Erythrocin-I.V.500mg
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Erythrocin®-i.v. 500 mg
Erythrocin®-i.v. 1,0 g
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Erythromycinlactobionat
Erythrocin-i. v. 500 mg:
1 Durchstechflasche enthält 744 mg Erythromycinlactobionat als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (entspricht 500 mg Erythromycin).
Erythrocin-i. v. 1,0 g:
1 Durchstechflasche enthält 1492,5 mg Erythromycinlactobionat als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (entspricht 1000 mg Erythromycin).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Erythrocin-i.v. ist angezeigt zur Therapie von akuten und chronischen Infektionen, die durch Erythromycin-empfindliche Krankheitserreger verursacht werden, wenn aufgrund des Schweregrades der Infektion hohe Serumkonzentrationen des Antibiotikums wünschenswert sind oder eine orale Behandlung nicht möglich ist.
- Infektionen der tiefen Atemwege:
- Bronchitis.
- Pneumonie, insbesondere Chlamydia-trachomatis-Pneumonie, Chlamydia-pneumoniae-Pneumonie, Legionellen-Pneumonie und Mykoplasmen-Pneumonie.
- Infektionen im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich: Otitis media, Sinusitis, Pharyngitis,
Tonsillitis, Laryngitis.
Weitere Indikationen Erythrocin-i.v. 500 mg
- Akute Salpingitis, verursacht durch Neisseria gonorrhoeae, als Alternative zu Penicillin bei einer Penicillinallergie.
- Infektionen der Haut.
- Keuchhusten und Keuchhustenprophylaxe.
Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Erythrocin-i.v. zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung für Erythromycinlactobionat beträgt sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern 15 - 20 mg Erythromycin pro kg Körpergewicht täglich.
Dosierung für Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre
Die Tagesdosis für Erwachsene und Jugendliche beträgt für die meisten Infektionen 15 - 20 mg Erythromycin/kg Körpergewicht (im Allgemeinen 1 - 2 g Erythromycin), verteilt auf 3 - 4 Einzelgaben. Indikationsabhängig kann die Dosis bis auf 4 g Erythromycin gesteigert werden.
Dosierung für Säuglinge und Kinder bis 12 Jahre
Die Tagesdosis für Säuglinge und Kinder bis 12 Jahre beträgt für die meisten Infektionen 15 - 20 mg Erythromycin/kg Körpergewicht, verteilt auf 3 - 4 Einzelgaben. Indikationsabhängig kann die Dosis bis auf das Doppelte gesteigert werden.
In der Pädiatrie wird alternativ eine Dosis von täglich 300 - 600 mg Erythromycin/m2Körperoberfläche, verteilt auf 3 - 4 Einzelgaben, verwendet.
Spezielle Dosierungsempfehlungen:
Akute Salpingitis, verursacht durch Neisseria gonorrhoeae
4 x täglich 0,5 g Erythromycin-i.v. Gegebenenfalls Umstellung auf orale Therapie. Die Gesamttherapiedauer sollte 7 Tage betragen. 3 - 4 Tage nach Therapieende sollte eine bakteriologische Kontrolluntersuchung durchgeführt werden.
Anwendung bei älteren Patienten
Keine besonderen Hinweise zur Dosierung bei älteren Patienten.
Hinweise zur Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bei mäßig bis stark eingeschränkter Nierenfunktion (ab einer Serumkreatinin-Konzentration über 180 µmol/I oder 2,0 mg/dl bis zum Nierenversagen mit Anurie) beträgt die Tagesdosis für Jugendliche über 14 Jahre und Erwachsene maximal 2 g Erythromycinbase. Diese Tagesdosis sollte nicht überschritten werden.
Erythromycin ist nicht hämo- oder peritoneal-dialysierbar. Bei Patienten, die regelmäßig dialysiert werden, ist eine zusätzliche Dosis vor oder nach dem Dialysevorgang daher nicht erforderlich.
Art der Anwendung
Zur intravenösen Anwendung.
Vor der Anwendung ist eine Infusionslösung herzustellen, siehe Abschnitt 6.6 "Hinweise für die Handhabung".
Erythrocin-i.v. darf nur intravenös verabreicht werden. Die intraarterielle Injektion ist streng kontraindiziert. Sie kann zu Gefäßspasmen mit Ischämie führen. Auch die intramuskuläre Applikation ist kontraindiziert.
Eine Einzeldosis sollte über einen Zeitraum von 60 Minuten infundiert werden. Dies entspricht bei 100 ml Infusionslösung ca. 35 Tropfen/Minute, bei 250 ml Infusionslösung 85 - 90 Tropfen/Minute und bei 500 ml Infusionslösung 170 - 180 Tropfen/Minute.
Dauer der Anwendung
Im Allgemeinen kann der Patient nach 2- bis 7-tägiger intravenöser Behandlung auf eine orale Therapie umgestellt werden.
Im Interesse eines nachhaltigen Therapieerfolges sollte auch nach Abklingen der Krankheitssymptome die Therapie mit Erythromycin über weitere 2 - 3 Tage fortgesetzt werden.
Es wird empfohlen, zu Beginn der Behandlung und dann in Abständen von 14 Tagen ein Antibiogramm durchführen zu lassen. Langfristig oder bei Wiederholungsbehandlungen sollte Erythrocin-i.v. nur bei strenger Indikationsstellung und fortlaufender Überwachung durch den Arzt (zur frühzeitigen Erkennung eventueller Nebenwirkungen, wie z. B. Pilzinfektionen) verwendet werden.
Streptococcus pyogenes: Bei der Therapie von Infektionen mit Streptococcus pyogenes ist aus Vorsorglichkeit eine Mindesttherapiedauer von 10 Tagen angezeigt, um Spätkomplikationen (z. B. rheumatisches Fieber, rheumatische Karditis, Glomerulonephritis) vorzubeugen.
4.3 Gegenanzeigen
Erythrocin-i.v. darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Makrolid-Antibiotika.
