Dolantin 50mg-Injektionslösung
FACHINFORMATION
1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL
Dolantin® 50 mg-Injektionslösung Dolantin® 100 mg-Injektionslösung
Dolantin® Tropfen
50 mg/ml; Tropfen zum Einnehmen, Lösung Wirkstoff: Pethidinhydrochlorid
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Dolantin 50 mg-Injektionslösung
1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält 50 mg Pethidinhydrochlorid. Dolantin 100 mg-Injektionslösung
1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 100 mg Pethidinhydrochlorid. Dolantin Tropfen
1 ml Lösung (ca. 21 Tropfen) enthält 50 mg Pethidinhydrochlorid.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Enthält Methyl-4-hydroxybenzoat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Dolantin Injektionslösung Injektionslösung.
Klare und farblose Lösung.
Dolantin Tropfen
Tropfen zum Einnehmen, Lösung.
Klare und farblose Lösung.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Starke Schmerzen.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Dolantin Injektionslösung
1 Ampulle mit 1 ml bzw. 2 ml Injektionslösung enthält 50 mg bzw. 100 mg Pethidinhydrochlorid.
Die Einzeldosis beträgt:
- bei intramuskulärer und subkutaner Applikation zwischen 25 und 150 mg Pethidinhydrochlorid und
- bei intravenöser Applikation 50 mg Pethidinhydrochlorid (entsprechend 0,7 mg Pethidinhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht).
Die Einzeldosis kann im Abstand von 3 bis 6 Stunden wiederholt werden.
Die Tagesdosis sollte 10 Ampullen zu 1 ml bzw. 5 Ampullen zu 2 ml (entsprechend 500 mg Pethidinhydrochlorid) nicht überschreiten.
Dolantin Tropfen
Die Einzeldosis liegt für Erwachsene zwischen 10 und 60 Tropfen Dolantin (entsprechend 25 bis 150 mg Pethidinhydrochlorid). Die Tagesdosis sollte 500 mg Pethidinhydrochlorid nicht überschreiten.
Eine weitere Steigerung der Einzeldosis führt nicht zu einem größeren analgetischen Effekt, sondern verstärkt lediglich die Nebenwirkungen.
Kinder und Jugendliche Dolantin Tropfen
Bei Kindern beträgt die Einzeldosis 0,6 bis 1,2 mg Pethidinhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht. Dies entspricht etwa 1 bis 2 Tropfen Dolantin pro 4 kg Körpergewicht (1 Tropfen enthält ca. 2,5 mg Pethidinhydrochlorid).
Dolantin Injektionslösungen
Über die Anwendung von Dolantin 50 mg-/100 mg-Injektionslösung bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren liegen keine Erkenntnisse zur Sicherheit der Anwendung vor. Die Injektionslösung ist aufgrund des hohen Wirkstoffgehaltes für diese Patienten nicht geeignet. Hierfür stehen Tropfen zum Einnehmen zur Verfügung.
Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen
Bei Leberinsuffizienz kann es zu einer erhöhten Konzentration von Pethidin im Blut kommen, weshalb die Dosis entsprechend zu reduzieren ist.
Bei Nierenfunktionsstörungen sind die Dosierungsintervalle zu verlängern bzw. ist die Dosis zu reduzieren, um einer Kumulation der wirksamen Stoffwechselprodukte von Pethidin vorzubeugen.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten sollte die Dosis reduziert werden (siehe Abschnitt 4.4).
Art und Dauer der Anwendung Dolantin Injektionslösung
Die Injektionslösung wird vorwiegend intramuskulär in einen möglichst großen Muskel verabreicht. Sie kann aber auch subkutan oder intravenös gegeben werden.
Die intravenöse Injektion ist betont langsam durchzuführen (d. h. über ein bis zwei Minuten), um mögliche Nebenwirkungen zu vermindern.
Dolantin Tropfen
Die Tropfen können unabhängig von den Mahlzeiten, falls erforderlich aber auch vermischt mit Speisen und Getränken eingenommen werden.
Für die Behandlung akuter Schmerzzustände genügt oftmals eine einmalige Gabe. Gegebenenfalls kann Dolantin mehrmals, und mit besonderer Vorsicht auch über mehrere Tage, angewendet werden.
Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Sollte Dolantin ausnahmsweise bei der Therapie chronischer Schmerzen eingesetzt werden, ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.
