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Dipiperon

Document: 14.12.2011   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation



1. Bezeichnung des Arzneimittels


Dipiperon, Sirup



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff: Pipamperondihydrochlorid


1 ml Lösung enthält 4 mg Pipamperon (entsprechend 4,8 mg Pipamperondihydrochlorid).


5 ml Lösung (1 Messbecher) enthalten 20 mg Pipamperon (entsprechend 24 mg Pipamperon­dihydrochlorid).


Sonstige Bestandteile:

Methyl(4-hydroxybenzoat) und Propyl(4-hydroxybenzoat)


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Lösung zum Einnehmen.


Klare, dunkelrote bis rot-braune Lösung mit Fruchtgeschmack.



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Als schwach potentes Neuroleptikum bei

- Schlafstörungen, insbesondere bei geriatrischen Patienten

- psychomotorischen Erregungszuständen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die individuelle Dosierung wird vom behandelnden Arzt bestimmt. In jedem Fall sollte bei längerfristiger Therapie durch regelmäßige Dosisanpassungen die jeweils niedrigste erforder­liche Dosis bestimmt werden.


Zum Abmessen des Sirups wird der jeder Packung beigefügte Messbecher mit Einteilungen für 2,5 und 5 ml verwendet. 1 Messbecher (5 ml Sirup) enthält 20 mg Pipamperon.


Dipiperon, Sirup kann mit oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.


Dosierungsempfehlungen:


Erwachsene:

Zur Behandlung von Schlafstörungen ist in vielen Fällen eine geringe Dosis, z. B. 2 Mess­becher Sirup pro Tag (entsprechend 40 mg Pipamperon) ausreichend.

Ansonsten beträgt die empfohlene Anfangsdosis dreimal täglich 2 Messbecher Sirup (entspre­chend dreimal täglich 40 mg Pipamperon).

Die Dosis kann - wenn erforderlich - auf bis zu dreimal täglich 6 Messbecher Sirup (ent­sprechend dreimal täglich 120 mg Pipamperon) gesteigert werden. Diese Dosis sollte nicht überschritten werden.


Ältere Patienten:

Bei älteren Patienten wird empfohlen, mit niedrigeren Dosen, z. B. der Hälfte der initialen Erwachsenendosis, einschleichend zu beginnen und diese langsam bei regelmäßiger Blut­druckkontrolle zu steigern.

Die mittlere Dosis beträgt dreimal täglich 1-2 Messbecher Sirup (entsprechend dreimal täglich 20-40 mg Pipamperon). Erforderlichenfalls sind auch höhere Dosierungen möglich.


Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren:

Jugendliche unter 18 Jahren sollten, ähnlich wie die älteren Patienten, reduzierte Dosen erhal­ten.

Kinder unter 14 Jahren erhalten in der Regel als Anfangsdosis 1 mg Pipamperon/kg Körper­gewicht/Tag. Diese Dosis kann um 1 mg/kg Körpergewicht/Tag bis zur optimalen Dosierung gesteigert werden.

Im Allgemeinen ist eine Dosis von 2-4 mg/kg Körpergewicht/Tag ausreichend. Sollte bei dieser Dosierung die gewünschte Wirkung nicht erreicht werden können, kann die Dosis auf bis zu 6 mg/kg Körpergewicht/Tag gesteigert werden.

Die Tagesdosis sollte auf 3 Gaben verteilt werden.


4.3 Gegenanzeigen


- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Butyrophenone, Methyl(4-hydroxyben­zoat), Propyl(4-hydroxybenzoat) oder einen der sonstigen Bestandteile

- Zustände, die mit einer Dämpfung des zentralen Nervensystems einhergehen (z. B. Koma, akute Alkohol-, Schlafmittel-, Analgetika-, Psychopharmaka-Intoxikationen)

- Erkrankungen der Basalganglien, wie z. B. die Parkinson-Krankheit

- Schwangerschaft und Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6)


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Plötzliche Todesfälle bei Patienten, die Antipsychotika erhielten

In seltenen Fällen wurde über plötzliche und ungeklärte Todesfälle bei psychiatrischen Patien­ten berichtet, die antipsychotische Arzneimittel, einschließlich Dipiperon, erhalten hatten. Ob ein Kausalzusammenhang besteht, ist unklar.


Zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pipamperon bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen nur begrenzte Studien vor. Deshalb sollte Dipiperon, Sirup bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nur unter besonderer Berücksichtigung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses verordnet werden.


Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen

Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.