- Überempfindlichkeit gegen einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Bei gleichzeitiger Einnahme von Erythromycin und bestimmten Antihistaminika, wie Terfenadin sowie Astemizol, oder auch Wirkstoffen wie Cisaprid oder Pimozid kann es zu QT-Intervall-Verlängerungen im EKG und unter Umständen zu lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien (Torsades de pointes) kommen.
- gleichzeitiger Einnahme von Ergotamin oder Dihydroergotamin.
Erythrocin-i.v. darf nicht bei einer angeborenen oder erworbenen QT-Intervall-Verlängerung angewendet werden.
Erythrocin-i.v. darf nicht mit Arzneimitteln, die ebenfalls zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen können, wie z. B. Antiarrhythmika der Klassen IA und III, angewendet werden.
Erythrocin-i.v. darf nicht bei Störungen des Elektrolythaushaltes und hier besonders bei einer Hypokaliämie und Hypomagnesiämie angewendet werden.
Erythrocin-i.v. darf nicht bei einer klinisch relevanten Bradykardie und bei anderen klinisch relevanten Herzrhythmusstörungen (z. B. ventrikuläre Arrhythmie) oder bei schwerer dekompensierter Herzinsuffizienz (NYHA IV) angewendet werden.
Eine Kreuzallergie mit anderen Makrolid-Antibiotika kann bestehen.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Zur Anwendung und Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion siehe Abschnitt 4.2 "Dosierung, Art und Dauer der Anwendung".
Erythromycinlactobionat darf bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung gegeben werden.
Bei Patienten mit Myasthenia gravis kann Erythromycin zu einer Exazerbation der Myasthenia gravis führen (siehe Abschnitt 4.8).
Rhabdomyolyse mit oder ohne Beeinträchtigung der Nierenfunktion wurde in schwer kranken Patienten beobachtet, die Erythromycin und gleichzeitig Lovastatin einnehmen. Daher sollten bei Patienten, die gleichzeitig Lovastatin einnehmen, die Werte für die Kreatinkinase und Serumtransaminase eng überwacht werden.
Anwendung bei Kindern
Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte der empfohlene Dosisbereich, abhängig vom Krankheitsbild und -verlauf, genau eingehalten werden, damit keine Leberschädigung durch eine Überdosierung auftreten kann (s. a. Dosierungsrichtlinie für Dosierung für Säuglinge und Kinder bis 12 Jahre im Abschnitt "Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung").
Es liegen Hinweise auf ein mögliches Risiko für die Ausbildung einer Pylorusstenose bei Säuglingen vor, die in den ersten Lebenswochen mit Erythromycin behandelt wurden. Eine Keuchhustenprophylaxe sollte daher in den ersten Lebenswochen vermieden werden. Eine Keuchhustentherapie sollte nur unter ärztlicher Überwachung auf die Ausbildung einer Pylorusstenose erfolgen. Die Eltern sollten über die klinischen Anzeichen einer Pylorusstenose informiert werden.
Vorsichtsmaßnahmen bei gleichzeitiger Einnahme hormonaler Kontrazeptiva ("Pille“)
In seltenen Fällen kann unter der Therapie mit Erythromycin und seinen Derivaten die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkungen von oralen hormonalen Kontrazeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.
Langzeitanwendung oder Verwendung hoher Dosen
Bei einer Therapiedauer länger als 3 Wochen wird eine regelmäßige Kontrolle des Blutbildes, der Leber- und Nierenfunktionswerte empfohlen.
Eine längerfristige und/oder wiederholte Anwendung von Erythrocin-i.v. kann zu einer Neu- oder Zweitinfektion mit erythromycinresistenten Bakterien oder Sprosspilzen führen. Auf Zeichen einer möglichen Folgeinfektion mit solchen Erregern ist zu achten. Folgeinfektionen müssen entsprechend behandelt werden.
Im Falle von anhaltenden und schweren Durchfällen und Koliken
Bei Auftreten von schweren, anhaltenden, manchmal blutig-schleimigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen während oder nach der Therapie mit Erythromycin kann sich dahinter eine ernst zu nehmende schwere pseudomembranöse Enterokolitis (meist verursacht durch Clostridium difficile) verbergen, die sofort behandelt werden muss. Diese durch eine Antibiotika-Therapie ausgelöste Darmerkrankung kann lebensbedrohlich sein (siehe auch Abschnitt 4.8 "Nebenwirkungen").
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie)
Hier muss die Behandlung mit Erythrocin-i.v. sofort abgebrochen werden und die entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Antihistaminika, Kortikosteroide, Sympathomimetika und ggf. Beatmung) müssen eingeleitet werden (siehe auch Abschnitt 4.8. "Nebenwirkungen").
Weitere Vorsichtshinweise
Jede Anwendung von Antibiotika kann zur Vermehrung von Erregern führen, die gegen das eingesetzte Arzneimittel resistent sind.
Bei der gleichzeitigen Anwendung von Erythrocin-i.v. mit Antiarrhythmika oder anderen Medikamenten, die zu QT-Intervall-Verlängerungen führen können, ist Vorsicht geboten.
Treten unter Therapie mit Erythrocin-i.v. Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen auf, die Zeichen von Arrhythmien sein können, ist umgehend eine Untersuchung des Patienten einschließlich EKG und Bestimmung des QTc-lntervalls einzuleiten.
Bei Risikofaktoren für Elektrolytstörungen, wie Diuretika-/Laxantienmedikation, Erbrechen, Durchfall, Anwendung von Insulin in Notfallsituationen, Nierenerkrankungen oder anorektischen Zuständen, sind adäquate Laborkontrollen und ggf. ein entsprechender Elektrolytausgleich durchzuführen.