Dolantin sollte aufgrund der hohen Neurotoxizität des Hauptmetaboliten Norpethidin nicht über längere Zeit angewendet werden.
4.3 Gegenanzeigen
Dolantin darf nicht angewendet werden bei
- Überempfindlichkeit gegen Pethidin oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,
- gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach der letzten Einnahme (siehe auch Abschnitt 4.5),
- schwerer respiratorischer Insuffizienz,
Für Dolantin Injektionslösung zusätzlich:
- Kindern unter 16 Jahren, aufgrund des hohen Wirkstoffgehalts der Injektionslösungen (siehe Abschnitt 4.2).
Für Dolantin Tropfen zusätzlich:
- Kindern unter 1 Jahr,
- Überempfindlichkeit gegenüber Methyl-4-hydroxybenzoat.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Dolantin sollte nicht angewendet werden zur Behandlung von chronischen Schmerzen. Dolantin sollte nur zur Behandlung akuter Episoden von moderaten bis schweren Schmerzen angewendet werden, um sekundäre Nebenwirkungen aufgrund der Akkumulation des Metaboliten Norpethidin zu vermeiden.
Dolantin sollte nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden bei
- Abhängigkeit von Opioiden oder anderen Stoffen (z. B. Alkohol, Medikamenten),
- Bewusstseinsstörungen,
- Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion oder Krankheitszuständen, bei denen eine Dämpfung des Atemzentrums vermieden werden muss,
- Schädelhirnverletzungen oder erhöhtem Hirndruck,
- Hypotension bei Hypovolämie,
- Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen (z. B. Leberzirrhose) und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (aufgrund der Kumulation von Pethidin und/oder seines aktiven Metaboliten),
- epileptischen Anfällen in der Vorgeschichte
- Hypo- oder Hyperthyreose,
- Morbus Addison,
- supraventrikulärer Tachykardie,
- Patienten mit Erkrankungen der Prostata und Urethra (Risiko einer Urinverhaltung/Harnstauung),
- akuten abdominalen Beschwerden,
- Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren,
- älteren Patienten (Dosisreduktion empfohlen).
Abhängigkeitspotenzial und Entzugssyndrom
Dolantin besitzt ein primäres Abhängigkeitspotenzial. Bei längerem Gebrauch entwickeln sich Tachyphylaxie sowie psychische und physische Abhängigkeit. Es besteht Kreuztoleranz zu anderen Opioiden. Nach plötzlichem Beenden einer Langzeittherapie können die Symptome eines Entzugssyndroms auftreten (siehe auch Abschnitt 4.2). Solche Symptome sind z. B. psychische Symptome wie Unruhe, Ängstlichkeit, Gereiztheit, Depression bzw. vegetative Symptome wie Schwitzen, abdominelle Krämpfe, Erbrechen, Kreislaufversagen usw.
Bei Arzneimitteln mit Wirkung auf das ZNS besteht grundsätzlich die Gefahr der missbräuchlichen Verwendung. Vor Verschreibung von Dolantin an Patienten, die bereits von Alkohol oder einem Pharmakon abhängig sind oder es waren oder die zu Arzneimittelmissbrauch neigen, sollte deshalb die Indikationsstellung sorgfältig geprüft und die Verabreichung von Dolantin gewissenhaft überwacht werden.
Nach wiederholter i. m. Injektion wurden fibröse Myopathien beobachtet.
Hinweise für die Behandlung
Bei gleichzeitiger Anwendung von zentral dämpfenden Arzneimitteln wie Morphinen, Barbituraten oder Benzodiazepinen besteht ein erhöhtes Risiko von Atemdepressionen, die möglicherweise fatal verlaufen können.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Krampfanfällen in der Anamnese. Bei gleichzeitig bestehenden Nierenfunktionsstörungen sind die Dosierungsintervalle zu verlängern bzw. ist die Dosis zu reduzieren, da sonst Krampfanfälle aufgrund der Kumulation des Stoffwechselproduktes Norpethidin auftreten können. Bei Vorliegen einer Epilepsie sollte Dolantin nur zusammen mit einem Antikonvulsivum verabreicht werden.
Serotonin-Syndrom:
Pethidin sollte nicht in Kombination mit serotonergen Arzneimitteln angewendet werden, da die Gefahr eines Serotonin-Syndroms besteht (siehe Abschnitt 4.5).