Aufgrund dieser Risiken ist im Einzelfall durch den behandelnden Arzt zu prüfen, ob Dipiperon, Sirup zur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenzerkrankungen zusammen hängen, angewendet werden soll.


Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten zerebrovaskulären Ereignissen

In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte zerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Dipiperon, Sirup sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.


Patienten/Pflegepersonal sollte(n) dazu angehalten werden, dass sie Anzeichen für ein mögli­ches zerebrovaskuläres Ereignis wie plötzliche Erschlaffung, Taubheit in Gesicht, Armen oder Beinen sowie Sprach- oder Sehstörungen unverzüglich an den behandelnden Arzt berichten sollen. Unverzüglich sind alle Behandlungsmöglichkeiten oder ein Abbruch der Therapie mit Dipiperon, Sirup in Betracht zu ziehen.


Thromboembolie-Risiko

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Throm­boembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Dipiperon, Sirup identifiziert und Präventivmaß­nahmen ergriffen werden.


Kardiovaskuläre Effekte

Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ist wegen der möglichen hypotensiven Effekte Vorsicht geboten.


Vorsicht ist außerdem erforderlich bei Patienten mit prolaktinabhängigen Tumoren.


Wie andere Neuroleptika kann auch Dipiperon das QT-Intervall im EKG verlängern (siehe Abschnitt 4.8). Deshalb ist Vorsicht angebracht bei

- Hypotonie, Hypertonie, orthostatischer Dysregulation, Bradykardie, Hypokaliämie, Hypo­magnesiämie,

- angeborenem langen QT-Syndrom oder anderen klinisch signifikanten kardialen Störungen (insbesondere koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrythmien), und

- gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall im EKG verlängern oder eine Hypokaliämie hervorrufen können.


Malignes Neuroleptisches Syndrom

Wie bei anderen Antipsychotika wurde Dipiperon mit Fällen eines Malignen Neuroleptischen Syndroms (MNS) in Zusammenhang gebracht. Dabei handelt es sich um eine seltene, spezifische Reaktion, die durch Hyperthermie, generalisierte Muskelrigidität, vegetative Insta­bilität und Bewusstseinsstörungen charakterisiert ist. Hyperthermie tritt häufig als frühes Anzeichen dieses Syndroms auf. Im Falle eines Auftretens des Malignen Neuroleptischen Syndroms sollte die antipsychotische Therapie umgehend abgebrochen werden und eine entsprechende unterstützende Therapie sowie eine sorgfältige Überwachung erfolgen.


Tardive Dyskinesie

Wie bei allen antipsychotischen Arzneimitteln können tardive Dyskinesien bei manchen Patienten unter Langzeittherapie oder nach Absetzen der Therapie auftreten. Das Syndrom ist hauptsächlich gekennzeichnet durch rhythmische, unfreiwillige Bewegungen von Zunge, Gesicht, Mund oder Kiefer. Die Symptome können fortbestehen und scheinen bei einigen Patienten irreversibel zu sein. Das Syndrom kann verschleiert werden, wenn die Therapie wieder aufgenommen wird, wenn die Dosierung erhöht oder wenn auf ein anderes Antipsycho­tikum umgestellt wird. Die Behandlung sollte umgehend beendet werden.


Extrapyramidale Symptome

Wie bei allen Neuroleptika können extrapyramidale Symptome wie Tremor, Rigidität, Hyper­salivation, Bradykinese, Akathisie, akute Dystonie auftreten. Das Auftreten von extrapyra­midalen Effekten ist proportional zur Dosis, aber variiert sehr von Patient zu Patient. Insbesondere ältere Patienten können sensibel sein. Es wird empfohlen, bei diesen Patienten mit niedrigen Dosen, z. B. der Hälfte der initialen Erwachsenendosis, einschleichend zu beginnen und diese langsam bei regelmäßiger Blutdruckkontrolle zu steigern (siehe Abschnitt 4.2). Eine Dosisreduktion, falls möglich, oder die Verabreichung anticholinerger Medikation hilft bei der Kontrolle der Symptome.


Krampfanfälle/Konvulsionen

Wie andere Neuroleptika kann Pipamperon die Krampfschwelle senken. Eine bestehende Antiepileptika-Therapie ist gegebenenfalls entsprechend anzupassen.


Schwerwiegende immunologische Hautreaktionen

Von einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) und/oder dem Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) wurde in sehr seltenen Fällen berichtet.


Endokrine Effekte

Hormonale Effekte aller antipsychotischen neuroleptischen Arzneimittel schließen die Hyper­prolaktinämie, die eine Galaktorrhö, Gynäkomastie und Oligo- oder Amenorrhö verursachen kann, mit ein.