Erythrocin-i.v. kann die Katecholamin-Bestimmung im Urin verfälschen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Begleitmedikationen, die das QT-Intervall signifikant verlängern, stellen eine Kontraindikation für eine Behandlung mit Erythrocin-i.v. dar. Zu diesen Arzneimitteln zählen:
Antiarrhythmika der Klassen Ia und III
Neuroleptika
tri- und tetrazyklische Antidepressiva
Antibiotika (einige Fluorchinolone, Imidazol-Antimykotika und Antimalariamittel)
einige Zytostatika (z. B. Arsentrioxid)
einige nichtsedierende Antihistaminika (z. B. Astemizol, Terfenadin, Ebastin)
sonstige (z. B. Methadon, Budipin).
Die Wechselwirkungen von Erythromycin mit anderen Arzneistoffen basieren hauptsächlich auf einer Beeinflussung des Metabolismus in der Leber. Häufiger Mechanismus ist hierbei die Blockierung des Multienzymsystems P-450 durch die Bildung eines stabilen Komplexes von Erythromycin mit diesem Enzymsystem.
Erythrocin-i.v. sollte nicht mit Chloramphenicol, Clindamycin oder Lincomycin kombiniert werden, da ein antagonistischer Effekt möglich ist. Das Gleiche trifft für die Kombination von Erythrocin-i.v. mit Streptomycin, Tetracyclinen sowie Colistinzu. Zwischen Erythromycin und Lincomycin bzw. Erythromycin und Clindamycin besteht eine partielle Kreuzresistenz der Erreger.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Erythrocin-i.v. und Theophyllinkönnen die Theophyllin-Konzentrationen im Blut erhöht sein, sodass Nebenwirkungen durch Theophyllin auftreten können. Dasselbe trifft auch für die gleichzeitige Gabe von Erythrocin-i.v. und Carbamazepin, Clozapinbzw. Phenytoinoder Valproinsäurezu. In entsprechenden Fällen sollten daher die Theophyllin- bzw. Carbamazepin-, Clozapin-, Phenytoin- oder Valproinsäure-Konzentrationen kontrolliert und gegebenenfalls eine Dosisanpassung vorgenommen werden. Weiterhin wurde berichtet, dass die gleichzeitige Anwendung von Erythromycin und Theophyllin zu einer Erniedrigung der Erythromycin-Blutspiegel in den subtherapeutischen Bereich führen kann.
Erythrocin-i.v. kann die nephrotoxischen Wirkungen von Ciclosporin A - vor allem bei Niereninsuffizienz - verstärken.
Die Elimination folgender Arzneistoffe kann durch die gleichzeitige Anwendung von Erythrocin-i.v. verzögert werden, sodass es zu einer Wirkungsverstärkung dieser Medikamente kommen kann: Alfentanil, Bromocriptin, Cilostazol, Chinidin und Disopyramid, Felodipin, Methylprednisolon, Alprazolam, Midazolam bzw. Triazolam (sowie verwandte Benzodiazepine), Tacrolimus (FK 506), Sildenafil, Vinblastin, Zopiclon sowie Antikoagulantien vom Cumarintyp.
Bei gleichzeitiger Gabe von Erythromycin und bestimmten Protease-Inhibitoren(wie z. B. Ritonavir) wurde eine Hemmung des Abbaus von Erythromycin beobachtet.
Bei gleichzeitiger Gabe von Erythromycin und Omeprazolwird die Bioverfügbarkeit beider Arzneimittel im Körper deutlich erhöht.
Die gleichzeitige Anwendung von Erythromycin und Cimetidinführt zu einer Erhöhung der Erythromycin-Konzentration im Blut.
Post-Marketing-Berichte weisen darauf hin, dass die gleichzeitige Anwendung von Erythromycin und Dihydroergotaminoder nichthydrierten Mutterkornalkaloidenmit akuter Vergiftung, charakterisiert durch Vasospasmus und Ischämien in den Extremitäten und anderen Geweben einschließlich des zentralen Nervensystems, assoziiert ist. Die gleichzeitige Einnahme von Erythromycin und einem dieser Wirkstoffe ist kontraindiziert (siehe 4.3 "Gegenanzeigen").
Bei Patienten unter Digoxin-Therapie kann Erythromycin zur Erhöhung der Digoxin-Konzentrationen führen.
Erythromycin erhöht die Konzentrationen bestimmter HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren. Sehr selten wurde unter Statin- (wie z. B. Lovastatin- oder Simvastatin) Therapie und gleichzeitiger Gabe von Erythromycin eine Rhabdomyolyse beobachtet.
Sehr selten wurden bei AIDS-Patienten, die gleichzeitig Erythromycin (i.v.) und Pentamidin (i.v.) erhielten, bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen (Torsades de pointes) beobachtet.
Es liegen Post-Marketing-Berichte von Colchicin-Vergiftungen bei gleichzeitiger Einnahme von Erythromycin und Colchicin vor.
Tabelle: Wechselwirkungen von Erythromycin mit anderen Mitteln
anderes Medikament |
Folge der Wechselwirkung |
Alfentanil Alprazolam Bromocriptin Carbamazepin Chinidin Ciclosporin Cilostazol Clozapin Cumarinderivate (z. B. Warfarin) Disopyramid Felodipin Methylprednisolon Midazolam Phenytoin Sildenafil Tacrolimus (FK 506) Theophyllin Triazolam Valproinsäure Zopiclon |
Wirkungsverstärkung bzw. Auftreten toxischer Effekte als Folge einer verminderten Elimination |
Theophyllin |
Wirkungsverstärkung bzw. Auftreten toxischer Effekte als Folge einer verminderten Elimination und Erniedrigung der Erythromycin-Blutspiegel in den subtherapeutischen Bereich |
anderes Medikament |
Folge der Wechselwirkung |
Astemizol Cisaprid Pimozid Terfenadin |
kardiale Reizleitungsstörungen und bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen (Torsades de pointes und andere ventrikuläre Arrhythmien), Herzstillstand, Tod |
Pentamidin (i.v.)/Erythromycin (i.v.) |
Auftreten von Torsades de pointes (Einzelfälle) |
Digoxin |
Erhöhung der Bioverfügbarkeit des Digoxins |
Cimetidin |
Erhöhung der Bioverfügbarkeit des Erythromycins |
Protease-Inhibitoren (z. B. Ritonavir) |
Erhöhung der Bioverfügbarkeit des Erythromycins |
Omeprazol |
Erhöhung der Bioverfügbarkeit von Erythromycin und Omeprazol |
Ergotamin-Präparate |
verstärktes Risiko einer ischämischen Reaktion (selten) |
Statine, z. B. Lovastatin, Simvastatin |
Verstärkung der Rhabdomyolyse, die durch Statine (wie z. B. Lovastatin oder Simvastatin) ausgelöst werden kann |
Orale Antikontrazeptiva (Pille) |
in Einzelfällen kann die Sicherheit der ("Pille") empfängnisverhütenden Wirkung in Frage gestellt sein |
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
In tierexperimentellen Studien zeigte Erythromycin keine teratogenen Effekte (siehe 5.3). Es gibt keine adäquaten kontrollierten Studien an Schwangeren. Nach Beobachtungsstudien am Menschen wurde jedoch über kardiovaskuläre Fehlbildungen berichtet, wenn die Schwangeren während der Frühschwangerschaft Erythromycin-haltigen Arzneimitteln ausgesetzt waren.