Dolantin Injektionslösungen:
Nach i. v. Injektion können Atemdepressionen häufiger auftreten und schwerer verlaufen.
Exzitatorische Effekte auf das zentrale Nervensystem (Tremor, unwillkürliche Muskelzuckungen etc.) treten nach parenteraler Injektion und hoher Dosis häufiger auf.
Bei älteren Patienten kann bei i. v. Injektion auch schon bei der empfohlenen Dosierung eine kritische Hypotonie auftreten.
Die Anwendung von Dolantin kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Zudem kann es bei Missbrauch von Dolantin als Dopingmittel zu einer Gefährdung der Gesundheit kommen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Plasmakonzentrationen des Metaboliten Norpethidin können durch Ritonavir erhöht werden. Daher ist bei gleichzeitiger Anwendung Vorsicht geboten.
Der hepatische Metabolismus von Pethidin kann durch Phenytoin verstärkt werden. Die gleichzeitige Applikation kann zu einer verminderten Halbwertszeit und Bioverfügbarkeit von Pethidin und einer erhöhten Konzentration von Norpethidin führen. Folglich sollte die gleichzeitige Anwendung vorsichtig erfolgen.
Cimetidin reduziert die Clearance und das Verteilungsvolumen von Pethidin sowie die Bildung des Metaboliten Norpethidin. Folglich ist bei gleichzeitiger Applikation Vorsicht geboten.
Bei Anwendung von Dolantin und Einnahme von Alkohol oder zentraldämpfenden Pharmaka (inklusive Barbituraten) kommt es zu einer gegenseitigen Verstärkung und Verlängerung der Wirkungen auf das Zentralnervensystem (z. B. Sedierung und Atemdepression). Deshalb ist bei gleichzeitiger Anwendung Vorsicht geboten.
Die gleichzeitige Anwendung von Pethidin und Phenothiazinen kann das Risiko einer Hypotension erhöhen.
Bei Anwendung von Dolantin und Dauertherapie mit Phenobarbital kommt es zu einer erhöhten Verstoffwechselung von Pethidin. Ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko ist dabei nicht auszuschließen.
Die Anwendung von Pethidin zusammen mit partiellen Opioid-Rezeptorantagonisten (Pentazocin, Nalbuphin und Buprenorphin) kann zu einem reduzierten analgetischen Effekt und zu Entzugssymptomen aufgrund des kompetitiven Rezeptorantagonismus führen.
Vorsicht ist geboten bei der Kombination mit anderen stark wirkenden Schmerzmitteln und Arzneimitteln, die die Krampfschwelle senken.
Bei Vormedikation mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor Opioid-Applikation sind lebensbedrohende Wechselwirkungen auf Zentralnervensystem, Atmungs- und Kreislauffunktion mit Pethidin beobachtet worden: Ein Serotonin-Syndrom mit Unruhe, Hyperthermie, Diarrhö, Tachykardie, Schwitzen, Tremor und Bewusstseinsstörungen und ein Syndrom, ähnlich dem einer Opioid-Überdosierung, mit Koma, schwerer Atemdepression und Hypotension wurden berichtet.
Über das Auftreten eines Serotonin-Syndroms wurde auch bei gleichzeitiger Anwendung von Pethidin mit anderen serotonergen Arzneimitteln, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs) oder Johanniskraut-Präparaten (Hypericum perforatum), berichtet (siehe Abschnitt 4.4).
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Die Anwendung von Dolantin während der Schwangerschaft und unter der Geburt wird nicht empfohlen, da nur unzureichende Erfahrungen vorliegen. Bisher sind keine Anzeichen für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko beim Menschen beobachtet worden.
Eine chronische Anwendung von Pethidin sollte während der gesamten Schwangerschaft vermieden werden, da sie beim Kind zur Gewöhnung und nach der Geburt zu Entzugserscheinungen führen kann. Unter der Geburt sollte nur die intramuskuläre Applikation in der niedrigstmöglichen Dosis erfolgen. Pethidin vermindert nicht die normale Kontraktion des Uterus.