Weitere Hinweise

Wie alle antipsychotischen Substanzen sollte Dipiperon bei einer bestehenden Depression nicht alleine gegeben werden. Es kann mit Antidepressiva kombiniert werden, um solche Zustände zu behandeln, bei denen eine Depression kombiniert mit einer Psychose auftritt.


Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz sollten Dipiperon, Sirup nicht ein­nehmen.

5 ml Lösung enthalten 3,2 g Sorbitol (eine Quelle für 0,8 g Fructose) entsprechend ca. 0,27 Broteinheiten (BE).

Sorbitol kann eine leicht laxierende Wirkung haben.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen zentraldämpfenden Arzneimitteln (Hypnoti­ka/Sedativa, Analgetika, anderen Psychopharmaka, Antihistaminika) oder Alkohol kann es zu einer wechselseitigen Verstärkung der Wirkungen und Nebenwirkungen (insbesondere von Sedierung und Blutdrucksenkung) kommen. Insbesondere wird die Wirkung von Barbituraten oder Opiaten auf das Atemzentrum bei gleichzeitiger Anwendung von Pipamperon verstärkt.


Gleichzeitiger Alkoholgenuss verstärkt die Verminderung des Reaktionsvermögens.


Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die die Krampfschwelle des Gehirns herab­setzen, sollte vermieden werden.


Die Kombination mit Dopamin-Agonisten (z. B. Levodopa, Bromocriptin, Lisurid) vermindert deren Wirkung.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Antihypertonika ist zu beachten, dass deren blutdruck­senkende Wirkung verstärkt werden kann.


Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Makrolid-Antibiotika, Malaria-Mittel, Antihista­minika, Antidepressiva) oder zu Hypokaliämie führen können (z. B. bestimmte Diuretika), ist zu vermeiden (s. auch Abschnitt 4.8).


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Dipiperon, Sirup ist während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert (siehe Ab­schnitt 4.3), da weder ausreichende Untersuchungen an trächtigen Tieren (siehe Abschnitt 5.3) noch Erfahrungen über die Sicherheit der Anwendung bei schwangeren oder stillenden Frauen vorliegen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte daher vor Behandlungsbeginn eine Schwan­gerschaft ausgeschlossen werden, und während der Behandlung mit Dipiperon, Sirup sollte ein sicherer Konzeptionsschutz gewährleistet sein.


Neugeborene, die während des dritten Trime­nons der Schwangerschaft gegenüber Antipsycho­tika (einschließlich Pipamperon) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können. Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsauf­nahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Ma­schinen


Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in ver­stärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen


Klinische Studien

Daten unverblindeter klinischer Studien – Unerwünschte Nebenwirkungen

Die Sicherheit von Dipiperon (40-800 mg/Tag) wurde in zwei offenen klini­schen Studien untersucht. In der ersten Studie waren die Indikationen Demenz oder eine psy­chiatrische Störung (Schizophrenie, manische Depression, Korsakoff-Syndrom, Melancho­lie). In der zweiten Studie waren die Indikationen psychiatrische Störungen (Schizophrenie, Erregung, Depression). Basierend auf Sicherheitsdaten aus diesen klinischen Studien waren die am häufigsten genannten Nebenwirkungen: Erkrankungen des Nervensys­tems: Somnolenz (22,5%) und Zahnradphänomen (11,3%).


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:


Sehr häufig: ( 1/10)

Häufig: ( 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich: ( 1/1.000 bis < 1/100)

Selten: ( 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten: (< 1/10.000)

Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Nachstehend findet sich eine Auflistung der in klinischen Studien und nach Markteinführung berichteten Nebenwirkungen.


Nebenwirkungen nach Systemorganklasse und Häufigkeit


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Nicht bekannt: Leukopenie

Erkrankungen des Immunsystems

Nicht bekannt: Überempfindlichkeit

Endokrine Erkrankungen

Nicht bekannt: Hyperprolaktinämie (schließt Hyperprolaktinämie und erhöhte Prolaktinspiegel ein)

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: Depression

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Somnolenz

Zahnradphänomen

Häufig: Hypertonie

Akathisie

Oculogyrische Krise

Opisthotonus

Dyskinesie

Nicht bekannt: Krämpfe (schließt Krämpfe und Grand-Mal-Anfall ein)