Erythromycin passiert die Plazenta; die Plazentagängigkeit ist jedoch gering und die fetalen Plasmaspiegel sind üblicherweise niedrig. Im Nabelschnurblut werden Konzentrationen bis 20% der entsprechenden mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht.
Bei Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit müssen Nutzen und Risiko sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Erythromycin sollte bei Schwangeren nur dann angewendet werden, wenn es unbedingt notwendig ist.
Stillzeit
Der Wirkstoff geht zu etwa 50% in die Muttermilch über und kann beim Säugling Magen-Darm-Störungen, aber möglicherweise auch die Ausbildung einer Pylorusstenose verursachen. Weiterhin ist eine Sensibilisierung oder eine Sprosspilzbesiedlung möglich.
Vor einer Anwendung in der Stillzeit müssen daher Nutzen und Risiko sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Nach den bisherigen Erfahrungen hat Erythrocin-i.v. keinen Einfluss auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Durch das Auftreten von Nebenwirkungen kann jedoch ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden.
4.8 Nebenwirkungen
Erkrankungen des Immunsystems
Allergische Hautreaktionen wie Hautrötung und urtikarielles Exanthem sind gelegentlich (≥ 0,1% - < 1%) beobachtet worden. Selten (≥ 0,01% - < 0,1%) treten Quincke-Ödem, Gelenkschwellungen und Arzneimittelfieber auf.
Sehr selten (< 0,01%) kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der entsprechende Notfallmaßnahmen erfordert. Diese Reaktionen treten teilweise schon bei Erstanwendung auf.
Sehr selten (< 0,01%) ist im zeitlichen Zusammenhang mit einer Erythromycin-Therapie über schwere Hauterscheinungen (Erythema exsudativum multiforme) mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen bis hin zu einem Stevens-Johnson-Syndrom oder einer toxisch-epidermalen Nekrolyse (vor allem bei Kindern aller Altersstufen) berichtet worden.
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
Magen-Darm-Störungen in Form von Anorexie, Brechreiz, Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Krämpfen, weichen Stühlen oder Durchfall können häufig (≥ 1% - < 10%) auftreten und sind meistens leichter Natur. Diese Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Bei empfindlichen Patienten können besonders nach höheren Einzelgaben Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Sehr selten (< 0,01%) kann es nach Gabe von Erythrocin-i.v. bei Kindern zu einer spastisch-hypertrophischen Pylorusstenose kommen.
Treten während oder in den ersten Wochen nach Behandlung mit Erythrocin-i.v. schwere, anhaltende Durchfälle auf, so ist an eine pseudomembranöse Kolitis, meist ausgelöst durch Clostridium difficile, zu denken.
Leber- und Gallenerkrankungen
Die Anwendung von Erythrocin-i.v. führt gelegentlich (≥ 0,1% - < 1%) zu einem Anstieg bestimmter Leberenzyme (GPT, GOT, LDH, AP, γ-GT) als Ausdruck einer leichten Leberzellschädigung. Sehr selten (< 0,01%) wurden Hepatitis (hepatozellulär und/oder cholestatisch mit und ohne Ikterus), Hepatomegalie und Leberversagen beschrieben.
Die länger dauernde Therapie (2 - 3 Wochen) mit Erythrocin-i.v. kann selten (≥ 0,01% - < 0,1%) infolge einer Sensibilisierung zu einer intrahepatischen Cholestase bzw. zu einem cholestatischen Ikterus, z. T. mit kolikartigen Leibschmerzen, besonders bei schon vorher bestehender Leberschädigung, bei Wiederholungsbehandlungen und bei Allergikern, führen. Begleitsymptome einer Cholestase können u. a. Brechreiz, Erbrechen, Urtikaria, Eosinophilie, Fieber und Bauchkrämpfe sein.
Diese Reaktionen können schon bei Erstanwendung von Erythrocin-i.v. auftreten. Die Gefahr des Auftretens steigt durch eine wiederholte Anwendung bzw. bei einer länger als 10 Tage andauernden Therapie.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Im Zusammenhang mit einer Erythromycin-Therapie ist sehr selten (< 0,01%) eine Pankreatitis beobachtet worden.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Sehr selten (< 0,01%) wurde über Tinnitus und meist vorübergehende Hörverluste bzw. Taubheit nach Gabe von Erythromycin berichtet. Diese Störungen sind konzentrationsabhängig und treten eher bei Patienten mit stark eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion oder bei hoher Dosierung (4g Erythromycin pro Tag und mehr) auf.