Nach Gabe von Pethidin unter der Geburt
- kann es beim Neugeborenen zu Atemdepression, niedrigerer Herzfrequenz und abgeschwächten verhaltensneurologischen Funktionen einschließlich Schwierigkeiten beim Füttern kommen, da Pethidin die Plazenta passiert (dieser Effekt ist dosis- und zeitabhängig),
- wurden ein beeinträchtigtes Verhalten sowie EEG-Veränderungen des Neugeborenen bis zu sechs Tage nach der Geburt beobachtet und
- kann bei Risikokindern die Überlebensfähigkeit zusätzlich herabgesetzt sein.
Das Neugeborene ist deshalb so lange zu überwachen, bis keine wesentliche Beeinträchtigung der Atmung mehr zu erwarten ist (wenigstens jedoch 6 Stunden). Je nach klinischem Bild (speziell unter Beachtung der verminderten Atmung nach der Geburt) wird beim Neugeborenen die Gabe von Opiatantagonisten (z. B. Naloxon) empfohlen.
Aus bisher vorliegenden Erfahrungen beim Menschen mit circa 270 im 1. Trimester exponierten Schwangerschaften haben sich keine Anhaltspunkte für ein teratogenes Risiko ergeben. Eine mögliche Assoziation mit dem Auftreten von Inguinalhernien ist nicht auszuschließen.
Stillzeit
Pethidin und sein Metabolit Norpethidin gehen in die Muttermilch über. Bei wiederholter Anwendung von Dolantin sollte nicht gestillt werden, da es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen beim gestillten Kind kommen kann, die verzögert auftreten und Tage bis Wochen anhalten können. Deshalb muss unter Berücksichtigung des Nutzens des Stillens für das Kind als auch des Nutzens der Behandlung für die Mutter entschieden werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Pethidin beendet wird.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Der Patient ist darauf hinzuweisen, dass bei Anwendung von Dolantin aufgrund eingeschränkter Aufmerksamkeit und Verwirrtheit die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen nicht mehr gegeben ist.
4.8 Nebenwirkungen
Systemorganklasse |
Häufig (> 1/100 bis < 1/10) |
Häufigkeit nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) |
Erkrankungen des Immunsystems |
Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxie, unter Umständen bis zum lebensbedrohlichen Schock), Hypotension und/oder Tachykardie, Flush, Schwitzen und Pruritus infolge Histaminfreisetzung | |
Psychiatrische Erkrankungen |
Verwirrtheit, Stimmungsveränderungen (meist gehobene Stimmung, gelegentlich Dysphorie), Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. hinsichtlich des Entscheidungsverhaltens sowie Wahrnehmungsstörungen). In diesem Zusammenhang können z. B. Erregungszustände, Wahnvorstellungen, Halluzinationen usw. auftreten.1-1 |
Orientierungslosigkeit, Delirium, Arzneimittelabhängigkeit, Entzugssyndrom |
Erkrankungen des Nervensystems |
Sedierung, Schwindel |
Tremor, unwillkürliche Muskelbewegungen, Krampfanfälle (insbesondere bei höherer Dosierung, eingeschränkter Nierenfunktion und [z. B. medikamentös bedingter] erhöhter Krampfbereitschaft) |
Augenerkrankungen |
Miosis (vor allem nach rascher intravenöser Applikation) | |
Herzerkrankungen |
Tachykardie, Bradykardie | |
Gefäßerkrankungen |
Hypotensive Kreislaufreaktionen | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
Atemdepression2) |
Bronchospasmus, Singultus (jeweils vor allem nach rascher intravenöser Applikation) |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Übelkeit, Erbrechen (jeweils vor allem nach rascher intravenöser Applikation), Obstipation (aufgrund einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur im Gastrointestinalbereich insbesondere bei längerer Anwendung), trockener Mund | |
Leber- und Gallenerkrankungen |
Kontraktion der Gallenwege |
Systemorganklasse |
Häufig (> 1/100 bis < 1/10) |
Häufigkeit nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
Miktionsbeschwerden (aufgrund einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur im Harnwegsbereich insbesondere bei längerer Anwendung) | |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Tachyphylaxie. Bei i. v. Injektion: Schmerzen, Hautrötung und Quaddelbildung entlang der betroffenen Vene. Bei i. m. Injektion: Muskelnekrosen, Nervenschädigungen. |
1) Die vielfältigen psychischen Nebenwirkungen treten hinsichtlich Stärke und Art individuell
unterschiedlich (je nach Persönlichkeit und Medikationsdauer) in Erscheinung.