Malignes Neuroleptisches Syndrom

Parkinsonismus

Synkope

Tardive Dyskinesie

Tremor

Nicht bekannt: Kopfschmerz

Augenerkrankungen

Nicht bekannt: Verschwommen sehen

Herzerkrankungen

Häufig: Tachykardie

Nicht bekannt: Kammerflimmern

Gefäßerkrankungen

Häufig: Orthostatische Hypotension

Nicht bekannt: Hypotonie

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Nicht bekannt: Epistaxis

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Erbrechen

Nicht bekannt: Übelkeit

verminderter Appetit

Leber- und Gallenerkrankungen

Nicht bekannt: Erhöhung der hepatischen Enzyme

Leberfunktionsstörungen
cholestatische Hepatitis

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Urtikaria

Nicht bekannt: Hautausschlag

Toxische epidermale Nekrolyse

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: muskuläre Spastizität

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Nicht bekannt: Harnretention

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Häufig: Amenorrhö

Nicht bekannt: Galaktorrhö

Gynäkomastie (schließt Gynäkomastie und Brustanschwellung ein)

Oligomenorrhö

Priapismus

Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen

Nicht bekannt: Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6)

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Gangstörungen

Asthenie

Nicht bekannt: Fatigue

Hypothermie

Ödeme (schließt Ödeme, Gesichtsödeme und periphere Ödeme ein)

Fieber


Es wurde im Zusammenhang mit Antipsychotika selten über kardiale Effekte wie Verlängerung des QT-Intervalls im EKG, Torsades de pointes, ventrikuläre Arrhythmien einschließlich Kam­merflimmern, ventrikulärer Tachykardie und Herzstillstand, berichtet. Weiter traten ungeklärte plötzliche Todesfälle auf.


Es wurde im Zusammenhang mit Antipsychotika sehr selten über Fälle von Hyponatriämie und dem Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) berichtet.


Es wurde im Zusammenhang mit Antipsychotika über Fälle von Hyperhidrosis und Hyper­salivation berichtet.


Es wurde im Zusammenhang mit Antipsychotika über Fälle von venösen Thromboembolien, einschließlich Fälle von pulmonalen Embolien und tiefer Venenthrombosen, berichtet. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.


Methyl(4-hydroxybenzoat) und Propyl(4-hydroxybenzoat) können Überempfindlichkeits­reaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.


4.9 Überdosierung


Anzeichen und Symptome einer Überdosierung

Nach einer Überdosierung wurden unerwünschte Nebenwirkungen wie extrapyramidale Symptome, Erregungszustände bis zu Krampfanfällen, Hypotonie, Tachykardie, Somnolenz, Kraftlosigkeit, Erbrechen und Müdigkeit, die bekanntlich auch bei normaler Dosierung auf­treten, berichtet.


Im Falle einer Überdosierung wurden zusätzliche Reaktionen berichtet, wie Herzkreislauf­stillstand, Torsades de Pointes, respiratorisches Versagen, Koma, Gehirnödem, Anoxie, zere­brale Ischämie, Azidose, paralytischer Darmverschluss, Übelkeit, Durchfall, Aggressionszu­stände, Desorientiertheit, Blässe, Unwohlsein, Miosis und anomale gastrointestinale Geräusche.


Im Rahmen von Überdosierung wurde über Todesfälle berichtet.


Behandlung der Überdosierung

Bei einer massiven Überdosierung können folgende Maßnahmen zur Anwendung kommen: Magenspülung und die Gabe von Aktivkohle. Es gibt kein spezifisches Antidot. Empfohlene supportive und symptomatische Maßnahmen schließen die Freihaltung der Atemwege und im Bedarfsfall die assistierte künstliche Beatmung ein. Wegen des Risikos der QT-Intervallverlän­gerung sollte unter konstanter Überwachung ein EKG-Monitoring durchgeführt werden. Hypotension und Kreislaufstillstand können mit Infusion von Flüssigkeit, Plasma oder Albumin sowie von Katecholaminen wie Dopamin oder Dobutamin aufgefangen werden. Extrapyra­midale Symptome sollten mit Anticholinergika (Biperiden) behandelt werden. Bei schweren anticholinergen Symptomen und Bewusstlosigkeit kann Physostigminsalicylat versucht werden (EKG-Kontrolle!).


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Neuroleptikum

ATC-Code: N05AD05


Pipamperon ist ein schwach potentes Neuroleptikum aus der Klasse der Butyrophenone. Eine Blockade von Dopaminrezeptoren in verschiedenen Bahnsystemen des zentralen Nervensys­tems wird für die Wirkung der Neuroleptika verantwortlich gemacht. Das Rezeptorbindungs­profil von Dipiperon zeigt eine 15-fach höhere Affinität zu den D4-Rezeptoren als zu den D2-Rezeptoren. Daneben besteht eine hohe Affinität zu serotonergen (5-HT2) Rezeptoren.