Herzerkrankungen
Erythromycin kann das QT-Intervall verlängern. Erythromycin kann insbesondere bei Patienten, die ein verlängertes QT-Intervall im EKG haben, gefährliche ventrikuläre Arrhythmien (Torsades de pointes) und ventrikuläre Tachykardien hervorrufen. Diese kardialen Nebenwirkungen sollten besonders bei gleichzeitiger Gabe von potentiell pro-arrhythmogenen oder das QT-Intervall beeinflussenden Substanzen beachtet werden.
Psychiatrische Erkrankungen
Über vorübergehende zentralnervöse Störungen wie Verwirrtheitszustände, Krampfanfälle, Halluzinationen und Schwindel wurde berichtet.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Venöse Reizerscheinungen können bei der Infusion auftreten, sie sind jedoch im Allgemeinen vorübergehender Natur und können durch Verlangsamung der Infusionsgeschwindigkeit vermindert werden.
Weitere Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen treten bei einer Therapie mit Erythrocin-i.v. sehr selten (< 0,01%) auf:
-
Interstitielle Nephritis
-
Demaskierung bzw. Verschlimmerung des Krankheitsgeschehens bei Myasthenia gravis
Folgende sehr seltene (< 0,01%) Nebenwirkungen (nähere Erläuterungen zu diesen Nebenwirkungen siehe oben) können unter Umständen akut lebensbedrohlich sein:
Pseudomembranöse Kolitis
Hier muss eine Beendigung der Therapie mit Erythrocin-i.v. in Abhängigkeit von dem Grund der Arzneimittelanwendung (Indikation) erwogen und ggf. sofort eine angemessene Therapie eingeleitet (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist) werden. Arzneimittel, die die Darmperistaltik hemmen, dürfen nicht eingenommen werden.
Schwere akute Oberempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie)
Hier muss die Therapie mit Erythrocin-i.v. sofort abgebrochen werden und die entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Antihistaminika, Kortikosteroide, Sympathomimetika und ggf. Beatmung) eingeleitet werden.
4.9 Überdosierung
Bei einer geringen Überdosierung von Erythrocin-i.v. ist kaum mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen (s. aber bzgl. der Möglichkeit der Ototoxizität den Abschnitt 5.3 "Präklinische Daten zur Sicherheit"). Es können Magen-Darm-Störungen in Form von Magendrücken, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen, weichen Stühlen oder Durchfall auftreten.
Berichte über Vergiftungsfälle mit Erythromycin liegen bisher nicht vor. Es ist kein spezifisches Antidot bekannt.
Im Falle einer Überdosierung sollte die Behandlung mit Erythromycin abgebrochen, noch nicht resorbierter Arzneistoff sofort entfernt und weitere geeignete Maßnahmen sollten ergriffen werden.
Erythromycin kann nicht durch Peritoneal- oder Hämodialyse entfernt werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antibiotika zur systemischen Anwendung:
ATC Code: J01FA01
Wirkungsweise
Erythromycin gehört zur Gruppe der Makrolid-Antibiotika. Makrolid-Antibiotika sind durch einen makrozyklischen Laktonring charakterisiert. Erythromycin A, das der Hauptbestandteil der üblichen Handelspräparate ist, besteht aus einem 14-gliedrigen Laktonring und 2 Zuckern, einem neutralen Zucker (Cladinose) und einem Aminozucker (Desosamin). Erythromycin ist eine schwache Base. Mittels seiner Dimethylaminogruppe kann es mit Säuren Salze bilden. Die alkoholische Hydroxylgruppe in 2'-Stellung des Desosamins kann verestert werden, wie z. B. zu Erythromycinethylsuccinat und Erythromycinestolat.
Therapeutisch verwendet werden die Erythromycinbase, die Erythromycin-Ester Erythromycinethylsuccinat und Erythromycinpropionat (letzterer als Salz mit Laurylsulfonsäure unter dem Namen Erythromycinestolat), das in Wasser unlösliche Salz Erythromycinstearat (für die orale Anwendung) sowie die in Wasser löslichen Salze Erythromycinglucoheptonat und Erythromycinlactobionat (beide für die parenterale Applikation).
Bakteriologisch wirksam ist nur die freie Erythromycinbase. Sie hemmt die Proteinsynthese empfindlicher Keime durch Bindung an die bakterielle 50-S-Ribosomenuntereinheit dieser Keime und inhibiert dabei die Translokation der Aminoacyl-t-RNA.
Häufigster Resistenztyp
Der häufigste Resistenztyp ist von Land zu Land unterschiedlich. Der am häufigsten zu beobachtende Mechanismus in den meisten europäischen Ländern ist die plasmidvermittelte Fähigkeit des Erregers, die ribosomale RNA durch Methylierung zu verändern (erm-Resistenztyp). Dabei wird die Bindungsstelle von Erythromycin am bakteriellen Ribosom blockiert; dies resultiert in einem hohen Grad an Resistenz (Minimale Hemmkonzentration (MHK) > 64 µg/ml) und führt zu einer partiellen Kreuzresistenz mit anderen Makroliden und Lincosamiden (s. u.). Dieser Mechanismus wird sehr häufig bei Staphylokokken, weniger bei Streptokokken, aber auch bei Bacteroides fragilis, Clostridium perfringens, Corynebacterium diphtheriae, Listeria- und Legionella-Speziesbeobachtet. Es besteht zwischen Erythromycin und Lincomycin bzw. Clindamycin eine partielle Kreuzresistenz der Erreger.
Zweithäufigster Resistenztyp
Der zweithäufigste Typ der Makrolid-Resistenz in Europa ist der plasmid- oder transposonvermittelte Makrolid-Efflux (mef in Streptokokken, msr in Staphylokokken). Hierbei handelt es sich um ein Protein, das als Membranpumpe Erythromycin aus der Bakterienzelle herauspumpt. Dieser Resistenztyp ist nur gegenüber Makroliden wirksam und führt zu MHK-Werten von 1 - 32 µg/ml. Erworbener Makrolid-Efflux wurde bei Staphylokokken und Streptokokken nachgewiesen.