2) In äquianalgetischen Dosen bewirkt Pethidin eine etwa gleich stark ausgeprägte Atemdepression wie
Morphin. Dies kann zu einem Anstieg der CO2-Konzentration mit nachfolgender Steigerung des Hirndrucks führen, weshalb Dolantin bei erhöhtem intrakraniellem Druck nicht angewendet werden sollte, siehe auch Abschnitt 4.4.
Dolantin Tropfen
Methyl-4-hydroxybenzoat (Paraben) kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de
anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Typische Überdosierungssymptome sind Miosis und Atemdepression bis hin zum Atemstillstand. Im Weiteren kann es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Blutdruckabfall, Tachykardie, Schwindel, Muskelzuckungen, Temperaturanstieg, Delirium und bei zunehmender Hypoxämie zu Mydriasis kommen. Bei starker Überdosierung, vor allem nach i. v. Applikation, kann es zum Atemstillstand, Kreislaufstillstand und Tod kommen.
Diese Wirkungen können durch die Gabe eines Opiatantagonisten (z. B. Naloxon) aufgehoben werden. Dieser ist vorsichtig in wiederholten kleinen Dosen zu verabreichen, da dessen Wirkdauer kürzer ist als die des Pethidins.
Weitere Maßnahmen sind
- bei oraler Aufnahme primäre Giftentfernung durch Magenspülung und Resorptionsverminderung durch Kohlegabe,
- Kreislaufstabilisierung durch Elektrolytinfusionen sowie Verbesserung der Atemfunktion durch Sauerstoffinhalationen und kontrollierte Beatmung.
Es sollte immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation gedacht werden (Alkohol, psychoaktive Substanzen; bei Suizidversuch).
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, Opioide, Phenylpiperidin-Derivat,
ATC-Code: N02AB02.
Pethidin ist ein Phenylpiperidin-Derivat mit opiatagonistischen Eigenschaften. Es zeigt eine ausgeprägte Affinität zu My-Rezeptoren, während sie für Delta- und Kappa-Rezeptoren gering ist. Pethidin wirkt stark analgetisch, antitussiv, sedierend und atemdepressiv. Es senkt den Blutdruck und erhöht die Herzfrequenz.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Gabe von 25 mg Pethidinhydrochlorid wurden maximale Plasmakonzentrationen von 100 bis 200 ng/ml, nach intramuskulärer Gabe vergleichbare maximale Plasmakonzentrationen innerhalb von 15 Minuten erreicht. Die Resorptionshalbwertszeit betrug dabei 7 bis 18 Minuten, und die Bioverfügbarkeit lag bei 93 bis 98 %.
Bei oraler Gabe betrug die Resorptionshalbwertszeit 11 bis 60 Minuten. Nach einer Dosis von 100 mg Pethidinhydrochlorid wurde ein Cmax-Wert von 170 ng/ml nach 1 bis 2 Stunden festgestellt. Bei dieser Applikationsweise lag, bedingt durch den ausgeprägten First-Pass-Effekt bei der ersten Leberpassage, die Bioverfügbarkeit nur zwischen 48 und 63 %. Die Cmax-Werte des Hauptmetaboliten Norpethidin wurden 2 bis 8 Stunden nach den maximalen Pethidinkonzentrationen erreicht. Nach oraler Gabe von 1,6 mg Pethidinhydrochlorid pro kg KG lagen sie bei 102 ng/ml. Die Norpethidinkonzentration blieb mehrere Stunden auf einem Maximalplateau und fiel dann langsam ab.
Die Plasmaeiweißbindung von Pethidin liegt zwischen 37 und 73 %.
Hauptmetaboliten des Pethidins sind das pharmakologisch aktive Norpethidin sowie die durch Hydrolyse von Pethidin und Norpethidin entstehenden Carbonsäuren, die zum größten Teil in konjugierter Form ausgeschieden werden. Weitere, nur in geringeren Mengen auftretende Metaboliten sind Pethidin-N-oxid, 4-Hydroxypethidin, Norpethidin-N-oxid und N-Hydroxynorpethidin.
Für Pethidin wurde eine Plasmahalbwertszeit von 3,2 bis 8 Stunden gemessen, während sie für Norpethidin 8 bis 12 Stunden betrug.
Pethidin und seine Metaboliten werden überwiegend renal ausgeschieden. So fand man im 24-Stunden-Sammelharn 65,4 % der Dosis wieder.