Das klinische Wirkprofil von Pipamperon ist charakterisiert durch sedativ-hypnotische, er­regungsdämpfende Eigenschaften. Die antipsychotische Potenz reicht im Allgemeinen zur Behandlung produktiver Symptome nicht aus.

Pipamperon ist durch seine weitgehend fehlende anticholinerge und gering ausgeprägte extrapyramidal-motorische Wirkung relativ gut verträglich.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Datenlage zu den pharmakokinetischen Eigenschaften von Pipamperon ist lückenhaft.


Resorption

Pipamperon wird schnell aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Maximale Plasmaspiegel treten nach oraler Gabe - offenbar unabhängig von der Darreichungsform - nach ca. 2 Std. auf.


Verteilung

Die menschliche Plasmaprotein-Bindungskapazität von Pipamperon ist gering und beträgt ca. 36%.


Metabolisierung

Pipamperon wird hauptsächlich durch oxidative N-Dealkylierung, Piperidin-Oxidation und Keton-Reduktion metabolisiert. Im Plasma können keine Metaboliten von Pipamperon nach­gewiesen werden.


Elimination

Es wird von einer Halbwertszeit von 17 bis 22 Stunden bei gesunden Probanden und älteren Individuen berichtet. Pipamperon wird vorwiegend in Form seiner Metaboliten über die Niere ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Nichtklinische Daten basierend auf konventionellen Studien zeigten kein spezielles Risiko von akuter und wiederholter Dosistoxizität oder Genotoxizität beim Menschen.


Akute toxikologische Wirkungen von Pipamperon betreffen vorwiegend das zentrale Nerven­system und das Herz-Kreislaufsystem (siehe Abschnitt 4.9). Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratten und Hunden ergaben keine Hinweise auf klinisch relevante toxische Effekte.


Bisherige Untersuchungen zur Mutagenität ergaben keine relevanten Hinweise auf ein muta­genes Potential von Pipamperon. Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potential von Pipamperon wurden nicht durchgeführt.


Pipamperon ist unzureichend auf reproduktionstoxische Eigenschaften untersucht. Aus Studien zur Fertilität, Embryonal- und Fetalentwicklung lässt sich ein reproduktionstoxisches Potential ableiten. In Fortpflanzungsstudien bei Nagern wurden ein genereller Abfall der reproduktiven Funktion, eine Verzögerung der skeletalen Verknöcherung und eine Steigerung skeletaler Ab­weichungen beobachtet. Studien zur Peri- und Postnatalentwicklung liegen nicht vor.


Pipamperon blockiert exprimierte HERG-Kanäle in vitro im unteren mikromolaren Kon­zentrationsbereich, der bei hochdosierter Therapie im Plasma nahezu erreicht werden kann. Diese Kanäle sind für die Repolarisation im Herz verantwortlich. Pipamperon hat daher das Potential zur Auslösung bestimmter Formen von Kammerherzrhythmusstörungen (Torsades de Pointes).

Es wurde gezeigt, dass Pipamperon in in-vitro-Studien kardiale HERG-Kanäle blockierte und das Aktionspotential bei isolierten, perfundierten Kaninchenherzen verlängerte. In in-vivo-Studien an anästhesierten Meerschweinchen, verlängerte Pipamperon nicht das QTc-Intervall und hatte keinen signifikanten Effekt auf die EKG-Morphologie.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Sorbitol (Ph. Eur.)

Glycerol

Aromastoffe

Citronensäure-Monohydrat

Saccharin-Natrium

Methyl(4-hydroxybenzoat)

Propyl(4-hydroxybenzoat)

Gereinigtes Wasser


6.2 Inkompatibilitäten


Keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


Nach Anbruch ist die Lösung noch 3 Monate haltbar.


Das Arzneimittel soll nach Ablauf des auf der Packung angegebenen Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Originalpackung:

Flaschen mit 200 ml Lösung

Klinikpackung mit

5 x 200 ml Lösung


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handha­bung


Keine besonderen Anforderungen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforde­rungen zu entsorgen.



7. Inhaber der Zulassung


Janssen-Cilag GmbH

Johnson & Johnson Platz 1

41470 Neuss

Telefon: (02137) 955-955

www.janssen-cilag.de


8. Zulassungsnummer


6762307.00.00


9. Datum der erteilung Zulassung / Verlängerung der Zulassung


27.05.2005


10. Stand der Information


Dezember 2011


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

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