Seltener Resistenztyp
Diese Resistenz beruht auf einer Mutation, die zu einer Strukturveränderung an der bakteriellen 50-S-Ribosomenuntereinheit führt. Diese durch strukturelle Adaptation erworbene Resistenz (sekundäre Mutation) bedingt MHK-Werte für Erythromycin von 1 bis > 128 µg/ml. Dieser Resistenztyp wurde am häufigsten in klinischen Isolaten von Helicobacter pylori und Mycobacterium avium nachgewiesen. Er wurde selten bei S. pneumoniae und S. pyogenes beobachtet.
Zur Inaktivierung des Erythromycins bzw. zur Reduzierung der Penetrationsfähigkeit in die Bakterienzelle (entsprechend der natürlichen Resistenz bei Enterobacteriaceen) kann es durch eine Erythromycin-Esterase kommen (plasmidcodierter Resistenztyp). Hierbei handelt es sich um einen zweiten sehr seltenen Resistenztyp.
Hinweise
In einer vor kurzem in Deutschland durchgeführten Studie (Reinert et al., Chemotherapy 2004; 50:184-189) zeigte eine Analyse der Erythromycin-resistenten Stämme (n = 31) bezüglich der Resistenzmechanismen, dass für 12 (38,7%) erm(B) und für 19 (31,3%) mef(E) der zugrundeliegende Resistenztyp ist.
Eine breit gestreute Anwendung von Erythromycin bei Staphylokokken-Infektionen sollte aufgrund verbreiteter Resistenz insbesondere bei MRSA unterbleiben.
Die Anwendung von Erythromycin schon bei Verdacht auf Staphylokokken-Infektionen sollte wegen der relativ hohen Resistenzquoten nur nach Überprüfung der Sensitivität (Antibiogramm) erfolgen.
Wirkungsspektrum von Erythromycin
Bei dem nachfolgend aufgeführten Wirkungsspektrum von Erythromycin handelt es sich ausschließlich um In-vitro-Daten. Eine Aussage über die klinische Wirksamkeit des Wirkstoffes gegenüber den als sensitiv, intermediär bzw. resistent beurteilten Erregern ist damit nicht notwendigerweise verbunden.
Sensitivität
Es werden für die Erythromycinbase die nachfolgend aufgeführten vorläufigen minimalen inhibitorischen Konzentrationen (MIC) vorgeschlagen:
DIN/ISO 58 940 Breakpoints (in µg/ml) |
||
Empfindlich |
Intermediär |
Resistent |
≤1 |
2-4 |
>4 |
NCCLS Breakpoints (in µg/ml) |
|||
Mikroorganismus |
Empfindlich |
Intermediär |
Resistent |
Streptococcus spp. |
0,25 |
0,5 |
1 |
Staphylococcus spp. |
0,5 |
1-4 |
8 |
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation wünschenswert. Sollte aufgrund der lokalen Prävalenz der Resistenz die Anwendung von Erythromycin zumindest bei einigen Infektionen bedenklich erscheinen, sollte eine Beratung durch Experten angestrebt werden.
Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Erythromycin anzustreben.
Tabelle: Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland (Stand: 30.10.2006)
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Actinomyces israelio |
Corynebacterium diphtheriaeo |
Corynebacterium minutissimumo |
Streptococcus pyogenes1 |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Bordetella pertussiso |
Campylobacter jejuni |
Moraxelfa catarrhalis |
Anaerobe Mikroorganismen |
Propionibacterium acneso$ |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia trachomatiso |
Chlamydophila pneumoniaeo |
Legionelfa pneumophilao |
Mycoplasma pneumoniaeo |
Ureaplasma urealyticumo |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel) |
Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent)+ |
Streptococcus pneumoniae |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Haemophilus influenzae$ |
Neisseria gonorrhoeae |
Andere Mikroorganismen |
Treponema pallidum$ |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Escherichia coli |
Klebsielfa spp. und andere Enterobacteriaceae |
Pseudomonas aeruginosa und andere Gram-negative Non-Fermenter |
Andere Mikroorganismen |
Mycoplasma hominis |
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
1Resistenzrate in einigen Studien ≥ 10 %
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Das Salz Erythromycinlactobionat ist wasserlöslich und wird daher zur intravenösen Applikation verwendet. Im Blut erfolgt eine rasche Hydrolyse in die antimikrobiell wirksame Base Erythromycin und die Lactobionsäure.
Pharmakokinetische Zielgrößen nach konstanter 60-minütiger intravenöser Infusion von 1g Erythromycin in Form des Lactobionats:
Cmax(maximale Konzentration) 33,3 µg/ml
t1/2, (Halbwertszeit) 2,0 h
AUC (Fläche unter der Kurve) 71,8 mg - h/l
Proteinbindung
Die Bindung der Erythromycinbase an Plasmaprotein beträgt im therapeutischen Bereich etwa 60% bis 70%. Bei therapeutischen Konzentrationen ist die Erythromycin-Bindung an Albumin nicht sättigbar. Eine Besonderheit des Erythromycins liegt in der Bindung an saure Alpha-1-Glykoproteine.
Verteilung
Das scheinbare Verteilungsvolumen der Erythromycinbase beträgt 0,55 bis 0,77 l/kg und entspricht damit dem Gesamtkörperwasser. Erythromycin zeichnet sich durch eine gute Gewebegängigkeit aus. Hohe Konzentrationen werden in Leber und Pankreas sowie in Pleura-, Peritoneal- und Synovialflüssigkeit, in Prostatasekret und -gewebe sowie in nahezu allen Körpergeweben mit Ausnahme des Gehirns und der Cerebrospinalflüssigkeit erreicht. Erythromycin wird in verschiedenen Zellen angereichert, z. B. in Erythrozyten, Makrophagen und Leukozyten. Die Erythromycin-Konzentrationen im Vollblut sind daher höher als die Plasmakonzentrationen. Erythromycin passiert die Plazenta. Die Angaben über die Serumkonzentrationen im foetalen Blut sind sehr unterschiedlich und reichen von 2 bis 20% derjenigen im mütterlichen Blut. Erythromycin erreicht in der Muttermilch Konzentrationen bis über 5 mg/l.
