikationen treten initial häufig bedrohliche Hyperkaliämien auf, zur Therapie dieser Hyperkaliämien ist die intravenöse Infusion hochprozentiger Glukose und Insulin indiziert.


Vor allem durch die selektive Hämoperfusion mit trägergebundenen Digoxinantikörpern, aber in geringem Umfang auch durch die Hämoperfusion mit beschichteter Aktivkohle oder Plasmapherese kann der Körperbestand von Digoxin vermindert werden.



5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Digitalisglycoside

ATC-Code C01AA05


Digoxin ist ein mittellangwirkendes Glykosid (Cardenolid). Der kardiale Effekt des Digoxins ist gekennzeichnet durch:


eine positiv inotrope Wirkung
(gesteigerte Kontraktionskraft und ‑geschwindigkeit bei verzögerter Relaxationszeit)

eine negativ chronotrope Wirkung
(Abnahme der Schlagfrequenz)

eine negativ dromotrope Wirkung
(Verzögerung der Erregungsleitung) und

eine positiv bathmotrope Wirkung
(gesteigerte Erregbarkeit, besonders im Bereich der Kammermuskulatur)

Die primäre Digoxin-Wirkung ist die spezifische Hemmung der Adenosintriphosphatase und damit des aktiven Transports von Natrium/Kalium-Ionen (Na+/K+). Die veränderte Ionenverteilung an der Membran bewirkt einen vermehrten Einstrom von Calcium-Ionen und damit eine Zunahme an verfügbarem Calcium zum Zeitpunkt der elektromechanischen Kopplung. Die Wirksamkeit von Digoxin kann daher verstärkt sein, wenn die extrazelluläre Kalium-Konzentration niedrig ist; demgegenüber hat eine Hyperkalziämie den umgekehrten Effekt.


Die Hemmung des Na+/K+-Austausches führt zu einer Reduktion der Impulsüberleitungsrate im Vorhof und dem AV-Knoten und einer Sensibilisierung der Karotissinus­nerven. Indirekt resultieren Veränderungen der kardialen Kontraktilität auch aus der veränderten venösen Dehnbarkeit, die durch den veränderten vegetativen Tonus und die direkte venöse Wirkung hervorgerufen wird.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Plasmaproteinbindung von Digoxin liegt bei etwa 20 %.


Das Verteilungsvolumen beträgt 510 Liter beim gesunden Probanden.

Die höchsten Konzentrationen von Digoxin finden sich in Herz, Leber und Niere.


Digoxin unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf.


Es wird zu 5 - 10 % in der Leber zu Digoxinmono- und -bisdigitoxosiden metabolisiert. Im Darm erfolgt, wahr­scheinlich durch Darmbakterien, eine Hydrierung des Lactonringes zu Dihydrodigoxin.


Digoxin wird überwiegend (ca. 80 %) unverändert über die Niere eliminiert. Störungen der Nierenfunktion verzögern die Elimination von Digoxin.


Die tägliche Abklingquote beträgt 20 - 25 %.


Direkt nach der Geburt ist die renale Clearance von Digoxin vermindert (siehe auch Dosierung). Dies ist besonders bei Frühgeborenen zu beachten.


Mit Ausnahme von Frühgeborenen und im Zeitraum un­mittelbar nach der Geburt benötigen Kinder allgemein höhere Dosen (bezogen auf das Körpergewicht und Körperoberfläche) als Erwachsene.


Die Eliminationshalbwertszeit des Digoxins beträgt ca. 40 Stunden (30 - 50 Stunden) und ist bei Nieren­funktionsstörungen verlängert.

Bei anurischen Patienten liegt die Eliminationshalb­wertszeit im Bereich von 100 Stunden.


Therapeutisch relevante Serumspiegel liegen zwischen 0,8 und 2,0 ng/ml, bei Spiegeln über 3,0 ng/ml muß mit Intoxikationen gerechnet werden. Nebenwirkungen können jedoch bereits im therapeutischen Bereich auftreten.


Eine Dialyse eliminiert Digoxin nur geringfügig, da nur ein geringer Anteil frei im Plasma vorliegt.


Plazentapassage:


Zum Zeitpunkt der Geburt beträgt die Digoxin-Konzen­tration im Nabelschnurblut zwischen 50 % und 83 % der mütterlichen Werte. Untersuchungen für das erste und zweite Trimenon liegen nicht vor, es gibt jedoch Anhaltspunkte für den Anstieg der Plazentapassage von Digitalis-Glykosiden im Verlauf der Schwangerschaft.


Übergang in die Muttermilch:


Die Konzentrationen von Digoxin in der Milch ent­sprechen denen im mütterlichen Plasma. Nachteilige Effekte für den Säugling wurden nicht beobachtet. Bei Gabe von 0,25 mg Digoxin pro Tag an die Mütter lag die Plasmakonzentration beim Säugling unterhalb der Nach­weisgrenze von 0,1 ng/ml.



Präklinische Daten zur Sicherheit



Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Ethanol 96%, Propylenglycol, Dinatriumhydrogen-phosphat * 7 H2O, Citronensäure-Monohydrat, Wasser für Injektionszwecke, Schutzgas Stickstoff


6.2 Inkompatibilitäten


Inkompatibilitäten sind bisher nicht bekannt.


Dauer und Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.


Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25° C lagern! Vor Licht schützen.


Art und Inhalt des Behältnisses


1 ml Ampullen in Originalpackungen zu 10 und 100 Stück


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


Inhaber der Zulassung


MTW Gesundheit GmbH

Flutstrasse 74

47533 Kleve


Telefon: 02821 72 77 0

Fax: 02821 72 77 40


Hersteller:

Biokanol Pharma GmbH

Kehler Straße 7

76437 Rastatt


Zulassungsnummer


6345822.00.00


Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung


19.11.1999


Stand der Information


Juni 2008


Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflicht




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