Im 24-Stunden-Sammelharn konnten 5 bis 10 % Pethidin, 7 bis 13 % Norpethidin, 5 bis 7 % freie Pethidinsäure, 13 % Pethidinsäureglukuronid, 4 bis 10,5 % Norpethidinsäure und 16 % Norpethidinsäureglukuronid wiedergefunden werden.
Bei Nierenfunktionsstörungen kann Norpethidin kumulieren und schwere Nebenwirkungen (Krampfanfälle) verursachen.
Pethidin passiert praktisch ungehindert die Plazentaschranke und tritt auch in die Muttermilch über.
Bei Neugeborenen wurde für Pethidin mit 6,5 bis 39 Stunden eine Plasmahalbwertszeit gemessen, die 2- bis 7-mal länger war als bei Erwachsenen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die LD50 bei der Maus liegt zwischen 165 und 193 mg/kg KG, bei der Ratte zwischen 167 und 240 mg/kg KG und beim Kaninchen zwischen 380 und 660 mg/kg KG (siehe auch 4.9).
Weitere präklinische Daten in Bezug auf akute und chronische Toxizität, als die bereits in anderen Abschnitten dieser Fachinformation beschriebenen, liegen nicht vor.
Untersuchungen zum Nachweis von Genmutationen liegen nicht vor. In-vivo-Untersuchungen ergaben deutliche Hinweise auf chromosomenbrechende Eigenschaften von Pethidin. Daher besteht der Verdacht einer mutagenen Wirkung im Menschen.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial liegen nicht vor.
Bei einmaliger Injektion von Pethidin in der Frühträchtigkeit beim Hamster sind ab der niedrigsten geprüften Dosis von 127 mg/kg KG Fehlbildungen des Schädels (Cranioschisis) aufgetreten.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Dolantin Injektionslösungen Wasser für Injektionszwecke.
Dolantin Tropfen
Gereinigtes Wasser, Betainhydrochlorid, Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) (Paraben) als Konservierungsmittel.
6.2 Inkompatibilitäten
Dolantin Injektionslösungen
Dolantin 50 mg-/100 mg-Injektionslösung darf mit Ausnahme isotonischer Natriumchloridlösung grundsätzlich nicht zusammen mit anderen Arzneimitteln vermischt verabreicht werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Dolantin Injektionslösungen 5 Jahre.
Dolantin Tropfen 3 Jahre
Nach Anbruch der Flasche sind Dolantin Tropfen 6 Monate haltbar.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
Dolantin Injektionslösungen
Die Injektionslösungen sind zur einmaligen Anwendung bestimmt. Eine eventuell verbleibende Restmenge ist zu verwerfen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Dolantin 50 mg-lnjektionslösung Packung mit 20 Ampullen zu je 1 ml Klinikpackung mit 96 Ampullen zu je 1 ml Klinikpackung mit 100 Ampullen zu je 1 ml
Dolantin 100 mg-Iniektionslösung Packung mit 5 Ampullen zu je 2 ml Packung mit 6 Ampullen zu je 2 ml Packung mit 20 Ampullen zu je 2 ml Klinikpackung mit 96 Ampullen zu je 2 ml Klinikpackung mit 100 Ampullen zu je 2 ml
Dolantin Tropfen
Packung mit 1 Flasche zu 20 ml Lösung Packung mit 5 Flaschen zu 20 ml Lösung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Hinsichtlich der sicheren Lagerung, der Dokumentation und der Entsorgung sind die Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) zu beachten.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH 65926 Frankfurt am Main
Postanschrift:
Postfach 80 08 60 65908 Frankfurt am Main
Telefon: (01 80) 2 22 20 101
Telefax: (01 80) 2 22 20 111
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Dolantin 50 mg-Iniektionslösung 6461631.01.00
Dolantin 100 mg-Iniektionslösung
6461631.00. 00
Dolantin Tropfen
6820849.00. 00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN
Dolantin 50 mg-Injektionslösung
Datum der Erteilung der Zulassung: 31.03.1999
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 07.09.2007
Dolantin 100 mg-Injektionslösung
Datum der Erteilung der Zulassung: 31.03.1999
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 07.09.2007
Dolantin Tropfen
Datum der Erteilung der Zulassung: 19.08.2002
10. STAND DER INFORMATION
September 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig, Betäubungsmittel.
11
0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).