Metabolismus
Lebermikrosomen (Multienzymsytem P450 3A4) vermögen die N-Methylgruppen oxidativ abzuspalten. Genaue Untersuchungen am Menschen liegen nicht vor, doch ist anzunehmen, dass ein Teil (bis zu 50%) des Erythromycins demethyliert wird. N-Desmethyl- Erythromycin besitzt weniger als 20% der antimikrobiellen Wirkung der Muttersubstanz. Bei zahlreichen anderen Substanzen verhindert Erythromycin die durch das Multienzymsytem P450 3A katalysierte Oxidation.
Exkretion
Erythromycin wird in der Leber angereichert und Ober die Galle ausgeschieden. Ein beträchtlicher Prozentsatz (mehr als 50% einer oral verabreichten Dosis) wird so mit den Faeces ausgeschieden. Dieses betrifft sowohl die biliäre Exkretion als auch den nichtresorbierten Wirkstoff. Von der aktiven Form werden etwa 2,5% einer oralen und 12 - 15% einer intravenösen Dosis über die Niere durch glomeruläre Filtration ausgeschieden, während die Ausscheidungsquote des unveränderten Esters über die Niere etwa 5 - 10% beträgt. Daten zur Ausscheidung der Metabolite liegen nicht vor.
Die Halbwertzeit der Erythromycinbase im Serum beträgt etwa 1 bis 2 Stunden. Bei schweren Leberschäden und bei starker Niereninsuffizienz ist die Halbwertzeit verlängert. Die Frage, ob bei stark eingeschränkter Nierenfunktion eine Dosisanpassung erforderlich sei, wird unterschiedlich beantwortet, obwohl die Halbwertzeit bei eingeschränkter Nierenfunktion verlängert ist. Im Allgemeinen wird empfohlen, bei solchen Patienten eine Tagesdosis von 2 g Erythromycin nicht zu überschreiten.
Bioverfügbarkeit
100%
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die akute und chronische orale Toxizität von Erythromycin ist gering.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Langzeitstudien über 2 Jahre an Ratten mit oraler Gabe von bis zu 400 mg Erythromycinstearat pro kg Körpergewicht (KG) täglich bzw. an Mäusen mit Tagesdosen von bis zu 500 mg/kg KG erbrachten keine Hinweise auf eine tumorerzeugende Wirkung.
Mutagenitätsstudien zeigten keinerlei genotoxisches Potential. Es gab keine erkennbaren Effekte auf die Fruchtbarkeit männlicher oder weiblicher Ratten, die mit oralen Tagesdosen von bis zu 700 mg Erythromycinbase pro kg KG behandelt worden waren.
Reproduktionstoxizität
Es gibt keine Hinweise auf Teratogenität oder andere unerwünschte Effekte auf die Fortpflanzung weiblicher Ratten nach oraler Gabe von 350 mg/kg Körpergewicht (KG) Erythromycinbase pro Tag (entspricht dem Siebenfachen der Dosierung beim Menschen) vor und während der Paarungsphase, während der Trächtigkeit und während der Entwöhnung.
Oral verabreichte Erythromcinbase ließ bei Tagesdosen von 700 mg/kg KG (entspricht dem Vierzehnfachen der Dosierung beim Menschen) bei trächtigen Ratten und Mäusen bzw. 125 mg/kg KG (entspricht dem Zweieinhalbfachen der Dosierung beim Menschen) bei trächtigen Kaninchen keine Hinweise auf Teratogenität oder Embryotoxizität erkennen.
Wurden weibliche Ratten vor und während der Paarungsphase, während der Tragzeit und der Laktation Tagesdosen von 700 mg Erythromycinbase pro kg KG oral verabreicht, so war das Geburtsgewicht des Nachwuchses leicht vermindert. Zum Zeitpunkt der Entwöhnung entsprach das Gewicht dieser Nachkommen dem der Kontrolltiere. Bei dieser Dosierung gab es keine Hinweise auf Teratogenität oder sonstige Effekte auf die Fortpflanzung.
Wurde die Dosierung von 700 mg/kg KG pro Tag (entspricht dem Vierzehnfachen der Dosierung beim Menschen) in den späten Phasen der Tragzeit bzw. während der Laktation gegeben, führte dies nicht zu unerwünschten Effekten auf Geburtsgewicht, Wachstum und Überleben der Nachkommen.
Die Plazentagängigkeit von Erythromycin ist gering. Im Nabelschnurblut werden Konzentrationen von 6% - 20% der entsprechenden mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht.
In der Muttermilch werden etwa 50% der entsprechenden Erythromycin-Serumkonzentrationen erreicht. Nach einer oralen Einmaldosis von 2 g liegen die Erythromycin-Konzentrationen in der Muttermilch bei 1,6 - 3,2 µg/ml. Unter Berücksichtigung der altersgemäßen Trinkmenge von 450 ml bis 800 ml würde dem Säugling eine Tagesdosis von ca. 1,5 - 2,6 mg zugeführt, entsprechend etwa 0,4 - 0,5mg/kgKörpergewicht.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Stickstoff als Schutzgas
6.2 Inkompatibilitäten
Erythromycinlactobionat in Lösung verträgt sich - hauptsächlich aufgrund von pH-Verschiebungen - nicht mit ß-Lactam-Antibiotika, Aminoglykosiden, Tetrazyklinen, Chloramphenicol, Colistin, Aminophyllin, Barbituraten, Diphenylhydantoin, Heparin, Phenothiazinen, Riboflavin (Vitamin B2), Vitamin B6und Vitamin C. Erythrocin-i.v. darf daher nicht mit den genannten Wirkstoffen in einer Infusionslösung gemischt werden.
Der Zusatz anderer Lösungen, die den Bereich von pH 6 - 8 verändern, vermindert die Stabilität von Erythromycinlactobionat.
Achtung:Natriumchlorid-Lösungen oder andere Lösungen, die anorganische Salze enthalten, dürfen nicht zur Herstellung der Stammlösung (siehe 6.6. "Hinweise für Anwendung") verwendet werden, da es zu einer Ausfällung kommen kann.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Erythrocin-i. v. 500 mg:
Die Dauer der Haltbarkeit im unversehrten Behältnis beträgt 3 Jahre.
Erythrocin-i. v. 1,0 g:
Die Dauer der Haltbarkeit im unversehrten Behältnis beträgt 2 Jahre.
Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf dem Etikett und dem Umkarton nach „Verwendbar bis“ angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwenden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des Monats.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Erythrocin-i. v. 500 mg:
Packung mit 1 Durchstechflasche mit 744 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (N1)
Klinikpackung mit 10 Durchstechflaschen mit je 744 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
Erythrocin-i. v. 1,0 g:
Packung mit 1 Durchstechflasche mit 1492,5 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (N1)
Klinikpackung mit 10 Durchstechflaschen mit je 1492,5 mg Pulver zur Herstellung einer Infusions-lösung
6.6 Hinweise für die Handhabung
Anleitung zur Herstellung einer Infusionslösung
Erythrocin-i. v. 500 mg:
Zubereitung der Stammlösung (2,5%ig):
In die Durchstechflasche sind 20 ml Wasser für Injektionszwecke (siehe auch unter 6.2 "Inkompatibilitäten") einzubringen (entspricht einer Erythromycin-Konzentration von 25 mg/ml = 2,5%).
Diese Stammlösung darf unter keinen Umständen als Bolusinjektion appliziert werden.
Zubereitung der Infusionslösung:
Zur weiteren Verdünnung soll isotonische Natriumchlorid-Lösung verwendet werden. Um die Infusionslösung zuzubereiten, füllt man die Stammlösung mit isotonischer Natriumchlorid-Lösung (siehe auch unter 6.2 "Inkompatibilitäten") auf 100 ml auf. Dies entspricht einer Wirkstoffkonzentration von ca. 0,5%. Zur Vermeidung venöser Reizerscheinungen sollten keine Konzentrationen über 1% verwendet werden.
Bei Verwendung von 5%iger Glucose-Lösung empfiehlt sich die Einstellung des pH-Wertes mit Natriumhydrogencarbonat auf 7.
Aufbewahrungshinweise Erythrocin-i.v. 500 mg:
Die chemische und physikalische Stabilität wurde für die 2,5%ige Stammlösung für bis zu 2 Wochen bei 5°C (Kühlschrank) sowie für bis zu 24 Stunden bei 25°C (Raumtemperatur) nachgewiesen.
Die chemische Stabilität wurde für die gebrauchsfertige Infusionslösung für bis zu 8 Stunden bei 25°C (Raumtemperatur) nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollten sowohl die 2,5%ige Stammlösung als auch die gebrauchsfertige Infusionslösung unmittelbar nach ihrer Herstellung verwendet werden.
Wenn die Zubereitungen nicht sofort eingesetzt werden, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
Sofern die Herstellung der Zubereitungen nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, sollten die 2,5%ige Stammlösung nicht länger als 24 Stunden und die gebrauchsfertige Infusionslösung nicht länger als 6 Stunden bei jeweils 2 bis 8°C aufbewahrt werden.
Erythrocin-i.v. 1,0 g:
Zubereitung der Stammlösung (5%ig):
In die Durchstechflasche sind 20 ml Wasser für Injektionszwecke (siehe auch unter 6.2 "Inkompatibilitäten") einzubringen (entspricht einer Erythromycin-Konzentration von 50 mg/ml = 5%).
Diese Stammlösung darf unter keinen Umständen als Bolusinjektion appliziert werden.
Zubereitung der Infusionslösung:
Zur weiteren Verdünnung wird isotonische Natriumchlorid-Lösung empfohlen. Um die Infusionslösung zuzubereiten, füllt man die Stammlösung mit isotonischer Natriumchlorid-Lösung (siehe auch unter 6.2 "Inkompatibilitäten") auf 250 bzw. 500 ml auf. Dies entspricht einer Wirkstoffkonzentration von ca. 0,4 bzw. 0,2%. Zur Vermeidung venöser Reizerscheinungen sollten Konzentrationen von über 1% nicht verwendet werden.
Aufbewahrungshinweis Erythrocin-i.v. 1,0 g:
Die chemische und physikalische Stabilität wurde für die 5%ige Stammlösung für bis zu 2 Wochen bei 5°C (Kühlschrank) sowie für bis zu 24 Stunden bei 25°C (Raumtemperatur) nachgewiesen.
Die chemische Stabilität wurde für die gebrauchsfertige Infusionslösung für bis zu 8 Stunden bei 25°C (Raumtemperatur) nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollten sowohl die 5%ige Stammlösung als auch die gebrauchsfertige Infusionslösung unmittelbar nach ihrer Herstellung verwendet werden.
Wenn die Zubereitungen nicht sofort eingesetzt werden, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
Sofern die Herstellung der Zubereitungen nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, sollten die 5%ige Stammlösung nicht länger als 24 Stunden und die gebrauchsfertige Infusionslösung nicht länger als 6 Stunden bei jeweils 2 bis 8°C aufbewahrt werden.
7. Inhaber der Zulassung
Amdipharm Ltd
3 Burlington Road
Dublin 4
Irland
Tel. Deutschland: 02129 53015-9101
8. Zulassungsnummern
Erythrocin-i. v. 500 mg: 7663.00.00
Erythrocin-i.v. 1,0 g: 6262208.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
Erythrocin-i.v. 500 mg: 22.12.1986
Erythrocin-i.v. 1,0 g: 08.04.2005
10. Stand der Information
März 2008
11. Verschreibungspflichtig/Apothekenpflichtig
Verschreibungspflichtig
AM-ER-IV-1000-FI-1.0
AM-ER-IV-500-FI-1.0
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